auch Kunstspiele Pan, ab 1923 auch: Pan-Spiele

Einer Zeitungsmeldung zufolge wurden die Kunstspiele als Kleinkunst-Kabarett mit dezidiert (gesellschafts)politischer Ausrichtung Anfang März 1919 im Haus Riemergasse 11 in Wien eingerichtet. Das Leitungskollegium bestand aus Gabriel Lax, Béla Laszky (zuständig für das Musikalische), Wilhelm Sterk (Regie) und Alexander Rotter (Organisation, Finanzen). Bereits Ende Mai wurde es ‚sozialisiert‘, d.h. der Direktor (Lax) seiner Befugnisse enthoben und ein Theaterrat gebildet, bestehend aus Laszky, Sterk, Weran und Etlinger.

Zu den ersten Veranstaltungsangeboten zählten u.a. ein Politischer Bilderbogen 1866-1919 (Juni), das Komikerduo G. Müller/K. Etlinger mit Pi-Ti-Pinq (Sept.), Musikaufführungen durch die Pianistin Mizzi Klima, diverse Gastauftritte u.a.m. Ende Juli wurde für die Saison 1919-20 ein interessantes Programm angekündigt, das u.a. den Einakter Der Faun von H. Bahr, Weltgeschichte von F. Grünbaum, Zeitungsausschnitte von G.B. Shaw, Stücke von R. Scheu in Aussicht stellte, Programmpunkte, deren Zustandekommen jedoch nicht belegt ist. Am 16.12. 1919 übernahm ein neues Direktionskonsortium die Führung (E. Dukesz, B. Patek, E. Fritz), v.a. um die offenbar prekären Raumbedingungen (Heizung) zu verbessern, sodass bereits Ende Dez. ein neues Programm (Zeitvertreib/ Ein gefährlicher Herr) angeboten werden konnte. Der Akzent verschob sich einerseits auf zeitgenössische U-Musik (Chansons), auf Tanzdarbietungen, u.a. durch die Operettenschauspielerin Louise Kartousch, andererseits auf Kurzopern (z.B. Ein Narr der Liebe von B. Laszky) sowie auf verschiedene Sketch-Formen. U.a. kam dabei Der Seelenverkäufer von F. Dörmann zur Aufführung.

In: Neues Wiener Journal, 27.12.1919, S. 13

Ab 1.5. 1920 firmierte Harry Weininger als Direktor, der die Sketch-Schiene weiter stärkte, etwa durch 60 Grad unter Null von Leopoldine Konstantin (die zuvor schon auf großen Bühnen, im Stummfilm und nach 1918 auch im Chat noir Erfolge feiern konnte) oder durch Sketches des Schauspielers und Komikers M. Brod (nicht zu verwechseln mit dem Schriftsteller M.B.). 1921 standen wieder vorwiegend Sketches auf dem Programm (u.a. Um eine Lücke auszufüllen von Sil-Vara, Kabarett Größenwahn, das die gleichnamige Berliner Einrichtung imitierte), Musik-Virtuosinnen sowie einaktige Operetten, z.B. Nathan der Kluge von E. Wengraf. Im Dez. 1921 trat u.a. auch K. Farkas im Pan auf. Das Folgejahr brachte keine großen Änderungen im Programmangebot, dagegen aber Turbulenzen auf der Leitungsebene, die 1923 auch in gerichtsanhängige Klagen durch den bereits 1920 abgesetzten ehem. Dir. Patek führten. Im Sept. 1923 wurde der Pan schließlich durch die exilruss. Kleinkunsttruppe ›Der blaue Vogel‹ erworben, der die Räume daraufhin nutzte (die Dauer ist nicht bekannt). Ab 1925-26 wurden die Künstlerspiele auch von externen Organisationen genutzt, z.B. vom Mädchenklub Mirjam, für den z.B. Martha (Myriam) Schnabel-Hoeflich im Dez. 1926 einen Rezitationsabend gab, begleitet von der Tänzerin Trude Krause (Die Stunde, 11.12.1926) oder 1927 von der neugegr. Kleinkunstbühne Der Faun (AZ, 3.9. 1927).

1929-34 wurden die Räumlichkeiten durch die Kinogemeinde der Zs. Mein Film für diverse Veranstaltungen genutzt, 1932 gab es dort auch Vorträge der sozialdemokr. zionist. Organisation ›Poale Zion-Hitachduth‹, 1934 eine Theatervorführung von Klabunds X,Y,Z durch eine Theatergruppe unter dem Namen ›Die Fünfer-Truppe‹.


Quellen und Dokumente

Künstlerspiele Pan. Gründungsbericht. In: Wiener Sporttageblatt, 13.3.1919, S.4; Sozialisierung der Künstlerspiele. In: Neues Wiener Tagblatt, 30.5.1919, S. 26; Programmvorschau Saison 1919-20. In: NWJ, 30.7.1919, S.10; Veranstaltungsannonce Dez. 1919. In: NWJ, 27.12.1919, S. 13; Programmvorschau März 1920. In: NWJ, 3.3.1920, S. 8; Übernahme durch den Blauen Vogel. In: Der Tag, 12.9.1923, S. 7; Rezitationsabend Schnabel-Hoeflich. In: Die Stunde, 11.12.1926, S. 7; Kinogemeinde in den Kunstspielen. In: Mein Film, H. 205/1929, S.2. Klabunds XYZ in den Künstlerspiele-Räumen. In: Kleine Volkszeitung, 11.7.1934, S. 11.

(PHK)

Kunstschau: Die Kunstschau wurde erstmals 1908 (1.6.-16.11.) aus Anlass des 60jährigen Thronjubiläums von Ks. Franz Joseph in Wien auf Initiative von G. Klimt und J. Hoffmann als Kunst- und Kunstgewerbeausstellung unter Beteiligung der sog. Klimt-Gruppe (C. Moll, O. Kokoschka, A. Hölzl, M. Oppenheimer u.a.) abgehalten. Bis 1930 wurden die Kunstschau-Ausstellungen vorwiegend durch den Bund österreichischer Künstler-Kunstschau organisiert und durchgeführt, 1930 z.B. als Gedächtnisausstellung für den gerade verstorbenen Anton Faistauer.

Materialien und Quellen:

Eintrag bei Wien-Geschichte: hier.

Agnes Husslein-Arco, Alfred Weidinger (Hgg.): Gustav Klimt und die Kunstschau 1908. München: Prestel 2008.

(PHK, work in progress)

(in preparation)

Am 15. Juli 1932 wurde in Lausanne nach langwierigen Verhandlungen und dem aufgedeckten Versuch österreichischer Regierungsvertreter, mit dem Deutschen Reich gegen die Bestimmungen der Genfer Protokolle von 1922 eine zumindest informelle Zollunion auszuhandeln, was sofort Einspruch und Proteste v.a. Frankreichs, der Tschechoslowakei aber auch Englands hervorrief, die Völkerbundanleihe in der Höhe von 300 Mio Schilling (Gegenwert 2024: ) zur Abdeckung von dringenden Auslandsschulden und der Bedienung ebf. dringender anderer Verbindlichkeiten (z.B. bei den Bundesbahnen) gewährt. Garantiemächte waren Großbritannien, Frankreich, Italien und Belgien, der kontrollierende Kommissar kam aus den Niederlanden.

Materialien und Quellen:

Eintrag im HdGÖ;

Peter Berger: Im Schatten der Diktatur: die Finanzdiplomatie des Vertreters des Völkerbundes in Österreich, Meinoud Marinus Rost van Tonningen 1931–1936. Wien: Böhlau 2000, S. 244-246; Walter M. Iber: „Rettungsschirm“ für Österreich: Die Völkerbundanleihen. In: Beitr. zur Rechtsgeschichte Österreichs 2019, S. 384-396.

(PHK, in preparation)

1892 gegründeter, nach Papst Leo XIII. benannter Verein, dessen Zweck und Ziel die Förderung von Wissenschaft und Kunst auf katholischer Basis war. Gegründet wurde sie durch den Historiker und Politiker Joseph Alexander v. Helfert sowie dem Priester und Moraltheologen Franz Martin Schindler.

Materialien und Quellen:

Eintrag bei zeno.org

(in preparation)

Das Linzer Programm (LP) wurde im Rahmen des Parteitages der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei am 3. November 1926 beschlossen. Es gilt als eines der zentralen Dokumente einer auf den Ideen von Karl Marx fußenden politisch-philosophischen Bewegung, die unter der Bezeichnung „Austromarxismus“ um 1900 angesichts der sich verschärfenden sozialen wie nationalen Konflikte in der Habsburgermonarchie  einerseits und des Aufstiegs der Sozialdemokratie zu einer zentralen politisch-kulturellen Größe andererseits ihren Ausgang genommen hat. Von Beginn an trafen dabei Vorstellungen einer proletarischen Revolution und sozialdemokratische Reformkonzepte aufeinander, die v.a. nach 1918 im Zuge der vielfältigen gesellschaftlich-sozialen Umbruchs- und Krisenerfahrungen neue Relevanz gewannen. In der Ersten Republik war Otto Bauer der prominenteste Vertreter eines Versuchs der Zusammenführung dieser beider Positionen. 

Im Bewusstsein, dass das aus dem Jahre 1901 stammende Parteiprogramm („Wiener Programm“) für die bevorstehenden Nationalratswahlen von 1927 erneuert werden müsse, hatte daher der sozialdemokratische Parteivorstand auf Betreiben Bauers 1924 mit inhaltlichen Vorarbeiten innerhalb thematisch gegliederter Kommissionen begonnen. Die Ergebnisse wurden ab Mai 1926 in der engeren Programmkommission zusammengeführt, der neben Bauer u.a. auch Robert Danneberg, Wilhelm Ellenbogen, Karl Renner, Max Adler, Otto Deutsch und Adelheid Popp angehörten. Das fertige Programm wurde von Bauer, der wesentlichen Einfluss auf die inhaltliche Ausgestaltung genommen hatte und zu diesem Zeitpunkt am Zenit seines parteiinternen Einflusses in der SDAP stand, in einer flammende Rede vor dem versammelten Parteitag im Linzer Volksgartensaal präsentiert. Dabei betonte er die Notwendigkeit, der Partei als „Vorkämpferin des ganzen arbeitenden Volkes“ auch neue Zielgruppen im kleinbürgerlichen, bäuerlichen und intellektuellen Milieu zu erschließen.

Das LP stellte in seinen Grundsätzen einen Kompromiss zwischen dem gemäßigten rechten und dem radikal ausgerichteten linken Flügel der Partei dar und sollte dazu dienen, gleichermaßen nach innen wie außen Stärke und Entschlossenheit zu demonstrieren. Neben klassischen sozialdemokratischen Themen wie Sozialpolitik, Schulwesen, Frauenfragen, Kulturpolitik, Internationalismus etc. dominiert vor allem die Forderung nach einem demokratisch legitimierten Sturz des kapitalistischen Systems samt Errichtung einer proletarischen Herrschaft, letzteres jedoch nicht primär in Form einer Diktatur.  Der geradezu „literarisch durchkomponierte Text“ (Hanisch, S. 234) weist in seinen ersten drei Teilen einen klassischen dialektischen Dreischritt von These, Antithese und Synthese aus. Punkt eins, Der Kapitalismus, prangert die kapitalistische Gesellschaftsordnung an und definiert ‚Täter‘ und ‚Opfer‘, während Punkt zwei, Der Klassenkampf, in antithetischer Form auf die bisherigen staatspolitischen Errungenschaften des Sozialismus in Österreich hinweist, um anschließend die prozesshafte Formierung der beiden Lager – Arbeit und Kapital – zu thematisieren. Die in Punkt drei, Der Kampf um die Staatsmacht, formulierte Synthese versteht schließlich den Klassenkampf als probates Mittel, um auf dem Wege der demokratisch errungenen Mehrheit „dem Großkapital und dem Großgrundbesitz die in ihrem Eigentum konzentrierten Produktions- und Tauschmittel zu entreißen“ (LP) und unter Berufung auf den notwendigen historischen Fortschritt eine neue Gesellschaftsordnung zu etablieren.

Die über weite Abschnitte gepflogene Klassenkampf-Rhetorik des LP hatte zweifelsohne tiefgreifende Auswirkungen auf die realpolitische Entwicklung innerhalb der Ersten Republik. So steht dem klaren Bekenntnis zur parlamentarischen Demokratie die wiederholte Verwendung des Begriffes „Diktatur“ gegenüber, die noch im Rahmen des Parteitags Gegenstand lebhafter Debatten zwischen Bauer, Max Adler, Renner und Ellenbogen geworden war. Wenngleich im wissenschaftlich-marxistischen Wortsinne als „Diktatur des Proletariats“, also eine „innerhalb der demokratischen Gesellschaftsordnung ausgeübte Hegemonie des Proletariats“ gemeint (Sailer-Wlasits, S. 99), war der Begriff bereits durch die bolschewistische Praxis der Diktatur ideologisch wie realpolitisch aufgeladen. Er trug in den folgenden Jahren nicht unwesentlich zur Verunsicherung des bürgerlichen Lagers und damit zur Eskalation des soziopolitischen Klimas in der Ersten Republik bei.

Die im Linzer Programm ebenfalls verankerte Forderung nach einem Anschluss Österreichs an Deutschland wurde nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 gestrichen.


Literatur

Ernst Hanisch, Der große Illusionist. Otto Bauer (1881-1938), Wien, Köln, Weimar 2011; Robert Kriechbaumer, Die großen Erzählungen der Politik: Politische Kultur und Parteien in Österreich von der Jahrhundertwende bis 1945, Wien, Köln, Weimar 2001, bes. S. 100-111; Anton Pelinka, Alfred Pfabigan, Michael Potacs, Georg Rundel (Hg.), Zwischen Austromarxismus und Katholizismus. Festschrift für Norbert Leser, Wien 1993; Paul Sailer-Wlasits, Vom Wort zur Tat – Politische Sprache und Gewalt. In: Norbert Leser/Ders., 1927. Als die Republik brannte: Von Schattendorf bis Wien, Wien, Klosterneuburg 2001, S. 93-114; Protokoll des sozialdemokratischen Parteitages 1926, abgehalten in Linz vom 30. Oktober bis 3. November 1926, Wien 1926; Eintrag bei rotbewegt.at über das Linzer Programm; Eintrag bei dasrotewien.at über das Linzer Programm.

Quellen und Dokumente

Volltext des Linzer Programms [Online verfügbar]; N. Bucharin, Das neue Programm der österreichischen Sozialdemokratie. In: Die Rote Fahne, 24.9.1926, S. 1f; Max Adler, Zur Diskussion des neuen Parteiprogramms. In: Der Kampf 11 (1926), S. 490-498; Wilhelm Ellenbogen, Der Linzer Parteitag. In: Der Kampf 12 (1926), S. 513-517; Der Parteitag des Parteiprogramms. In: AZ, 4.11.1926, S. 1f; Der Schluss des Parteitages. Die Rede von Karl Seitz. In: AZ, 5.11.1926, S. 4f;

(MK)

Der zunächst unter dem Namen Literarische Vertriebs- und Propaganda Gesellschaft m.b.H im Zuge einer Versammlung am 28.7.1919 sowie eines Gesellschaftsvertrags gegründete Verlag wurde maßgeblich von den Brüdern Erwin und Robert Müller geprägt. Erwin Müller, der auch selbst eine Sacheinlage einbrachte, wurde im August 1919 zum ersten Geschäftsführer bestellt, Robert Müller, der keine Einlage mitbrachte, zum zweiten.

Sitz der Gesellschaft war Wien 1, Tuchlauben 11, als Zweck wurde die Organisation des Zeitschriftenvertriebs angegeben; die Eintragung in das Wiener Handelsregister erfolgte am 26.8. 1919. Seit 1920 bestanden Geschäfts- und persönliche Beziehungen mit dem Zeitungsbureau Goldschmiedt (gegr. 1877 in Wien, 1918 das größte in der k.k. Monarchie), in das 1921 die Brüder E. und R. Müller als Geschäftsführer eintraten. Im Juli 1920 erfolgte im Zuge einer bedeutenden Erhöhung des Stammkapitals (von 120.000 Kr. Auf 1,5 Mio Kr.) die Umbenennung der Gesellschaft in ›Literaria. Literarische Vertriebs- und Propaganda Ges.m.b.H.‹ und damit eine Weichenstellung in Richtung literar. Großkonzern bzw. Holding (M. Hall), nicht zuletzt mit der Deutschen Bodenbank als verdecktem Mitgesellschafter. Die Expansionsvorhaben liefen gut an, die Literaria übernahm die Vertretung von zahlreichen deutschen Verlagen in Österreich, 1923 rund 60, und eröffnete Filialen in Budapest, Prag und Zagreb, allein der Geschäftsgang blieb hinter den Erwartungen. Im Verein mit der einsetzenden, dann galoppierenden Inflation wurden schon 1922 bedeutende Schulden angehäuft. Auch die Zs. Die Muskete, deren Geschäftsführer E. und  R. Müller waren, wurde 1922 der Literaria Ges.m.b.H. eingegliedert.

Das literarisch-belletristische Programm konnte ebenfalls erst ab Ende 1922 in Angriff genommen und nur im Ansatz umgesetzt werden. Am Beginn stand eine Biographie über den Schauspieler Alexander Moissi von Ludwig Ullmann (in Kooperation mit dem H. Goldschmiedt Verlag); ihm folgten Paul Stefans Max Reinhardt. Eines Künstlers Heimweg nach Wien sowie drei kunstgeschichtliche Bände von Fritz Karpfen zur Gegenwartskunst (Russland, Skandinavien, Österreich). Als letztes Werk ist Der brennende Mensch. Aus den Tagebüchern Anton Hanaks von L.W. Rochowanski zu nennen (1923) sowie einige Kataloge und Almanache, darunter der prominent bestückte Künstlerhilfe-Almanach (1924). Weitere sechs angekündigte Titel (darunter von R. A. Bermann u. A. Gütersloh) konnten nicht mehr erscheinen, weil der Literaria Verlag 1924 de facto zahlungs- und handlungsunfähig geworden ist. Ein Teil dieser Titel schien dann im neugegründeten Atlantis-Verlagsprospekt auf, der wiederum von R. Müller gegründet, aber aufgrund seines Freitods am 27. 8. 1924  nur den Roman Wieder wandelt Behemot von E. Colerus  realisieren konnte. Mit Dezember 1924 hatte auch die Verlagsholding Literaria einen Verlust von 400 Mio Kronen angesammelt, weshalb 1925 in einer Gesellschafterversammlung die Auflösung beschlossen wurde, die jedoch erst 1927, nach mehrmaligem Wechsel der Anteilsverhältnisse und der Bankbeteiligungen abgewickelt werden konnte.


Quellen und Dokumente

Ankündigung zu Fritz Karpfen: Österreichische Gegenwartskunst. In: Die Muskete, 1.2.1923, S. III, Vorabdruck von Richard A. Bermanns Roman Das Bad der Dschehenara Begum. In: Die Muskete, 20.3.1923, S. IIIf., Ankündigung eines Künstlerhilfe-Almanachs. In: Anzeiger für den Buch-, Kunst- und Musikalienhandel, 29.4.1924, S. 414.

Literatur

A.A. Wallas: Zeitschriften und Anthologien des Expressionismus in Österreich. Eine analytische Bibliographie. München 1995, Bd1, 50-51; E. Fischer: Ein doppelt versuchtes Leben. Der Verlagsdirektor Robert Müller und sein Roman ‚Der Philibustier‘ [1980]. In: G. Helmes, H. Kreuzer (Hgg.): Expressionismus, Aktivismus, Exotismus. Studien zum literarischen Werk Robert Müllers. Paderborn 2012, 189-219, bes. 199-203, Murray G. Hall: Österreichische Verlagsgeschichte 1918-1938, Bd. 2: Belletristische Verlage der Ersten Republik; Wien u.a. 1995 (Online verfügbar).

(PHK)

work in progress

Der Löwit-Verlag wurde 1883 mit Firmensitz in der Wiener Rotenturmstraße 22 von Richard Löwit (1854-1908) registriert. Nach dem Tod des Gründers ging er zunächst an seine Witwe Karoline und später an Leopold Misner über. 1914 trat Löwits Schwiegersohn, der galizisische Jude Mayer Präger (1889-1942), nach dem Germanistikstudium an der Universität Wien und der Lehre bei F. Tempsky und A. Mejstrik als Gesellschafter ein und führte den Verlag fortan, ab 1920 als Alleininhaber. Eine rege Verlagstätigkeit ist vor allem bis Anfang der Zwanzigerjahre zu verzeichnen, zwischen 1916 und 1922 existierte eine Zweigniederlassung des Verlags in Berlin. Löwit übernahm auch die Wiener Vertretung einiger Verlage und lieferte so fünf Romane Hugo Bettauers aus. Nach dem Zusammenbruch des Gloriette-Verlags wurde Präger 1924 Bettauers Verleger und produzierte seinen letzten Roman Das entfesselte Wien. Ende der Zwanzigerjahre konzentrierte sich Präger vorrangig auf Buchhandel und Antiquariat und war zudem am Berliner Erich-Reiss-Verlag beteiligt. Wurde 1933 noch eine Zweigniederlassung in Leipzig eröffnet, war der Löwit-Verlag 1938 aufgrund der veränderten politischen Situation auch in Wien zur Schließung gezwungen. Nach dem „Anschluss“ rasch unter kommissarische Leitung gestellt, wurde der Verlagsbetrieb eingestellt und Löwit im Juli 1939 aus dem Register gelöscht. Präger wurde noch 1938 verhaftet und wohl 1942 in Auschwitz ermordet.

Die Einstellung durch die nationalsozialistischen Machthaber ist zuallererst durch die inhaltliche Ausrichtung des Verlags zu erklären. So wurden als selbständige Publikationen nahezu ausschließlich Werke zu Themen des Judentums bzw. von jüdischen Autor/innen veröffentlicht, u.a. von Otto Abeles, Siegfried Bernfeld, Joseph Samuel Bloch, Nathan Birnbaum, Max Brod, Hans Margulies und Josef Popper-Lynkeus. Ab 1916 erschienen bei Löwit die Zeitschrift Jerubaal und vier Jahrgänge der von Martin Buber gegründeten und herausgegebenen Zeitschrift Der Jude, die im Jüdischen Verlag in Berlin weitergeführt wurde, in Tagen der öffentlichen Ressentiments gegenüber ostjüdischen Flüchtlingen in Wien wurden zudem u.a. die Flugschriften zur Aufklärung über ostjüdische Fragen, Heinrich Graetz dreibändige Volkstümliche Geschichte der Juden, die von Alfons Petzold rezensierte Sammlung Meir Wieners Die Lyrik der Kabbalah (beide 1919) und mit Jüdisches Elend in Wien (1920) ein Reportageband des jungen Bruno Frei publiziert. Ergänzt wurde das Programm durch Humoristika, darunter die von Präger und Siegfried Schmitz edierten Jüdischen Schwänke, aber auch eine Serie von Bändchen, die teilweise mit dem Impressum „Nestroy-Verlag“ erschienen. Darunter befanden sich u.a. Arbeiten von Beda, Hermann Drawe, Fritz Grünbaum, Ralph Benatzky und Homunkulus (d.i. Robert Weil).


Quellen und Dokumente

Die Juden in der Bukowina. In: Jüdische Korrespondenz, 24.1.1918, S. 7, Sigmund Mayer: Die Wiener Juden. In: Jüdische Korrespondenz, 24.1.1918, S. 5, Alfons Petzold: Neue Lyrik. In: Wiener Zeitung, 16.1.1921, S. 2f., Inserat zu Werken von Hugo Bettauer. In: Anzeiger für den Buch-, Kunst- und Musikalienhandel, 11.1.1924, S. 20, Die Lehren des Judentums. In: Die Stimme, 19.3.1937, S. 4, Jüdische Buchausstellung. In: Die Stimme, 30.7.1937, S. 10.

Literatur

Eintrag bei Murray G. Hall: (Online verfügbar), Fritz Hackert, Rainer-Joachim Siegel: „immerhin ein Sozialismus, der Nationalsozialismus eben“: Juden auf Wanderschaft, Joseph Roths Korrekturen und Ergänzungen für eine zweite Auflage. In: Stéphane Pesnel u.a. (Hg.): Joseph Roth – Städtebilder, S. 299ff. (2016), Rahel Rosa Neubauer: Ein Wien-Prager Netzwerk. Max Mayer Präger, Siegfried Bernfeld und die Prager KulturzionistInnen. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich (2009), H. 2, S. 69–72.

(ME)

Ungarische Avantgarde-Zeitschrift (1916-1926, davon ab 1920 in Wien erschienen)

Materialien und Quellen:

Júlia Szabó: Die Zeitschrift Ma und Wien. In: Acta bibl. univ. Szeged;

In Vorbereitung/in preparation