Kalmar, Rudolf

geb. am 18.9.1900 in Wien – gest. 18.1.1974 in Wien; Journalist, Redakteur, Schriftsteller

R. K., Sohn des gleichnamigen R. Kalmar sen., Chefredakteur des Deutschen Volksblattes in Wien, studierte Rechtswissenschaft an der Universität Wien und wurde 1927 promoviert. Seit 1919 war K. journalistisch tätig, insbesondere in der 1922 gegr. Zeitung Der Tag, wo er den Lokalteil leitete und zahlreiche feuilletonistische Texte verfasste. Ab 1934 war K. mit Vincenz L. Osty Chefredakteur des Tag sowie mit Rafael Hualla für deren Montagsausgabe Der Morgen verantwortlich. Beide Zeitungen waren antinationalsozialistisch ausgerichtet, weshalb K. am 17.3. 1938 verhaftet und mit dem sogenannten Prominententransport in das KZ Dachau am 1.4. 1938 überstellt wurde. Dort verfasste er 1943 Die Blutnacht auf dem Schreckenstein, ein Ritterstück, das auch zur Aufführung gelangte obwohl es eine verdeckte Satire gegen Hitler und die NS-Schreckensherrschaft war. Im September 1944 wurde K. in eine Strafeinheit an die russische Front versetzt und alsbald von den sowjet. Truppen gefangen genommen. Aus der Gefangenschaft zurückgekehrt, arbeitete er seine Dachau-KZ-Erfahrung zum ersten KZ-Überlebensbericht eines österr. Autors aus. Dieser erschien 1946 unter dem Titel Zeit ohne Gnade und stieß auf große Resonanz in den wichtigsten Exilzeitschriften wie Der Aufbau oder Austro-American Tribune. Nach seiner Rückkehr aus der sowjet. Gefangenschaft im September 1945 wurde K. wieder in der neu erstandenen österr. Tagespresse tätig, zuerst in der Redaktion der Zeitung Neues Österreich (1947-56), anschließend in der Presse sowie auch im Rundfunk.


Weitere Werke

Täglicher Ratgeber für das praktische Leben. Was sage ich – was tue ich in allen Lebenslagen? Unter der Mitarbeit namhafter Fachleute zusammengestellt und bearbeitet von Rudolf Kalmar (1933); Die Blutnacht auf dem Schreckenstein oder Ritter Adolars Brautfahrt und ihr grausiges Ende oder Die wahre Liebe ist das nicht. Ein komisch-schauriges Ritterstück in drei Aufzügen mit Musik. (Manuskript. Dachau 1943); Land vom Kahlenberg. Feuilletons (1949)

Quellen und Dokumente

Der dickste Mann Wiens. In: Der Morgen, 25.6.1923, S. 3, Amundsen in Wien. In: Der Morgen, 21.9.1925, S. 2.

Alfred Polgar: Zeit ohne Gnade. (Rez.) In: Austro American Tribune, Nr. 8 (März 1947), S. 3; N.N.: Gespenster vom Dach [zum Dachau-Ritterspiel]. In: Der Spiegel, 10.6.1985.

Nachlass: Literaturhaus Wien.

(PHK)