Nußbaum, Anna

geb. 1887 in Galizien – gest. 1931 in Wien; Feuilletonistin, Kritikerin, Übersetzerin

N., Nichte der Schulreformerin Eugenie Schwarzwald, stammt aus Galizien. 1907 promoviert sie an der Universität Wien. Im Anschluss daran ist sie als Lehrerin – zeitweise auch in der Schwarzwaldschule ihrer Tante – und als Übersetzerin überwiegend klassischer französischer Literatur, die sie u. a. für Schulausgaben bearbeitet, tätig. Von 1921 bis 1924 erscheinen Rezensionen und Übersetzungen in der Neuen Freien Presse, später publizierte N. Beiträge in Der Morgen und Der Tag, u.a. zu Aspekten des kulturellen und habituellen Wandels.

Gemeinsam mit Else Feldmann gibt N. 1921 das Das Reisetagebuch des Wiener Kindes mit Aufsätzen, Briefen und Zeichnungen von Schulkindern heraus. 1929 erscheint Afrika singt, eine Auslese afroamerikanischer Lyrik, an der neben ihr als Herausgeberin Hermann Kesser, Josef Luitpold und Anna Siemsen als Übersetzer mitgearbeitet haben. In diesem Zusammenhang erschien auch ein Teilabdruck aus dem Roman Dark Princess des afroamerikanischen Schriftstellers W.E.B. Du Bois in ihrer Übersetzung in der AZ. Auch mit den scharfsichtigen Frauenromanen von Theodor Dreiser, insbesondere mit Sister Carrie, an dessen deutschsprachiger Ausgabe (Zsolnay) 1929 sie mitwirkte, hat sich Nußbaum wiederholt auseinandergesetzt. Wie aus dem Nachruf von Helene Scheu-Riesz hervorgeht, hat sie als Pazifistin auch aktiv an der österreichischen Frauenbewegung teilgenommen.


Werke

Die Abenteuer des kleinen Walter: von Multatuli / Ausgew. und bearbeitet von  Anna Nußbaum (o. J.); Afrika singt: eine Auslese neuer afroamerikanischer Lyrik / Hrsg. von Anna Nussbaum. Nachdichtungen und Übertragungen von Hermann Kesser, Josef Luitpold Stern, Anna Siemsen, Anna Nussbaum (1929); De superstitionibus in comedius Plautinis et Terentionis obviis. (Diss., 1907); Fabeln von La Fontaine (1919); Das Reisebuch des Wiener Kindes. Eine Sammlung von Briefen, Aufsätzen und Zeichnungen der Wiener Schulkinder im Ausland / Hrsg. von Anna Nußbaum und Else Feldmann (1921)

Quellen und Dokumente

Das Paradies der alten Leute. In: Neues Wiener Journal, 25.7.1920, S. 6f., Jean-Julien Lemordant, der Maler der Bretagne. In: Neue Freie Presse, 11.10.1920, S.1f., Die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit. In: Neues Wiener Tagblatt, 20.06.1921, Der Rittmeister. In: Prager Tagblatt, 20.2.1921, S. 4, Sean O’Casey. In: Der Tag, 30.1.1927, S. 6, Theodor Dreiser. In: Der Tag, 22.4. 1927, S. 4; Sport und Handwerk [u.a. über S. Lenglen]. In: Der Tag, 24.4. 1927, S. 8; Charles de Coster. Zum hundertsten Geburtstag des „Ulenspiegel“-Dichters. In: Der Tag, 21.8.1927, S. 6, Die Wiener Arbeiterhochschule: Ausschnitt aus: Leipziger Volkszeitung, 1926, Rosa Mayreder – Apostel der Liebe. 70. Geburtstag der Wiener Dichterphilosophin. In: Der Morgen, 3.12.1928, S. 9, Schwarzer Wärter [Du Bois]. In: AZ, 9.2. 1930, S. 14; Die Perlenfischer. In: Arbeiterinnen-Zeitung, Nr. 5, Mai 1931, S. 15, Hermynia Zur Mühlen. In: Radio Wien 7 (1931), H. 30, S. 7.

Nachruf von Helene Scheu-Riesz in der Österreicherin

Rezension von Afrika singt von Kurt Tucholsky

Literatur

Christopher Meid: Afrika singt. Zur Rezeption afroamerikanischer Lyrik in den 1920er Jahren. In: Jahrbuch zur Kultur und Literatur der Weimarer Republik 18 (2017), 167-185.

(ED)