Einträge von litkultadmin

Ernst Fischer: Der Neger Jonny und das freiheitliche Wien (1928)

Der Neger Jonny und das freiheitliche Wien             Seit Silvester hat Wien sein großes Ereignis. Eine neue Oper „Jonny spielt auf“ von Ernst K r e n e k hat die Gemüter erhitzt und das träge, vom Beharrungsvermögen niedergehaltene, gegen alles Neue voreingenommene Wiener Publikum aufgerüttelt. Umso erfreulicher, daß dies einem bescheidenen, blonden, kaum 28jährigen […]

Egon E. Kisch: Eine Erklärung der roten Garde (1918)

Das Kommando der Volkswehrabteilung Stiftskaserne ersucht uns um Aufnahme folgender Zeilen: Die Volkswehrabteilung Stiftskaserne (Rote Garde) ist zu der gestrigen Manifestation mit zwei Bataillonen ausgerückt, um bei der Proklamierung der Republik anwesend zu sein und dem Arbeiterzuge Spalier zu stehen. Die beiden Bataillone wurden im Beisein der Staatsräte Domes und Max W i n t […]

David Josef Bach: Die Dreigroschenoper im Raimundtheater (1929)

David Josef Bach: Die Dreigroschenoper im Raimundtheater Kommentiert von Julia Danielczyk und Johannes A. Löcker. Das Raimundtheater1 ist gestern der Schauplatz eines theatergeschichtlichen und musikhistorischen Ereignisses gewesen. Daß uns Berlin darin vorangegangen ist, wird man, wie die Dinge liegen, wohl schon als selbstverständlich empfinden; aber wir wollen froh sein, daß die „Dreigroschenoper“ nun doch auch […]

Ernst Fischer: Im Schatten der Maschine (1929)

Im Schatten der Maschine Vor einigen Jahren stand ich in der großen, weißen Halle eines Wasserkraftwerkes, das mit vielen Feierlichkeiten eröffnet wurde. Ein Redner nach dem anderen würdigte das Ereignis, ein Redner nach dem anderen sprach von Volkswirtschaft, Aufbauarbeit, Fortschritt und was man so sagt, wenn man dazu berufen ist. Es war sehr langweilig. Schließlich […]

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Ann Tizia Leitich: Girldämmerung (1928)

Das neue Ideal: die wissende junge Dame Wer von Ihnen, meine Damen, hat ein Körpermaß von 155 Zentimeter? Wem gibt der Bubikopf ein lächerliches Aussehen und wird nur getragen, weil man lieber lächerlich wirken als wie seine eigene Großtante aussehen will? Wer hatte seine liebe Not mit diesen Puppen- , diesen Konfirmationskleidchen, die die Mode […]

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Ann Tizia Leitich: Ein Wort für Amerika. Noch einmal „Monotonisierung der Welt“ (1925)

Siehe dazu auch Monotonisierungsdebatte. Stand da vor Wochen ein so interessantes Feuilleton in diesem Blatt, voll der Wehmut, die sich über schwindende Schönheit neigt, und doch auch voll Kraft im Selbstbehaupten, im Pathos der Schlusssätze. Der es schrieb, ein Dichter-Schriftsteller von internationalem Ruf, dessen künstlerisches und menschliches Wesen bis in die letzte Fiber durchtränkt ist […]

Robert Neumann: Mädchen wohin? (1933)

Es geht hier um Frauenliteratur – und dieses Thema ist von vornherein einigermaßen heikel. Denn man riskiert, sich die Sympathien breiter Kreise, besonders weiblicher Leserschaft zu verscherzen, wenn man offen bekennt, daß man die gemeinhin von Frauen produzierte Literatur, ein Halbdutzend weltliterarischer Ausnahmen ausgenommen, bei allem Wohlwollen doch nicht als ganz vollwertig anzuerkennen vermag. Gott […]

Stefan Zweig: Roman der Inflation (1929)

Die phantastischen Tage der Inflation, da Geld wie Gummi sich dehnte, Werte wegschmolzen wie Eisstücke auf der Herdplatte, da Unten und Oben, Armut und Reichtum innerhalb weniger Stunden sturzhaft ineinander übergingen – diese urwitzigen Tage sind den meisten heute nur mehr gespensterhaft gegenwärtig, ein Alptraum, ein tolles Feuer- und Schattenspiel. Aber andererseits sind sie noch […]

Richard von Schaukal: Zuchtlose Jugend und ihre Schriftstellerei (1926)

Zuchtlose Jugend und ihre Schriftstellerei Man liest immer wieder in jüdischen Blättern, daß eine neue Jugend entstanden sei, die sich insbesondere mit dem überkommenen Verhältnis der Kinder zu den Eltern auf ihre zeitgemäße Weise auseinandersetze. Selbstbewusst, um nicht zu sagen aufdringlich, verkündigt denn auch, von den Schriftleitungen dazu aufgefordert, der und jener Vertreter dieser ›neuen […]

Leo Lania: Emigranten (1929)

Emigranten Der Berliner Rundfunk sendet am 31. Mai [1929] Leo Lanias Schauspiel „Emigranten“ als Uraufführung. Wir veröffentlichen nachstehend aus dem Werk, welches die politischen Kämpfe ungarischer Emigranten in Paris schildert, eine Szene. Berthe (eine Visitenkarte bringend): Der Herr ist draußen. (Ohne Antwort abzuwarten, ab.) Ilona (lesend): Graf – Kelemen – (wischt sich wie erwachend über […]