geb. am 30.5.1890 in Budapest – gest. am 22.6.1972 in London; (Drehbuch-)Autor, Filmregisseur, Kritiker

Nach dem Studium der Philosophie und Literatur an der Univ. Wien wandte sich C. journalistischen Arbeiten zu, z.B.  für die Zs. Der Merker. Ab 1919 steigendes Interesse am Film, das schon 1919 zum Filmdebut mit Inferno führte. 1921-22 lernt er Carl Mayer u. Hans Janowitz in Berlin kennen, die gerade Das Kabinett des Dr. Caligari vorbereiteten. 1922 veröffentlicht C. drei Grotesken unter dem Titel Die Vierte Wand. Ab 1924 kommt es zur Zusammenarbeit mit der Schauspielerin Elisabeth Bergner, die im Stummfilm Niju – eine unverstandene Frau die Hauptrolle spielt. Bergner wird auch 1929 in der von zeitgenöss. Filmkritikern wie S. Kracauer in der Frankfurter Zeitung (14.4.1929) kritisch aufgenommenen Verfilmung von A. Schnitzlers Fräulein Else die Hauptrolle spielen; 1931 legt er, unterstützt durch C. Mayer im Drehbuch mit Ariane seinen ersten Tonfilm vor. 1933 flüchten Czinner und Bergner über Wien nach London, wo sie ihre langjährige Beziehung durch Heirat besiegeln. 1934 gelingt C. wieder mit Bergner sowie Douglas Fairbanks in den Hauptrollen zeitgleich zu einem Katharina-Film von Josef von Sternberg (The Scarlet Empress, mit Marlene Dietrich in der Hauptrolle) ein internat. beachteter Erfolg mit seiner Katharina d. Gr.-Verfilmung (The Rise of Catherine The Great), zugleich sein englischsprachiges Debut. 1940 emigrieren sie in die USA, um vorwiegend am Broadway zu arbeiten und kehren 1950 nach London zurück, wo Czinner fortan bleibt, während Bergner ab 1954 auch an deutschen Theatern Engagements wahrnimmt.


Weitere Werke

Der Geiger von Florenz (1926, Drehbuch), Träumende Lippen (1932, Dreaming Lips, 1937), Escape me never (1935), As You Like it (1936)

Quellen und Dokumente

Eintrag zu Fräulein Else bei arte.tv.

Eintrag zu Ariane bei filmaffinity.com.

Literatur

Paul Czinner. Der Mann hinter Elisabeth Bergner. Hg. von B. Mayr, M. Omasta (2013); H. Hahn: Verfilmte Geschichte. Von ›Fräulein Else‹ bis ›Eyes Wide Shut‹. A. Schnitzlers Texte auf der Leinwand (2014).

(PHK)

Geb. 10.4. 1902 in Budapest, gest. 21.7.1974 in New York. Schauspielerin (Theater, nach 1945 auch Film)

Darvas, geb. in die ungar.-jüdische Familie Freiberger, besuchte zunächst ein Mädchenlyzeum in Budapest und begann danach mit einer Schauspielausbildung. Ihr Debüt hatte sie 1922 in einer Aufführung von Shakespeares Romeo und Julia in Budapest. Ab 1925 gehörte sie dem Ensemble des Wiener Theaters in der Josefstadt an (bis 1938); im selben Jahr heiratete sie Franz Molnar.

(work in progress)

Materialien und Quellen:

Eintrag von Thomas F. Connolly auf Jewish Women’s Archive: hier.

Geb. 17.8. 1876 in Triest(e), k.k. Österreich-Ungarn, gest. 13.6. 1934 in St. Blasien, Schweiz. Kunst- und Literaturkritiker, Schriftsteller, Übersetzer.

Materialien und Quellen:

Friedhelm Kemp: Theodor Däubler. In: Gunter E. Grimm, Frank Rainer Max (Hgg.): Deutsche Dichter. Leben und Werk deutschsprachiger Autoren. Band 7: Vom Beginn bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts (= Reclams Universal-Bibliothek. Nr. 8617). Reclam, Stuttgart 1989Hansgeorg Schmidt-Bergmann: Das Wort erfüllt den Raum – Theodor Däubler. In: Hansgeorg Schmidt-Bergmann: Die Anfänge der literarischen Avantgarde in Deutschland. Über Anverwandlung und Abwehr des italienischen Futurismus. Ein literarhistorischer Beitrag zum expressionistischen Jahrzehnt. Stuttgart: M und P – Verlag 1991;

(PHK, in preparation)

eigentlich Emil Descovich, geb. am 9.3.1878 in Wien – gest. am 1.4. 1952 in Wien; Marineoffizier, Technikschriftsteller, Feuilletonist

Unsere Technik und Amerika, Cover 192

Nach dem Besuch der k.u.k. Marineakademie in Fiume/Rijeka trat D. 1897 in die k.u.k. Marine ein, der er bis 1918 angehörte und wo er es bis zum Korvettenkapitän brachte. Bereits während des Ersten Weltkriegs tat sich D. als Fachmann für Marine-Technik-Fragen (z.B. U-Boote, Strategien etc.), aber auch als patriot. Kommentator und Agitator hervor. Gem. mit dem Militärhistoriker Emil Seeliger verf. D. 1914 Unsere Helden im Weltkrieg und legte 1917 ein USA-kritisches Buch, Das Doppelgesicht. Amerikas Verhalten im Weltkriege, vor, ohne darin in die weit verbreitete aggressive Polemik zu verfallen. Darüber hinaus brachte er zahlreiche kürzere Beitr. in Ztg. unter wie Cetinjer Zeitung, Fremden-Blatt, Mährisches Tagblatt und nach 1918 auch im Neuen Wiener Journal, Neuen Wiener Tagblatt, Radiowelt, Radio Wien etc. Nach Kriegsende wandte sich D. der aufkommenden Radiobewegung zu, legte 1924 die Schrift Was ist Radio vor zu und arbeitete bis 1925 für die Amerikanische Reparationskommission in Wien. Danach arbeitete er in der Neuen Freien Presse in der Rubrik zur Technik mit, widmete sich aber auch in seinen Publikationen politischen Themen und Lageeinschätzungen, so z.B. in Die pazifische Frage. Ein Mahnwort in letzter Sekunde (1925) dem Aufstieg bzw. Großmachtstreben Japans im pazifisch-asiatischen Raum. 1927 folgt Unsere Technik und Amerika, das u .a. die wirtschaftspolitischen Entwicklungen der USA darzulegen versucht. Seit Ende der 1920er Jahre war D. auch über Radiovorträge („Aus dem Bilderbuch der Technik“) sehr präsent, in denen er Thesen und instruktive Beispiele seiner volksaufklärerischen Technik-Bücher weiter popularisierte, insbes. zu Fragen der Ozeanflüge, der Navigation, zu Unterseebooten oder der technischen Unterstützung von Polarexpeditionen, zur Fernmeldetechnik und in den frühen 1930er Jahren auch zu Experimenten wie der sog. Singmaschine (Kantaphon). Einen Großteil dieser Themen versammelte das Buch Technik der Tiefe (1932). Ab 1935 ging seine Präsenz sowohl im Radio als auch in der Presse deutlich zurück. Die Besprechung einer deutschsprach. Redenausgabe von Chiang Kai-shek (1937) war vermutlich sein letzter veröffentl. publizist. Beitrag; vom 18.3. bis 18.6. 1938 bekleidete D. noch offiziell die Funktion eines Redakteurs in der NFP, zog sich aber danach aber offenbar aus der Öffentlichkeit weitgehend zurück. Nach 1945 war D. einige Jahre beim Wiener Kurier tätig.


Weitere Werke

Themistokles. Drama (1911);  Flettners Ruder, Segel und Rotor, (1925) ; Ums blaue Band. Werdegang eines Ozeanriesen (1931 )

Quellen und Dokumente

Demokratie und Diktatur. In: Cetinjer Zeitung, 12.8.1917, S. 1f., Ueberlistung der Natur. In: Neues Wiener Tagblatt, 27.11.1924, S. 2f., Sonderbare Unterseebote. In: Radio Wien, 23.8.1929, S. 782f., Eine Automobilfahrt vor 130 Jahren und Richard Trevithick. In: Radio Wien, 14.4.1933, S. 14, Das Kantaphon – die Singmaschine. In: Radio Wien, 19.5.1933, S. 14, Marschall Chiang-Kaischek: Ausgewählte Reden [Rez.]. In: Neue Freie Presse, 12.9.1937, S. 31.

Anzeige zu: Das Doppelgesicht Amerikas. In: Oesterr.-ungar. Buchhändler-Correspondenz, 15.8.1917, S. 381, Programmankündigung Radio Wien, Ozeanflüge und Atlantikverkehr. In: Radio Wien 24.10.1927, S. 119.

(PHK)

Geb. 22.6.1884 in Bad Vöslau als Marie Herzmansky (k.k. Österreich-Ungarn), gest. 11.6.1973 in Wien. Pädagogin, sozialdemokratische Kommunalpolitikerin, Journalistin, Sportfunktionärin, Exilantin.

Über die Kindheit und frühe Jugend von M. Herzmansky ist wenig bekannt; etwa zehnjährig verlor sie ihren Vater, der Orchesterdirektor am Theater an der Wien war. Danach besuchte sie Mädchenpensionate und kam trotz ökonomischer Schwierigkeiten ihrer Familie in den Genuss höherer Bildung. Denn neben einigen Semestern Studium der Philosophie an der Universität Wien legte sie 1905 bzw. 1906 die Lehrbefähigungsprüfung für Volks- und für Bürgerschulen ab, wo sie auch unterrichtete. 1904 trat sie der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs (SDAP) bei und schon 1905 ehelichte sie Joseph Kramer. Aus dieser Verbindung ging 1911 die Tochter Hedwig (später: Jahoda) hervor. 1917 trat sie aus der katholischen Kirche aus und dem Freidenkerbund bei. Nach dem Ende des Weltkrieges übernahm sie ab 1919 zunehmend politische Funktionen im Wiener Gemeinderat sowie im Landtag.

Materialien und Dokumente:

Eintrag bei Wien Geschichte Wiki: hier.

Eintrag bei Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich (AGSÖ): hier.

Beiträge von M. Deutsch-Kramer:

Die Sportlerinnen wählen rot. In: AZ, 9.11.1930, S.17;

(in Arbeit/work in progress)

geb. am 2.2.1884 in Lackenbach, Burgenland – gest. am 17.1.1968 in Wien; Politiker, Publizist

Deutsch, am 2. Februar 1884 in westungarischen Lackenbach (heute Burgenland) geboren, entstammte ärmlichen Verhältnissen. Nach dem Ende der 1880er Jahre erfolgten Umzug der jüdischstämmigen Familie nach Wien besuchte er die Bürgerschule und begann anschließend eine Buchdruckerlehre, in deren Verlauf er sich für die Sozialdemokratie zu engagieren begann und sich schließlich dem Verband Jugendlicher Arbeiter anschloss. Mit Unterstützung von Viktor Adler legte Deutsch extern die Reifeprüfung ab und studierte berufsbegleitend Staats- und Rechtswissenschaften in Wien, Berlin, Paris und Zürich, wo er 1908 promovierte. Ab 1909 war er im Zentralsekretariat der SDAP tätig und übernahm ab 1914 redaktionelle Tätigkeiten für die Arbeiter-Zeitung.

Im Ersten Weltkrieg zunächst an der italienischen Front im Einsatz, folgte er 1917 einem Ruf in die Kriegswirtschaftliche Abteilung des Kriegsministeriums, wo er als Vertreter der Gewerkschaften den Aufbau einer Vertrauensmännerorganisation in der Wiener Garnison leitete; sie sollte später wesentliche Impulse für den Aufbau der Volkswehr, der ersten bewaffneten Macht der jungen Republik,  liefern.

Trotz wiederkehrender antisemitischer Anfeindungen avancierte Deutsch – der bereits 1905 aus der Israelitschen Kultusgemeinde ausgetreten war – zu einem der führenden sozialdemokratischen Politiker: Er fungierte in der Ersten Republik zunächst als Unterstaatssekretär (1918) sowie als Staatssekretär für Heerwesen (1919–1920), stützte in dieser Funktion auch das System der Soldatenräte, und war zudem auch  Abgeordneter zum Nationalrat (1919–1933). Ab 1923 war er elf Jahre lang Obmann des Republikanischen Schutzbundes, zwischen 1920 und 1933 zusätzlich noch Parlamentskommissär für Heereswesen. Parallel zu seiner politischen Karriere  verfasste er vielbeachtete programmatische Schriften.

Gemeinsam mit Otto Bauer versuchte er im Zuge der Februarkämpfe von 1934 vergeblich, vom 10. Wiener Gemeindebezirk aus den Kampf der Arbeiter zu organisieren. Deutsch floh in der Folge in die Tschechoslowakei und baute dort mit Unterstützung Bauers das Auslandsbüro der österreichischen Sozialdemokraten (Alös)  auf. Zwischen 1936 und 1939 war er General der republikanischen Truppen im Spanischen Bürgerkrieg und emigrierte schließlich über Frankreich, England und Kuba in die USA. Dort engagierte er sich als Mitglied des sozialdemokratischen Austrian Labor Committee für die Wiederherstellung eines souveränen Staates Österreich; die Bildung einer österreichischen Exilregierung misslang jedoch.

Nach seiner 1947 erfolgten Rückkehr nach Wien übernahm Deutsch die Leitung der Sozialistischen Verlagsanstalten sowie der Auslandsabteilung der SPÖ und beschäftigte sich darüber hinaus intensiv mit Konzepten zum Aufbau eines österreichischen Bundesheeres. Dennoch blieb ihm nachhaltiger politischer Einfluss in der Zweiten Republik verwehrt: Er konnte sich mit der SPÖ-Parteilinie nicht mehr identifizieren und warf ihr schließlich Verrat an den Traditionen der Arbeiterbewegung vor. Er legte 1951 alle Parteifunktionen zurück, blieb aber als politischer Autor tätig. Deutsch verstarb am 17. Januar 1968 in Wien.


Werke (Auswahl)

Die Kinderarbeit und ihre Bekämpfung (1907), Geschichte der deutschösterreichischen Arbeiterbewegung (1919), Antifaschismus! Proletarische Wahrhaftigkeit im Kampf gegen den Faschismus (1926), Ein weiter Weg – Lebenserinnerungen (1960)

Quellen und Dokumente

Für die Republik und ihre Wehrmacht. In: Arbeiter-Zeitung, 14.6.1920, S. 1, Julius Deutsch, Demokratie und Militär. In: Der Kampf, Nr. 4/5 (1922), S. 107–115, Reichskonferenz des Republikanischen Schutzbundes. In: Arbeiter-Zeitung, 14.9.1923, S. 4, Julius Deutsch, Der Putsch ist abgewehrt. In: Tagblatt, 18.11.1930, S. 2, Julius Deutsch, Deutschland und wir. In: Arbeiter-Zeitung, 28.12.1930, S. 1–2, Julius Deutsch in Amerika. In: Arbeiter-Zeitung, 9.12.1934, S. 7–8, Julius Deutsch in Spanien. In: Arbeiter-Zeitung, 22.11.1936, S. 8, Ein Besuch bei Julius Deutsch in Valencia. In: Arbeiter-Zeitung, 6.1.1937, S. 5, S. 7, Julius Deutsch, Wird Spanien aushalten? In: Arbeiter-Zeitung, 23.10.1937, S. 4, Der Fall Julius Deutsch. In: Arbeiter-Zeitung, 28. September 1952, S. 2.

Julius Deutsch, Wahlrede für die Nationalratswahl vom 9. November 1930. Mediathek.at.

Die große Demonstration der Wiener Arbeiterschaft am 12. November 1927. Stadtfilm-Wien.at.

Literatur

Eintrag zu Julius Deutsch bei dasrotewien.at, Eintrag zu J. D. in Austria-Forum, das Wissensnetz (05.02.2017).

Gerhard Böhner: Die Wehrprogrammatik der SPÖ (Österreichische Schriftenreihe für Rechts- und Politikwissenschaft
6), Wien 1982; Anton Pelinka: Mainstreaming der jüdischen Identität? In: Das jüdische Echo 57 (2008), S. 119–123, Anton Staudinger: Julius Deutsch. In: Neue Österreichische Biographie ab 1815, Bd. 20, Wien u.a. 1979, S. 50–58.

(MK)

Geb. 13.6. 1889 in Wien, gest. 18.8. 1937 in Wien. Feuilletonist, Schriftsteller, Bohemien.

Dietrichstein begann seine Laufbahn als Feuilletonist beim Prager Tagblatt, wo er ab 1915 erste Texte unterbringen konnte, um Anfang 1916 zum Neuen Wiener Journal (NWJ) zu wechseln; 1916-17 nahm er als Einjährig Freiwilliger am Weltkrieg (in der Etappe) teil, wechselte aber bald ins Kriegsarchiv, wo er neben Schriftstellern wie Csokor, Ehrenstein, Dörmann, Polgar, Rilke, Salten und St. Zweig, die dort z.T. schon seit 1914-15 unter organisator. Aufsicht durch Karl H. Bartsch u. Franz K. Ginzkey tätig waren, in die publizistischen Propagandafront der sog. ‚Literarischen Gruppe‘ sich einreihte. Für das NWJ begann er neben alltagsbetonten Sonderlichkeiten eine Reihe von Feuilletons zu schreiben, die sich mit Künstlern und Schriftstellern befassten (Bassermann, Bittner, Rittner u.a.m.). Am Tag der Proklamation der Provisorischen Republik Deutsch-Österreich (30.10. 1918) veröffentlichte D. ein Feuilleton, in dem er sich mit Haydns Hymne auf den Kaiser befasste (NWJ, 30.10.1918, 11-12). Bereits in der Vorkriegszeit Stammgast in Wiener Cafés wie z.B. im C. Museum oder im C. Central verkehrte er auch 1918 und in den Folgejahren in den einschlägigen literarisch-journalistischen Kreisen und galt dort aufgrund seines unsteten Lebenswandels als Bohemien. Zugleich verfasste er eine Reihe von Feuilletons, die den Übergang vom alten in den neuen Staat kommentierten, u.a. über die Rote Garde, aber auch über das republikanisierte Straßenbild im neuen Wien (NWJ, 14.11.1918). 1919 schrieb D. auch für die Wiener Sonn- und Montagszeitung sowie für die in Berlin erscheinende Wochenzeitschrift Sport im Bild, interessierte sich für die Aktivitäten des Deutschösterreichischen Auswanderungs-Hilfsvereins, aber auch für die akute Hungersnot und das bedrückende Kindersterben in Wien.

Werke:

Materialien und Quellen:

Hannes Gruber: „Die Wortemacher des Krieges“. [zur Literarischen Gruppe im Kriegsarchiv] Dipl. Arb. Univ. Graz, 2012, online verfügbar.

E. D.: Abschied vom Automobil. In: PTBl., 16.10.1915, S. 2-3; Vergnügungsbetrieb im Krieg. In: PTBl., 27.10.1915, S. 2; Franz Ferdinands Uniform. In: NWJ, 11.6.1916, S. 6-7; Der Naschmarkt übersiedelt. In: NWJ, 14.11.1916, S. 6; Der Heiratsmarkt. In: NWJ, 17.6.1917, S. 8; In der Besserungsanstalt. In: NWJ, 2.10.1917, S. 4; Gespräch mit Thaddaus Rittner. In: NWJ, 24.11.1917, S. 4-5; Die Herrengasse. Die Straße des Tages. In: NWJ, 2.11.1918, S. 3; Ein verhungerter Dichter. In: NWJ, 4.1.21918, S. 6; Das hygienische Hungern (Über H. Fletcher). In: Czernowitzer Tagblatt, 18.1.1919, S. 1-2; Das Ende der kaiserlichen Räte. In:Wiener Sonn- und Montagszeitung, 7.4.1919, S. 4-5; Die geistige Internationale. Ein Gespräch mit St. Zweig. In: NWJ, 8.4.1919, S.5; Nach Paraguay! In: NWJ, 20.11.1919, S. 4-5; Kindertod. In: NWJ, 5.12.1919, S. 3-4;

(Work in Progress)

Geb. 6.9. 1896 in Wien, gest. 19.3.1964 in Hainburg (Niederösterreich). Produzentin, Schauspielerin, Tänzerin, Flugpionierin

Materialien und Quellen:

Eintrag auf: filmportal.de;

Bericht über Scheitern des Ozeanflug-Projektes in: NFP, 17.5.1928, S. 15.

(in prep. PHK)

Geb. 1873, gest. 1956. Jurist, Bürgermeister, Abgeordneter, Antisemit, Deutschnationaler.

(in Vorbereitung)

(eigentl. Franz Carl Heimito Ritter von Doderer)

Geb. 5.9.1896 in Hadersdorf-Weidlingau (bei Wien), gest. 23.12.1966 in Wien. Schriftsteller, Feuilletonist.

Doderer wurde in eine vermögende, seit seinem Großvater väterlicherseits in den Adelsstand erhobenen Familie geboren; sein Vater war als Ingenieur in leitender Position im Bahn- und Wasserregulierungsbau tätig, seine Mutter stammte aus einer protestantischen deutschen Bauunternehmerfamilie. Er war das jüngste von insges. sechs Kindern. Schon während seiner Gymnasialzeit bildete sich ein erotisches Interesse, verbunden mit homo- wie heteroerotischen Erfahrungen aus, zu dem später bisexuelle und sadomasochistische Neigungen traten. 1914 legte er eine nur aufgrund eines Kommissionsbeschlusses zustande gekommene Matura ab, immatrikulierte im Herbst 1914 an der Universität Wien das Studium der Jurisprudenz und rückte 1915 als Einjährig-Freiwilliger bei einem Kavallerieregiment ein. Ab Jänner 1916 an der russischen Front eingesetzt, geriet er schon im Juli in der Bukowina in russische Gefangenschaft und wurde in ein Lager in Sibirien (nahe Chabarowsk, dann Novosibirsk und Krasnojarsk) verbracht, in dem er beschloss, Schriftsteller zu werden und Erzählungen u. Romane zu verfassen anfing. Diese wurden erst 1991 im Bd. Die sibirische Klarheit. Texte aus der Gefangenschaft zugänglich gemacht, während das ebf. in jener Zeit entst. Romanfragment Der Grenzwald 1967 erstmals erschien. Seine ersten (allerdings unter dem Namen A. Reifs; Kleinlercher, 45) veröffentlichten Russland-/Sibirien- Texte, erschienen nach Kriegsende u. seiner Rückkehr nach Wien im August 1920 in der Wiener Mittagszeitung, z.B. Das russische Land (16.10.1920) bzw. in der Wr. Allgem. Ztg. Die neuen Russophilen (25.6.1921). Es folgte 1923 der Gedichtbd. Gassen und Landschaften im Verlag R. Haybach, mit dem Doderer die sibirische Gefangenenerfahrung geteilt hat. Diesen Band hat immerhin, wenngleich zwiespältig, B. Balázs im Tag besprochen; Doderer wirke auf ihn als „feiner Künstler“, seine Technik, habe die „solide Männlichkeit der Werkstättenandacht“, erinnere ihn aber auch an Liliencron. Zwischen 1921 u. 1926 entstanden mehrere Divertimenti, die auch als Bausteine für spätere größere Arbeiten figurierten, wie das (seit 1920 geführte) Tagebuch Auskunft gibt. 1925 schloss Doderer sein Studium mit der Promotion und der Dissertation Zur bürgerlichen Geschichtsschreibung in Wien während des 15. Jahrhunderts ab. 1926-27 arbeitet er mit Reiseberichten u.a. Texten an der Zs. Moderne Welt mit, ab 1927 im linksliberalen Tag, wo er sich u.a. auch mit Musik im Kino beschäftigte (3.6.1927), mit der Frage des Kollektivismus (3.1.1928) oder mit dem „seelischen Monstrum“ Gilles de Rais (8.1.1928), ferner mit Katharina II (9.5.1929), mit dem Schifahren (15.12.1929) u.a.m. Im selben Jahr erschienen dort auch das Stadtfeuilleton Komplize wider Willen, das am Wiener Praterstern die Großstadt aus der Perspektive der Peripherie in den Blick nahm sowie die Besprechung zu Paradies Amerika von E. E. Kisch (18.12.1929). 1930 erschienen zum einen sein Sibirien-Russlandbuch Das Geheimnis des Reichs, das keine offene Abrechnung mit der Revolution vornahm, vielmehr Trotzkis „militärisches Ingenium“ und Lenins Persönlichkeit zu würdigen unternahm und ein grundlegend positives Russland-Bild vermittelt, sowie ein Buch über A.P. Gütersloh, das er in versch. Institutionen (Urania, VHS Ottakring) bis 1932 mehrmals vorstellte. 1930 heiratete er Auguste/Gusti Hasterlik, eine katholisch getaufte Pianistin aus einer angesehenen jüd. Familie, die er seit 1921 kannte und mit der er eine turbulente, von psycho-physischen Übergriffen u. antisemitischen Beleidigungen nicht freie Beziehung, eingetrübt zudem von einer Syphilis-Infektion 1928 (Kleinlercher, 53f.), unterhielt. Das Paar trennte sich auf Drängen Gustis 1932; 1938 setzte Doderer die Scheidung durch. 1931 kommentierte Doderer die Ausrufung der spanischen Republik in einem Beitrag für die Ztg. Der Tag. Am 1.4.1933 trat Doderer der NSDAP (Österreich) bei, veröffentlichte in der ihr nahestehenden Deutsch-österreichischen Tages-Zeitung bis zu deren Verbot im Juli 1933 vier Kurzgeschichten und begann mit den frühen Fassungen seines späteren Romanprojektes Die Dämonen, das damals noch den Titel Dicke Damen trug. 1936 übersiedelte er nach Dachau und stellte dort auch den Antrag auf Aufnahme in die Reichsschrifttumskammer (TB 27.8.1936). Ende der 1930er Jahre näherte er sich der katholischen Kirche an (Konversion vom Protestantismus zum Katholizismus 1940), trat jedoch aus der NSDAP nicht aus. 1937 trat mit dem Verlag C.H. Beck in Kontakt, wo 1938 sein zweiter Roman Ein Mord, den jeder begeht, erscheinen konnte. Ende August 1938 kehrte Doderer nach Wien zurück und bezog gem. mit Gütersloh eine Atelierwohnung. 1940 wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen, verrichtete meist Verwaltungsarbeiten, u.a. in Frankreich, wo er mit der Niederschrift der Strudlhofstiege begann, und Russland. Nach einem Lazarettaufenthalt ab 1943 wieder in der Nähe von Wien, wurde er im April 1945 nach Oslo geschickt, wo er das Kriegsende erlebte. Im Jänner 1946 kehrte Doderer nach kurzer Gefangenschaft nach Österreich zurück, wo er sich einem Entnazifizierungsverfahren zu stellen hatte. Nach Fürsprache von Freunden, u.a. auch seitens H. Spiel, gelang es ihm, zunächst als ›minderbelastet‹ eingestuft und nach der Zahlung einer Sühneabgabe 1947 auch von dieser Liste gestrichen zu werden. 1948 war die Arbeit an der Strudlhofstiege abgeschlossen, Doderer belegte aufgrund der beruflich unsicheren Aussichten auch Kurse am Österr. Institut für Geschichtsforschung, um evtl. als Bibliothekar oder Archivar eine Anstellung zu finden. Mit dem Erschienen der Strudlhofstiege 1951 kehrte Doderer erfolgreich in die literarische Öffentlichkeit zurück.



Weitere Werke (bis 1953):

Die Bresche (1924); Der Fall Gütersloh (1930); Ein Umweg (1940); Die erleuchteten Fenster (1951); Das letzte Abenteuer (1953); Frühe Prosa. Hg. von W. Schmidt-Dengler u. M. Loew-Cadonna (1995); Tagebücher 1920-1939, 2 Bde. Hg. von W. Schmidt-Dengler u. M. Loew-Cadonna (1996).

Quellen und Dokumente:

Nachlass: Österreichisches Literaturarchiv, ÖNB; Radioprträt, ORF 1, Österreichische Mediathek 1996.

Balázs über Doderer. In: Der Tag, 18.9.1923, S. 8; Musik im Kino. In: Der Tag, 3.6.1927, S. 9; Kollektivismus. In: Der Tag, 20.1.1928, S. 3;Gilles de Rais. Das seelische Monstrum heute und einst. In: Der Tag, 8.1.1928, S. 22; Ratschläge für den Ski-Säugling. In: Der Tag, 15.12.1929, S. 19; Komplize wider Willen. In: Der Tag, 12.11.1929, S. 15; Von Moskau bis Hollywood. (Über: Kisch: Paradies Amerika), in: Der Tag, 28.12.1929, S. 5; Der Dichter und Maler Gütersloh. In: Der Tag, 7.1.1931, S. 6; Die Insel Spanien. In: Der Tag, 19.4.1931, S. 3;

Literatur (Auswahl)

W. Fleischer: Das verleugnete Leben. Die Biographie des Heimito von Doderer. Wien 1996; G. Sommer, W. Schmidt-Dengler (Hgg.): „Erst bricht man Fenster. Dann wird man selbst eines.“ Zum 100. Geburtstag von Heimito von Doderer. Riverside (CA) 1997; G. Sommer/K. Luehrs-Kaiser (Hgg.): „Schüsse ins Finstere“. Zu Heimito von Doderers Kurzprosa. (= Schriften der Heimito von Doderer-Gesellschaft, 2). Würzburg 2001; G. Sommer: Heimito von Doderer: „Technische Mittel“. Fragmente einer Poetik des Schreibhandwerks. Wien 2006; A. Kleinlercher: Zwischen Wahrheit und Dichtung. Antisemitismus und Nationalsozialismus bei Heimito von Doderer (= Literaturgesch. in Studien und Quellen. 16). Wien-Köln-Weimar 2011; W. Schmidt-Dengler: Jederzeit besuchsfähig – Über Heimito von Doderer. Hg. von G. Sommer, München 2012; K. Nüchtern: Kontinent Doderer. Eine Durchquerung. München 2016 (rez. Durch St. Gmünder, in: Der Standard, 23.12.2016.

(PHK)