Auf der Grundlage der am 1. Mai 1934 in Kraft getretenen ständestaalich-austrofaschistischen Maiverfassung für die Bundesgesetzgebung eingerichtetes vorberatendes Organ (neben: Länderrat, Staatsraat, Bundeswirtschaftkammer). Ihm gehörten laut dieser Verfassung bis zu 40 Vertreter von gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften, des Schul-, Erziehungs- und Volksbildungswesens, der Wissenschaft und der Kunst an, die eigens in diese Funktion berufen wurden und zwar nach dem Schlüssel: 8 Vertreter der römisch-katholischen Kirche , 1Vertreter der evangelischen Kirchen, 1 Vertreter der israelitischen Religionsgemeinschaft, 22 Vertreter des Schul-, Erziehungs- und Volksbildungswesens, 4 der Wissenschaft und 4 Vertreter der Kunst. Die Vorschläge erstellte der Bundeskanzler, die Ernennung erfolgte durch den Bundespräsidenten; die Mitgliedschaft bei der Vaterländischen Front war Voraussetzung. Die Funktionsdauer betrug sechs Jahre.

Materialien und Quellen:

Liste der Mitglieder 1934-1938: hier.

Gertrude Enderle Burcel, Johannes Kraus: Christlich – Ständisch – Autoritär. Mandatare im Ständestaat 1934–1938. Hg. vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes und Österreichische Gesellschaft für historische Quellenstudien. Wien 1991; Emmerich Tálos: Das austrofaschistische Österreich 1933 – 1938. Wien: LIT 2017.

(work in progress)

Anknüpfend an die Traditionen des Pariser „Chat Noir“ und des in München ansässigen Kabaretts „Die Elf Scharfrichter“ sowie mit Unterstützung durch den Mäzen und Mitbegründer der Wiener Werkstätte Fritz Waerndorfer eröffnete am 19. Oktober 1907 in der Kärntner Straße das Cabarett Fledermaus. Die programmatische Eröffnungsschrift, die an alle geladenen Gäste ergangen war, kündigte das Etablissement als „[e]ine Stätte, die der Kultur der Unterhaltung dient“ an, in der „eine organische Verflechtung aller künstlerischen und ästhetischen Bereiche“ angestrebt werde (zit. n. Forcht, Wedekind, S. 216). Der Prolog am Eröffnungsabend stammte aus der Feder Peter Altenbergs und wurde von Lina Loos vorgetragen, die unter ihrem Künstlernamen Lina Vetter auftrat: „Ein zart bewegter Hintergrund, den ein freifallender Vorhang herstellt; ein hoher Lehnstuhl, auf einem Tischchen weiße Rosen, und daneben sitzt eine zarte Mädchengestalt, von schwarzem Stoff umflossen, mit großen sinnenden Augen in dem feinen Gesichtchen, Lina Vetter, die, wie träumend, wie unter einer Suggestion, Worte von Peter Altenberg spricht […]“. (Fremden-Blatt, 22.10.1907). Die Pressestimmen zeigten sich von der optischen Ausgestaltung beeindruckt, bemängelten aber die künstlerische Umsetzung des Vorhabens: „ … alles, was dieser wunderschöne Raum verspricht, konnten die anderen Künstler, die Sängerinnen, Dichter, Dillettanten auf den ersten Wurf noch nicht halten.“ (AZ, 20.10.1907, S. 8).

Unter der Leitung von Marc Henry und dessen Frau Marya Delvard, die bereits im Jahr zuvor am selben Ort mit dem „Nachtlicht“ das erste Cabarett Wiens gegründet hatten, entwickelte sich die avantgardistische „Fledermaus“ dennoch sehr schnell zu einem Zentrum des Wiener Gesellschaftslebens. Das war auch der spektakulären Inneneinrichtung im Wiener Jugendstil geschuldet: Die Einrichtung des Innenraums mit insgesamt 300 Sitzplätzen und einer American Bar war von der Wiener Werkstätte gestaltet worden, der Theaterraum nach den Entwürfen von Josef Hoffmann, einem Mitbegründer der Secession. Zudem hatten sich u.a. Oskar Kokoschka, Koloman Moser und Gustav Klimt an der dekorativen Ausgestaltung beteiligt. Die Wiener Werkstätte entwarf neben den Kostümen und Textilien auch Werbematerialien wie z. B. Postkarten, Plakate, Programmhefte und Anstecknadeln. 

Vorraum des Cabarett Fledermaus, 1907.

Der inhaltliche Schwerpunkt lag auf der szenisch-musikalischen Darbietung literarischer Werke, musste sich aber oftmals dem Primat der ästhetischen Umsetzung durch die Wiener Werkstätte und deren Gesamtkunstwerkgedanken unterordnen. 

Seit 1908 wurde das Haus von Egon Friedell geführt, die musikalische Leitung lag seit 1909 bei Leo Ascher und Béla Laszky, der gemeinsam mit seiner Ehefrau Mella Mars dem Wiener Publikum die Gattung Chanson näherbrachte. Ein besonderer Publikumsliebling wurde die Diseuse Marya Delvard, die in München bereits große Erfolge bei den „Elf Scharfrichtern“ hatte feiern hatte können. Aber auch die Chansons von Trude Voigt und die satiritschen Beiträge von Else Sanden wurden von Publikum und Kritik gleichermaßen gut aufgenommen. Für großes Aufsehen, zumal in der Tagespresse, sorgte ein Gastspiel der Schwestern Wiesenthal, die mit ihrem selbst kreierten modernen Tanzstil „mimische Illustrationen zur Musik von Chopin, Johann Strauß, Schumann, Beethoven und Massenet“ lieferten (NWT, 15.1.1908, S. 14).

Wie in der Wiener Kabarettszene üblich besaß die „Fledermaus“ ein eigenes Hausorchester; ungewöhnlich war jedoch dessen Unterbringung in einem „winzigen Orchestergraben unterhalb der Bühne, der gerade so groß war, dass ein Harmonium, ein Klavier und ein Salonorchester Platz fanden.“ (Forcht, Wedekind, S. 218). Alfred Polgar verfasste – teilweise gemeinsam mit Friedell (was ihnen den Spitznamen „Polfried AG“ einbrachte) – die Programmtexte, wobei vor allem ihr sog. „Goethe-Sketch“ zu einem großen Erfolg geriet. Auch Peter Altenberg, Gustav Meyrink, Roda Roda, Leo Greiner, Hermann Bahr und Fritz Löhner-Beda, genannt Beda und späterer Verfasser des Textes für das Buchenwaldlied, zählten zu den Autoren, die regelmäßig Beiträge für die „Fledermaus“ verfassten.

1913 übernahmen die Brüder Schwarz das Etablissement und eröffneten in den Räumen das Revuetheater Femina.


Literatur

Michael Buhrs/Barbara Lesák/Thomas Trabitsch (Hg.), Kabarett Fledermaus, 1907-1913. Gesamtkunstwerk der Wiener Werkstätte. Literatur, Musik, Tanz, Wien 2007; Georg W. Forcht, Frank Wedekind und die Anfänge des deutschsprachigen Kabaretts, Freiburg 2009; Gertrud Pott, Die Spiegelung des Sezessionismus im österreichischen Theater (Wiener Forschungen zur Theater- und Medienwissenschaft, Bd. 3), Wien/Stuttgart 1975; Hans Veigl, Lachen im Keller. Kabarett und Kleinkunst in Wien 1900 bis 1945 (Kulturgeschichte des österreichischen Kabaretts, Bd. 1), Graz 2013; Hans Veigl (Hg.), Nachtlichter. Sezessionistisches Kabarett. Couplets, Grotesken, Kritiken, Wien 1993; „Fledermaus“. In: Historisches Lexikon Wien, Bd. 2, Wien 1993, S. 223f.

Quellen und Dokumente

Das Cabaret-Theater “Fledermaus”. In: Neues Wiener Tagblatt, 18.10.1907, S. 9; Das Cabaret Fledermaus. In: AZ, 20.10.1907, S. 8; Cabarett Fledermaus. In: AZ, 3.1.1909, S. 10; Cabaret Fledermaus. In: AZ, 3.2.1910, S. 4; Moderne Tänze. In: Neues Wiener Tagblatt, 15. Januar 1908, S. 14; Fledermaus. In: Das interessante Blatt, 19.12.1912, S. 26.

 (MK)

Begründet 1781 als Leopoldstädter Theater (2. Bezirk, Praterstraße), 1838 an Carl Carl verkauft, geschlossen 1929 (Direktion Josef Jarno), abgerissen (kriegsbeschädigt) 1951.

Materialien und Quellen:

Eintrag in geschichtewikiwien; Eintrag von Andrea Harrandt in: Österreichisches Musiklexikon;

(in preparation)

1919 veröffentlichte Henri Barbusse seinen Roman Clarté, der die Aus- u. Fortwirkungen des Krieges im Alltag von Kriegsheimkehrern thematisiert und als Gründungsimpuls zur gleichnamigen Gesellschaft zu verstehen ist. Diese Gesellsch. begriff sich als Vereinigung für Völkerverständigung, Pazifismus und Demokratie, war polit. deutl. links positioniert, sprach aber auch bürgerl. Pazifistinnen u. Pazifisten an. Im Jänner 1920 veröffentl. Barbusse, Romain Rolland u. George Duhamel in Humanité einen Appell, einen internat. Kongress europ. Intellektuellen, in Bern abzuhalten, um sich über die Ideale u. Möglichkeiten der Völkerverständigung auszutauschen. Bereits im Februar 1920 kam es in Brünn/Brno zur Grd. einer Clarté-Sektion; im Dez. 1920 hielt R. J. Kreutz in Wien im Rahmen der österreichischen Friedensgesellschaft zwei Vorträge, die 1921 als Broschüre erschienen: Der neue Mensch bzw. Die Ziele der Clarté, wobei er sich von der polit.-revolut. Ausrichtung mit Verweis auf das gescheiterte Experiment Bela Kun distanzierte und als Gebot der Stunde ›Brüderlichkeit‹ proklamierte.

Mitte Mai 1922 wurde auch in Wien die Gründungsversammlung der österreichischen Clarté abgehalten, an der, so ein Bericht der AZ, „mehrere hundert Versammelte“ teilgenommen haben. Eröffnet wurde sie durch den Schriftsteller und Bildungspolitiker J. L. Stern, die Grundsatzrede hielt Béla Balázs. B. sprach sich dabei gegen die Passivität der Intellektuellen aus, forderte eine „Revolutionierung der Geister“ und als Fernziel, im Unterschied zu Kreutz, die „klassenlose Gesellschaft“, weshalb dies auch innerhalb der KPÖ zu Debatten führte. Weitere Redner waren der Architekt George Karau, der Kritiker Max Ermers und Komponist u. Musikredakteur Paul A. Pisk. Zum ersten Vorsitzenden wurde der Nationalökonom und Soziologe Karl Grünberg, Prof. an der Jurid. Fakultät, gewählt, der nach Übergriffen von NS-Studenten auf Julius Tandler und ihn selbst im Jahr 1923 einen Ruf als Direktor des Instituts für Sozialforschung nach Frankfurt/Main 1924 annahm. Mitglieder der Gesellsch. waren auch E. Feldmann, A. Nußbaum, B. Olden, Stefan Zweig u.a. Schriftsteller u. Kritiker, in DL gehörte ihr u.a. Heinrich Mann an. Ab Mitte der 1920er Jahre lässt die öffentl. Präsenz u. Wahrnehmung spürbar nach; über die Clarté-Bewegung wird bis 1938 fast nur mehr im Zshg. mit Äußerungen oder Handlungen von H. Barbusse, etwa das Verhältnis zwischen kommunist. Bewegung u. Ideologie u. Clarté, von Anfang an ein kontrovers diskutiertes, gesprochen bzw. berichtet.


Quellen und Dokumente

Die Ziele des „Clarté“ [zu einem Vortrag von Rudolf Jeremias Kreutz] In: Neue Freie Presse, 18.12.1920, S. 6, Henry Barbusse über die politische Zukunft. In: Neues 8-Uhr-Blatt, 5.10.1921, S. 2, Die Clarté in Wien. In: Arbeiter-Zeitung, 26.5.1922, S. 4, Henri Barbusse. In: Prager Tagblatt, 11.12.1925, S. 4.

Literatur

Almut Lindner-Wirsching: Französische Schriftsteller und ihre Nation im Ersten Weltkrieg (2004), S. 48f.

(PHK)

In Vorbereitung/ in preparation

Marsch- und Durchhaltelied von Jura Soyfer (Text) und Herbert Zipper (Musik), entstanden im Konzentrationslager Dachau zwischen Juni und September 1938.

Die erste Strophe und der Refrain lauten wie folgt:

Stacheldraht, mit Tod geladen,
Ist um unsre Welt gespannt.
Drauf ein Himmel ohne Gnaden
Sendet Frost und Sonnenbrand.
Fern von uns sind alle Freuden,
Fern die Heimat und die Fraun,
Wenn wir stumm zur Arbeit schreiten,
Tausende im Morgengraun.

Doch wir haben die Losung von Dachau gelernt,
Und wir wurden stahlhart dabei.
Bleib ein Mensch, Kamerad,
Sei ein Mann, Kamerad,
Mach ganze Arbeit, pack an Kamerad:
Denn Arbeit, denn Arbeit macht frei,
Denn Arbeit, denn Arbeit macht frei!


Quellen und Dokumente

Vollständiger Text abrufbar bei literaturepochen.at.

Über den Dadaismus und seine Rezeption durch bzw. Bedeutung für den zeitgenössischen österreichischen Literatur- und Kunstbetrieb im Sinn eines DADAutriche liegen bis dato nur wenige Zeugnisse und verlässliche Untersuchungen vor. Gewöhnlich (bzw. wenn überhaupt) wird die Mitwirkung von Oskar Kokoschka an der Sturm-Soirée der Zürcher Galerie Dada, in deren Rahmen sein Expressdrama Sphinx und Strohmann am 14.4. 1917 aufgeführt wurde, erwähnt, ferner wird auf (eher zufällige) nationale Zuordnungen qua Geburt verwiesen wie z.B. im Fall von Raoul Hausmann oder Walter Serner. Auch der Aufenthalt der dadaistische Künstler Jean/Hans Arp, André Breton, Max Ernst, Paul Eluard und Tristan Tzara im August 1921 in den Tiroler Bergen bei Imst sowie zwischen April und Juni 1922 in Tarrenz (ebf. in Tirol) wurde durch R. Schrott Anfang der 1990er Jahre rekonstruiert. Eine genuine österreichische Dada-Bewegung ist jedoch weder Anfang der 1920er Jahre noch später daraus hervorgegangen. Manche Querverbindungen hin zur Bewegung des Kinetismus, etwa zu E.G. Klien, oder der ungarischen Exil-Avantgarde in Wien rund um L. Kassák und dessen Zeitschrift Ma, in der u.a. Josef Kalmer 1920-24 einen Redakteursposten bekleidete (und auch einige Gedichte von Kassák übersetzte), werden allerdings gelegentlich angesprochen (Dankl, Vorwort). Trotzdem wurde in der Wiener Publizistik seit 1918 mit Aufmerksamkeit, mitunter auch ironisch grundierter, die Berliner Dada-Szene beobachtet.

Für die Zeitspann zwischen 29.1.1918 und 1.2.1938 weist das ANNO-Programm der ÖNB über 280 Einträge zum Dadaismus aus. Diese beginnen mit einer Übernahme eines Berichts der Vossischen Zeitung über einen Dada-Abend im ›Berliner Graphischen Kabinett‹, durch den R. Huelsenbeck geführt habe. Der D., so dieser Bericht scheine „unmittelbarer Ausdruck individueller Krafterlebnisse zu sein“ und grenze sich vom Expressionismus, Futurismus, Primitivismus u. Aetherismus schlicht dadurch ab, „daß er die neueste Dichtung ist“. Die erste breitere Darstellung des Dadaismus legte Rudolf Lothar in einem Feuilleton für das NWTbl. am 3.10.1918 vor, in dem er insbes. auf die Zürcher Szene eingeht, die Bedeutung der Phantastischen Gebete von R. Huelsenbeck herausstreicht, aber auch den Gestus der Mehrsprachigkeit anführt, ferner die Nähe zum Primitivismus und die Rolle von Tristan Tzara als „Goethe der neuen Richtung“. Die letzte datiert mit Februar 1938; sie berichtet von der ›Exposition surréaliste‹ in Paris (NW, 1.2.1938,8). Im Unterschied zu Lothar warnte Herbert Ihering in einem Berliner Chaos betitelten Feuilleton im Wochenblatt Der Morgen vom 10.6. 1918 vor dem Dadaismus als „neueste Albernheit, der die Kunst auf lallende Urlaute zurückführt) u. eröffnete damit den polemischen Rezeptionsstrang. Noch am 1.4. 1919 berichtet Leo Heller im NWJ u.a. vom ›Oberdada‹ Johannes Baader, als Haupt der Berliner Bewegung und zitiert eine seiner (optimistischen) Definitionsversuche, d.h. „Der Dadaismus ist eine geistige Bewegung, die eine Revolutionierung des Spießers zur Folge haben wird“. Neben weiteren Kurzberichten im Laufe des Jahres, die einen Eindruck von den Dada-Abenden und Dada-Manifesten auch nach Wien vermittelten, u.a. durch den Abdruck des ›Manifests des Zentralrats der Dadaisten‹ im Neuen Tag (18.6.1919), übertrug die Wiener Presse die Qualifizierung ›Dadaismus‹ auch auf Konzertaufführungen von Werken von Arnold Schönberg. Die Musikkritikerin und Pianistin Hedwig Kanner (1882-1959, ab 1920 Kanner-Rosenthal) sprach z.B. im Zshg. mit der Aufführung einer Kammermusiksymphonie Schönbergs, diese sei „bereits einem musikalischen Dadaismus gefährlich nahe“ (Der Morgen, 31.3.1919, 7). Ihr pflichtete Elsa Bienenfeld in einem Musikfeuilleton über (Schönberg-)Abende im ›Verein für musikalische Privataufführungen‹ (https://web.archive.org/web/20080616003637/http://schoenberg.at/6_archiv/verein/verein_quellen_e.htm ) grundsätzlich zu (NWJ, 19.7.1919,3-4). 1920-21 spitzte sich die Polemik gegen den Dadaismus schrittweise zu. Den Anfang machten Berichte über die polizeiliche Auflösung des Dada-Weltkongresses in Genf, als im Zug eines Disputs zw. Tzara und Serner letzterer vier Schüsse im Saal in die Luft feuerte (z.B. NWJ, 13.1.1920,7), gefolgt von einem Beitrag, in dem der Dadaismus in einem Beitrag mit dem Titel Degeneration und soziale Entscheidung abfällig qualifiziert wird (NWJ, 23.2.1920,4).

Das Feuilleton Berliner Narrenhaus im Allgemeinen Tiroler Anzeiger listete schließlich den Dadaismus wie den Tatlinismus unter problemat. Zeitphänomene, insbes. wegen dessen Nähe zum Kommunismus (19.8.1920,1). Diesen standen jedoch auch neutralere Berichte gegenüber, z.B. über die Aufführung von vier dadaist. Einaktern im Pariser Théâtre de l’Œuvre unter Beteiligung von A. Breton, F. Picabia, W. Serner, Ph. Soupault und T. Tzara (NWJ, 5.5.1920, 7) oder H. Bahrs Tagebuch-Rubrik-Eintrag über den Dada-Almanach, der dem Dadaismus im Kontext der zeitgenöss. Ismen Berechtigung zusprach u.a. auch deshalb, weil er „konsequenter“ sei und „hat den Mut ans Ende zu gehen, ans Ende der autonomen Vernunft.“ Die vielleicht profundeste Würdigung des Dadaismus legte jedoch Max Lesser in einem Theaterfeuilleton zur (Berliner) Auff. von A. Stramms sog. Stenodrama Kräfte vor, in dem er Stramm nicht nur als express. Dichter im Sturm-Umfeld von H. Walden lobte, sondern auch als Mitbegründer des Dadaismus wertete u. diesen als berechtigtes Zeitsymptom, u.a. auch als Protest gegen den Historismus, würdigte (NWr.Tagbl. 24.5.1921,2). Ferner befasst sich dieser Text mit dem Prozess gegen J. Baader und G. Grosz, die aufgrund einzelner ausgestellter Objekte und Gemälde auf der ersten Internationalen Dada-Messe (1.7.-5.8.1920) wegen „Beleidigung der Reichswehr“ auf der Anklagebank saßen.Ein Leitartikel in der NFP (23.1.1921), der die absurden internationalen Preiskämpfe und Gütervernichtungen vor dem Hintergrund der Gefahr einer anstehenden Hungersnot in Österreich kommentierte, sprach vom „wirtschaftlichen Dadaismus“, der solchen Verhältnissen zugrunde läge; Stefan Großmann attestierte in einem Feuilleton über den Berliner Karneval (PTBl., 6.3.1921,1) diesem ein „dadaistisches Element“, womit die Spannbreite der Rezeptionskontexte angesprochen ist, die bereits 1921 den Dadaismus tendenziell als deregulierendes Phänomen für alle denkbaren Krisen bzw. Manifestationen der Zeit heranzogen und z.T. instrumentalisierten. Mit spezifischer Anbindung an die Kunst bzw. Literatur finden sich dagegen nur wenige Beiträge, z.B. ein referiertes Interview mit H. Barbusse über die Lage der Zeit, u.a. auch der zeitgenöss. Literatur. Auf die Frage, wie er zum Dadaismus stehe, antwortete Barbusse, diesen „halte ich für äußerst fruchtbringend“, weil er u.a. […] die „Beseitigung der lästigen und hemmenden Konventionen [beschleunigt]“ (Neues 8 Uhr Blatt, 5.10.1921,2). Polemisch grenzte sich dagegen die Reichspost von einer Ausstellung der Grazer Künstlervereinigung ›Freiland‹ ab, wobei sie Expressionismus, Futurismus und Dadaismus als „Verrücktheiten“ denunzierte (RP, 8.2.1921,5). 1922 gehen die Berichte zum Dadaismus deutlich zurück, eine Tendenz, die auch in den Folgejahren anhält. Der Dadaismus wird dabei zunehmend als Lächerlichkeit gezogen, z.B. in einer Besprechung von F. Karpfens Russische Gegenwartskunst durch K. Sonnenfeld, wo er unter die künstlerischen „Entartungserscheinungen“ gereiht wird (NWJ, 23.1.1922, 8) oder in einem Feuilleton über Psychische Ansteckung und Massenwahn im Neuen 8Uhr Blatt (11.10.1922, 4-5). Mehrere Zeitungen, insbes. aber das NWJ, griffen Berichte aus Paris auf, denen zufolge namhafte Ärzte die These vertreten, Teile der mod. Kunst würden auf Kokainmissbrauch zurückgehen, darunter auch maßgeblich der Dadaismus (NWJ, 8.11. 1922,17 bzw. 29.1.1923,6). Auch Aktivitäten rund um die neugegr. Internat. Gesellschaft für Neue Musik (IGNM) bzw. die Frankfurter Kammermusikwoche wurden argwöhnisch in Wien verfolgt; während E. Bienenfeld den Reiz von Bartók-Kompositionen auf eine Verbindung aus Volksmusik u. musikal. Dadaismus noch wohlwollend anerkannte (NWJ, 23.4.1923,3-4), holte Julius Korngold in der NFP zu einem gewaltigen Rundumschlag gegen die atonale neue Musik als Musik des „jungen Dadaismus“ (6.7.1923, 4) aus. Weniger aggressiv, aber auch mit einer Prise Lächerlichkeit behaftet, zeichnet H. Bettauer im 18. Kap. seines seit dem Dez. 1922 in der Ztg. Der Tag vorabgedruckten Roman Der Kampf um Wien einen Gedichtleseabend. Vortrag und Gedichtbd. „übertrumpften“ den Dadaismus, u.a. deshalb, weil nur aus Vokalen bestehend. Interessant immerhin ein Hinweis in einer Besprechung der Herbstausstellung des Steiermärk. Kunstvereins, in der e(rnst) f(ischer) beklagte, ein Teil der neuesten Produkte hätte einen „reklametüchtigen“ Anstrich, während der Expressionismus, Futurismus und Dadaismus noch „schmerzvoll tiefes Erlebnis“ gewesen wäre (Arbeiterwille, 18.11.1923, 5-6), gleichsam Vorbedingung für den Kampf um die Form, den er als zentrale Herausforderung erachtete.

Seit 1924 etwa wird der Dadaismus fast nur mehr aus der Perspektive des Rückblicks auf eine de facto abgeschlossene Bewegung thematisiert. Sichtbar wird dies etwa in Beiträgen über zeitgenössischen Künstler wie Max Oppenheimer/Mopp (einst Mitbegründer des D.; Wr. Ztg. 18.10.1924,5) über G. Grosz (AZ, 18.4.1924,10) oder über Tzaras Stück Das Herz aus Gas, das, so eine Besprechung als „klassizistisches Stück“, d.h. gegen die dadaistische Kunstrevolution gerichtet, eine Revolte unter den auf Dadaismus eingestellten Besuchern hervorgerufen habe. 1925 wird schließlich von L. Lania in einer Besprechung eines Theaterstücks von R. Leonhard der Dadaismus als „einer längst vergangenen Epoche“ angehörend kurzerhand liquidiert, – gemeinsam mit anderen Ismen, die sich ebenfalls als nicht „lebenskräftiger erwiesen“ hätten, eine Position, die auch ein Beitrag im Tag grundlegend teilte.  


Quellen und Dokumente

R. Lothar: Der Dadaismus. In: Neues Wiener Tagblatt, 3.10.1918, S. 2-4; L. Heller: Der Oberdada. In: NWJ, 1.4.1919, S 6; B.: Das Manifest der Dadaisten. In: Der Tag, 18.6.1919, S. 5; H. Bahr: Tagebuch (über Dada-Almanach). In: NWJ, 31.10.1920, S.6; M. Lesser: Stramm und Dada. In: Neues Wiener Tagblatt, 24.5.1921, S. 2-4; N.N.: Das Herz aus Gas (zu T. Tzara). In. Der Tag, 2.3.1924, S. 9; A. Markowitz: George Grosz (Austellung bei Würthle). In: AZ, 18.4.1924, S. 10; M. Ermers: Kunstismen. In: Der Tag, 1.11.1925, S.7-8; L. Lania: Dramatisierte Gegenwart. (Über R. Leonhard: Segel am Horizont); in: AZ, 20.7.1925, S. 5.

Literatur

G. Dankl, R. Schrott (Hgg.): DADAUTRICHE 1907-1970. Innsbruck 1993; M. Szymanska: Dada und die Wiener Gruppe. Hamburg 2009; Z. Péter: Lajos Kassák, Wien und der Konstruktivismus 1920-1926. Frankfurt/M. u.a. 2010, 107-126; W. Fähnders: Avantgarde und Moderne 1890-1933: Ein Lehrbuch. Stuttgart-Weimar 22010, 190-205; W. Faehnders: Dada in Österreich. In: Hugo Ball-Almanach 2020 (im Dr.).

(PHK)

Jakob Moreno Levy gründet 1918 die Zeitschrift Daimon und setzt damit als Herausgeber bereits bestehende Bestrebungen fort, seine „Religion der Begegnung“ einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Begleitet wird dieses Anliegen von der Suche nach neuen ästhetischen Ausdrucksmitteln, die die politischen Herausforderungen der Zeit im Kontext spiritueller Fragestellungen begreifen und abbilden können. Der Daimon steht somit in einem politischen Nahverhältnis zu anderen expressionistischen und pazifistisch ausgerichteten Zeitschriften wie etwa Benno Karpeles’ Der Friede oder Franz Bleis Summa (siehe Werbeeinschaltungen), hebt sich aber zugleich durch die heterogene, metaphysisch-religiös bestimmte Themenwahl und eine von hymnischem Pathos getragenen Sprache von anderen Zeitschriften ab. Der Daimon wird nicht zuletzt darum unter dem Stichwort des „Messianischen Expressionismus“ zur Einordung gebracht. Die hohe Dichte namhafter Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die im Daimon Beiträge veröffentlichen, zeigt zudem seinen besonderen literaturgeschichtlichen Stellenwert im Kontext der expressionistischen Zeitschriften. Zu den Beitragenden zählen u.a.: Béla Balázs (übers. v. E. A. Reinhardt, Paul Baudisch, Petr Bezruč (übers. v. Rudolf Fuchs), Franz Blei, Otokar Březina (übers. v. Emil Saudek), Max Brod, Paul Claudel, Dawid Frischmann, Rudolf Fuchs, Iwan Goll, Albert Paris Gütersloh, Eugen Hoeflich, Francis Jammes (übers. v. E. A. Reinhardt), Georg Kaiser, Paul Kornfeld, Georg Kulka, Hetta Mayr, Robert Müller, Giovanni Pascoli (übers. v. Benno Geiger), Leopold Reissinger, Friedrich Schnack, André Suarès (übers. v. Jakob Hegner), Jakob Wassermann, Ernst Weiß, Franz Werfel, Oskar Wiener, Alfred Wolfenstein. In der Fortsetzung des Daimon erscheinen auch Texte von Martin Buber, Ernst Bloch, Alfred Döblin, Albert Ehrenstein, Carl Ehrenstein, Chajan Kellmer, Heinrich Mann, Mynona, Hugo Sonnenschein u.v.m.

Titelblatt der ersten Ausgabe, 1918

Morenos Religion der Begegnung zeichnet sich durch ein gewisses konfrontatives Moment aus, das politisch, im Sinne von sozial und ästhetisch, vom schöpferisch tätigen Individuum gesellschaftlich produktiv gemacht werden soll. Der Künstler/die Künstlerin gilt damit als Zwischenwesen (gr. daimon), das in der Sphäre zwischen Gott und Welt Kraft seiner entfesselten Spontanität (als göttliche Gabe) die Welt verändern kann. Der Titel von Morenos früher Flugschriftenreihe „Einladung zu einer Begegnung“ (1914/15), welche ausschließlich Texte von ihm selbst enthielt, kehrt im Untertitel des größer angelegten Daimon stellenweise wieder (siehe Der Neue Daimon, 1919, H. 3/4) und verdeutlicht die programmatische Linie. Die Mitarbeiter des Daimon bilden einen Zirkel; Treffpunkte sind das Café Museum und der Herrenhof (Autobiographie, 76f.)

Während Moreno alle vier Hefte des ersten Jahrgangs (unter dem Titel Daimon) herausgibt (Redaktion von E. A. Reinhardt), zieht er sich nach den ersten beiden Heften des Folgejahrgangs 1919 (unter dem Titel Der Neue Daimon) als Herausgeber zurück und verfasst nur noch einzelne Beiträge (siehe Das Testament des Vaters, in: Die Gefährten, Jg. 3 [1920]/Heft 2). Mit der Umbenennung kommt es auch zu einer Veränderung der Betriebsform. Der ab Heft 3/4 gegründete Genossenschaftsverlag erhebt die beitragenden Autoren zugleich zu Verlagsinhabern; die Produktionsmittel bleiben so im Besitz der Mitarbeiter. Gründungsmitglieder sind Alfred Adler, Albert und Carl Ehrenstein, Fritz Lampl, Hugo Sonnenschein und Jakob Levy Moreno. Neben dem Neuen Daimon, erscheinen als Ergänzung drei Hefte unter der Reihenbezeichnung „Die Gefährten“, die 1920 zum Titel der Zeitschrift wird. Als Herausgeber der nunmehr eher autorenbezogenen Hefte fungiert Albert Ehrenstein. Die Ausgaben widmen sich zunehmend einzelnen Autoren, so etwa H. 3 (1920) Heinrich Mann (Die Tote. Novelle; Der Weg zur Macht. Drama in drei Akten), H. 10 (1920) Oskar Kokoschka; H. 1 enthält Auszüge aus den Reden Gotamo Buddhos (übers. v. Karl Eugen Neumann), Albert Ehrensteins Essay zu Karl Kraus gelangt in H. 7 (1920) zur Veröffentlichung. Das letzte Heft der Gefährten, das Texte von Albert Ehrenstein enthält, erscheint 1922.


Werke

Daimon. Eine Monatschrift. Hg. v. Jacob Levy Moreno. Redaktion: E. A. Reinhardt . Wien: Verlag der Daimon Schriften Brüder Suschitzky 1918. ([Heft 1]Prolog: Februar 1918, Heft 2: April 1918, H. 3: Juni 1918, H. 4: August 1918) – erscheint zweimonatliche, insg. 4 Einzelhefte.

Forts.: Der Neue Daimon. Eine Monatsschrift (H. 1/2); Einladung zu einer Begegnung (H. 3/4). Wien: Verlag der Daimon Schriften Brüder Suschitzky 1919; ab Heft 5-7-9/10 Wien: Genossenschaftsverlag 1919. Herausgeber: H. 1/2-3/4 Jakob Moreno Levy, H. 8-11/12 Fritz Lampl, 9/10 Hugo Sonnenschein – erscheint monatlich, insg. 12 Einzelhefte. (Siehe Wallas: Zeitschriften und Anthologien des Expressionismus in Österreich, 342-344)

Forts.: Die Gefährten. Der dritte Jahrgang des „Neuen Daimon“. Hg. v. Albert Ehrenstein. Wien: Genossenschaftsverlag 1919-1922. – erscheint unregelmäßig, insg. 16 Einzelhefte. (Siehe Wallas: Zeitschriften und Anthologien des Expressionismus in Österreich, 244-247)

Einladung zu einer Begegnung. Hg. v. Jakov Moreno Levy. Wien 1914/1915 – erscheint unregelmäßig; zwei Berichte ergänzt durch einen Flugbericht.

Quellen und Dokumente

Expressionismus online: https://db.saur.de/LEX/login.jsf (Daimon [1918], Der Neue Daimon [1919], Die Gefährten [1919-1922])

Jacob Levy Moreno: Auszüge aus der Autobiographie. Hg. v. Jonathan D. Moreno. Mit einem Nachwort von René Marineau. Köln: inScenario Verlag 1995.

Literatur

Klaus Amann und Armin A. Wallas (Hg.): Expressionismus in Österreich. Die Literatur und die Künste. Wien u.a.: Böhlau 1994, S. 60f., Barbara Erlacher-Farkas und Christian Jorda (Hg.): Monodrama. Heilende Begegnung. Vom Psychodrama zur Einzeltherapie. Wien, New-York: Springer 1996, S. 26ff, Murray G. Hall: Österreichische Verlagsgeschichte 1918-1938. Bd. 2. Belletristische Verlage der Ersten Republik. Wien, Graz u.a.: Böhlau 1985, S. 144-159, Armin A. Wallas: Zeitschriften und Anthologien des Expressionismus in Österreich. Analytische Bibliographie und Register. München: Saur 1995.

(KK)

Literarische Zeitschrift, hg. von Oskar Maurus Fontana und Alfons Wallis, die in unregelmäßiger Weise, d.h. etwa vierteljährlich vom Frühjahr 1917 bis zum Herbst 1918 in fünf Ausgaben im Anzengruber Verlag (Wien) erschien. Die Redaktion befand sich im dritten Bezirk, d.h. in der Landstraße 1, offenbar dem Wohnsitz von Wallis. Die letzte Ausgabe trug das Motto Das Flugblatt wendet sich an alle jungen Menschen, die den Geist suchen und nicht den Betrieb. Der Umfang betrug jeweils zwölf Seiten.

Als Mitarbeiter figurierten die Autoren, die jeweils zum Abdruck kamen. Von Beginn an versammelte dabei das F. ein recht heterogenes Spektrum: mit Richard Billinger, Felix Braun, Heinrich Eduard Jacob, Oskar Loerke u. Max Mell neuromant. Lyriker mit trad. Themen, mit Uriel Birnbaum, Rudolf Leonhard, Emil A. Rheinhardt, Erich Singer, Berthold Viertel und Paul Zech, eine Generation der in den 1890er Jahren geborenen Schriftsteller, die in unterschiedlichem Ausmaß der expressionistischen, aktivistischen oder vitalistischen Bewegung nahe standen bzw. sich tw. auch der Spätmoderne des Fin de Siècle zurechneten. Die Mehrzahl der Beiträge bestand aus Gedichten; gelegentlich kamen kürzere Prosatexte sowie ab H.2 auch programmatische Kommentare u. Reflexionen über Dichtung sowie über Zeitfragen (Krieg, Sozialismus, Zionismus) hinzu. Ebenfalls ab H. 2 bzw. ab H.3 waren Eugen Hoeflich, Max Brod, P. Hatvani, A. P. Gütersloh, Fritz Lampl sowie in den letzten beiden auch Kurt Hiller, Arthur Holitscher, Leo Strauß oder C.M. Weber mit Beiträgen vertreten, womit die Zs. stärker eine programmat. Note in Richtung einer expressionistischen, messianischen Geschichtskonzeption (Wallas, 34) erhielt. Letztere wurde mit dem Abdruck von Stellen aus Hasenclevers kriegskrit. Antigone-Schauspiel unter dem Motto Dem Aufgang zu! bzw. Die neue Welt bricht an In H. 2/1917 eingeleitet, in A. Holitschers Plädoyer für einen neuen, der Bergpredikt verpflichteten Sozialismus ausgeweitet (H.4/1918) u. mündete in einen zum Programm erhobenen Glauben „an eine neue Zeit“ (Leonhard) in H. 5/1918, in der den Dichtern, so auch O.M. Fontana, als „die wirklich Wirklichen“ eine Orientierungsfunktion zukommen werde.


Quellen und Dokumente

Ankündigung in: Oesterr.-ungar. Buchhändler-Correspondenz, 20.6.1917, S. 277.

Literatur

A.A. Wallas: Zeitschriften und Anthologien des Expressionismus in Österreich. Analytische Bibliographie und Register Bd. 1 (1995), S. 34.

(PHK)

Tageszeitung, begründet im Juni 1915 durch Carl Colbert, die aufgrund zensurmäßiger Eingriffe und ihrer tendenziell linken kriegskritischen Position nur unregelmäßig bis zum Nov. 1918 erscheinen konnte. In der Ersten Republik entwickelte sich die Zeitung, in der u.a. auch Else Feldmann und Bruno Frei regelmäßig publizierten, zu einem auflagenstarken Blatt und positionierte sich als links-sozialdemokratisches (im Sinn einer offensiven Auslegung des Linzer Programms von 1926), von der SDAPÖ weitgehend unabhängiges Organ, gab aber zu allen Wahlen seit 1927 eine Empfehlung für die SDAPÖ ab. Seine Auflage wird zwischen 90.000 und 150.000 schwankend angegeben, womit er zu den fünf auflagenstärksten Zeitungen zählte. 1934 musste er wie fast alle sozialdemokratisch orientierte Zeitungen und Zeitschriften sein Erscheinen einstellen.

(PHK/ME, Work in progress)