Koenig, Otto

geb. am 12.5.1881 in Wien – gest. am 15.9.1955 in Klosterneuburg; Redakteur, Kritiker, Volksbildner

K. studierte Germanistik an der Universität Wien und trat 1908 in den Kreis der Mitarbeiter der Arbeiter Zeitung ein, wo er 1919 zum Redakteur für die Sparten Literatur und Kunst avancierte. 1916 erschien sein Gedichtband Stimmen der Seele. Darüber hinaus verfasste er auch Beiträge für andere sozialdemokrat. Zeitungen und Zeitschriften wie z.B. Bildungsarbeit oder Der Kampf. K. förderte Fritz Rosenfeld, der jedoch bald, z.B. sichtbar in der Debatte über Arbeiter-Literaturunterricht, eigene Positionen entwickelte. In der AZ war K. neben David J. Bach u. später Ernst Fischer und F. Rosenfeld der wichtigste Theater- und Literaturkritiker. Sein Spektrum war dabei beeindruckend: er setzte sich mit F. Grillparzer, A. Grün, H. H. Voß, F. Spielhagen ebenso auseinander wie mit A. Bronnens Anarchie in Sillian, Schnitzler-, Schönherr- Wedekind- und Toller-Aufführungen, mit Heinrich Manns Roman Der Kopf, mit dem Mitte der 1920er Jahre boomenden Historienfilm, insbes. F. Langs Nibelungenfilm oder neuen Genres wie Filmromanen (mit Bezug auf H. Bettauers Das blaue Mal). Auch die internat. Literatur hatte K. im Blick; so besprach er z.B. Paul Claudels Mittagswende, Luigi Pirandellos Komödie Heinrich IV oder Miguel de Unamunos Don Quichotte. Von 1927 bis 1932 betreute er regelmäßig die AZ-Rubrik Aus der Radiowoche. Bis 1933 war er zudem als Volksbildner tätig, insbe s. als Leiter von Schulungskursen für Bibliothekare der Arbeiterbibliotheken. Ferner hält er an der Volkshochschule Ottakring und Margareten Vorträge über Kunst- und Literaturgeschichte.

Von 1934 an in innerer Emigration und de facto mit Berufsverbot belegt, kehrte er 1945 in die Redaktion der AZ zurück.

Er war Vater des gleichnamigen Verhaltensforschers.


Weitere Werke

Gesichte der Vergangenheit (1923); Mächte und Menschen (1947)

Quellen und Dokumente

Wie lernt man Geschichte? In: Bildungsarbeit 1920, 43, Auch einiges über Ziele und Methodik des Arbeiter-Literaturunterrichts In: Bildungsarbeit 1922, 65, Franz Grillparzer (zur 50. Wiederkehr seines Todestages), In: Arbeiter-Zeitung, 21.1.1922, 5-6, Es soll der Sänger mit dem König gehen? (Bilder aus dem Leben F. Grillparzers); Arbeiter-Zeitung, 22.1.1922, 4-5,  „Es.“ (zu K. Schönherr, UA im Deutschen Volkstheater). Arbeiter-Zeitung, 27.12.1922, 5, Filmromane. In: Arbeiter-Zeitung, 12.7.1923 S. 6-7, Paul Claudels Mittagswende. In: Arbeiter-Zeitung, 8.4.1924, 5, Anarchie in Sillian. Zur Erstaufführung des Schauspiels im Raimundtheater. In: Arbeiter-Zeitung, 17.4.1924, 8-9; Der Nibelungenfilm. In: Arbeiter-Zeitung, 18.5.1924, 9-10, Das Musik und Theaterfest in Wien. Die internationale Ausstellung neuer Theatertechnik. In: Arbeiter-Zeitung, 14.9.1924 S. 10-11, Frank Wedekind: Franziska (Zur österr. EA). In: Arbeiter-Zeitung, 21.12.1924, S. 11; Der Kopf (H. Mann). In: Arbeiter-Zeitung, 12.5.1925, 5, Enrica Handel-Mazzetti. Zu ihren letzten Werken In: Arbeiter-Zeitung, 31.8.1925. S. 7, Die lebende Maske (= L. Pirandello: Heinrich IV). In: Arbeiter-Zeitung, 30.3.1926,10; Radiorezitation. In: Arbeiter-Zeitung, 23.5.1926, 17-18, Ein neuer Don Quichotte (Zu Unamunos Don Quichotte), In: Arbeiter-Zeitung, 12.7.1926, 7, Die Gaunerzinke (Th. Kramer). In: Arbeiter-Zeitung, 30.11.1928, 3, Methodisches zum Fernunterricht. In: Bildungsarbeit 1929, 123, Friedrich Spielhagen. In: Arbeiter-Zeitung, 24.2.1929, 17, Aus der Radiowoche. In: Arbeiter-Zeitung, 3.1.1932, 15.

Literatur

Konstantin Kaiser: Zwischen Goethe und dem Sozialismus – O. K. (1881-1955). In: K. K. et al. (Hg.): Rote Tränen. Die Zerstörung der Arbeiterkultur durch Faschismus und Nationalsozialismus, 272-279 (2017).

Eintrag bei theodorkramer.at, Eintrag bei dasrotewien.at.

(PHK)