Vajda, Ladislaus

eigentlich László, geb. am 19.8.1877 in Eger (Kgr. Ungarn, Österreich-Ungarn) – gest. 10.3.1933 in Berlin; Drehbuchautor, Theaterregisseur, Dramaturg

Vajda begann als Schauspieler auf Bühnen der ungar. Provinz und arbeitete dann als Journalist in Budapest für das illustr. Wochenmagazin Tolnai Világlapja. Ab 1908 war er als Regisseur am Ungarischen Theater tätig, 1920 als dessen künstlerischer Direktor. Er verfasste einige Theaterstücke, ab 1916 auch Drehbücher; so kam im Jänner 1917 im Nationaltheater das mit A. Kárpati verf. Drama Kömüves Kelemen zur Aufführung (Pester Lloyd, 5.1.1917, 11). 1918 bearbeitete er wichtige Autoren bzw. Texte aus der ungar. Literatur für den Film, u. a. Romane von M. Jókai wie Der Goldmensch oder Molnars Stücke Liliom bzw. Der Gardeoffizier, bei denen Alexander (Sándor) Korda die Regie führte. 1919, zur Zeit der Ungarischen Räterepublik, war Vajda in dem die Filmpolitik bestimmenden Filmrat tätig, trat aber auch als Regisseur von Bühnenstücken, z.B. von F. Karinthy, in Erscheinung. Ende 1921 emigrierte er nach Wien, wo er bis 1924 für mehrere Produktionen der Sascha-Film die Drehbücher schrieb, beginnend mit dem Monumentalfilm Sodom und Gomorha (EA 16.10.1922) über Der junge Medardus bis hin zu Harun al Raschid, Die Lawine u.a.m. (Script, alle 1923-24) . Bei den meisten dieser Filme führte M. Kértesz (später: M. Curtiz) Regie und G. Ucicky die Kamera. Anfang 1925, bereits in Berlin ansässig, hatte er im Raimundtheater die Regie für M. Lengyels Lustspiel Antonia inne, dessen ungar. UA in Budapest ebf. von ihm stammte. 1927 verfasst er Scripts zu Unterhaltungsstummfilmen wie Madame will einen modernen Mann (Die Bühne, H. 123/1927, 29) oder Heute tanzt Mariette und wurde enger Mitarbeiter von G. W. Papst in dessen Stumm- und frühen Tonfilmen. Gemeinsam mit R. Leonhard verf. er für ihn auch die deutsche Bearbeitung von Ilja Ehrenburgs Die Liebe der Jeanne Ney, die in den Wirren des russ. Bürgerkriegs angesiedelt ist. 1928 folgte mit Abwege ein, wie die Kritik einhellig meinte, „meisterhaft“ inszeniertes Ehedrama. Einen auch internat. Achtungserfolg erzielte er 1929 mit dem Bergfilm Die weiße Hölle vom Piz Palü (mit L. Riefenthal in der Hauptrolle); als gehaltvoll galten auch die Bearbeitung von Wedekinds Die Büchse der Pandora (F. Rosenfeld in der Rubrik Der gute Film) und jene für Eine Frau, nach der man sich sehnt… von M. Brod (mit M. Dietrich u. F. Kortner in den Hauptrollen). 1930 folgten Zwei Krawatten (nach G. Kaiser) mit Songs von Robert Gilbert, das aufsehenerregende Antikriegsdrama Westfront 1918 sowie das strittige wie filmgeschichtlich wegweisende Vorhaben der Verfilmung von Brechts Dreigroschenoper (am Drehbuch wirkten auch B. Balázs u. L. Lania mit). Neben Drehbüchern und Scripts für Papst arbeitete Vajda gelegentlich auch mit Robert Wiene zusammen, z.B. für dessen Film Der Liebesexpreß (1931). Im selben Jahr legte er mit dem Manuskript für Kameradschaft den Grundstein für einen hochpolitischen Film von Papst, der die Solidarität der deutschen und französischen Bergarbeiter zum Thema macht und von Rosenfeld als „pazifistisches Manifest“ gewürdigt wurde.


Weitere Scripts, Drehbücher und Bearbeitungen (Auswahl):

Rutschbahn (1928); Die sieben Sünden einer schönen Frau (1929); Nur Du! (1930); Die Herrin von Atlantis (1932)

Quellen und Dokumente

A.Z. Bernád: L. Vajda. In: ÖBL 1815-1850, Bd. 15. 67 Lfg/ 2016, S. 153-154; Programmheft: Die Frau, nach der man sich sehnt (1929);

(Plakat) M. Jókai: Der Goldmensch. In: Neue Kino-Rundschau, Nr. 64/1918, S. 33; (Plakat) F. Molnár: Der Gardeoffizier/Liliom. In: Neue Kino-Rundschau, 25.8. 1918, S. 35; K. Sebestyen: F. Karinthy als Dramatiker. In: Pester Lloyd, 16.3.1919, S. 8; (Plakatankündigung:) Sodom und Gomorrha. In: Wiener Montags-Journal, 24.12.1921, S. 11; (Plakatankündigung:): Der junge Medardus. In: Der Filmbote, 23.12.1922, S. 21; F. Rosenfeld über: Die Büchse der Pandora. In: AZ, 3.3. 1929, S. 19; (Ankündigung:) Die weiße Hölle vom Piz Palü. In: Österreichische Filmzeitung, 8.6.1929, S. 17; F. Porges über: Die weiße Hölle vom Piz Palü. In: Der Tag, 13.10.1929, S. 8; (Plakat:) Die Frau, nach der man sich sehnt… In: Das Kino-Journal, 26.10.1929, S. 21; N.N.: Zwei Krawatten. In: Mein Film. Nr. 252/1930, S. 13; E. Kondor: Die Hölle im Westen (Über: Westfront 1918). In: NWJ, 30.5.1930, S. 5; F. Rosenfeld: Die Dreigroschenoper im Film. In: AZ, 29.5.1931, S. 9; F. Rosenfeld: Kameradschaft. Ein Film der proletarischen Solidarität. In: AZ, 7.1.1932, S. 7.

(PHK)