Geb. 8.1. 1879 in Nürnberg (Deutsches Reich), gest. 12.1. 1955 in Berlin (West) BRD. Drehbuchautor, Kameramann, Regisseur, Filmproduzent.

Leyde war seit 1915 bei diversen Filmfirmen tätig, seit 1918-1920 auch in Österreich wie z.B. bei der Leyka-Film und der Tellus-Film.

Materialien und Quellen:

Eintrag auf filmportal.de;

(in preparation)

geb. 10.01.1892 in Wien – gest. 26.09.1960 in Basel; Schauspieler, Regisseur, Schriftsteller.

Der aus einer jüdischen Familie stammende „Spezialist der humorvollen Satire“ (Linzer Tagespost, 9.10.1930, S. 15.) war zunächst vor allem als Schauspieler aktiv und spielte 1915 am Olmützer Stadttheater, anschließend am Linzer Stadttheater; ab 1917 war er Mitglied des Stadttheaters in der nordböhmischen Kurstadt Teplitz/Teplice. Dort lernte er die Operettensängerin Margit Karmont-Knopf kennen, die er 1918 heiratete und mit der er eine Tochter bekam. In der Sommersaison 1923 hatte Lichtenberg ein Engagement am Wiener Raimundtheater

Parallel zu seinem schauspielerischen Wirken war er auch als Regisseur tätig, so etwa am Breslauer Stadttheater (wo er auch stellvertretender Direktor war), in den Wiener Kammerspielen und an der Neuen Wiener Bühne. Im Mai 1923 übernahm er die Direktion der Vereinigten Deutschen Theater Kattowitz-Königshütte. Daneben war er auch als Schriftsteller – „frei von jeder Sentimentalität ganz auf neue Sachlichkeit eingestellt“ (Linzer Tagespost, 9.10.1930) – äußerst produktiv: Er verfasste neben humoristischen Gesellschaftsromanen auch Libretti, Hörspiele bzw. „Funkscherze“ sowie regelmäßige Beiträge für den Feuilleton, so etwa für die Linzer Tagespost. Seine Kurzgeschichten und Novellen, die sich oftmals die Tücken des (langjährigen) Ehealltags thematisierten, erschienen zudem im Neuen Wiener Tagblatt und in den Publikumszeitschriften Mocca und Die Muskete.

Lichtenberg schrieb eine Reihe von Bühnenstücken, die zumeist als Lustspiel angelegt waren und die in ganz Österreich – u. a. im Theater an der Josefstadt, im Raimundtheater und am Grazer Stadttheater – sowie auch auf Bühnen in Deutschland zur Aufführung gelangten. Besonders erfolgreich waren die Komödien Die Nacht der Frauen und Herr über Millionen, bei der Lichtenberg „sein famoses Talent zur Menschenzeichnung und Situationswirkung“ unter Beweis stellte. Zu einem immensen Publikumserfolg geriet auch Eva hat keinen Papa (1930), das 1935 auch als Hörspiel adaptiert wurde; Kritiker empfanden das Stück jedoch als „vom Anfang bis zum Ende übertrieben“ (Salzburger Wacht, 12.12.1931, S. 6) und als eine Posse, „die früher einmal in den letzten Vorstadttheatern üblich“ war (Das Kleine Blatt, 17.4.1932, S. 16). Sein ebenfalls sehr beliebtes Lustspiel Seine Majestät das Publikum wurde 1930 unter der Regie von Friedrich Neubauer mit Ebba Johannsen und Wolf Albach am Akademietheater inszeniert. Die Komödie „Wem Gott ein Amt gibt …“, das 1933 als Tournee-Inszenierung mit Max Pallenberg auch an Schweizer Bühnen zur Aufführung kam, wurde 1970 unter dem Titel Was ist denn bloß mit Willi los? mit Heinz Erhardt in der Hauptrolle verfilmt. Ebenso auf Lichtenbergs Vorlage basiert der bereits 1953 erschienene Film Die kleine Stadt will schlafen gehen.

Nach seiner 1938 erfolgten Emigration in die Schweiz erhielt er zunächst keine Arbeitsbewilligung, was seine finanzielle Situation zunehmend erschwerte. Erst im Herbst 1942 wurde ihm eine beschränkte Genehmigung zur Mitarbeit am Feuilleton der Schweizer Presse erteilt. Seinen ursprünglichen Plan, über Frankreich in die USA weiterzureisen, musste er aufgrund mangelnder Unterstützung durch die Behörden fallenlassen. In den folgenden Jahren konnte er sich als Lustspiel-Autor in der Schweiz etablieren; seine Schwänke und Komödien wurden vorwiegend im Bernhard-Theater Zürich aufgeführt. 

Lichtenberg starb 1960 in Basel.


Literatur

Thomas Blubacher, Wilhelm Lichtenberg. In: Andreas Kotte (Hg.), Theaterlexikon der Schweiz, Zürich 2005, Bd. 2, S. 1104; Hans Giebisch/Gustav Gugitz, Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart, Wien 1963; Kristina Schulz, Die Schweiz und die literarischen Flüchtlinge, 1933-1945, Berlin 2012.

Quellen und Dokumente 

Trauung Wilhelm Lichtenberg. In: Teplitz-Schönauer Anzeiger, 10.3.1918, S. 3; Lichtenberg übernimmt Direktion. In: NFP, 5.5.1923, S. 6; Wilhelm Lichtenberg, Rummy und Liebe. Geschichte eines Sommerflirts. In: Badener Zeitung, 7.9.1927, S. 2f; Wilhelm Lichtenberg, Zukünftiges Theater. In: Die Muskete, 9.1.1928, S. 20; Maria Peteani, Ein Autor von heute. In: Linzer Tagespost, 9.10.1930, S. 15; Ein neuer Regisseur am Burgtheater. In: NFP, 6.12.1930, S. 27; Wilhelm Lichtenberg, Das Weekendparadies. In: Radio Wien, 20.6.1930, S. 7; Nelda Calliano, Theater. In: Badener Zeitung, 28.2.1931, S. 4

Ein Auto und kein Geld. In: Österreichische Film-Zeitung, 4.7.1931, S. 3; Eva hat keinen Papa. In: Salzburger Wacht, 12.12.1931, S. 6; Eva hat keinen Papa. In: Illustriertes Familienblatt 8 (1932), S. 2; Eva hat keinen Papa – Theater in der Josefstadt. In: Das Kleine Blatt, 17.4.1932, S. 16; Fritz Rosenfeld, Eine neue Pallenberg-Rolle. „Wem Gott ein Amt gibt …“ von Wilhelm Lichtenberg im Raimundtheater. In: AZ, 31.3.1933, S. 6; Herr über Millionen in der Scala. In: Illustrierte Kronen Zeitung, 10.11.1934, S. 8f; Steuerzahlen ein Vergnügen. Lustspiel von Wilhelm Lichtenberg. In: Salzburger Nachrichten, 24.1.1938, S. 7.

(MK)



geb. am 18.2.1872 in Wien – gest. am 24.4.1934 in Wien; Journalist, Redakteur, Kunst- und Musikkritiker, Schriftsteller, Librettist, Übersetzer

Aus: Wiener Sonn- und Montagszeitung, 22.8.1921, S. 2

Der Sohn aus einer Offiziersfamilie mit Wurzeln in Würzburg besuchte nach der Volksschule in Wien ein Gymnasium in Prag, um danach in Prag und Wien Jura zu studieren. In Prag kam er über den Geigenunterricht bei Anton Bennewitz mit der Musik in näheren Kontakt. Dort werden auch seine ersten literar. Versuche fassbar, als er im Prager Dichterbuch (hg. von F. Teweles) 1893, in dem u.a. Friedrich Adler u. Hugo Salus publizierten, in „eine Reihe vielversprechender Talente“ platziert wurde. 1894 finden wir L. einerseits als „brillanten“ Violinisten (PTBl. 5.12.1894), andererseits in eine Debatte über die Ausrichtung der Höritzer Passionsspiele verwickelt, in der er sich als „Deutschnationaler“ deklariert und jenen einen „jüdischen Geist“ vorwirft. Für das Deutsche Volksblatt (Wien) schreibt er 1894-95 erste Besprechungen, für die Lyra einige Gedichte. In der Neujahrsnr. 1900 der Zs. Der Humorist veröffentlicht er gem. mit Fanz Weislein den Einakter Jean; 1901 verf. er für die Verdi-Feier im Theater an der Wien einen Prolog. 1903 wird er Theaterkritiker beim Illustrierten Wiener Extrablatt, 1906 dessen leitender Redakteur. 1905 wird er als MitVerf. des Librettos der Operette Der Schwerenöter von Alfred Zamara. Im Juni 1907 gelangt die mit Bernhard Buchbinder verf. Operette Der Eintagskönig im Lustspiel-Theater zur Auff., die trotz „ziemlich dünner Handlung“ zum Erfolg geriet. Ebf. 1907 puliz. L. einen Verriss der Erstauff. Der 6. Symphonie von G. Mahler, 1908 legte er mit Der Frauenjäger wieder einen Operettenerfolgt vor, 1910 war er für die deutsche Fassung der in Paris mit großem Erfolg aufgeführten Opernversion des Sienkiewicz-Romans Quo vadis? verantwortlich. Mit der einaktigen Oper Aphrodite (Musik: Max Oberleithner, Textvorlage: Pierre Louys) polarisierte L. 1912 die Kritik: für J. Korngold in der NFP „technisch ein wahres Kunststück“, für andere wie R. Holzer ein bloß geschickter Abdruck „aus Wagner zusammengenäht und mit Strauß unterfüttert“, insgesamt aber ein Publikumserfolg an der Hofoper, wie die Neuaufnahmen im Sept. 1913, aber auch in den Jahren 1915 u. 1917 zeigen. Nach Ausbruch des Ersten Weltkr. verf. L. 1915-17 versch. Feuilletontexte im Prager Tagblatt u. im Pester Lloyd (PL), u.a. über die Skoda-Waffenwerke, wirkt an der Lissafeier 1916 mit, womit sich seine patriot. Beiträge schon erschöpfen. Ab 1916  wirkt er v.a. als Theaterkritiker für den PL, besprach z.B. H.v. Hofmannsthals Ariadne auf Naxos, Strindbergs Traumspiel, F. Lehár, oder A. Wildgans.  Zu 1918-19 liegen nur wenige Äußerungen L.s. vor, u.a. kritische über das expressionist. Theater; 1920 meldet sich L. mit einem Schreker-Verriss zu Wort, der zu einer Replik in der Musikzs. Anbruch durch R. St. Hoffmann führt. Richard Specht bezichtigt ihn ebf. 1920 im Anbruch, der Gruppe der G. Mahler-Feinde in Wien angehört zu haben; in der Zs. des Dt. Volkstheaters Aufbau, die u.a. Szenen aus E. Tollers Masse Mensch brachte, ist er dagegen mit einem Essay vertreten, darüber hinaus mit einer Tagger- u. Sternheim Charakteristik in der Wiener Sonn- u. Montagszeitung (WSMZ), für die er auch 1921-29 regelm. Theaterfeuilletons verfasste, darunter eines zum Reigen-Skandal oder zur Jedermann-Auff. in Salzburg bzw. 1924 zu K. Kraus u.a. Ende 1922 erschien seine 101 (Theater)Feuilletons umfassende Slg. Von Sonntag auf Montag, 1923 die von ihm besorgte deutsche Fassung von Alexander Kuprins vieldiskutiertem Roman Jama, die Lastergrube, die bereits nach drei  Wochen bei der 5. Aufl. hielt.

Mit der Übernahme der Chefredaktion der Zs. Die Bühne (H. 1 erschien am  4.11.1924) 1925-26 gestaltete L. im umstrittenen Verlag Die Stunde die wohl vielseitigste österr. TheaterZs der Zwischenkriegszeit sowie ein maßgebliches Zeitgeist-Magazin jener Jahre maßgeblich mit. Als Mitarbeiter gewann er u.a. F. Blei, A. Grünwald, K. Farkas, F. Porges, Roda-Roda oder P. Stefan u. Alice Schalek; fallweise wirkten auch B. Bálázs, K. Čapek u. R. Neumann an der Zs. mit, die 1925-28 u.a. Primärtexte von O.M. Fontana, M. Gorki, J. Galsworthy, Th. Kramer, R. Musil, W. S. Maugham, F. Werfel u.v.a.m. zum Abdruck brachte. L. provozierte wiederholt Reaktionen: seitens K. Kraus ebenso wie durch die AZ, wo er u.a. als „der literarische ‚Schabesgot‘ des Amüsierbetriebs der jüdischen Bourgeoisie von Wien“ bzw. als einer der „Paladine Bekessys“ gebrandmarkt wurde (AZ, 22.7.1926,5). Nichtsdestotrotz vermochte die Zs. auch die Eröffnung der Piscator-Bühne mit E. Tollers Hoppla wir leben! zu würdigen. Zur vieldisk. Sylvesterauff. von Kreneks Jazz-Oper Jonny spielt auf bezog L. dagegen einen ablehnenden Standpunkt, ebenso anlässl. des Gastspiels des Leningrader Opernstudios bei den Salzbg. Festspielen 1928, was die AZ veranlasste, ihm „christliche Mystik“ vorzuwerfen. Seit seinem Wechsel zum Neuen Wiener Extrablatt vertrat L. zunehmend konservative Positionen, z.B. in der Debatte über Hasenclevers Ehen werden im Himmel geschlossen, dem er die Verletzung relig. Gefühle vorwarf, was ihm Zustimmung durch die christl.soz. Reichspost (RP, 16.3.1929) eintrug. 1930-32 verf. L. wieder vermehrt Theaterfeuilletons für die WSMZ, nimmt an Varietè-Veranstaltungen mit K. Farkas u. Roda Roda teil, verliert aber deutlich an Terrain in der öffentl. Wahrnehmung. 1932 verschlimmert sich seine Angina pectoris-Erkrankung; L. muss seine Kritiker-Tätigkeit weitgehend einstellen und verstirbt im April 1934 an deren Folgen.


Weitere Werke

Theaterkinder (1922); J. Hulay: Anna Karenina. Oper (dt. Übers. 1924); M. Lengyel: Die Schlacht von Waterloo (dt. Übers., 1925); Die Geheimwissenschaften im Licht unserer Zeit (1932, engl. Ausg. 1939)

Quellen und Dokumente

Die Wahrheit über Höritz. In: Deutsches Volksblatt, 5.8.1894, S. 1f., mit Franz Weislein: Jean. Ein Act. In: Der Humorist, 1.1.1900, S. 3f., Bei Skoda. In: Prager Tagblatt, 10.8.1915, S. 2-4, Anton Wildgans: „Liebe“. In: Pester Lloyd, 7.12.1916, S. 2-4, Strindbergs Traumspiel. In: Pester Lloyd, 14.1.1917, S. 15f., Theater und Musik. In: Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, 20.12.1920, S. 2f., Theater [zum Reigen-Skandal]. In: Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, 14.2.1921, S. 2, Unterwegs [zur Salzburger Jedermann-Aufführung], In: Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, 22.8.1921, S. 2, Theater [zu Karl Kraus]. In: Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, 5.5.1924, S. 2f., Der Schütteltanz Charleston. Einige Bemerkungen. In: Die Bühne 3 (1926), H. 98, S. 32, „Hoppla, wir leben!“. Die Eröffnungspremière des Berliner Piscator-Theaters. In: Die Bühne 4 (1927), H. 150, S. 13, Krenek spielt auf. In: Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, 2.1.1918, S. 4. Musikblätter des Anbruch 10 (1928).

Mahlers sechste Symphonie. In: Prager Tagblatt, 6.1.1907, S. 12, Julius Korngold: „Quo vadis?“ In: Neue Freie Presse, 14.10.1910, S. 1f., J. K.: Hofoperntheater. („Aphrodite“, Oper in einem Akt nach Pierre Louys von H. L.). In: Neue Freie Presse, 20.3.1912, S. 1-3, Julius Bauer: Das große Welttheater. Epistel an H. L. In: Die Bühne 1 (1924), H. 1, S. 2.

(PHK)

Geb. 30.6. 1882 in Wien, gest. 9.10. 1949 in Wien. Kritiker, Schriftsteller, Gründungsmitglied der K. Kraus-Gesellschaft.

Materialien, Forschungsliteratur und Quellen:

Ursula A. Schneider: Der Unbedeutende? Leopold Liegler (1882-1949), Kulturvermittler und Literaturkritiker. In: Transfer – Kultur – Akteur. Moskau 2019, 253-274, online verfügbar: hier.

Eintrag von U. Laugwitz in: Neue deutsche Biographie: hier.

L.L.: Verlängerung der Schutzfrist? In: Wiener Allgem. Zeitung, 9.7. 1929, S. 5; L.L.: Robert Neumann: Sintflut. In: Wiener Allgem. Zeitung, 16.7. 1929, S. 5-6;

(PHK, in Vorbereitung)

Geb. 23. 1. 1897 in Wien, gest. 18.1. 2000 in Wien. Architektin, politische Aktivistin im Widerstand.

Materialien und Quellen:

Eintrag von Renate Rochner auf: femBio; Eintrag in: Architekturlexikon; Margarete Schütte-Lihotzky-Zentrum: hier.

(PHK, in preparation)

Geb. 11.10. 1901 in Leoben, Steiermark, k.k. Österreich-Ungarn, gest. 28. 11. 1979 in Graz. Literaturkritiker und -funktionär, Redakteur, Schriftsteller.

Materialien und Quellen:

Eintrag beim Österr.Cartellverband/ÖCV; Eintrag bei: Franz Nabl-Institut der Univ. Graz: hier.

(PHK. in Vorber.)

Geb. 24. (auch 27.) 4. 1887 in Kriwiec (Galizien), k.k. Österreich-Ungarn, gest. 1.2. 1972 in Israel. Publizist, Journalist, Politiker, Zionist.

Locker begann um 1902 in jidischsprachigen Arbeiterorganen zu publizieren, z.B. in Der Yidisher Arbeiter, fing 1904 ein Jura-Studium an der Universität Czernowitz an und betätigte sich ab 1905 aktiv in der linkssozialistischen, von der Bund-Bewegung abgespaltenen Poale Zion. Während des Ersten Weltkriegs lebte er vorwiegend in Wien und Stockholm. Zwischen 1918 und 1928 fungierte er als Sekretär der Poale Zion World Union, von 1928-1931 als jener der USA. 1921 vertrat er Wien als Mitglied des Legitimationsausschusses des 12. Zionist. Weltkongresses in Karlsbad (WrMZtg, 19.7.1921, 1). 1931-35 arbeitete Locker in London in der Jewish Agency, 1936 wanderte er ins Palästina-Mandatsgebiet aus, wo er zuerst Mitglied des Histadrut-Exekutivkomitees war, danach die Leitung der Jewish Agency in Jerusalem übernahm. Er publizierte dort seine zentralen Palästina-Schriften wie z.B. Palestine and the Jewish Future (1942) und Palestine in Jewish History (1946).

Materialien und Quellen:

Eintrag in: Jewish Encyclopedia;

(in preparation, PHK)

Geb. 24.6.1883 in Wildenschwert/ Ústí na Orlicí (Ostböhmen, k.k. Österreich-Ungarn) als Friedrich (gerufen: Beda) Löwy   – gest./ermordet 4.12.1942, KZ Auschwitz. Schriftsteller, Kabarettist, Librettist, (Film)Drehbuchautor, Jurist.

Nach erfolgter Übersiedelung nach Wien (1888) änderte die Familie 1896 den Namen von Löwy auf Löhner. Fritz Löhner (FL) besuchte dort das Gymnasium in der Kundmanngasse (3. Bezirk) und studierte an der Univ. Wien Rechtswissenschaft. Während des Studiums wurde er Mitglied der jüd. Studentenverbindung ›Kadima‹, nach dessen Beendigung und Eintritt in eine Anwaltskanzlei Gründungsmitglied und erster Präsident des Wiener jüd. Sportclubs ‹Hakoah. Ab 1910 wandte er sich verstärkt literarischer Arbeit zu und zwar vorwiegend im Unterhaltungsbereich, d.h. er verfasste Lieder, Sketches, Skizzen für Kabarett und Theater und wählte hierfür das Pseudonym Beda. Zudem engagierte er sich auch im ›Jüdischen Nationalverein für Österreich‹ (NWJ, 30.3.1910, 7). Im Mai 1912 gastierte er mit dem Kabarett Fledermaus in Prag; mit dabei waren auch Ralph Benatzky, Leo Ascher u. Bela Laszky; am 1.1.1913 hatte seine einaktige Operette Das Gartenhäuschen in den Künstlerspielen seine Uraufführung. Anfang April führte ein Gedicht (Reflexion) über das Ergebnis der Wiener Gemeinderatswahl wegen des Vorwurfs der Ehrenbeleidigung eines Politikers zum Bruch mit der Ztg. Der Morgen, in der er zuvor fallweise veröffentlicht hat.

1914 stellte er sich in den Dienst der propagandistisch-literarischen Kriegsmaschinerie, z.B. durch Lieder wie Rosa, wir fahr’n nach Lodz. 1915 verfasste er das Drehbuch für die Lehár-Operette Der reine Tor; 1916 wurde sein gemeins. mit Bruno Hardt verf. Schauspiel Der König des Lebens vom Dt. Volkstheater zur UA angenommen (Neues 8Uhr-Bl. 4.9.1916,3). Im Juni 1917 wird er zum künstlerischen Leiter des Kabaretts ›Bunte Bühne‹ bestellt, und im Okt. wurde sein erster Film Der rote Prinz fertiggestellt (Neue Kino-Rundschau,26.5.1917,3) 1919 trat er mit zwei Filmen, Freut euch des Lebens, sowie Lasset die Kleinen zu mir kommen (Regie: M. Neufeld) in Erscheinung, versehen mit der Ankündigung des Filmdramas Großstadtgift für den Jänner 1920. Im Juni folgte dann die Filmgroteske Die blonde Bestie, im Okt. die Filmlegende Eva, die Sünde (in hochkarätiger Besetzung). Auch 1921 setzte FL mehrere Filmprojekte um, darunter die Kriminalkomödie Eine Million Dollar oder die Bearbeitung der F. Salten-Vorlage Olga Frohgemut. 1922 wurde er zum Präsidenten des neu gegründeten ›Varieté-Autorenverbandes‹ (vav), einer Interessensgruppe, um Rechtsansprüche durchzusetzen, gewählt, dem u.a. auch F. Wallisch u. B. Lasky angehörten (NWJ, 24.9.1922,13). Daneben trat er auch an großen Rezitationsabenden, u.a. mit E. Friedell, L. Hirschfeld, A. Kuh, H. Liebstoeckl oder F. Salten auf (Wr. Morgenzeitung, 16.3.1922, 6/ NWJ, 14.10.1922,8). Mit F. Grünbaum u.a. veranstaltete er im Dez. einen sog. Beda-Abend. Im Jänner 1923 sollte es zur UA seiner Operette Die Brasilianerin im Carl-Theater kommen, welche abgesetzt wurde, was FL vor Gericht brachte.

1924 landete FL mit der deutschsprach. Fassung des Schlagers Yes we have no bananas (Ausgerechnet Bananen) einen internat. Erfolg. 1925 folgte einerseits die Revue An alle, andererseits, nach Scheidung von seiner ersten Frau (Anna Akselradi) seine Verehelichung mit Helene Jellinek. Im darauffolgenden Jahr beteiligte sich FL an verschiedenen Kabarett-Tanzabenden, u.a. mit G. Kraus u. E. Tordis (Tag, 3.1.1926,13), bearbeitete den Text der frühen Strauß-Operette Indigo neu und engagierte sich im Mai 1926 auch in der ›Genossenschaft der dramatischen Autoren und Komponisten‹ gegen die als rigide empfundene Steuerpolitik des Wiener Finanzstadtrates Hugo Breitner. 1927 wurde nach seinem Tanzschlager Valencia ein Film von der Emelka-GmbH gedreht (Kino-Journal, 9.4.1927,23), dessen Fertigstellung in der Österr. Filmzeitung am 7.5.1927 angezeigt wurde. Ende August 1927 war er mit einer Klage sowie einem Strafverfahren durch das Österr. Bundesheer konfrontiert, weil sich dieses durch eine Szene in seiner A-B-C-Revue beleidigt wähnte, der mit einer Ehrenerklärung und einem Vergleich Ende März 1928 eingestellt wurde. Im Spätherbst musste sich FL mit der Krise seines Hakoah-Vereins befassen, dem während einer Amerika-Reise zahlreiche Sportler abhandengekommen waren und die erst im Sept. 1928, wieder unter seiner Präsidentschaft, einigermaßen überwunden wurde. 1929 intensivierte sich die Zusammenarbeit mit F. Lehár, der vom Libretto der Goethe-Operette Friederike geradezu hingerissen war, wie er in einem Interview mit dem NWJ bekannte (NWJ, 14.2.1929) und für dessen Operette Land des Lächelns er die Liedtexte, darunter Dein ist mein ganzes Herz, verfasste.

Im August ließ sich FL zu einem „antibolschewistischen“ Wahlauf Der jüdische Wähler zugunsten Seipels, aber auch der Heimwehr hinreißen, der im NWJ prominent neben einem Leitartikel platziert wurde. Dies veranlasste die Ztg. Der Tag, in einem kritischen Kommentar nicht nur den Antisemitismus der Heimwehren aufzudecken, sondern auch das merkwürdige Vertrauen, das Künstler wie FL ihr entgegenbrachten, pointiert und scharf in Frage zu stellen. Dies erfolgte u.a. auch als Reaktion auf die Bestellung von FL zum Präsidenten des 1929 gegr. ›Unabhängigen Reichsverband der Bühnenangehörigen‹, dessen zentraler Programmpunkt der „Kampf gegen den marxistischen Steuerterror“ (NWJ, 25.4.1930,3), d.h. v.a. gegen die Lustbarkeitssteuer der Gemeinde Wien, womit sich dieser in die Nähe einer Heimwehr-Vorfeldorganisation für den Kunstbereich positionierte. Letzteres bestritt FL in einer weiteren Erklärung ebenso vehement wie die Bekräftigung seiner Gegnerschaft zum Marxismus, den er „für uns Juden weitaus gefährlicher“ hielt, „als jede andere Geistesrichtung der Weltgeschichte“ (NWJ, 6.11.1930, 2). Andererseits legte er mit A. Grünwald für die Operettenfestspiele in Leipzig die deutsche Fassung der ungar. Operette Viktoria und ihr Husar von I. Földes vor (NWJ, 18.5.1930, 29), zu der Paul Abraham die Musik komponierte und mit dem Komponisten Ludwig Herzer arbeitete FL im selben Jahr auch das Libretto für M. Dauthendeys Spielereien einer Kaiserin aus (NWJ, 16.10. 1930,11). Im Februar 1931 (NWJ, 14.2.1931, 11) wurde der Vertrag für die deutsche Fassung der ungar. Operette Die Blume von Hawai, wieder von P. Abraham, durch das sich herauskristallisierende Duo Grünewald-Löhner-Beda unterschrieben, die nach der UA in Leipzig Ende Juli 1931 (Der Tag, 26.7.1931,19) zu einer der erfolgreichsten in Berlin, Wien (über 150 Auff. bis Jänner 1933) und Budapest werden und – wieder als Gemeinschaftsproduktion – mit Ball im Savoy 1932 eine Fortsetzung finden sollte. Fred Heller attestierte Blume von Hawai „zündenden Rhythmus“ und eine Farbigkeit an „melodischer Jazzmusik“, also Modernität im zeitgenössischen Spektrum, anlässlich der (verspäteten) Wiener UA im August 1932. Ende desselben Jahres folgte auch die Verfilmung nach. In diesem Jahr verstärkte sich auch die Zusammenarbeit mit Hans Moser, für dessen Sketchreihe Der Dienstmann FL das Drehbuch für die Filmversion verfasste. Löhner-Beda kann somit zu den produktivsten, wenngleich, wie Verfahren um Urheberrechtsfragen belegen, nicht unumstrittenen Librettisten der späten 1920er und frühen 1930er Jahre im gesamtdeutschsprachigen Raum gerechnet werden, der zugleich mit fast allen zeitgenössischen Komponisten im Operetten- und Revuebereich erfolgreich zusammenarbeitete und zudem ein herausragender Netzwerker in Interessensverbänden an den Schnittflächen von Musik und Literatur war. Gemeinsam mit Hardt-Warden legte er 1933 den volksbuchartigen Text zum Singspiel Rosen im Schnee vor, wieder ein neues Genre, in dem FL einen Akzent setzen konnte. Auch das Jahr 1934 erwies sich als hochproduktives und von den Genres her als vielseitiges: es begann mit der Revue Hallo, hallo hier Österreich, die eigens für den kulturellen (Propaganda)Export vorgesehen war, fand Fortsetzung in der begeistert aufgenommenen filmischen Lustspielübersetzung der französischen Savoir-Vorlage Märchen im Grand Hotel, über die Heller im Tag urteilte: „Wollen Sie ins Kino? Dann gehen Sie ins Theater an der Wien“ (Tag, 29.3.1934) und endete im Dez. mit der UA der Joseph Beer-Operette Der Prinz von Schiras, zu dem FL gem. mit L. Scherzer das Libretto verfasste. Daneben war er auch am Libretto (gem. mit Paul Knepler) für die Lehár-Operette Giuditta beteiligt sowie an dem damit verbundenen Plagiatsstreit, der sich bis 1936 hinzog und erst Anfang 1937 mit der Rücknahme eines Gutachtens durch einen Wiener Komponisten ein Ende finden konnte (Der Morgen,1.2.1937,4).

Seine letzte Arbeit vor dem Anschluss betraf die Liedtexte für die Operette Ein Lied aus Nizza, die am 5.2.1938 in Radio Wien ausgestrahlt wurden. Am 13.3.1938 wurde FL verhaftet und mit dem ersten sog. Prominententransport am 1.4. in das KZ Dachau und von dort im Sept. 1938 nach Buchenwald deportiert. Dort verfasste er den Text zu dem von Hermann Leopoldi komponierten Buchenwald-Lied. Am 17. Oktober 1942 wurde Löhner-Beda nach Auschwitz weiter deportiert, um in der Fabrik der I.G. Farben Zwangsarbeit zu leisten. Dort entstand noch das Buna-Lied, bevor er am 4.12.1942 im Zuge einer Arbeitsinspektion durch leitende I.G.-Farben Chemiker und Direktoren in deren Auftrag erschlagen worden ist, wie R. Hilberg in seiner wegweisenden Arbeit über den Holocaust dokumentiert hat.


Weitere Werke

Die Muse im Negligee. Wien 1919; Ecce ego! Lieder und Gedichte. Wien 1920; 50 Lieder. Wien 1923; Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren (Libretto, 1927); Der Walzer von heut nacht (Libretto, 1929); Schön ist die Welt (Libretto, 1930); Die Katze im Sack (Libretto, 1933); Wo die Liebe blüht (Musik. Schwank, 1935); Auf der grünen Wiese (1936, dt. Bearbeitung einer Volksoper von J. Beneš)

Das Buchenwaldlied (1938) online unter: https://web.archive.org/web/20150418025540/http://claude.torres1.perso.sfr.fr/GhettosCamps/Camps/LeopoldiBuchenwaldLied.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Buchenwaldlied

Verzeichnis der Schlager: https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_L%C3%B6hner-Beda

Literatur

Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden. Aus dem Amerikanischen von Ch. Seeger, H. Maor u.a. Frankfurt/M. 1982, Bd. 2, 994; Robert Dachs: Sag beim Abschied Wien 1994; Barbara Denscher, Helmut Peschina: Kein Land des Lächelns. Fritz Löhner-Beda 1883–1942. Salzburg 2002; Ulrike Schmidter, Mathias Widter: Die Causa Löhner (TV-Film, 2011) online: https://www.filmfonds-wien.at/films/die-causa-loehner

Quellen und Dokumente

https://www.kabarettarchiv.at/Biografie-Fritz-Loehner-Beda (Biographie Österr. Kabarettarchiv); Bericht zum Gründungsfest des Sportklubs Hakoah. In: Jüdische Volksstimme, 16.3.1910, S.4; Gedicht: Reflexion. In: Der Morgen, 30.3.1914, S. 8; N.N. (Bericht zum Film): Freut euch des Lebens. In: Wiener Bilder, 9.11.1919, S. 12; Ankündigung des Films Großstadtgift. In: Neue Kino-Rundschau, 27.9.1919, S. 3; Ankündigung des Films Die blonde Bestie. In: Neue Kino-Rundschau, 19.6.1920, S. 66; Ankündigung von: Eva, die Sünde. In: Neues Kino-Journal, 2.10.1920, S. 60;

(PHK)

Künstlername: Lina Vetter

geb. 9.10.1882 in Wien – gest. 6.6.1950 in Wien; Schriftstellerin, Dichterin, Feuilletonistin, Schauspielerin

Lina Loos wurde 1882 als Karoline Katharina Obertimpfler geboren. Ihr Vater Carl Obertimpfler, ehemaliger Delikatessenhändler, war bekannter Pächter des beliebten Kaffeehauses „Casa Piccola“ in der Mariahilfer Straße, in dem seit der Jahrhundertwende Intellektuelle, Schauspieler und Literaten verkehrten und das der Familie erlaubte, in relativem Wohlstand zu leben. Ihrer Mutter Karoline stand sie, anders als dem Vater, zeitlebens sehr nah.

Nach Abschluss des Gymnasiums besuchte Lina, seit ihrer Jugend eng mit Egon Friedell befreundet und früh umschwärmter weiblicher Mittelpunkt der Gesellschaft, gegen den Willen ihrer Eltern das Konservatorium und bekam Schauspielunterricht an der Musikakademie. 

Durch ihre Schwester, die erfolgreiche Schriftstellerin Helene Dürberg, in den Freundeskreis von Peter Altenberg eingeführt, lernte sie in dessen Stammwirtshaus Löwenbräu den um zwölf Jahre älteren Architekten Adolf Loos kennen, den sie 1902 heiratete. Die drei Jahre später erfolgte Scheidung geriet zum gesellschaftlichen Skandal, hatte sich doch Linas Affäre, der 18-jährige Sohn der Frauenrechtlerin Marie Lang, nach Beendigung der Liaison aus unglücklicher Liebe erschossen.

Lina Loos, die zeitlebens einen emanzipierten Frauenbegriff vertrat, ging in der Folge in die USA, wo sie unter dem Pseudonym „Carry Lind“ in Heinrich Conrieds Theatertruppe im Irving Place Theatre in New Haven die Luise in „Kabale und Liebe“ spielte. Sie kehrte allerdings nach wenigen Monaten nach Europa zurück, wo es ihr in den folgenden Jahren gelang, sich als Kabarettkünstlerin und Chansonette zu etablieren. Sie arbeitete zunächst in Leipzig und St. Petersburg, dann in München, wo sie im maßgeblich von Otto Falckenberg und Franz Wedekind mitgeprägten Kabarett „Die Elf Scharfrichter“ spielte. In Berlin, wo auch ihr Bruder, der spätere Burgschauspieler Karl Forest als Schauspieler wirkte, machte sich als Altenberg- und Volksliedinterpretin in einem der ersten literarischen Kabaretts Deutschlands, dem „Überbrettl“, einen Namen.  

Zurück in Wien verschlimmerte sich ein chronisches Lungenleiden, das sie 1907 zu einem mehrmonatigen Kuraufenthalt im Schwarzwald zwang, der zum Großteil durch ihre Eltern finanziet wurde. Danach spielte sie – zunächst unter ihrem Künstlernamen Lina Vetter – ab 1909 an der Neuen Wiener Bühne und absolvierte zudem Auftritte in Wiener Künstlerkabaretts wie „Nachtlicht“ und der berühmten Jugendstil-Kleinkunstbühne „Fledermaus“, die u.a. in der Tradition des Pariser „Chat Noir“ stand und für die das Duo Alfred Polgar und Egon Friedell die Textvorlagen – u.a. den höchst erfolgreichen sog. Goethe-Sketch – lieferte.

Nach dem Ersten Weltkrieg musste das gutgehende elterliche Café, das ihr finanzielle Sorgen bisher erspart hatte, verkauft werden. Loos wirkte nun, zumeist in kleinen Rollen, am Raimundtheater in Stücken von Molnar, Ibsen, Anzengruber u. a., trat aber auch mit leichterer Kost bei den Künstlerspielen Pan auf. 1921 wurde sie Mitglied des Deutschen Volkstheaters und brachte dort im selben Jahr ihren vermutlich von ihrem Freund Franz Theodor Csokor inspirierten, vielbeachteten Einakter „Mutter“ zur Uraufführung, über den die Arbeiterzeitung wohlwollend festhielt: „Wenn Expressionismus in der Kunst Formung eines erhöhten Daseins aus dem Innern des Künstlers heraus bedeutet, hier ist es geschehen.“ (AZ, 11.3.1921, S. 6). Die Reichspost konstatierte: „Ihr Theater hat vom Kino gelernt.“ (RP, 9.3.1921, S. 9). Ludwig Hirschfeld beurteilte „das kleine Drama als starke Talentprobe“ (Moderne Welt 2/12, 1921, S. 31). Obwohl Loos noch weitere (Kurz)Dramen verfasste, die z.T. in der AZ als Feuilletons erschienen, z.B. Die Geburt (AZ, 25.12.1921, S. 11-12), blieb dies ihre einzige Bühnenaufführung.

Zudem sie an der Wiener Scala engagiert, die ab 1933 – wie zuvor schon das Deutsche Volkstheater – unter der Leitung von Rudolf Beer stand und besonders zeitgenössiche Autoren spielte.

Ab 1927 veröffentlichte Loos, die bereits seit 1904 unregelmäßig für Zeitungen und Zeitschriften (z. B. Neues Wiener JournalDie DameDer Querschnitt) geschrieben hatte, im Neuen Wiener Tagblatt nunmehr wöchentlich witzig-ironische Geschichten und Feuilleton-Beiträge, die 1947 gesammelt unter dem Titel „Das Buch ohne Namen“ publiziert wurden. Die Illustrationen dazu lieferte ihre Freundin Leopoldine Rüther, die auch zu ihrer Nachlassverwalterin werden sollte.

Loos, die nach dem „Anschluss“ an NS-Deutschland enge Freunde und Bekannte durch Emigration und Selbstmord verloren hatte, zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Erst nach dem Krieg publizierte sie wieder und begann sich politisch zu engagieren: Sie übernahm die Funktion der Vizepräsidentin des Bundes demokratischer Frauen, war Mitglied des Österreichischen Friedensrates und trat auf Anregung Csokors dem österreichischen PEN-Club bei. Sie starb verarmt 1950 in Wien.

Ihr zu Beginn der 1920er Jahre entstandenes und lebenslang unter Verschluss gehaltenes Theaterstück „Wie man wird, was man ist“, das die unglückliche Ehe mit Adolf Loos verarbeitet, wurde 1994 im Rahmen der Wiener Festwochen im Loos-Haus am Michaelerplatz uraufgeführt.


Literatur

Lisa Fischer, Lina Loos oder wenn die Muse sich selbst küsst, Wien u.a. 1994; Adolf Opel (Hg.), Lina Loos. Wie man wird, was man ist. Lebens-Geschichten, Wien 1994; Lina Loos, Gesammelte Schriften, hg. v. Adolf Opel, Wien, Klosterneuburg 2003; Adolf Opel (Hg.), Lina Loos. Du silberne Dame Du. Briefe von und an Lina Loos, Wien 2016; Edith Futter, „Lina Loos“. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. 5, Wien 1972, S. 311 [Geburtsjahr inkorrekt!] [Online verfügbar]; Eintrag bei fembio.org; „Wie man wird, was man ist.“ Lesung beim P.E.N.-Club Abend am 26.01.1995 [Online verfügbar].

Quellen und Dokumente

Frauen der Kunst. Bei Lina Loos. In: Wiener Montags-Journal, 4.4.1921, S. 5; Kunst und Wissen. Lina Loos: “Mutter”. In: AZ, 11.3.1921, S. 6; Theater und Kunst. “Mutter”. In: Neues Wiener Journal, 9.3.1921, S. 8; Ludwig Hirschfeld, Wiener Premieren. In: Moderne Welt, Jg. 2, Heft 12 (1921), 30f; Theater, Kunst und Musik. In: Reichspost, 9.3.1921, S. 9; Lina Loos, Einige billige Weisheiten, die mich viel gekostet haben. In: Neues Wiener Journal, 3.7.1919, S. 3; Der alte Obertimpfler. In: AZ, 26.2.1927, S. 4.

 (MK)


Geb. 18.6. 1898 in Wien, gest. 25.12.1964 in Wien. (Literatur)Kritiker, (Sachbuch)Autor, Redakteur. Pseud.: f.l.

Der Sohn eines Internisten studierte nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg an der Universität Wien Germanistik und Rechtswissenschaften, wo er auch promovierte. Seit Mitte der 1920er Jahre wandte er sich stärker dem journalistischen wie dem Literaturbetrieb zu; die erste öffentliche Lesung (Novelle: Die Stunde der Frau) bestritt er für die Vereinigung Freiland in Graz (wohin sein Vater als Professor an die medizin. Fakultät berufen wurde) im Juni 1921, gemäß Berichte des Grazer Tagblatts vom 4.6. bzw. des Arbeiterwillen vom 7.6.1921, wo ihn der junge E. Fischer zwar als Dichter der Décadence, aber mit Potenzial kennzeichnete. Ende November 1923 erschien sein erster Beitrag für das Neue Wiener Journal, ein Interview-Gespräch mit dem Nobelpreisträger Fritz Pregl (einem Mediziner der Univ. Graz), danach folgten in seiner Funktion als provisorisch Zuständiger für das volkswirtschaftliche Referat Beiträge mit ökonomischer Ausrichtung (insbes. Börse-Fagen und Amerika-Kredite), dann aber auch Reisefeuilletons und erste literaturkritische Beiträge ab 1925. Dort besprach er u.a. den Besuch von Pamela Wedekind und Klaus Mann in Wien (1926), Ekstasen, den ersten Novellenband von Mela Hartwig, oder die Wiener Dreigroschenoper-Aufführung (1929).

Weitere Werke:

Materialien und Quellen:

F. Lorenz: Der Börsenkommissär. NWJ, 11.11.1923, S. 27; F.L.: Bankier und Dichter (Über Richard Kola) NWJ, 15.3.1924, S. 9; F.L.: Götterdämmerung an der Börse. NWJ, 1.5.1924, S. 16; F.L.: Frühlingsstimmen in Palermo. NWJ, 12.4.1925, S. 17-18; F.L: Pamela Wedekind und Klaus Mann in Wien. NWJ, 19.2.1926, S. 7; f.l.: Konnersreuth in der Literatur. Das Novellenbuch einer österreichischen Dichterin. NWJ, 25.2.1928, S. 7-8; Ein Frauenroman gegen die Frau (zu: Das Weib ist ein Nichts); NWJ, 24.4.1929, S. 8;

(in Vorbereitung, PHK)