geb. als Thekla Blech am 25.4. (nach anderer Quelle: 13.4.) 1887 in Riga – ermordet am 20.10.1944 in Auschwitz-Birkenau; Feuilletonistin, Kritikerin, Schriftstellerin

Über die Kindheit und Jugend von M. ist wenig bekannt; ihre Familie ist wohl um die Jahrhundertwende nach Wien gezogen. 1908 heiratete Thekla Blech den Juristen Emil Merwin (geb 29.3. 1881 in Lemberg) in der Synagoge Leopoldgasse 29 im 2. Bezirk (Polnische Schul). Fassbar wird sie ab März 1909 als Beiträgerin und bald als in der Redaktion tätige Mitarb. der Jüdischen Volksstimme (Brünn/Brno), wo sie bis 1911 regelmäßig entweder im Impressum angeführt wird, 1909 auch mit Adresse in Lemberg, oder in der Feuilletonbeilage Frauen-Revue mit eigenen Beitr. präsent war, u.a. mit Gedichten, die sich jüd. Festen widmeten, aber auch feuilletonist.-essayist. Texten. 1910 veröffentl. sie ihren ersten literaturkrit. Beitr., Heines soziale Gedankengänge, in der Wiener Zs. Die Wage, weitere zu Betty Paoli oder zum Jüdischen Theater folgten in den Zs. Der Merker 1914-15; 1913  erschien ihr erstes Gedicht in der Neuen Freien Presse.

Nach dem Ende des Weltkrieges erkrankt M. an Diabetes, war zu Kuraufenthalten gezwungen u. kann nur wenige Gedichte veröffentlichen, u.a. im Neuen Wr. Tagblatt. 1922 stößt sie zur Arbeiter-Zeitung, in der sie ebenfalls  regelmäßig, wenn auch nur begrenzten Raum vorfand, d.h. einige Kurzprosa-Stücke wie z.B. Letzter Gang, aber auch Gedichte unterbringen konnte, welche sich mit zermürbenden Stadt-Erfahrungen, Straßen-, Armut- und Nacht-Bildern befassen und damit Kehrseiten der urbanen Moderne ansprechen. Seit 1924 erscheinen gelegentl. Texte von ihr in der Zs. Moderne Welt, seit 1928 auch in der Zs. Die Bühne, Anfang der 1930er Jahre ferner in Zs. wie Die Muskete oder Mocca, wobei in diesen Beiträgen, u.a. Reisefeuilletons, die sozialkritischen Züge deutlich zurücktreten. Typisch dafür wären Texte wie z.B. Romantische Fahrt (1933) oder Titel (1934). Dass M. ihre krit. Einstellung u. Kommentierung der Zeitläufe dennoch nicht aufgab, dokumentieren programmat. Texte wie Bankrott der Kultur im Neuen Vorwärts (17.3.1933, zuletzt wiederabgedr. in: Zwischenwelt, 3/2012), in dem sie das NS-Deutschland als eines „entmenschte[r] Horden“ beschreibt. Doch die veränderten Verhältnisse auch in Wien ab 1934, dem Jahr, in dem ihr Gatte Emil M. verstarb, schränkten ihre Publikationsmöglichkeiten drastisch ein. In der AZ konnte noch Anfang 1934 der dichte Prosatext Ein Brief erscheinen, in den darauffolgenden Jahren gelang es ihr aber kaum mehr, weitere Texte zu veröffentlichen. Mit einer ironisch-kritischen Reflexion über das Reisen junger, vermögender Frauen in Europa wie im Orient oder in Afrika im Text Gestern-heute gelangte M. 1937 an den Endpunkt ihrer literar.-journalist. Präsenz. Dass sie angesichts der sich zuspitzenden Verhältnisse 1938-39 nicht zur Emigration entschließen konnte, sollte sich als fataler Fehler, auch für ihre Tochter Magda (geb. 1911-1944), erweisen. Am 24.9.1942 wurde Merwin ins KZ Theresienstadt deportiert, am 19.10.1944 nach Auschwitz-Birkenau gem. mit ihrer Tochter Magda ermordet.


Quellen und Dokumente

http://theodorkramer.at/projekte/exenberger/mitglieder/thekla-merwin

Sabbat im Städtchen. In: Jüdische Volksstimme, 5.1.1910, S. 1, Letzter Gang. In: Arbeiter-Zeitung, 20.8.1924, S. 7f., Die große Reise. In: Arbeiterwille, 15.7.1925, S. 5f., Die Stadt. In: Arbeiter-Zeitung, 18.7.1926, S. 20, Dei Straße. In: Arbeiter-Zeitung, 6.6.1926, S. 17, Weg der Armut. In: Arbeiter-Zeitung, 1.1.1928, S. 19, Das rote Lied. In: Arbeiter-Zeitung, 25.12.1928, S. 14, Großstadtballade. In: Arbeiter-Zeitung, 21.4.1929, S. 17, Gang des Arbeitslosen. In: Arbeiter-Zeitung, 5.1.1930, S. 19, Romantische Fahrt. In: Die Bühne (1933), H. 363, S. 36ff, Der Brief. In: Arbeiter-Zeitung, 19.1.1934, S. 6.

Literatur

H. Exenberger: Thekla Merwin – Eine österreichische Schriftstellerin. In: Jahrbuch 1991. Dokumentationsarchiv des österr. Widerstandes (1991), 113-114; Ders.: Als stünd’ die Welt in Flammen. Eine Anthologie ermordeter sozialistischer SchriftstellerInnen (2000); S. Blumesberger u.a. (red.): Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jhdt (=Bd 2) (2002); A. Emanuely: Thekla Merwin. In: Zwischenwelt (3/2012), 39-40.

Weitgehend vollständiges Verzeichnis ihrer Zeitungsbeiträge bei theodorkramer.at.
Eintrag bei doew.at.

(PHK)

Geb. am 24.2.1876 in Chabersitz/Chabeřice (Österreich-Ungarn/Tschechien), gest. am 12.2. 1957 in Wien; Offizier, Schriftsteller, Agenturinhaber.

Nach der Absolvierung des deutschsprachigen Gymnasiums in Prag trat Michel in die ebenfalls dort ansässige Infanteriekadetten-Schule ein, um die Offizierslaufbahn einzuschlagen. Ab 1890 etwa verstärkte sich das Interesse an der Literatur, das zu ersten kleineren Arbeiten und nicht namentlich gezeichneten Veröffentlichungen in Prager Zeitungen führte. 1895 kam er als Leutnant nach Wien, wo er eine intensive Freundschaft mit Leopold v. Andrian einging, die ihm den Zugang zum Kreis der Jungwiener ermöglichte. 1898 wurde er nach Mostar in Bosnien-Herzegowina versetzt und lernte einen völlig neuen Raum und seine Kultur kennen, welche in späteren Erzählungen und Romanen immer wieder aufgegriffen wurden. Ab 1900 wirkte er als Lehrender an der Kadettenschule in Innsbruck und knüpfte dort Kontakte zur Zs. Der Brenner; 1911 kam er ans Kriegsarchiv nach Wien und wurde dem dortigen Kriegspressequartier zugeteilt.

Materialien und Quellen:

Eintrag in Wien Geschichte Wiki: hier.

(work in progress)

Geb. 26.2. 1904 in Wien, gest. 10.3. 1992 in Wien. (Arbeiter)Dichter

Dokumente und Quellen:

Eintrag im Exenberger-Archiv (TKG);

in preparation

Geb. 30.3.1906 in Wien, gest. 14.10. 2001 in Wien.

Schriftstellerin, Fürsorgerin, Publizistin, Übersetzerin

Materialien und Quellen:

Erika Mitterer-Gesellschaft: hier.

Literatur (Auswahl):

Johann Holzner: Dialoge und Kontroversen mit der Moderne. Gedichte von Erika Mitterer. In: literaturepochen.at; Martin Petrowsky (Hg.): Erika Mitterer. Eine Dichterin – ein Jahrhundert. Wien 2002; Esther Dür: Erika Mitterer und das Dritte Reich. Schreiben zwischen Protest, Anpassung und Vergessen. Wien 2006; M. G. Petrowsky (Hg.): Dichtung im Schatten der großen Krisen. Erika Mitterers Werk im literaturhistorischen Kontext. Wien 2006

(in Vorbereitung)

Geb. 12.1.1878 in Budapest, gest. 1.4.1952 in New York. Dramatiker, Journalist, Schriftsteller, Exilant

Nach Abschluss des Calvinistischen Gymnasiums (1895) Ferenc fing Molnár das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Budapest zu studieren an. Da er in jener Zeit regelmäßiger Gast im „Central Café“ war, wo er mehr Zeit als in den Hörsälen verbrachte, wurde er von seinem Vater nach Genf geschickt, um seine juristischen Studien fortzusetzen. Während der zwei Semester an der Schweizer Universität begann er, Reportagen und Berichte zu schreiben und diese nach Ungarn an verschiedene Zeitungen zu schicken. Dabei entstand auch die kurze Novelle Magdolna. Um sein Französisch zu verbessern und neue Entwicklungen am Theater kennenzulernen, ging Molnár nach Paris. Die modernen Boulevard-Komödien von Bernstein, Bataille, Capus und anderer beeinflussten später auch den Stil seiner Dramen. Nach seiner Rückkehr nach Budapest begann er professionell zu schreiben und änderte seinen deutschen Namen in das ungarische Molnár (deutsch: Müller). Eine mögliche juristische Laufbahn gab er schon 1896 auf und wurde zunächst Journalist.

In dieser Rolle berichtete er für mehrere Zeitungen, zunächst vor allem über Gerichtsprozesse, und insbesondere für den „Budapesti Napló“ unter dem einflussreichen Chefredakteur József Vészi. Dabei wurde er vertraut mit den Sorgen der verschiedenen Klassen und eingängiger Stil erregte bald die Aufmerksamkeit der Leser. Zugleich versuchte er sich literarisch tätig zu werden. Sein erster Roman, Az éhes város (Die hungrige Stadt, 1901), war eine vernichtende Anklageschrift gegen geldhungrige Politiker und soziale Parvenüs. Die schonungslose Zeichnung der dämonischen Wirkung des Geldes aus der Sicht eines jungen, idealistisch gezeichneten Zeitungsjournalisten zog ebenfalls Aufmerksamkeit auf sich und trug Molnár Bekanntheit und Anerkennung ein. Im folgenden Jahr 1902 fing er an, für das Theater zu schreiben – und begann damit eine außergewöhnliche Karriere.

Nicht wenige der frühen Stücke waren Nebenprodukte seiner journalistischen Arbeit, teils impressionistische Skizzen, teils Zufallsszenen oder dialogisierte Chroniken, so z.B. sein erstes Stück, A doctor úr (Der Rechtsanwalt), im Grunde noch eine Art Farce im Stil französischer Komödien. Auch das Lustspiel Józsi (UA 1904), wurde zuvor als Folge von Dialogen veröffentlicht. 1906 wurde Molnár zum Redaktionsmitglied des Budapesti Napló und ging seine erste Ehe mit der damals sechzehnjährigen Margit Vészi ein, die später auch als Schriftstellerin und Künstlerin Aufsehen erregte. Nach der Geburt der Tochter Márta im darauffolgenden Jahr ging diese Ehe bereits in Brüche und wurde getrennt. Doch schon wenige Monate nach der Trennung ging Molnár ein Verhältnis mit Irén Varsányi eingegangen, Ungarns bedeutendster Schauspielerin und Frau eines Fabrikanten, Für sie schrieb er Az ördög („Der Teufel“), ein Stück, in dem eine Schauspielerin aufgefordert wird, ihren langweiligen Ehemann zu verlassen. Das 1907 uraufgeführte Drama brachte ihm internationalen Ruhm und die Mitgliedschaft in der exklusiven „Petöfi Gesellschaft“ ein, aber auch ein Duell mit dem eifersüchtigen Gatten sowie eine zweiwöchige Gefängnisstrafe.

(in Vorbereitung)

Geb. 14.7. 1880 in Sternberg (Mähren, k.k. Österreich-Ungarn, heute: šternberk, Tschech. Republik) – gest. 27.10. 1958 in Murnau am Staffelsee (BRD). Österreichisch-deutscher Schriftsteller, Kritiker.

Materialien und Quellen:

W.v. Molo: Dichterische Konzeption. In: Wiener Allgemeine Zeitung, 30.4.1929, S. 5-6;

(PHK, in preparation)

Geb. 3.8. 1894 in Wien, gest. 5.11.1955 in Mainz. Schauspieler, Regisseur, Schriftsteller, Kritiker

Der Sohn eines aus Korfu gebürtigen Kaufmanns u. einer Wienerin, beide jüdischer Herkunft, die zum Protestantismus konvertierten, besuchte in Wien das Gymnasium und nahm nach der Matura im Jahr 1914 (bis 1917) das Studium der Germanistik, Kunst- und Musikgeschichte an der Univ. Wien auf. Daneben absolvierte er die Akademie für Musik und darstellende Kunst, an der er 1917 die „künstlerische“ Reifeprüfung ablegte. Im selben Jahr trat er mit dem Bd. expressionistischer Gedichte Heilige Stunden hervor. 1917 wechselte er schließlich zum Theater und wurde er Spielleitergehilfe am Stadttheater Teplitz/, 1918-20 am Schlesischen Theater in Kattowitz, wo er auch als Schauspieler wirkte. Von 1920 bis 1923 übernahm er die Leitung des Oldenburgischen Landestheaters, gab dort die Dramaturgischen Blätter des Landestheaters heraus und konnte mit guten Inszenierungen überregionale Resonanz erzielen (so die NFP in einem Bericht). 1922 konvertierte er zum Katholizismus u. heiratete die Wiener Schauspielerin Gertrude Wessely, die in zahlreichen der von ihm insz. Stücken Hauptrollen übernahm. Mordos Erfolge in Oldenburg führten nach dem Bruch mit der dortigen Theaterleitung zur ersten und einzigen Verpflichtung nach Wien auf die Raimundbühne im Jahr 1924. Dort begann er seine Regietätigkeit im Jänner einer Benefizvorstellung von Tollers Hinkemann und setzte sie mit einer Reihe von weiteren Aufführungen bis 1925 fort, beginnend mit der als verstörend empfundenen UA des Stücks Die Wölfe von A. Brust Ende März 1924, des mythisch-modernen Melodrams Pelops‘ Brautwerbung des tschech. Dichters Jaroslav Vrchlicky im April, dem selten gespielten Lustspiel Die Freier von J. v. Eichendorff  im September sowie des Lustspiels Zirkusleute von Franz Schönthan im Deutschen Volkstheater am 1.11.1924; 1925 inszenierte er zunächst die Pantomime Der singende Fisch von Alfred Brust (1891-1934), richtete dann am 7.6. die Gedächtnisfeier für Robert Müller aus und beschloss diese Wiener Phase mit der Inszenierung von Rossinis Der Barbier von Sevilla im Schönbrunner Schloßtheater im Juni 1925. Danach erhielt er Direktions- und Regietätigkeiten in Breslau (1925-26) und Dresden (1926-28), wo er u.a. im Okt. 1927 den Urfaust inszenierte und 1928 die UA von Marieluise Fleißers Pioniere in Ingolstadt verantwortete.

Danach übernahm er eine Regietätigkeit am Darmstädter Landestheater bis 1932 auf, inszenierte aber auch am Neuen Theater in Frankfurt, u.a. Büchners Wozzeck. An einem der Höhepunkte der Theaterkrise in Deutschland lancierte Mordo 1929 im NWJ einen flammenden Appell gegen die Fesselung des Theaters durch Formen bürokratischer Zensur und sprach sich, mit Berufung auf das Publikum, für ein „aktuelles kämpferisches Theater“ aus. Im Mai 1932 wurde Mordo schließlich als Oberregisseur ans Deutsche Theater in Prag berufen, wo er ab 1933 vor allem im Opernfach tätig war, Dumas-Bearbeitungen, einen J. Offenbach- und Shakespeare-Zyklus, F.v. Suppé, aber auch die Revue Allez hopp von F. Holländer inszenierte. Für 1934 war ein exquisites Programm u.a. mit Stücken von Klabund, Gogol und Strawinsky vorgesehen; offenbar als Zugeständnis an das Publikum kamen jedoch mehr Lustspiel- und Operetteninszenierungen zustande, darunter immerhin die dt. UA von Dvoraks Der Jakobiner, ferner Das kleine Café von R. Bernatzky, das Lustspiel Wo war ich heut nacht? der tschech. Schauspielerin und Librettistin Olga Scheinpflug(ova), Gattin von K. Čapek, oder Ball im Savoy von A. Grünwald/F. Löhner-Beda. 1936 verfasste Mordo die in Prag hocherfolgreiche Revue (acht Monate im Repertoire) Salzburg ausverkauft, die danach auch im Wiener Scala-Theater sowie in Marienbad aufgeführt wurde. Neben Leoncavallos Der Bajazzo und Vergas Cavalleria rusticana inszenierte er im selben Jahr u.a. Hofmannsthals Elektra, Shakespeares Die lustigen Weiber von Windsor und Puschkins Boris Godunow in der musikal. Bearbeitung durch Rimsky-Korsakoff. Auch 1937 stand Rimsky-Korsakoff wieder am Programm und zwar mit der Oper Die Zarenbraut, weiters B. Smetanas Volksoper Der Kuß.

In seinen Prager Jahren war er auch in Radio Prag präsent und unterrichtete nebenher an der Deutschen Akademie für Musik und darstellende Kunst. 1938 ereilte ihn ein Ruf nach Athen, dem er knapp vor der Okkupation der Tschechoslowakei nachkam. Dort baute er die Oper auf, erhielt aber nach der deutschen Okkupation ein Arbeitsverbot. Im Zuge der Judenverfolgung und Deportationen 1943-44 wurde er im KZ Chaidari gefangen gehalten. Nach dem Ende des griech. Bürgerkriegs wurde Mordo als Kommunist denunziert und nahm 1947-51 die Leitung der Oper in Ankara an, bevor er an das Stadttheater Mainz wechselte. Im November 1947 gab er nochmals einen Offenbach-Zyklus als Gastintendant in Wien und 1952 hielt er sich mehrere Monate am Habimah-Nationaltheater in Tel Aviv auf.


Weitere Werke (Auswahl)

Pfeffer und Salz (Komödie), Basel. 1941; Kleines Abenteuer (Komödie), Basel 1944;Chaidari (Drama), 1945.

Quellen und Dokumente:

Ch. Krüger: Geschichte der Oper am Landestheater in Oldenburg 1921-1938. Oldenburg. 1984; Mathias Struck: Renato Mordo; in: https://www.deutsche-biographie.de/sfz65375.html

Mordos Wirken in Oldenburg. In: NFP, 2.11.1923, S. 9; E. Felber: Pelops‘ Brautwerbung. In: Wiener Morgenzeitung, 11.4.1924, S.7; O. Rosenfeld: Wer weint um Judenack. In: Wiener Morgenzeitung, 26.9.1924, S.5; O.A[chs]: Der singende Fisch. In: Wiener Morgenzeitung, 26.2.1925,S.6; L. Fantl: Zu M.L. Fleißers Pioniere in Ingolstadt. In: Die Bühne, H.187/1928, S. 8-9; N.N. R. Mordos nächstjährige Arbeiten in Prag. In: Die Stunde, 18.3.1933, S. 6; N.N.: Eine Oper, die dreimal entdeckt wird (Zu Dvoraks Der Jakobiner). In: Pilsner Tagblatt, 14.6.1934, S.5; Zur Wiener Auff. von Salzburg ausverkauft. In: Wiener Salonblatt, 14.6.1936, S.14.

(PHK)

Geb. 1.10. 1886 in Wien als Georg Paul Morgenstern, gest./ermordet 10.12. 1938 KZ Buchenwald. Feuilletonist, Kabarettist, Librettist.

Materialien und Quellen:

Eintrag in: Österreichisches Kabarettarchiv; Eintrag auf: Virtual History (engl.), Eintrag von R. Hippen in: NDB.

P.M.: Was habe ich in Mexiko verloren? (= Vorabdruck aus: Promin-Enten-Teich) In: Mein Film Nr. 419/1934, S. 7-8;

Eva Offenthaler: Vom „Czernowitzbold“ zum Hollywood-Schauspieler: Paul Morgan. In: Institut Österreichisches Biographisches Lexikon.

(PHK, in preparation)

geb. als Salomo Morgenstern am 3.5.1890 in Budzanów bei Tarnopol/Ostgalizien – gest. am 17.4.1976 in New York; Schriftsteller, Kritiker, Journalist

Ps.: Christof Morstyn, Konrad Pfeiffer

Auf Geheiß des dominanten Vaters nach jüdisch-orthodoxer Tradition erzogen, wuchs M. mehrsprachig auf. Er lernte Jiddisch, Polnisch, Ukrainisch, durch Privatunterricht aber auch bereits früh Deutsch, später Griechisch, Latein, Französisch und Englisch. Trotz familiären Widerstands besuchte M. das Gymnasium in Tarnopol und sollte daraufhin auf Wunsch des 1908 verstorbenen Vaters Rechtswissenschaften studieren, obwohl er seit dem Besuch von Stanislaw Wyspianskis Die Richter in Lemberg den Wunsch hegte, Theaterkritiker zu werden. In dieser Phase nahm M.s zwiespältiges Verhältnis zur Religion ihren Ausgang. In Wien traf er wieder auf den 1909 auf einer Zionistenkonferenz in Lemberg kennengelernten Joseph Roth; sie besuchten gemeinsam literaturgeschichtliche Vorlesungen und knüpften eine enge Freundschaft. Nach vorübergehender Rückkehr nach Galizien übersiedelte M. 1914 neuerlich nach Wien, leistete aber zwischen 1915 und 1918 den Kriegsdienst an der Ostfront. Nach dem Studienabschluss 1921 änderte er seinen Vornamen in Soma und verdiente seinen Unterhalt als Privatlehrer. Er verkehrte in verschiedenen Kaffeehäusern und knüpfte u.a. Kontakte zu Béla Balázs, Alban Berg und Alma Mahler, später auch zu Ludwig Hardt, Robert Musil, Walter Tschuppik, Anna Mahler, Hanns Eisler, Anton Webern, Theodor W. Adorno, Ernst Bloch, Otto Klemperer und Josef Frank. M. begann sich zunehmend mit dem Theater zu beschäftigen und schrieb das von Psychoanalyse geprägte Stück ER oder ER (1921/22) und das Künstlerdrama Im Dunstkreis (1924). 1925 wurde er vorübergehend Mitarbeiter bei Max Reinhardt.

1926 folgte er Roth nach Berlin, um als Kritiker sein Auslangen zu finden. Er wirkte als Rezensent u.a. für die von Ernst Heilborn herausgegebene Zs. Die Literatur, das Berliner Tageblatt und die Vossische Zeitung, für die er u.a. die von René Fülöp-Miller aus dem Nachlass herausgegeben Tolstoi-Werke besprach, und erhielt  1927 eine Stelle in der von Benno Reifenberg geleiteten Feuilletonredaktion der Frankfurter Zeitung (FZ), die vom Onkel seiner Frau Heinrich Simon herausgegeben wurde und für die bekanntlich auch Roth, Siegfried Kracauer und Walter Benjamin wirkten. Nach Reiseberichten aus der Tschechoslowakei und der Mitarbeit in Berlin und Frankfurt kehrte M. im Februar 1928 als Korrespondent nach Wien zurück und publizierte gegen den Widerstand Simons anstelle sachlicher Kulturberichterstattung vor allem subjektiv-feuilletonistische Betrachtungen zum urbanen Leben und der Entwicklung der Kulturpolitik der Gemeinde Wien, etwa zum Sängerbundfest und zu den Arbeitersinfoniekonzerten und der Wiener Volkshochschule. M. sparte aber auch nicht mit Kritik an antisemitischer Politik, etwa mit Blick auf Ausschreitungen an der Universität Wien. Vom Weltkongress der Vereinigung orthodoxer Juden Agudas Yisroel 1929 in Wien inspiriert, begann M. die Vorarbeiten zu seiner Romantrilogie Funken im Abgrund und distanzierte sich trotz Arbeiten für die FZ und die Wiener Weltbühne zusehends vom Journalismus. Mit kritischen Feuilletons den Nationalsozialisten bereits vor der Machtübernahme aufgefallen, war M. ab Herbst 1933 durch den „Arierparagraphen“ von der Mitarbeit an der FZ ausgeschlossen. Bereits 1934 folgte M. Roth für ein halbes Jahr nach Paris, wo er nach dem „Anschluss“ 1938 mit Roth als Exilant im Hôtel de la Poste leben sollte. Sein erster Roman Der Sohn des verlorenen Sohnes konnte noch 1935 in Berlin im Verlag Erich Reiss erscheinen.

Nach Roths Tod und dem Kriegsbeginn mehrmals verhaftet, flüchtete M., der in der Pariser Zeitung und in Freies Österreich noch 1939/40 zwei Feuilletons veröffentlichte, über Marseille, Casablanca und Lissabon 1941 mit Hilfe eines Varian Fry-Visums nach New York, wo er wie Walter Mehring, Hermann Kesten, Leonhard Frank und Hertha Pauli im Hotel Plaza seine Unterkunft fand. Unterstützt von einem privaten Mäzen und der Jewish Publication Society of America schloss er seine Trilogie ab und arbeitete seit 1948 an seinem Shoah-Roman Die Blutsäule. M., seit 1946 US-amerikanischer Staatsbürger, starb 1976 in New York.


Werke

In my Father’s Pastures (1947), The Testament of the Lost Son (1950, dt. gekürzt als Der verlorene Sohn, 1963), The Third Pillar (1953, dt. als Die Blutsäule, Zeichen und Wunder am Sereth, 1964); aus dem Nachlass: Joseph Roths Flucht und Ende. Erinnerungen (1994), Alban Berg und seine Idole (1995).

Quellen und Dokumente

Franz Kafka zum Gedächtnis. Vortragsabend Ludwid Hardts in Wien. In: Berliner Tageblatt, 1.7.1924 (Abendausgabe), S. 3, Der Mythos vom Maulhelden Schwejk. In: Das Unterhaltungsblatt der Vossischen Zeitung, 15.7.1927, Der unbekannte Tolstoj. In: Vossische Zeitung, 30.10.1927, Beilage, Isaak Grünberg: Der Sohn des verlorenen Sohnes. Von S. M. Ein jüdisch-europäischer Roman. In: Die Stimme 15.1.1937, S. 4.

Nachlass: Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main [Onlineverzeichnis], Leo Baeck Institute

Literatur

Maria Klanska: Die Feuilletons S. M.s. In: Sigurd Paul Scheichl (Hg.): Feuilleton – Essay – Aphorismus. Nicht-fiktionale Prosa in Österreich, 195-206 (2008), Corinna Haeger: „Wandern und nicht verzweifeln“. Raum und Identitätskonstruktionen in Soma Morgensterns Zwischenkriegsprosa (1921-1938). Diss. (2011) [Online verfügbar], Jacques Lajarrige (Hg.): S. M. – von Galizien ins amerikanische Exil – S.M. De la Galicie à l’exil américain. (2015), Cornelia Weidner: Ein Leben mit Freunden. Über S. M.s autobiographische Schriften (2004), Robert G. Weigel (Hg.): S. M.s verlorene Welt. Kritische Beiträge zu seinem Werk (2002).

Ernst Fischer: M., S. In: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 114 f. [Onlinefassung], Oliver Bentz: Spuren nach Galizien. In: Wiener Zeitung, 18.12.2012, Raphaela Kitzmantel: Eine Überfülle an Gegenwart. In: Kakanien revisited [online verfügbar]. G. B. Deutsch: Website zu S. M.

(ME)

Geb. 6.8. 1880 in Wien (als Johann Julier), gest. 19.6. 1964 in Wien. Schauspieler

Materialien und Quellen:

(in preparation)