Geb. 17.9. 1881in Wien, gest. 11.7. 1959 in Wien. Katholischer Soziologe, Publizist, Politiker, bekennender Antisemit.

(in preparation)

geb. am 14.11.1895 in Bad Kreuzen (OÖ) – gest. am 18.8.1956 in Salzburg; Dramatiker, Schauspieler, Regisseur

Nach dem Besuch des Marienkonvikts in Freistadt absolvierte O. eine kaufmännische Lehre und übersiedelte 1915 nach Wien. Dort studierte er Schauspiel u. erwarb sich durch Bühnenengagements entspr. Praxis. 1919 trat er erstmals als Verf. einer Tragödie, Das Vaterhaus, an die Öffentlichkeit; ihr folgte 1920 Mater dolorosa sowie das Traumspiel Das Märchen. Im selben Jahr begründete er die Reichenberger Festspiele. 1921 erzielte O. mit dem ‚ernsten Spiel‘ Christus Heimdal einen weiteren Erfolg; 1922 heiratete er die aus einer jüd. Fam. stammende Schauspielerin Berta Schirmer-Schermann, von der er sich 1927 wieder scheiden ließ und die 1941 nach Riga deportiert u. ermordet wurde. 1923 erschien die Trilogie Mutter, der neben Mater dolorosa die Stücke Sumpf und Steile Berge angehörten, alle zunächst in Linz uraufgeführt, in Buchform. Das NWTbl. bezeichnete den Autor als „begabt“, ortete aber eine Abhängigkeit von K. Schönherr („im Bann der herben und harten Muse K. Schönherrs“). 1924 trat O. aus der Sozialdem. Partei aus, der er seit Anfang der 1920er angehört hatte; 1925 feierte er mit der Tragödie Steile Berge, in der eine Mutter, die ihren Sohn, einen invaliden Kriegsheimkehrers aus russ. Gefangenschaft, zu verbrecherischen Handlungen anstachelt, mit der Exl-Bühne einen weiteren Erfolg. 1926 wird O. Chefdramaturg der Neuen Wiener Bühne (bis 1928); seine 1927 dort uraufgef. Päpstin Johanna Angelica trifft auf kontroverse Aufnahme: zwischen Sentimentalität (Kl.Blatt) u. „histor. Revue mit Musik und päpstlichen Girls“ (R.H[olzer]). 1928 wird O. der Preis der Stadt Wien für Dramatik zuerkannt; im selben Jahr stellt er einerseits das Mysterienstück Tobias Wunderlich (UA 1929, Burgtheater) fertig, andererseits markiert sein auf kleinen Bühnen aufgef. Schauspiel Auferstehung. Die Befreiung eines Volkes seine Annäherung an völkisch-mysthische Themen u. zunehmend antidemokrat. u. antiintellektuelle ideolog. Haltungen (J. Danielczyk). Mit dem Wunderlich gelang O. der Durchbruch an größeren Bühnen (1929 auch in München, 1933 auch als Radiospiel in der Regie von F. Herterich gesendet) und dies trotz mancher Vorbehalte in der Kritik, z.B. bei R. Holzer, der ihm bei aller Bewunderung einen Hang zur Imitation (M. Mell und eine „Mühlviertler Vision von  August Strindberg“) attestierte.  Schon im darauffolgenden Jahr lieferte O. mit der Sebastianlegende, die als Gastspiel der Exl-Bühne wieder auf breite Resonanz stieß, ein weiteres Legenden- u. Wunderspiel nach, das mit Katharinas Verkündigung wieder eine Trilogie ergab. B[recka] lobte in der christlichsoz. Reichspost ausdrücklich die „volkstümlichen Umrisse der bäuerlichen Gestalten“, äußerte aber auch Bedenken hinsichtl. der Verbindung eines Legendenstoffs „mit erotischen Momenten“. Von 1930-37 war er in dritter Ehe mit der einflussreichen Schauspielerin Elisabeth Kallina verheiratet. 1931 folgte das Schauspiel Wer will unter die Soldaten, das sich kritisch mit dem kindlichen Soldaten-Zauber befasst, aber, so Holzer in der Wiener Zeitung, etwas zu spät kam. Zur selben Zeit etwa stellte er sein Bauernkriegsdrama Stefan Fadinger fertig, der in der zeitgenöss. Disk. bereits als Deckfigur für A. Hitler galt, wie J.L. Stern in einem Vortrag festhielt. Es wurde 1934 vom Spielplan des Linzer Stadttheaters abgesetzt, um dann 1937 in München uraufgeführt u. kurz darauf in Radio Wien als „Ortners Glaube und Heimat“-Bekenntnis begrüßt zu werden. Anfang der 1930er Jahre unternahm O. auch mehrere Reisen, u.a. bis Nordafrika, aus denen Radioberichte entstanden. Zwischen 1934 u. 1938 war O. sowohl für die austrofaschist. Kulturpolitik aktiv, z.B. ab 1935 in der Vaterländischen Front für die Stärkung der Österreichische[n] Länderbühne, als auch in illegalen (Tarn)Organisationen der Nationalsozialisten, etwa im Bund deutscher Schriftsteller Österreichs, der 1938 auch das sog. Bekenntnisbuch herausgab. 1936 erhielt er zus. mit Paula Grogger, J.F. Perkonig, Friedrich Schreyvogl, Heinrich Waggerl u. Josef Wenter das Verdienstkreuz für Wissenschaft u. Kunst u. zählte zu den erfolgreichsten dramat. Autoren jener Jahre. 1938 deklarierte sich O. nicht nur für den Anschluss, sondern legte eine Reihe von Texten vor, in denen das deutschvölkische Moment massiv zum Ausdruck kam, u.a. das Volksabstimmungsschauspiel Ein Volk steht auf aber auch das histor. Drama Isabella von Spanien (UA 1940). Seit 1938 zählte Ortner neben Billinger zu den meist gespielten österr. Autoren auf allen deutschen (NS)Bühnen, – allein das Isabella-Drama wurde 1940 an 150 deutschen Bühnen aufgeführt. 1939 wurde O. als Obertruppführer in den den sog. Kulturkreis der SA berufen (NWTBl., 22.2.1939) u. kurz darauf, neben F. Schreyvogl u. J. Wenter mit der Sparte Drehbuch in der aus der Tobis-Sascha hervorgegangenen Wien-Film AG betraut. 1941 veröffentl. O. eine Reihe von Reisefeuilletons im NWTBl. u. erhielt den ersten Gaukulturpreis Oberdonaus. 1943-44 kam es zu Unstimmigkeiten mit der NSDAP, die zu einem rund einjährigen Ausschluss, aber auch zum Wiedereintritt führten. Nach 1945 gelang es Ortner, sich erstaunlich rasch wieder in den Theaterbetrieb der Nachkriegszeit zu integrieren.


Weitere Werke

Schuster Anton Hitt. Volksstück (1932); Beethoven (1934, UA 1935); Singende Jugend. Sängerknabenfilm (Drehbuch, 1936); Himmlische Hochzeit (1936, überarb. 1938 zu: Wiederkehr); Auferstehung (1938), Eine Kindheit in Braunau (Radiofeuilleton, 1938); Veit Stoß (1941); Das Paradiesgärtlein (1941); Himmeltau (1943)

Quellen und Dokumente

Die Meininger aus dem Volke. In: Die Bühne, H. 161 (1927), S. 6; Eine Päpstin. In: Das Kleine Blatt, 31.3.1927, S. 10;

B.: Sebastianlegende. In: Reichspost, 27.1.1930, S. 1f.; Rudolf Holzer: Tobias Wunderlich. In: Wiener Zeitung, 20.6.1929, S. 1f.; Rudolf Holzer: Wer will unter die Soldaten. In: Wiener Zeitung, 22.3.1931, S. 2f.; Alois Nagele: Hermann Heinz Ortner. In: Radio Wien, 4.6.1937, S. 8; Zeno v. Liebl: Ein Leben für Spaniens Größe. In: Neues Wiener Tagblatt, 5.5.1940, S. 18; -tr-: Komödienhaus. In: Neues Wiener Tagblatt, 10.5.1923, S. 8; Ernst Spitz: Hermann Heinz Ortner: Versuch einer Charakteristik. In: Tagblatt, 13.7.1929, S. 11; N.N.: Theater, Kunst und Literatur. In: Linzer Tages-Post, 1.10.1920, S. 6; N.N.: Vom Bücherflohmarkt. In: Tagblatt, 16.10.1923, S. 8; N.N.: Theater und Kunst. Wiener Komödienhaus. In: Wiener Zeitung, 14.2.1925, S. 5; N.N.: Tobias Wunderlich. In: Radio Wien, 14.4.1933, S. 4; N.N.: Aus dem Beethoven von Hermann Heinz Ortner. In: Die Bühne, H. 398 (1935), S. 14; N.N.: Zur Festaufführung von Hermann Heinz Ortners Werk: „Ein Volk steht auf!“. In: Neues Wiener Tagblatt, 19.4.1938, S. 4; Tagebücher. Aufzeichnungen aus bewegten Zeiten: Benjamin Kewall 1884, Hermann Heinz Ortner, Enrica von Handel-Mazzetti 1914-17 (siehe online unter Literaturhaus.at)

Nachlass: Stifter Haus Linz.

Literatur

U. Baur, K. Gradwohl-Schlacher: Literatur in Österreich 1938-1945. Handbuch eines literarischen Systems. Bd. 3, Oberösterreich. Wien u. a. 2014, 312-323; J. Danielczyk: Selbstinszenierung. Vermarktungsstrategien des österreichischen Erfolgsdramatikers Hermann Heinz Ortner. Wien 2003; Dies.: Hermann Heinz Ortner – Selbstinszenierung eines Erfolgsdramatikers. In: B. Kirchmayr (Hg.): Kulturhauptstadt des Führers. Kunst und Nationalsozialismus in Linz und Oberösterreich. Ausstellungskatalog. Linz 2008, 215-219.

(PHK)

Geb. 19.7.1897 in Wien, gest. 28. 11. 1977 in Wien. Journalist, Redakteur, Beamter.

(in preparation)

Geb. 5.11.1880 in Wien, gest. 11.9. 1963 in Düsseldorf. Filmregisseur und Produzent, Exilant.

Materialien und Quellen:

Eintrag auf Cinegraph.de

Eintrag zu Tagebuch einer Verlorenen auf filmportal.de; Eintrag zu Teil 1 von Die Prostitution auf filmportal.de;

Richard Oswald: Kino zwischen Spektakel, Aufklärung und Unterhaltung. Wien: Vienna: Filmarchiv Austria 2005, S. 125–126.

(PHK, in preparation)

auch Claire Patek-Hochenadl; geb. am 22.10.1880 in Wien – gest. nach 1935 (Daten unbekannt); (Mode)Journalistin, Redakteurin.

(in Vorbereitung)

geb. Schütz, 29.11.1878 in Wien – gest. 15.11.1927 in Wien

Journalistin, Essayistin

1878 als Tochter des Journalisten und Bühnenschriftstellers Friedrich Schütz und dessen Ehefrau Bertha von Dillner, einer ehemaligen Hofopernsängerin, geboren, wuchs sie in einem katholisch-liberalen Elternhaus auf und wurde schon früh auf literarischem und künstlerischem Gebiet gefördert. 1899 heiratete sie den jüdischstämmigen assimilierten Arzt Josef Wolfgang Pauli, mit dem sie zwei Kinder bekam: Wolfgang (erhielt 1945 den Nobelpreis für Physik) und Hertha (Schauspielerin und Schrifstellerin). 1911 trat die Familie zum evangelischen Glauben über.

Berta Pauli war emanzipierte Pazifistin, die sich bereits zu Zeiten der österreichischen Monarchie aktiv in der Friedens- und in der Frauenbewegung engagierte und für das „Streben der weiblichen Bürger nach direkter Teilnahme am öffentlichen Leben, nach dem Zutritte zu allen Bildungsstätten, nach ökonomischer Unabhängigkeit und rechtlicher Gleichstellung mit dem Manne“ eintrat (NFP, 17.11.1910, S. 12). Ihre Anliegen vertrat sie – als „zündende Rednerin“ bekannt (NFP, 16.11.1927, S. 8) – im Rahmen einer regen Vortragstätigkeit, aber auch in zahllosen journalistischen Beiträgen, die vor allem in der Neuen Freie Presse erschienen, wo sie ab 1922 in der Rubrik „Frauenzeitung“ Artikel zu Geschlechterfragen, Frauenstimmrecht und Erziehungswesen veröffentlichte. Daneben verfasste sie  Theaterkritiken und, als profunde Kennerin der französischen (Literatur-)Geschichte, historische Essays. 

Pauli war eine der wenigen Journalistinnen, deren Beiträge „auf der ersten Seite der bürgerlichen Presse“ erschienen und damit eine breitere Öffentlichkeit erreichen konnten.

Im Rahmen des Wahlkampfs 1919 engagierte sich Pauli für die Sozialdemokratie, indem sie in zahlreichen Artikeln in der Arbeiterzeitung Frauen dazu aufrief, sozialistisch zu wählen. Neben der Leitung der literarischen Gruppe im Neuen Frauenklub übernahm sie auch einen Sitz in der Pressekommision des Bundes Österreichischer Frauenvereine.

Pauli, die bereits seit Jahren mit psychischen Problemen zu kämpfen gehabt hatte, beging im November 1927 mittels einer Überdosis Schlaftabletten Suizid.


Quellen und Dokumente

Berta Pauli, „Agnes Jordan“: Schauspiel von Georg Hirschfeld. In: Dokumente der Frauen 2 (1899), S. 420-423; Berta Pauli, An die bürgerlichen Frauen! In: AZ, 2.2.1919, S. 1; Berta Pauli, Überläufertum. In: AZ, 11.2.1919, S. 2; Berta Pauli, Die Schwarzwählerinnen. In:AZ, 25.10.1920, S. 1; Berta Pauli, Mutterschaft und Sittlichkeit. In: NFP, 17.6.1921, S. 2f; Berta Pauli, Die weibliche Eigenart und der Existenzkampf der Gegenwart. In: NFP, 30.1.1922, S. 6f; Berta Pauli, Strindbergs Frauenhaß. In: NFP, 12.6.1922, S. 6f; Frauenversammlung für den Frieden. In: NFP, 23.11.1917, S. 8f; Berta Pauli, Ein Frauenroman aus dem “großen Jahrhundert”. In: NFP, 11.10.1924, S. 1-3. Berta Pauli, Das Problem der ledigen Frau. In: NFP, 1.8.1925, S. 11f; Berta Pauli, Die Erinnerungen der Baronin du Montet, Wien-Paris 1795-1858. In: NFP, 23.12.1925, S. 11; Berta Pauli, Christina von Schweden. In: NFP, 8.12.1926, S. 1-3. Berta Pauli verstorben. In: NFP, 16.11.1927, S. 8; Selbstmord der Schriftstellerin Berta Pauli. In: Neues Wiener Journal, 17.11.1927, S. 5

Literatur

Ruth Kirsten Seppi, Viennese feuilleton during the early 1920s. Description and Analysis of Bertha Pauli’s biographical Sketches as Contributions to a Literary Genre, Provo, UT, 2003; “Schütz, Berta”. In: Österreichisches Biographisches Lexikon, Bd. 11, Wien 1998, S. 300f. [Online verfügbar]; Eintrag bei Frauen in Bewegung: 1848-1938.

(MK)

eigentlich Karl Huffnagl, geb. am 18.12.1872 in Wien – gest. am 5.3.1927 in Wien; Beamter, Journalist, Schriftsteller

Ps. Nithart Stricker

P. absolvierte nach dem Studium der Philosophie eine Beamtenlaufbahn und wurde bereits 1919 wegen eines Augenleidens als Staatsarchivdirektor im Innenministerium pensioniert. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg trat P. als satirischer Autor in den Zeitschriften Neue Bahnen, Der Scherer und vor allem in Die Muskete in Erscheinung, für die er zunächst vorrangig unter dem Pseudonym Nithart Stricker publizierte. Die von Fritz Schönpflug illustrierte Sammlung Zehn Jahre schwarz-gelbes Leben [Digitalisat] erschien 1919 im Verlag Eduard Strache ebenfalls unter diesem Pseudonym. Bereits länger als Beiträger aktiv, war P. seit September 1914 Redakteur der Muskete, bei der er gemäß einer Redaktionsmitteilung „lästige Ausländer“ (Beiblatt zu Die Muskete, 3.9.1914, S. 4) ersetzt hatte. Zwischen März 1917 und Jänner 1919 fungierte P. neben Theodor Waldau als leitender Redakteur, ehe er das Blatt infolge eines Linksrucks im Februar 1919 verließ. Fortan veröffentlichte P., der auch am Organ Auf Vorposten des 1912 gegründeten Verbands gegen die Überhebung des Judentums mitwirkte, Feuilletons und Gedichte in der Reichspost sowie ihrer Montagsausgabe, den Wiener Stimmen. Dabei wie durch Pamphlete, die im Leopold-Stocker-Verlag erschienen, positionierte sich P. als antisemitischer wie antimarxistischer Publizist, etwa mit den Werken Judentum und Sozialdemokratie (1920) und Juda. Kritische Betrachtungen über das Wesen und Wirken des Judentums (1921), in dem, so die Reichspost in einer Rezension, P. „mit großer Sachlichkeit und wuchtiger Beweisführung, welch wichtiges Volks- und Staatsproblem das Judentum“ (Reichspost, 18.6.1921, S. 4) sei, darlegte. Thematisch ebenfalls ins Spektrum fügt sich sein satirischer Roman Repablick. Eine galgenfröhliche Wiener Legende aus der Zeit der gelben Pest und des roten Todes (1924) ein, der die Revolutionstage 1918/19 und die konservative Furcht vor der entfesselten republikanischen Masse in den Blick nimmt und retrospektive als aufschlussreiches „Dokument für das gereizte Klima dieser Epoche“ (Schmidt-Dengler) angesehen werden kann.


Weitere Werke

Arbeiter, auf ein Wort (1923), Das ABC der viertausendjährigen Judenfrage (o. J.), Briefe an einen Sozialdemokraten (1927)

Quellen und Dokumente

Neuester Illustrierter Führer durch die k.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien. In: Die Muskete, 12.7.1917, S. 114, Mitmenschen. In: Die Muskete, 24.10.1918, S. 26, 28, Deutschböhmen. In: Die Muskete, 26.12.1918, S. 98, K.k. Geschichten aus Nordösterreich. In: Die Muskete, 22.8.1918, S. 166f., Lebenszweck. In: Reichspost, 3.9.1922, S. 1-3, Vor fünfundsiebzig Jahren. In: Reichspost, 15.3.1923, S. 1-2,  Dö varflixte Huasten! Eine Geschichte aus Oberösterreich. In: Reichspost, 19.9.1923, S. 1f.

Regierungsrat Huffnagl-Paumgartten gestorben. In: Reichspost, 6.3.1927, S. 6, Schriftsteller Huffnagl-Paumgartten gestorben. In: Salzburger Chronik, 7.3.1927, S. 6.

Literatur

Murray G. Hall (Hg.): Die Muskete. Kultur- und Sozialgeschichte im Spiegel einer satirisch-humoristischen Zeitschrift 1905-1941 (1983), Thomas Mittmann: Vom „Günstling“ zum „Urfeind“ der Juden. Die antisemitische Nietzsche-Rezeption in Deutschland bis zum Ende des Nationalsozialismus, S. 112 (2006), Wendelin Schmidt-Dengler: Wien 1918: Glanzloses Finale. In: W. S.-D.: Ohne Nostalgie. Zur österreichischen Literatur der Zwischenkriegszeit, S. 24-52 (2002), Gerhard Schober: Karl Huffnagl. Versuch einer Biographie und Wirkungsgeschichte (2006).

(ME)

Geb. 3.8. 1890 in Ferlach/Kärnten (k.k. Österreich-Ungarn), gest. 8.2. 1959 in Klagenfurt. Lehrer, Schriftsteller, Literatur- und Kulturfunktionär der Vaterländischen Front, NSDAP-Mitglied und Funktionär.

Materialien und Quellen:

Eintrag von Karin Gradwohl-Schlacher im ÖBL.

(PHK, in preparation)

Geb. 3.10. 1887 in Wien, gest. 25.7. 1957 in Bad Ischl (OÖ). Beamter, Kulturpolitiker, Minister für Unterricht (im austrofasch. Österreich 1936-1938), KZ-Häftling 1938-40.

Materialien und Quellen:

(in preparation)

geb. am 2.11.1882 in Prag – gest. am 25.8.1957 in Bad Ischl; Schriftsteller

Als Sohn einer jüdischen Textilfabrikantenfamilie in Prag aufgewachsen, besuchte P. zunächst die Piaristenschule in Prag, nach der Übersiedlung nach Wien zunächst das Erzherzog-Rainer-Gymnasium (ohne Abschluss), später eine Handelsakademie sowie Vorlesungen aus den Bereichen Mathematik und Wirtschaft an der Universität Wien. Ab 1907 arbeitete er als Versicherungsmathematiker in Wien und Triest. Parallel dazu begann P. nach dem Erscheinen erster literarischer Skizzen und Novellen ab 1906 größere literarische Projekte; zudem verkehrte er in der literarischen Gruppe „Freilicht“, der u.a. auch Richard A. Bermann angehörte, sowie mit Berthold Viertel und Ernst Weiß. 1915 debütierte er mit dem historischen Roman Die dritte Kugel als Autor. 1916 als Offizier an der galizischen Ostfront schwer verwundet, kehrte P. als Zensor für Kriegsgefangenenpost im Kriegspressequartier nach Wien zurück.

In der Ersten Republik sollte P. neben historischen und phantastischen Romanen vor allem mit in Wien angesiedelten Zeitromanen in Erscheinung treten. Seit Der Marques de Bolibar (1920, Vorabdruck in der Ztg. Der neue Tag 1919) von namhaften Kritikern wie Hermann Broch und Kurt Tucholsky unterstützt, stieg P. bald zum populären Publikumsautor auf; rezipiert wurde er jedoch auch von Theodor W. Adorno und Siegfried Kracauer, später auch von Jorge Luis Borges, der eine Übersetzung ausgewählter Werke ins Spanische unterstützte. Ende 1921 erschien im Feuilleton der Arbeiter-Zeitung der Roman Zwischen neun und neun in Fortsetzungen, den er wenig später dramatisierte. 1923 wurde das Stück in Hamburg uraufgeführt, kurz darauf wurde es auch im Deutschen Volkstheater in Wien gespielt. In diesen Jahren erschienen in rascher Abfolge Der Meister des jüngsten Tages (1923), Turlupin (1924) und Die Victor-Hugo-Bearbeitung Das Jahr der Guillotine (1925). Dem Vorwurf, P. sei ein Autor von Trivialliteratur, trat die Kritik wiederholt entgegen. Alfred Polgar schrieb 1924, P.s Werke „erquicken durch ihren Sauerstoffreichtum, befreien, klimatische Kur-Bücher, vom Uebel einer Zeit-Literatur, die ganz schwammig, form- und haltlos ist“ (Prager Tagblatt, 24.2.1924, S. 22), Carl von Ossietzky adelte ihn 1925 in Stefan Großmanns Zs. Tage-Buch als „Dichter“. Zu diesem Zeitpunkt war P. nicht nur erfolgreicher Autor, sondern auch schillernde Figur in der Wiener Literaturszene; Josef Kalmar berichtete 1925 im Tag von einer Prügelei P.s mit Otto Soyka im Café Herrenhof. P. stand u.a. mit Anton Kuh, Robert Musil, Alexander Roda Roda und Franz Werfel in Kontakt.

Neuerlich in Wien angesiedelt war die Kriegsheimkehrergeschichte Wohin rollst du, Äpfelchen…, die 1928 in der Berliner Illustrirten Zeitung abgedruckt wurde und im Ullstein-Verlag ein Verkaufserfolg wurde. Neben der Romanproduktion, wiederholt auch gemeinsam mit Paul Frank, widmete sich Perutz dem Theater, 1930 feierte Die Reise nach Preßburg ihre Premiere im Theater in der Josefsstadt.

Nach 1934 gehörte P. dem Bund Legitimistischer Jüdischer Frontsoldaten an, nach dem „Anschluss“ 1938 gelang P. die Ausreise nach Palästina, wo er in Tel Aviv ein zurückgezogenes Leben führte und die unabgeschlossenen Romanprojekte Nachts unter der steinernen Brücke und Der Judas des Leonardo vollendete. Eine endgültige Rückkehr nach Österreich trotz wiederholt geäußerten Unbehagens im jungen Israel blieb aus. P. starb bei einem Aufenthalt in Bad Ischl.


Weitere Werke

Der Kosak und die Nachtigall (1928, mit Paul Frank), Flammen auf San Domingo (1929), St. Petri-Schnee (1933), Der schwedische Reiter (1936)

Quellen und Dokumente

Zwischen neun und neun. In: Arbeiter-Zeitung, 20.11.1921, S. 9 bis 15.1.1922, S. 11, Wider den Cortez. In: Arbeiterwille, 28.6.1923, S. 4 bis 6.7.1923, S. 4, Turlupin. In: Prager Tagblatt, 15.2.1924, S. 11 bis 28.3.1924, S. 10, Geschichten aus dem Café „Herrenhof“. In: Linzer Tages-Post, 28.7.1925, S. 3, Flammen auf San Domingo. Nach Victor Hugos Roman „Bug-Jargal“. Illustrationen von Franz Plachy. In: Das Kleine Blatt, 9.6.1929, S. 19 bis 28.7.1929, S. 21.

Alfred Polgar: Der Erzähler Perutz. In: Prager Tagblatt, 24.2.1924, S. 22, Ernst E. Stein. Leo Perutz (Eine Betrachtung über den historischen Roman.) In: Arbeiter-Zeitung, 27.4.1925, S. 5, Fred Heller: Wiener Literatur-Café. In: Die Bühne (1927), H. 132, S. 17-19, „Wohin rollst du, Aepfelchen …?“ Roman von Leo Perutz In: Freiheit!, 12.9.1928, S. 7, M.H.: Leo Perutz bezichtigt Sowjetrußland des literarischen Diebstahls. Eine mißlungene Enquete der Bolschewiken. In: Neues Wiener Journal, 26.8.1930, S. 5, Hans Herrdegen: „Die Reise nach Preßburg“. Schauspiel von Leo Perutz. In: Neues Wiener Journal, 5.12.1930, S. 6.

Literatur

Bernd Auerochs: L. P. – ein moderner Klassiker der phantastischen Literatur. In: Zeitschrift für deutschsprachige Kultur & Literatur 25 (2016), S. 223-245, Tom Kindt (Hg.): L. P.‘ Romane. Von der Struktur zur Bedeutung (2007), Renate Heuer (Hg.): Lexikon deutsch-jüdischer Autoren, Bd. 17, 441-450 (2009), Hans-Harald Müller: L. P. Biographie (2007), Franziska Mayer: Unterhaltung vom “Dichter”. L.P.‘ Ullsteinroman „Wohin rollst du, Äpfelchen …“ In: Christine Haug (Hg.): Populäres Judentum. Medien, Debatten, Lesestoffe, S. 171-189 (2009), Magdolna Orosz: Krieg, Geschichte und Erinnerung bei Leo Perutz In: Rainer Hillenbrand (Hg.): Erinnerungskultur. Poetische, kulturelle und politische Erinnerungsphänomene in der deutschen Literatur, S. 163-175 (2015), Paula Wojcik, Elisabeth Johanna Koehn (Hg.): Schwellenräume – Schwellenzeiten in den Werken von Irène Némirowsky, L. P. und Bruno Schulz (2016).

Tom Kindt: Perutz, Leo. In: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 207-208 [Online verfügbar]. Alexander Peer: Der Schriftsteller Leo Perutz und das Kaffeehaus als Lebensmittelpunkt. In: profil, 21.8.2014.

(ME)