Geb. 23.5.1884 in Neudörfl bei Reichenberg (k.k. Österreich-Ungarn, heute: Nová Ves, Tschechische Republik), gest. 14. 1. 1963 in Wien. Germanist, Kritiker, Literaturhistoriker, Antisemit.

Materialien und Quellen:

Eintrag von S. Meissl und F. Nemec bei: NDB; Eintrag in Geschichte der Univ. Wien: hier; Elias H. Füllenbach: Handbuch der völkischen Wissenschaften, Akteure, Netzwerke und Forschungsprogramme. Hg. von M. Fahlbus u.a., Berlin-Boston: De Gruyter-Oldenbourg, 2. Aufl. 2017, S. 533-540;

(PHK, in Vorbereitung)

Geb. 9.12. 1886 in Graz, gest. 9. 6. 1942 in Hannover. Schauspieler, Sänger, Libretttist, Theaterleiter

Materialien und Quellen:

Eintrag in ÖML;

(PHK, in preparation)

geb. am 28.10.1892 in Prag – gest. am 23.10.1963 in Tucson (Arizona); Feuilletonredakteur, Schriftsteller, Literatur- und Theaterkritiker

Ps.: N.O. Kent, Zett, Ert, Norbert, H. Norbert, Hanuš N., H. Böhmer, H. Egge, Jean Natoné, Immanuel, H. Eff, Nek

N., Enkel des jüdischen, rabbinischen Gelehrten Joseph N., zog nach Abschluss der Prager Handelsakademie den Besuch von Vorlesungen in Wien und Berlin einer durch den Vater angedachten Tätigkeit im Versicherungs- oder Bankwesen vor.

Nach ersten Veröffentlichungen in der Wage und der Aktion 1913-14, aber auch in M. Bubers Zs. Der Jude, erschien in der Zs. Die neue Schaubühne trotz kaiserlicher Zensur N.s Tagebuch der Verzweiflung sowie 1916 der Essay Vom Geiste Europas – ein Bekenntnis des 24-jährigen zum Pazifismus. Neben regelmäßigen Texten u.a. in der Weltbühne und im Neuen Wiener Journal, boten sich N. nach seiner Übersiedelung nach Deutschland 1917 und Konversion zum Protestantismus Veröffentlichungsmöglichkeiten beim Leipziger Tageblatt, ab 1926 der Neuen Leipziger Zeitung angehörig. 1924 zum Feuilletonchef avanciert, besprach N. sowohl Inszenierungen der großen Theater in Wien, Berlin und Prag, als auch lokale Stücke. Seiner Arbeit verdankte N. die Freundschaft mit Joseph Roth, dessen Werke regelmäßiger Gegenstand der Literaturkritiken N.‘s waren, die neben Filmkritiken, Glossen oder Kurzgeschichten den Großteil seiner Tätigkeit ausmachten. Auch beteiligte er sich an zeitgenöss. Literaturdebatten, u.a. zur dokumentar. Literatur im Umfeld der Neuen Sachlichkeit. Zu seinen literarischen Entdeckungen zählen u.a. Bruno Apitz und Erich Kästner.

Begleitet von Roths Wertschätzung und Ratschlägen veröffentlichte N. ab 1929 bei Zsolnay seine ersten Romane, die u.a. von Max Brod und Heinrich Mann geschätzt wurden. Insbesondere der Roman Kinder einer Stadt (1931; Neudr. 1987), in dem das Aufkommen faschistischen Gedankenguts und die manipulative Macht der Massenmedien den Schwerpunkt bilden, fand große Anerkennung. Die kritische Auseinandersetzung mit der ethischen Dimension seines Berufes findet sich auch in N.s 1982 posthum erschienenen Roman Die Straße des Verrats; ein Spiegel der Situation N.s um 1933, dem jegliche weitere berufliche Perspektive durch Entlassung und ein zwei Jahre später folgendes Schreibverbot verwehrt wurde.

Ausgebürgert u. von seiner ersten Frau verlassen, kehrte N. 1933 nach Prag zurück u. schrieb u.a. für das Prager Tagblatt. Während er zu dieser Zeit aufgrund der beiden in Deutschland verbliebenen Kinder aus erster Ehe auf politische Beiträge eher verzichtete und Themen wie das der Heimatlosigkeit u. des jüd. Schicksals wichtig wurden, dienten Das Neue Tage-Buch und Die Neue Weltbühne im Zuge seiner weiteren Emigration nach Paris ab 1938 als Plattformen für scharfe und pointierte Beiträge.

N.s Flucht in die USA glückte 1941, wo er bis zu seinem Tod durch Leukämie in Tucson (Arizona) lebte.


Werke (Auswahl)

Heilige? Kranke? Schwindlerin? Kritik des Mirakels von Konnersreuth, 1927; Schminke und Alltag. Bunte Prosa, 1927; Der Mann, der nie genug hat, 1929; Geld regiert die Welt oder die Abenteuer des Gewissens, 1930; Der Schlemihl. Ein Roman vom Leben Adelberts von Chamisso 1936 (Neuausgabe: Der Mann ohne Schatten. Der Lebensroman des Dichters A. von Chamisso, 1958); In search of myself, 1943.

Quellen und Dokumente

Brod, Max: Literarische Notizen. Hans Natonek: „Der Mann, der nie genug hat“. In: Neue Freie Presse, 26.05.1929, S. 28. Hirschfeld, Ludwig: Literarische Notizen. Hans Natonek: „Kinder einer Stadt“. In: Neue Freie Presse, 06.11.1932, S. 30.

Literatur

Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Bd.17 (2009), Siglinde Bolbecher Konstantin Kaiser: Lexikon der Österreichischen Exilliteratur (1999), Steffi Böttger: Nachwort. In: Hans Natonek. Im Geräusch der Zeit. Gesammelte Publizistik 1914-1933 (2006), Dies.: Für immer fremd. Das Leben des jüdischen Schriftstellers Hans Natonek (2013), Christel Foerster: Wer war Hans Natonek? In: Neue Deutsche Literatur 31 (1983), H. 7, 154-158, Susanne Fritz: Die Entstehung des „Prager Textes“. Prager deutschsprachige Literatur von 1895 bis 1934 (2005), Eckart Früh (Hg.): Hans Natonek (= Spuren und Überbleibsel: Bio-bibliographische Blätter) (2004), Murray G. Hall: Der Paul Zsolnay Verlag. Von der Gründung bis zur Rückkehr aus dem Exil (1994), Ivana Galková: Natonek, Hans. In: Andreas B. Kilcher (Hg.): Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur. Jüdische Autorinnen und Autoren deutscher Sprache von der Aufklärung bis zur Gegenwart (2012), Ivana Galková, Armin A. Wallas: Hans Natonek (1892-1963). In: Literatur und Kritik (1995), H. 299/300, 103-108; Hans Giebisch, Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart (1964), Jürgen Serke: Böhmische Dörfer. Wanderungen durch eine verlassene literarische Landschaft (1987).

Nachlass: State University of New York (Albany, NY), Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde, Signatur N 2208 [1921-1940]

Jäger, Susanne: Natonek, Hans. In: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 750 f. [Onlinefassung],Serke, Jürgen: Hans Natonek. Schriftsteller und Journalist. Exilarchiv.de, 2015.

(Projektarbeit): Der jüdische Schriftsteller und Journalist Hans Natonek. Sein Leben und sein Roman Die Straße des Verrats in wissenschaftlicher Betrachtung. Leipzig, 2014, Onlinepublikation.

(SK)

auch Massimiliano, geb. am 13.2.1887 in Guntersdorf (Hollabrunn/NÖ), gest. am 2.12.1967 in Wien; Schauspieler, (Film)Regisseur, Produzent, Exilant.

Neufeld, der aus einer Schauspielerfamilie (sein jüngerer Bruder Eugen wurde ebf. Schauspieler) stammte, begann ebenfalls schon früh mit einer Schauspieltätigkeit und erhielt 1905 am Stadttheater Klagenfurt sein erstes festes Engagement. Nach weiteren Stationen an Provinzbühnen kam er 1912 an das Theater in der Josefstadt unter Dir. Jarno und wandte sich ab 1913 auch dem Film zu, wo er kleinere Rollen übernahm. In der Anzengruber-Verfilmung Der Pfarrer von Kirchfeld durch die ›Wiener Kunstfilmindustrie‹ (1914) spielte er erstmals eine Hauptrolle; 1915 folgte eine weitere im patriotischen Propagandafilm Mit Herz und Hand fürs Vaterland. Den Ersten Weltkrieg verbrachte er zwischen 1916 u. 1918 als Offizier bei der Artillerie, häufig unterbrochen von weiteren Filmarbeiten. 1918 übernahm er Rollen in Propaganda- und Unterhaltungsfilmen wie z.B. Freier Dienst, spielte aber auch eine der Hauptrollen im Stummfilm Die Jüdin nach dem Libretto der gleichnamigen Oper von E. Scribe und J. F. Hálevy und 1919 den Jaromir in der Ahnfrau nach F. Grillparzer. Ebenfalls 1919 wird der erste Film von Neufeld, Der tanzende Tod, angekündigt; er übernimmt daneben zahlreiche andere Rollen als Schauspieler, meist in Filmen, die von Louise Kolm und J. Fleck inszeniert werden. Für das „Gesellschaftsdrama“ Herzblut von Fritz Löhner-Beda übernahm er im Dez. 1919 erstmals die Regie; in der Zs. Wiener Bilder erschien ebf. 1919 ein Porträt, in dem er als Typus des Filmstars bezeichnet wurde. Auch 1920 war Neufeld sowohl als Schauspieler in Kolm-Filmen als auch als Regisseur tätig, z.B. im Filmdrama Winterstürme oder in der Klosterlegende Eva, die Sünde (von F. Löhner-Beda),  1921 wiederum war er u.a. als Ramiro im Stummfilm Der tote Hochzeitsgast nach einer Ballade aus H. Heines Buch der Lieder (Don Ramiro) zu sehen sowie in der Verfilmung des Romans Hemmungslos von H. Bettauer. Eine „meisterhafte Leistung“ (NFP, 11.9.1921) bot Neufeld auch in einem bemerkenswerten Theater-Film-Experiment, nämlich im filmisch unterlegten Sketch Das grüne Licht, der anlässl. der Wiener Kinomesse ab 9. Sept. 1921 in der Regie von A. Deger zu sehen war. 1922 figuriert er unter der Bezeichnung M. Neufeld-Konsortium auch als geschäftlicher Partner der Vita-Film, führt in Hoffmanns Erzählungen darüber hinaus Regie und spielt darin glzt. die männl. Hauptrolle, was beinahe zu einem Rechtsstreit mit der Helios-Film geführt hätte. B. B.[alázs] lobte einerseits die „traumhaft locker gefügten Bilder“, bemängelte aber zugleich ein Zuviel an Literatur und zu wenig „an Bildhaftem“ im Tag (16.3.1923). Dieser Film begeisterte dennoch im Zuge seiner Vorführung auch im New Scala Theatre in London ab 23.10.1923 die englische Kritik (Kino-Journal, 10.11.1923, 6). In der Verfilmung von Grillparzers Das Kloster von Sendomir unter dem Titel Memoiren eines Mönches (bearb. von L. Jacobsohn, Regie: Friedrich Fehér) begnügte sich Neufeld dagegen mit der Hauptrolle. Im Jänner 1923 wurde er zum Vizepräsidenten der ›Vereinigung künstlerischer und kunsttechnischer Mitarbeiter der Filmerzeugung Österreichs‹ (zuvor: Verband der Filmregisseure) gewählt. Im selben Jahr begannen die Arbeiten an mehreren Filmen, von denen Anfang 1924 Hotel Potemkin (Regie) fertiggestellt werden konnten. F. Rosenfeld nahm diese Produktion als stellvertretend für die zwar gut verdienende, aber seiner Ansicht nach „elende[r]“ Wiener Filmindustrie mit ihrem „falschen Ehrgeiz“ und Hang zu „Monumentalexklusivsensationsgroßfilme[n]“.

1925 wurde unter seiner Regie der Film Der Walzer von Strauß fertig, der sich, entgegen der Titelerwartung den Francsturz von 1924 und die nachfolgenden Bankenzusammenbrüche thematisierte. Im Okt. 1925 beteiligte sich Neufeld an der Protestversammlung des Filmbundes, der angesichts der finanziellen Krise, in der die Filmindustrie geraten war, eine Kontingentierung der US-Filmeinfuhr forderte (Der Tag, 4.10.1925, 9), die 1926 zustande kam, aber die Debatte keineswegs beendete (Der Tag, 21.5.1926, 6). Im Nov. 1925 veröffentlichte die NFP auch sein programmatisches Bekenntnis zum österreichischen Film. Über seine eigene Produktionsfirma folgten 1926 mehrere weitere Filme, u.a. auch zu politisch brisanten Themen wie z.B. die Oberst Redl-Affäre unter dem Titel Die Brandstifter Europas, oder die Verfilmung von F. Dörmanns Milieustück Ledige Leut‘ unter dem Titel Die Familie ohne Moral, das dann 1927 in die Kinos kam und Rosenfeld ausdrücklich als gelungenen Wiener Film ohne Wiener Klischees begrüßte. 1927 brachte Neufeld auch die in der Kritik eher zwiespältig aufgenommene Verfilmung des Theaterstücks Die Strecke von Oskar Bediener unter dem Titel Die große und die kleine Welt heraus, gefolgt von der Verfilmung des Volkstücks Das grobe Hemd von O. Karlweis, zu dem er das Drehbuch verfasste, und der Filmkomödie Der Geliebte seiner Frau, die allerdings erst im Herbst 1928 in den Kinos anlief, parallel zu seinem Filmlustspiel Eva im Pelz nach L.W. Steins Komödie Modellhaus Crevette. 1929 führte er Regie in dem von A. Berger und S. Bernfeld verfassten Film Nachtlokal, das zunächst in Berlin erfolgreich seine UA hatte. In Deutschland wurde ebf. 1929 unter seiner Regie u. schauspieler. Mitwirkung der Film Rasputin gedreht, zugleich sein letzter Stummfilm. Bis 1933 folgten dann in rascher Folge rund ein Dutzend Tonfilme, teilweise in Deutschland, Frankreich und Italien produziert und in Co-Regie mit anderen Regisseuren. Besonders positives Echo erzielten dabei die Komödien Purpur und Waschblau (nach dem gleichnamigen Theaterstück von P. Herz) sowie Grandhotel nach dem Theaterstück von Paul Frank, beide 1931; die Tonfilmoperette Geschäft mit Amerika (für die Neufeld den Filmanteil bereitstellte) und Glück über Nacht (mit der Musik von Paul Abraham), aber auch die sozialkrit. Komödie Sehnsucht 202 (unter Mitwirkung von K. Farkas), alle 1932). Nach der Machtübernahme des NS in Deutschland musste Neufeld, seit 1931 oft in Berlin tätig, aufgr. seiner jüdischen Herkunft dieses verlassen und pendelte in der Folge zwischen Wien, Rom und Paris, um weitere Filmprojekte realisieren zu können. Im März 1934 wurde er zum Obmann der vom austrofasch. Ständestaat neu eingerichteten Gewerkschaft fer Filmschaffenden Österreichs gewählt. In der Folge dreht er vorwiegend Unterhaltungsfilme, die z.T. auch mit der zeitgenöss. Kulturpolitik konvergierten, z.B. über die Wiener Sängerknaben (Singende Jugend, Buch: H.H. Ortner) oder nach der hocherfolgreichen L. Ascher-Operette Hoheit tanzt Walzer (beide 1935). 1936 stellte er ein Ansuchen um eine Ausnahmegenehmigung bei der NS-Reichsfilmkammer, das jedoch abgelehnt wurde. Nach dem Anschluss vom März 1938 flüchtete er aus Wien nach Rom, wo er bis 1941 im Filmbereich tätig sein konnte, danach nach Spanien und kehrte nach 1945 zuerst wieder nach Rom, ab 1948 nach Wien zurück.


Weitere Regietätigkeit (Auswahl)

Die Frau in Weiß (1920); Die Filme der Prinzessin Fantoche (1921); Faustrecht (1922); Der Eisenkönig (1923); Die letzte Stunde (1924); Der Ballettherzog (1927); Befehl zur Ehe (1928); Die weiße Nacht (1929); Erzherzog Johann (1929)

Literatur

Armin Loacker (Hg.): Kunst der Routine – Der Schauspieler und Regisseur Max Neufeld. Wien: Filmarchiv Austria, 2008

Quellen und Dokumente

Plakat zu Freier Dienst/ Don Cesar. In: Neue Kino-Rundschau, 5.10.1918, S. 40; Plakat: Die Jüdin. In: Neue Kino-Rundschau, 5.10. 1918, S. 42; Plakat zu: Der tanzende Tod/ Wildfeuer/ Der Leiermann u.a. In: Neue Kino-Rundschau, 6.9.1919, S. 6; Erste Regietätigkeit: Herzblut (Plakat). In: Neue Kino-Rundschau, 23.12.1919, S. 8; Max Neufeld (Filmstar). In: Wiener Bilder, 3.8. 1919, S. 12;Ankündigungsplakat: Winterstürme/ Der Leiermann/ Eva, die Sünde. In: Neue Kino-Rundschau, 12.6.1920, S. 57; Plakat zur Verfilmung von Bettauers Hemmungslos. In: Neue Kino-Rundschau, 5.3.1921, S. 9;Theater- u. Filmsketch Das grüne Licht. In: NFP, 11.9.1921, S. 14; Erklärung der Helios-Film zu Hoffmanns Erzähungen. In: Der Filmbote, 26.8.1922, S. 15; Plakat zu Hoffmanns Erzählungen. In: Kino-Rundschau, 30.9.1922, S. 15; B.B. über Hoffmanns Erzählungen. In: Der Tag, 16.3.1923; S. 8; Plakatankündigung: Hotel Potemkin. In: Der Filmbote, 19.1.1924, S. 20; F. Rosenfeld über Hotel Potemkin. In: AZ, 25.3.1924, S. 8; Ankündigung von: Der Walzer von Strauß. In: Der Filmbote, 31.1.1925, S. 28; N.N.: Die Wiener Finanzwelt im Film. In: Die Bühne, H. 21/1925, S. 37; Hollywood oder Hohe Warte? (Zur Kontingentierungsdebatte). In: Der Tag, 4.10.1925, S. 9; M. Neufeld: Bekenntnis zum österreichisch. Film. In: NFP, 10.11.1925, S. 11; Filmankündigungen 1926 (Plakat: Brandstifter Europas/ Die Kreuzelschreiber). In: Der Filmbote, 27.3.1926, S. 19; N.N.: Die Familie ohne Moral. In: Mein Film, H.50/1926, S. 11; F. Rosenfeld: Ein Filmkammerspiel (Über: Familie ohne Moral). In: AZ, 6.2.1927, S. 21; M. Neufeld führt Regie. In: Mein Film, H.105/1927, S. 7; Eva im Pelz (Plakat). In: Mein Film, H. 147/1928, S. 21; F. Porges: Eva mit und ohne Pelz. In: Der Tag, 23.10.1928; s. 4; Nachtlokal (Plakat). In: Mein Film, H. 206/1929, S. 5; N.N.: Nachtlokal. In: Der Tag, 7.12.1929, S. 6; F. Cleve: Purpur und Waschblau. In: NFP, 5.9.1931, S. 14; Geschichten aus dem Wienerwald (Plakatankündigung). In: Das Kino-Journal, 23.4.1932, S. 16; Hoheit tanzt Walzer (Plakat). In: Mein Film, H. 522/1935, S. 9.

(PHK)

geb. am 22.5.1897 in Wien – gest. am 3.1.1975 in München; Schriftsteller, Journalist, Kritiker, Exilant, Remigrant

Neumann stammt aus einer aus Galizien (Vater Samuel) und der Slowakei (Mutter Josefine) nach Wien zugewanderten Familie jüdischer Herkunft und sozialdemokratischer Ausrichtung. Zwischen Herbst 1915 und Ostern 1919 studiert N. an der Universität Wien Medizin und Chemie sowie ein Semester Germanistik, ohne seine Studien abzuschließen. Bereits 1918 versucht er ein Versdrama, allerdings ohne Erfolg, zu veröffentlichen, 1919 gelingt ihm ein schmaler Band Gedichte. Im selben Jahr heiratet er Stefanie Grünwald, von der er sich 1941 im britischen Exil wieder scheiden ließ.

1922 gründet N. eine Lebensmittel-Importfirma, mit der er ab 1924 in die Zahlungsunfähigkeit schlittert. Zuvor veröffentlicht er einen weiteren Band Zwanzig Gedichte, arbeitet 1926 auf einem niederländischen Frachtschiff und schafft 1927 den literarischen Durchbruch mit zwei Büchern: Die Pest von Lionora und vor allem Mit fremden Federn. Parodien, womit sich Neumann als parodistischer und freier Schriftsteller sowie Kritiker im gesamtdeutschsprachigen Bereich gut etabliert. Thomas Mann z. B., der sich „sehr gut getroffen“ sah, gratulierte ihm brieflich dazu. 1929 folgt der Roman Sintflut, den Stefan Zweig als den Roman der Inflation in der Neuen Freien Presse (NFP) ausführlich und hymnisch bespricht. In rascher Folge erscheinen weitere Novellen, Parodien, Romane wie z.B. Die Blinden von Kagoll (1929), Hochstaplernovelle (1930), die eine Plagiatsdebatte im Hinblick auf Th. Manns Erstausgabe der Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (1922) auslöste, Karriere (1931) sowie der Nachfolgeband zu Sintflut, der Roman Die Macht (1932). 1927/28 beschäftigt sich N. auch mit der Form der Tatsachen-bezogenen Reportage und verfasste zahlreiche Beiträge für Zeitungen, vereinzelt auch literarische Kritiken und förderte dabei junge Stimmen wie Lili Grün und Hilde Spiel. 1933 profiliert sich Neumann als einer der Wortführer gegen die Nazis, insbesondere auf dem P.E.N.-Kongress in Dubrovnik/Ragusa, nachdem seine Bücher, ausgenommen Mit fremden Federn, den Bücherverbrennungen zum Opfer fielen und sein Name auf der Liste unerwünschten Schrifttums prominent vertreten war.

Nach der Niederschlagung des Aufstandes vom Februar 1934 emigriert N. nach London, wo er bereits 1933 H. G. Wells getroffen hatte, verbringt aber auch noch die Sommermonate 1936 und 1937 in Österreich. Neben der literarischen Arbeit interessiert ihn Mitte der 1930er Jahre auch der Film, doch diese Projekte, z. T. in Zusammenarbeit mit St. Zweig, Hanns Eisler und Fritz Kortner, konnten nicht realisiert werden. Erst 1937 bemüht sich N. um eine permanente Aufenthaltserlaubnis in Großbritannien, holt seine Frau und seinen Sohn nach. 1938 trifft er sich in Sanary-sur-Mer mit Lion Feuchtwanger und anderen Exilierten, um bedrohten Schriftstellerkollegen bei ihrer Ausreise aus NS-Deutschland behilflich zu sein. Zugleich arbeitet er an einem seiner wichtigsten Romane, dem programmatischen Exil-Text Bei den Wassern von Babylon, der 1939 in englischer Übersetzung By the Waters of Babylon erscheint und große Resonanz erzielt. N. zählt ferner zu den Mitorganisatoren Austrian Centre und des Free Austrian Movement und begründete gemeinsam mit Franz Werfel den Austrian Exile PEN von London aus. Trotzdem wird N. im Mai 1940 als Enemy Alien auf der Isle of Man bis August 1940 interniert und ein Einreisevisum in die USA nicht erteilt. 1941 Verehelichung mit Franziska Karola (Rolly) Becker. 1942 folgte sein erster englischsprachiger Roman Scene in Passing, 1944 der in der englischen Kritik gut aufgenommene The Inquest. Ab 1943 arbeitete N. auch für das BBC-Programm sowie für das britische Ministry of Information. Ebenfalls 1943 betraute ihn Walter Hutchinson in seinem renommierten gleichnamigen Roman mit dem Aufbau und der Betreuung einer Reihe International Authors, darunter auch mehrerer deutschsprachiger Exil-Autoren und nahm ihn für fünf Publikationsprojekte unter Vertrag. Trotz dieser Integration in die britische Literatur- und Kulturszene blieb N. dem deutschsprachigen Exil weiterhin tief verbunden und hat maßgeblich 1946/47 von London aus den Österreichischen PEN im Zusammenwirken mit Walter Hollitscher und Alexander Sacher-Masoch reorganisiert bzw. neu begründet. 1947 wird N. britischer Staatsbürger; er übersiedelt jedoch im Nov. 1958, nach dem Tod seiner dritten Frau Evelyn Hengerer, nach Locarno, das bis zu seinem Tod sein Wohnsitz bleibt.


Weitere Werke

Jagd auf Menschen und Gespenster (1928), Das Schiff Espérance (1931), Die blinden Passagiere (1935), Eine Frau hat geschrien (1938; Neuaufl 1958.: Die Freiheit und der General), Children of Vienna (1946; dt. Die Kinder von Wien 1974; Neuaufl. 2008, dramat. Bearb. und Inszenierung im Rahmen der Wiener Festwochen 2013), Blind Man’s Buff (1949), Mein altes Haus in Kent (1957), Ein leichtes Leben. Bericht über mich selbst und Zeitgenossen (1963); Franz Stadler (Hg.): Robert Neumann: Mit eigener Feder. Aufsätze. Briefe. Nachlassmaterialien (2013).

Literatur

Ernst Grabovsky über Robert Neumann (1897-1975). In: Literatur und Kritik (435/2009), 105-110, Anne M. Jaeger (Hg.): Einmal Emigrant – immer Emigrant? Der Schriftsteller und Publizist Robert Neumann (2006), Rudolf W. Leonhardt: Soll man Robert Neumann drucken? In: Die Zeit, 18.5.1962, S. 13-14; Ulrich Scheck: Die Prosa Robert Neumanns (1985), Hans Wagener: Robert Neumann. Biographie. München 2007; 

(PHK)

geb. am 10.12.1882 in Wien – gest. am 22.12.1945 in Oxford; Ökonom, Wissenschaftstheoretiker, Sozialpolitiker, Museumspädagoge, Statistiker, Politiker

N. wurde als Sohn des Nationalökonomen Wilhelm N. 1882 in Wien geboren und studierte Mathematik, Geschichte, Ökonomie und Philosophie. 1906 promovierte er zum Thema Zur Anschauung der Antike über Handel, Gewerbe und Landwirtschaft bei Gustav Schmoller und Eduard Meyer, 1917 folgte die Habilitation in Politischer Ökonomie bei Max Weber an der Universität Heidelberg. Zwei Jahre darauf wurde N. vom Bayrischen Ministerrat zum Präsidenten des Zentralwirtschaftsamtes ernannt. Nach der Niederschlagung der beiden Münchner Räterepubliken wurde er wegen Beihilfe zum Hochverrat angeklagt und verhaftet, kam jedoch durch Intervention von Otto Bauer und Karl Renner nach 40 Tagen frei und wurde im Februar 1920 nach Österreich abgeschoben. R. Musil bezeichnete ihn in einer Tagebucheintragung (H. 9/1919-20) als „Etwas Kathederstreithengst. Aber mit einer sprengenden Energie“ (RM TB, 1, 429).

In Wien engagierte sich N. in der sozialdemokratischen Siedlungs-, Bildungs- und Gesellschaftspolitik. 1924 gründete er das Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum(GWM), dessen Direktor er bis 1934 blieb. In den 1920ern war er mehrmals am Bauhaus, korrespondierte mit Franz Roh und stand im freundschaftlichen Kontakt mit El Lissitzky. Mit Rudolf Carnap und Hans Hahn verfasste er 1929 das Gründungsdokument Wissenschaftliche Weltauffassung und Wiener Kreis. N. entwickelte die Wiener Methode der Bildstatistikdie später in Zusammenarbeit mit dem Grafiker Gerd Arntz modifiziert und in “International System of Typographic Picture Education” (Isotype) umbenannt wurdeDie nach dieser Methode erstellten Mengenbilder und Kartogramme wurden in Zeitschriften und Ausstellungen in Wien, Paris und Dresden publiziert. 1931/32 nahm N. maßgeblichen Einfluss auf die Überarbeitung und Endfassung von Rudolf Brunngrabers Roman Karl und das 20. Jahrhundert; 1934, unmittelbar nach einem Moskau-Besuch, flüchtete N. mit vier Mitarbeitern und seiner Frau Marie nach Den Haag, wohin auch ein Teil seiner Bild-Statistik-Exponate gelangte und in der International Foundation for Visual Education Aufnahme fand. 1936 erschien das Buch „International Picture Language“ in London und machte die Isotype-Technik im anglophonen Sprachraum bekannt. Es folgten Publikationen in der International Encyclopedia of Unified Science, sowie in Max Horkheimers Zeitschrift für Sozialforschung.

1940 emigrierte N. nach Großbritannien, wo er Vorlesungen über logischen Empirismus und Sozialwissenschaften an der renommierten Universität Oxford hielt. Zu dieser Zeit gründete er das Isoype-Institut, in dem er seine Forschungstätigkeiten auf diesem Gebiet fortsetzte. Isotype-Elemente wurden in der Folge etwa für Dokumentarfilme des Regisseurs Paul Rotha verwendet. 1945 verstarb N. in Oxford, 1946 erschien posthum das Buch „From Hieroglyphics to Isotype“ in London. 


Werke

Antike Wirtschaftsgeschichte (1909); Lesebuch für Volkswirtschaftslehre (1910); Wirtschaftsplan und Naturalrechnung. Von der sozialistischen Lebensordnung und vom kommenden Menschen (1925); Gesellschaft und Wirtschaft. Bildstatistisches Elementarwerk (1930) (Online verfügbar), Empirische Soziologie. Der wissenschaftliche Gehalt der Geschichte und Nationalökonomie (1931); Bildstatistik nach Wiener Methode in der Schule (1933); International Picture Language (1936); Inventory of the Standard of Living in: Zeitschrift für Sozialforschung, hg. von Max Horkheimer, Jg. VI, (1937), 140-151; Unified Science as Encyclopedic Integration. In: International Encyclopedia of Unified Science, Vol. 1.1 (1938), 1-27; Modern Man in the Making, Knopf (1939).

Otto Neurath: Gesammelte philosophische und methodologische Schriften. Bd. 1-2. Hg. von Rudolf Haller u. Heiner Rutte (1981).

Nachlass

Literatur

Angélique Groß: Die Bilungspädagogik Otto Neuraths: Methodische Prinzipien der Darstellung von Wissen (2015); Frank Hartmann, Erwin K. Bauer (Hg.): Bildersprache. Otto Neuraths  Visualisierungen (2006); F. Hartmann (Hg.): Sachbild und Gesellschaftstechnik. Otto Neurath (2015); Elisabeth Nemeth, Friedrich Stadler (Hg.): Encyclopedia and Utopia. The Life and Work of Otto Neurath (2014);  Günther Sandner: Otto Neurath. Eine politische Biographie (2014); Friedrich Stadler: Der Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirken des Logischen Empirismus im Kontext (2015); F. Stadler (Hg.): Arbeiterbildung in der Zwischenkriegszeit: Otto Neurath und Gerd Arntz (1982); Thomas Uebel: Vernunftkritik und Wissenschaft. O. Neurath und der erste Wiener Kreis (2000); Nader Vossoughian: Otto Neurath: The Language of the Global Polis (2011).

Rudolf Haller: Neurath, Otto Karl Wilhelm. In: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), 179-182 [Onlinefassung], Karl Siegmund: Der Wiener Kreis – eine wissenschaftliche Weltauffassung. Bei: scienceblog.at.

Eintrag bei dasrotewien.at, bei britannica.com, bei medienphilosophie.net, bei Standord Encyclopedia of Philosphy.

(MA)

Geb. 3.11. 1885 in Laibach/Ljubljana (k.k. Österreich-Ungarn), gest. (Suizid) 19.3. 1938 in Hinterbrühl (Niederösterreich)

Jurist, Minister, Ideologoe der Heimwehr und des Ständestaates.

Materialien und Quellen:

Eintrag von A. Staudinger im: ÖBL;

Roman Hans Gröger: Der Ständestaat. Odo Neustädter-Stürmer – Leben und Ideologie (affirmative Biografie). Wien: Berger Verlag 2017

(in preparation)

Geb. 8.4. 1892 in Wien, gest. 10.4.1970 in Wuppertal. Architekt

(work in progress)

Geb. 6.1. 1900 in Mährisch-Altstadt (k.k. Österr.-Ungarn, heute: Staré Město, Tschech. Republik), gest. 20.5.1987 in Wien. Grafikerin, Malerin

Nach dem Besuch der Fachschule für Tonindustrie in Znaim/Znojmo 1918-19 wechselte sie nach Wien auf die Kunstgewerbeschule und belegte die Abteilung Ornamentale Formenlehre (bei F. Cižek) sowie jene bei Schufinsky, Larisch und Hoffmann. 1921 wurde ihr für ein kinetisches Tryptichon der renommierte Lobmeyr-Preis zuerkannt. Ab 1922 war sie Mitglied beim Österreichischen Werkbund, 1925 stellte sie auf der Internat. Kunstgewerbeausstellung in Paris aus.

Materialien und Quellen:

(PHK, in preparation)

Geb. 18.7. 1881 in Sisak, k.k. Österreich-Ungarn (heute: Kroatien/CRO), gest. 17.11.1947 in Wien. Dramaturg, Film- und Theaterschauspieler, Regisseur, Tontechniker (Hörspiel).

(in Vorbereitung)