Margulies, Hans
oft auch Hanns, geb. am 3.5.1889 (in anderen Dok. auch: 19.9. bzw. 27.9.1889) in Sosnowitz/Sosnowiec bei Kattowitz (Dt. Reich) – gest. am 30.3.1960 in London. Dramaturg; Feuilletonist, Kritiker, Redakteur, Schriftsteller, Exilant
Hans Marguliesoft auch Hanns, geb. am 3.5.1889 (in anderen Dok. auch: 19.9. bzw. 27.9.1889) in Sosnowitz/Sosnowiec bei Kattowitz (Dt. ..., vorletztes von sieben Geschwistern aus einer Familie mit jüdischem Hintergrund, darunter des jüngeren Bruders Heinrich (1890-1989), der als radikaler Zionist in Debatten mit Martin Buber und Siegfried Bernfeldgeb. am 7.5.1892 in Lemberg (heute L’viv, Galizien/Ukraine) – gest. am 2.4.1953 in Los Angeles; Reformpädagoge, Psy... verwickelt war, ging mit Arnold Zweig in Kattowitz zur Schule, wohnte dann kurze Zeit in Berlin und kam nach der Matura, die er bereits in Wien ablegte, 1912-14 als Dramaturg an die von St. Großmann geleitete Wiener Volksbühne1906 nach dem Vorbild der 1890 gegr. Berliner Volksbühne, die unter der Leitung von Otto Brahm u. Bruno Wille maßgebli..., wo er u.a. auch A. Rundtgeb. am 14.8.1881 in Kattowitz/Polen – gest. im April (?) 1939 in New York; Autor, Journalist, Regisseur, Theaterdire... kennenlernte und in der Zs. Der Strom Gedichte u.a. Beiträge veröffentlichte.
Im Ersten Weltkrieg diente er als Offizier (Obltn.) im k.k. Infanteriereg. 31 u. nahm 1915-17 an den Kämpfen an der russischen Front teil. 1918 wurde der dem Kriegspressequartier in Wien zugeteilt.
Nach Kriegsende begann er als freiberuflicher Journalist für versch. Zeitungen zu arbeiten, u.a. bzw. zunächst für das NWJ, Die WageEine Wiener Wochenschrift. (1898-1925), Begr. u. Hg. von Rudolf Lothar (1898-1902, urspr. R. Spitzer), ferner von Ernst ... und die Ztg. Der MorgenDer Morgen war ein von Carl Colbert und Maximilian Schreier 1910 gegründetes liberales Montagsblatt. Zunächst in Erg..., für die er sowohl im Bereich der politischen Berichterstattung als auch der Gerichtsberichte und (kritischen) Kommentierung der Rechtsprechung tätig wurde. 1919 verlobte er sich mit Friederike Reichler, der späteren Gattin von Joseph Roth; er verehelichte sich aber 1920 mit Maria Remenyi. Ab etwa 1923 befasste er sich, nun in der Redaktion der Ztg. Der Tag, auch mit kultur- und literaturkritischen Themen und verfasste nebenher dokumentarische Bücher, die sich v.a. mit kontrovers diskutierten Justizfällen befassten, so z.B. Der Fall Pruscha, wofür er 1925 in einem Presseprozess, der ähnlich großes Aufsehen erregte wie bereits ein solcher im Jahr 1924, in dem H. Bettauergeb. als Hugo Maximilian Bettauer am 18.8.1872 in Baden – gest. am 26.3.1925 in Wien; Schriftsteller, Journalist, ... angeklagt und Margulies als Zeuge einvernommen wurde, verurteilt wurde. Dieser Fall diente als Vorlage für den 1925 gedrehten Film Frauen aus der Vorstadt. 15 Jahre schwerer Kerker, den F. Rosenfeldgeb. am 5.12.1902 in Wien – gest. am 27.12.1987 in Sussex (GB); Journalist, Film- und Literaturkritiker Ps.: Frie... von der Intention her zwar schätzte, aber auch kritisch in der AZGegr. 1889, verboten 1934, illegal 1934-1938, 1938 verboten, neugegr. 1945, eingestellt 1991 Aus: Arbeiter-Zeitung, 12.... analysierte.
Margulies war zu jener Zeit auch Mitherausgeber der juristischen Zs. Das Tribunal; 1927 wurde der vom Tag als Sonderberichterstatter zum vielbeachteten Pariser Prozess gegen Schalom Schwartzbad entsandt, der des Mordes an dem ehem. Präsidenten der Nachkriegsukraine, an Petljura, angeklagt war. 1929 las er im Wiener Schriftstellerverein ›Die Scholle‹ aus eigenen Werken (NFP, 10.3.1929,20), im Sept. engagierte er sich im Innsbruck abgehaltenen Halsmann-Prozess und betätigte sich auch als Referent für rechtspolitische Themen. Noch vor der Machtergreifung des NS in Deutschland klagte er den moralischen Verfall der Rechtsinstitutionen, d.h. ein Anbiedern an diese Bewegung an, z.B. im Beitrag Fair play vom Okt. 1932.
Von 1934 bis 1937 übernahm Margulies die künstlerische Leitung des Cabaret ABC, in dem in den Folgejahren auch einige Stücke von Jura Soyfergeb. als Jurij Soyfer am 8.12.1912 in Charkow, Russland (Charkiv, Ukraine) – gest. am 15./16.2.1939 im KZ Bu... aufgeführt wurden, Jimmy Berg für das musikalische Programm und Bill Spira für das Bühnenbild verantwortlich zeichneten. Nach dem sog. Anschluss flüchtete er mit seiner Frau nach Prag und gelangte von dort Anfang 1939 ins rettende englische Exil.
Quellen und Dokumente
N.N. Margulies-Familienhomepage
H. Margulies: Wahlbilder aus Oberschlesien. In: NWJ, 16.3.1921, S. 3; Kultur und Krieg. In: Der Morgen, 5.2.1923, S. 5-6;N.N. Aus dem Wiener Pressesumpf. Bettauer vor Gericht. In: Wiener Morgenzeitung, 15.6.1924, S. 5; H. Margulies: Echo der Zeit. In: Der Tag, 26.11.1924, S. 4; N.N.: Die Schuld der F. Pruscha (zur Verurteilung von Margulies). In: NWJ, 8.2.1925, S. 29; Plakat zu: Frauen aus der Vorstadt. In: Das Kino-Journal, 10.10.1925, S. 21; F. Rosenfeld: Der Pruscha-Prozeß im Film. In: AZ, 24.10.1925, S. 8; H. Margulies: Es tut sich was am Büchermarkt. (Zu Neuersch. von G. Kaiser, J. Roth, J. Wassermanngeb. am 10.3.1873 in Fürth b. Nürnberg – gest. am 1.1.1934 in Altaussee, Steiermark; Schriftsteller, Essayist Aus:... u.a.). In: Der Tag, 12.9.1929, S. 8; Vor dem zweiten Halsmann-Prozeß in Innsbruck. In: Der Tag, 8.9.1929, S. 3-4; Fair play. In: Der Tag, 9.10.1932, S. 21; H. M.: Der fünfzigjährige Feuchtwanger. In: Der Wiener Tag, 8.7.1934, S. 12; N.N.: Cabaret ABC im ‚Regenbogen‘. In: Der Tag, 21.7.1935, S. 10.
(PHK)