geb. am 17.1.1909 in Wien – gest. am 9.5.1989 in Salzburg; Lederarbeiter, kommunistischer Aktivist, Journalist, Schriftsteller

Nach frühen Jahren bei der Großmutter in Böhmen besuchte J. die Volks- und Bürgerschule in Wien und begann eine Lehre zum Oberteilherrichter, brach diese aber 1925/26 ab und ging auf Wanderschaft durch Europa. Auf dem Weg nach Russland wurde er in Rumänien mangels Visum festgenommen und kam in Haft mit der kommunistischen Bewegung in Kontakt. Nach der Freilassung erlebte J. die Berliner Mai-Unruhen 1929 mit und kehrte anschließend nach Österreich zurück, wo er sich in Gmünd im Waldviertel ansiedelte. Seit August 1929 KPÖ-Mitglied, fungierte J. als Arbeiterkorrespondent der Roten Fahne und engagierte sich in der Waldviertler kommunistischen Bewegung u.a. gegen die SDAP, die erstarkende NSDAP sowie für die Arbeitslosenbewegung.

Trotz der Distanz zur kommunistischen Literaturbewegung in Wien konnte J. publizistisch auf sich aufmerksam machen. 1930 gewann er 21-jährige mit Der 15. Juli in der Etappe, einer literarischen Reportage zum Justizpalastbrand 1927, in Die Linkskurve, der Zeitschrift des deutschen Bundes des proletarisch-revolutionären Schriftsteller (BPRS), ein Preisausschreiben. Im selben Jahr zählte J. zu den Gründungsmitgliedern des BPRSÖ und bildete mit Ernst Fabri, Lili Körber und Hans Maier die österreichische Delegation beim Kongress der Internationalen Vereinigung Revolutionärer Schriftsteller (IVRS) in Charkow. IVRS-Sekretär Béla Illés hob J. in einem Interview 1932 neben Fabri, Maier und Peter Schnur als in der Sowjetunion vielgelesenen proletarischen Autor hervor, die Veröffentlichung seiner Texte geriet aber aus politischen Gründen zusehends ins Stocken. Der Fortsetzungsroman Der Besitz. Roman aus einem böhmischen Dorf, in dem J. auch vom Charkower Kongress berichtet, musste in der Illustrierten Roten Woche Mitte 1933 schon nach der vierten Folge abgebrochen werden, um Konfiskationen vorzubeugen. Im selben Organ erschien mit Adalberts letzte Parteiarbeit ein Auszug aus dem unveröffentlichten Roman Aufruhr im Walde. 1933 platzierte J. eine Erzählung im sozialdemokratischen Kleinen Blatt, 1934 einen Essay über Theodor Kramer in der von Bruno Frei und F. C. Weiskopf geführten Exil-Zs. Der Gegen-Angriff (Prag).

Nach der Inhaftierung wegen einer Schlägerei mit einem Nationalsozialisten aus Gmünd ausgewiesen, übersiedelte J. 1933 nach Wien und 1934 kurzzeitig in die Schweiz, ehe er sich nach einem Zwischenstopp in Kitzbühel 1936 in Salzburg niederließ. Seine Parteiarbeit setzte J. in der Illegalität fort. Nach 1945 war er für das Salzburger Tagblatt, die Österreichische Zeitung, das Tagebuch, in dem auch Ernst Fischer, B. Frei und Viktor Matejka publizierten, sowie für die Volksstimme, das Nachfolgeorgan der Roten Fahne als Journalist, als Übersetzer (v.a. der Werke Jaroslav Haseks) sowie als Landessekretär der Österreichisch-Sowjetischen Gesellschaft tätig.


Quellen und Dokumente

Weitere Beiträge F. J.s: Der Streikbrecher. In: Die Rote Fahne, 6.7.1930, S. 7, Die Heimarbeiterin. In: Die Rote Fahne, 19.10.1930, S. 9, Die internationale Bande. In: Die Rote Fahne, 21.6.1931, S. 9, Der Unparteiische. In: Die Rote Fahne, 23.7.1930, S. 3, Fahrt in die deutsche Wolgarepublik. In: Die Rote Fahne, 5.3.1931, S. 7f., Bei unseren Vertretern im Ausland. In: Die Rote Fahne, 19.7.1931, S. 9, Die Diebin. In: Das Kleine Blatt, 24.2.1933, S. 3f.,
Selbstbiographie. In: Illustrierte Rote Woche 2 (1933), H. 20, S. 13,
Ein österreichischer Barthel. In: Der Gegen-Angriff (Prag), 14.4.1934.

h.g.: Die Literatur der Weltrevolution. Interview mit Bela Illes, Sekretär der Internationalen Vereinigung revolutionärer Schriftsteller, Moskau. In: Die Rote Fahne, 15.11.1931, S. 9, N.N.: Der Autor des neuen Romanes der „Roten Woche“ landesverwiesen. In: Die Rote Fahne, 25.5.1933, S. 10.

Literatur

Wolfgang Gastager: Literatur als Waffe gegen den Klassenfeind. Ausgewählte proletarisch-revolutionäre Erzählprosa in Österreich (1930-1934). Wien, Diplomarbeit 1995. Thomas Hoffmann: „Ich hau ihm den Feitel eini, dass ihm der Darm raushängt“. Franz Janiczek. Ein Kommunist im Waldviertel der Zwischenkriegszeit. In: Das Waldviertel. Zeitschrift für Heimat- und Regionalkunde des Waldviertels und der Wachau 58 (2009), H. 1, S. 1-17, Gerald Musger: Der „Bund der proletarisch-revolutionären Schriftsteller Österreichs“. Eine Dokumentation. Graz, Phil. Diss., 1977, Heidemarie Uhl: Zwischen Versöhnung und Verstörung. Eine Kontroverse um Österreichs historische Identität fünfzig Jahre nach dem „Anschluß“. Wien [u.a.]: Böhlau 1992, S. 299, Christina Zoppel: Linientreue und Liberalität. Die Rezeption der zeitgenössischen österreichischen Literatur im kommunistischen „Tagebuch“, 1950-1960. Wien, Diplomarbeit 1995 (Online verfügbar).

(ME)

geb. am 2.12.1890 Podiebrad (Österreich-Ungarn/Tschechien) – gest. am 25.5.1954 in New York; Drehbuchautor, Schriftsteller, Exilant

J. wird in eine künstlerisch aufgeschlossene weltoffene Familie jüd. Konfession, die durch den Betrieb einer Ölmühle ökonomisch u. sozial gut abgesichert ist, hineingeboren. Er wächst in einem böhmisch-deutschen Umfeld auf, wird zweisprachig erzogen, ohne vorerst intensiveren Kontakt zur tschechischsprach. Landbevölkerung zu pflegen. 1890 kommt J. ans Stephansgymn. in Prag, wo er u.a. F. Werfel und W. Haas kennenlernt u. sich besonders für Literatur, Musik u. Philosophie interessiert, wie Lektüren von Ibsen über Th. Mann, Plato, Kant, Schopenhauer bis hin zu O. Weininger dokumentieren. Früh fühlt er sich auch K. Kraus zugezogen, entdeckt in Prag aber auch Petr Bezruč, eine Schlüsselfigur der tschech. Moderne mit ausgeprägt sozialpolitischer Ausrichtung, und den Kreis um M. Brod u. F. Kafka. 1909 arbeitet J. als Angestellter eines Getreidehauses in München, um sich auf die spätere Übernahme des Familienbetriebs vorzubereiten, 1910 absolviert er seinen einjährigen Militärdienst in Salzburg. Ab 1912 tritt J. als Verf. von Besprechungen im Prager Tagblatt sowie kurzen Erz. in der Zs. Herder-Blätter in Erscheinung; 1913 folgten in L. v. Fickers Zs. Der Brenner Das zierliche Mädchen (in demselben Heft veröff. G. Trakl sein Ged. Der Untergang) sowie in dem von M. Brod hg. Almanach Arkadia weitere kürzere Texte. Eigenen Aufz. zufolge verbringt J. 1912-13 z.T. in Leipzig, v.a. aber in Hamburg, wo er am Deutschen Schauspielhaus in kleinen Rollen mitspielt u. sich um Regie-Mitarbeit bemüht. 1914 eingezogen, wird er zwar bald Offizier (Obltn.), zugleich aber auch Pazifist u. Kriegsgegner, wie Briefe an K. Kraus belegen. Der Tod seines jüngeren Bruders u. Lyrikers Franz am 4.11.1917 im Zuge der Isonzo-Schlachten verstärkte diese Haltung. Nach Kriegsende übersiedelt J. nach Berlin, wo er einerseits auf Carl Mayer trifft, andererseits auf Trude Hesterberg, mit der er gem. von 1921-1924 das Kabarett ›Wilde Bühne‹ im ›Theater des Westens‹ führt. Mit Mayer verf. J. 1919 das Drehbuch zum express. Film Das Cabinet des Doktor Caligari, der am 20.2.1920 seine Premiere hatte u. zu einem Meilenstein der Filmgeschichte werden sollte. Noch im selben Jahr 1920 folgten die Filme Ewiger Strom u. Der Januskopf, eine Bearb. von R. L. Stevensons The Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde in der Regie von F.W. Murnau. Unter den weiteren 6 Drehbüchern, die bis 1923 auch als Filme in die Kinos gelangten, ist Die Geliebte Roswolskys (1921) hervorzuheben, ein Film, der, mit Asta Nielsen u. Paul Wegener in den Hauptrollen, auf dem gleichnam. Roman von Georg Fröschel beruht u. mit H. Galeen (geb. Wiesenberg, aus dem galiz. Stryi) verf. wurde. Nach dem Tod seines Vaters kehrte J. 1923 nach Prag zurück, um die Ölmühle zu übernehmen u. weiterzuführen. Trotz dieses Rückzugs aus der Welt des Films u. des Cabarets veröffentl. J.  1924 auf der Grundlage der Wilde-Bühne-Texte, die von ihm, Leo Heller u. Kurt Tucholsky verf. worden waren, den Bd. Asphalt Balladen. 1924 hat die Wiener Renaissancebühne den Caligari-Film für eine Bühnenbearb. angenommen, die jedoch nicht zur Aufführung gelangte. 1927 folgte sein wohl bedeutendster Text, der avantgard. Roman Jazz, der im renomm. Berliner Verlag Die Schmiede erschien (Neuaufl. 1999). W. Haas feierte den Roman in der Literarischen Welt als „herrliches Buch. Ein Roman seiner Zeit, des 20. Jahrhunderts, im wahrsten und besten Sinn des Wortes,“ F. Rosenfeld würdigte ihn als interessantes „romantechnisches Experiment“.  1928 erschienen dann noch im Prager TBl. die Novelle Die Zölfjährige sowie der lyr. Erinnerungbd. an den Bruder Requiem der brüderlichen Bruderschaft; danach zog sich J. zunehmend aus dem literar. Leben zurück. Erst 1933 kam in der Zs. Der Angriff eine Kurzgeschichte zum Abdruck, die den Antisemitismus in NS-Deutschland anprangert und J. entsprechend exponiert. Nach der Okkupation der Tschechoslowakei 1939 flieht J. in die USA unter Zurücklassung seiner Manuskripte. In den USA hofft er, wieder an die frühe Filmarbeit anknüpfen zu können, insbesondere an den Caligari-Stoff, was jed. misslingt, publiz. einige wenige literar. Texte u. engagiert sich in jüd. Hilfsorganisationen wie z.B. in der HIAS (Hebrew Sheltering and Immigrant Aid Society), wo er auch in Kontakt zu Manfred George u. Franz Werfel kommt. 1943 gründet er mit seiner Frau eine kleine Parfumfirma, die beide materiell einigermaßen absichert; 1950 wird J. amerikanischer Staatsbürger.


Quellen und Dokumente

Die Zwölfjährige. In: Prager Tagblatt, 16.9.1928, S. 3f.

Das Kabinett des Dr. Caligari. In: Die Kinowoche 2 (1920), H. 8, S. 4f., Ossip Kelenter: Neue deutsche Verse. In: Neues Wiener Journal, 4.9.1925, S. 3f., Fritz Rosenfeld: Abenteuerromane. In: Arbeiter-Zeitung, 25.7.1927, S. 5,

Literatur

Th. Betz: Puppenball und Tanzdemokratie. Zur Wiederentdeckung des Jazz-Romans von H. J. In: literaturkritik.de, 6/2001: http://literaturkritik.de/id/3714; J. E. Grandt: Kinds of Blue: Toni Morrison, H. J. and the Jazz Aesthetics. In: African-American Review 2 (2004), 303-322; N. Baumann: Die Literatur war Jazz geworden. H. J. ›Jazz‹-Roman als polyphones Stimmungsbarometer der zwanziger Jahre. In: Weimarer Beitr. 3/2006, 354-377; P.-H. Kucher: “Das wahre Programm der Zeit hieß: Jazz”: Zum Stellenwert des Jazz als (musik)kulturelle und literarische Chiffre in der österreichischen Zwischenkriegszeit. In: Journal of Austrian Studies, 3/2014, 69-92.

Cornelius Partsch, Damon O. Rarick: Jazz (Online verfügbar).

Die Geliebten Roswolskys. In: Wikipedia.

(PHK)

eigentlich Elisabeth Jenny (von) Janstein, geb. als E. J. Janeczek am 19.10.1893 in Iglau – gest. am 31.12.1944 in Winchcombe, England; Schriftstellerin, Journalistin

Als Tochter des Gendarmeriekommandanten und Reserveoberstleutnants Julius Janeczek geboren und 1917 in den Adelsstand erhoben, wuchs J. mit zwei Brüdern und einer Schwester in Brünn, Prag, Klagenfurt, Lemberg und Wien auf. Ab Dezember 1914 war sie k.k. Postaspirantin und arbeitete als Telephonistin beim Post- und Telegraphenamt in Wien, was später wiederholt in ihren literarischen bzw. feuilletonistischen Texten Abbildung fand.

Erste Gedichte erschienen ab 1913 in Österreichs Illustrierter Zeitung unter ihrem Geburtsnamen. Nach dem Krieg positionierte sich J., von Emil Lucka entdeckt, im Umfeld des österreichischen Expressionismus und publizierte u.a. in Der Friede, Die Aktion, Donauland und Ver!. Acht lyrische Texte erschienen in der von Emil Alphons Rheinhardt verantworteten Anthologie Die Botschaft (1920). Mit den Lyrikanthologien Gebete um Wirklichkeit (1919) und Die Landung (1921) sowie der Prosasammlung Die Kurve. Aufzeichnungen (1920) gelangen ihr rasch mehrere von Rheinhardt unterstützte selbständige Publikationen, die von der Kritik wohlwollend aufgenommen wurden; Grete von Urbanitzky rezensierte sie als „Dichtungen von extatischer, keuscher Inbrunst, aus innerstem Fühlen quellend“ (Bade- und Reisejournal, 1.4.1921). Aus diesen Tagen stammt eine enge Freundschaft zu Felix Braun, die bis ins Exil andauerte; der Briefwechsel im Nachlass Brauns bildet eine der wenigen Quellen zu ihren letzten Lebensjahren.

Dem Kreis um Eugenie Schwarzwald angehörend, der sie Die Landung widmete, verschrieb sich J. in der Folge dem Journalismus. Erschienen frühe Beiträge v.a. in der Grazer Tagespost, aber auch in der Arbeiter-Zeitung und der Neuen Freien Presse (NFP), so verfasste sie ab Dezember 1922 für die Tageszeitung Der Tag und die Montagszeitung Der Morgen sozialkritische Feuilletons, Reportagen und Rezensionen. Ab Anfang 1925 publizierte sie vorübergehend für Der Abend, ehe sie zur NFP wechselte, für die sie als Paris-Korrespondentin wirkte und vorrangig Gerichtsaalberichte sowie Feuilletons zum Gesellschafts- und Kulturleben verfasste. Vereinzelt erschienen Texte J.s auch im Berliner Tage-Buch, dem Berliner Börsen-Courier, dem Prager Tagblatt und sozialdemokratischen Kleinen Blatt. In den 1930ern berichtete J. für die NFP zudem aus Belgien, etwa von der Weltausstellung in Brüssel 1935, sowie der Berliner Funkausstellung 1937. Zwischen 1934 und 1936 wirkte sie als Vizepräsidentin der Féderation Internationale des Journalistes. J. blieb als eine der wenigen auch nach dem „Anschluss“ bis Mitte 1938 Korrespondentin der NFP, emigrierte aber im selben Jahr nach England. Als enemy alien ab Ende August sechs Wochen lang inhaftiert, ließ sie sich 1942 in Gloucesteshire nieder, wo sie einen autobiographischen Roman verfasste, der wie ein Gefängnistagebuch unveröffentlicht blieb. Ende 1944 starb sie an den Folgen einer Operation.


Quellen und Dokumente

Acht Gedichte in: Die Botschaft. Neue Gedichte aus Österreich. Herausgegeben und eingeleitet von E. A. Rheinhardt (1920) [Digitalisat].

Beiträge E. J.s: Das Bild. In: Neues Wiener Journal, 2.2.1919, S. 3, Der Telephondienst. In: Arbeiter-Zeitung, 29.8.1920, S. 9, Neue Lyrik. In: Neue Freie Presse, 27.11.1921, S. 32f., In der Großmarkthalle. In: Der Tag, 1.5.1923, S. 5, Dank an das Kino. In: Kino-Journal, 23.6.1923, S. 4-6, Josephine Baker. In: Neue Freie Presse, 26.5.1927, S. 7, „Menschen im Hotel“ als Tonfilm. Londoner Sensationspremiere eines Greta-Garbo-Films. In: Neue Freie Presse, 29.10.1932, S. 11, Künftiges Bilderbuch der Welt. In: Neue Freie Presse, 13.2.1936, S. 11, Die Zauberwelt der Berliner Funkausstellung. In: Neue Freie Presse, 14.8.1937, S. 7, Ein flämischer Großfilm. Volkskunst und Avantgarde im Film. In: Neue Freie Presse, 27.6.1938, S. 3.

Grete von Urbanitzky: Von neuen Büchern. [Rez. zu Gebete um Wirklichkeit]. In: Bade- und Reisejournal, 1.4.1921, S. 10, 12, Alfons Petzold: Buchanzeigen [Rez. zu Die Kurve]. In: Wiener Zeitung, 12.5.1921, S. 3f., Martina Wied: Zwei Bücher von E. J. In: Der Merker 12 (1921), H. 12, S. 303f., Moritz [!] Enzinger: Unterschiedliche Lyrik [Rez. zu Die Landung]. In: Reichspost, 20.6.1922, S. 2f., Felix Braun: E. von J. In: Wiener Zeitung, 12.8.1956, Beilage, S. 5.

Literatur

Martin Erian: Reportage und Feuilleton – Antipoden im Gleichschritt? Zur operativen Publizistik Elisabeth Jansteins und Klara Mautners. In: Hildegard Kernmayer, Simone Jung: Feuilleton. Schreiben an der Schnittstelle zwischen Journalismus und Literatur (2017), Eckart Früh: Spuren und Überbleibsel: E. J. (2004), Karsten Kruschel: J., E. In: Lutz Hagestadt (Hg.): Deutsches Literatur-Lexikon, Bd. 23, 58-59 (2014), Hans Heinz Hahnl: E. J. In: Vergessene Literaten. Fünfzig österreichische Lebensschicksale, 187-190 (1984), Armin A. Wallas: Zeitschriften und Anthologien des Expressionismus in Österreich. Bd. 2, 602f. (1995), Ursula
Seeber-Weyrer: ‚Obwohl ich immer Österreicherin sein werde …‘. E. J. (1893-1944): Suchvorgänge für eine literarische Biografie. In: Charmian Brinson u.a. (Hg.): Keine Klage über England. Deutsche und österreichische Exilerfahrungen in Großbritannien 1933-1945, 137-156 (1998).

Radiobeitrag in der Reihe Geschichten und Geschichte (2003).

(ME)

geb. am 24.6.1906 in Wien – gest. am 6.1.1990 in Wien; Schauspieler, Regisseur, Schriftsteller (Theater)

in Vorbereitung

eigentlich Josef Kohner, geb. am 24.8.1866 in (Buda)Pest – gest. am 11.1.1932 in Wien; Schauspieler, Regisseur, Theaterdirektor

J. absolvierte auf Drängen seines Vaters eine Lehre beim Budapester Bankverein, gab diese aber 1885 für eine Karriere als Schauspieler auf. Er übersiedelte nach Wien und wurde von Ignaz Wild, später J.s Vorgänger als Direktor des Theaters in der Josefstadt, für das Sommertheater in Ischl engagiert, wo er im Juni 1885 in Ludwig Anzengrubers Pfarrer von Kirchfeld debütierte. Nach Engagements am Stadttheater Laibach und am Deutschen Theater in Budapest übersiedelte J. 1889 nach Berlin, wo er am Residenztheater, am Deutschen Theater sowie am Lessing-Theater wirkte und Gerhart Hauptmann und August Strindberg begegnete. 1897 wurde J. Intendant des neuerbauten Sommertheaters in Bad Aussee. Im Herbst 1899 übernahm er, der zuvor auch mehrere Schwänke und Komödien verfasst hatte, nach einem Intermezzo als Leiter des Berliner Neuen Theaters die Geschicke des Theaters in der Josefstadt in Wien, das er bis 1923 und damit bis zum Umbau vor der Übernahme durch Max Reinhardt führte. 1905-1915 sowie neuerlich 1923-1927 stand J. dem Lustspieltheater im Prater (zuvor Fürsttheater bzw. Jantschtheater) vor, ehe es zu einem Kino umgebaut wurde. Darüber hinaus war J. Direktor des Neuen Wiener Stadttheaters 1914-1918, des Ischler Kurtheaters 1921-1930, der Renaissancebühne 1925-1931 und des Carl-Theaters 1928/29.

Als Direktor modernisierte J., finanziert durch eine Reihe populärer Stücke, mit Aufführungen von Werken von u.a. Henrik Ibsen, Nikolai Gogol, Arthur Schnitzler, Karl Schönherr, George Bernard Shaw, Frank Wedekind und Oscar Wilde das Wiener Theater und stellte die Texte zeitgenössischer Autoren zudem in wöchentlichen literarischen Abenden zur Diskussion. Umfassende Verdienste erwarb sich J., 1922 etwa von Hermann Bahr hervorgehoben, in der Verbreitung der Werke Strindbergs, in dessen Stück Gläubiger er in Berlin aufgetreten war. Daneben kooperierte J. schon vor dem Ersten Weltkrieg mit dem Verein Freie Volksbühne, später in der Sozialdemokratischen Kunststelle um David J. Bach, institutionalisiert, und brachte u.a. Faust und Die Weber auf die Bühne. 1931 holte die Kunststelle Friedrich Wolfs Revolutionsdrama Matrosen von Cattaro vom Großen Konzerthaussaal auf J.s Renaissancebühne.

Bedeutung in der Wiener Theaterszene erwarb sich J. zudem als Entdecker junger Künstler wie etwa Rudolf Forster, Ferdinand Maierhofer, Max Pallenberg, Gisela Werbezirk und des späteren Filmregisseurs Richard Oswald. Trotz der Leitung mehrerer Häuser betätigte sich J. weiter auch als Regisseur und Schauspieler, häufig in Personalunion. J. spielte 1913 neben seiner Frau, der Volksschauspielerin Hansi Niese (1875-1934), die Hauptrolle bei der Erstaufführung von Alfred Polgars Übersetzung von Ferenc Molnárs Liliom, die den Weltrang des Stücks begründete. 1919 wirkte er in Otto Kreislers Grillparzer-Verfilmung Die Jüdin von Toledo mit. 1930/31 stand J. mit Niese und der gemeinsamen Tochter Hansi Jarno in Ludwig Hirschfelds Die Frau, die jeder sucht auf der Bühne, Anfang Jänner 1932 wurde eine von J. gestaltete Aufführung zu Strindberg und Wedekind im Programm der RAVAG wenige Tage vor seinem Tod gesendet. J. war der Bruder des Opern- und Operettenkomponisten Georg Jarno (1868-1920), sein Sohn Josef jun. (1899-1964) war ebenfalls Theaterleiter.


Quellen und Dokumente

Karl Kraus: Herr Jarno. In: Die Fackel VII (1906), H. 195, S. 14-21, Robert Blum: J. J.s Abschied vom Stadttheater. In: Neues-8-Uhr-Blatt, 31.5.1918, S. 3, [Umfrage u.a. mit R. Auernheimer, H. Bahr, M. Pallenberg, K. Schönherr:] J. J. – 25 Jahre Direktor des Josefstädter-Theaters. In: Neues Montagblatt, 26.12.1922, S. 3, Alfred Markowitz, Otto Koenig: J.s Abschied. In: Arbeiter-Zeitung, 16.6.1923, S. 7, Rudolf Holzer: J. J. In: Wiener Zeitung, 30.6.1923, S. 3f., J. J.: Strindberg und Wedekind. Zur Aufführung am Samstag, 2. Jänner. In: Radio Wien, 1.1.1932, S. 3, J. J. gestorben. In: Reichspost, 11.1.1932, S. 4, Ludwig Hirschfeld: Abschied von J. J. In: Neue Freie Presse, 12.1.1932, S. 8, Der Tod J. J.s. In: Reichspost, 12.1.1932, S. 7f., Rudolf Holzer: J. J. In: Wiener Zeitung, 12.1.1932, S. 1f., David J. Bach: Der Bühnenleiter J. J. In: Arbeiter-Zeitung, 14.1.1932, S. 4.

Joseph Gregor: Das Theater in der Wiener Josefstadt (1924).

Literatur

Deutsches Theater-Lexikon, Bd. 2, S. 900f. (1960), Hilde Haider-Pregler: J., J. In: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 357f. [Onlinefassung], Andrea-Maria Jánosi: Theaterkritiker als Theaterschriftsteller. Journalismus und Theater in Wien von der Jahrhundertwende bis 1933. Diss. phil. (1987), Gustav Naue: Josef Jarno. Schauspieler, Regisseur, Theaterdirektor und Schauspiel-Dramatiker. Phil. Diss. (1964).

Eintrag bei ÖBL online, Eintrag bei wien.gv.at.

(ME)

geb. am 2.3.1890 in Wien – gest. am 3.8.1943 im Ghetto Theresienstadt; Schriftstellerin

Aus: Das Kleine Blatt, 3.8.1930, S. 3

J. wuchs als Tochter eines Lackierers gemeinsam mit vier Geschwistern im Arbeiterbezirk Wien-Ottakring auf. Auch ihr Bruder Josef J. sollte sich später für Das Kleine Blatt und den Arbeiter-Sonntag publizistisch betätigen. J. war nach einer missglückten Gelenksoperation infolge einer Rheumaerkrankung seit Kindestagen auf den Rollstuhl angewiesen.

Publizistisch trat J. erstmals 1919 mit einer Reaktion auf den Essay Zur Beurteilung des Bolschewismus des Pädagogen Friedrich Wilhelm Foerster, publizierte in Das Forum in Potsdam, in Erscheinung, als sie unter dem Titel Die sittlichen Werte des Sozialismus ihre Vorstellungen der Verinnerlichung sozialistischer Weltanschauung am „demokratische[n] Weg der sozialen Umgestaltung“ (NE, 1919, H. 29/30) darlegte. Erst 1925, dafür nun regelmäßig veröffentlichte J. in der Arbeiter-Zeitung Feuilletons und Erzählungen, die sich vorrangig proletarischen Frauen- und Familienschicksalen annahmen. 1925/26 erschien in der Halbmonatsschrift zudem die Feuilletonreihe Briefe eines Ueber-Baby. Anfang 1926 polemisierte sie unter dem Titel Geschlechtliche Aufklärung oder Anstachelung? gegen Herbert Müller-Guttenbrunns in Bettauers Wochenschrift erschienene Novelle Hunger, die sie als „verwirrend und vergiftend auf junge Menschen“ (AZ, 4.1.1926) wirkend einordnete, um damit Zuschriften des Autors sowie Rudolf Oldens zu provozieren. Fortan schrieb J. auch u.a. für Die Unzufriedene und Das Kleine Blatt und wurde 1928 mit zwei Preisen der sozialdemokratischen Kinderfreunde für dramatische Jugenddichtungen ausgezeichnet. Anlässlich des Abdrucks ihres Wiener Romans Das Tor würdigte sie die Arbeiter-Zeitung als „Schriftstellerin von scharfsinniger und feiner Beobachtung, gütigem Herz und inniger proletarischer Einfühlung“ (AZ, 15.2.1929). Breitere Aufmerksamkeit erzielte J. auch durch eine Lesung bei der Vereinigung sozialistischer Schriftsteller, bei der unter dem Motto „Schöpfung und Aktualität“ aus einem an den Roman Das Tor anknüpfenden Manuskript J.s ebenso wie aus Texten Else Feldmanns und Theodor Kramers vorgetragen wurde. Otto Koenig, wesentlicher Unterstützer, aber auch Kritiker ihres publizistischen Engagements, hob in einer Rezension J.s Text über den Volkshochschulstudenten Stephan Posch, bereits aus Das Tor bekannt, für seine Aufmerksamkeit für soziale Verhaltensweisen hervor.

Nach dem Februar 1934 erschienen nur noch vereinzelt Texte J.s im Neuen Wiener Tagblatt bzw. Neuen Wiener Abendblatt. Im Mai 1943 wurde J. nach Theresienstadt deportiert.


Werk

Das Tor (1929, erstmals in Buchform 2017)

Quellen und Dokumente

Die sittlichen Werte des Sozialismus. (Eine Antwort an Prof. Foerster.) In: Neue Erde, Kultursozialistische Wochenschrift 1 (1919), H. 29/30, S. 430-436, neuerlich in: Zwischenwelt 31 (2014), H. 4, S. 36-39 [Online verfügbar], Briefe eines Ueber-Baby. In: Die Mutter 15.7.1925, S. 10, Feiertag der Magd. In: Arbeiter-Zeitung, 9.8.1925, 17f., Arbeitsbräute. In: Arbeiter-Zeitung, 13.12.1925, S. 18f., minimal verändert neuerlich in: Das Kleine Blatt, 17.11.1932, S. 3f., Geschlechtliche Aufklärung oder Anstachelung? In: Arbeiter-Zeitung, 4.1.1926, S. 5, Das Tor. In: Arbeiter-Zeitung, 17.2.1929, S. 12 [Beginn des Romans, erschienen in 68 Fortsetzungen bis 26.4.1929], Proletarische Frauenbilder. In: Arbeiter-Zeitung, 24.11.1929, S. 17f., Kind erlebt die Masse. In: Arbeiter-Zeitung, 9.5.1933, S. 4f.

N.N.: Unser neuer Roman. In: Arbeiter-Zeitung, 15.2.1929, S. 4, Otto Koenig: Vorlesung sozialistischer Autoren [A. J., Else Feldmann, Theodor Kramer]. In: Arbeiter-Zeitung, 15.7.1933, S. 8.

Literatur

Siglinde Bolbecher, Konstantin Kaiser: A. J. In: Dies. (Hg.): Lexikon der österreichischen Exilliteratur, S. 340 (2000), Eckart Früh: A. J. (= Spuren und Überbleibsel) (2004), Herbert Exenberger: Adele Jellinek (1890-1943). In: H. E. (Hg.): Als stünd’ die Welt in Flammen. Eine Anthologie ermordeter sozialistischer SchriftstellerInnen (2000) (Online verfügbar).

Eintrag bei theodorkramer.at

(ME)

Geb. 28.4.1867 in Wien, gest. 26.3. 1939 in Wien.

Christlichsozialer Politiker, Antisemit.

Geb. 31.12.1899 in Salzburg, gest. 5.12.1957 in Wien.

Maler.

(in Vorbereitung)

Geb. 26.12.1902 in Wien, gest. 5.2. 1974 in München. Drehbuchautor, Feuilletonist, Kritiker, Schriftsteller, Exilant

(in Vorber.)

Geb. 18.11. 1891 in Rymanow (Galizien, k.k. Österreich-Ungarn), gest. 16.3. 1975 in New York. Schauspieler, Filmregisseur, Theaterleiter

Materialien und Quellen:

Eintrag in: https://www.museumoffamilyhistory.com/yt/lex/K/kalich-jacob.htm

(in preparation)