Geb. 11.10. 1884 in Budapest, gest. 10.1. 1970, Bibliothekar, Journalist, Redakteur, Herausgeber, Mitwirkender an der Räteregierung 1919, Exilant (1920-1934) und Remigrant

B. Kőhalmi legte nach einem Studium der Rechtswissenschaften an der Univ. Budapest die Bibliothekarsprüfung ab und widmete sich bis 1919 v.a. (re)organisatorischen (Katalogisierungs)Fragen. Nebenher gab er 1913-1919 eine Zeitschrift (Könyvtári Szemle) heraus, die sich ebf. mit Aspekten der Arbeitsorganisation befasse. 1919 veröffentlichte er die Schrift Syndikalismus und Leninismus, die ihm die Aufmerksamkeit vermutlich von G. Lukács eintrug, weil zum Stellvertreter des politischen Kommissars für Bibliotheksangelegenheiten László Dienes, ferner zum stv. Leiter des Nationalen Instituts für Bibliotheken und Bibliographie ernannt wurde. In der kurzen Zeit der Räterepublik beteiligte er sich auch u.a. an der Einrichtung von Fabriksarbeiterbibliotheken. Nach dem Scheitern der Räterepublik verbrachte er bis zum März 1920 einige Monate in Haft und emigrierte nach seiner Entlassung nach Wien. Dort schloss er sich der ungarischen Emigrantenzirkel im Umfeld der Zeitung Panoráma an, deren Redakteur er wurde; er arbeitete in verschiedenen Funktionen aber auch an anderen Zeitungen mit, auch an deutschsprachigen wie z.B. Die Bühne.

Materialien und Quellen:

(PHK, in preparation)

Geb. 1.3. 1886 in Pöchlarn (Niederösterreich/A); gest. 22.2. 1980 in Montreux (Schweiz/CH)

Grafiker, Maler, Illustrator, Schriftsteller, Regisseur

(in preparation)

Geb. 1.7. 1886 in Brünn/Brno (eigentl. Neutischein/Jicin, k.k. Österreich-Ungarn (heute: Tschech. Republik), gest. 17.5. 1950 in Nötsch, Kärnten, Österreich. Maler, Hochschullehrer, Mitglied des Nötscher Kreises.

Materialien und Quellen:

Eintrag bei Kunsthandel Widder: https://www.antonkolig.at/de/ (hier)

Eintrag bei: Museum des Nötscher Kreises.

Alexandra Matzner: Anton Kolig. Werk und Leben. (2017) Online verfügbar: hier.

(in preparation)

Geb. als L. Veltée am 1.8. 1873 in Wien, gest. 1.3. 1950 in Wien. Drehbuchautorin, Regisseurin, Filmpionierin

Materialien und Quellen:

Eintrag in Filmakademie Wien; Eintrag in GeschichtewikiWien; Eintrag in WienMuseumMagazin (150. Geburtstag 2023)

Uli Jürgens: Louise, Licht und Schatten. Die Filmpionierin Louise Kolm-Fleck. Wien-Berlin: Mandelbaum 2019

(PHK, in preparation)

Geb. 5.12.1900 als Aurel Stein in Budapest, gest. 28.6.1973 in London. Publizist, Philosoph, Soziologe.

Der aus einer jüdischen Familie stammende Stein/Kolnai wuchs in Budapest auf, wo er als Gymnasiast zunächst in linksorientierten Zirkeln verkehrte und sich für S. Freud interessierte. 1919 flüchtete er nach dem Ende der Räteregierung nach Wien, nahm die österreich. Staatsbürgerschaft an und begann das Studium der Philosophie an der Universität Wien, wo er 1926 promovierte. Bereits 1920 veröffentlichte er im Internat. Psychoanalyt. Verlag seine erste Studie Psychoanalyse und Soziologie, die u.a. in einem Feuilleton im NWJ (9.12.1920, 2-3) besprochen wurde. Schon 1923 folgte ihr eine weitere in der von S. Freud begründeten, von O. Rank und S. Ferenczi geleiteten renommierten IPA (Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse) folgte. Die Wertethik von Max Scheler sowie die phänomenolog. ausgerichtete Philosophie von Edmund Husserl traten ab Mitte der 1920er Jahre schließlich in den Vordergrund und beeinflussten seine weiteren Studien. 1926 konvertierte er zum Katholizismus, dem zuvor eine Würdigung der sozialethischen Positionen der österr. Kirche vorangegangen war, zugleich seine erste Veröffentlichung in der Zeitschrift Der österreichische Volkswirt. Fortan zählte er zu deren ständigen Mitarbeitern und setzte sich insbes. mit Fragen des Liberalismus auseinander, u.a. in einer krit. Würdigung des Liberalismus-Buches von Ludwig Mises (15.10.1927) oder mit Fragen des Repräsentanz-Anspruches der Demokratie (8.1.1927). Seine Ansichten zum Verhältnis Staat-Kirche-Sozialreform fanden Ende der 1920er Jahre vermehrt Anklang in der katholischen Publizistik; seit 1929 veröffentlichte er auch in der Zs. Volkswohl des Katholischen Volksbundes und positionierte sich dabei u.a. gegen S. Freud und Th. Mann, wie kathol. Zeitungen anerkennend vermerkten. Im selben Jahr (1929) veröffentlichte Kolnai auch einen dreiteiligen Beitrag über das Recht der Parteien, der sich zugleich mit der aufkeimenden Infragestellung der Demokratie und den Alternativen, welche ein autoritäres bzw. diktatorisches System offeriere, auseinandersetzte, um am Ende doch für die zwar „umständliche“, aber „anspruchsvolle Form“ des demokratischen Ausverhandelns via Parteien als berechenbare Organisationsformen zu plädieren. Zur selben Zeit trat er auch als Vortragender in der Urania sowie in der Leo-Gesellschaft (u.a. zu: Autorität und Demokratie) in Erscheinung. Ebenfalls 1929 erschien eine erste Studie über den ›Ekel‹ im Husserl-Jahrbuch, die u.a. durch Ortega y Gasset ins Spanische übertragen wurde und die Grundlage für seine späteren, im Exil weiter ausgearbeiteten Überlegungen zu Ekel, Haß, Hochmut. Zur Phänomenologie feindlicher Gefühle (Buchausgabe 2008) bildete.

Das Erstarken autoritärer Strömungen im österreichischen politischen Katholizismus sowie im Umfeld der Christlichsozialen Partei und der Heimwehrbewegung veranlassten Kolnai allerdings 1930 zu einer scharfen Kehrtwende in Form einer kompromisslosen Bloßlegung der ständestaatlichen Phantasien als absolutistisch-diktatorische im mehrteiligen Beitrag Ständestaat ist Absolutismus, der postwendend in der Reichspost mit einer Verunglimpfung des Verfassers („krankhafte Anlage“ z.B.) quittiert wurde. Es ließ sich sogar als Gegenposition zu dem unter der denunziatorischen Leitvokabel ›Moralbolschewismus‹ angesehen 4. Int. Kongress der ›Weltliga zur Sexualreform‹ instrumentalisieren (RP,28.6. 1930,3-4). 1931 nahm Kolnai pointiert zur Remarque-Debatte Position und verknüpfte diese visionär mit der durch den Nationalsozialismus wie durch deren österreichische Ableger hochgespielte Anschlussfrage; 1932 entwickelte er sich zu einem vehementen Kritiker Seipels und dessen Verklärung durch die Reichspost und die christlichsoziale Führung, indem er ihm vorwarf, nach 1927 und insbesondere in den Jahren ab 1929 das „Machtinstrument des Heimwehrfaschismus“ genützt zu haben, um das Land in einen Verfassungskampf zu verstricken und Kompromisse mit der NS-Ideologie zu suchen, wie er in einem polemischen Nachruf im Österr. Volkswirt festhielt (13.8.1932,6). Zuvor trat er als Mitbegründer der Christlich-demokratischen Vereinigung in Erscheinung (27.4.1932), zu dessen stv. Präsident er gewählt wurde, außerdem veröffentlichte er erstmals in der AZ einen Beitrag, in dem er die sich abzeichnende Achse zwischen Teilen der (politisierten) Kirche Österreichs und dem Nationalsozialismus unter dem Titel Getauftes Hakenkreuz an den Pranger stellte (5.6.1932). Die Ausschaltung des Parlaments im März 1933 und den Weg in den sog. Ständestaat kommentierte Kolnai als „Paradestück aller gegenrevolutionär-faschistischen Bewegungen“ in seinem Essay Ständeverfassung in Österreich (Juni 1933, ÖVW). Während er zum Februar 1934 nicht öffentlich Stellung bezog, geißelte er kurz darauf umso deutlicher die Vorstellungen, die sich im deutschen bzw. nationalsozialistischen Rassendiskurs manifestierten als „Rassenwahn“. Kolnai erblickte darin einen „Willen zur totalen politischen und geistigen Gleichschaltung der Nation“. Kurz vor der Proklamation der austrofaschistischen (Mai)Verfassung hielt er ihr im ÖVW (21.4.1934) einen Nachruf und bekannte sich nochmals dazu, ihr trotz aller Kritik, mit der sie konfrontiert war, den Status einer bedeutenden, nun zu Grabe getragenen Errungenschaft zuzugestehen. Wohl aufgrund dieser akzentuierten Kritik des nach wie vor dem Katholizismus nahestehenden Intellektuellen, den die AZ 1933 an die Seite eines Ernst K. Winters platzierte, räumte ihm die Zs. Der Kampf in ihrem letzten (in Österreich erschienenen) Heft Raum für einen Grundsatzbeitrag über die Ideologie des Ständestaates ein, welche Kolnai unumwunden als „reaktionär“ klassifizierte. Nichtsdestotrotz konnte er im austrofaschistischen Ständestaat weiter publizieren, u.a. in offiziellen Zeitungen wie Christlicher Ständestaat und in dem nach 1934 gleichgeschalteten ÖVW, wo er z.B. 1936 den autoritären Ständestaat vom faschistisch-autoritären Ständestaat im Beitrag Neuösterreichische Staatslehre abzugrenzen versuchte. Nach dem Anschluss vom März 1938 blieb Kolnai zuerst noch in Wien, verfasste dort sein den Nationalsozialismus ideologiekritisch offenlegendes Buch The War Against The West, das im renommierten Viking-Verlag (N.Y.) erschien, flüchtete mit seiner Frau aber 1939 und gelangte nach mehreren Stationen 1940 in die USA, wo er sich in New York niederließ.

Weitere Werke:

Der ethische Wert und die Wirklichkeit (Freiburg 1927; engl.: Ethics, Value and Reality, 1977); Sexualethik. Sinn und Grundlagen der Geschlechtsmoral (Paderborn, 1930); The War Against The West (1938): https://archive.org/details/TheWarAgainstTheWest

(PHK; work in progress)

Geb. 29.1. 1886 in Glen Ridge/New Jersey (USA), gest. 4.12.1927 in Wien. Großgrundbesitzer, Abenteurer, Begründer der österreichischen Filmindustrie.

Materialien und Quellen:

Eintrag auf Neue Deutsche Biographie: hier.

Walter Fritz: Im Kino erlebe ich die Welt. 100 Jahre Kino und Film in Österreich. Wien-München: Brandstätter1997.

(PHK, in preparation)

geb. am 25.2.1897 in Moskau – gest. am 11.10.1982 in New York; Schriftstellerin, Journalistin

Pseudonym: Agnes Muth, A.M., Silvia Broeck

Das Porträtmodul von Walter Fähnders finden Sie hier.

K. wurde als Tochter eines seit 1882 in Moskau lebenden jüdischen Importkaufmannes aus Galizien und einer polnischen Mutter geboren. Im Krieg aus Russland ausgewiesen, übersiedelte die Familie 1915 über Berlin nach Wien. Ab 1917 studierte K. zunächst in Bern, später in Lausanne, Genf und Jena Germanistik und Romanistik, verrichtete zwischendurch jedoch auch Gelegenheitsarbeiten als Lehrerin und Übersetzerin in Wien und Berlin. In Frankfurt/M. stand sie in Kontakt mit Theodor W. Adorno und promovierte Anfang 1925 mit einer Arbeit über die Lyrik Franz Werfels. Anschließend kehrte K. nach Wien zurück.

Publizistisch trat sie nachweislich ab 1927 als freie Mitarbeiterin der Arbeiter-Zeitung in Erscheinung und veröffentliche literarische Feuilletons, mitunter über ihre Kindheit in Russland. Einzig ein Beitrag zum Justizpalastbrand orientierte sich konkret an der politischen Gegenwart. Mit der Erzählung Liebesstreit um Mitjka debütierte sie für die kommunistische Rote Fahne und setzte sich in der kommunistischen Parteizeitung fortan prononcierter mit Sowjetrussland auseinander. K. veröffentlichte in der Folge revolutionäre Gedichte ebenso wie deutliche Kritik an der Sozialdemokratie. Vereinzelt erschienen auch Texte in den KPD-nahen Berliner Zeitschriften Magazin für Alle, Das neue Rußland und Arbeiter-Illustrierte-Zeitung (AIZ). Seit der Gründung im Februar 1930 gehörte sie dem Bund der proletarisch-revolutionären Schriftsteller Österreichs als Schriftführerin an, für den sie im November desselben Jahres gemeinsam mit Ernst Fabri, Hans Maier und Franz Janiczek am Kongress der Internationalen Vereinigung Revolutionärer Schriftsteller in Charkow teilnahm. K. blieb bis 1931 in Russland und verfasste den dokumentarischen Roman Eine Frau erlebt den roten Alltag, der 1932 bei Rowohlt erschien und breit wie wohlwollend rezipiert wurde. Im selben Jahr veröffentlichte sie zudem eine Skizze in Willi Münzenbergs Zs. Der Weg der Frau.

Zurück in Wien schloss sie sich wieder der Arbeiter-Zeitung an, die einen Auszug ihres Romans ebenso wie lyrische Texte druckte. 1933/34 gehörte K. der Vereinigung sozialistischer Schriftsteller um Josef Luitpold Stern, Fritz Brügel, Theodor Kramer und Rudolf Brunngraber an. Das infolge eines Berlin-Besuchs im Jänner 1933 verfasste Buch Eine Jüdin erlebt das neue Deutschland (später neuaufgelegt mit dem Titel Die Ehe der Ruth Gompertz) erschien 1934 in Wien. Im selben Jahr reiste K. nach Japan und China. 1936 veröffentlichte sie den Reisebericht Begegnung im fernen Osten sowie die NS-Parodie Sato-San, ein japanischer Held, Vorabdrucke erschienen 1935/36 in der Neuen Weltbühne und dem Prager Tagblatt. Nach dem „Anschluss“ flüchtete sie zunächst nach Zürich, wo sie bereits ab 23. April 1938 den Roman Eine Österreicherin erlebt den Anschluß in Fortsetzungen in der Tageszeitung Das Volksrecht publizierte. Wenig später emigrierte K. nach Paris, von wo aus sie mit ihrem Lebensgefährten Erich Grave über Marseille, Madrid und Lissabon nach New York auswanderte. Dort erlernte sie den Beruf der Krankenschwester. Nach Veröffentlichungen in der Exilpresse, darunter 1942/43 der Fortsetzungsroman Ein Amerikaner in Russland, waren ihr weitere literarische Erfolge verwehrt. Ihr letzter Roman Call me nurse blieb unveröffentlicht.


Quellen und Dokumente

Auferstehung. In: Arbeiter-Zeitung, 17.4.1927, S. 17, Julitage in Oberbayern. In: Arbeiter-Zeitung, 24.8.1927, S. 7, Den Frauen. In: Arbeiter-Zeitung, 5.4.1927, S. 8, Der Christkindlmarkt. In: Arbeiter-Zeitung, 25.12.1927, S. 21, Einer Schneiderin. In: Arbeiter-Zeitung, 1.4.1928, S. 20, Früher einmal. In: Arbeiter-Zeitung, 4.4.1928, S. 5, Liebesstreit um Mitjka. In: Die Rote Fahne, 1.5.1928, S. 5, Neues von den Wandzeitungen in der Sowjetunion. In: Die Rote Fahne, 3.2.1929, S. 5, Sie waren in Sowjetrußland? In: Die Rote Fahne, 6.10.1929, S. 5, Aufruf der SPOe. an die Wiener Arbeiter. In: Die Rote Fahne, 17.11.1929, S. 2, „Ich bringe euch Grüße von den Russen“. In: Die Rote Fahne, 1.12.1930, S. 5, Der Ehestreik. Eine Bauerngeschichte. In: Die Rote Fahne, 12.1.1930, S. 5, Proletarisches Wiegenlied. In: Arbeiter-Zeitung, 4.4.1932, S. 3.

H. R.: L. K. Eine Frau erlebt den roten Alltag. In: Bildungsarbeit (1932), Beilage, S. 202, Emil Kläger: Erlebte Bücher von Frauen. In: Neue Freie Presse, 31.7.1932, S. 8, Bertha Braunthal: Eine Frau erlebt den roten Alltag. In: Die Rote Fahne, 21.8.1932, S. 8.

Literatur

Walter Fähnders: Porträtmodul zu Lili Körber (2016), Martin Erian: Proletarisch-revolutionäre Literatur in Österreich 1918-1934 (2016).

Siglinde Bolbecher, Konstantin Kaiser: Lexikon der Österreichischen Exilliteratur (1999), 395 (Online verfügbar), Walter Fähnders: „Roter Alltag“. Lili Körbers Blicke auf Sowjetrußland 1932 und 1942. „Reisebeschreibungen“ über Sowjetrußland. In: Archiv für die Geschichte des Widerstandes und der Arbeit 18 (2008), 423-460, W. F.: Eine Frau erlebt den roten Alltag. L. K.s „Tagebuch-Roman“ über die Putilow-Werke. In: Primus-Heinz Kucher, Rebecca Unterberger (Hg.): Zur Relevanz und Rezeption der russischen Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918-1938 (2018, in Druck), Viktoria Hertling: Lili Körber In: Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Bd. 2 (1989), 447-460, Brigitte Lehmann: Lili Körber. In: Zwischenwelt 30 (2013), H. 3-4, 17-19, Ute Lemke: Lili Körber: Von Moskau nach Wien. Eine österreichische Autorin in den Wirren der Zeit (1915 – 1938) (1999), Sigrid Schmid-Bortenschlager: Lili Körber 1897-1982. In: Christa Gürtler, S. S.-B. (Hg.): Erfolg und Verfolgung (2002), 247-255.

(ME)

geb. als Sándor Lászlo Kellner am 16.9.1893 in Pusztatúrpászto, Ungarn – gest. am 23.1.1956 in London; Filmregisseur, Produzent

K. wurde in eine jüd. Familie geboren; sein Vater war Aufseher auf einem gräflichen Gut. Nach dessen Tod übersiedelte K. 1909 nach Budapest, von wo er seine Fam. durch journalist. Arbeiten unterstützte u. ab 1912 auch Filmscripts verfasste. Bereits 1914 drehte er seinen ersten Film, 1917 gründete er die Produktionsfirma Corvin und wirkte an versch. ungar. Filmmagazinen mit. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde K. zum Beauftragten für Filmangelegenheiten in der Reg. Károly ernannt, eine Funktion, die er auch in der nachfolgenden Räteregierung unter Bela Kun weiter ausübte. 1919 noch emigrierte K. nach kurzer Inhaftierung im Zuge des Sturzes der Räteregierung nach Wien und fand dort bei der Sascha-Film von Sascha Kolowrat Krakowsky ein neues Betätigungsfeld. Es folgten die Filme Prinz und Bettelknabe nach der Vorlage von Mark Twain (1920), aufwändige Monumentalfilme wie Samson und Delila (1922), durch die auch seine Ehefrau Maria Korda ihre Schauspielkarriere begründete, oder Komödien wie z.B. die an G.B. Shaw angelehnte Jedermanns Weib (1924), letztere bereits in der eigenen Produktionsfirma Alexander Korda-Film Ges.m.b.H, die er 1923 von Berlin aus, wohin er übersiedelt war, gegründet hatte. 1924 kehrte er wieder nach Wien zurück u. drehte dort u.a. Tragödie im Hause Habsburg über den Mayerling-Fall nach einer Vorlage des damals erfolgreichen Novellisten u. Drehbuchautors Lajos Bíró (1880-1948). Finanzielle Turbulenzen bewogen ihn, im Dez. 1926 ein Angebot der US-Firma First National Pictures (1929 in Warner Broth. aufgegangen) anzunehmen u. nach Hollywood zu gehen. Dort erzielte er mit The Stolen Bridge und Her Private Life (1927) beachtliche Erfolge, näherte sich dem Tonfilm an, u.a. mit The Jazz-Singer (1927) und v.a. The Squall (1929). 1930 wurde die Ehe geschieden, Maria erhielt aufgrund ihres starken Akzents keine Filmangebote mehr, u. K. wechselte zu Fox Film Corp., für die er Women Everywhere u. The Princess and the Plumber (1930) realisierte, bevor er sich von Fox trennte, nach London ging u. dort seine eig. Produktionsfirma London Films gründete. Mit The Private Life of Henry VIII (1933), The Rise of Catherine The Great (Drehbuch Paul Czinner, 1934) Rembrandt (1936) oder Four Feathers (1939) schrieb K. britische Filmgeschichte mit, letzterer wurde durch seinen Bruder Zoltan Korda, inzwischen auch in London, produziert. Trotz großer Erfolge schlitterte K. aufgrund aufwändiger Lebenshaltung u. gewagter Spekulationen, etwa im Zuge des Erwerbs der Denham Film Studios wiederholt in finanzielle Schieflagen. 1940-43 hielt sich K. wieder in Hollywood auf, drehte u. produzierte dort den Historienfilm The Hamilton Lady (1940) sowie, gem. mit Zoltan K., The Jungle Book (1942), bevor er 1943 als Produktionschef für MGM mit einem großzügigen 10-Jahresvertrag wieder nach London zurückkehrte. Dort erwarb er nach Kriegsende Anteile an der British Lion Film, mit der er u.a. Anna Karenina (1948), The Angel with the Trumpet (nach der Romanvorlage von Ernst Lothar, 1948) u. v.a. den epochalen Agentenfilm The Third Man (1949) realisierte. In den 1950er Jahren arbeitete K. noch an zahlreichen Projekten, von denen aber viele unvollendet blieben bzw. einige von Emeric Pressburger (1902-1988) wie z.B. The Sand Barrier (1952) übernommen wurden.


Quellen und Dokumente

L-y K-y: Jedermanns Weib. In: Neue Freie Presse, 23.9.1924, S. 9.

Literatur

Karol Kulik: The Man Who Could Work Miracles. (1975, 2. Aufl. New York 1990); Charles Drazin: Korda. Britain’s Movie Mogul (N.Y. 2002, 2. Aufl. 2011). Eintrag zu A. K. bei encyclopedia.com.

Einträge zu The Jazz Singer, The Third Man, The Four Feathers.

(PHK)

geb. am 23.2.1892 in Wien – gest. am 9.6.1941 im KZ Auschwitz; Journalist, Politiker (KPÖ)

F. K. wurde in einer jüdischen Wiener Bürgerfamilie geboren, sein Großvater war Mitbegründer der Länderbank. Bereits ab 1909 in der Arbeiterbewegung als Funktionär im Verband Jugendlicher Arbeiter (VJA) in Ottakring aktiv, stand K. rasch in Opposition zur SDAP-Führung. 1911 traf er in Wien den späteren Bolschewiken Nikolai Bucharin. Nach 1914 war K. Teil des geheimen Aktionskomitees der „Linksradikalen“, die anders als die SDAP-Führung den Krieg entschieden ablehnten, und gehörte mit Max Adler, Robert Danneberg und Therese Schlesinger dem Verein Karl Marx um Friedrich Adler an. K. publizierte Anfang 1916 im Vorboten, der Zeitschrift der Zimmerwalder Linken um Karl Radek, Grigori Sinowjew und Lenin, den er in der Schweiz zwei Mal traf und der ihn nach Adlers Attentat brieflich kontaktierte. Nach dem Ausschluss des Aktionskomitees aus dem VJA führten die Gründung des Arbeiter- und Soldatenrats um K. und Leo Rothziegel und der Jännerstreik 1918 endgültig zur Spaltung der Linken. Wegen revolutionären Bestrebungen wurde K. bis Ende Oktober 1918 inhaftiert. Nachdem es mit Anna Strömer nicht gelungen war, Adler für die Spitze einer neuen Partei zu gewinnen, lehnte K. die Gründung der KPDÖ im November 1918 als übereilt ab, trat ihr aber Anfang Dezember bei, wurde mit Paul Friedländer Chefredakteur Parteiorgans Der Weckruf und später mit Karl Tomann bis Oktober 1919 Herausgeber der Nachfolgeblätter Die soziale Revolution bzw. Die Rote Fahne. Im Februar 1919 in den Parteivorstand gewählt, unterstützte K. 1919 Bela Kuns umstrittenen Emissär in Österreich, Ernst Bettelheim. 1921 nahm K. am dritten Weltkongress der Kommunistischen Internationale teil und wurde von Willi Münzenberg in einer Rede neben Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und Clara Zetkin in eine Reihe von Vorkämpfern gegen den imperialistischen Krieg gestellt. K. wurde wie Josef Frey Mitglied des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale (bis 1923) und übersetzte mit Naida Surowzowa Werke Lenins.

Vor allem nach 1922 war K. als Repräsentant des linken Flügels in zahlreiche ideologisch oder auch persönlich motivierte Fraktionskämpfe mit variierenden Bündnissen verstrickt. Mit Tomann 1923 kurzzeitig Vorsitzender, schied er Ende des Jahres auf Weisung der Komintern aus dem Vorstand aus, ehe er vom Zentralkomitee 1926 von allen Ämtern enthoben wurde. K. blieb als Korrespondent und Gewerkschafter aktiv, 1929 übersiedelte er nach Moskau in die Rote Gewerkschaftsinternationale um Aleksandr Losowsky. 1934/35 Umzug nach Charkow und später Kiew, wo er in der Hauptverwaltung für Literatur des Volkskommissariats für Volksbildung beschäftigt war. Als Opfer des „Großen Terror“ Stalins 1936 wegen antisowjetischer Agitation inhaftiert, wurde K. nach erfolgreicher Berufung im Oktober 1940 des Landes verwiesen, den deutschen Behörden übergeben und am 9. Juni 1941 im KZ Auschwitz ermordet. 1955 erfolgte am 20. Parteitag der KPdSU K.s Rehabilitierung.


Quellen und Dokumente

Opportunistische und radikale Tendenzen in der Sozialdemokratie Österreichs. In: Vorbote. Internationale Marxistische Rundschau, Januar 1916, S. 58-64, Der Jännerstreik und seine Vorgeschichte. In: Die Wage, 23. Jänner 1920, o. S., Der Tag des Verrates. In: Die Rote Fahne, 20.1.1922, S. 1f., Lenin und Oesterreich. In: Die Rote Fahne, 21. Jänner 1925, S. 4, Zur Geschichte der Kommunistischen Partei Oesterreichs. In: Die Rote Fahne, 4.11.1928, S. 5, Maifeiern in der Kriegszeit in Oesterreich. In: Die Rote Fahne, 1.5.1929, S. 8.

Literatur

Hans Hautmann: Die Anfänge der linksradikalen Bewegung und der Kommunistischen Partei Deutschösterreichs 1916-1919. Wien: Europa-Verlag 1970 (= Veröffentlichungen der Arbeitsgemeinschaft für Geschichte der Arbeiterbewegung in Österreich, Bd. 7), Barry McLoughlin, Hannes Leidinger, Verena Moritz: Kommunismus in Österreich 1918-1938. Innsbruck [u.a.]: Studienverlag 2009, Hans Schafranek: Franz Koritschoner (1892–1941). In: Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung [3] 1995, S. 239-261, Herbert Steiner: Franz Koritschoner. In: Gerhard Botz et al. (Hg.): Bewegung und Klasse. Studien zur österreichischen Arbeitergeschichte. Wien [u.a.]: Europa-Verlag 1978, S. 159-174, Emily Rosdolsky: Franz Koritschoner. In: Memorial Österreich (Hg.): Österreichische Stalin-Opfer. Wien: Junius 1990, S. 69-78.

o. A.: Koritschoner, Franz. Österreichische Stalin-Opfer (bis 1945); Hans Hautmann: Die Revolutionäre. Der Formierungsprozess der Linksradikalen. (Österreich im Epochenjahr 1917, Teil 4). In: Mitteilungen der Alfred-Klahr-Gesellschaft 14 (2007), H. 4, S. 1-6; Manfred Mugrauer: Franz Koritschoner (1892–1941). Zentralfigur der linksradikalen Bewegung zur Zeit des Ersten Weltkriegs – kommunistischer Parteiführer – Opfer des Stalin-Terrors.

(ME)

Geb. 11.12.1889 in Prag, Österreich-Ungarn; gest./umgekommen 25.4.1942 Ghetto Lodz/Litzmannstadt. Dramaturg, Schriftsteller.

(in Vorber.)