Geb. 16.9.1891 in Wien, gest. 5.12. 1975 in Basel (CH)

Radiopionier, Kritiker, Techniker, Journalist, Redakteur der Zs. Radio Wien (1928-38), Exilant.

Der Sohn aus einer Juwelen- und Uhrenmanufaktur bzw. Handelsfirma studierte 1909-11Maschinenbau an der Techn. Hochschule in Wien, interessierte sich zunächst für Automobilismus und Flugtechnik, publizierte schon vor 1914 in Fachzeitschriften wie z.B. der Österreichischen Flug-Zeitschrift und nahm seit 1912 auch als Mitglied des Wiener Flugvereins an versch. (Gleit)Flugversuchen im Semmering-Gebiet sowie an Motorflugversuchen in München teil. 1914 trat er aus der IKG aus, den Ersten Weltkrieg verbrachte er ….

Materialien und Quellen:

Eintrag von Th. Venus im ÖBL: hier

Wolfgang Pensold: Radio mit Weltgeschehen. In: Ders.: Zur Geschichte des Rundfunks in Österreich. Wiesbaden: Springer/VS 2018, S. 123-46.

(work in progress)

(eigentl. Rudolph, Josef, František B., geb. am 5.6.1884 in Mährisch Budwitz (Moravské Budejovice) – gest. 16. 10. 1957 in Zürich; Librettist, Komponist (Chansons, Operetten, Revue- und Filmmusik), Kabarettist, Regisseur, Exilant

Benatzy besuchte 1899-1904 zunächst die k.u.k. Kadettenanstalt in Wien und schlug als Ltn. d. Infanterie eine militär. Laufbahn ein. Aufgr. einer Erkrankung u. Beurlaubung fand diese nach Stationen in Prag und im galizischen Kolomea bereits 1907 ihr Ende. Danach studierte er an der Univ. Wien Germanistik u. Philosophie und promovierte 1910 zum Dr. phil. Seit 1908 komponierte er Chansons u. Wiener Lieder und wandte sich bald dem Kabarett zu. 1914 übernahm er z.B. die Co-Leitung der ›Bunten Bühne ›Rideamus‹ nach vorangegangener ähnl. Erfahrung in München. Nach erfolgter Trennung von seiner ersten Frau heiratet er noch im selben Jahr die erfolgreiche Chansonnière Josma Selim (eigentl. Hedwig Josma Fischer, 1884-1929), für die er sehr viele Chansons u.a. Lieder komponiert und mit der er auch an versch. europ. Bühnen gastiert. Benatzkys Chansons stellen eine spezif. Mischung aus Wienerlied und klass. französ. Chansons dar. 1916 feiert er mit seiner dritten (gem. mit Willy Prager verf.) Operette Liebe im Schnee nach Cherchez la femme (1911) seinen ersten großen Erfolg im Ronacher (100. Auff. im Febr. 1917), dem er länger verbunden bleiben wird. Im Dez. 1918 erlebte im Apollotheater die nächste von ihm komponierte Operette, d.h. Die tanzende Maske (Buch gem. mit A. Engel) ihre Aufführung.

1919-20 trat Benatzky vor allem in gemeinsamen Chanson-Abenden mit seiner Frau Josma Selim (auch als „lustige Abende“ bezeichnet) auf u. komponierte die Musik zur Operette Yushi tanzt (Libretto von L. Jacobson u. R. Bodanzky), die, obwohl ein „Puccini-Japan aus zweiter Hand“, beim Publikum gut ankam (nicht zuletzt aufgr. der schauspieler. Leistung von Mizzi Günther u. der Tanzeinlagen von Robert Näst[e]lberger). Auf der Rolandbühne wurde 1920 auch seine einaktige Operette Graf Cheveau (unter Mitwirkung von G. Werbezirk) aufgeführt. 1921 war das Ehepaar Benatzky-Selim vorwiegend im Ausland mit Chanson- und Wienerlied-Programmen engagiert u. nur punktuell wieder in Wien zu Gastauftritten mit ihren bewährten Liedabenden, die auch 1922 (bis 1928) Fortsetzung fanden. 1923 verfasste er für die mit Sondergenehmigung freigegebene Bühnenfassung des in Österreich verbotenen Romans Der Garten der Qualen von Octave Mirabeau, das in drei Spätabendvorstellungen in den Kammerspielen lief, die Begleitmusik; diese fiel, so das NWJ (13.1.1923,9) pariserischer aus als die in Paris verwendete. Im selben Jahr erlebte auch die bereits 1922 gemeins. mit O. Friedmann u. T. Schwanau fertiggestellte Operette Ein Märchen aus Florenz im Joh. Straußtheater ihre Aufführung, und im Dezember begleitete er J. Selim im Programm des Kabaretts ›Die Hölle‹, an dem auch Farkas mitwirkte.

Aus: Die Stunde, 30.9.1924, S. 2

Im Dez. 1924 trat das Paar mit selbstkomponierten englischsprach. Chansons in London auf; zuvor komponierte er die Musik zur (ersten) Revue An Alle für das Berliner Schauspielhaus, die in der Folge zu einer intensiven Zusammenarbeit mit dem Regisseur Erik Charell führte und ab März 1925 auch im Ronacher zur Aufführung kam. 1925 tragen Benatzky-Selim in bewährter Manier zum Varietè-Kleinkunstprogramm des ›Pavillon‹ bei, das der Kritiker im Tag als Beispiel „ganz auserlesener Kleinkunst“ definierte, sowie zu den üblichen Vortragsabenden im Konzerthaus. Diese geradezu legendären u. ausverkauften Abende beflügelten selbst F. Dörmann zum Verfassen einer Feuilletonskizze. Ab 1926 intensivierte sich die Zusammenarbeit mit K. Farkas und F. Grünbaum im Revuebereich, z.B. 1927 für die Farkas-Revue Alles aus Liebe, und mit der Operette Adieu Mimi (Libretto A. Engel, J. Horst) gelingt ihm ein weiterer Erfolg, wobei auch die Elastizität des Genres ausgereizt wird. Für die Schubert-Zentenarfeiern 1928 legt er rechtzeitig das von ihm komponiertes Lied Schubert Franzl vor; zugleich werden die Lieder aus der Alles aus Liebe-Revue auch durch Jazzbands gespielt und in Radio Wien übertragen, z.B. der Blues Was sagt mein Mädel dazu (Text von K. Farkas, Der Tag, 30.1.1928, 4), und die Historien-Revue Casanova fertig komponiert. 1929 folgte mit Die Drei Musketiere eine weitere Revue als Auftragsarbeit für das Große Schauspielhaus in Berlin; Ende August verstarb überraschenderweise seine Frau und Partnerin in vielen gemeinsamen Auftritten.

Trotz dieser lebensgeschichtl. Zäsur wurde das Jahr 1930 zu einem der produktivsten u. erfolgreichsten in der Karriere Benatzkys: er verf. die Musik zum (quasi österr.) Ufa-Film Der unsterbliche Lump (Buch: F. Dörmann, Regie G. Ucicky) sowie zum pazifist. gefärbten Die letzte Kompagnie, die F. Porges für ihre packende „Düsterheit“ und „strenge künstlerische Form“ lobte (Der Tag, 10.4.1930, 7), vollendete die Revueoperette Der Wiener Kongreß, brachte gemeins. mit F. Grünbaum u. W. Stärk das Zirkusstück Intermezzo im Zirkus in Berlin u. in Wien zur Aufführung; v.a. aber komponierte er die Musik zur Revueoperette Im weißen Rößl (UA Berlin, 8.11.1930), einer von E. Charell, für R. Lothar ein „genialer Farbenmischer“, inszenierten Adaption des Salzkammergutschwankes von O. Blumenthal, zu der H. Müller den Text bearbeitete u. R. Stolz u. R. Gilbert Lieder verfassten. Das Besondere an dieser Revueoperette, insbes. in der Berliner Inszenierung (aber auch in der hocherfolgreichen Londoner mit rund 650 Aufff. en suite 1931) war das Nebeneinander von Volksmusik-, Wiener Schlager und Jazz-Elementen, während in Wien der Akzent stärker auf „Almgirls“ (Die Stunde) und Farkas-Couplet gelegt wurde; sie war dort ab 25.9. 1931 im Stadttheater in der Inszen. von H. Marischka zu sehen (erreichte bis Okt. 1932 500 Auff.). 1932 folgen weitere musikal. Lustspiele wie Flirt in Nizza, die Operette Zirkus Aimé (Buch K. Götz, UA 1933, Graz) und für die Rotter-Bühnen in Berlin die Vertonung von Das kleine Café (NWJ,23.8.1932; Buch H. Müller/T. Bernard, UA April 1934, Dt. Volkstheater). Im Mai 1933 gelangte am Dt. Volkstheater eine weitere Benatzky-Bearb. (Das kleine Schokoladenmädchen/La Petite chocolatière (1909) von P. Gavault) unter dem Titel Bezauberndes Fräulein in der Inszen. von Heinrich Schnitzler zur Auff., die zwei Monate lang von der Sozialdemokratischen Kunststelle in ihrem Programm geführt und Ende Sept. neuerlich ins Programm aufgenommen wurde. Im Dez. lief schließl. die zur Tonfilmrevue umgearb. Komödie Meine Schwester und Ich unter dem Titel Ihre Durchlaucht, die Verkäuferin in den Kinos an, eine Bearb. welche das NWJ akklamierte, der F. Rosenfeld hingegen wenig abgewinnen konnte; auch zur Verfilmung der P. Abraham-Operette Die Blume von Hawaii (1933) komponierte er die Musik. Seit 1932 lebte Benatzky, der ab 1930 in dritter Ehe mit der Tänzerin Mela(nie) Hoffmann verbunden war, vorwiegend in Thun am gleichnamigen See, wo er sich v.a. aufgr. des finanz. Erfolgs seiner Werke seit dem Weißen Rössl eine Villa kaufen konnte. Das Echo auf die UA von Das kleine Café war hymnisch, insbesondere der sog. Mehlspeisfoxtrott wurde als gelungene Melange aus Wiener Lebenshaltung und Jazzrhythmus herausgehoben. Ende August 1935 folgte die Filmfassung von Bezauberndes Fräulein mit der Wienerin Lizzi Holzschuh und Heinz Rühmann in den Hauptrollen, kurz darauf jene vom Weißen Rössl. Auch für den Spielfilm Wer wagt – gewinnt von Willy Wolff schrieb Benatzky die Musik, zum letzten Mal in NS-Deutschland, zu dem er seit Anfang an in offener Distanz stand. In der Scala lief gleichzeitig mit großem Erfolg (150 Auff. bis Sept.) seine Lustspieloperette Der König mit dem Regenschirm, die jedoch auch einen Plagiatsstreit mit B. Granichstädten nach sich zog. 1936 kam die Operette Axel an der Himmelstür in Wien zur Auff., mit der Zara Leander ihren internat. Durchbruch feierte. Darüber hinaus war Benatzky 1936-37 bei Filmproduktionen wie Die Puppenfee (u.a. mit Adele Sandrock, Paul Hörbiger u. Magda Schneider) Zu neuen Ufern (mit Z. Leander) sowie Das Mädchenpensionat (auch Drehbuch) beteiligt bzw. erfolgreich. Im August 1937 kam in der Josefstadt sein Lustspiel Pariserinnen; im Sept. die sog. Wintersportoperette Herzen im Schnee in der Volksoper zur Aufführung; 1938 war Benatzky, der nach dem Anschluss Österreichs aus der Schweiz in die USA emigrierte, nur noch mit Liedern im Radio zu hören.


Weitere (Operetten)Werke, Kompositionen (Vertonungen) und Revuen (Auswahl)

Der lachende Dreibund (1913), Pipsi (Schwank, 1922), Turandrotterl oder die Macht des Schickse (1926, mit Farkas u. Grünbaum); Meine Schwester und Ich (Musikal. Lustspiel, 1930); Morgen geht’s uns gut (Posse mit Gesang, mit H. Müller 1932); Die Prinzessin auf der Leiter (Operette, 1934, Neubearb. von Meine Schwester und Ich)

Literatur

H-D. Roser: R. Benatzky. In: OBL (2003, aktualis. 2011; online verfügbar: http://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_B/Benatzky_Ralph_1884_1957.xml?frames=yes

Ulrich Tadday (Hg.): Im weißen Rössl. Zwischen Kunst und Kommerz (= Musik-Konzepte; 133/134), München 2006, F. Hennenberg: Ralph Benatzky. Operette auf dem Weg zum Musical. Lebensbericht und Werkverzeichnis. Wien 2009.

Quellen und Dokumente

p.f.: Yushi tanzt. In: Der neue Tag, 4.4.1920, S. 17; F.H[eller]: Ein Märchen aus Florenz. In: Der Tag, 16.9.1923, S. 7; Plakat zum Abschiedsprogramm J. Selim -R. Benatzky, Cabaret Die Hölle; in: Die Stunde, 30.9.1924, S. 2; Varietè und Brettl. Selim-Benatzky-Programm im Pavillon. In: Der Tag, 8. 5.1925, S. 8; F. Dörmann: Soiree bei Kalmar. In: NWJ, 12.11.1925, S. 3; F.H.: Adieu Mimi! In: Der Tag, 10.6.1926, S. 8; Anzeige von Schubert Franzl. In: Österreichische Buchhändler-Correspondenz, 17.2.1928, S. 3; Dörmann/Benatzky: Der unsterbliche Lump (Tonfilm). In: Der Tag, 7.3.1930, S. 8;R. Lothar: Berliner Theater (UA Im weißen Rössl). In: NWJ, 12.11.1930, S. 25; [Bi]ron: Im weißen Rössl (Wiener Premiere). In: NWJ, 26.9.1931, S. 7; N.N. Der große Erfolg: Im weißen Rössl (Wiener Premiere). In: Die Stunde, 27.9.1931, S. 7; D.B[ach]: Musikalischer Rummel im Deutschen Volkstheater (zur UA von Bezauberndes Mädchen). In: AZ, 27.3.1933, S. 6; F. R[osenfeld]: Allerdurchlauchtigste Filmmarionetten (Zur Verfilmung von Meine Schwester und Ich); in: AZ, 8.12.1933, S. 8; N.N.: Mehlspeisfoxtrott. In: Die Bühne H. 375 (Mai) 1934, S. 24; N.N.: „Kleines Café“ im Deutschen Volkstheater. In: Die Stunde, 11.4.1934, S. 6; F. Fischer: Benatzky-Operette mit Max Hansen (Zu: Kleines Café). In: NWJ, 22.4.1934, S. 24-25;N.N.: Das „bezaubernde Fräulein“ filmt in Wien (Gespr. mit L. Holzschuh). In: Die Bühne, H. 505 (1935), S. 5; N.N.; Er griff an die Mütze. (Zum Plagiatsstreit mit Granichstaedten) In: NWJ, 16.7.1935, S. 11.

(PHK)

Geb. 20.5. 1882 in Wien, gest. 28.12.1973 in Wien. Journalist, (Chef)Redakteur, Exilant und Remigrant.

Der Sohn des mächtigen NFP-Chefredakteurs Moritz Benedikt und dessen Ehefrau Adele besuchte das Gymnasium in der Wasagasse, wo u.a. Stefan Zweig einer seiner Mitschüler war. Obgleich musikalisch begabt studierte Ernst Benedikt auf Wunsch seines Vater Rechtswissenschaften an der Univ. Wien. Nach dem unerwarteten Tod seines älteren Bruders, Karl Benedikt (1877–1905), trat Ernst B. als Redakteur in die Neue Freie Presse ein, um nach dem Tod des Vaters 1920 die Chefredaktion zu übernehmen. Ernst Benedikt trat dabei durch Interviews mit bedeutenden Politikern hervor (Masaryk, Lord Baldwin, Hoover u.a.m.) und konnte für das Feuilleton bis etwa Ende der 1920er Jahre internationale Stimmen gewinnen und das Profil der Zeitung durch Beilagen, zeittypische Rubriken und eine Reihe gewichtiger Kritiker auf hohem Niveau halten, konnte aber den Niedergang der Zeitung infolge der sich zuspitzenden Wirtschaftskrise ab 1931-32 letztlich nicht aufhalten. 1934 legte er schließlich die Chefredaktion nieder, widmete sich fortan der (historisch-biografischen) Schriftstellerei und war 1937/1938 Dozent an der Österreichischen Presseakademie. Nachdem er im November 1938 einige Monate von der Gestapo festgehalten und misshandelt worden war, flüchtete Benedikt mit seiner Ehefrau im Mai 1939 über Großbritannien nach Schweden.

Materialien und Quellen:

Eintrag in Wiengeschichtewiki;

Benedikt, Ernst. In: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 2: Bend–Bins. Hg. vom Archiv Bibliographia Judaica. München 1993, S. 16–21; Ernst Strouhal: Vier Schwestern. Fernes Wien, fremde Welt, Wien 2022.

(PHK, in preparation)

Geb. 27.5. 1849 in Kwatschitz/Kvačice (bei Ungarisch-Brod/Uherské Hradiště, Österreich, heute Tschech. Republik; gest. 18.3.1920 in Wien. Journalist, Redakteur seit 1872 bei der Neuen Freien Presse. Abgeordneter.

(PHK, in Vorbereitung)

Geb. 9.2. 1885 in Wien, gest. 24. 12. 1935 in Wien. Komponist

Materialien und Quellen:

Eintrag von Matthias Schmidt in: Österreichisches Musiklexikon; Alban Berg-Stiftung Wien: hier.

Wilhelm Sinkovicz, Herwig Knaus: Alban Berg. Zeitumstände. Lebenslinien. Salzburg-Wien: Residenz 2008; Christopher Hailey (Hrsg.): Alban Berg and his world. Princeton, NJ u. a.: Princeton Univ. Press 2010.

(PHK, in preparation)

Geb. 9.5. 1883 in Brünn/Brno (k.k. Österreich-Ungarn), gest. 23. 11. 1956 in Wien. Kabarettist, Komponist, Pianist, Schauspieler, Schriftsteller, Exilant und Remigrant.

Materialien und Quellen:

Homepage der A. Berg-Gesellschaft: hier.

(in Bearbeitung)

Geb. 12.12. 1878 in Wien, gest. 26.1.1961 in Wien. Journalistin, Redakteurin, Schriftstellerin.

G. v. Berger, die Nichte des Burgtheaterdirektors Alfred v. Berger, erhielt ihre Ausbildung durch Hauslehrer und besuchte als Erwachsene einige Veranstaltungen und Vorlesungen an der Universität Wien. Literarisch trat sie erstmals mit der Erzählung Die Schlange, die Geschichte einer Ehe (1907) sowie mit dem Novellenband Die Jüngere und andere Geschichten 1912 in die Öffentlichkeit. Ihm folgte 1913 der Band Königskind Seele. In Zeitschriften, z.B. in H. 15/1910 des Merker, kamen regelmäßig Gedichte zum Abdruck. Im Jahr 1915 wurde sie bereits zur Vizepräsidentin der Vereinigung der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen gewählt. Zudem war sie Mitglied im Wiener Frauenclub, der regelmäßig Vortragsabende veranstaltete. 1916 folgte die in der Kritik zwiespältig aufgenommene, am Burgtheater aufgeführte Tragödie Der Sohn der Sonne (der eine Vergewaltigungserfahrung im antiken Ägypten thematisierte). Nach dem Tod ihrer Mutter 1917, die, so in einem späteren Brief, eine psychische Erkrankung zur Folge hatte, musste sie sich weitgehend um die Versorgung der Familie kümmern. Nichtsdestotrotz konnte 1919 ihr erster Roman erscheinen: Die törichte Geschichte der Terpsichore Liebenreich, dem 1922 Der wandelnde Tod folgte. Danach folgten wieder Jahre mit Hauslehrerinnen-Tätigkeiten und gelegentlichen Beiträgen für Zeitschriften und Zeitungen, u.a. für die Bühne, die Czernowitzer Neue Illustrierte Zeitung, Neues Wiener Tagblatt oder die Wiener Zeitung. 1925 erschien bei Reclam, versehen mit einem Nachwort von Felix Salten, ein weiterer Novellenband unter dem Titel Die Schlange. 1928 zählte sie zu den Mitarbeiterinnen des von Erwin Rieger herausgegebenen Bilanzbandes zum zehnjährigen Bestehen der Republik unter dem Titel Ewiges Österreich. Ein Spiegel seiner Kultur. 1929-30 arbeitete Berger als Redakteurin der Zeitschrift Wiener Mode. 1930 kam eine dreiaktige Komödie zur Aufführung: Weltreise (Der Tag, 5.10.1930, 20). Von 1931-39 wurde sie Mitarbeiterin in der Theatersammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. 1932 wurde sie zum Schatzmeister im Schutzverband deutscher Schriftsteller in Österreich, als dessen Vorsitzender Oskar M. Fontana fungierte, gewählt und Ende 1934 darin bestätigt. Anlässlich des Erscheinens ihres Lyrikbandes Glocken aus dem Jugendland hatte sie am 7.6. 1936 in Radio Wien eine Lesung aus eigenen Werken, die Dora Stocker-Meynert mit einem Porträt einbegleitete. Sie selbst hatte zuvor die katholische Schriftstellerin (und Kulturkämpferin) Josefine Widmar mit einem Kurzporträt in derselben Zeitschrift vorgestellt, was auch anzeigt, dass Berger seit den späten 1920er Jahren etwa eine verstärkte Hinwendung zum Katholizismus vollzog und sich u.a. auch mit dem Genre von Oster- und Passionsspielen befasst hat.

Eintrag auf: biografia.at: hier.

N.N.: Rez. zur Tragödie Der Sohn der Sonne. In: Das interessante Blatt, 1.6.1916, S. 15; Rez. von Leo Feld zu Der Sohn der Sonne. In: Die Zeit, 21.5.1916, S. 3-4; N.N.: Kurzrez. zum Novellenband Die Schlange. In: Illustriertes Familienblatt. H. 15/1925, S. 17; G.v. Berger: Die Dompteuse. In: Die Bühne H. 47/1925, S. 24-25; f.a.: Rez. zu Weltreise. In: Der Tag, 12.10.1930, S. 19; G.v. Berger: Die schaffende Frau. In: Österreichische Kunst, H.2/1934, S. 19-20; G.v. Berger: Lilu und das Missverständnis. In: Die Bühne H. 406/1935, S. 7; Dora Stocker-Meynert: Gisela Berger. In: Radio Wien, 5.6.1936, S. 6-7;

(PHK, work in progress)

geb. am 27.5.1892 in Wien – gest. am 11.1.1981 in Moskau; (Film)Architekt, Szenenbildner

Aus einer jüdischen Familie kommend, besuchte Berger zunächst die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt und ab 1911-15 die Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Dort hatte er u.a. Josef Hoffmann und Oskar Strnad als prägende Lehrer. Den Ersten Weltkrieg überstand er nach einem Einsatz an der Isonzofront (1915) vorwiegend in Belgrad. 1919 trat er aus der Israelitischen Kultusgemeinde aus und begann sich, neben kleineren Architekturarbeiten, für den Film zu interessieren. So wirkte er 1918 im (Kriminal)Film Der Schatz der Berge als Schauspieler mit und stattete 1919 erstmals einen „Sensationsfilm“ der Sascha-Film, Die Jagd nach dem Glück (Regie: Fritz Freissler), innenarchitektonisch aus (Die Kinowoche H.10/1919,11), woraufhin er 1920 beruflich ganz zur Sascha-Film wechselte. Im selben Jahr fertigte er auch die Lithographien zu H. Sonnenscheins Die Legende vom weltverkommenen Sonka (E.P. Tal) an. 1921 folgten die Dekorationen für den Helios-Vita-Film Don Ramiro und im Okt. 1923 zeichnete er für die Kulissen der 1809 spielenden Medardus-Verfilmung (auf der Basis von Schnitzlers Bühnenstück Der junge Medardus) mitverantwortlich und arbeitete erstmals mit M. Kerstesz enger zusammen. Ebenfalls 1923 war er, gemeins. mit F. Lampl u.a. Mitbegründer der Glas-Keramik-Werkstätten Bimini.

1924 war Berger in drei großen Historienfilmen für die Ausstattung zuständig (tw. gemeins. mit Emil Stepanek und bzw. oder mit Julius v Borsody): Harun al Raschid, Die Sklavenkönigin und Salammbó. Ab 1925 verlagerte sich dies stärker auf die Ausstattung von Unterhaltungsfilmen, beginnend mit Das Spielzeug von Paris (engl.Vorlage : Red Heels von M. Lawrence), sowie für die Revuebühne im Apollo-Theater, 1926 ferner für jene in Die Pratermizzi sowie in der Lustspielverfilmung Das Kamel geht durch das Nadelöhr aber auch im Max Neufeld-Film Die Brandstifter Europas und 1927 für Café Elektric. 1925-26 war er auch für Wohnblöcke des Bauprogramms des ›Roten Wien‹, z.B. für jenen in der Schlachthausgasse vorgesehen (Der Tag, 7.5.1926,7), wo er mit seinem Bruder Josef zusammenarbeitete. Auch für Tanzabende und -matineen von G. Geert und H. Holger entwarf Berger wiederholt die Kostüme. Auch beim Tingel-Tangel-Film war Berger beteiligt.

In: Das Kino-Journal 20 (1927), Nr. 875, S. 19

1928 verf. er u.a. Essays wie z.B. über Die Luftschlösser des Films bzw. über Elementarkatastrophen im Filmatelier; im selben Jahr war Berger für die Interieur-Gestaltung der Verfilmung des Bettauer Romans Das Entfesselte Wien unter dem Titel Schwüle Stunden zuständig, welche von F. Rosenfeld in der AZ als vergebene Chance kritisch kommentiert wurde. 1929-30 waren ebenfalls sehr produktive Jahre für Berger; einerseits stattete er Filme wie C. Wienes Revolution der Jugend oder Revuen wie jene der sozialdem. Genossenschaften Ein Tanz um die Welt, die im Arbeiterheim Favoriten unter Mitwirkung der Tanzgruppe Geert ihre UA am 2.10.1929 hatte, sowie Flieg mit mir durch Österreich (1930), mit Bühnenaufbauten bzw. Kostümen aus, andererseits betätigte er sich verstärkt als Drehbuchautor, meist gemeinsam mit Siegfried Bernfeld, etwa für die Tonfilmrevue Apollo, Apollo oder für den Neufeld-Film Nachtlokal, ferner für die Sascha-British Internat. Pictures-Koproduktion Champagner (F. Porges bezeichnete in diesem Kontext Berger als einen „der besten Filmarchitekten“) sowie für eine österr.-tschech.-polnische Produktion unter dem Titel Karussell (Die Stunde, 11.9.1929,9). 1930 war er auch an der Verfilmung der Oberst Redl-Reportage von E. E. Kisch und an der Gründung der Gruppe ›Film der Jungen‹ (Der Tag, 27.3.1930, 8) beteiligt; 1931, wieder gemeins. mit Bernfeld, am Drehbuch für den unter der Regie von Otto L. Preminger gedrehten Film Die große Liebe, einem Mutter-Sohn-Nachkriegsdrama. 1932 legte Berger nicht nur den utopistischen Propagandafilm für die sozialdemokrat. Wahlbewegung Die vom 17er Haus vor (AZ, 2.4.1932, 5), sondern war an der Ausstattung bzw. am Bühnenbild von mehreren Filmen und Sketches beteiligt, so z.B. an dem von Neufeld inszenierten Sehnsucht 202, am Sascha-Film Hochzeit zu dritt, am Tonfilmsketch von Farkas Die Justizmaschine oder am René Claire-Film Es lebe die Freiheit. Zudem legte er den programmatischen, auch von Radio Wien ausgestrahlten Essay Aus der Werkstatt eines Filmarchitekten vor. 1933 zählte Berger zu den Mitbegründern eines Lehrinstituts für Tonfilmkunst in Wien; er initiierte zehn Kurzfilmprojekte, von denen aber nur zwei, Der Herr Scheidungsgrund und Das große Los realisiert wurden.

Insgesamt verschlechterte sich die Auftragslage deutlich, und Berger wirkte auch nur mehr an wenigen filmarchitektonischen Ausstattungen, z.B. an Großfürstin Alexandra (mit M. Jeritza, P. Hartmann u. L. Slezak in den Hauptrollen) sowie Abenteuer am Lido, mit. 1935 war das letzte erfolgreiche Jahr für Berger in Österreich: er stattet die Filme Heute ist der schönste Tag, Letzte Liebe, Bretter, die die Welt bedeuten und v.a. den Bashkirtzeff-Film Tagebuch der Geliebten, ein Tobis-Sascha „Großfilm“ (mit Lili Darvas, Hans Jaray u. Attila Hörbiger in den Hauptrollen) aus. 1936 kam wohl noch der von ihm ausgestattete u. von R. Oswald inszenierte Unterhaltungsfilm Heut‘ ist der schönste Tag in die Kinos, doch Berger, den das 1936 vom austrofaschist. Ständestaat ausgesprochene Arbeitsverbot für jüdische Bürger in der Filmbranche hart traf, entschloss sich über Prag nach Moskau zu emigrieren, wo er fortan blieb und auch als Filmarchitekt für Meschrabpom tätig sein konnte.


Weitere Ausstattungen und/oder Regietätigkeiten:

Die Kaiserjäger (1928); Liebe im Mai (1928); Luxus (1928); Parade der Liebesparade (Revue-Ausstattung 1930), Micky der Schießbube (1931); Lumpenkavaliere (1932); Karneval und Liebe (1934); Hoheit tanzt Walzer (1935).

Literatur

Ch. Dewald:  Artur Berger: Vom Architekten des „Roten Wien“ zum Filmausstatter der sowjetischen Mosfilm (2012).  online verfügbar unter: https://www.oeaw.ac.at/fileadmin/Institute/INZ/Bio_Archiv/bio_2012_05.htm

https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_B/Berger_Artur_1892_1981.xml

https://www.film.at/die_vom_17er_haus

Quellen und Dokumente

(Plakat:) Der Schatz im Berge. In: Neue Kino-Rundschau, 1.6.1918, S. 20; N.N: Die Sklavenkönigin. In: Wiener Morgenzeitung, 24.10.1924, S. 7; (Plakat:) Die Brandstifter Europas. In: Der Filmbote, 10.7.1926, S. 19; (Plakat:) Das Kamel geht durch das Nadelöhr. In: Der Filmbote, 9.10.1926, S. 11; (Plakat:) Schlagerfilm Tingl-Tangl. In: Das Kino-Journal, 7.5.1927, S. 19; A. Berger: Die Luftschlösser des Films. In: Mein Film, H. 113/1928, S. 13-14; A. Berger: Elementarkatastrrophen im Filmatelier. In: Mein Film, H. 114/1928, S. 7-8; F. Rosenfeld über Schwüle Stunden. In: AZ, 21.10.1928, S. 21; F. Porges über Champagner. In: Der Tag, 29.3.1929; S. 6; N.N.: Apollo, Apollo. In: Die Stunde, 30.11.1929, S. 8; F. Porges über Apollo, Apollo. In: Der Tag, 29.11.1929, S. 4; N.N.: Nachtlokal. In: Der Tag, 7.12.1929, S.6; F. Argus über Oberst Redl-Film. In: Mein Film. H. 260/1930, S. 10-11; N.N.: Kleine Szene aus der Großen Liebe. In: Mein Film, H. 302/1931, S. 10; A. Berger: Aus der Werkstatt eines Filmarchitekten. In: Mein Film. H. 349/1932, S. 9-10; N.N.: Ein Rückblick aus dem Jahre 2032 (Zu: Die vom 17er Haus). In: AZ, 2.4.1932, S. 5; A. Berger über Sehnsucht 202. In: Die Stunde, 22.8.1932, S. 4; N.N.: Wiener Kurzfilme. In: Mein Film, H. 370/1933, S. 10; L. Darvas über Bashkirtzeff-Film. In: Mein Film, H. 503/1935, S. 17-18.

(PHK)

Geb. 9. 11. 1878 in Prachatitz, k.k. Österreich-Ungarn (heute: Prachatice, Tschech. Republik), gest. 22. 10. 1947 in Ǻstorp (Schweden). Lehrerin, Schriftstellerin.

Materialien und Quellen:

Eintrag auf ÖBL;

(in preparation)

geb. am 22. 8. 1897 in Drohobycz in Galizien, Österreich-Ungarn (heute Ukraine) – gest. am 12. 5. 1986 in London, Film- und Theaterschauspielerin.

Elisabeth Bergner, geb. Elisabeth Ettel, war die Tochter des jüdischen Kaufmanns Emil Ettel und seiner Frau Anna Rosa (geb. Wagner) und wuchs weitgehend in Wien auf. Mit einem Stipendium ausgestattet, absolvierte sie dort bereits in jungen Jahren ihre Schauspielausbildung am Konservatorium. Nach ersten Engagements u.a. in Innsbruck, München und Wien erlangte sie 1923 am Berliner Theater größere Bekanntheit in einer Shakespeare-Inszenierung („Wie es euch gefällt“) von M. Reinhardt, der die Rolle der Rosalinde mit ihr besetzte. Durch ihr knabenhaftes Aussehen – „großäugig, Bubikopf, naiv und kokett mit verführerisch singender Stimme, halb Elfe, halb Engel, kaum Frau“ (SPIEGEL) avancierte sie bald zu einer der „markantesten“ Darstellerinnen der deutschsprachigen Bühnen. Mit weiteren Rollen wie z.B. der „Heiligen Johanna“ in Berlin zum Star geworden, drehte sie bald auch Filme, vorrangig mit dem damals noch wenig bekannten Regisseur Paul Czinner, der es laut zeitgenössischer Presse verstand, „Rollen für sie zu schaffen, die ihr jede Entfaltung ermöglichen“ (MEIN FILM , 47/1926). Bereits ihre ersten Stummfilmrollen als unglückliche, junge Ehefrau Nju im gleichnamigen Film oder als Bürgerstochter in Der Geiger von Florenz (1926), wo sie an der Seite von Walter Rilla spielte, sowie in Fräulein Else (1929) erregten große Aufmerksamkeit, nicht zuletzt in Wien, wo die Kritik bereits 1924 die Bergner als „eine Schauspielerin von Ruf“ feierte, „die das Schicksal aller in Wien Verkannten (alle die hochbegabten Wiener Künstler, die man hier geringschätzig behandelt und ohne weiters ziehen läßt, kommen später ‚von draußen‘ als die gefeierten Gastspielgrößen zurück) teilte“ (Der Filmbote Nr. 34, 23.8. 1924, 9). Dabei lobte F. Porges ihre „reiche mimische Ausdruckskunst“, die sowohl auf Bühne als auch im Film von starker Wirkung sei, referiert wurde aber auch eine Bemerkung Czinners, dass Bergner „die Kunst der Bühne höher einschätzte, als die des Films“ (ebd.) und Spekulationen über die Gründe für diese Priorisierung angestellt (u.a. das naheliegende Argument, sie vermeine „auf das Ausdrucksmittel der Sprache nicht verzichten zu können“). Wegen der sich verschärfenden Diskriminierung von Juden sah sich Bergner zunehmend unter Druck und kehrte 1933 von einem Gastspiel in London nicht mehr auf die deutsche Bühne zurück – wohl auch, da man ihr geraten hatte, fortan nur mehr am jüdischen Theater zu spielen. Gegen diese Vermutung spricht ein angebliches „Arisierungsangebot, das die Nazis ihr nach London übermittelten, um sie zurückzulocken“ (DER SPIEGEL v. 19.05.1986), auf das sie jedoch nicht reagiert haben soll. In England spielte sie sowohl in Filmen wie in Escape me never (1935) – eine Leistung, für die sie 1936 sogar für den Oscar nominiert wurde – und Stolen life (1939) als auch auf der Bühne; „sie wurde der königlichen Familie vorgestellt und durfte sogar Shakespeare sprechen, obwohl man ihre Herkunft an ihrem Akzent erkannte“ (Die Weltpresse, 3.4. 1948, Nr. 79).

Nach Kriegsausbruch zog sie mit Czinner, den sie schon im Januar 1933 „sehr diskret, mit Ausschluß jeder Öffentlichkeit“ in London geheiratet hatte – im Übrigen nicht ohne „eine rasch inszenierte Verwechslungskomödie, in der die Bergner auf telephonische Anfragen hin angab, nicht die berühmte Elisabeth Bergner zu sein, sondern eine Privatperson, die ihre Ruhe haben möchte und Paul Czinner erklärte, er wolle wohl Fräulein Bergner heiraten, aber das Fräulein Bergner sei gar nicht die Bergner“ (Die Stunde v. 11.1.1933, S. 3) – in die USA. Die Gelegenheit ergab sich bei dem Dreh des englischen Propagandafilms Die neunundvierzigste Parallele, dessen Außenaufnahmen in Kanada gemacht wurden und bei dem Bergner für die weibliche Hauptrolle verpflichtet wurde: „[W]ährend man dort arbeitete, fuhr die Bergner über die Grenze nach den Vereinigten Staaten und kam nicht mehr zurück. Sie fuhr nach Hollywood. In den englischen Zeitungen erschien eine kleine Notiz, die besagte, man habe die Rolle der Bergner mit einer anderen Schauspielerin besetzt. In Wirklichkeit war jedoch dieser Zwischenfall eine größere Katastrophe, als man erkennen konnte, weil ja die Szenen, in denen die Bergner in England gespielt hatte, nochmals gedreht werden mußten“ (Weltpresse, 03.04. 1948, Nr. 79). Tatsächlich war sie in nur einer Hollywood-Produktion, dem Anti-Nazi-Film Paris Calling (1941) auf der Leinwand zu sehen; beachtliche Erfolge erzielte sie später am New Yorker Broadway, u.a. in dem Bühnenstück The two Mrs. Carolls (1943) von Martin Vale. Bergner engagierte sich in Exilantenkreisen und gehörte neben B. Brecht, E. Piscator und L. Feuchtwanger 1944 zu den Mitunterzeichnern der Charta des „Council for a Democratic Germany“. Nach Kriegsende ging sie 1951 zurück nach London, wo sie fortan ihren Lebensmittelpunkt fand, obwohl sie für gelegentliche Engagements auf die deutsche Bühne zurückkehrte. 1978 veröffentlichte sie ihre Unordentlichen Memoiren, die eher anekdotische denn ganz korrekte biographische Erinnerungen versammelten. Vielfach ausgezeichnet, nach den Kriegsjahren jedoch nicht mehr an ihre außerordentlichen Erfolge der 1920er und 1930er Jahre anknüpfend, starb sie im Alter von 88 Jahren in London.


Weitere wichtige Filmrollen

Ariane (1930); Der träumende Mund (1932); The Rise of Catherine the Great (1934)

Quellen und Dokumente

F. Porges: Elisabeth Bergner im Film. In: Der Filmbote, 23.8.1924, S. 9; N.N.: Der Geiger von Florenz. In: Mein Film, H. 47/1926, S. 2; N.N.: E. Bergner filmte in Wien (ad: Dreharbeiten zu Schnitzlers Fräulein Else). In: Mein Film, H.101/1927, S. 9; N.N.: E. Bergner hat geheiratet. In: Die Stunde, 11.1.1933, S. 3; [PEM]: Sollen Künstler eine Gesinnung haben. Der Fall Elisabeth Bergner. In: Die Weltpresse, 3.4.1948, S. 3; N.N.: Ein romantisches Kind. In: Der Spiegel, 27.11.1978, S. 257-262; N.N.: Gestorben. In: Der Spiegel, 19.5.1986, S. 252.

Literatur (Auswahl)

K. Völker: Elisabeth Bergner – Das Leben einer Schauspielerin. Ganz und doch immer unvollendet. (Beitr. zu Theater, Film und Fernsehen aus dem Institut für Theaterwissenschaften der Freien Universität Berlin 4), Berlin 1990; M. Heymann: Elisabeth Bergner – mehr als eine Schauspielerin. Vorwerk 8, Berlin 2008;     

Movie Legends (Bergner in Filmposituren). online verfügbar unter: Youtube. Elisabeth Bergner, verfügbar in: Künste im Exil online; ferner in: Steffi-online-Archiv

(VW)