Geb. 27.5. 1849 in Kwatschitz/Kvačice (bei Ungarisch-Brod/Uherské Hradiště, Österreich, heute Tschech. Republik; gest. 18.3.1920 in Wien. Journalist, Redakteur seit 1872 bei der Neuen Freien Presse. Abgeordneter.

(PHK, in Vorbereitung)

Geb. 9.2. 1885 in Wien, gest. 24. 12. 1935 in Wien. Komponist

Materialien und Quellen:

Eintrag von Matthias Schmidt in: Österreichisches Musiklexikon; Alban Berg-Stiftung Wien: hier.

Wilhelm Sinkovicz, Herwig Knaus: Alban Berg. Zeitumstände. Lebenslinien. Salzburg-Wien: Residenz 2008; Christopher Hailey (Hrsg.): Alban Berg and his world. Princeton, NJ u. a.: Princeton Univ. Press 2010.

(PHK, in preparation)

Geb. 9.5. 1883 in Brünn/Brno (k.k. Österreich-Ungarn), gest. 23. 11. 1956 in Wien. Kabarettist, Komponist, Pianist, Schauspieler, Schriftsteller, Exilant und Remigrant.

Materialien und Quellen:

Homepage der A. Berg-Gesellschaft: hier.

(in Bearbeitung)

Geb. 12.12. 1878 in Wien, gest. 26.1.1961 in Wien. Journalistin, Redakteurin, Schriftstellerin.

G. v. Berger, die Nichte des Burgtheaterdirektors Alfred v. Berger, erhielt ihre Ausbildung durch Hauslehrer und besuchte als Erwachsene einige Veranstaltungen und Vorlesungen an der Universität Wien. Literarisch trat sie erstmals mit der Erzählung Die Schlange, die Geschichte einer Ehe (1907) sowie mit dem Novellenband Die Jüngere und andere Geschichten 1912 in die Öffentlichkeit. Ihm folgte 1913 der Band Königskind Seele. In Zeitschriften, z.B. in H. 15/1910 des Merker, kamen regelmäßig Gedichte zum Abdruck. Im Jahr 1915 wurde sie bereits zur Vizepräsidentin der Vereinigung der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen gewählt. Zudem war sie Mitglied im Wiener Frauenclub, der regelmäßig Vortragsabende veranstaltete. 1916 folgte die in der Kritik zwiespältig aufgenommene, am Burgtheater aufgeführte Tragödie Der Sohn der Sonne (der eine Vergewaltigungserfahrung im antiken Ägypten thematisierte). Nach dem Tod ihrer Mutter 1917, die, so in einem späteren Brief, eine psychische Erkrankung zur Folge hatte, musste sie sich weitgehend um die Versorgung der Familie kümmern. Nichtsdestotrotz konnte 1919 ihr erster Roman erscheinen: Die törichte Geschichte der Terpsichore Liebenreich, dem 1922 Der wandelnde Tod folgte. Danach folgten wieder Jahre mit Hauslehrerinnen-Tätigkeiten und gelegentlichen Beiträgen für Zeitschriften und Zeitungen, u.a. für die Bühne, die Czernowitzer Neue Illustrierte Zeitung, Neues Wiener Tagblatt oder die Wiener Zeitung. 1925 erschien bei Reclam, versehen mit einem Nachwort von Felix Salten, ein weiterer Novellenband unter dem Titel Die Schlange. 1928 zählte sie zu den Mitarbeiterinnen des von Erwin Rieger herausgegebenen Bilanzbandes zum zehnjährigen Bestehen der Republik unter dem Titel Ewiges Österreich. Ein Spiegel seiner Kultur. 1929-30 arbeitete Berger als Redakteurin der Zeitschrift Wiener Mode. 1930 kam eine dreiaktige Komödie zur Aufführung: Weltreise (Der Tag, 5.10.1930, 20). Von 1931-39 wurde sie Mitarbeiterin in der Theatersammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. 1932 wurde sie zum Schatzmeister im Schutzverband deutscher Schriftsteller in Österreich, als dessen Vorsitzender Oskar M. Fontana fungierte, gewählt und Ende 1934 darin bestätigt. Anlässlich des Erscheinens ihres Lyrikbandes Glocken aus dem Jugendland hatte sie am 7.6. 1936 in Radio Wien eine Lesung aus eigenen Werken, die Dora Stocker-Meynert mit einem Porträt einbegleitete. Sie selbst hatte zuvor die katholische Schriftstellerin (und Kulturkämpferin) Josefine Widmar mit einem Kurzporträt in derselben Zeitschrift vorgestellt, was auch anzeigt, dass Berger seit den späten 1920er Jahren etwa eine verstärkte Hinwendung zum Katholizismus vollzog und sich u.a. auch mit dem Genre von Oster- und Passionsspielen befasst hat.

Eintrag auf: biografia.at: hier.

N.N.: Rez. zur Tragödie Der Sohn der Sonne. In: Das interessante Blatt, 1.6.1916, S. 15; Rez. von Leo Feld zu Der Sohn der Sonne. In: Die Zeit, 21.5.1916, S. 3-4; N.N.: Kurzrez. zum Novellenband Die Schlange. In: Illustriertes Familienblatt. H. 15/1925, S. 17; G.v. Berger: Die Dompteuse. In: Die Bühne H. 47/1925, S. 24-25; f.a.: Rez. zu Weltreise. In: Der Tag, 12.10.1930, S. 19; G.v. Berger: Die schaffende Frau. In: Österreichische Kunst, H.2/1934, S. 19-20; G.v. Berger: Lilu und das Missverständnis. In: Die Bühne H. 406/1935, S. 7; Dora Stocker-Meynert: Gisela Berger. In: Radio Wien, 5.6.1936, S. 6-7;

(PHK, work in progress)

geb. am 27.5.1892 in Wien – gest. am 11.1.1981 in Moskau; (Film)Architekt, Szenenbildner

Aus einer jüdischen Familie kommend, besuchte Berger zunächst die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt und ab 1911-15 die Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Dort hatte er u.a. Josef Hoffmann und Oskar Strnad als prägende Lehrer. Den Ersten Weltkrieg überstand er nach einem Einsatz an der Isonzofront (1915) vorwiegend in Belgrad. 1919 trat er aus der Israelitischen Kultusgemeinde aus und begann sich, neben kleineren Architekturarbeiten, für den Film zu interessieren. So wirkte er 1918 im (Kriminal)Film Der Schatz der Berge als Schauspieler mit und stattete 1919 erstmals einen „Sensationsfilm“ der Sascha-Film, Die Jagd nach dem Glück (Regie: Fritz Freissler), innenarchitektonisch aus (Die Kinowoche H.10/1919,11), woraufhin er 1920 beruflich ganz zur Sascha-Film wechselte. Im selben Jahr fertigte er auch die Lithographien zu H. Sonnenscheins Die Legende vom weltverkommenen Sonka (E.P. Tal) an. 1921 folgten die Dekorationen für den Helios-Vita-Film Don Ramiro und im Okt. 1923 zeichnete er für die Kulissen der 1809 spielenden Medardus-Verfilmung (auf der Basis von Schnitzlers Bühnenstück Der junge Medardus) mitverantwortlich und arbeitete erstmals mit M. Kerstesz enger zusammen. Ebenfalls 1923 war er, gemeins. mit F. Lampl u.a. Mitbegründer der Glas-Keramik-Werkstätten Bimini.

1924 war Berger in drei großen Historienfilmen für die Ausstattung zuständig (tw. gemeins. mit Emil Stepanek und bzw. oder mit Julius v Borsody): Harun al Raschid, Die Sklavenkönigin und Salammbó. Ab 1925 verlagerte sich dies stärker auf die Ausstattung von Unterhaltungsfilmen, beginnend mit Das Spielzeug von Paris (engl.Vorlage : Red Heels von M. Lawrence), sowie für die Revuebühne im Apollo-Theater, 1926 ferner für jene in Die Pratermizzi sowie in der Lustspielverfilmung Das Kamel geht durch das Nadelöhr aber auch im Max Neufeld-Film Die Brandstifter Europas und 1927 für Café Elektric. 1925-26 war er auch für Wohnblöcke des Bauprogramms des ›Roten Wien‹, z.B. für jenen in der Schlachthausgasse vorgesehen (Der Tag, 7.5.1926,7), wo er mit seinem Bruder Josef zusammenarbeitete. Auch für Tanzabende und -matineen von G. Geert und H. Holger entwarf Berger wiederholt die Kostüme. Auch beim Tingel-Tangel-Film war Berger beteiligt.

In: Das Kino-Journal 20 (1927), Nr. 875, S. 19

1928 verf. er u.a. Essays wie z.B. über Die Luftschlösser des Films bzw. über Elementarkatastrophen im Filmatelier; im selben Jahr war Berger für die Interieur-Gestaltung der Verfilmung des Bettauer Romans Das Entfesselte Wien unter dem Titel Schwüle Stunden zuständig, welche von F. Rosenfeld in der AZ als vergebene Chance kritisch kommentiert wurde. 1929-30 waren ebenfalls sehr produktive Jahre für Berger; einerseits stattete er Filme wie C. Wienes Revolution der Jugend oder Revuen wie jene der sozialdem. Genossenschaften Ein Tanz um die Welt, die im Arbeiterheim Favoriten unter Mitwirkung der Tanzgruppe Geert ihre UA am 2.10.1929 hatte, sowie Flieg mit mir durch Österreich (1930), mit Bühnenaufbauten bzw. Kostümen aus, andererseits betätigte er sich verstärkt als Drehbuchautor, meist gemeinsam mit Siegfried Bernfeld, etwa für die Tonfilmrevue Apollo, Apollo oder für den Neufeld-Film Nachtlokal, ferner für die Sascha-British Internat. Pictures-Koproduktion Champagner (F. Porges bezeichnete in diesem Kontext Berger als einen „der besten Filmarchitekten“) sowie für eine österr.-tschech.-polnische Produktion unter dem Titel Karussell (Die Stunde, 11.9.1929,9). 1930 war er auch an der Verfilmung der Oberst Redl-Reportage von E. E. Kisch und an der Gründung der Gruppe ›Film der Jungen‹ (Der Tag, 27.3.1930, 8) beteiligt; 1931, wieder gemeins. mit Bernfeld, am Drehbuch für den unter der Regie von Otto L. Preminger gedrehten Film Die große Liebe, einem Mutter-Sohn-Nachkriegsdrama. 1932 legte Berger nicht nur den utopistischen Propagandafilm für die sozialdemokrat. Wahlbewegung Die vom 17er Haus vor (AZ, 2.4.1932, 5), sondern war an der Ausstattung bzw. am Bühnenbild von mehreren Filmen und Sketches beteiligt, so z.B. an dem von Neufeld inszenierten Sehnsucht 202, am Sascha-Film Hochzeit zu dritt, am Tonfilmsketch von Farkas Die Justizmaschine oder am René Claire-Film Es lebe die Freiheit. Zudem legte er den programmatischen, auch von Radio Wien ausgestrahlten Essay Aus der Werkstatt eines Filmarchitekten vor. 1933 zählte Berger zu den Mitbegründern eines Lehrinstituts für Tonfilmkunst in Wien; er initiierte zehn Kurzfilmprojekte, von denen aber nur zwei, Der Herr Scheidungsgrund und Das große Los realisiert wurden.

Insgesamt verschlechterte sich die Auftragslage deutlich, und Berger wirkte auch nur mehr an wenigen filmarchitektonischen Ausstattungen, z.B. an Großfürstin Alexandra (mit M. Jeritza, P. Hartmann u. L. Slezak in den Hauptrollen) sowie Abenteuer am Lido, mit. 1935 war das letzte erfolgreiche Jahr für Berger in Österreich: er stattet die Filme Heute ist der schönste Tag, Letzte Liebe, Bretter, die die Welt bedeuten und v.a. den Bashkirtzeff-Film Tagebuch der Geliebten, ein Tobis-Sascha „Großfilm“ (mit Lili Darvas, Hans Jaray u. Attila Hörbiger in den Hauptrollen) aus. 1936 kam wohl noch der von ihm ausgestattete u. von R. Oswald inszenierte Unterhaltungsfilm Heut‘ ist der schönste Tag in die Kinos, doch Berger, den das 1936 vom austrofaschist. Ständestaat ausgesprochene Arbeitsverbot für jüdische Bürger in der Filmbranche hart traf, entschloss sich über Prag nach Moskau zu emigrieren, wo er fortan blieb und auch als Filmarchitekt für Meschrabpom tätig sein konnte.


Weitere Ausstattungen und/oder Regietätigkeiten:

Die Kaiserjäger (1928); Liebe im Mai (1928); Luxus (1928); Parade der Liebesparade (Revue-Ausstattung 1930), Micky der Schießbube (1931); Lumpenkavaliere (1932); Karneval und Liebe (1934); Hoheit tanzt Walzer (1935).

Literatur

Ch. Dewald:  Artur Berger: Vom Architekten des „Roten Wien“ zum Filmausstatter der sowjetischen Mosfilm (2012).  online verfügbar unter: https://www.oeaw.ac.at/fileadmin/Institute/INZ/Bio_Archiv/bio_2012_05.htm

https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_B/Berger_Artur_1892_1981.xml

https://www.film.at/die_vom_17er_haus

Quellen und Dokumente

(Plakat:) Der Schatz im Berge. In: Neue Kino-Rundschau, 1.6.1918, S. 20; N.N: Die Sklavenkönigin. In: Wiener Morgenzeitung, 24.10.1924, S. 7; (Plakat:) Die Brandstifter Europas. In: Der Filmbote, 10.7.1926, S. 19; (Plakat:) Das Kamel geht durch das Nadelöhr. In: Der Filmbote, 9.10.1926, S. 11; (Plakat:) Schlagerfilm Tingl-Tangl. In: Das Kino-Journal, 7.5.1927, S. 19; A. Berger: Die Luftschlösser des Films. In: Mein Film, H. 113/1928, S. 13-14; A. Berger: Elementarkatastrrophen im Filmatelier. In: Mein Film, H. 114/1928, S. 7-8; F. Rosenfeld über Schwüle Stunden. In: AZ, 21.10.1928, S. 21; F. Porges über Champagner. In: Der Tag, 29.3.1929; S. 6; N.N.: Apollo, Apollo. In: Die Stunde, 30.11.1929, S. 8; F. Porges über Apollo, Apollo. In: Der Tag, 29.11.1929, S. 4; N.N.: Nachtlokal. In: Der Tag, 7.12.1929, S.6; F. Argus über Oberst Redl-Film. In: Mein Film. H. 260/1930, S. 10-11; N.N.: Kleine Szene aus der Großen Liebe. In: Mein Film, H. 302/1931, S. 10; A. Berger: Aus der Werkstatt eines Filmarchitekten. In: Mein Film. H. 349/1932, S. 9-10; N.N.: Ein Rückblick aus dem Jahre 2032 (Zu: Die vom 17er Haus). In: AZ, 2.4.1932, S. 5; A. Berger über Sehnsucht 202. In: Die Stunde, 22.8.1932, S. 4; N.N.: Wiener Kurzfilme. In: Mein Film, H. 370/1933, S. 10; L. Darvas über Bashkirtzeff-Film. In: Mein Film, H. 503/1935, S. 17-18.

(PHK)

geb. am 22. 8. 1897 in Drohobycz in Galizien, Österreich-Ungarn (heute Ukraine) – gest. am 12. 5. 1986 in London, Film- und Theaterschauspielerin.

Elisabeth Bergner, geb. Elisabeth Ettel, war die Tochter des jüdischen Kaufmanns Emil Ettel und seiner Frau Anna Rosa (geb. Wagner) und wuchs weitgehend in Wien auf. Mit einem Stipendium ausgestattet, absolvierte sie dort bereits in jungen Jahren ihre Schauspielausbildung am Konservatorium. Nach ersten Engagements u.a. in Innsbruck, München und Wien erlangte sie 1923 am Berliner Theater größere Bekanntheit in einer Shakespeare-Inszenierung („Wie es euch gefällt“) von M. Reinhardt, der die Rolle der Rosalinde mit ihr besetzte. Durch ihr knabenhaftes Aussehen – „großäugig, Bubikopf, naiv und kokett mit verführerisch singender Stimme, halb Elfe, halb Engel, kaum Frau“ (SPIEGEL) avancierte sie bald zu einer der „markantesten“ Darstellerinnen der deutschsprachigen Bühnen. Mit weiteren Rollen wie z.B. der „Heiligen Johanna“ in Berlin zum Star geworden, drehte sie bald auch Filme, vorrangig mit dem damals noch wenig bekannten Regisseur Paul Czinner, der es laut zeitgenössischer Presse verstand, „Rollen für sie zu schaffen, die ihr jede Entfaltung ermöglichen“ (MEIN FILM , 47/1926). Bereits ihre ersten Stummfilmrollen als unglückliche, junge Ehefrau Nju im gleichnamigen Film oder als Bürgerstochter in Der Geiger von Florenz (1926), wo sie an der Seite von Walter Rilla spielte, sowie in Fräulein Else (1929) erregten große Aufmerksamkeit, nicht zuletzt in Wien, wo die Kritik bereits 1924 die Bergner als „eine Schauspielerin von Ruf“ feierte, „die das Schicksal aller in Wien Verkannten (alle die hochbegabten Wiener Künstler, die man hier geringschätzig behandelt und ohne weiters ziehen läßt, kommen später ‚von draußen‘ als die gefeierten Gastspielgrößen zurück) teilte“ (Der Filmbote Nr. 34, 23.8. 1924, 9). Dabei lobte F. Porges ihre „reiche mimische Ausdruckskunst“, die sowohl auf Bühne als auch im Film von starker Wirkung sei, referiert wurde aber auch eine Bemerkung Czinners, dass Bergner „die Kunst der Bühne höher einschätzte, als die des Films“ (ebd.) und Spekulationen über die Gründe für diese Priorisierung angestellt (u.a. das naheliegende Argument, sie vermeine „auf das Ausdrucksmittel der Sprache nicht verzichten zu können“). Wegen der sich verschärfenden Diskriminierung von Juden sah sich Bergner zunehmend unter Druck und kehrte 1933 von einem Gastspiel in London nicht mehr auf die deutsche Bühne zurück – wohl auch, da man ihr geraten hatte, fortan nur mehr am jüdischen Theater zu spielen. Gegen diese Vermutung spricht ein angebliches „Arisierungsangebot, das die Nazis ihr nach London übermittelten, um sie zurückzulocken“ (DER SPIEGEL v. 19.05.1986), auf das sie jedoch nicht reagiert haben soll. In England spielte sie sowohl in Filmen wie in Escape me never (1935) – eine Leistung, für die sie 1936 sogar für den Oscar nominiert wurde – und Stolen life (1939) als auch auf der Bühne; „sie wurde der königlichen Familie vorgestellt und durfte sogar Shakespeare sprechen, obwohl man ihre Herkunft an ihrem Akzent erkannte“ (Die Weltpresse, 3.4. 1948, Nr. 79).

Nach Kriegsausbruch zog sie mit Czinner, den sie schon im Januar 1933 „sehr diskret, mit Ausschluß jeder Öffentlichkeit“ in London geheiratet hatte – im Übrigen nicht ohne „eine rasch inszenierte Verwechslungskomödie, in der die Bergner auf telephonische Anfragen hin angab, nicht die berühmte Elisabeth Bergner zu sein, sondern eine Privatperson, die ihre Ruhe haben möchte und Paul Czinner erklärte, er wolle wohl Fräulein Bergner heiraten, aber das Fräulein Bergner sei gar nicht die Bergner“ (Die Stunde v. 11.1.1933, S. 3) – in die USA. Die Gelegenheit ergab sich bei dem Dreh des englischen Propagandafilms Die neunundvierzigste Parallele, dessen Außenaufnahmen in Kanada gemacht wurden und bei dem Bergner für die weibliche Hauptrolle verpflichtet wurde: „[W]ährend man dort arbeitete, fuhr die Bergner über die Grenze nach den Vereinigten Staaten und kam nicht mehr zurück. Sie fuhr nach Hollywood. In den englischen Zeitungen erschien eine kleine Notiz, die besagte, man habe die Rolle der Bergner mit einer anderen Schauspielerin besetzt. In Wirklichkeit war jedoch dieser Zwischenfall eine größere Katastrophe, als man erkennen konnte, weil ja die Szenen, in denen die Bergner in England gespielt hatte, nochmals gedreht werden mußten“ (Weltpresse, 03.04. 1948, Nr. 79). Tatsächlich war sie in nur einer Hollywood-Produktion, dem Anti-Nazi-Film Paris Calling (1941) auf der Leinwand zu sehen; beachtliche Erfolge erzielte sie später am New Yorker Broadway, u.a. in dem Bühnenstück The two Mrs. Carolls (1943) von Martin Vale. Bergner engagierte sich in Exilantenkreisen und gehörte neben B. Brecht, E. Piscator und L. Feuchtwanger 1944 zu den Mitunterzeichnern der Charta des „Council for a Democratic Germany“. Nach Kriegsende ging sie 1951 zurück nach London, wo sie fortan ihren Lebensmittelpunkt fand, obwohl sie für gelegentliche Engagements auf die deutsche Bühne zurückkehrte. 1978 veröffentlichte sie ihre Unordentlichen Memoiren, die eher anekdotische denn ganz korrekte biographische Erinnerungen versammelten. Vielfach ausgezeichnet, nach den Kriegsjahren jedoch nicht mehr an ihre außerordentlichen Erfolge der 1920er und 1930er Jahre anknüpfend, starb sie im Alter von 88 Jahren in London.


Weitere wichtige Filmrollen

Ariane (1930); Der träumende Mund (1932); The Rise of Catherine the Great (1934)

Quellen und Dokumente

F. Porges: Elisabeth Bergner im Film. In: Der Filmbote, 23.8.1924, S. 9; N.N.: Der Geiger von Florenz. In: Mein Film, H. 47/1926, S. 2; N.N.: E. Bergner filmte in Wien (ad: Dreharbeiten zu Schnitzlers Fräulein Else). In: Mein Film, H.101/1927, S. 9; N.N.: E. Bergner hat geheiratet. In: Die Stunde, 11.1.1933, S. 3; [PEM]: Sollen Künstler eine Gesinnung haben. Der Fall Elisabeth Bergner. In: Die Weltpresse, 3.4.1948, S. 3; N.N.: Ein romantisches Kind. In: Der Spiegel, 27.11.1978, S. 257-262; N.N.: Gestorben. In: Der Spiegel, 19.5.1986, S. 252.

Literatur (Auswahl)

K. Völker: Elisabeth Bergner – Das Leben einer Schauspielerin. Ganz und doch immer unvollendet. (Beitr. zu Theater, Film und Fernsehen aus dem Institut für Theaterwissenschaften der Freien Universität Berlin 4), Berlin 1990; M. Heymann: Elisabeth Bergner – mehr als eine Schauspielerin. Vorwerk 8, Berlin 2008;     

Movie Legends (Bergner in Filmposituren). online verfügbar unter: Youtube. Elisabeth Bergner, verfügbar in: Künste im Exil online; ferner in: Steffi-online-Archiv

(VW)

siehe Arnold Höllriegel

Geb. 1.10. 1892 in Hirschberg (Deutsches Reich, heute: Jelenia Góra, Polen), gest. (Freitod) 12.12.1941 in Moskau. Ärztin, Feuilletonistin, Kritikerin.

Materialien und Quellen:

(in preparation)

geb. am 7.5.1892 in Lemberg (heute L’viv, Galizien/Ukraine) – gest. am 2.4.1953 in Los Angeles; Reformpädagoge, Psychoanalytiker, Drehbuchautor, Exilant

Bernfeld wuchs als erstes von drei Kindern in gesicherten Verhältnissen auf; sein Vater war der jüdische Tuchgroßhändler Isidor Bernfeld, seine Mutter Hermine Schwarzwald-Bernfeld. Nach Übersiedelung der Familie nach Wien wuchs B. dort auf u. legte 1911 die Matura ab, um danach an der Univ. Wien bis 1915 Biologie, Geologie, Pädagogik, Psychologie u. Philosophie zu studieren und zum Dr. phil. mit der Arbeit Über den Begriff der Jugend zu promovieren. 1912 gab er bereits mit George Barbizon (Berlin) die Zs. Der Anfang. Zeitschrift der Jugend heraus u. betätigte sich als Vortragender u. Kursleiter im Volksheim (Ottakring), wo er z.B. am 1.2.1914 über J.G. Fichte hielt. Im April 1914 bot er für den Allgem. österr. Frauenvereins einen Vortrag über Frauenbewegung – Jugendbewegung an u. wurde dabei in der Zs. Neues Frauenleben (H 4/1914,107) als „jugendlicher Führer der Wiener Jugendbewegung“ tituliert. 1915 nahm er erstmals an Sitzungen der Wiener Psychoanalyt. Vereinigung teil u. wurde, auch von S. Freud gefördert, 1919 deren ord. Mitglied. Ab H.2/1916 findet sich B. als Beiträger in der von M. Buber hg. Zs. Der Jude. 1917 näherte er sich der zionist. Bewegung an u. organisierte im Mai 1918 einen zionist. Judentag, allerdings an einem Sabbat, was der anwesende M. Buber kritisch kommentierte. Zur selben Zeit ist er auch Hg. der jüd. Zs. Jerubbaal (April 1918- März 1919), die im jüd. R. Löwit-Verlag erschien, aber aus finanz. Gründen ihr Erscheinen einstellen musste. In der Übergangsphase von der Monarchie zur Republik engagierte sich B. auch im sog. Jüdischen Nationalrat u. fungierte als Kommandant der Jüdischen Selbstwehr. 1919 engagierte sich B. in mehreren Jugend- und Studententagen mit zionist. Ausrichtung, an denen auch bekannte Exponenten des Zionismus wie H. Bergmann oder R. Weltsch teilnahmen sowie am Projekt des Kinderheims Baumgarten, das vom American Joint Distribution Committee unterstützt wurde u. Ausgangspkt für die 1920 erfolgte Grd. des Jüdische[n] Institut für Jugendforschung und Erziehung war. 1920 erschien auch seine Schrift Das jüdische Volk und seine Jugend; 1920-21 war B. zudem als Sekretär von M. Buber tätig, u.a. auch für dessen Zs. Der Jude. 1922 eröffnete B. auf Anraten u. Förderung durch S. Freud eine psychoanalyt. Praxis in Wien u. widmete sich in den Folgejahren in zahlr. Vorträgen der Freudschen Psychoanalyse.

1924 wechselte B. von der zionist. Bewegung zur sozialdemokrat. Partei, was in der jüd. Wiener Morgenzeitung ebenso heftig kritisiert wurde wie in bürgerl. Blättern. 1925 ersch. seine Schrift Sisyphos oder die Grenzen der Erziehung, die auf große Resonanz stieß, weil sie u.a. eine Synthese aus Marxismus u. Psychoanalyse als wesentliche Fundamente pädagog. Arbeit behauptete. Zugleich hielt er am neugegr. Lehrinstitut der Wiener Psychoanalyt. Vereinigung den Einführungskurs zur Psychoanalyse. Gemeins. mit F. Zoref besorgte er auch die deutsche Übers. des Western-Romans von D. Clifford Pretty Polly and the Prairie unter dem Titel Das Lassomädel. In dasselbe Jahr fällt auch seine Übersiedelung nach Berlin. Im Sept.Heft des Kampfes 1926 veröffentl. er den programmat. Essay Sozialismus und Psychoanalyse; im Dezember mischt er sich auch in die Schmutz- und Schunddebatte ein und tritt erstmals im Programm von Radio Wien auf. 1927 trug er u.a. zum Sonderheft der Zs. für Psychoanalyt. Pädagogik (Thema: Sexuelle Aufklärung) bei, befasste sich in der Zs. Praxis mit dem Massenproblem und sozialist. Erziehung, betätigte sich als Übersetzer von Feuilletons von G. Clifford in der Salzburger Wacht, in der auch am 10.2.1927 sein Jazz-Feuilleton erschien, ferner in der AZ, Die Bühne und das NWJ (insgesamt über 20), war somit trotz Wohnorts Berlin in Österreich überaus präsent. 1928-29 wandte er sich wiederum dem Film verstärkt zu (Liebe im Mai, den F. Rosenfeld am 20.9. 1928 in der AZ gnadenlos verriss, ebenso Nachtlokal im darauffolgenden Jahr), betätigte sich aber auch als Literaturkritiker, Herzmanovsky-Orlandos Roman Der Gaulschreck im Rosennetz besprechend, und weiterhin als Übersetzer, 1929-30 v.a. von Texten von Henry O‘Hara. 1930 verf. B. gem. mit Robert Wohlmut als Regisseur den Film Lebende Ware, der von der Verleihfirma so verstümmelt wurde, dass sich die beiden zu einer Distanzierung von der Kinofassung gezwungen sahen. Im selben Jahr konnte der als Gemeinschaftsprod. der neugegr. Arbeitsgemeinschaft Neuer Film außerhalb des kommerz. Filmbetriebs Der Vagabund gedreht werden, den F. Rosenfeld als den „erste[n] österreichischen Avantgardefilm“ begrüßte. 1931 folgt der mit Arthur Berger verf., von Rosenfeld angesichts der Sascha-Produktionen durchaus begrüßte Tonfilm Die große Liebe. 1931-32 arbeitete er maßgeblich am Berliner Psychoanalyt. Institut mit u. mit Kurt Lewin zusammen. Zu seinem Bekannten- und Diskussionszirkel gehörten auch Th. W. Adorno, M. Horkheimer, W. Reich u.a.m. 1933 kehrte B. nach Wien zurück; zuvor war er noch mit dem Drehbuch des vom Völkerbund finanz. Films Der Haß, der stirbt betraut worden; ein Projekt, das jedoch nicht zustande kam. 1934 emigrierte er mit seiner Frau Suzanne Cassirer nach Menton (Südfrankreich), hielt aber noch Kontakt zu Wien, 1937 dann über London in die USA, wo er sich in San Francisco ansiedelte u. in den 1940er Jahren an der Medical School der Univ. of California tätig wurde.


Weitere Werke

Die neue Jugend und die Frauen (1914); Kinderheim Baumgarten (Berlin 1921); Psychologie des Säuglings (1925); Das Wolgamädchen (Stummfilm, 1930); Die vom 17er Haus (Drehbuch, gem. mit A. Berger, 1932)

Zionismus und Jugendkultur. = Werke Bd.3 (= Essays 1916-22), hg. von U. Hermann, W. Fölling, M. Fölling-Albers; Gießen 2011.

Quellen und Dokumente

Das Kind braucht keinen Schutz vor Schund. In: Arbeiterwille, 12.12.1926, S. 14, Sozialismus und Psychoanalyse. In: Der Kampf (1926), H. 9, S. 385-389, Ueber sexuelle Aufklärung. In: Arbeiterwille, 24.7.1927, S. 9, Jazz im Prater. In: Salzburger Wacht, 23.4.1928, S. 5, Der Gaulschreck im Rosennetz. Roman von Fritz von Herzmanowsky-Orlando. In: Salzburger Wacht, 13.6.1928, S. 6, Warum ich gegen den Sprechfilm bin. Aus einem Gespräch mit Charlie Chaplin. In: Salzburger Wacht, 8.3.1930, S. 9, J. U.: Der jüdische Jugendtag und wir. In: Jüdische Korrespondenz, 23.5.1918, S. 5, Zum jüdischen Erziehungsproblem. In: Wiener Morgenzeitung, 5.6.1921, S. 4f., F. S.: Ueber Psychoanalyse. In: Neues Wiener Tagblatt (Abendausgabe), 14.12.1923, S. 4, N.N.: S. B.: Sysiphos oder die Grenzen der Erziehung. In: Die Mutter, 16.12.1925, S. 13f., Inserat zu Liebe im Mai. In: Österreichische Film-Zeitung, 26.5.1928, S. 3, Verstümmelung eines Films durch die Verleihfirma. In: Das Kleine Blatt, 3.1.1930, S. 9, Fritz Rosenfeld: Der Vagabund. In: Arbeiter-Zeitung, 20.4.1930, S. 24f., Inserat zu Die große Liebe. In: Das Kino-Journal, 7.11.1931, S. 10, Fritz Rosenfeld: Filme der Woche [zu Die große Liebe]. In: Arbeiter-Zeitung, 25.12.1931, S. 9f.

Cover zu: Das jüdische Volk und seine Jugend [online verfügbar]

Nachlass: Library of Congress (Washington); Deutsche Nationalbibliothek (EB 96/274)

Literatur

L. Utley: Siegfried Bernfeld’s Jewish Order of Youth 1914-1922. In: Yearbook. Leo Baeck Institute 24(1979), 349-368; Karl Fallend, Johannes Reichmayr (Hgg.): Siegfried Bernfeld oder die Grenzen der Psychoanalyse. Basel-Frankf./M 1992; Armin A. Wallas: Die Zeitschriften Jerubbaal (1918/19) und Esra (1919/20) als Sprachrohr und Diskussionsforum der zionist. Jugendbewegung in Österreich. In: Ders.: Österreichische Literatur-, Kultur- und Theaterzeitschriften im Umfeld von Expressionismus, Aktivismus und Zionismus. Hg. von A. Lauritsch. Wuppertal 2008, 133-185; Peter Dudek: ›Er war halt genialer als die anderen.‹ Biografische Annäherungen an Siegfried Bernfeld (2012).

Roland Kaufhold: S. B. oder Die Grenzen der Psychoanalyse. In: haGalil.com, 18.10.2010, R. K.: Jugendbewegt. Der Zionist, Reformpädagoge und Psychoanalytiker. In: Jüdische Allgemeine, 30.8.2012.

(PHK)

Geb. 6.3. 1890 als M. Weisel in Wien, gest. 19.8. 1984 in Cresskill/ New York (USA). Frauenrechtsaktivistin, Juristin, Herausgeberin, Sachbuchautorin.

Materialien und Quellen:

Eintrag in ÖBL;

M.B.: Die Frau im österreichischen Recht (1). In: Die Moderne Frau, H. 11/1927, S. 2-3;

(PHK, in preparation)