Geb. 1.12. 1861 in Strzebowitz, Mähren, k.k. Österreich-Ungarn (heute: Třebovice bei Ostrava, Tschech. Rep.), gest. 30.3. 1944 in Ostrau/Ostrava. Kritikerin, Mäzenin, Schriftstellerin.

Materialien und Quellen:

Eintrag in: ÖBL;

(PHK, in preparation)

geb. am 11.9.1870 in Krakau – gest. am 15.10.1935 in Wien; Journalist, Politiker

S., Sohn einer Eisenbahnerfamilie, engagierte sich bereits als Gymnasiast in Wien für soziale Fragen und lernte dabei den sozialdemokrat. Parteivorsitzenden Viktor Adler kennen, der ihn für die Lokalredaktion der Arbeiter-Zeitungverpflichtete. Nach der Matura studierte S. Rechtswissenschaften in Wien und Zürich (ohne Abschluss). 1905 wurde S. von Adler mit der Leitung der Zs. Freigeist (ab 1911 Vorwärts) in Reichenberg betraut, wo er Teil der sog. Reichenberger Linke wurde und nationalistische Tendenzen in Böhmen bekämpfte. Mit seinem Manifest der österreichischen Radikalen geriet er in Konflikt mit Otto Bauer, erhielt aber auch Unterstützung durch Karl Kautsky, Rosa Luxemburg und Lenin. 1912 veröffentlichte er die Studie Der Arbeiter und die Nation, die in der österreichischen Sozialdemokratie eine breite Diskussion auslöste. 1913 nach Wien zurückgekehrt, publizierte er für die AZ, die satirische Zs. Glühlichter sowie die Zs. Der Kampf und engagierte sich für die Bildungsarbeit. Enttäuscht über das Verhalten der SDAP im August 1914 distanzierte sich S. zusehends von der Sozialdemokratie und schloss sich 1916 dem Verein Karl Marx um Friedrich Adler an. Dort traf er auf Franz Koritschoner und geriet mit der Zimmerwalder Linken in Kontakt. Bis 1917 für die AZ tätig, trat S. 1919 der KPDÖ bei und wurde noch im selben Jahr in den Parteivorstand gewählt. Zugleich fungierte er als führender Redakteur des Parteiorgans Die Rote FahneLeo Lania, selbst Redakteur der Roten Fahne, bezeichnete S. später in seiner Autobiographie inmitten des 1918/19 von den revolutionären Strömungen erfassten Café Central als den „einzigen professionellen Revolutionär in einer Gruppe von Amateuren“.

Durch Kritik am ultralinken Kurs der Parteiführung weitgehend isoliert, legte S. 1921 die Funktion des Chefredakteurs nieder und wurde 1922 aus der Parteiführung entfernt, arbeitete aber ab 1923 an der Zs. Die Internationale und, unterbrochen von einem Moskauaufenthalt, später auch wieder für die Rote Fahne. In brieflichem Kontakt mit Trotzki stehend, verlor er in seinen letzten Lebensjahren jedoch endgültig die Bindung zur Partei.


Quellen und Dokumente

Die Musterpartei der internationalen Sozialdemokratie. In: Die Kommunistische Internationale (1925), H. 2 [online einsehbar], Vom Austromarxismus. Was er war und was er ist. In: Die Rote Fahne, 26.4.1927, S. 2, Das Ende des Austromarxismus. In: Unser Wort (Prag), Juni 1933 [online einsehbar]

Literatur

Leo Lania: Today We Are Brothers. The Biography of A Generation. Boston: Riverside Press Cambridge 1942, S. 141, Herbert Steiner: Die Kommunistische Partei Österreichs von 1918-1933. Bibliographische Bemerkungen (1968), Isa Strasser: J. S. – Ein Lebensbild. In: J. S.: Der Arbeiter und die Nation, 101-107 (1982).

Th. Venus: S., J. In: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 363f. [Onlinefassung]

(ME)

Geb. 11.8. 1854 in Rohazna, Bukowina, Ks. Österreich; gest. 5.11.1940 in Czernowitz (rum.: Cernauti, heute: Tscherniwzi, UKR.)

Jurist, Politiker, Präsident der Jüd. Kultusgemeinde von Czernowitz 1904-1928; Reichsrats-Abgeordneter 1897-1914.

Materialien und Quellen:

Eintrag im ÖBL: hier; Eintrag von Daniela Gast im Bukowina-Portal.

Kurzporträt in: Ost und West. Illustrierte Monatsschrift für modernes Judentum. H 1(1906), S. 71.

(PHK, in preparation)

Geb. 5.10. 1910 in Wien, gest. 28. 12. 1966 in Wien. Komponist, Pianist, Exilant und Remigrant (Operette und Film)

Materialien und Quellen:

(in Vorbereitung)

Geb. 6.3.1870 in Wien, gest. 11.1.1954 in Bad Ischl (Oberösterreich). Operettenkomponist, Feuilletonist, Exilant und Remigrant.

Materialien und Quellen:

Eintrag in: Operettenlexikon: hier.

Eintrag von Monika Kornberger, Alexander Rausch in Österr. Musiklexikon (inkl. Familie Straus): hier.

Klaus Gehrke: Der Komponist Oscar Straus. Verehrt und verfemt. In: Deutschlandfunk 6.3. 2023.

(PHK, in preparation)

Geb. 6.3.1870 in Wien, gest. 11.1.1954 in Bad Aussee (Österreich). Kapellmeister, Komponist, Emigrant und Remigrant.

Materialien und Quellen:

Eintrag im Operetten-Lexikon: hier.

Fedora Wessler, Stefan Schmidl (Hgg.): Oscar Straus. Beiträge zur Annäherung an einen zu Unrecht Vergessenen. Amsterdam 2017. Online verfügbar: hier.

(PHK, in preparation)

geb. 16.08.1879 Brünn/Brno – gest. nach dem 28. Oktober 1944, KZ Auschwitz 

Bahnbeamter, Politiker, Journalist/Publizist

Der aus bürgerlichen Verhältnissen stammende, seit frühester Kindheit bewusst im Judentum verankerte Stricker absolvierte nach dem Abschluss der Oberreal- und Maschinenbauschule die Technische Hochschule in Brno/Brünn. Noch während seiner Schulzeit befasste er sich mit den Ideen von Theodor Herzl und engagierte sich in zionistischen Gruppen. 1896 war er z.B. Mitbegründer der akademischen zionistischen Vereinigung Veritas in Brno/Brünn und fungierte als deren Obmann, zwei Jahre später begründete er mit Emunah die erste jüdische Handelsangestelltenvereinigung der österreichischen Monarchie.  In dieser Zeit  verfasste er auch Texte für die Jüdische Volksstimme (Brno/Brünn) und hielt öffentliche Reden, in denen er u.a. forderte, dass sich deutsche und tschechische Juden nicht assimilieren, sondern sich dem Zionismus anschließen sollten. Seiner Auffassung nach war Palästina der einzige Ort, an dem die ‘Judenfrage‘ einer Lösung zugeführt werden könne. 

Sein politisches Engagement führte dazu, dass er 1901 Delegierter zum I. österreichischen Zionistentag sowie Delegierter zum Kongress der zionistischen Handelsangestellten wurde. Im Jahr darauf trat er in den Dienst der k.u.k. Staatsbahnen in Olmütz/Olomouc, von wo er 1905 in in die Direktion der Kaiser-Ferdinand-Nordbahn nach Wien versetzt wurde. 

In Wien, einem Zentrum der zionistischen Bewegung in Europa, entwickelte sich Stricker in der Folge zu einem der einflussreichsten jüdischnational-zionistischen Politiker. Gemeinsam mit Jakob Ehrlich wurde er 1912 nach den Wahlen zur Israelitischen Kultusgemeinde in deren Vorstand aufgenommen, 1913 dann am XI. Zionistischen Weltkongress, der in Wien stattfand, in das Große Aktionskomitee, das Exekutivorgan des Kongresses, gewählt. 

Aber auch als Journalist trat Stricker für seine Ideale ein: Bereits seit 1907 Redakteur der Jüdischen Zeitung, gründete er an der Seite von Nathan Birnbaum 1915 das Jüdische Kriegsarchiv, das mit seiner Zeitschrift Jüdisches Archiv die Leistungen jüdischer Soldaten im Ersten Weltkrieg ebenso dokumentierte wie die Leiden der jüdischen Zivilbevölkerung in den Kriegsgebieten Galiziens und der Bukowina. Nach Kriegsende entfaltete er mit Schriften wie Die Vertreter des jüdischen VolkesDer jüdische Nationalismus und Wie können wir unsere Jugend jüdisch erhalten?eine rege, der zionistischen Idee verpflichtete Publikationstätigkeit.

Bei den Wahlen zur Konstituierenden Nationalversammlung 1919 konnte er für die Jüdischnationale Partei ein Mandat erringen. Als Abgeordneter spach er sich gegen einen Anschluss Deutschösterreichs an Deutschland aus und plädierte für eine Urabstimmung (WMZ, 27.1.1919, 2). Bei den Nationalratswahlen im darauffolgenden Jahr gelang ihm – trotz Stimmenzuwachses – aufgrund einer Änderung im Wahlrecht der Wiedereinzug ins Parlament nicht.

Ebenfalls seit 1919 war Stricker Mitherausgeber sowie Chefredakteur der Wiener Morgenzeitung, der einzigen deutschsprachigen jüdischen Tageszeitung in Europa, die gleichzeitig als Sprachrohr für die Jüdischnationale Partei diente. Inhaltlich setzte sich das Blatt offensiv für die politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Rechte der Juden im In- und Ausland ein und trat entschieden gegen antisemitische Tendenzen auf. Die finanziellen Probleme der Wiener Morgenzeitung, die trotz intensiver Bemühungen Strickers nicht überwunden werden konnten, führten dazu, dass er sich 1925 aus der Zeitung zurückzog. Nach ihrem endgültigen Aus 1927 gab er bis März 1938 die wöchentlich erscheinende Revue Das Neue Blatt heraus.

Aufsehen erregte 1924 eine von Stricker eingebrachte Ehrenbeleidigungsklage gegen Hugo Bettauer: Nachdem Stricker in einem Artikel der Wiener Morgenzeitung „in […] energischer Weise gegen das […] Treiben Bettauers Front gemacht hatte“ (RP, 5.7.1924), beschuldigte ihn Bettauer seinerseits der Erpressung. Das Verfahren endete mit einer Ehrenerklärung Bettauers. 

Am XII. Jüdischen Weltkongress, der 1921 in Karlsbad/Karlovy Vary stattfand, wurde Stricker unter Präsident Chaim Weizman, dem späteren ersten Staatspräsidenten von Israel, zum Vizepräsidenten des Großen Aktionskomitees gewählt. Diese Funktion legte er drei Jahre später zurück, um damit gegen politische Entschlüsse innerhalb der Bewegung sowie wegen Weizmanns Befürwortung eines binationalen Staates zu protestieren. Es folgten turbulente Jahre für den streitbaren Politiker: 1925 trat er der radikalen zionistischen Partei bei, wechselte 1926 aber ins Lager der zionistischen Revisionisten (World Union of Zionist-Revisionists) unter Vladimir Jabotinsky. Im Dezember 1927 verließ er auch den Kultusvorstand (dem er 1932 wieder beitreten sollte) und das Zionistische Landeskomitee und gründete gemeinsam mit Leopold Plaschkes den Verband demokratischer Zionisten. 1933 war Stricker am XVIII. Zionistischen Weltkongress Mitbegründer der Judenstaatpartei und in der Folge wesentlich am Aufbau deren österreichischer Landesorganisation beteiligt, bewarb das Parteiprogramm aber auch im Rahmen von Vortragsreisen, die ihn durch weite Teile Mittel- und Osteuropas führten. 

Seit 1936 Vizepräsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, war Stricker  darüber hinaus auch Mitbegründer des Jewish World Congress und leitete bis 1937 dessen österreichische Sektion.

Stricker wurde am 14. März 1938 in seinem Büro seiner Zeitung Neue Welt von der SS verhaftet und mit dem „Prominententransport“ zunächst nach Dachau, dann nach Buchenwald deportiert. Erst elf Monate später wurde dem Ansuchen auf Enthaftung stattgegeben und eine Rückkehr nach Wien ermöglicht. Am 24. September 1942 wurden Stricker und seine Frau Paula mit einem der letzten Transporte nach Theresienstadt gebracht, wo er Mitglied des Ältestenrats wurde. Rund zwei Jahre später, im Oktober 1944, wurde das Ehepaar nach Auschwitz deportiert und ermordet.


Werke (Auswahl)

Schadet der Jüdische Nationalismus den Juden? (1919); Die wirksame Abwehr des Antisemitismus (1919); Die wirksame Abwehr des Antisemitismus (1919); Jüdische Politik in Oesterreich. Tätigkeitsberichte und Auszüge aus den im österreichischen Parlamente 1919 und 1920 gehaltenen Reden (1920); Wege der jüdischen Politik. Aufsätze und Reden (1929); Zwerg-Judenstaat (1938); Wege der jüdischen Politik. Aufsätze und Reden (1929).

Quellen und Dokumente

„Adabei“ Robert Stricker. In: Jüdische Korrespondenz, 10.4.1919, 2-3; Jüdischnationale Wählerversammlungen. In: Wiener Morgenzeitung, 27.1.1919, 2; Bürgerliche Journalisten untereinander. In: Die Rote Fahne, 29.6.1924, 6; Zum Bettauer-Skandal. In: Reichspost, 12.5.1924, 3-4; Bettauer bittet um Entschuldigung. In: Reichspost, 5.7.1924, 8; Zusammengebrochen! In: Wiener Morgenzeitung, 5.7.1924, 1; Die Demission des Vize-Präsidenten Stricker. In: Neues Wiener Journal, 29.12.1924, 2; Die Juden für Schober. In: Neues Wiener Journal, 14.12.1929, 2; Unsere innere Unwahrheit und die Unabhängigkeit der bürgerlichen Zionisten. In: Der jüdische Arbeiter, 9.6.1933, 2; Robert Stricker, Die einzige Plattform der Zionisten. In: Die Stimme, 25.6.1937, 1.

Literatur

Gabriel Eikenberg, Der Mythos deutscher Kultur im Spiegel jüdischer Presse in Deutschland und Österreich von 1918 bis 1938, Hildesheim, Zürich, New York 2010; Josef Fraenkel, Robert Stricker, London 1950; Kathrin Glösel, Robert Stricker (1879-1944). In: Saskia Stachowitsch/Eva Kreisky (Hg.), Jüdische Identitäten und antisemitische Politiken im österreichischen Parlament, 1861-1933, Wien, Köln, Weimar 2017, 265-267; Dieter Hecht: Robert und Paula Stricker. In: Chilufim. Zeitschrift für jüdische Kulturgeschichte 7 (2009), 169–177; Dieter Hecht, Die Stimme und Wahrheit der jüdischen Welt. Jüdisches Pressewesen in Wien 1918-1938. In: Frank Stern/Barbara Eichinger (Hg.), Wien und die jüdische Erfahrung, 1900-1938. Akkulturation, Antisemitismus, Zionismus, Wien, Köln, Weimar 2009, 99-114; Klaus Hödl, Als Bettler in die Leopoldstadt. Galizische Juden auf dem Weg nach Wien, Wien 1994; Dieter Josef Mühl, Die Wiener Morgenzeitung und Robert Stricker. Jüdischnational-zionistischer Journalismus in Wien. In: Michael Nagel (Hg.), Zwischen Selbstbehauptung und Verfolgung: Deutsch-jüdische Zeitungen und Zeitschriften von der Aufklärung bis zum Nationalsozialismus, Hildesheim 2002, 253-268; Robert Wistrich, The Jews of Vienna in the Age of Franz Joseph, Oxford 1990; Artikel im Österreichischen Biographischen Lexikon (ÖBL).

(MK)

Geb. 26.10.1879 in Wien, gest. 3.9. 1935 in Bad Aussee. Architekt, Bühnenbildner, Designer, Lehrer

Vgl. Porträtmodul von Evelyne Polt-Heinzl: hier.

In Vorbereitung/Work in progress

Geb. 18.1.1877 in Iglau/Jihlava, k.k. Österreich-Ungarn; gest. 10.3.1946 in Perchtoldsdorf/Wien. Pseud.: Matthias Rongstock. Kritiker, Schriftsteller, Literaturfunktionär, Mitglied der NSDAP.

Quellen und Dokumente:

Eintrag in Literarische Landkarte der deutschmährischen Autoren: hier.

Rücktritt als Ehrenpräsident des deutsch-österreichischen Schriftstellerverbandes; in: Wiener Allgemeine Zeitung, 4.2.1934;

(PHK, in Vorbereitung)

Geb. 15.11. 1875 in Eger (k.k. Österreich-Ungarn, heute: Cheb, tschech. Republik), gest. 28.3.1953 in Wien. Journalist, Wissenschaftshistoriker, Urania-Mitbegründer und Direktor

Der Sohn eines Rechtsanwalts studierte nach abgelegter Matura an der TH Dresden und an der Univ. Berlin Naturwissenschaft, Philosophie und Theologie und promovierte 1901 mit einer Arbeit über die Kritik der inductiven Naturwissenschaft.1905 habilitierte er sich an der Technischen Hochschule in Brünn im Fach Geschichte der Naturwissenschaften und Naturphilosophie. und befasste sich bereits ab 1903 intensiv mit Paracelsus, dessen Werke er neu herausgab und über den er 1924 eine Monographie vorlegte. Ab etwa 1910 hatte er die wissenschaftliche Leitung der Urania inne, 1914 erhielt er auch einen Lehrauftrag an der TH Wien, wo er 1920 auch zum außerordentl,. Univ. Prof. ernannt wurde. Neben wissenschaftsgeschichtlichen Fragen und solchen des Verhältnisses von Naturwissenschaft und Philosophie interessierte er sich auch für religionsgeschichtliche Fragestellungen.

Materialien und Quellen:

Eintrag auf: Geschichtewiki.wien;

Besprechung von: Max Brod: Heidentum, Christentum, Judentum. In: NWJ, 10.12.1922, S. 9-10;

Weitere Schriften (Auswahl):

Die Vergangenheit der Naturforschung: ein Beitrag zur Geschichte des menschlichen Geistes. Jena 1913; Goethe als Naturforscher. Wien: Volksbildungshaus Wiener Urania, 1917; Albertus Magnus, Weisheit und Naturforschung im Mittelalter. Wien 1926.

(PHK, in preparation)