Geb. 1888 in Brünn (heute Brno, Tschechische Republik), gest. 16.5. 1959 in Mexiko-Stadt. Filmeditor, Kameramann, Regisseur, Schauspieler, Exilant.

Materialien und Quellen:

Eintrag (unvollst.) bei: filmportal.de;

(PHK, in preparation)

geb. 27.11.1904 Czernowitz – gest. 04.05.1971 Guangzhon (China)

Schriftstellerin, Autorin

1904 in Czernowitz in eine großbürgerliche Familie geboren, zog Blum mit ihrer Mutter 1913 nach Wien, wo sie fortan in ärmlichen Verhältnissen lebte. Der Kontakt mit dem ungeliebten Vater, einem Großgrundbesitzer und Abgeordnetem zum galizischen Landtag, brach ab. Ihr 1923 begonnenes Studium der Psychologie und Literatur beendete Blum aus finanziellen Gründen nicht; stattdessen arbeitete sie als Hauslehrerin, um das Leben für sich und ihre psychisch kranke Mutter zu bestreiten. In dieser Zeit veröffentlichte sie erste Gedichte und Erzählungen, so etwa in der jüdischen Wiener Morgenzeitung, der Czernowitzer Ostjüdischen Zeitung und in der zionistischen Zeitschrift Menorah. Blum, die sich nun immer stärker mit dem Judentum identifizierte, widmete sich in ihren Werken jüdischen Fragen im Allgemeinen und der ostjüdischen Lebensart im Besonderen. Die unter Juden weitverbreiteten Assimilations-bestrebungen lehnte sie strikt ab, etwa im Beitrag Die Tochter Zions für die Ostjüdische Zeitung (9.10.1924, S. 2f.). Sie engagierte sich zudem für die Emanzipation der Frau, deren gesellschaftliche Unterdrückung sie mit jener des jüdischen Volkes in Beziehung setzte.

Als überzeugte Zionistin reiste Blum 1929 nach Palästina mit dem Ziel, sich dort in der Nähe ihres Halbbruders eine neue Existenz aufzubauen. Sie kehrte jedoch bereits nach wenigen Monaten enttäuscht nach Wien zurück, wo sie endgültig mit der zionistischen Bewegung brach und der Sozialdemokratischen Partei beitrat. Wesentlichen Einfluss auf diese Entscheidung dürfte die noch aus ihrer Studienzeit bestehende Bekanntschaft mit Alfred Adler und dessen Umfeld gehabt haben, die Fragen der Gleichberechtigung von Mann und Frau durchwegs positiv gegenüberstanden. Blum verfasste in der Folge Artikel für die Arbeiterzeitung und die Arbeiterinnen-Zeitung, die sich mit Geschlechter-, Frauen- und Erziehungsfragen beschäftigten, aber auch Lyrik, die „in wohlgefeilten, ebenmäßig fließenden Versen […] von den Sorgen und offenen Fragen des Gegenwartsmenschen“ handelte (AZ, 9.2.1932, S. 8). Darüber hinaus trat sie als politische Rednerin in Erscheinung.  Blum befasste sich ebenso mit den Ansätzen der Individualpsychologinnen Sophie Lazarsfeld und Alice Rühle-Gerstel, die sich vehement für Frauenrechte engagierten.

1933 wurde Blum Mitglied der Vereinigung sozialistischer Schriftsteller. Zur selben Zeit kam es allerdings zu einer zunehmenden Entfremdung mit der Sozialdemokratie, die noch im selben Jahr zu ihrem Parteiaustritt führte.

Mit ihrem Antikriegs-Gedicht Ballade vom Gehorsam errang Blum 1934 im Rahmen des Literaturpreises der Internationalen Vereinigung Revolutionärer Schriftsteller den zweiten Platz, mit dem eine zweimonatige Studienreise in die Sowjetunion verbunden war. Sie blieb in der Folge in Moskau, wo sie als Übersetzerin und Lehrerin für Deutsch und Französisch arbeitete und zudem als Redakteurin verschiedener Literaturzeitschriften, u. a. Das Wort und Internationale Literatur, tätig war, u. a. auch mit Literaturkritik, z.B. zu I. Keun. Daneben veröffentlichte sie erste Gedichtbände.

Als Mitarbeiterin der Internationalen Arbeiterhilfe lernte sie den in Moskau untergetauchten chinesischen Schauspieler und Theaterregisseur Zhu Xiangcheng kennen, mit dem sie eine Liebesbeziehung einging. Als er nach wenigen Monaten verschwand, ging Blum als überzeugte Kommunistin davon aus, er sei von der Partei im Rahmen einer Geheimmission zurück nach China berufen worden. Tatsächlich war Zhu jedoch einer der Stalinistischen Säuberungswellen zum Opfer gefallen. Blum machte es sich in den folgenden Jahren zum Lebensinhalt, nach ihrem Freund zu suchen. Als ihr nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Ausreise aus der Sowjetunion erlaubt wurde, reiste sie mittellos und über zahlreiche Umwege nach China, wo sie sich – nach wie vor davon überzeugt, ihren Geliebten dort zu finden – dauerhaft niederließ. 1952 wurde sie zur Professorin für deutsche Sprache und Literatur an die Universität von Nanjing berufen, zwei Jahre später erhielt sie die chinesische Staatsbürgerschaft und nahm den Namen Zhu Bailan an.

In China verfasste sie, von der Exilerfahrung geprägt, zahlreiche Werke in deutscher Sprache, so z. B. den über weite Strecken autobiografischen Roman Der Hirte und die Weberin, in welchem sie ihre Beziehung mit Zhu aufarbeitete und der in der DDR publiziert wurde. Für die Zeitschrift Die Rote Fahne schrieb sie in den 1960er Jahren einige Artikel. Blum, die nicht mehr nach Österreich zurückkehrte, starb 1971 in Guangzhou in der Provinz Guangdon (ehemals Kanton).

Werke (Auswahl)

Die Antwort (1939); Wir entscheiden alles (1941); Donauballaden (1942); Schlachtfeld und Erdball (1944); Das Lied von Hongkong (1959); Der weite Weg (1960).

Literatur

K. Blum, Irmgard Keun. In: Internationale Literatur. Deutsche Blätter 9 (1939), H.6, 118-120; Thomas Lange, Emigration nach China: Wie aus Clara Blum Dshu Bailan wurde. In: Exilforschung. Ein internat. Jahrbuch, Bd. 3, 1985, 339-348; Clara Kenner, Der zerrissene Himmel. Emigration und Exil der Wiener Individualpsychologie, Göttingen 2007;  Zhidong Yang, Klara Blum – Zhu Bailan. Leben und Werk einer österreichisch-chinesischen Schriftstellerin, Frankfurt/M.1996; Zhidong Yang, Klara Blum. Kommentierte Auswahledition, Wien, Köln, Weimar 2001. Siglinde Bolbecher, „Vom Kinderblick der Zukunft überstrahlt…“ Die Dichterin Klara Blum. In: Cécile Cordon, Helmut Kusdat (Hg.): An der Zeiten Ränder. Czernowitz und die Bukowina. Geschichte. Literatur. Verfolgung. Exil. Wien 2002, 295-300; Adrian Hsia: China-Bilder in der europäischen Literatur. Würzburg 2010, 154-170; Klara Blum. In: Lexikon Exilliteratur [Online verfügbar].

Quellen und Dokumente

Klara Blum, Die Lieder des roten Palästina. In: AZ, 28.2.1930, S. 5; Klara Blum, Verständigung. In: AZ, 9.3.1930, S. 18; Klara Blum, Die Frauen und die bürgerliche Revolution. In: AZ,1.8.1931, S.11f; Werke gegen Krieg und Fascismus. In:  AZ,7.12.1933, S. 4; Klara Blum, Das Problem der Pubertätserziehung. Grundsätzliche Betrachtungen zum Film „Mädchen in Uniform“. In: AZ,1.2.1932, S. 3; Klara Blum, Revolutionierte Pädagogik. In: AZ, 7.12.1931, S. 3; Klara Blum, Frauen auf der Brücke. In: AZ, 30.5.1932, S. 3; Sozialistische Jugenddichter. In: AZ, 9.2.1932, S. 8; Klara Blum, Sind die Frauen reaktionär? In: AZ,5.12.1933, S. 6.

(MK)

Geb. 5.9. 1872 in Wien, gest. 12.8. 1940 in Wien.

Feuilletonistin, Schriftstellerin, Redakteurin.

Seit 1900 trat Bock mit feuilletonistischen Texten in Zeitungen wie dem in Olmütz/Olomouc erschienenen Mährischen Tagblatt (MTBl.) als Autorin in die Öffentlichkeit; ferner wurde ihre Novelle Entsagung im Zuge des Preisausschreibens des (Wiener) Interessanten Blattes im Juni 1900 mit einer Erwähnung bedacht. Ende 1902, im selben Jahr heiratete sie den deutschen Schriftsteller Theodor F. Bock, legte sie ihren ersten Roman Die Bernhardmädel vor, der im Wiener Theatermilieu spielt und die Entwicklung von drei Töchtern durch dieses Milieu als vorgezeichnete wie mit ambivalenten Klischees beschwerte darlegte. 1903 debütierte sie im Neuen Wiener Journal (NWJ) mit dem Feuilleton Das Ende, seit November 1903 (bis April 1904) erschien ihr Roman Der Heimweg in der Unterhaltungsbeilage der Wiener Frauen-Zeitung, der 1908 in Buchform veröffentlicht wurde. 1907 kam ihr Einakter Der Dieb auf der Raimundbühne zur Aufführung, das MTBl brachte u.a. eine Großstadterzählung unter dem Titel Jetzt bin ich dein, und ab 1909 druckte auch Die Muskete die bündige Erzählung Annas Erben von ihr ab, der 1914 nochmals in der Zeit erschien. 1913 kam schließlich ihr Roman Schiffbruch im Hafen im NWJ als Fortsetzungsroman zum Abdruck, womit Ida Bock eine anerkannte Stellung im feuilletonistisch-literarischen Spektrum für sich reklamieren durfte. Während des Weltkrieges veröffentlichte sie nur gelegentlich und dann eher unverfängliche Texte. Ab Mitte/Ende 1918 lieferte sie vorwiegend für die Wiener Landwirtschaftliche Zeitung sowie für das bei Ullstein erscheinende Blatt der Hausfrau, deren Wiener Redakteurin sie ab 1919 war, Ratgeber-Texte zu alltagspraktischen Fragen, die sich nur gelegentlich, z.B. in den Beiträgen für das NWJ, wie etwa im Feuilleton „Noch“, mit den drückenden alltags(sozial)politischen berührten.

Weitere Werke (Auswahl)

Sehnsucht (Einakterzyklus, 1904); Vor Torschluß (Roman, 1904); Am Glück fast vorüber (Roman, 1906); Der Fall Deinhardstein (Roman, 1909); Schuld (Roman, 1912); Das Licht der Finsternis (Roman, 1917); Armer Peter (Roman, 1920); Regisseur Zufall (Roman, 1924); Gespenster (1925)

(PHK/in Vorbereitung)

geb. am 3.2.1890 in Wien – gest. am 10.11.1959 in Sydney; Tänzerin, Choreografin, Tanzlehrerin und Wegbereiterin des Ausdruckstanzes.

Aus: Radio Wien, 10.2.1922, S. 30.

Die Tochter jüdischer Eltern (Theodor und Maria Bondi) wurde von ihrer Gouvernante zu Hause unterrichtet und verfolgte bereits in jungen Jahren ihre Tanzkarriere. Von 1905 bis 1910 erhielt B. klassischen Ballettunterricht bei Carl Godlewski. Inspiriert von Isadora Duncan und Ruth Saint Denis entwickelte sie ab 1910 ihren eingenen Tanzstil. 1917 entschied sie sich für den Künstlernamen Bodenwieser. Am 8. April 1917 hatte sie ihren ersten Soloauftritt im Mozarthaus in Salzburg, an das sie auch in den Folgejahren zurückkehrte. Im Mai 1919 folgte ein Auftritt im Wiener Konzerthaus, von dem sich Publikum und Kritiker begeistert zeigten. Ein Kennzeichen ihrer als Tanzgrotesken firmierenden Darbietungen war u.a. der Versuch, durch den Tanz einen Bezug zur modernen, d.h. expressionistischen und kubistischen Kunst bzw. Malerei herzustellen, so in einem Bericht über ihren Auftritt in den Kammerspielen bei Max Reinhardt in Berlin im Mai 1920 (NFP,10.5.1920, S. 4). Im Juni 1920 heiratete B. den ebenfalls aus einer jüdischen Familie stammenden Theaterregisseur Friedrich J. Rosenthal. Als Lehrerin für Mimik und Tanz war B. von 1921 bis 1938 an der Musikakademie in Wien tätig, von 1922 bis 1939 führte sie auch eine eigene Tanzschule im Wiener Konzerthaus.­

Wer will Frau Wahrheit beherbergen? (Hans Sachs)
Aus: Die Bühne, H. 281 (1930), S. 3.

Mit ihren Arbeiten trat B. alleine und mit ihrer Tanzgruppe in (Stumm)Filmvorführungen, z.B. 1922 als Einbegleitung zum Monumentalfilm Das indische Grabmal, in Theaterstücken und in Bewegungschoreographien sowie in Sprechtheater-Inszenierungen auf, u.a in Franziska 1924, Der brennende Dornbusch (nach Oskar Kokoschka, 1926), Das Mirakel 1927, Die Masken Luzifers 1936. G. B. begleitete ihre Tanzkreationen oft mit programmatischen Reflexionen, die in Zeitschriften wie Die Bühne ab 1925 regelmäßig zum Abdruck kamen, sichtbar z.B im Beitrag Der Tanz des eigenen Ich (1925). Zudem organisierte B. Ensembletourneen durch Europa, 1934 sogar nach Japan. Die Tanzgruppe Bodenwieser (1923-1938) begründete in summa einen eigenen Tanzstil, der maschinelle Bewegungen in künstlerische Form zu übertragen versuchte (Dämon Maschine 1924). Im Rahmen der Schubert-Zentenarfeier 1928 wirkte G.B. mit ihrem Ensemble gemeinsam mit anderen (z.B. Grete Groß, Valerie Katinka) maßgeblich an den Tanzvorführungen mit bis zu 150 Mitwirkenden vor dem Rathaus mit. Auch am Tanzprogramm der Wiener Festwochen 1930-35 war G.B., meist in Kooperation mit G. Groß, nahezu durchgehend vertreten. 1930 choreographierte sie ein Tanzfestspiel nach dem Text Wer will Frau Wahrheit beherbergen? von Hans Sachs im Großen Konzerthaussaal, das auf großen Anklang stieß. 1931 nahm sie mit ihrer Gruppe als Vertreterin Österreichs an der Internationalen Olympiade des weiblichen Sports und des künstlerischen Tanzes in Florenz teil. 1932 unterrichtete sie am Reinhardt Seminar und gab imNovember desselben Jahres ein Gastspiel in Paris. Ab 1933 verschlechterte sich auch in Wien – trotz der Feiern zum 25-jährigen Bestehen des Wiener Kunsttanzes (s. Radio Wien, 10.2.1933, S. 30) – die Arbeitsbedingungen für Tänzerinnen und Tänzer. 1938 emigrierte B. über Kolumbien nach Neuseeland und schließlich nach Australien, wo sie bis zu ihrem Tod lebte. Maßgeblich an der Entwicklung des modernen Balletts in Australien beteiligt, wirkte B. auch dort als einflussreiche Künstlerin und Lehrerin.


Quellen und Dokumente

Gertrud Bodenwieser: Vom wahrhaft neuen Tanz. In: Moderne Welt, Jg. 3 (1922), S. 11.

F.: Das indische Grabmal. In: Die Neue Zeitung, 28.2.1922, S. 4; E. K.: Die Wiener „Franziska“ in Berlin. In: Die Bühne, H. 24 (1925), S. 5; Dr. F. L.: Bodenwieser Kokoschka Strawinsky. In: Die Bühne, H. 69 (1926), S. 9; Dr. M.: Theater und Kunst. Raimundtheater. In: Der Humorist, 24.9.1925, S. 2; Paul Stefan: Händels „Julius Cäsar“ ander Musikakademie. In: Die Bühne, H. 83 (1926), S. 4; Theater- und Kunstnachrichten. In: Neue Freie Presse, 10.05.1920, S. 4; Theater und Kunst. Tanzabend Fräulein Gertrude Bodenwieser. In: Salzburger Chronik für Stadt und Land, 7.4.1917, S. 5; Theater, Kunst und Literatur. In: Salzburger Wacht, 7.10.1920, S. 5; Der Tanz des eigenen Ich. Gertrud Bodenwieser und ihre Schule. In: Die Bühne, H. 17 (1925), S. 34f; Das Künstlerfest der Hochschule für Musik und darstellende Kunst. In: Die Bühne, H. 21 (1925), S. 29; Die Redoute der „Bühne“. In: Die Bühne, H. 60 (1925), S. 5; Die Revolte der Bühne. In: Die Bühne, H. 61 (1926), S. 33. Neun Wienerinnen tanzen in Florenz. In: Neues Wiener Journal, 14.6.1921, S. 12; Gertrud Bodenwieser spricht amDonnerstag, 16. Februar, über den Wiener Kunsttanz. In: Radio Wien, 10.2.1933, S. 28.

Literatur

Marie Cuckson/H. Reitterer: Bodenwieser, Gertrud (1890-1959). In: Australian Dictionary of Biography online; Andrea Harrandt: Bodenwieser (eig.Bondi), Gertrud. In: Oesterreichisches Musiklexikon online; Marina Sassenberg: Gertrud Bodenwieser. In: Jewish Women’sArchive online; Dance Notation Bureau’s (DNB): Demon Machine (1923)by Gertrude Bodenwieser, Tanzvideo online verfügbar.

(MP/PHK)

Geb. 3.6.1894 in Klagenfurt (k.k. Österreich-Ungarn), gest. 20.1.1966 in Wien. Maler, Hochschullehrer.

(in preparation)

Geb. 20.1.1873 in Teplitz-Schönau, k.k. Österreich-Ungarn (heute: Teplice, Tschechische Rep.), gest. (ermordet) am 10.4.1941 in Hartheim (Ostmark/Drittes Reich) Fabrikant, Redakteur, Historiograph des Zionismus.

Materialien und Quellen:

Eintrag in: Lebensspuren-Schloss Hartheim: hier.

(PHK, in Vorbereitung)

Geb. 6.3.1904 in Wien, gest. 8.1. 1998 in Salzburg. Publizist, Redakteur.

Böhm studierte von 1923 bis 1928 an der Univ. Wien Rechtswissenschaft, Geschichte und Philosophie und promovierte 1928. Bereits in dieser Zeit betätigte er sich aktiv im Bund Neuland, einer katholischen Jugendbewegung sowie im Umfeld der Zeitschrift Schönere Zukunft. In den frühen 1930er Jahren hegte er zugleich ausgesprochen deutschnationale Sympathien und sprach sich für den autoritären Ständestaat aus, etwa 1932 auf der Neuland-Älteren Tagung: „Die Jugend ist für den autoritären Staat, der den göttlichen Ordnungswillen im menschlichen Bereich verwirklicht“ (Reichspost, 18.5.1932, 7) Doch schon im Juni 1933 trat er in die illegale österr. NSDAP ein und beantragte im Mai die ihm zuerkannte NSDAP-Mitgliedschaft, obwohl dies gegen die Prinzipien des Neuland-Bundes, der sich daraufhin auflöste, verstieß. 1938-39 wurde ihm die kommissarische Leitung der ehemals christlichsoz. Zeitung Reichspost bis zu deren Auflösung übertragen. Den Zweiten Weltkrieg verbrachte er zuerst als Luftwaffensoldat und ab 1942 als Mitarbeiter einer sog. wissenschaftlichen Dienststelle. Nach erfolgter Entnazifizierung und kurzer Lager-Internierung begann er schon 1946 eine zweite publizistische Karriere: zunächst beim Otto Müller-Verlag in Salzburg und ab 1953 als Redakteur bei der Zeitung Rheinischer Merkur.

Schriften:

Katholischer Glaube und deutsches Volkstum. Salzburg 1933.

Weitere Materialien und Quellen:

(PHK)

geb. 2.10.1893 in Breslau/Wroclaw – gest. 15.6.1949 in New York; Hochschullehrer, Mathematiker, Kunstkritiker, Journalist, Maler.

Als Sohn des Universitätsprofessors für Anatomie und Embryologie, Gustav Born, und dessen Ehefrau Bertha in Breslau/Wrocław (heute Polen) geboren, entstammte B. einer großbürgerlichen, assimilierten deutsch-jüdischen Familie. Sein Halbbruder (der ersten Ehe des Vaters entstammend) war der bekannte Physiker und Nobelpreisträger Max Born. Nach der Absolvierung des König-Wilhelm-Gymnasiums in seiner Heimatstadt trat B. 1914 als Kriegsfreiwilliger in das deutsche Heer ein, wo er bis 1918 bis Dezember 1918 als Rettungssanitäter diente. Nach dem Krieg heiratete er, besuchte die Akademie für bildende Kunst in Weimar und studierte Malererei bei Édouard Vuillard.

Obwohl ab 1919 an der Universität München inskribiert, arbeitete B. vor allem als Maler und Graphiker. In dieser Zeit fertigte er Portraits von zahlreichen Größen seiner Zeit (u. a. Albert Einstein, Sigmund Freud und Alfred Kerr) an, die u. a. in der Wochenendbeilage der Neuen Freien Presse erschienen. Auch war er wiederholt als Illustrator tätig: 1921 schuf er eine Serie von Lithographien für Thomas Manns 1912 erschienener Novelle Tod in Venedig; mit dem Autor stand er lebenslang in Kontakt. So stellte er auch Versuche an, Oskar Kokoschka für die Illustrierung von Manns Joseph-Romanen zu gewinnen. 1923 verlegte B. seinen Wohnsitz nach Wien, wo er sich zunehmend mit kunstgeschichtlichen Fragestellungen beschäftigte, woraus eine rege Publikationstätigkeit in Tageszeitungen und Kunstzeitschriften resultierte. B. verfasste eine Vielzahl von Kunstkritiken, die etwa in Die Bühne und Die Kunst erschienen.

Ab 1928 studierte er in München Kunstgeschichte bei Heinrich Wölfflin sowie Literaturgeschichte bei Fritz Strich; parallel dazu belegte er Kurse an der Münchner Kunstakademie. 1931 promovierte B. an der Universität Wien bei Josef Strzygowski zum Thema „Das Tiergeflecht in der nordrussischen Buchmalerei“; sein Doktorvater lenkte sein Interesse auch auf das Themenfeld Kunst in der Psychologie, zu welchem er mehrere Aufsätze publizierte. Ab den 1930ern gestaltete B. Beiträge für Radio Wien, so etwa zu der 1933 von ihm kuratierten und im Hagenbund gezeigten Ausstellung „Der Tanz im Bild“, und betätigte sich für kurze Zeit als Sachverständiger beim Wiener Dorotheum. Darüber hinaus arbeitete B. in der Organisation (kunst-)historische Ausstellungen, so etwa der Kaiser Franz Joseph-Ausstellung des Jahres 1935 sowie einer dem Altwiener Maler Johann Baptist Reiter gewidmeten Schau.

Nachdem er 1937 wegen der drohenden Verfolgung durch die Nationalsozialisten auf Einladung des Maryville College St. Louis in die USA emigriert war, arbeitete er dort zunächst als Art Director. Parallel übernahm er Lehraufträge für Kunstgeschichte am Asian Institute in New York, am Queens College, an der Louisiana State University, am Hunter College sowie zuletzt am New Yorker City College, wo er als Assistant Professor wirkte. Seine finanzielle Situation im Exil blieb insgesamt prekär.

B. war abseits seiner wissenschaftlichen Arbeiten weiterhin künstlerisch tätig: Seine Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Lithographien und Holzschnitte wurden bei Ausstellungen in Wien (z. B. Sezession, Hagenbund), München, Berlin, St. Louis und Baton Rouge gezeigt. Darüber hinaus veröffentlichte er – neben zahlreichen Beiträgen in amerikanischen Fachzeitschriften wie Art and Industry oder The American Collector –  auch Bücher über Kunstgeschichte und Amerikanische Kunst, u. a. das 1947 erschienene Still Life Painting in America sowie das zwei Jahre später publizierte American Landscape Painting, das von der New York Times unter die hundert besten Bücher des Jahres 1949 gewählt wurde.

B., der 1943 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft erhalten hatte, war Mitglied der Society of Architectural Historians, der College Art Association und der American Association of University Professors. Ererlag am 15. Juni 1949 in New York einer Herzattacke. Sein Nachlass wird in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrt.


Literatur 

Lee Sorensen, Wolfgang Born. In: Dictionary of Art Historians [Online verfügbar]; Ralph L. Wickiser, Wolfgang Born. In: College Art Journal, vol. 9, Iss. 2 (1949), S. 208 [Online verfügbar]; Wolfgang Born. In: Journal of the Society of Architectural Historians,  Vol. 8,  No. 1-2,  Jan. – Jun. (1949), S. 133-134; Wolfgang Born. In: National Cyclopedia of American Biography 37 (1951), S. 497-498 [Online verfügbar]; Dokumente der Universität Wien zu Wolfgang Born; Frank Baron, Wolfgang Born und Thomas Mann. In: Frank Baron, Gert Sautermeister (Hg.), Thomas Mann, Der Tod in Venedig: Wirklichkeit, Dichtung, Mythos, Lübeck 2003, S. 139-158; Dirk Heißerer (Hg.), „Wo Sie sind, ist Deutschland!“ Thomas Mann und Wolfgang Born. Briefwechsel. Texte. Zeichnungen. Bibliographie (Thomas-Mann-Schriftenreihe, Bd. 11), erscheint demnächst.

Quellen und Dokumente 

Wolfgang Born, Ausstellung altrussischer Kunst im Hagenbund. In: Die Bühne, (1929), H. 257, S. 16f; Wolfgang Born, Der gute billige Gegenstand. In: Radio Wien, 4.12.1931, S. 14; Ausstellung Wolfgang Born. In: AZ, 21.2.1927, S. 6; Wolfgang Born, Französische Kunst in der Albertina. In: Die Bühne (1929), H. 263  S. 17; Ausstellung „Österreich im Lichtbild“. In: Photo, Kino und Sport, Sep. 1933, S. 174; Eine kulturgeschichtliche Kunstausstellung. In: AZ, 5.2.1933, S. 10; Wolfgang Born, Maler, die den Himmel stürmen! Marinetti in der Futuristenausstellung der Neuen Galerie. In: Neues Wiener Journal, 20.2.1935, S. 7f; Arthur Roessler, Aus dem Kunstleben: Kunstausstellung J. B. Reiter. In: Radio Wien, 9.4.1937, S. 12.

(MK)

geb. am 26.4. 1896 in Lemberg (k.k. Österreich, heute: Lwiw, Ukraine), gest. am 5.4.1980 in Maria Gugging/Langenzersdorf (Österreich); Komponist, Pionier der Maschinen- und der elektronischen Musik, Exilant und Remigrant.

Aufgrund der Übersiedelung seiner Eltern Ida und Jakob Brand, besuchte bzw. absolvierte M.B. in Wien u.a. anderen Orten verschiedene Schulen, insbes. in St. Gallen, bevor er 1919 bei Franz Schreker in Wien und ab 1921 in Berlin Musik und Komposition studierte. 1924, nach Beendigung des Studiums, kehrte er nach Wien zurück, wo er A. Schönbergs Bläserquintett op. 26 hörte, das ihn sehr beeindruckte, weil es dodekaphonisch ausgeführt wurde. Als Komponist trat er öffentlich erstmals im Juli 1924 anl. einer als Reinhardt-Ersatz qualifizierten Inszenierung des altflämischen Märchens Mariechen von Nymwegen im Burggarten auf, für das er die Begleitmusik verfasste. Dieser ersten, zurückhaltend aufgenommenen Arbeit folgte die Musik für die UA des Schauspiels Der Knecht von R. Billinger (im Rahmen des Wiener Musik- und Theaterfestes) im Okt. 1924 NWJ, 10.10.1924, 11/ NFP 12.10.1924,14).

1925 kam es im Rahmen des 3.Kammermusikkonzerts im Musikverein-Festsaal zur UA des dreisätzigen Orchesterstücks Eine Nachtmusik (neben Werken von M. Reger u. O. Respighi), 1926 komponierte Brand die Musik zur Rote Hilfe-Revue. Für den 7.12. 1927 war die UA der Fünf Hebräischen Gesänge nach E. Lasker-Schüler im Rahmen der Abende der Gesellsch. für neue Musik angekündigt (Der Tag, 6.12.1927), die dann im Mai 1928 unter Erwin Stein uraufgeführt wurden u. ob ihrer eigenartigen Anordnung der Zwölftonreihe einen so kundigen Rezensenten wie P. A. Pisk beeindruckten. Im Mai 1928 vermeldete die Ztg. Der Tag die Fertigstellung der Oper Maschinist Hopkins, die im April 1929 mit großem Erfolg u. Resonanz in Duisburg, gefolgt nochmals von einer Auff. im Rahmen des Tonkünstlerfestes 1929 in Duisburg, von Dresden, Berlin und Breslau (ur)aufgeführt wurde und zu den meistgespielten zeitgenöss. ‚neuen‘ Opern sowie zu einem der Begründungswerke des Genres Maschinenoper zählte. Theoretisch hatte er dieses bereits in seinem Beitrag Mechanische Musik und das Problem der Oper in der Themennr. der Musikblätter des Anbruch 1926 vorweggenommen. Brand selbst verstand sein Werk als Zeitoper u. sprach sich dafür aus, dass das Publikum nur dann für die Oper zu gewinnen sei, wenn sie Probleme aufgreife, „die uns heute alle bewegen“ (NWJ, 28.12.1929). In einer Übersicht der Ztg. Der Tag (25.12.1930) rangierte Brands Maschinist mit 120 Aufführungen an 20 Bühnen (darunter allerdings noch keine österreichische) nach R. Strauß, aber noch knapp vor Krenek als meistgespielte zeitgenöss. Oper auch im Jahr 1930; in Wien dagegen lancierte das NWJ in Gestalt von R. Lothar einen scharfen Angriff auf sie und bezeichnete die Oper anlässl. der Berliner Auff. als „reine Verstandesangelegenheit“, versehen mit einer Musik, der das Rückgrat fehle. Ende Okt. 1931 berichtet das Musikfeuilleton von der Fertigstellung einer neuen Oper unter dem Titel Requiem, die jedoch keine Auff. erlebte, weil sich ihre definitive Fertigstellung zumindest bis 1935 verzögerte. 1932 unternahm Brand auch einen Ausflug in die Kurzfilm-Szene und verf. Drehbücher für drei Kurzfilme. Mit Hans Heinsheimer gründete er zudem die ›Wiener Opernproduktion‹, in deren Rahmen er die Aufführung von Brecht/Weills Oper Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny am Raimundtheater ermöglichte, die D.J. Bach geradezu hymnisch besprach.

1933 gründete er mit dem Schriftsteller Richard Götz eine sog. Autorenfirma, die sich altwiener Stoffen widmen und diese mit zeitgenöss. Formen verknüpfen sollte (Die Stunde, 18.8.1933). Das erste Ergebnis, die Oper Die Zauberreise, wurde vom Neuen Deutschen Theater in Prag zur Auff. erworben, 1934 wurde sie auch für das Programm des neueingerichteten Wiener Opernstudio angekündigt, 1935 für die Kammerspiele (NWJ, 25.8.1935). Die Produktionsbedingungen für zeitgenössische Opern waren in diesen Jahren denkbar ungünstig u. Brands innovativen Ansätze fanden bis 1938 kaum mehr Gehör. 1938 flüchtete er aufgrund seiner jüdischen Herkunft über Prag nach Brasilien, von dort übersiedelte er 1940 in die USA, in denen er bis 1975 blieb. Mit seinen USA-Jahren ist einerseits das Oratorium The Gate (UA  Metropolitan Opera N.Y., 1944) verknüpft, andererseits sein Interesse seit Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre für elektronische Musik, als er den Pionier des Synthesizers, Robert Moog, kennenlernte.


Weitere Werke

Kleopatra (Oper, 1934–37, unvollendet); Die Chronik (Szenische Kantate, 1938, unvollendet); A Musical Freud (Oper, 1941); Stormy Interlude (Oper, 1955), Vokalmusik, darunter u.a.:  The Ballad of Lidice (Sologesang und Klavier, 1942); Instrumentalkompositionen, darunter: United Nations (Marsch, 1942); Elektronische Kompositionen.

Quellen und Dokumente

Uraufführung Maschinist Hopkins, 1929. In: Ausstellung Wienbibliothek 2016; N.N.: Mariechen von Nymwegen. In: Der Tag, 20.7.1924, S. 10; H. Liebstoeckl: Reinhardt-Ersatz im Burggarten. In: Die Stunde, 20.7.1924, S. 6; E. Schaeffer: Konzerte. Eine Nachtmusik. In: Wiener Zeitung, 8.4.1925, S. 3; N.N.: Die Rote- Hilfe-Revue. In: Rote Fahne, 28.11.1926, S. 3; pp (P. Pisk): Neue Kammermusik (Zu: Hebräische Gesänge). In: AZ, 7.5.1928, S. 8; G.K.: Uraufführung eines Wiener Komponisten in Duisburg (zu: Maschinist Hopkins). In. Der Tag, 16.4.1928, S. 7; Die aktuelle Oper. Gespräch mit M. Brand. In: NWJ, 28.12.1929, S. 6;R. Lothar: Berliner Theater. In: NWJ, 1.4.1930, S. 3-4; M. Brand: Ein neuer Tonfilmversuch. In: Mein Film, Nr. 350/1932, S. 11; N.N.: Wiener Opernstudio. In: Der Abend, 23.4.1932, S. 4; D. Bach: Der Song vom untergehenden Kapitalismus. (Zu Aufstieg u. Fall der Stadt Mahagonny in Insz. von Brand/Heinsheimer). In: AZ, 4.5.1932, S 6; N.N.: Neue Autorenfirma. Brand und R. Götz. In: Die Stunde, 18.8.1933, S. 6;

Literatur

Th. Brezinka: Max Brand (1896–1980). Leben und Werk. München 1995; E. Schimana (Hg.): Maschinen für die Oper. Der Komponist Max Brand. Wien 2016; M. Hoffmann: „…bald heulen Sirenen ihr Lied“: Max Brands Oper Maschinist Hopkins aus der Perspektive der russischen Avantgarde. In: P.-H. Kucher, R. Unterberger (Hgg.): Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹. Berlin 2019, 239-259.

(PHK)

Geb. 4.11.1885 in Wien, gest. 29.11. 1973 in Klosterneuburg/NÖ. Schriftsteller, Emigrant, Remigrant.

Braun wurde in eine jüdische Familie geboren, seine jüngere Schwester Käthe wurde später ebenfalls Schriftstellerin. Ab 1904 studierte er an der Universität Wien Kunstgeschichte und Philosophie und promovierte 1908. Bereits seit 1905 -1906 veröffentlichte er in z.T. namhaften Zeitschriften und Zeitungen, z.B. in der Neuen Rundschau, Österreichische Rundschau, Prager Tagblatt, Die Schaubühne Die Zeit u.a.m. 1910 wechselte er kurzzeitig nach Berlin in die Feuilleton Redaktion der National-Zeitung, verlor diese Stelle aber bald, kehrte zurück und verehelichte sich 1911 mit Hedwig Freund.

(in Vorbereitung)