Fabri, Ernst

geb. am 5.5.1891 in Wien – gest. am 6.11.1966 in Moskau; Journalist, Schriftsteller

Ps.: Ernst Breitenseer, Emiljan Kowal

Nach dem Besuch der Bürgerschule und der Handelsakademie in Wien arbeitete der Kaufmannssohn bis 1920 bei Versicherungen und Banken. Bereits ab 1906 in der Sozialistischen Arbeiterjugend und der SDAP als Funktionär und Vortragender tätig (etwa an seinem 18. Geburtstag zu Nationalismus und Sozialismus), veröffentlichte F. ab 1908 Gedichte, Erzählungen und Essays u.a. in der Arbeiterinnen-Zeitung und in Das Gesindel. Im Weltkrieg fungierte F. als Redner bei Maifeiern in Wien und gehörte mit Richard Schüller und Friedrich Hexmann, später Chefredakteur der Roten Fahne, der linksradikalen Opposition im Verband jugendlicher Arbeiter an. 1918 referierte er im Arbeiterbildungsverein Gumpendorferstraße über Josef Luitpold Stern und wurde Mitglied des Arbeiterrates Wien. Nachdem der Plan eines Anschlusses der Arbeitsgemeinschaft der revolutionären Sozialdemokraten an die Dritte Kommunistische Internationale scheiterte, folgte 1920 der Übertritt zur KPÖ, als deren Sekretär F. 1921-23 fungierte. 1921 veröffentlichte er in Wieland Herzfeldes Berliner Malik-Verlag den Gedichtband Aus elendslanger Tiefe, der als einziger österreichischer Beitrag größeren Stellenwert in der Arbeiterliteratur der Zeit erreichte. Entgegen der harschen KP-Kritik in Berlin würdigte F. Ernst Tollers Rechercheleistung für das Stück Die Maschinenstürmer in einer Rezension vom 10. Juni 1923.

Ab 1923 arbeitete F. als Verkaufsleiter in der Metallindustrie und wirkte beim Wiener Metallarbeiterstreik 1924 gegen die „Genfer Sanierung“ mit, trat aber vor allem als Kritiker der sozialdemokratischen Sozialpolitik in Wien weiter publizistisch in Erscheinung. Am 9.2.1930 gründete er u.a. mit Johannes Wertheim, Hans Maier, Peter Schnur und Erwin Zucker-Schilling den Bund der proletarisch-revolutionären Schriftsteller Österreichs (BPRSÖ, aufgelöst 1934), dessen Obmann er wurde. Im November 1930 nahm er als österreichischer Delegationsleiter neben Maier, Franz Janiczek und Lili Körber am Kongress der Internationalen Vereinigung Revolutionärer Schriftsteller (IVRS) in Charkow teil. Bis zur Emigration nach Russland im Juli 1932 lebte er als freier Schriftsteller in Wien. In Moskau arbeitete F., ab 1936 sowjetischer Staatsbürger, als Redakteur der Deutschen Zentral-Zeitung, nach deren Einstellung 1939 am Moskauer Pädagogischen Institut für Fremdsprachen sowie für Radio Moskau, für das er Reportagen, Sketches und Hörspiele verfasste. Nach 1945 verhinderte das sowjetische Innenministerium eine von Friedl Fürnberg angestrebte Rückkehr F.s nach Österreich.


Weitere Werke

So unser Leben … Rote Lieder (1909), Josef Gerl. Nach einem Gespräch mit Josef Gerls Frau (1936)

Quellen und Dokumente

Ausgewählte Beiträge Ernst Fabris: An „Das Gesindel“ in Wien. In: Das Gesindel 1 (1911), H. 1, S. 1; Alfons Petzold, der Arbeiterdichter. In: Das Gesindel 1 (1911), H. 1, S. 2-5; Der Frauen Erwachen. In: Arbeiterinnen-Zeitung, 16.3.1915, S. 2, Prostitution. In: Arbeiterinnen-Zeitung, 19.9.1916, S. 7, „Aus elendslanger Tiefe“. Skizzen und Verse. In: Die Rote Fahne, 8.1.1922, S. 2; Ernst Tollers “Maschinenstürmer”. In: Die Rote Fahne, 10.6.1923, S. 2f., Wie die Gemeinde Wien die Alten ins Zuchthaus schickt. Ein Beitrag zur sozialdemokratischen Gemeindepolitik in Wien. In: Die Rote Fahne, 29.11.1924, S. 5, Proletus. In: Die Rote Fahne, 5.11.1925, S. 2; Blick nach Osten. In: Die Rote Fahne, 12.11.1925, S. 2; Das Paar Schuhe. In: Die Rote Fahne, 11.12.1926, S. 6, [An das] Internationale Büro für revolutionäre Literatur. Moskau. [Brief vom 30.1.1930] [digitalisiert, S. 345-347], Arbeiter-Urlaub. In: Die Rote Fahne, 29.6.1930, S. 5, Amerika oder Rußland? Wenn ein Wiener Rathaussozialist über Amerika berichtet. In: Die Rote Fahne, 14.9.1930, S. 5f., Renn vor den Türen. In: Die Linkskurve 3 (1931), H. 3, S. 27, Über die Arbeit der österreichischen Sektion der IVRS. In: Internationale Literatur 3 (1933), H. 1, S. 144f.

N.N.: Die neue Linke und die Dritte Internationale. In: Die Rote Fahne, 29.8.1920, S. 1.

Nachlass: Teilnachlass N1.EB-13; Sammlung Fabri/Exenberger im Literaturhaus Wien.

Literatur

P.-H. Kucher: Literarische Reflexionen auf die politische Wirklichkeit in Österreich in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts. In: Josef Strutz (Hg.): Robert Musil und die kulturellen Tendenzen seiner Zeit, 76f. (1983), Gerald Musger: Der „Bund der proletarisch-revolutionären Schriftsteller Österreichs“ (1930-1934). Eine Dokumentation. Phil. Diss. (1977), Joseph P. Strelka: Des Odysseus Nachfahren. Österreichische Exilliteratur seit 1938, 22f. (1999), Karl Müller: Fabri, Ernst in: Österreichische Literatur im Exil ab 1933, Fabri, Ernst in: Datenbank der österreichischen Stalin-Opfer.

(ME)