Janiczek, Franz

geb. am 17.1.1909 in Wien – gest. am 9.5.1989 in Salzburg; Lederarbeiter, kommunistischer Aktivist, Journalist, Schriftsteller

Nach frühen Jahren bei der Großmutter in Böhmen besuchte J. die Volks- und Bürgerschule in Wien und begann eine Lehre zum Oberteilherrichter, brach diese aber 1925/26 ab und ging auf Wanderschaft durch Europa. Auf dem Weg nach Russland wurde er in Rumänien mangels Visum festgenommen und kam in Haft mit der kommunistischen Bewegung in Kontakt. Nach der Freilassung erlebte J. die Berliner Mai-Unruhen 1929 mit und kehrte anschließend nach Österreich zurück, wo er sich in Gmünd im Waldviertel ansiedelte. Seit August 1929 KPÖ-Mitglied, fungierte J. als Arbeiterkorrespondent der Roten Fahne und engagierte sich in der Waldviertler kommunistischen Bewegung u.a. gegen die SDAP, die erstarkende NSDAP sowie für die Arbeitslosenbewegung.

Trotz der Distanz zur kommunistischen Literaturbewegung in Wien konnte J. publizistisch auf sich aufmerksam machen. 1930 gewann er 21-jährige mit Der 15. Juli in der Etappe, einer literarischen Reportage zum Justizpalastbrand 1927, in Die Linkskurve, der Zeitschrift des deutschen Bundes des proletarisch-revolutionären Schriftsteller (BPRS), ein Preisausschreiben. Im selben Jahr zählte J. zu den Gründungsmitgliedern des BPRSÖ und bildete mit Ernst Fabri, Lili Körber und Hans Maier die österreichische Delegation beim Kongress der Internationalen Vereinigung Revolutionärer Schriftsteller (IVRS) in Charkow. IVRS-Sekretär Béla Illés hob J. in einem Interview 1932 neben Fabri, Maier und Peter Schnur als in der Sowjetunion vielgelesenen proletarischen Autor hervor, die Veröffentlichung seiner Texte geriet aber aus politischen Gründen zusehends ins Stocken. Der Fortsetzungsroman Der Besitz. Roman aus einem böhmischen Dorf, in dem J. auch vom Charkower Kongress berichtet, musste in der Illustrierten Roten Woche Mitte 1933 schon nach der vierten Folge abgebrochen werden, um Konfiskationen vorzubeugen. Im selben Organ erschien mit Adalberts letzte Parteiarbeit ein Auszug aus dem unveröffentlichten Roman Aufruhr im Walde. 1933 platzierte J. eine Erzählung im sozialdemokratischen Kleinen Blatt, 1934 einen Essay über Theodor Kramer in der von Bruno Frei und F. C. Weiskopf geführten Exil-Zs. Der Gegen-Angriff (Prag).

Nach der Inhaftierung wegen einer Schlägerei mit einem Nationalsozialisten aus Gmünd ausgewiesen, übersiedelte J. 1933 nach Wien und 1934 kurzzeitig in die Schweiz, ehe er sich nach einem Zwischenstopp in Kitzbühel 1936 in Salzburg niederließ. Seine Parteiarbeit setzte J. in der Illegalität fort. Nach 1945 war er für das Salzburger Tagblatt, die Österreichische Zeitung, das Tagebuch, in dem auch Ernst Fischer, B. Frei und Viktor Matejka publizierten, sowie für die Volksstimme, das Nachfolgeorgan der Roten Fahne als Journalist, als Übersetzer (v.a. der Werke Jaroslav Haseks) sowie als Landessekretär der Österreichisch-Sowjetischen Gesellschaft tätig.


Quellen und Dokumente

Weitere Beiträge F. J.s: Der Streikbrecher. In: Die Rote Fahne, 6.7.1930, S. 7, Die Heimarbeiterin. In: Die Rote Fahne, 19.10.1930, S. 9, Die internationale Bande. In: Die Rote Fahne, 21.6.1931, S. 9, Der Unparteiische. In: Die Rote Fahne, 23.7.1930, S. 3, Fahrt in die deutsche Wolgarepublik. In: Die Rote Fahne, 5.3.1931, S. 7f., Bei unseren Vertretern im Ausland. In: Die Rote Fahne, 19.7.1931, S. 9, Die Diebin. In: Das Kleine Blatt, 24.2.1933, S. 3f.,
Selbstbiographie. In: Illustrierte Rote Woche 2 (1933), H. 20, S. 13,
Ein österreichischer Barthel. In: Der Gegen-Angriff (Prag), 14.4.1934.

h.g.: Die Literatur der Weltrevolution. Interview mit Bela Illes, Sekretär der Internationalen Vereinigung revolutionärer Schriftsteller, Moskau. In: Die Rote Fahne, 15.11.1931, S. 9, N.N.: Der Autor des neuen Romanes der „Roten Woche“ landesverwiesen. In: Die Rote Fahne, 25.5.1933, S. 10.

Literatur

Wolfgang Gastager: Literatur als Waffe gegen den Klassenfeind. Ausgewählte proletarisch-revolutionäre Erzählprosa in Österreich (1930-1934). Wien, Diplomarbeit 1995. Thomas Hoffmann: „Ich hau ihm den Feitel eini, dass ihm der Darm raushängt“. Franz Janiczek. Ein Kommunist im Waldviertel der Zwischenkriegszeit. In: Das Waldviertel. Zeitschrift für Heimat- und Regionalkunde des Waldviertels und der Wachau 58 (2009), H. 1, S. 1-17, Gerald Musger: Der „Bund der proletarisch-revolutionären Schriftsteller Österreichs“. Eine Dokumentation. Graz, Phil. Diss., 1977, Heidemarie Uhl: Zwischen Versöhnung und Verstörung. Eine Kontroverse um Österreichs historische Identität fünfzig Jahre nach dem „Anschluß“. Wien [u.a.]: Böhlau 1992, S. 299, Christina Zoppel: Linientreue und Liberalität. Die Rezeption der zeitgenössischen österreichischen Literatur im kommunistischen „Tagebuch“, 1950-1960. Wien, Diplomarbeit 1995 (Online verfügbar).

(ME)