Löwit-Verlag

Der Löwit-Verlag wurde 1883 mit Firmensitz in der Wiener Rotenturmstraße 22 von Richard Löwit (1854-1908) registriert. Nach dem Tod des Gründers ging er zunächst an seine Witwe Karoline und später an Leopold Misner über. 1914 trat Löwits Schwiegersohn, der galizisische Jude Mayer Präger (1889-1942), nach dem Germanistikstudium an der Universität Wien und der Lehre bei F. Tempsky und A. Mejstrik als Gesellschafter ein und führte den Verlag fortan, ab 1920 als Alleininhaber. Eine rege Verlagstätigkeit ist vor allem bis Anfang der Zwanzigerjahre zu verzeichnen, zwischen 1916 und 1922 existierte eine Zweigniederlassung des Verlags in Berlin. Löwit übernahm auch die Wiener Vertretung einiger Verlage und lieferte so fünf Romane Hugo Bettauers aus. Nach dem Zusammenbruch des Gloriette-Verlags wurde Präger 1924 Bettauers Verleger und produzierte seinen letzten Roman Das entfesselte Wien. Ende der Zwanzigerjahre konzentrierte sich Präger vorrangig auf Buchhandel und Antiquariat und war zudem am Berliner Erich-Reiss-Verlag beteiligt. Wurde 1933 noch eine Zweigniederlassung in Leipzig eröffnet, war der Löwit-Verlag 1938 aufgrund der veränderten politischen Situation auch in Wien zur Schließung gezwungen. Nach dem „Anschluss“ rasch unter kommissarische Leitung gestellt, wurde der Verlagsbetrieb eingestellt und Löwit im Juli 1939 aus dem Register gelöscht. Präger wurde noch 1938 verhaftet und wohl 1942 in Auschwitz ermordet.

Die Einstellung durch die nationalsozialistischen Machthaber ist zuallererst durch die inhaltliche Ausrichtung des Verlags zu erklären. So wurden als selbständige Publikationen nahezu ausschließlich Werke zu Themen des Judentums bzw. von jüdischen Autor/innen veröffentlicht, u.a. von Otto Abeles, Siegfried Bernfeld, Joseph Samuel Bloch, Nathan Birnbaum, Max Brod, Hans Margulies und Josef Popper-Lynkeus. Ab 1916 erschienen bei Löwit die Zeitschrift Jerubaal und vier Jahrgänge der von Martin Buber gegründeten und herausgegebenen Zeitschrift Der Jude, die im Jüdischen Verlag in Berlin weitergeführt wurde, in Tagen der öffentlichen Ressentiments gegenüber ostjüdischen Flüchtlingen in Wien wurden zudem u.a. die Flugschriften zur Aufklärung über ostjüdische Fragen, Heinrich Graetz dreibändige Volkstümliche Geschichte der Juden, die von Alfons Petzold rezensierte Sammlung Meir Wieners Die Lyrik der Kabbalah (beide 1919) und mit Jüdisches Elend in Wien (1920) ein Reportageband des jungen Bruno Frei publiziert. Ergänzt wurde das Programm durch Humoristika, darunter die von Präger und Siegfried Schmitz edierten Jüdischen Schwänke, aber auch eine Serie von Bändchen, die teilweise mit dem Impressum „Nestroy-Verlag“ erschienen. Darunter befanden sich u.a. Arbeiten von Beda, Hermann Drawe, Fritz Grünbaum, Ralph Benatzky und Homunkulus (d.i. Robert Weil).


Quellen und Dokumente

Die Juden in der Bukowina. In: Jüdische Korrespondenz, 24.1.1918, S. 7, Sigmund Mayer: Die Wiener Juden. In: Jüdische Korrespondenz, 24.1.1918, S. 5, Alfons Petzold: Neue Lyrik. In: Wiener Zeitung, 16.1.1921, S. 2f., Inserat zu Werken von Hugo Bettauer. In: Anzeiger für den Buch-, Kunst- und Musikalienhandel, 11.1.1924, S. 20, Die Lehren des Judentums. In: Die Stimme, 19.3.1937, S. 4, Jüdische Buchausstellung. In: Die Stimme, 30.7.1937, S. 10.

Literatur

Eintrag bei Murray G. Hall: (Online verfügbar), Fritz Hackert, Rainer-Joachim Siegel: „immerhin ein Sozialismus, der Nationalsozialismus eben“: Juden auf Wanderschaft, Joseph Roths Korrekturen und Ergänzungen für eine zweite Auflage. In: Stéphane Pesnel u.a. (Hg.): Joseph Roth – Städtebilder, S. 299ff. (2016), Rahel Rosa Neubauer: Ein Wien-Prager Netzwerk. Max Mayer Präger, Siegfried Bernfeld und die Prager KulturzionistInnen. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich (2009), H. 2, S. 69–72.

(ME)