Thom, Andreas
eigentlich Rudolf Csmarich, geb. am 11.5.1884 in Wien – gest. am 25.6.1943 in Mooskirchen (Steiermark), Schriftsteller, Verlagslektor, Volksschullehrer
Der seit 1903 in Wien als Volkschullehrer tätige Thom trat erstmals 1913 mit der Erzählung Lindeleid, veröffentl. bei Rütten& Loening, an eine breitere Öffentlichkeit. Zuvor erschienen bereits in einigen Zeitungen Ankündigungen sowie Berichte über einen Autorenabend, an dem er im Mai 1912 gemeins. mit Otto Koeniggeb. am 12.5.1881 in Wien – gest. am 15.9.1955 in Klosterneuburg; Redakteur, Kritiker, Volksbildner K. studierte Germ..., Walter v. Molo, Hans Müller und Felix Saltengeb. als Sziga bzw. Siegmund Salzmann am 6.9.1869 in Budapest, gest. 8.10.1945 in Zürich; österr. Schriftsteller, Jour... teilnahm (AZGegr. 1889, verboten 1934, illegal 1934-1938, 1938 verboten, neugegr. 1945, eingestellt 1991 Aus: Arbeiter-Zeitung, 12...., 22.5.1912,7). Das nächste Werk, Ein Kinderbuch (1915), wurde von Helene Scheu-Rieszgeb. als Helene Riesz am 18.9.1880 in Olmütz (Mähren), gest. am 8.1.1970 in Wien; Verlegerin, Schriftstellerin, Journa... in der NFP als das schönste der neueren Kriegsbücher für Jugendliche aufgrund seines naiven wie poetischen Grundzuges gewertet. 1918 folgte der Roman Ambros Maria Baal. Ein Roman der Lüge, der sein schriftstellerisches Renommee begründete und, so ein späteres Bekenntnis (AZ, 2.8.1930) unter dem gewaltigen Eindruck des Krieges stand und seine destruierenden Auswirkungen mit thematisierte. Strobl würdigte ihn im NWJ (gemeins. mit dem Wadzek-Roman Döblins) als einen Roman, der ohne besondere Tendenz sich die „möglichst abgründige Erfassung einer normalen Seele“ vornehme. Thom arbeitete auch an zahlr. expressionistischen Zeitschriften mit wie z.B. ›Der Anbruch‹, ›Blätter des Burgtheater‹ (neben H. Bahrgeb. am 19.7.1863 in Linz – gest. am 15.1.1934 in München; Schriftsteller, Kritiker, Redakteur Der Sohn eines No..., F. Bleigeb. am 18.1.1871 in Wien – gest. am 10.7.1942 in New York; Schriftsteller, Essayist, Kritiker, Satiriker, Herausgeber..., H. v. Hofmannsthalmit vollem Namen Hugo Laurenz Anton von Hofmannsthal geb. am 1.2.1874 in Wien – gest. 15.7.1929 in Rodaun bei Wien; Sc..., F. Werfeleigentlich Franz Viktor Werfel, geb. am 10.9.1890 in Prag – gest. 26.8.1945 in Beverly Hills, USA; Schriftsteller... u.a.m.) wo er mit seinem Beitrag die Aufmerksamkeit von a[lfred] p[olgar] erregte, oder in der Botschaft-Anthologie und wurde Lektor des Strache-Verlags, in dem 1920 u.a. seine Erzählung Freundschaft. Eine Knabengeschichte, erschien. 1921 folgte der Roman Rufus Nemian, der „eine ganz sonderbare Handlung, von eigenartigen Menschen getragen“ aufweise (Wr. Morgenpost, 30.1.1922,4), aber darüber hinaus im literar. Feuilleton kaum Beachtung fand.
Bei der Neukonstituierung des ›Schutzverband deutscher Schriftsteller in Österreich‹ im Nov. 1923 wurde Thom in den Vorstand gewählt; seit 1929 war er unter O.M. Fontana dessen Zweiter Präsident. Im Atlantischen Verlag, der u.a. auch eine aktivistische Reihe führte, erschien 1924 sein ‚Dirnenroman‘ Das Chamäleon; in derselben Reihe wurden auch erotische Neuerscheinungen von Bela Balázs und Otto Flake angezeigt. Seit 1924 bis etwa 1930 erschienen, beginnend mit Der arme Josef, feuilletonistische Kurzprosatexte mit meist sozialkritischer Ausrichtung in der AZ; 1930 auch der danach bei P. Zsolnay veröffentlichte Roman Vorlenz und Brigitte als Fortsetzungsroman. Im Konflikt mit der RavagDie Radio-Verkehrs-Aktiengesellschaft, kurz RAVAG, wurde im Februar 1924 als erste österreichische Rundfunkgesellschaft... betr. Urheberrecht und Tantiemen vertrat Thom 1927 vehement die Anliegen der Autoren und trat für eine Verbesserung des unbefriedigenden Zustandes ein.
Am 10.5.1931 hatte Thom seine erste, von Erhard Buschbeck eingeleitete Lesung in Radio Wien. Auch der Roman Noch spielt ein Kind (1934) wurde wahrgenommen und z.B. im NWJ als zeitgemäßer Großstadtroman, in dem der „Alltag dichtet“ besprochen. In Radio Wien wurde er von O. M. Fontanageb. am 13.4.1889 in Wien – gest. am 4.5.1969 in Wien; Schriftsteller, Kritiker, Journalist, Herausgeber Das Port... in der Bücherstunde am 19.8. 1934 neben Texten von Jean Giono und Mechthilde Lichnowsky vorgestellt; kurz darauf erschien bei Zsolnay der Roman Triumph der Liebe (1935). 1936 legte er das Milieu-bzw. Volksstück In der stillen Seitengasse vor, das im Dt. Volkstheater in der Regie von Heinrich Schnitzler aufgeführt wurde und im Sept. 1937 auch in der Radiobühne in der entsprechenden Adaption durch Aurel Nowotny zur Ausstrahlung kam. Am 6.1.1950 sendete es der ORF als Hörspielfassung neuerlich. Nach dem Anschluss im März 1938 veröffentlichte Thom wohl noch einige (wenige) angepasste Feuilletons in Zeitungen wie z.B. im Neuen Wiener Tagblatt oder Die BühneGegründet 1924 durch den umstrittenen Zeitungsunternehmer Emmerich Bekessy, erschien die Zs. ab 6.11.1924 als Wochenzei..., exponierte sich aber nicht weiter. Zwar wurde sein Volksstück Leute vom Grund noch 1941 am Deutschen Volkstheater gespielt, er zog sich aber danach, auch krankheitsbedingt, aus dem literarischen Leben völlig zurück.
Weitere Werke
Herr von Schallinger. Roman (1926); Das Sylvesterkind (1936); Die ungleichen Geliebten (1938)
Quellen und Dokumente
Los der Ringe. In: Die Muskete, 1.10.1923, S. 6, Münchhausen. In: Die Muskete, 1.12.1923, S. 8, Der arme Josef. Eine wahre Geschichte, die uns zu denken gibt. In: Arbeiter-Zeitung, 16.12.1924, S. 6f., Fritz und Franz. In: Das Kleine Blatt, 16.5.1933, S. 3, Schiffbrüchige. In: Die Bühne (1934), H. 370, S. 36f., Der starke Knecht. In: Neues Wiener Tagblatt, 5.2.1939, S. 35.
Karl Hans Strobl: Großstädtische Abenteurerromane. In: Neues Wiener Journal, 25.7.1918, S. 3f., Blätter des Burgtheaters. In: Oesterreichische Buchhändler-Correspondenz, 4.6.1919, S. 335, Alfred Polgareigentlich Alfred Polak, geb. am 17.10.1873 in Wien – gest. am 24.5.1955 in Zürich; Schriftsteller, Kritiker, Überse...: Burgtheater. Die Schönbrunner Dependance. – Blätter des Burgtheaters. In: Der Tag, 8.6.1919, S. 11, Anzeige in: Oesterreichische Buchhändler-Correspondenz, 28.3.1924, S. 178, Protestversammlung der Schriftsteller gegen die Ravag. In: Wiener Zeitung, 19.11.1927, S. 6, Unser neuer Roman. In: Arbeiter-Zeitung, 2.8.1930, S. 5, Der Alltag dichtet. In: Neues Wiener Journal, 7.4.1934, S. 4, H. P-k.: „In der stillen Seitengasse“ (Deutsches Volkstheater). In: Der Wiener Film, 8.12.1936, S. 4, H. S.: Deutsches Volkstheater. In: Neues Wiener Tagblatt, 12.12.1936, S. 14.
Literatur
M. G. Hall: Der Paul Zsolnay Verlag: von der Gründung bis zur Rückkehr aus dem Exil, Bd. 1, Tübingen 1994, 352.
(PHK)