31. 3. 1902 in Budapest, gest. 11.10. 1960 in Budapest; Schrifstellerin,Chemikerin, Emigrantin und Remigrantin.

R. M. kam infolge der Niederwerfung der Ungarischen Räterepublik und des nachfolgenden Terrors Anfang 1920 nach Wien, wo sie zunächst ein agrarwissenschaftliches Studium begann, aber wieder fallen ließ zugunsten des Studiums der Chemie in Göttingen, das sie mit einer Promotion abschloss. Danach arbeitete sie (kurz) am serotherapeutischen Institut der Universität Wien und anschließend in einem Labor der Wiener Arbeiterkrankenkasse. Seit Ende der 1920er Jahre österr. Staatsbürgerin begann sie um 1930 erste Texte zu veröffentlichen, etwa den Roman Frau auf der Flucht (1931) und das kriegskritisch-ironische sowie hocherfolgreiche Schauspiel Leutnant Komma, das monatelang gespielt, kontrovers besprochen und im Winter 1932-33 ebenso erfolgreich wiederaufgenommen wurde und über die Wiener Aufführungen auch in Budapest und Berlin (Jänner 1933) beachtliche Resonanz erzielte. 1933 wurde M. von einem Nationalsozialisten im Zuge eines Giftanschlags erheblich verletzt; im nachfolgenden Prozess zeigte sich bereits die beginnende Unterwanderung der Justiz, als nicht der Attentäter sondern sie selbst (wegen übler Nachrede) verurteilt wurde. Darauf hin entschloss sie sich, Österreich zu verlassen und emigrierte zuerst nach Frankreich, kehrte jedoch nach wenigen Monaten in ihre Geburtsstadt Budapest zurück.

Eintrag auf biografiA; Eintrag auf: Theodor Kramer Gesellschaft;

Das Burgtheaterstudio spielt einen unbekannten Autor [zu: Leutnant Komma]. In: Die Stunde, 10. 10. 1931, S. 6; N.N.: Leutnant Komma als zeitlose Satire. In: Wiener Allgem. Zeitung, 13. 10. 1931, S 6; O.M. Fontana: Burgtheater Studio im Akademietheater: Leutnant Komma. In: Der Tag, 14. 10. 1929, S. 8; Der [!] Burgtheaterstudio-Autor bekennt sich… Gespräch mit Dr. Rosie Maar-Meller. In: Die Stunde, 14. 10. 1931, S. 4; R. A[uernheimer]: Ein Lustspielerfolg: Lt. Komma von F. Maar. In: NFP, 14. 10. 1931, S. 1-3; B.[recka]: Leutnant Komma. In: Reichspost, 14.10. 1931, S. 10; N.N.: Burgtheater-Studio: Leutnant Komma. In: Ostdeutsche Rundschau, 14. 10. 1931, S. 9; M. Scheyer: Leutnant Komma. In: Neues Wr. Tagblatt, 14.10.1931, S. 9; D.B[ach]: Lust am Theater. In: AZ, 15. 10. 1931, S. 9; R. Hualla: UA von „Die Weiber von Zoinsdorf“. In: Der Tag, 3.9. 1932, S. 8;

Der Prozeß gegen die Schriftstellerin Dr. R. Meller. In Pester Lloyd, 19.5.1933, S. 17;

(PHK, in preparation)

geb. am 15.7.1869 (nach anderen Angaben auch 1863 bzw. 1865) in Brody (heute: Ukraine) – gest. am 11.6.1931 in Wien; Kunst- und Literaturkritiker, Redakteur, Schriftsteller

Als Sohn des wohlhabenden Verlegers von Talmud-Schriften Jakob I. Menkes u. seiner Frau Betty Lewin, die aus einer angesehenen Rabbinerfamilie stammte, konnte M. 1889 ein Studium in Berlin beginnen u. sich dabei seinen literar. Neigungen widmen. Er verkehrte im Umfeld der naturalist. Bewegung, wo er sich neben den Brüdern Hart, K. Alberti, O.E. Hartleben u. L. Jacobowski zu positionieren suchte, sehr bald auch H. Bahr kennenlernte u. versch. Publikationsprojekte, u.a. im feuilletonist. Bereich, erwog. 1891 erschien sein Skizzenbuch eines Einsamen, zeitgleich mit der Übersiedelung nach Wien, wo er Anschluss an die Jung-Wiener suchte u. Eduard M. Kafka kennenlernte.

Nach versch. wenig erfolgreichen Versuchen, eine feste Stelle im Feuilleton zu erreichen, wurde er 1907 Kunstkritiker u. später Redakteur des Neuen Wiener Journals, in dem er bis zu seinem Tod wirkte und das noch bis 1936 versch., im Nachlass aufgefundene Texte zum Abdruck brachte. Die anfängl. Unsicherheit über diese Anstellung ließ ihn 1908 in Lemberg die Advokatenprüfung nachmachen, über deren Erfolg die Czernowitzer Ztg. vom 20.3.1908 in einer kurzen Notiz berichtet. Etwa zur selben Zeit ersch. im NWJ die feuilletonist. Erz. Heimkehr, die M.s. Talent feiner psycholog. Zeichnung u. Verfremdung vertrauter Orte anzeigt. 1909 wirkte M. an der Anthologie Prinzessin Sabbat mit, Bd. eins der Reihe ›Jüdischer Novellenschatz‹, an dem u.a. auch H. Blumenthal beteiligt war. Seit 1911 finden sich unter den Feuilletons für das NWJ immer wieder Erzählungen, die sich mit seiner ostjüdischen Herkunftslandschaft befassen, mit jüdischen Frauengestalten wie z.B. die Leonora-Erz., oder, ins Melancholische getaucht, mit Aspekten künstlerischen Arbeitens und lebensphilos. Fragen. Daneben erscheinen auch literaturkrit. Feuilletons, wie z.B. zu Clara Viebig oder Ernst Weiß, dessen Romandebut Die Galeere von M. vor dem Hintergrund der Wiener Moderne, A. Schnitzlers insbes., vorgestellt wird.

Den Kriegsausbruch 1914 begleitete M. mit feuilletonist. Texten, die sich einerseits den ostgalizischen Grenzlandschaften zuwandten wie z.B. Das träumende Dorf oder programm. Bekenntnisse wie z.B. Galizien, um auf die auch kult. Bedeutung dieses Raumes aufmerksam zu machen, andererseits historische Stoffe aufgriffen oder stereotypenhafte, wenngleich keineswegs aggressive Russland-Zeichnungen beinhalteten (Russische Nester, An der russischen Grenze u.a.m.). M. war 1914 auch Beiträger zu dem im G. Müller-Verlag erschienenen Ghetto-Buch, zu dem u.a. Schalom Asch, David Pinski u.a. Texte beisteuerten. 1915 widmet sich M. erstmals der Frage nach der Haltung der Literatur zum Krieg. Dabei sympathisiert er sichtbar mit jenen, die sich der Schützengraben-Rhetorik fernhalten, widmet sich z.B. der Flüchtlingsthematik (s. Die Entwurzelten), eine Haltung, die sich in weiteren Beitr. 1916-1917 niederschlägt, in denen M. auch Autoren wie z.B. Ossip Dymow u. Ludwig Winder sowie den Roman Die Armen von H. Mann bespricht.

Ab 1918 deckt M. in seinen Beitr. ein weites Spektrum ab; neben den bekannten Themen vermehrt Kunst- und Ausstellungsberichte, Literaturkritik,  aber auch Aspekte, die sich mit dem republikan.-revolut. Umbruch in Österreich befassen wie z.B. in Die revolutionäre Jugend, sowie, immer wieder, mit seinem galiz. Herkunftsraum. Dabei entspannen sich auch Polemiken, z.B. hinsichtl. der Bewertung von Autoren wie Beirach Schafir  mit S. Meisels. In M.s Literaturkritik finden sich zudem immer wieder frappierende Nebeneinanderstellungen, so z.B. in einem Beitr. über das Verhältnis Erzählung-Kleiner Roman (mit Flake, Frank, H. Mann, Wedekind, Speyer einerseits, Perkonig, Heimann, N. Jacques andererseits) oder einem zu R. Auernheimers anekdotische u. H. Manns vom Alltäglichen ins Phantastische kippende Erzählungen bzw. Novellen. M. pflegte eine Reihe von Freundschaften, die auch in Feuilletonbeiträgen Eingang fanden, z.B. mit bed. Exponenten der Wiener Moderne seit 1907, darunter H.v. Hofmannsthal, oder, später, mit Th. Rittner u.a.m. u. förderte jüngere Schriftsteller u. literar. Publizisten wie M. Scheyer.

Ab 1924-25 widmet sich M. verstärkt dem Kunst- u. Ausstellungsbetrieb mit Beitr. über Birnbaum, Kokoschka, Kollwitz, Oppenheimer, wiederholt auch zu Klimt, sowie versch. Ausstellungen im Hagenbund (mit Akzent auf jüngere Künstler wie z.B. Tibor Gergely, Viktor Hammer, Felix Harta, Josef Ortloff, Viktor Tischler, Fred Taubes u.a.), ferner im Künstlerhaus, der Sezession (Clementschitsch, Faistauer, Gütersloh, Thöny u.a.), in der Neuen Galerie, der Buchhandlung Heller oder der Galerie Würthle (u.a. über die „Sensation“ G. Grosz). Er befasste sich ferner mit versch. europ. Malerei-Traditionen, bes. der französ., italien., tschech. u. ungarischen, schrieb aber auch über Isidor Kaufmann (Jüd. Malerei), über F. Maserel, dessen Holzschnittbücher M. als „Romane in Bildern“ auffasste (5.12.1926) u.a.m. Neben einer enthusiast. Bespr. des Romans Das Elend vom Lied (urspr.: Noch alemen, 1913) des russ.-jidd. Dichters David Bergelson, neben Büchern von M. Brod oder Aphorismen von Alfred Grünewald legte er 1924 auch eine Sammlung seiner eigenen Ghettoerz. unter dem Titel Die Jüdin Leonora (mit Impressum 1923) vor, eine Thematik, die ihn auch in den Folgejahren nicht losließ, wie Bespr. von Publikationen, z.B. von Finkelsteins Stürmer des Gettos zeugen. Aber auch Klassiker der englischen, französ. u. russ. Moderne neben aktuellen Neuerscheinungen zeugen von der Kenntnis u. Aufmerksamkeit für aktuelle Entwicklungen. So besprach M. z.B. im Dez. 1925 in einer Kritik Brods Reubeni-Roman, Kafkas Process u. Dörmanns Jazz, im Jänner 1926 einen Bd. Novellen Leonhard Franks, im März 1926 Klaus Manns Der fromme Tanz oder im Dez. 1926 Novellen von Walter Eidlitz u. Albert Ehrenstein. 1927 widmetet er sich u.a. auch der Architektur, z.B. dem Vermächtnis von Otto Wagner, ferner einer Neuaufl. von Sacher Masochs Novellen, J. Roths Flucht ohne Ende sowie in einer Sammelbespr. Kafkas Das Schloß.

Ab 1928 dominierten wieder die Ausstellungsberichte, u.a. auch zur sowjetruss. im Hagenbund, die auch M.s Kenntnis des zeitgenöss. sowjet. Theaters dokumentiert, über E. Orlik, aber auch über Ausstellungen Wiener Künstlerinnen wie Fraenkel-Hahn oder M. Lydis. Zwischendurch widmete sich M. auch der Theaterkritik u. bezog zu kontrovers disk. Stücken Stellung, z.B. 1929 zu L. Franks Kriegsheimkehrerdrama Karl und Anna oder zur Debatte um die Identität F. Bruckners anlässl. der Aufführung seines Stückes Die Verbrecher. 1930 veröffentl. M. wieder mehrere Ghetto-Prosa-Stücke u. besprach auch jüd.-jidd. Lit. wie z.B. Texte von Joseph Opatoschu. 1931 erschienen nur mehr wenige Texte von M. im NWJ; sein vermutlich letztes Feuilleton (Die verpönte Schönheit) am 5.4.1931.


Quellen und Dokumente

Leonora. In: Neues Wiener Journal, 25.6.1911, S. 7, Moderne Erzähler. In: Neues Wiener Journal, 8.8.1913, S. 5f., Das träumende Dorf. In: Neues Wiener Journal, 18.8.1914, S. 3, Galizien. In: Pester Lloyd, 23.9.1914, S. 1f., Russische Nester. In: Neues Wiener Journal, 20.9.1914, S. 7f., An der russischen Grenze. In: Pester Lloyd, 9.8.1914, S. 1f., Literatur in der Kriegszeit. In: Neues Wiener Journal, 8.1.1915, S. 19, Die Entwurzelten. In: Neues Wiener Journal, 16.11.1915, S. 5f., Bei Thaddäus Rittner. In: Neues Wiener Journal, 14.12.1916, S. 8, Moderne Erzähler. In: Neues Wiener Journal, 8.6.1916, S. 3f., Moderne Erzähler. In: Neues Wiener Journal, 8.6.1917, S. 3, Die Armen. Ein neuer Roman von Heinrich Mann. In: Neues Wiener Journal, 18.8.1917, S. 5f., Die revolutionäre Jugend. In: Neues Wiener Journal, 9.12.1918, S. 3, Psychologie des Republikaners. In: Neues Wiener Journal, 30.11.1918, S. 4f., Seide Borowitz. Ein Ghetto-Roman von Karl Hans Strobl. In: Neues Wiener Journal, 14.8.1918, S. 3f., Die Frau als bildende Künstlerin. Die Ausstellung im Künstlerhaus. In: Neues Wiener Journal, 12.12.1919, S. 4f., Wiener Erzählungskunst [Rez. zu Hugo von Hofmannsthal]. In: Neues Wiener Journal, 11.10.1920, S. 3, Kleine Romane. In: Neues Wiener Journal, 24.3.1920, S. 3, Zwei neue Dichtungen von Franz Werfel. In: Neues Wiener Journal, 2.3.1921, S. 3, Der „Landstreicher“ Beirach Schafir. In: Neues Wiener Journal, 24.9.1922, S. 11, P. Wertheimer über Menkes Novellenband Die Jüdin Leonora. In: NFP, 1.7.1923, S. 25-26; Ein Kleinstadtroman. David Bergelson: „Das Ende vom Lied“. In: Neues Wiener Journal, 16.6.1924, S. 6f., Zwei Ausstellungen. Oskar Kokoschka – Uriel Birnbaum. In: Neues Wiener Journal, 27.6.1924, S. 5, Lebensgeschichte eines Rebellen. Artur Holitschers Erinnerungen. In: Neues Wiener Journal, 12.12.1924, S. 4f., Zeitkunst. Die Ausstellung in der Sezession – Max Oppenheimer. In: Neues Wiener Journal, 23.9.1924, S. 6, Stürmer des Gettos. In: Neues Wiener Journal, 8.1.1925, S. 5f., Der Judenmaler Isidor Kaufmann. In: Neues Wiener Journal, 26.11.1925, S. 3f., Egger-Lienz-Ausstellung. Künstlerhaus. In: Neues Wiener Journal, 20.3.1925, S. 4, Neue Romane [u.a. Franz Kafka: Das Schloß]. In: Neues Wiener Journal, 4.1.1927, S. 3f., Roman eines Kulturpessimisten. Josef Roth: „Die Flucht ohne Ende“. In: Neues Wiener Journal, 27.11.1927, S. 18f., Egon Schiele. Gedächtnisausstellung im Hagenbund und in der Neuen Galerie. In: Neues Wiener Journal, 19.10.1928, S. 8f., Russisches und Westeuropäisches. Sowjetrussische Ausstellung im Hagenbund. In: Neues Wiener Journal, 10.3.1928, S. 4, Burgtheater. „Karl und Anna“, Schauspiel von Leonhard Frank. In: Neues Wiener Journal, 1.3.1929, S. 3, Ferdinand Bruckner: „Die Verbrecher“. Die Premiere im Theater in der Josefstadt. In: Neues Wiener Journal, 19.4.1929, S. 3, Emil Orlik. Zu seinem sechzigsten Geburtstag (26. Juli). In: Neues Wiener Journal, 22.7.1930, S. 5f., Der Wiener Don Juan. In: Neues Wiener Journal, 17.12.1930, S. 3, Ahasver im Getto. In: Neues Wiener Journal, 2.12.1930, S. 3f.

(PHK)

geb. als Thekla Blech am 25.4. (nach anderer Quelle: 13.4.) 1887 in Riga – ermordet am 20.10.1944 in Auschwitz-Birkenau; Feuilletonistin, Kritikerin, Schriftstellerin

Über die Kindheit und Jugend von M. ist wenig bekannt; ihre Familie ist wohl um die Jahrhundertwende nach Wien gezogen. 1908 heiratete Thekla Blech den Juristen Emil Merwin (geb 29.3. 1881 in Lemberg) in der Synagoge Leopoldgasse 29 im 2. Bezirk (Polnische Schul). Fassbar wird sie ab März 1909 als Beiträgerin und bald als in der Redaktion tätige Mitarb. der Jüdischen Volksstimme (Brünn/Brno), wo sie bis 1911 regelmäßig entweder im Impressum angeführt wird, 1909 auch mit Adresse in Lemberg, oder in der Feuilletonbeilage Frauen-Revue mit eigenen Beitr. präsent war, u.a. mit Gedichten, die sich jüd. Festen widmeten, aber auch feuilletonist.-essayist. Texten. 1910 veröffentl. sie ihren ersten literaturkrit. Beitr., Heines soziale Gedankengänge, in der Wiener Zs. Die Wage, weitere zu Betty Paoli oder zum Jüdischen Theater folgten in den Zs. Der Merker 1914-15; 1913  erschien ihr erstes Gedicht in der Neuen Freien Presse.

Nach dem Ende des Weltkrieges erkrankt M. an Diabetes, war zu Kuraufenthalten gezwungen u. kann nur wenige Gedichte veröffentlichen, u.a. im Neuen Wr. Tagblatt. 1922 stößt sie zur Arbeiter-Zeitung, in der sie ebenfalls  regelmäßig, wenn auch nur begrenzten Raum vorfand, d.h. einige Kurzprosa-Stücke wie z.B. Letzter Gang, aber auch Gedichte unterbringen konnte, welche sich mit zermürbenden Stadt-Erfahrungen, Straßen-, Armut- und Nacht-Bildern befassen und damit Kehrseiten der urbanen Moderne ansprechen. Seit 1924 erscheinen gelegentl. Texte von ihr in der Zs. Moderne Welt, seit 1928 auch in der Zs. Die Bühne, Anfang der 1930er Jahre ferner in Zs. wie Die Muskete oder Mocca, wobei in diesen Beiträgen, u.a. Reisefeuilletons, die sozialkritischen Züge deutlich zurücktreten. Typisch dafür wären Texte wie z.B. Romantische Fahrt (1933) oder Titel (1934). Dass M. ihre krit. Einstellung u. Kommentierung der Zeitläufe dennoch nicht aufgab, dokumentieren programmat. Texte wie Bankrott der Kultur im Neuen Vorwärts (17.3.1933, zuletzt wiederabgedr. in: Zwischenwelt, 3/2012), in dem sie das NS-Deutschland als eines „entmenschte[r] Horden“ beschreibt. Doch die veränderten Verhältnisse auch in Wien ab 1934, dem Jahr, in dem ihr Gatte Emil M. verstarb, schränkten ihre Publikationsmöglichkeiten drastisch ein. In der AZ konnte noch Anfang 1934 der dichte Prosatext Ein Brief erscheinen, in den darauffolgenden Jahren gelang es ihr aber kaum mehr, weitere Texte zu veröffentlichen. Mit einer ironisch-kritischen Reflexion über das Reisen junger, vermögender Frauen in Europa wie im Orient oder in Afrika im Text Gestern-heute gelangte M. 1937 an den Endpunkt ihrer literar.-journalist. Präsenz. Dass sie angesichts der sich zuspitzenden Verhältnisse 1938-39 nicht zur Emigration entschließen konnte, sollte sich als fataler Fehler, auch für ihre Tochter Magda (geb. 1911-1944), erweisen. Am 24.9.1942 wurde Merwin ins KZ Theresienstadt deportiert, am 19.10.1944 nach Auschwitz-Birkenau gem. mit ihrer Tochter Magda ermordet.

Aus: Arbeiter-Zeitung, 5.1.1930, S. 19

Quellen und Dokumente

http://theodorkramer.at/projekte/exenberger/mitglieder/thekla-merwin

Sabbat im Städtchen. In: Jüdische Volksstimme, 5.1.1910, S. 1, Letzter Gang. In: Arbeiter-Zeitung, 20.8.1924, S. 7f., Die große Reise. In: Arbeiterwille, 15.7.1925, S. 5f., Die Stadt. In: Arbeiter-Zeitung, 18.7.1926, S. 20, Dei Straße. In: Arbeiter-Zeitung, 6.6.1926, S. 17, Weg der Armut. In: Arbeiter-Zeitung, 1.1.1928, S. 19, Das rote Lied. In: Arbeiter-Zeitung, 25.12.1928, S. 14, Großstadtballade. In: Arbeiter-Zeitung, 21.4.1929, S. 17, Gang des Arbeitslosen. In: Arbeiter-Zeitung, 5.1.1930, S. 19, Romantische Fahrt. In: Die Bühne (1933), H. 363, S. 36ff, Der Brief. In: Arbeiter-Zeitung, 19.1.1934, S. 6.

Weitgehend vollständiges Verzeichnis ihrer Zeitungsbeiträge bei theodorkramer.at.
Eintrag bei doew.at.

Literatur

Textausgabe: Ilse Korotin/René Korotin (Hgg.): „Niemand war da, uns vor der Tollwut von Analphabeten zu schützen!“. Thekla Merwin (1887-1944) – Essays und Gedichte. = biografiA Bd. 29, Wien: Präsens 2023.

H. Exenberger: Thekla Merwin – Eine österreichische Schriftstellerin. In: Jahrbuch 1991. Dokumentationsarchiv des österr. Widerstandes (1991), 113-114; Ders.: Als stünd’ die Welt in Flammen. Eine Anthologie ermordeter sozialistischer SchriftstellerInnen (2000); S. Blumesberger u.a. (red.): Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jhdt (=Bd 2) (2002); A. Emanuely: Thekla Merwin. In: Zwischenwelt (3/2012), 39-40.

Weitgehend vollständiges Verzeichnis ihrer Zeitungsbeiträge bei theodorkramer.at.
Eintrag bei doew.at.

(PHK)

Geb. am 24.2.1876 in Chabersitz/Chabeřice (Österreich-Ungarn/Tschechien), gest. am 12.2. 1957 in Wien; Offizier, Schriftsteller, Agenturinhaber.

Nach der Absolvierung des deutschsprachigen Gymnasiums in Prag trat Michel in die ebenfalls dort ansässige Infanteriekadetten-Schule ein, um die Offizierslaufbahn einzuschlagen. Ab 1890 etwa verstärkte sich das Interesse an der Literatur, das zu ersten kleineren Arbeiten und nicht namentlich gezeichneten Veröffentlichungen in Prager Zeitungen führte. 1895 kam er als Leutnant nach Wien, wo er eine intensive Freundschaft mit Leopold v. Andrian einging, die ihm den Zugang zum Kreis der Jungwiener ermöglichte. 1898 wurde er nach Mostar in Bosnien-Herzegowina versetzt und lernte einen völlig neuen Raum und seine Kultur kennen, welche in späteren Erzählungen und Romanen immer wieder aufgegriffen wurden. Ab 1900 wirkte er als Lehrender an der Kadettenschule in Innsbruck und knüpfte dort Kontakte zur Zs. Der Brenner; 1911 kam er ans Kriegsarchiv nach Wien und wurde dem dortigen Kriegspressequartier zugeteilt.

Materialien und Quellen:

Eintrag in Wien Geschichte Wiki: hier.

(work in progress)

Geb. 15.10. 1872 in Krems (Niederösterreich, k.k. Österreich-Ungarn), gest. 20. 3. 1956 in Wien. Gymnasialdirektor, Abgeordneter der christlichsozialen Partei zum Reichsrat, zur Provisorischen Nationalversammlung und zum Nationalrat der Ersten Republik. Bundespräsident 1928-1938.

Materialien und Quellen:

Eintrag in Geschichtewiki.wien; Eintrag (Funktionen) in: Parlament.gv.at; Einrag auf: oecv (Österr. Cartellverband);

Hans-Werner Scheidl: W. Miklas: Er hatte die Machtmittel, er verwendete sie nicht. In: Die Presse, 18.2. 2013;

(in preparation)

Geb. 26.2. 1904 in Wien, gest. 10.3. 1992 in Wien. (Arbeiter)Dichter

Dokumente und Quellen:

Eintrag im Exenberger-Archiv (TKG);

in preparation

Geb. 1883, (Ort nicht ermittelbar) gest. 23.8.1925 in Florenz/Firenze) Journalist, Kunst- und Theaterkritiker.

Materialien und Quellen:

Malva Schalek. In: Ost und West, H. 1-2(1919), S. 9-10; Tanz. In: Der Abend, 8.2.1924, S. 4;

(PHK, in preparation)

Geb. 30.3.1906 in Wien, gest. 14.10. 2001 in Wien.

Schriftstellerin, Fürsorgerin, Publizistin, Übersetzerin

Materialien und Quellen:

Erika Mitterer-Gesellschaft: hier.

Literatur (Auswahl):

Johann Holzner: Dialoge und Kontroversen mit der Moderne. Gedichte von Erika Mitterer. In: literaturepochen.at; Martin Petrowsky (Hg.): Erika Mitterer. Eine Dichterin – ein Jahrhundert. Wien 2002; Esther Dür: Erika Mitterer und das Dritte Reich. Schreiben zwischen Protest, Anpassung und Vergessen. Wien 2006; M. G. Petrowsky (Hg.): Dichtung im Schatten der großen Krisen. Erika Mitterers Werk im literaturhistorischen Kontext. Wien 2006

(in Vorbereitung)

Geb. 12.1.1878 in Budapest, gest. 1.4.1952 in New York. Dramatiker, Journalist, Schriftsteller, Exilant

Nach Abschluss des Calvinistischen Gymnasiums (1895) Ferenc fing Molnár das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Budapest zu studieren an. Da er in jener Zeit regelmäßiger Gast im „Central Café“ war, wo er mehr Zeit als in den Hörsälen verbrachte, wurde er von seinem Vater nach Genf geschickt, um seine juristischen Studien fortzusetzen. Während der zwei Semester an der Schweizer Universität begann er, Reportagen und Berichte zu schreiben und diese nach Ungarn an verschiedene Zeitungen zu schicken. Dabei entstand auch die kurze Novelle Magdolna. Um sein Französisch zu verbessern und neue Entwicklungen am Theater kennenzulernen, ging Molnár nach Paris. Die modernen Boulevard-Komödien von Bernstein, Bataille, Capus und anderer beeinflussten später auch den Stil seiner Dramen. Nach seiner Rückkehr nach Budapest begann er professionell zu schreiben und änderte seinen deutschen Namen in das ungarische Molnár (deutsch: Müller). Eine mögliche juristische Laufbahn gab er schon 1896 auf und wurde zunächst Journalist.

In dieser Rolle berichtete er für mehrere Zeitungen, zunächst vor allem über Gerichtsprozesse, und insbesondere für den „Budapesti Napló“ unter dem einflussreichen Chefredakteur József Vészi. Dabei wurde er vertraut mit den Sorgen der verschiedenen Klassen und eingängiger Stil erregte bald die Aufmerksamkeit der Leser. Zugleich versuchte er sich literarisch tätig zu werden. Sein erster Roman, Az éhes város (Die hungrige Stadt, 1901), war eine vernichtende Anklageschrift gegen geldhungrige Politiker und soziale Parvenüs. Die schonungslose Zeichnung der dämonischen Wirkung des Geldes aus der Sicht eines jungen, idealistisch gezeichneten Zeitungsjournalisten zog ebenfalls Aufmerksamkeit auf sich und trug Molnár Bekanntheit und Anerkennung ein. Im folgenden Jahr 1902 fing er an, für das Theater zu schreiben – und begann damit eine außergewöhnliche Karriere.

Nicht wenige der frühen Stücke waren Nebenprodukte seiner journalistischen Arbeit, teils impressionistische Skizzen, teils Zufallsszenen oder dialogisierte Chroniken, so z.B. sein erstes Stück, A doctor úr (Der Rechtsanwalt), im Grunde noch eine Art Farce im Stil französischer Komödien. Auch das Lustspiel Józsi (UA 1904), wurde zuvor als Folge von Dialogen veröffentlicht. 1906 wurde Molnár zum Redaktionsmitglied des Budapesti Napló und ging seine erste Ehe mit der damals sechzehnjährigen Margit Vészi ein, die später auch als Schriftstellerin und Künstlerin Aufsehen erregte. Nach der Geburt der Tochter Márta im darauffolgenden Jahr ging diese Ehe bereits in Brüche und wurde getrennt. Doch schon wenige Monate nach der Trennung ging Molnár ein Verhältnis mit Irén Varsányi eingegangen, Ungarns bedeutendster Schauspielerin und Frau eines Fabrikanten, Für sie schrieb er Az ördög („Der Teufel“), ein Stück, in dem eine Schauspielerin aufgefordert wird, ihren langweiligen Ehemann zu verlassen. Das 1907 uraufgeführte Drama brachte ihm internationalen Ruhm und die Mitgliedschaft in der exklusiven „Petöfi Gesellschaft“ ein, aber auch ein Duell mit dem eifersüchtigen Gatten sowie eine zweiwöchige Gefängnisstrafe.

(in Vorbereitung)

Geb. 14.7. 1880 in Sternberg (Mähren, k.k. Österreich-Ungarn, heute: šternberk, Tschech. Republik) – gest. 27.10. 1958 in Murnau am Staffelsee (BRD). Österreichisch-deutscher Schriftsteller, Kritiker.

Materialien und Quellen:

W.v. Molo: Dichterische Konzeption. In: Wiener Allgemeine Zeitung, 30.4.1929, S. 5-6;

(PHK, in preparation)