(siehe: Genfer Sanierung)
Im Lauf des Jahres 1922 schlitterte Österreich, getrieben durch die Ende 1921 eingetretene Inflationsdynamik (Lebenskostenindex 100 vom 1.1.1921 erhöhte sich auf über 20.000 im Sept. 1922) sowie nach Streiks und gewalttätigen Demonstrationen im Dez. 1921, trotz mehrerer Überbrückungskredite, die Großbritannien gewährte, in eine schwere Finanzkrise. Um einen Staatsbankrott abzuwenden ersuchte die österr. Regierung im August 1922 bei der engl. Regierung um einen Kredit in der Höhe von 15 Mio. Pfund, welche von Lloyd Georg an den Völkerbund, der seinen Sitz in Genf hatte, verwiesen wurde. Seit 4. Sept. 1922 kam es zu Vorverhandlungen, insbes. mit Lord Balfour, weil Großbritannien diesen Antrag zu unterstützen bereit war. Am 4.10. 1922 wurden schließlich drei Genfer Protokolle(siehe: Genfer Sanierung) unterzeichnet, welche eine durch GB, Frankreich, Italien und die Tschechoslowakei garantierte internat. Anleihe in der Höhe von 650 Mio Goldkronen vorsahen, um damit das Budgetdefizit um etwa 60% reduzieren und die Versorgungslage aufrecht erhalten zu können. Die Staaten mit Reparationsansprüchen Österreich gegenüber erklärten sich außerdem bereit, diese zu stunden.
Als Gegenleistung wurde die Verpfändung der Zolleinnahmen, des Tabakmonopols, ein Anschlussverbot an Deutschland sowie die Reduktion der Zahl der Staatsangestellten und Eisenbahner verlangt und eine internat. Kontrolle über die Haushaltspolitik und die Notenpresse vertraglich vereinbart sowie ein Generalkommissär zur Überprüfung dieser Maßnahmen eingesetzt. De facto verzichtete die Republik damit auf einen Teil ihrer Souveränität, wenngleich es, aber erst nach zwei weiteren schwierigen Jahren gelang, die Währung und das Budget zu stabilisieren. Während die bürgerliche und konservative Presse diese Sanierung unterstützte, z.B. die NFP im Leitartikel Kredit oder Untergang (6.10.1922), sprach sich die Sozialdemokratie vehement dagegen aus, bezeichnete die Protokolle als Unheilprotokolle (AZGegr. 1889, verboten 1934, illegal 1934-1938, 1938 verboten, neugegr. 1945, eingestellt 1991 Aus: Arbeiter-Zeitung, 12...., 6.10.1922) und bezichtigte den Bundeskanzler Seipel des Hochverrats (AZ, 7.10.1922); die KPÖ sah in den Bestimmungen der Genfer Sanierung gar einen Weg in die Diktatur (RF, 6.10.1922). O. Bauer1881 als Sohn des wohlhabenden jüdischen Textilindustriellen Philipp Bauer in Wien geboren, setzte er sich bereits wäh..., der vor Genf an eine Währungsunion mit Deutschland gedacht hatte, brachte die SD nach Außen hin auf einen strikten Kurs gegen dieses Sanierungspaket; zugleich verhandelte er mit Seipel die Abmilderung einiger Bestimmungen, insbesondere die Kompetenzbeschneidungen des Nationalrates betreffend. Die Rückzahlungsraten dieser Anleihe wurden bis 1938 pünktlich bedient und reichten nach 1945 noch weit in die Zweite Republik hinein (bis 1980).
Literatur
F.L. Carsten: Die erste Österreichische Republik im Spiegel zeitgenössischer Quellen. Wien 1988; Ch. A. Gulick: Österreich von Habsburg zu Hitler. Wien 1976. S. 85f.; A. Suppan: Zwischen Staatsbankrott und Genfer Sanierung: 11. Juni 1921 bis 6. November 1922. Aussenpolitische Dokumente der Republik Österreich 1918-1938, Bd 4, Wien 2002;
Quellen und Dokumente
Das Ergebnis von Genf. Drei inhaltsschwere Protokolle. In: Arbeiter-Zeitung, 5.10.1922, S. 1-2, Die Unheilsprotokolle. In: Arbeiter-Zeitung, 6.10.1922, S. 1-2, Kredit oder Untergang Die einzige Alternative. In: Neue Freie Presse, 6.10.1922, S. 1, Das Genfer Ergebnis. Wollen wir leben oder sterben? In: Reichspost, 6.10.1922, S. 1, Auf dem Weg zur Diktatur. In: Die Rote Fahne, 6.10.1922, S. 1,
(ME/PHK)
Gemäß Zeitungsberichten (WMZ, 22.5.1919) fand die Gründungsversammlung dieser Vereinigung am 19. 5. 1919 in Wien statt. Die Präsidentschaft wurde dabei doppelt besetzt (je ein Schriftsteller bzw. ein Komponist). Gewählt wurden zu Präsidenten: Karl Schönherrgeb. am 24.2. 1867 in Axams/Tirol – gest. am 15.3. 1943 in Wien; Schriftsteller, Arzt Das Porträtmodul von Johann Ho... und Julius Bittner, zu Vizepräsidenten: Felix Saltengeb. als Sziga bzw. Siegmund Salzmann am 6.9.1869 in Budapest, gest. 8.10.1945 in Zürich; österr. Schriftsteller, Jour... und Oskar Straus. Weiters gehörten dem Vorstand u.a. an: Felix Dörmanngeb. als Felix Biedermann am 29.5.1870 in Wien – gest. am 26.10.1928 in Wien; Schriftsteller, Librettist, Filmproduzen..., Erich W. Korngoldgeb. 29.5.1897 in Brünn (heute Brno, Tschech. Republik), gest. 29.11.1957 in Hollywood (USA); Komponist, Pianist, Dirig..., Leopold Jacobsongeb. am 30.6.1873 in Czernowitz (Cernivtsi, ukr., Cernauti, rumän.) – gest. am 23.2.1943 im KZ Theresienstadt; Libret..., Emerich Kalman, Hans Müller und Arthur Schnitzler.
Materialien und Quellen:
Bericht über die Gründungsversammlung: Die Zeit, 22.5.1919, S.6;
(PHK, in Vorbereitung)
Gegründet im April 1919 im Umfeld der seit 1918 erscheinenden expressionist. Zs. Daimon, die im Verlag der Brüder Suschitzky (Philip und Wilhelm) erschien, der ab 1919 den Namen Anzengruber-Verlag Brüder Suschitzky trug. Ab H. 3-4/1919 führte die Zs. Der Neue DaimonJakob Moreno Levy gründet 1918 die Zeitschrift Daimon und setzt damit als Herausgeber bereits bestehende Bestrebungen f..., hg. von J. Moreno Levyauch Jakob Levy, Jakob Moreno Levy bzw. Jacob Moreno Lévy, seit 1927 Jacob Levy Moreno geb. als Iacov Moreno Levy ..., den Namen ›Genossenschaftsverlag‹ im Impressum. Ferner gab es zahlreiche Querverbindungen zu anderen Zeitschriften und Verlagsprojekten. Die Rechtsform war insofern ungewöhnlich, als jeder Autor/in Mitglied und Teilhaber des Verlags werden konnte, was Ausdruck der Diskussion über den Genossenschaftsgedanken und damit verbundener Sozialisierungs-Vorstellungen jener Jahre (1918-20) war. Sichtbar wurde dies u.a. im Gründungsaufruf, veröffentlich in der Ztg. Der Neue TagAus: Der Neue Tag, 23.3.1919, S. 1 Mit einem Nachruf auf das Fremden-Blatt und unter programmatischem Titel, jedoch ohne... am 28.3.1919, versehen mit einem Kommentar von A. Kuhgeb. am 12.7.1890 in Wien – gest. am 18.1.1941 in New York; Journalist, Schriftsteller, Redner Ps.: Frater Antoni.... Dieser ist in einem klassenkämpferisch-revolutionärem Ton gehalten, beklagt die Dichter und Denker als in der Hand des Kapitals befindlich, um sie künftig in der Reihe der Arbeiter zu sehen und plädiert für eine neue, jede Ausbeutung von sich weisende Verteilungsgerechtigkeit auch der geistigen Arbeit, weshalb Kuh darin einen Aufruf in „regelrecht kommunistischem Sinne“ erblickt, verteidigt aber den „Geist, aus dem heraus der Verlag entstand“. Unterzeichner des Aufrufs waren Alfred Adler, Albert Ehrensteingeb. am 23.12.1886 in Wien – gest. am 8.4.1950 in New York; Lyriker, Erzähler, Kritiker Das Porträtmodul von Ve..., Fritz Lampl, Jakob Moreno Levy, Hugo Sonnenschein und Franz Werfeleigentlich Franz Viktor Werfel, geb. am 10.9.1890 in Prag – gest. 26.8.1945 in Beverly Hills, USA; Schriftsteller.... Eine Eintragung ins Handelsregister erfolgte nicht, eine Buchhandelskonzession wurde jedoch, vermutlich zum Verkauf der eigenen Verlagsprodukte, angestrebt, die aber von den Behörden verschleppt wurde.
Die Verlagstätigkeit konzentrierte sich auf die Hg. der Zs. Der Neue Daimon, dem 1919 die Heftserie Die Gefährten zur Seite trat, in denen 1920 auch sehr prominente Autoren wie Alfred Döblin und Heinrich Mann nebst Oskar Kokoschka, Otto Stoesslgeb. am 2.5.1875 in Wien – gest. am 15.9.1936 in Wien; Schriftsteller, Kritiker, Beamter Der älteste Sohn eines ..., Ernst Weiß oder Albert Ehrenstein sowie den weniger bekannten wie Fritz Lampl, Isidor Quartner oder Robert Zellermayer/Stefan Tafler vertreten waren. Die Auflagen schwankten je nach Prominenz der Autoren zwischen einigen Hundert bis zu 4000 Ex. (im Fall von H. Mann). Für 1921 waren zahlreiche weitere Hefte bzw. Werke angekündigt, u.a. zu Döblin, H. Mann, Carl Ehrenstein, F. Werfel und anderen, ferner auch eine Jean Paul-Werkausgabe, aber aufgrund finanzieller Probleme und steigender Inflation, musste die Tätigkeit eingestellt werden. A. Ehrenstein bemühte sich um eine Übernahme des Programms durch den K. Wolff-Verlag, aber auch dies kam nicht zustande.
Quellen und Dokumente
Die sozialisierte Dichtkunst. Gründung eines “Genossenschaftsverlags” durch Wiener Dichter und Schriftsteller. In: Der neue Tag, 28.3.1919, S. 7.
Literatur
Murray G. Hall: Österreichische Verlagsgeschichte 1918-1938, Bd. 2: Belletristische Verlage der Ersten Republik; Wien u.a. 1995 (Online verfügbar), Annette Lechner: Die Wiener Verlagsbuchhandlung „Anzengruber-Verlag, Brüder Suschitzky (1901-38) im Wandel der Zeit (Wien, Dipl.Arb. 1994) (Online verfügbar), Armin A. Wallas: Zeitschriften und Anthologien des Expressionismus in Österreich. Analytische Bibliographie. München-New York u.a. 1995, Bd. 2.
(PHK)
Die Gründung dieser Gesellschaft fand im Zug der konstitutiven Versammlung am 25.2.1923 in der Graphischen Sammlung der Albertina statt. Zu Vorstandsmitgliedern wurden folgende zehn Persönlichkeiten aus dem zeitgenössischen Kunst- und Kulturbetrieb gewählt: Lea Bondi (Inhaberin der Kunstgalerie Würthle), Hermann Eißler (Kunstsammler), Emil Frankl, Wilhelm Wolko Gartenberg, Franz Martin Haberditzl, Fannina Halle, Kurt Rathe, Felix Steinitz (Bankier und Kunstsammler), Alfred Stix, Leiter der Sammlung Albertina, und Hans Tietzegeb. am 1.1.1880 in Prag – gest. am 11.4.1954 in New York; Kunsthistoriker, Essayist, Redakteur, Ausstellungskurator, .... Als wichtigste Aufgabe erblickte die Gesellschaft, so ein Bericht im NWTBl. vom 28.3.1923, das Anliegen, „dem Wiener Kunstleben den Zusammenhang mit den großen internationalen Kunstströmungen zurückzuerobern“. Erfolgen sollte dies über die Veranstaltung von Ausstellungen, die Unterstützung von Ausstellungen österreichischer Künstler im Ausland, die Förderung von Künstlerinnen und Künstlern sowie die Herstellung von Kontakten zwischen diesen und interessierten „Kunstfreunden“. Treibende Gestalt war dabei H. Tietze, der in seiner Funktion als hoher Beamter im Unterrichtsministerium (bis 1925) sowie aufgrund seiner Kontakte zu Kulturpolitikern des ›Roten Wien‹ zahlreiche Ausstellungen anregte und organisatorisch stützte, u.a. die Ausstellungen im Rahmen des Internationalen Musik- und TheaterfestesWien, 14. September bis 10. Oktober 1924 Dieses groß angelegte Musik- und Theaterfest wurde nach einem ersten Vers... der Stadt Wien 1924, die bereits durch einen Vortragszyklus im Februar 1924 einbegleitet wurde. 1925 folgte im Künstlerhaus eine Ausstellung unter dem programm. Titel Das Gesicht der Zeit.
Besonderes Augenmerk widmete die Gesellschaft der Rezeption und Auseinandersetzung mit zeitgenössischer russischer Kunst, wobei v.a. F. Halle aktiv war, aber auch der Musik, wie z.B. ein Vortrag von A. Weißmann über moderne russ. Musik (Febr. 1925) belegt. Auch Konzertaufführungen, gewidmet z.B. dem Werk von Rudolf Réti im Dezember 1925 im Wiener Kleinen Konzerthaussaal, waren Teil der Förderungsphilosophie.
1926 weitete die Gesellschaft ihr Themenspektrum auf das zeitgenössische Theater aus, etwa durch Vorträge von O.Strnad und B. Balázs. Im März 1926 folgte eine Ausstellung französischer Gegenwartskunst im Künstlerhaus; im Dez. dess. Jahres ein über Aspekte der Kunstförderung. Im Febr. 1927 trat A. P. Gütersloh mit einem Vortrag über Verwirrung und Ordnung im Urteil über Kunst in Erscheinung, im März H. Tietze mit einem über El Greco und wir sowie F.Th. Csokor über Das szenische Bild der Gegenwart; im November wurde die ebf. von H. Tietze mitangeregte Ausstellung Das Werden desKunstwerks gezeigt. Im März-April1928 wurde ein Vortragszyklus Führende Maler der Gegenwart angeboten, im Mai eine Ausstellung in der Neuen Galerie zum russ. Maler Georg Kirsta vermittelt; im Okt. wurde eine Sammlung für eine Schiele-Grabdenkmal eingerichtet, das am nächsten Todestag (31.10.1929) auch feierlich übergeben werden konnte, ab Nov.1928-Jänner 1929 folgte eine Vortragsreihe über Probleme der modernen Kunst u.a. mit Vorträgen zu Kandinski, Klee oder zur Neuen Sachlichkeit. Im Nov. 1929 war wieder H. Tietze mit einem Vortrag über Die Krise der heutigen Kunst an der Reihe, im Dez. 1929 sprach E. Buschbeck über Das Weltbild der heutigen Kunst. Im April-Mai 1930 stand die von Tietze und der Gesellschaft kuratierte vielbeachtete Ausst. Kunst in unserer Zeit im Künstlerhaus am Programm, in deren Rahmen wiederum mehrere Vorträge stattfanden, u.a. am 11.4. der von J. Frankgeb. am 15.7.1885 in Baden bei Wien – gest. am 8.1.1967 in Stockholm; Architekt, Designer, Innenraumgestalter F. stam... über Form und Inhalt. Zu dieser Ausstellung legte Tietze auch eine 32-seitige Flugschrift vor. im Sept. sprach Richard Neutra über Neues Wohnen und neues Bauen in Amerika. Die nächste Ausstellung fand erst wieder im Feb. 1932 zum Thema Malende Dichter, dichtende Maler im Hagenbund1899 auf Initiative des Architekten Joseph Urban und des Malers Heinrich Lefler von Mitgliedern der sog. „Haagengesell... statt, zugleich die letzte der Gesellschaft.
Quellen und Dokumente
Hans Tietze: Ueber die Kunst des modernen Rußland. Vortrag Frau Dr. Fannina Halle. In: Neues Wiener Tagblatt, 20.2.1924, S. 24, A. M.: Die Internationale Kunstausstellung in der Sezession. In: Arbeiter-Zeitung, 12.9.1924, S. 9, Wagnertum und Russentum in der Musik. In: Arbeiter-Zeitung, 27.2.1925, S. 8, Hermann Menkesgeb. am 15.7.1869 (nach anderen Angaben auch 1863 bzw. 1865) in Brody (heute: Ukraine) – gest. am 11.6.1931 in Wien; K...: Das Gesicht der Zeit. Drei Ausstellungen. In: Neues Wiener Journal, 23.9.1925, S. 5, Ankündigung des Vortrags von Oskar Strnad und Béla Balázsals Herbert Bauer geb. am 4.8.1884 in Szeged - gest. am 15.7.1949 in Budapest; Drehbuchautor, Filmkritiker und -theoreti.... In: Wiener Zeitung, 12.2.1926, S. 3, Ausstellung französischer Kunst der Gegenwart im Künstlerhause. In: Wiener Zeitung, 4.3.1926, S. 4, Die Not der österreichischen Künstler. In: Neues Wiener Journal, 1.12.1926, S. 5, Franz Theodor Csokorgeb. am 6.9.1885 in Wien - gest. am 5.1.1969 in Wien; Schriftsteller, Kritiker, Dramaturg, Regisseur Aus einer gutb...: Entwicklungsprobleme des Bühnenbildes. In: Neues Wiener Journal, 12.3.1927, S. 7f., A. M.: Das Werden eines Kunstwerks. In: Arbeiter-Zeitung, 9.11.1927, S. 3f., Hans Ankwicz-Kleehovenbis 1901 Hans Klieres, geb. 29.9.1883 am Böheimkirchen (NÖ) - gest. am 1.10.1962 in Wien; Bibliothekar, Kunsthistorike...: Kollektivausstellung Gustav Kirsta. In: Wiener Zeitung, 3.5.1928, S. 4, Lebendige Kunst. Zur Ausstellung „Die Kunst in unserer Zeit“ im Künstlerhaus. In: Arbeiter-Zeitung, 18.4.1930, S. 7, Die Kunst in unserer Zeit. In: Moderne Welt 11 (1930), H. 15, S. 14f., A. M.: Malende Dichter und dichtende Maler. In: Arbeiter-Zeitung, 15.3.1932, S. 8.
(PHK)
Gegründet Ende 1920 (Eintrag in das Wiener Handelsregister vom 30.12. 1920) durch vier Gesellschafter, von denen Leo Schidrowitz bis 1923 die Geschäftsführung ausübte. Nach ihm übernahm Otto Klement die Geschäftsführung und den Verlag, der freilich 1924 seine Tätigkeit im Zuge der Währungs- und Inflationsturbulenzen einstellte, aber erst 1929 aus dem Handelsregister gelöscht wurde.
Der Verlag zeichnete sich einerseits durch graphisch ansprechende Buch- und Covergestaltungen aus, andererseits durch ein akzentuiertes Programm. Unter den wichtigsten Autorinnen und Autoren zählten bis 1924 Hugo Bettauergeb. als Hugo Maximilian Bettauer am 18.8.1872 in Baden – gest. am 26.3.1925 in Wien; Schriftsteller, Journalist, ..., von dem fünf Romane bei Gloriette erschienen, darunter seine erfolgreichen wie wegweisenden Die Stadt ohne Juden (1922, 10. Aufl. 1924) und Die freudlose Gasse (1923) sowie Lina Loos, die dort ihr Schauspiel Mutter (1921) und den Band Die Entjungferung der Welt (1923) in bibliophiler Aufmachung veröffentlichte. Ferner erschien 1923 auch der Band von Anita Berber Die Tänze des Lasters, des Grauens und der Ekstase. Die Vertretung dieser (und auch anderer Autoren) übernahm ab 1924 vorwiegend der Löwit-VerlagDer Löwit-Verlag wurde 1883 mit Firmensitz in der Wiener Rotenturmstraße 22 von Richard Löwit (1854-1908) registriert....
Materialien, Literatur und Quellen:
Murray G. Hall: Österreichische Verlagsgeschichte. Online zum Gloriette-Verlag: hier.
(PHK)
Eingerichtet im Jänner 1930 als Nachfolge der Vogelsang Verlagsbuchhandlung Ges.m.b.H. 1930 erschien als erstes Werk eine philosophische Schrift von Ernt K. Winter (der auch Verlagsinhaber war), bis 1932 folgten weitere philosophisch-religiöse Schriften. Das Verlegen und Ausliefern von literarischen Büchern fand jedoch nur in den Jahren 1935-36 statt. Bekanntester Autor war wohl Walter Mehring mit Müller. Chronik einer deutschen Sippe, weiters veröffentlichte Zur Mühlen bei Gsur ihren Roman-Bericht Unsere Töchter die Nazinen (beide 1935) sowie Th. Kramergeb. am 1.1.1897 in Niederhollabrunn - gest. am 3.4.1958 in Wien; Lyriker Der Sohn eines aus Mähren stammenden jü... seinen unfangreichen Lyrikand Mit der Ziehharmonika. 1936 wurde Winter gzwungen, die Verlagstätigkeit einzustellen. Maßgeblich dafür waren der wachsende Druck aus Deutschland aber auch die innenpolitische Gegnerschaft durch die Heimwehren.
Materialien und Quellen:
Eintrag bei M. G. Hall: Österreichische Verlagsgeschichte;
(in preparation)
Bereits seit 1909 verfolgte der aus dem polnischen Bialystok stammende Hebräischlehrer Nachum Zemach gemeinsam mit Hannah Rovina und Menachim Gnessin in Warschau den Plan, das weltweit erste professionelle hebräischsprachige Theater zu gründen. Dahinter stand, ganz den Ideen des von Ascher Ginsberg (Achad Ha´am) propagierten Kulturzionismus folgend, die Suche nach einer zeitgemäßen jüdischer Identität durch eine Neubelebung der hebräischen Kultur sowie des Hebräischen als gesprochene Sprache. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges führte dazu, dass Zemach und seine Gefährten ihr Vorhaben erst 1917 in Moskau umsetzen konnten: In Kooperation mit dem angesehenen Regisseur Konstantin Stanislawski entstand im renommierten Moskauer Künstlertheater die Theatergruppe Habima (hebr. „Bühne“). Als schwierig erwies sich zunächst die Suche nach talentierten jüdischen Darstellern, die über entsprechende Hebräischkenntnisse verfügten und zudem bereit waren, die oftmals harten Arbeitsbedingungen des Schauspielmetiers in Zeiten der ökonomischen Krise und des politischen Aufruhrs hinzunehmen.
Trotz dieser Startschwierigkeiten konnte die Habima, die sich am zeitgenössischen russischen Avantgardetheater orientierte und deren Aufführungen die Moskauer Kritiker schnell „Qualität und Tiefe“ (Zer-Zion, 14) attestierten, große Erfolge feiern. Der thematische Schwerpunkt der Aufführungen lag auf Adaptierungen volkstümlicher und biblischer Stoffe bekannter jiddischer Dramatiker, wobei die einzelnen Inszenierungen zwischen „ethnische[m] jüdische[m] Selbstverständnis […], avantgardistischer Ästhetik und sozialrevolutionären Themen“ stets verschiedene Deutungsperspektiven zuließen (EJG, 496). Zu den frühen Höhepunkten zählte 1922 die grotesk-fantastische, durch jüdische Mystik geprägte Darstellung des Dybuk von Salomon An-Ski, die das Ensemble gemeinsam mit dem gefeierten armenischen Regisseur Jewgeni Wachtangow umsetzte und die sowohl vom russischen als auch vom jüdischen Publikum begeistert aufgenommen wurde. Diese Inszenierung, die bald „als eines der größten künstlerischen Ereignisse der modernen Bühne“ (NFP, 5.4.1924, 3) galt, stieß auch international auf große Resonanz: Theaterschaffende aus Paris, London und den USA reisten nach Moskau, um sich von dem hier gezeigten „wirklichkeitsnahe[n], reizvolle[n] Expressionismus“ (NFP, 30.5.1926, 19) inspirieren zu lassen und sich vom hohen künstlerischen Niveau der jungen Formation zu überzeugen. Maxim Gorki etwa, selbst nicht des Hebräischen mächtig, lobte „die Kraft und Schönheit“ der hebräischen Sprache, besonders aber die Darsteller: „Jedes „Wort, jede Gebärde, alles ist tief und harmonisch und in allem lodert die große Wahrheit, die nur die Kunst und das Talent schaffen können.“ (NFP, 25.5.1926, 8). Mit zunehmendem Erfolg geriet die Habima jedoch auch in den Fokus der Jüdischen Sektion der Kommunistischen Partei, die nicht das Hebräische, sondern vielmehr das Jiddische als Sprache des jüdischen Proletariats zu forcieren suchte. Entsprechende Repressalien durch die russischen Behörden und interne Konflikte führten im Jänner 1926 schließlich dazu, dass die Habima Moskau verließ und Berlin zu ihrem vorübergehenden Stützpunkt erkor. Von dort aus begab sie sich in den folgenden fünf Jahren auf internationale Tournee: Neben Polen, Litauen, Italien, Frankreich, der Schweiz und Palästina gastierte das Ensemble im Mai 1926 erstmals auch in Österreich. Im Wiener Carl-TheaterBegründet 1781 als Leopoldstädter Theater (2. Bezirk, Praterstraße), 1838 an Carl Carl verkauft, geschlossen 1929 (Di... gelangte neben Stücken wie Golem, Jaákobs Traum und Der ewige Jude auch der Dybuk zur Aufführung. Pressestimmen betonten besonders den augenscheinlichen Kontrast zwischen „der fast besinnungslose[n] Hingabe“ der Schauspieler einerseits und der „ehrlichen, andeutenden Magerkeit der Kulissen“ und der „sinnvoll einfachen Beleuchtungsarten“ andererseits (NFP, 30.5.1926, 19) und attestierten „in der Darstellung, im ganzen szenischen Aufbau, etwas grundsätzlich Neues“, das letztlich „in der Idee der Kollektivseele begründet“ sei (AZ, 5.6.1926, 9). Zu den regelmäßigen Besuchern der Wiener Habima-Vorstellungen zählte Max Reinhardtgeb. am 9.9.1873 in Baden/Niederösterreich – gest. am 30.10.1943 in New York (bis 1904 Namensschreibung: Max Goldmann..., der vor allem „die fast religiöse Hingabe an die Kunst“ (Wiener Morgenzeitung, 5.6.1926, 5) bewunderte, aber auch Arthur Schnitzler, der den Besuch am 2.6.1926 in seinem Tagebuch vermerkt. Reinhardt war, wie etwa auch Martin Buber, Lion Feuchtwanger und Thomas Mann, Mitglied des in Berlin gegründeten Freundeskreises der Habima, die der Truppe sowohl finanzielle als auch administrative Unterstützung zukommen ließ.
1927 reiste die Habima – inzwischen zu einem panjüdischen Symbol und Exponenten einer „vermeintlich authentischen jüdischen Kultur“ (EJG, 497) geworden – für mehrere Monate durch die Vereinigten Staaten; dort kam es, nicht zuletzt unter dem Eindruck enttäuschender Publikumsreaktionen, zum endgültigen Zerwürfnis mit ihrem Gründer und Direktor Zemach, der die Truppe daraufhin gemeinsam mit einigen Schauspielern verließ.
In den frühen 1930er Jahren hatte das Ensemble den Zenit seines Erfolges auch in Europa überschritten; ein Umstand, der gepaart mit dem wachsenden Antisemitismus dazu führte, dass sich die Habima 1931 endgültig in Palästina niederließ. In Tel Aviv wurde mit Mitteln des Berliner Freundeskreises nach Entwürfen des deutschen Architekten Oskar Kaufmann das Habima-Theater erbaut, wo in den folgenden Jahren vor allem eine intensive künstlerische Auseinandersetzung mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus und den gescheiterten jüdischen Assimilationsbestrebungen in den europäischen Gesellschaften stattfand.
1958 wurde die Habima offiziell zum israelischen Nationaltheater ernannt.
Literatur
Michael Brenner, Jüdische Kultur in der Weimarer Republik, München 2000; Andrei Malaev-Babel, Yevgeny Vakhtangov. A critical Portrait, New York 2013; Shelly Zer-Zion, „Habima“. In: Dan Diner (Hg.), Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur, Bd. 2: Co-Ha, Stuttgart, Weimar 2012, 494-498; Dies., Habima. Eine hebräische Bühne in der Weimarer Republik, Paderborn 2016; Benjamin Pinkus, The Jews of the Soviet Union. The History of a National Minority (Soviet and East European Studies), Cambridge 1988; Die Geschichte von Habima. [Online verfügbar]; Eintrag in der Jewish Virtual Library [Online verfügbar].
Quellen und Dokumente
Felix Saltengeb. als Sziga bzw. Siegmund Salzmann am 6.9.1869 in Budapest, gest. 8.10.1945 in Zürich; österr. Schriftsteller, Jour..., Gastspiel „Habima“. In: NFP, 30.5.1926, S. 19; Gastspiel der „Habima“. In: NFP, 25.5.1926, S. 8; Kunst und Wissen: Theater der Habima. In: AZ, 8.6.1926, S. 6; M. Harari, Der Erzieher der Habima. Zu Wachtangows vierten Todestage. In: Wiener Morgenzeitung, 28.5.1926, S. 3; Ludwig Bato, Das auferstandene Wort. Den prächtigen Künstlern der Habima. In: Wiener Morgenzeitung, 4.6.1926, S. 3; Felix Salten, Gaststpiel „Habima“. In: NFP, 3.6.1926, S. 10; Gastspiel der „Habima“. In: Neues Wiener Journal, 3.6.1926, S. 17; Gastspiel der Habima in der Roland-Bühne. In: AZ, 2.3.1928, S. 9; Jiddisch oder Hebräisch? In: AZ, 23.11.1926, S. 5; Die Welttournee der Habima. In: Neues Wiener Journal, 15.3.1931, S. 17; Das Moskauer hebräische Künstlertheater Habima in Wien. In: Die Bühne, Hft. 173, S. 28; B. Tschemerinski, Bei den Proben des „DybukBeim Dybuk (auch Dibuk, Dibbuk) handelt es sich im jüdischen Volksglauben um einen Totengeist, der sich zeitweilig des ...“. In: AZ, 1.6.1926, S. 5; Rund um den Film: Verfilmung des Dybuk. In: AZ, 17.8.1930, S. 12; Carl-Theater. In: AZ, 1.6.1926, S. 5;
(MK)
1899 auf Initiative des Architekten Joseph Urban und des Malers Heinrich Lefler von Mitgliedern der sog. „Haagengesellschaft“ gegründet, war der Künstlerbund Hagen1899 auf Initiative des Architekten Joseph Urban und des Malers Heinrich Lefler von Mitgliedern der sog. „Haagengesell... – bald verkürzt als Hagenbund bezeichnet – neben dem Künstlerhaus und der Wiener Secession die dritte bedeutende Künstlervereinigung, die wesentlichen Einfluss auf das Wiener Kulturleben zwischen 1900 und 1938 nahm, darüber hinaus aber auch für die gesamte mitteleuropäische Kunstszene jener Zeit von großer Bedeutung werden sollte. Die Namensgebung geschah zu Ehren Josef Haagens, Besitzer des Gasthauses „Zum Blauen Freihaus“ in der Gumpendorfer Straße, das bereits ab 1881 als Treffpunkt für unregelmäßig stattfindende Künstlerzusammenkünfte gedient hatte. Im Jänner 1902 fand mit Unterstützung der Stadt Wien in der adaptierten Zedlitzhalle, einer ehemaligen städtischen Markthalle im 1. Wiener Bezirk, die erste Ausstellung des Hagenbundes statt.
Während die Wiener Secession die Avantgarde bildete und das Wiener Künstlerhaus einer konservative Ausrichtung verfolgte, vertrat der Hagenbund – zumindest in seinen Anfangsjahren bis etwa 1910 – einen eher gemäßigt-modernen Zugang und führte in der Folge durch seine offene Ausstellungspolitik verschiedene Stilrichtungen zwischen Expressionismus, Neuer Sachlichkeit und kubistischen Tendenzen zusammen. Schon 1907 organisierte der Hagenbund eine gemeinsame Schau ungarischer, polnischer, tschechischer und deutscher Künstler und beförderte auf diese Weise den Aufbau eines frühen Netzwerks europäischer Kunstschaffender in Wien. Für große Aufmerksamkeit sowohl in den Medien als auch in Kunstkreisen sorgte die Kaiser-Huldigung-Ausstellung des Jahres 1908, die anlässlich des 60-jährigen Thronjubiläums Kaiser Franz Josephs in der Zedlitzgasse stattfand und in deren Rahmen die bisher größte Schau polnischer Kunst gezeigt werden konnte. Solche Initiativen waren umso bedeutsamer, als die österreichische Kunstszene zu Beginn des 20. Jahrhunderts zunehmend den Anschluss an die internationale Entwicklung verloren hatte; eine Tendenz, die sich mit dem Zusammenbruch der Monarchie und dem Tod von Klimt und Schiele (1918) noch verstärkte: „[W]ohl drückt uns heute die Absperrung von allem frischen Luftzug schwerer denn je, aber wir sind fest entschlossen, diese Verbindung wieder zu knüpfen. Der ganze starr gewordene Kunstbesitz dieser reichen armen Stadt muß von neuem Leben erfüllt werden.“ (Tietze, S. 123). In dieser Situation war es vor allem der Hagenbund, der mit Künstlern wie Ferdinand Ludwig Graf, Oskar Laske, Georg Mayer-Marton, Carry Hausereigentlich Carl Maria Hauser, geb. am 16.2.1895 in Wien – gest. am 28.10.1985 in Rekawinkel bei Wien; Maler, Grafiker,..., Felix Harta, Josef Dobner und Rudolf Stemolak wesentlich dazu beitrug, den Kontakt Österreichs zum internationalen Kunstgeschehen aufrechtzuerhalten bzw. zu forcieren. Jährlich wiederkehrende Frühlings- und Herbstausstellungen fanden Ergänzung durch Retrospektiven lokaler und internationaler Künstler, Gastauftritte befreundeter Künstlervereinigungen und Wanderausstellungen, wobei der Schwerpunkt der Kontakte neben Deutschland auf den ehemaligen Kronländern der Monarchie lag. Eine jahrelange, besonders enge Zusammenarbeit gab es mit der in Prag ansässigen Künstlergruppe Mánes. Die Finanzierung dieser kostspieligen Ausstellungspolitik erfolgte sowohl über Einnahmen aus Eintrittsgeldern als auch durch öffentliche und private Subventionen; die finanzielle Lage des Hagenbundes blieb aber sowohl vor als nach dem Ersten Weltkrieg durchwegs angespannt.
Neuartig war, dass im Sinne der Förderung eines Stilpluralismus weder den Mitgliedern noch von den Gästen eine bestimmte künstlerische Auffassung abverlangt wurde, womit sich der Hagenbund nicht als Stilrichtung, sondern vielmehr als eine Plattform der Information und des Austauschs etablierte. Zudem zeigte sich die liberale Grundhaltung der Künstlervereinigung auch in ihrer Bereitschaft, Frauen als außerordentliche bzw. korrespondierende Mitglieder aufzunehmen (wie z. B. Anna Lesznaigeb. am 3.1.1885 in Alsokörtvélyes, k.k. Österreich-Ungarn (heute Nizny Hrušov in der Ostslowakei) – gest. am 2.10..., Nora Purtscher-Wydenbruck und Bettina Ehrlich), was in den 1920er Jahren weder beim Künstlerhaus noch bei der Wiener Secession möglich war.
Die Wiener Kunstkritik fand teilweise wenig Gefallen an den vom Hagenbund organisierten Ausstellungen und stieß sich bevorzugt an den Werken der Österreichischen Moderne. So warf die Neue Freie Presse der Hagenbund-Schau des Jahres 1921 schlichtweg Unzulänglichkeit und Dilettantismus vor (NFP, 6.5.1921), während das Neue Wiener Journal die künstlerische Radikalisierung des Hagenbundes beklagte (NWJ, 9.5.1921). Noch vernichtender fiel die Kritik an der Frühjahrsausstellung des darauffolgenden Jahres aus: Das nationalkonservative Deutsche Volksblatt sprach von einem “verspäteten Faschingsscherz” und wies darauf hin, “daß normale Augen und ein normaler Geschmack an diesen Farbexzessen unmöglich Gefallen finden können.” (DVB, 25.4.1922). Gewogener argumentierten das Neue Wiener Tagblatt im Rückblick auf die Ausstellungen 1922, die Arbeiter-ZeitungGegr. 1889, verboten 1934, illegal 1934-1938, 1938 verboten, neugegr. 1945, eingestellt 1991 Aus: Arbeiter-Zeitung, 12...., etwa anläss. der Österr. Kunstausstellung im Rahmen des Internationalen Musik- und TheaterfestesWien, 14. September bis 10. Oktober 1924 Dieses groß angelegte Musik- und Theaterfest wurde nach einem ersten Vers... der Stadt Wien im Sept./Okt. 1924, wobei v.a. der “zu kubistisch-expressionistischer Form- und Farbgebung neigende […] Carry Hauser” neben Anton Faistauer und Anton Kolig herausgehoben wurde, aber auch Das Wort oder Die BühneGegründet 1924 durch den umstrittenen Zeitungsunternehmer Emmerich Bekessy, erschien die Zs. ab 6.11.1924 als Wochenzei.... Wolfgang Born bzw. Leopold W. Rochowanskigeb. am 3.8.1888 in Zuckmantel (Österr.-Ungarn; Zlaté Hory, Tschech. Rep.) – gest. am 13.9.1961 in Wien; Kritiker, S... berichteten in der Bühne jeweils über die Frühjahrsausstellung 1927 bzw. die Ausstellung im Rahmen der Festwochen 1928. 1928 beteiligte sich der Hagenbund auch führend an der Schiele-Gedächtnisausstellung sowie an der Sowjetrussischen Ausstellung, die 1930 eine Neuauflage erlebte. Das Wort zeigte sich begeistert über die Herbstausstellung 1927, an der neben C. Hauser und T. Gergely auch Radierungen von Picasso und Chagall gezeigt werden konnten. Seit Mitte der 1920er Jahre kam es dabei häufig zu Kooperationen mit der Neuen Galerie einerseits und zur Hereinnahme der Jahresausstellungen der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs andererseits. Ab 1930 stellten auch die Photographen in den Räumlichkeiten des Hagenbunds aus, 1931 folgte eine große Schau zur europäischen Plastik, 1932 – auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise – kam erstmals das Tauschprinzip (Kunstwerk gegen Waren) als Möglichkeit des Erwerbs eines Werkes ins Gespräch.
Die wirtschaftlichen und politischen und Entwicklungen der 1930er Jahre führten bekanntlich dazu, dass zahlreiche Kunstschaffende Wien verließen bzw. verlassen mussten. Dennoch wurde der Ausstellungsbetrieb in eingeschränkter Form weiter fortgeführt. Auch die enge Zusammenarbeit vieler ehemals in Wien ansässiger Hagenbund-Mitglieder blieb über Landesgrenzen hinweg bestehen. Am 15. November 1938 wurde der Hagenbund auf Basis des Gesetzes über die Überleitung und Eingliederung von Vereinen, Organisationen und Verbänden in die „Gemeinschaft bildender Künstler“ eingegliedert. Die Zedlitzhalle wurde in „Wiener Kunsthalle“ umbenannt und führte ihren Ausstellungsbetrieb bis 1944 fort.
Literatur
Agnes Husslein-Arco, Harald Krejci, Matthias Boeckl (Hg.), Hagenbund. Ein europäisches Netzwerk der Moderne 1900–1938, Wien 2014; Harald Krejci, Das Künstlernetzwerk Hagenbund. Innere Dynamik und äußere Einflüsse. In: Agnes Husslein-Arco, Harald Krejci, Matthias Boeckl (Hg.), Hagenbund. Ein europäisches Netzwerk der Moderne 1900–1938, 17-25; Markus Kristan, Joseph Urban. Die Wiener Jahre des Jugendstilsarchitekten und Illustrators, 1872–1911, Wien, Köln, Weimar 2000; Tobias Natter, Der Hagenbund. Zur Stellung einer Wiener Künstlervereinigung. In: Die verlorene Moderne: Der Künstlerbund Hagen 1900–1938. Ausstellungskatalog Österreichische Galerie Belvedere im Schloss Halbturn, Wien 1993, S. 9-27; Robert Waissenberger, Hagenbund 1900–1938. Geschichte der Wiener Künstlervereinigung, in: Mitteilungen der Österreichischen Galerie Belvedere, 16. Jg., 1972, S. 54–130; Hans Tietzegeb. am 1.1.1880 in Prag – gest. am 11.4.1954 in New York; Kunsthistoriker, Essayist, Redakteur, Ausstellungskurator, ..., Carl Moll zum 60. Geburtstag. In: Die bildenden Künste IV (1921), S. 123-125; Der Hagenbund. Ein europäisches Netzwerk der Moderne, 1900-1938; Peter Weinberger: Wie jüdisch war der Hagenbund? In: nu. Jüdisches Magazin für Politik und Kultur, 17.6.2015; online: hier.
Quellen und Dokumente
Hagenbund. In: AZ, 13.8.1920, S. 4; Frühjahrsausstellung Hagenbund. In: Neues Wiener Journal, 9.5.1921, S. 2; Frühjahrsausstellung Hagenbund. In: NFP, 6.5.1921, S. 15; 25 Jahre Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs. In: Die Österreicherin 8 (1936), S. 3; Die graphische Ausstellung des Hagenbundes. In: WZ, 19.1.1926, S. 5; Hans Ankwicz-Kleehovenbis 1901 Hans Klieres, geb. 29.9.1883 am Böheimkirchen (NÖ) - gest. am 1.10.1962 in Wien; Bibliothekar, Kunsthistorike..., Frühjahrsausstellung im Hagenbund. In: WZ, 27.6.1925, S. 1; Hagenbund. In: Reichspost, 6.7.1920, S. 1; Hagenbund. In: Neues Wiener Tagblatt, 26.10.1922, S. 24; Ausstellung der Prager Künstlergruppe „Manes“ im Hagenbund. In: AZ, 24.9.1923, S. 4; Hagenbund. In: WZ, 20.6.1926, S. 1; Sowjetrussische Ausstellung im Hagenbund. In: Rote Fahne, 8.3.1928, S. 3; Der Tanz in der bildenden Kunst. In: AZ, 6.2.1933, S. 3; Kokoschka-Ausstellung Hagenbund. In: AZ, 4.2.1911, S. 1f; Hagenbund. In: AZ, 23.11.1903, S. 1; Der Hagenbund. In: Prager Tagblatt, 27.2.1902, S. 1; Kurt Mühsam, Hagenbund. In: Sport & Salon, 30.1.1904, S. 13; Hagenbund. In: NFP, 6.4.1903, S. 1–3; Der Hagenbund – aufgelöst. In: AZ, 22.1.1901, S. 5.
(MK)
Gegründet 1912-13
Literatur und Quellen:
H. Ehlers u.a. (Hg./ed.): Haschomer Hazair. Ein Nest verwundeter Kinderseelen. Wien 2006: hier.
(in preparation/in Vorbereitung)