Deutschsprachige Monatsschrift (1925-1944), gegr. im April 1925 als Organ des Europäischen Kulturbundes. Als Hg. fungierte zunächst der Kulturbund-Initiator K. A. Rohan, der 1936 v. Joachim Moras abgelöst wurde; als Redakteure zeichneten u.a. Richard Hadl u. Erich Mayer, ab 1926 Max Clauss, ein Schüler der Heidelberger Hochschullehrer Alfred Weber, Arnold Bergsträsser u. E. R. Curtius, verantwortlich. Die ersten beiden Jgg. der E.R. erschienen im Leipziger Verlag Der Neue Geist; mit dem 3. Jg. 1927/28 wechselte die ZS zu Kurt Vowinckel (Berlin), mit dem 10. Jg. 1934 zur Deutschen Verlags-Anstalt (Berlin, Stuttgart).

Neben der Berichterstattung über Kulturbund-Aktivitäten stand in der E.R. die Propagierung eines sog. „realistischen Nationalismus“ als polit. Konkretisierung der v. Rohan u. (später) Hofmannsthal eingeforderten Konservativen Revolution zentral (vgl. Müller), eines, so Hofmannsthal 1925 in der Neuen Freien Presse, „übernationale[n]“ Europa-Begriffs, nicht zu verwechseln mit einem „pazifistischen Internationalismus“ (als „Betäubung oder Verwischung der nationalen Gefühle“).

Finanziert wurde die an die intellektuellen Eliten adressierte Unternehmung, die europaweit bis zu 2.500 AbonnentInnen fand, durch Zuwendungen v. dt. Banken und der dt. (Export-)Industrie, allen voran der IG-Farben. Nicht zuletzt dank Redaktionsabkommen zur gegenseitigen Vermittlung von AutorInnen mit maßgebenden europ. Kulturzeitschriften (André Gides Nouvelle Revue Francaise, Ortega y Gassets Rivista del Occidente u. T.S. Eliots Criterion) konnte die E.R. Beiträge u.a. v. C. Capek, W. Churchill, B. Croce, E.R. Curtius, G. Duhamel, C. Edschmid, A. Gide, H.v. Hofmannsthal, A. Huxley, C.G. Jung, H.G. Keyserling, A. Kolb, S. Kracauer, Th. Mann, Ortega y Gasset, A. Paquet, L. Pirandello, R.M. Rilke, R. Rolland, F. Schreyvogl, A. Seghers, I. Seipel, G. Stresemann, H.H. Stuckenschmidt, P. Valéry, E. Vandervelde, J. Wassermann, H.G. Wells, A. Zweig, St. Zweig präsentieren. Mit Blick auf das ideolog. heterogene AutorInnenspektrum benannte Hofmannsthal 1925 als maßgebendes Charakteristikum der E.R. das Prinzip der austarierenden „Wechselrede“, wies aber zugleich auf ein Übergewicht „ausgesprochen nationaler (im Tagesjargon: rechtsstehender) Gruppen“ bei den Beiträgern hin. Zu Beginn der 1930er Jahre, als die Redaktion durch einen aktivistischeren Tonfall auch eine studentische Leserschaft erreichen wollte, trat die politische Radikalisierung der E.R. „nach rechts“ inhaltlich immer deutlicher zutage: Hitlers an Brüning brieflich adressiertes Anbot zur Zusammenarbeit etwa nährte die Hoffnungen der Redaktion auf eine Verbindung zw. Katholizismus und Nationalsozialismus; Brüning wurde v. Rohan zur Verkörperung der Mission, „auf legalem Wege den deutschen Faschismus zu verwirklichen“, stilisiert (zit. bei: Müller). 1932 widmete die E.R. dem ital. Faschismus zum zehnjährigen Bestehen des Regimes ein ganzes Sonderheft, dem bald darauf auch eine – biologist.-rassist. aufgeladene – Nr. zur „Judenfrage“ folgte. Zu dieser Zeit wurde die E.R. bereits indirekt v. dt. Auswärtigen Amt unterstützt (in Form von Abonnementbezügen seit 1929). Seit 1933 war Hauptfinancier der Zeitschrift, in der J. Goebbels ein unauffälliges, da scheinbar unabhängiges und v.a. auch außerhalb Deutschlands gelesenes „Propagandaorgan“ entdeckt hatte, das NS-Propagandaministerium.


Quellen und Dokumente

Hugo v. Hofmannsthal: Europäische Revue. (Eine Monatsschrift, herausgegeben von Karl Anton Rohan.) In: Neue Freie Presse (25.9.1926), S. 1-3.

Literatur

Guido Müller: Europäische Gesellschaftsbeziehungen nach dem Ersten Weltkrieg. Das Deutsch-Französische Studienkomitee und der Europäische Kulturbund (= Studien zur Internationalen Geschichte). München: Oldenbourg 2005. – Matthias Schulz: Der Europäische Kulturbund (2010-12-03), i.d.R. EGO | Europäische Geschichte Online, hg. v. Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG) in Mainz. (Online verfügbar) (Stand: Okt. 2015).

(RU)

Der E.K. (1924-1934), zu dessen Mitgliedern u.a. die Schriftsteller H.v. Hofmannstahl, Th. Mann, P. Valéry u. Gonzague de Reynold, der Architekt Le Corbusier, der Heidelberger Sozial- und Staatswissenschaftler A. Weber sowie der dt. Maler M. Beckmann zählten, war – wie z.B. auch das „Deutsch-Französische Studienkomitee“ (1926-38) – eines der um transnationale (insb. dt.-franz.) Beziehungen bemühten Netzwerke von Intellektuellen, Publizisten, Wissenschaftlern, Kunst-/Kulturschaffenden u. Vertretern aus Wirtschaft und Politik, die sich vor dem Hintergrund der gesamteurop. Krisensituation um 1922/23 (Staatsbankrott in Österr., ungar. u. dt. Inflation, Ruhrlandbesetzung) u. nachfolgender polit. Verständigungsoffensiven (Londoner Reparationskonferenz, Locarno-Ära) entwickelten.

Keimzelle des E.K. war der 1922 in Wien v. K.A. Rohan gegründete Kulturbund, der auf Betreiben Rohans zu einer europ. Vereinigung ausgestaltet wurde: 1923/24 Gründung v. franz., portugies., span. Gruppen. Nov. 1924: Installierung der Féderation Internationale des Unions Intellectuelles in Paris als Dachverband des „Europäischen Kulturbundes“. 1925: Einrichtung einer ital. Sektion (Mailand), 1926 einer dt. Sektion (nach Eintritt Deutschlands in den Völkerbund).

Intention des E.K. war laut der 1924 ratifizierten Satzung des Internationalen Verbandes für kulturelle Zusammenarbeit, „[u]nter Ausschaltung aller Fragen der Nationalität, der Partei, der Konfession, der Klasse oder der Rasse“ die „Besten aller Länder auf geistigem Gebiet zu sammeln und besonders den Gedankenaustausch, die persönlichen Beziehungen usw. zu fördern, um eine günstige Atmosphäre für die Verständigung der Völker zu schaffen“ (zit. bei: Müller), v.a. durch Vortragsabende, die 1925 gegr. Europäische Revue als Organ des E.K. und insb. die Jahreskongresse, auf denen Referenten aus versch. Nationen gem. über ein Thema diskutierten: in Wien 1926 ü. Die Rolle des geistigen Menschen beim Aufbau Europas, in Heidelberg u. Frankfurt 1927 ü. Die Rolle der Geschichte im Bewußtsein der Völker, in Prag 1928 ü. Elemente der modernen Zivilisation, in Barcelona (im Rahmen d. Weltausstellung 1929) ü. Kultur als soziales Problem.

Obschon der Verständigungswille bei der Gründung Pate stand, scheiterte der E.K. bei der Etablierung eines konstruktiven Dialogs über polit. Ideen und Europavorstellungen aufgrund der tats. ideolog. Positionierung, sodass aus der Retrospektive v.a. der Beitrag des E.K.  „zur Vorbereitung der ‚konservativen Revolution‘ und seine Affinität zum italienischen Faschismus und deutschen Nationalsozialismus [ins Auge springen]“ (Schulz). Die diffuse „europäische Orientierung“ – in dezidierter Abgrenzung zu Richard Coudenhove-Kalergi und dessen Vision von „Paneuropa“, das Rohan als künstlich konstruierten Überstaat, der die Nation als politisch relevanten Faktor aufheben wolle, kritisierte – und den proklamierten Meinungspluralismus diskreditierte die maßgebend von Rohan bestimmte Zielrichtung: Rohan war an der Schaffung einer neuen „Geistesaristokratie“ von Eliten aus Kultur, Wirtschaft u. Aristokratie gelegen, woran sich antiliberalistische Sentiments, die Ablehnung d. Demokratie nach westl. Vorbild („Massenzeitalter“) und Bindungen an den ital. Faschismus anlagerten. Mit Billigung Rohans veranstaltete die ital. Regierung 1932 etwa in Rom die sogenannte „Volta-Tagung“ in der Tradition der Kulturbundjahreskongresse, an der u.a. auch H. Göring u. A. Rosenberg teilnahmen und auf der die Frontstellung gegen das Europa-Memorandum des franz. Außenministers Aristide Briands u. gegen die parlamentarisch-demokrat. Staaten deutlich wurde.

Mit dem Jahr 1934, als im Rahmen des letzten Kulturbundkongresses in Budapest (Thema: Europa zwischen Tradition und Revolution) u.a. der Leipziger Soziologe Hans Freyer, ein Proponent der „Revolution von rechts“, referierte, endete die Arbeit des E.K. allmählich: Den aristokrat.-kath., österr. Hintergrund der Zentralfigur Rohan, allgemeiner den insg. bürgerl. bzw. neoaristokrat. Habitus (eines „Intellektuellenzirkels“) als dem NS-Regime Zuwiderlaufendes führt G. Müller als Gründe dafür ins Treffen.


Quellen und Dokumente

Hugo v. Hofmannsthal: Europäische Revue. (Eine Monatsschrift, herausgegeben von Karl Anton Rohan.) In: Neue Freie Presse (25.9.1926), S. 1-3.

Erwin Rieger: Der Kulturbundkongreß in Prag. Ein paar Randbemerkungen. In: Neue Freie Presse (8.10.1928), S. 6.

Literatur

Guido Müller: Europäische Gesellschaftsbeziehungen nach dem Ersten Weltkrieg. Das Deutsch-Französische Studienkomitee und der Europäische Kulturbund (= Studien zur Internationalen Geschichte). München: Oldenbourg 2005. – Matthias Schulz: Der Europäische Kulturbund (2010-12-03), i.d.R. EGO | Europäische Geschichte Online, hg. v. Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG) in Mainz (Online verfügbar) (Stand: Okt. 2015). – Murray Hall: Wiener Literarische Anstalt. (Online verfügbar) (Stand: Nov. 2015).0

(RU)

Die Exl-Bühne war ein volkstümliches Theaterensemble mit künstlerischem Anspruch, das sich vorwiegend dem Volks- und Heimatstück verschrieben hatte.

Ihr Gründer Ferdinand Exl wurde am 27. August 1875 in Innsbruck als Sohn eines Postbeamten geboren und absolvierte eine Buchbinderlehre. Früh zeigte er  Interesse für die Schauspielerei: Er übernahm während seiner Ausbildung bereits kleine Rollen beim Pradler Bauerntheater, wo er auch seine spätere Ehefrau Anna Gstöttner kennenlernte, und wirkte als Chorsänger und Eleve beim Innsbrucker Stadttheater mit. Exl war hauptberuflich drei Jahre als Kanzleihilfskraft im Militär-Bauamt Innsbruck tätig und machte  in dieser Zeit beim neu gegründeten Deutschen Männergesangsverein die Bekanntschaft des ebenfalls schauspielbegeisterten Studenten Eduard Köck. Gemeinsam mit ihm und seiner Frau gründete Exl 1902 in Wilten bei Innsbruck die „Erste Tiroler Bauernspiel-Gesellschaft“; als erste Vorstellung wurde am Ostersonntag desselben Jahres im Saal des Österreichischen Hofes Anzengrubers Der Pfarrer von Kirchfeld aufgeführt. Aufgrund des anhaltenden großen Publikumszuspruchs übersiedelte die Exl-Bühne nach drei Monaten in den größeren Saal des Adambräu. Bereits 1904 führten Tourneen das Ensemble in die Schweiz (Basel, Zürich) und Deutschland (u. a. Köln, Bremen und Aachen), konnten die finanziell angespannte Lage der Theatertruppe jedoch nicht bereinigen.

Ab Juli 1904 übersiedelte die Exl-Bühne in das eigens mit elektrischer Beleuchtung ausgestattete Löwenhaus-Theater, das bis zu 800 Zusehern Platz bot. Ab 1906 gab man regelmäßige Gastspiele in Wien: zunächst in Weigls Restauration, dann im Raimundtheater und ab 1910 im Straußtheater. Hier machte Exl die Bekanntschaft mit Karl Schönherr – ein Wendepunkt im Spielplan der Exl-Bühne: „Es war geradezu, als hätte Schönherr den einzelnen Mitgliedern unserer Bühne die Rollen auf den Leib geschrieben […] Das mitreißende Tempo der Werke Schönherrs, ihre wirkliche Verbundenheit mit dem Heimatboden und die unvergleichlichen Figuren […] mussten das Publikum mit sich fortreißen“. (Die Bühne, H. 10 (1941), S. 34). Gemeinsam inszenierte man in der Folge einige Schönherr-Stücke.

Während des Ersten Weltkrieges tourte die Exl-Bühne durch Kärnten und die Steiermark und gab Vorstellungen in der Schweiz und an der deutschen Westfront. 1916 übernahm Ferdinand Exl die Direktion des Innsbrucker Stadttheaters und leitete zudem die Kammerspiele im Grauen Bären, wo er im Februar 1920 durch die Inszenierung von Wedekinds Frühlings Erwachenfür einen handfesten Skandal sorgte. 

Zu Beginn der Zwanzigerjahre begab sich das Ensemble in den Wintersaisonen wieder auf vielbejubelte Tourneereisen durch Holland, Belgien, Deutschland, Ungarn, Tschechoslowakei und die Schweiz, kehrte über die Sommermonate aber jeweils nach Innsbruck zurück. Die Kritiken waren durchwegs positiv und sahen die künsterlische Leistung der Exl-Bühne als „eine Ehrenrettung des Volksstücks in einer Zeit, die diesem Genre mehr als abgeneigt und widerstrebend ist“. Exl, der schon im Sommer 1924 für mehrer Monate das Raimundtheater gemietet hatte, pachtete schließlich 1925 das für 950 Zuseher ausgelegte Wiener Komödienhaus im 9. Wiener Gemeindebezirk. Auf dem Programm standen neben Schönherr hauptsächlich sozial- und gesellschaftskritische Werke von Anzengruber und Ganghofer, die Tiroler Dramatiker Franz Kranewitter und Rudolf Brix sowie Stücke aus dem Schwankrepertoire. Im Jahr darauf übernahm Exl das Neue Wiener Stadttheater, wo die Inszenierung von Ernst Décseys Musikant Gotteszu einem großen Erfolg geriet.

Im November 1934 übernahm Ferdinand Exl die Leitung des Wiener Bürgertheaters, während die Sommerspielzeiten am Innsbrucker Stadttheater bzw. mit Gastspielen in der Schweiz, der Tschechoslowakei und Deutschland verbracht wurden. Im Rahmen dieser Tourneen dürfte die Exl-Bühne auch „Sondervorstellungen für die Hitlerjugend und andere Parteiformationen“ (Thaller, 66) gegeben haben. Die Exl-Bühne bot mit ihrem Spielplan jedenfalls durchaus die Möglichkeit, von den Nationalsozialisten vereinnahmt zu werden. Tatsächlich bekannte sich Ferdinand Exl im April 1938 zu seinem „Ja“ zum „Anschluss“, während Eduard Köck auch Auftritte beim nationalsozialisten Deutschen Theater absolvierte. Insgesamt schien das Ensemble jedoch vor allem bemüht, politisch möglichst nicht anzuecken, um einen reibungslosen Spielbetrieb aufrechterhalten zu können.

Ferdinand Exl legte die Leitung der Bühne 1940 in die Hände seiner Tochter Ilse. Er selbst verstarb im Oktober 1942; die Exl-Bühne wurde 1955 geschlossen.


Literatur

Barbara Hois/Sandra Unterweger, Ein Lokalaugenschein in Tirol 1900–1950. In: Stefan Neuhaus/Johann Holzner (Hg.), Literatur als Skandal. Fälle – Funktionen – Folgen, Göttingen 2007, 314-343; Elisabeth Keppelmüller, Die künstlerische Tätigkeit der Exlbühne in Innsbruck und Wien, Diss. phil. Wien 1947; Eckehart Schmidl, Der Traum vom Volkstheater: die Geschichte der Exl-Bühne (Veröffentlichungen des Innsbrucker Stadtarchivs, Bd. 49), Innsbruck 2013; Anton Thaller, „Arisches Theater“. Nationalsozialistische Theaterprojekte in Wien, 1923-1938, Dipl.-Arb. Wien 1992. 

Quellen und Dokumente

Die Exl-Bühne. In: AZ, 12.8.1920, S. 2; Ein Skandal. In: Allgemeiner Tiroler Anzeiger, 12.2.1920, S. 4; Karl Burger, Zehntausend Mal Exl-Bühne. In: Österreichische Illustrierte Zeitung, 15.4.1928, S. 2-4; Exl-Bühne im Wiener Komödienhaus. In: Reichspost, 21.2.1925, S. 8; Rudolf Holzer, Die Exl-Bühne. In: Die Bühne, Hft. 412 (1935), S. 8f; Fritz Rosenfeld, „Der Judas von Tirol“ von Karl Schönherr im Raimundtheater. In: AZ, 10.3.1928, S. 5; Die Exl-Bühne im Raimundtheater. In: Neues Wiener Tagblatt, 18.3.1924, S. 12; Die Exl-Bühne. In: Neues Wiener Tagblatt, 19.6.1924, S. 7; Schönherrzyklus der Exl-Bühne. In: Neues Wiener Tagblatt, 25.5.1923, S. 9; Adolf Bassaraba, Eduard Köck erzählt die Geschichte der Exl-Bühne. In: Die Bühne 10 (1941), S. 34; Die Exl-Bühne feiert. In: Die Bühne 104 (1942), S. 8f; Ferdinand Exl, Aus meinem Theaterleben. In: Alpenheimat. Familienkalender für Stadt und Land, 3. Jg., Innsbruck 1941, S. 82-85; Tod von Ferdinand Exl. In: Illustrierte Kronen-Zeitung, 29.10.1942, S. 4.

(MK)

Seit der sogenannten „Selbstausschaltung des Parlaments“ am 4. März 1933  – de facto ein kalter, angestrebter Staatsstreich zur Ausschaltung der parlamentarischen Demokratie – verfolgte die nunmehr autoritär agierende Dollfuß-Regierung unverhohlen ihr Ziel, die Sozialdemokratie als politisch-gesellschaftliche Kraft in Österreich zu beseitigen. Ein erster Schritt wurde bereits Ende März 1933 mit dem Verbot des Republikanischen Schutzbundes gesetzt; nicht zuletzt auf Druck Benito Mussolinis folgten weitere Maßnahmen wie das Verbot der Maifeier, das Verbot politischer Demonstrationen, das Zurückdrängen des sozialdemokratischen Einflusses in Arbeiterkammern und Sozialversicherung sowie die auf Notverordnungen basierende massive finanzielle Beschneidung der Stadt Wien als Hochburg der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung. Mit der Übernahme des Sicherheitsressorts durch den Wiener Heimwehrführer Emil Fey im Jänner 1934 verschärften sich die offenen Provokationen gegenüber der Sozialdemokratie: Immer wieder kam es zu Hausdurchsuchungen und vorübergehenden Verhaftungen von FunktionärInnen.

Als am Morgen des 12. Februar 1934 die Heimwehr im Zuge einer angekündigten Waffensuchaktion in das Linzer Parteiheim eindringt, leisten der Schutzbundführer Richard Bernaschek und seine Mitkämpfer – entgegen dem Wunsch der SDAP-Spitze – bewaffneten Widerstand. Daraufhin beschließt der sozialdemokratische Parteivorstand um Otto Bauer und Julius Deutsch die Mobilisierung des Schutzbundes und die Ausrufung des Generalstreiks. Dass dieser in der Folge nicht flächendeckend durchgeführt wird, trägt wesentlich zur Schwächung der Aufstandsbewegung bei. Die Kämpfe greifen in der Zwischenzeit auf Industriestädte in ganz Österreich über, wobei der Schwerpunkt in Steyr, St. Pölten und Bruck an der Mur liegt. In Wien werden Gemeindebauten und Arbeiterheime in den Bezirken Favoriten, Simmering, Ottakring, Döbling und Floridsdorf zum Zentrum der Kampfeshandlungen. Den vereinten Kräften von Polizei, Heimwehr und Bundesheer, das stellenweise Artilleriefeuer einsetzt, haben die schlecht ausgerüsteten und unzureichend organisierten Schutzbündler wenig entgegenzusetzen – die letzten kapitulieren am 15. Februar. 

Den tagelangen Kämpfen fielen insgesamt etwa 350 Tote, darunter zahlreiche Zivilisten, zum Opfer. Während einigen führenden Sozialdemokraten, darunter Bauer und Deutsch, die Flucht ins Ausland gelang, ließ das Dollfuß-Regime österreichweit Tausende politische Gegner in Anhaltelagern (insbesondere Wöllersdorf) internieren. Von 21 zum Tode verurteilten Schutzbundführern wurden neun standrechtlich hingerichtet, darunter Kolomann Wallisch und der schwer verwundete Karl Münichreiter.  Das noch während der Februar-Kämpfe ausgesprochene Verbot der Sozialdemokratie und ihrer Vorfeldorganisationen ebnete den Weg zur  raschen Errichtung des autoritären „Ständestaates“, wie er schließlich in der oktroyierten Verfassung vom 1. Mai 1934 proklamiert wurde.

Die Februarkämpfe hatten international eine große Resonanz, auch und gerade unter SchriftstellerInnen, die sich mit den Februarkämpfern solidarisch erklärten, wie über 200 Texte, darunter auch mehrere unmittelbar nach 1934 verfasste Romane (R. Brunngraber, A. Seghers, Ch. Isherwood, J. Soyfer u.a.) dokumentierten. Thomas Mann bezeichnete 1936 den Widerstand der österreichischen Arbeiterschaft als einen heroischen Akt und letzten Verteidigungsversuch gegen den Faschismus in Europa.


Literatur

Februar 1934. Fakten. Thesen. Berichte. Aurisse, hg. v. Verein für kritische Sozialwissenschaft und politische Bildung, Wien 1/1984; Der 12. Februar 1934 in Österreich. Internationale Tagung der Historiker der Arbeiterbewegung, Wien 1976; Kurt Bauer, Die Opfer des Februar 1934. Auszug aus dem Projektbericht „Die Opfer des Februar 1934. Sozialstrukturelle und kollektivbiografische Untersuchungen“ [Online verfügbar]; Otto Bauer, Der Aufstand der österreichischen Arbeiter. Seine Ursachen und seine Wirkungen, Prag 1934; Gerhard Botz, Gewalt in der Politik: Attentate, Zusammenstöße, Putschversuche, Unruhen in Österreich 1918–1938, erw. Neuaufl., München 1983; Julius Deutsch, Der Bürgerkrieg in Österreich, Karlsbad 1934; Herbert Exenberger, Februar 1934 in Wien. Chronik, Schauplätze, Gedenkstätten, Wien 1984; Winfried Garscha, Februar 1934 in Österreich, Wien 1984; Walter Göhring (Hg.), Roter Feber. Gedichte zum Februar ‘34, Eisenstadt, Wien 1984; Erich Hackl, Evelyne Polt-Heinzl (Hg.), Im Kältefieber. Februargeschichten 1934, Wien 2014; Helene Maimann, Sigi Mattl (Hg.), Die Kälte des Februar. Österreich 1933-1938. Ausstellungskatalog, Wien 1984; Oliver Rathkolb, Demokratiehistorische Anmerkungen zum geteilten Erinnerungsort „4. März 1933“: Beginn der Ausschaltung des demokratischen Parlamentarismus durch Engelbert Dollfuß. Vortrag bei der Gedenkveranstaltung „4. März 1933“ im Reichsratssitzungssaal, Parlament am 4. März 2008 [Online verfügbar]; Ilse Reiter-Zatloukal/Christiane Rothländer/Pia Schölnberger (Hg.), Österreich 1933–1938. Interdisziplinäre Annäherungen an das Dollfuß-/Schuschnigg-Regime, Wien 2012; Emmerich Tálos, Das austrofaschistische Herrschaftssystem: Österreich 1933–1938 (Politik und Zeitgeschichte, Bd 8), Berlin, Münster, Wien 2013; Kurt R. Stadler, Opfer verlorener Zeiten. Geschichte der Schutzbundemigration 1934, Wien 1974; Erika Weinzierl, Der Februar 1934 und die Folgen für Österreich (Wiener Vorlesungen im Rathaus, Bd. 32), Wien 1994; Stefan Zweig, Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers, Stockholm 1944, Kap. 17 [Online verfügbar].

Quellen und Dokumente

Sozialdemokratische Partei aufgelöst. In: Wiener Zeitung, 13.2.1934, S. 1; Nach dem Kampf! In: AZ, 25.2.1934, S. 1; Karikatur auf die oktroyierte Maiverfassung. In: Der Götz von Berlichingen, 4.5.1934, S. 1; Website mit interaktiven Elementen zu den Februarkämpfen in Oberösterreich [Online verfügbar]; 12. Februar 1934, Bürgerkrieg in Österreich. Dokumentation aus dem Jahr 1984 [Online verfügbar]; Menschen und Mächte: Der blutige Februar. Dokumentation aus dem Jahr 2014 [Online verfügbar]

Zerschossenes Arbeiterheim in Ottakring. Foto von A. Hilscher, online verfügbar: http://www.bildarchivaustria.at/Preview/1074347.jpg

(MK)

Gegründet von Ida Fischer und Olga Bauer Pilecka 1926 und gem. Handelsregister Wien mit einer Konzession seit Februar 1927 versehen begann der Verlag, aus dem Fischer bereits 1928 ausschied, mit seiner Produktions- u. Vertriebstätigkeit ab 1928. Der Verlagssitz befand sich in der Gumpendorferstr. 10-12 (6. Bezirk).

Das Programm war vorwiegend auf den Sachbuchbereich ausgerichtet, insbesondere auf die Sparten Automobilismus, Bridge, Kochbücher, Reiseführer (in den 1930er Jahren mit einem spezif. Palästina-Schwerpunkt u. praktische Wirtschaftsbücher. Ein kleines belletristisches Programm kam in den Jahren 1930-36 hinzu u. umfasste folgende AutorInnen und Titel:

R. Müller-Guttenbrunn: Bagage (1930), ein Roman, gegen den die bekannte Opernsängerin M. Jeritza Klage einbrachte u. in erster Instanz eine Verurteilung erwirkte; Elsa Tauber: Zwei unterwegs. Ein Urlaubsroman in 30 Tagen; K. Ziak: Wien. Heldenroman einer Stadt (beide 1931); K. Sonnenfeld: Die Ehen des Doktor Wang (1932); P. Norelli: Utopistentagung 2000 (1936). Im Jahr 1933 erschien ferner der Mutteralmanach der Dichter Österreichs mit Beiträgen von Emil Ertl, Franz Karl Ginzkey, Hugo Greinz, Paula Grogger, Alexander Lernet-Holenia, Rudolf List, Felix Salten, Arthur Schnitzler, Otto Soyka, Heinrich Suso-Waldeck, Karl Hans Strobl und Dolores Vieser.

Aus: Anzeiger für den Buch-, Kunst und Musikalienhandel, 7.5.1932, S. 5

Seit 1932-33 geriet der Verlag in finanzielle Schwierigkeiten obwohl die Themenbereiche um neue wie z.B. jene, die an übernatürliche Phänomene und den Okkultismus grenzten, durch Bücher wie Streiflichter ins Dunkel oder O. Levetts Roman Verirrt in die Zeiten angereichert wurden. 1934 erschien eine Herzl-Biographie, die neben seinen zionist. Projekten auch dessen dramat. Arbeiten in den Blick nahm, 1936 eine zum Phänomen der Mobilbanken. 1937-38 wurden nur mehr drei Sachbücher (Reisen, Motorradwesen und KfZ-Bestimmungen) angekündigt. Insgesamt hat der Fiba-Verlag zwischen 1927 und 1938 rund 60 Titel produziert, wobei u.a. auch Buchcovergestaltung Beachtung verdient (s. M. Hall).

Im Juli 1938  bezifferte O. Bauer gemäß dem „Verzeichnis über das Vermögen von Juden nach dem Stand vom 27. April 1938“ den Gesamtwert des Betriebs Fiba-Verlag und stellte fest, dass nach Abzug der Betriebsschulden kein Vermögen mehr vorhanden wäre. Daraufhin wurde der Betrieb mit Jahresende 1938 aus dem Handelsregister gelöscht. O. Bauer verstarb 1941 in Wien.


Quellen und Dokumente

Anzeige in: Anzeiger für den Buch-, Kunst- und Musikalienhandel, 13.1.1928, S. 14, O. R.: Amneris als Verlegerin. Gespräch mit Olga Bauer-Pilecka, dem ersten weiblichen Verleger in Österreich. In: Neues Wiener Journal, 28.5.1929, S. 7f., Anzeige in: Anzeiger für den Buch-, Kunst und Musikalienhandel, 14.11.1930, S. 301, „Bagage“. In: Arbeiter-Zeitung, 30.12.1930, S. 8, Rudolf Jeremias Kreutz: Ein Roman der modernen Eheproblematik. Kurt Sonnenfeld: „Die Ehen des Doktor Wank“. In Neue Freie Presse, 11.12.1932, S. 37, Robert Weil: Der Burgtheaterautor Theodor Herzl. Wie sich der Dramatiker zum Staatsmann wandelte. In: Neues Wiener Journal, 29.6.1934, S. 14, Hönig: Glück und Ende der Mobilbanken. In: Der österreichische Volkswirt, 4.7.1936, S. 17.

Literatur

Eintrag bei Murray G. Hall (Online verfügbar)

(PHK)

Zwischen 1922 und 1934 bestehende „Vereinigung aller am Film Schaffender Österreichs“. Er vereinigte mehrere in den Jahren zuvor gegründete Interessensvertretungen und Vereinigungen der einzelnen Berufsgruppen des österreichischen Films, z.B. die „Vereinigung der Filmregisseure Wiens“ (an der Robert Wiene mitwirkte), die aufgrund erschwerter wirtschaftlicher Bedingungen, insbesondere der Inflation 1922-24 und nicht ausreichender Anerkennung der Filmschaffenden seitens der Politik und Beschränkungen ins Leben gerufen wurden. Nach der Inflationszeit und der krisenbedingten ‚Bereinigungen‘ im Bereich der österreichischen Filmproduktionsfirmen konzentrierte sich der Filmbund ab 1925 darauf, dass ausländische Filme kontingentiert wurden. Dies war nötig, da aufgrund der Schwemme von US-amerikanischen Filmen auch die österreichische Filmindustrie an den Rand des Untergangs gelangte. Wurden 1921 und 1922 noch jährlich etwa 75 Lang- und 50 bis 60 Kurzfilme produziert, so waren es 1925 lediglich fünf Filme. Nach einer Demonstration, an der rund 3000 Filmschaffende und Mitwirkende in der Filmindustrie teilnahmen, darunter auch Prominente wie Luise Fleck, Michael Kértezs (der auch Mitglied des Vorstandes war) oder Sascha Kolowrat-Krakowsky beschloss die österr. Bundesregierung schon am 19. Mai 1926 ein Filmkontingentierungsgesetz, das sofort in Kraft trat.

Materialien und Quellen:

N.N. Ursachen der Filmkrise. In: Der Tag, 26.6.1925, S. 4; Versammlung zur Kontingentierungsproblematik, Kino-Journal, 4.7. 1925; Die Wiederbelebung der österreichischen Filmproduktion. In: NFP, 21.5.1926, S. 8; Max Neufeld: Der Regisseur und das Finanzkonsortium. In: NFP, 10.12.1926, S. 17; Generalversammlung 1927 – Bericht. In: das Kino-Journal, 12.2.1927, S. 8; Vortrag F. Porges über Die Zukunft des Films im Filmbund. In: NWJ, 29.6.1929, S.23; Zehnjähriges Jubiläum des Filmbundes. In: Mein Film, H. 380/1933, S. 12; Die Neugestaltung des Filmbundes [= Integration in die ständischen Körperschaften]. In: Kino-Journal, 17.3. 1934, S. 5.

(PHK, Work in progress)

Siehe: Jüdische Volksbühne

Gegründet im März 1924 in Wien als Verein einer proletarischen Radiobewegung von Mitgliedern der Sozialdemokratischen Partei, der Gewerkschaften und des Republikanischen Schutzbundes. Er verstand sich als Gegengewicht zur bürgerlich dominierten RAVAG, konnte jedoch nie, u.a. auch aufgrund der unterschiedlichen Kapitalausstattung und politischen Unterstützung, an deren Dimension heranreichen. 1927 wurde dieser Verein in den Arbeiter-Radiobund Österreichs (ARABÖ) übergeführt.

Materialien und Quellen:

Eintrag im Lexikon des Haus der Geschichte; Eintrag im Lexikon des Roten Wien.

(in preparation)

gegründet 1927 als Wehrverband des christlichen Gewerkschaftsflügels, der sich als defensiver, demokratische Grundprinzipien einhalten wollender Verband verstand und bald in Gegensatz zu den Heimwehren geriet. Er wurde 1936 offiziell aufgelöst, bestand aber inoffiziell bis 1938 weiter. Wichtige Persönlichkeiten, die ihn neben Josef Dengler prägten, waren Leopold Kunschak und Johann Staud. Bis 1933 wies er eine Stärke von knapp über 2000 Mann auf, die ab 1934 auf rund 30.000 anstieg.

Materialien und Quellen:

Eintrag in: geschichtewiki.wien;

Georg-Hans Schmit: Die christliche Arbeiterbewegung in den Jahren 1933 bis 1946 – Vom Untergang der Demokratie bis zum Beginn der Zweiten Republik. Wien: Verlag des ÖGB 2013

(in preparation)

Noch vor Kriegsende forderte Otto Flake im Sommer 1918 die Schaffung eines Bund der Geistigen, um die anstehende moralisch-politische Krise zu diskutieren. Im Gefolge der deutschen Niederlage und der Einrichtung von Räte-Institutionen in Berlin, München, aber auch in Wien trat zunächst Kurt Hiller, aus dem Aktivismus kommend, mit der Grd. eines Rat geistiger Arbeiter in Berlin hervor, dem auch S. Jacobson u. R. Leonhard angehörten u. über den auch in der österr. Presse berichtet wurde. Am 25.11.1918 fasste der Vollzugsausschuss der Arbeiter- und Soldatenräte in Berlin den Beschluss, „geistige Arbeiter“ in den Gesamtverband aufzunehmen, „sofern diese sich in seinen Rahmen einfügen“. H. Menkes kommentierte dies in seinem Beitr. im NJW als bedenkliche Entwicklung und Radikalisierung der (vorwiegend bürgerl.) Jugend. In Österreich hielt die Sozialistische Vereinigung geistiger Arbeiter noch vor ihrer offiz. Konstituierung als sozialdemokr. Organisation 1919 in Linz, eine erste öffentl. Versammlung am 13.11.1918 im Wiener Konzerthaus ab. Zur Jahreswende 1918-19 entspann sich eine lebhafte Disk. über den Begriff des ‚geistigen Arbeiters‘, der v.a. in der Linken, in Österreich, zwischen SDAPÖ und KPÖ, resp. in der AZ u. RF, mit unterschiedlichen Zuordnungen u. Perspektiven versehen war. K. Leuthner konstatierte z.B. in der AZ, dass die geistigen Arbeiter aufgr. ihrer Heterogenität sowie ihrer unterschiedl. Klassen- u. Interessenslagen ihren Platz noch nicht gefunden hätten, während in der RF darunter schlicht die ausgebild. techn. Arbeitskräfte bzw. Beamte u. Lehrer, darunter viele arbeitslos geworden, verstanden u. deren Einbindung in die Räteidee gesucht wurde. Auch Schriftsteller wie Fontana oder Kuh beteiligten sich in der Zs. Der Friede an dieser Debatte.

Im Lauf des Jahres 1919, u.a. nach den enttäuschenden Wahlergebnissen vom März, als geistige Arbeiter trotz hoher Arbeitslosigkeit u. schwieriger Ernährungslage zahlreich die Deutschvölkische Partei gewählt hatten, boten sowohl die SDAPÖ als auch die KPÖ Schulungen für ihre ‚geistigen‘ Arbeiter im Rahmen der Räteorganisationen an. 1919-20 bildeten sich im bürgerlichen Lager der Allgemeine Verband geistiger Arbeiter (16.4.1919) sowie der Bund geistiger Arbeiter heraus. Während ersterer gem. Statuten sich gegen jegliche parteipolit. Ausrichtung aussprach, trat letzterer, v.a. in Salzburg 1921-23, nicht nur durch Bekleidungsaktionen sowie Konzertveranstaltungen hervor, sondern auch durch politisch bürgerlich-konservative Positionen. 1924 bot er in Linz gemeins. mit dem Alldeutschen Verband Veranstaltungen an, womit die polit. Ausrichtung deutlich sichtbar wurde. Der Zentralverband geistiger Arbeiter setzte sich wiederum in Wien stark aus arbeitslosen Offizieren zusammen, die sich ab 1920-21 u.a. in der Siedlungsbewegung der Gemeinde Wien betätigten. Eine parteiübergreifende Organisation wie z.B. die am 12.2.1920 in Paris gegr. Confédération générale des traivalleurs intellectuels kam in Österreich zunächst nicht zustande, sondern erst 1921. Am 29.12. 1923 wurde der österr. Vertreter P. Zifferer auf einer Delegiertenversammlung jedoch zum ersten Präsidenten der Confédération gewählt. Im April 1926 fand in Wien die erste Delegiertentagung außerhalb von Paris statt. Weitere nennenswerte Aktivitäten sind nicht bekannt.


Quellen und Dokumente

Ankündigung der Versammlung der Vereinigung geistiger Arbeiter. In: Neues Wiener Abendblatt, 13.11.1918, S. 4, Hermann Menkes: Die revolutionäre Jugend. In: Neues Wiener Journal, 9.12.1918, S. 3, Karl Leuthner: Die geistigen Arbeiter. In: Arbeiter-Zeitung, 24.1.1919, S. 1f., David Josef Bach: Die Künstler und der Sozialismus. In: Arbeiter-Zeitung, 9.2.1919, S. 2f., Verhunzungen des Rätegedankens. In: Die Rote Fahne, 24.4.1919, S. 3f., Karl Leuthner: Intellektuelle und Arbeiter. In: Arbeiter-Zeitung, 30.11.1919, S. 1-3, Internationaler Verbandstag für geistige Arbeiter 1926 in Wien. In: Wiener Zeitung, 3.2.1926, S. 3.

(PHK)