Vereinigung sozialistischer Schriftsteller Österreichs

Die Vereinigung sozialistischer Schriftsteller (VsSÖ), gegründet am 22. Jänner 1933, wurde nach nur einem Jahr ihres Bestehens in Folge der Februarkämpfe von den Behörden am 2. März 1934 bereits wieder verboten.

Die Vereinigung, von sozialistischen Autoren gegründet, setzte sich zum Ziel: „alle Schriftsteller, deren Weltanschauung der Sozialismus ist, zur geistigen und materiellen Förderung ihrer Arbeit zu sammeln und die Zusammenarbeit mit gleichgearteten künstlerischen Vereinigungen herbeizuführen“ Voraussetzung zur Aufnahme war das Bekenntnis zur sozialistischen Weltanschauung, wobei die Mitgliedschaft in der sozialistischen Partei Österreichs nicht Bedingung, die Zugehörigkeit zu einer anderen Partei aber ein Ausschlussgrund war. Zu den Gründungsmitgliedern zählen: Josef Luitpold Stern (Obmann), Fritz Brügel (Stellvertreter), Theodor Kramer, Rudolf Brunngraber, Hedwig Rossi, Fritz Bartl, Ernst Fischer, Schiller Marmorek, Marianne Pollak, Käthe Leichter, Willy Miksch, Alfred Weintraub, Max Winter, Edwin Zellwenker, Else Feldmann, Marie Jahoda sowie Adolf Ungar.

Vereinsmitglieder sind: Lili Körber, Hermynia Zur Mühlen, Benedikt Fanta, Klara Blum, Anton Pariser, Ernst Waldinger, Hans Leifehlm, Adele Jellinek, Margarethe Petrides, Franz Trescher, Walter Lindenbaum, Inge Halberstam.

In der Zeit ihres Bestehens veranstaltet die Vereinigung sozialistischer Schriftsteller Österreichs insgesamt elf Autoren- und Diskussionsabende, bei denen Autorinnen und Autoren aus ihren Werken vorlasen oder Themen wie: „Stil und Marxismus“, „Formfragen in der Kunst“, „Dichter in der Revolution und Konterrevolution“, „Die Gestaltung der Masse im Roman“, „Sozialistische Presse, sozialistische Schriftsteller“ u. anderes diskutiert wurden.
Einleitend sprachen dazu entweder Mitglieder des Vereins selbst oder Gäste wie Wieland Herzfelde oder Vertreter des Schweizer Oprecht-Verlages.

Auf dem XI. Internationalen P.E.N.- Kongresses vom 25. bis 28. Mai in Ragusa/Dubrovnik trat die VSSÖ für verfolgte deutsche Autoren ein, wohingegen die offiziellen österreichischen Vertreter, angeführt von Grete von Urbanitzky und Felix Salten schwiegen, was in der nachfolgenden Generalversammlung am 28.6. 1933 in Wien aufgrund einer nachgereichten Resolution gegen die Unterdrückung des Individuums und des Geisteslebens in NS-Deutschland de facto zur Spaltung des österreichischen P.E.N. führte. Mehrere Mitglieder der VsSÖ wurden Opfer der NS-Konzentrationslager, so z.B. Else Feldmann, Käthe Leichter, Walter Lindenbaum und Heinrich Steinitz.


Quellen und Dokumente

Otto König: ohne Titel In: Arbeiter-Zeitung, 15.4.1933; A-r.: Rebellenworte In: Arbeiter-Zeitung, 16.4.1933; R.W.: Autorenabend In: Arbeiter-Zeitung, 24.5.1933; R. W.: Abend sozialistischer Autoren In: Arbeiter-Zeitung, 20.6.1933, S. 7; M-r.: Eigenvorlesungen In: Arbeiter-Zeitung, 9.1.1934, S. 5.

Literatur

Klaus Amann: P.E.N. Politik. Emigration. Nationalsozialismus. Ein österreichischer Schriftstellerclub. Wien 1984; Siglinde Bolbecher und Konstantin Kaiser, Lexikon der österreichischen Exilliteratur. Wien 2000; Herbert Exenberger (Hrsg.). “Als stünd’ die Welt in Flammen”. Eine Anthologie ermordeter sozialistischer SchriftstellerInnen. Wien 2003; Verein sozialistischer Schriftsteller – Mappe in der Wienbibliothek im Rathaus.

(ED)