Arbeiter-Zeitung
Gegr. 1889, verboten 1934, illegal 1934-1938, 1938 verboten, neugegr. 1945, eingestellt 1991
Die AZ wurde als Zeitung der Sozialdemokratischen Partei am 12. Juli 1889 durch Viktor Adler gegründet und stand in der Nachfolge der Vorläuferzeitung Die Gleichheit, die im selben Monat zum wiederholten Mal konfisziert worden war und selbst Nachfolgeorgan mehrerer vorangegangener Partei-Zeitungen seit 1870 war. V. Adler, der 1889 gerade zu einer Kerkerstrafe von 4 Monaten wegen Anarchismus verurteilt worden war, brachte als vormaliger Chefred. der Gleichheit 5000 Abonnenten ein. Bis 1895 erschien die AZ anfangs 14tägig, dann wöchentlich, schließlich bis zu 4-5 Mal die Woche und hatte laufend mit Beschlagnahmungen zu kämpfen, 1894 z.B. wurden rund 80% der Ausgaben konfisziert. Unterstützung erhielt Adler für sein Vorhaben, die AZ zur Tageszeitung zu machen, u.a. von Friedrich Engels aus London, mit dem Adler auch in reger Korrespondenz stand. Mit 1.1.1895 gelingt der Umstieg auf ein tägliches Erscheinen und schrittweise der Aufbau einer schlagkräftigen Redaktion, die den zentralen Herausforderungen, d.h. sowohl der Massenorganisation und der dazu nötigen Strategien, als auch der politisch-theoretischen, der auf die konkreten Lebens- und Arbeitsverhältnisse bezogenen sozialpolitischen sowie der kulturellen Arbeit gewachsen war. Von Beginn an war z.B. Friedrich Austerlitzgeb. am 25.4.1862 in Hochlieben/Liben Vysoká (nahe Prag) - gest. am 5.7.1931 in Wien; Journalist, Redakteur, Polit... dabei, der ab 1901 Chefredakteur wird, weitere Redaktionsmitglieder waren u.a. David J. Bachgeb. am 13.8.1874 in Lemberg (Lviv) – gest. am 30.1. 1947 in London; Kulturfunktionär, Journalist, Kritiker Aus:... (ab 1904) Otto Koenig (ab 1908), Engelbert Pernerstorfer, Arthur Roesslergeb. am 20.2.1877 in Wien – gest. am 20.7.1955 in Wien; Kunstkritiker, Schriftsteller, Essayist, Kunsthändler Aus: Mo... (Kunst, ab 1908), Stefan Grossmann (ab 1904), Josef Luitpold Sternals Schriftsteller häufig als Josef Luitpold, geb. am 16.4.1886 in Wien - gest. am 13.9.1966 in Wien; Schriftsteller, F... (ab 1902) und Max Wintergeb. am 9.1.1870 in Tarnok bei Budapest – gest. am 10.7.1937 in Hollywood; Journalist, Schriftsteller Wegen schle.... Einerseits als klassenkämpferisches Kampfblatt konzipiert – „Kampf gegen Ausbeutung, Unterdrückung und Knechtseligkeit“ (Nr. 1/1895) – andererseits der Aufklärung im Sinn kritischer BildungsarbeitUntertitel: Blätter für das Bildungswesen der deutschen Sozialdemokratie in Österreich (1909-1913), Blätter für das... – „Freiheit durch Bildung“ – verschrieben, entwickelte sich die AZ zwar langsam, aber stetig, erzielte um 1900 eine Auflage von 24.000 Ex./Tag und bilanzierte 1908 erstmals positiv. 1910 konnte die Redaktion in das neu erbaute Druck- u. Verlagshaus Vorwärts übersiedeln, das auch Sitz der Parteileitung wurde; 1911 stieß schließlich Otto Bauer zur Redaktion hinzu. 1914-18 erscheint zusätzlich eine Abendausg.; allerdings werden oft bis zu 60% der Beitr. zensuriert. Die Aufl. erreicht trotzdem bis zu 100.000 Ex. 1917 wird D. J. Bach leitender Feuilletonredakteur der Ztg. 1918 und in den Folgejahren wird die AZ zur auflagenstärksten polit. u. durch neue Rubriken beständig ausgebauten Ztg. der Ersten Republik. Seit 1920 Abdruck von über 50 Fortsetzungsromanen, z.T. auch als Erstdrucke, wie z.B. Jimmy Higgins (Upton Sinclair, 1920), Das Spinnennetz (J. Roth, 1923), Der Leib der Mutter (E. Feldmanngeb. am 5. 2. 1884 in Wien – gest. 1942 im Vernichtungslager Sobibor Feldmann, jüdische Schriftstellerin und Jou..., 1924), Grosser Mann (Schiller-Marmorek, 1925), Die Front des Lebens (G. Kauseigentlich Regina Wiener, geb. am 21.10.1893 in Wien – gest. am 23.12.1985 in Los Angeles; Schriftstellerin, Übe..., 1928), Der Fall Rist (M. Lazargeb. am 22.11.1895 in Wien - gest. am 30.3.1948 in Stockholm; Schriftstellerin Ps.: Esther Grenen M. L., Schwe..., 1931), Vierzehn Nothelfer (H. Zur Mühlen, 1933), Die Amazone (H. Flesch-Brunningend.i. Johannes Evangelista Luitpold Vinzenz Flesch Edler von Brunningen, geb. am 05.2.1895 in Brünn – gest. am 1.8.198..., 1933), Karl und das XX. Jahrhundert (R. Brunngrabergeb. am 20.9.1901 in Wien – gest. am 5.4.1960 in Wien; Schriftsteller, Maler, Grafiker Ps.: Sverker Brunngraber (..., 1933) u.a.m. Im Jahr 1923 stößt F. Rosenfeldgeb. am 5.12.1902 in Wien – gest. am 27.12.1987 in Sussex (GB); Journalist, Film- und Literaturkritiker Ps.: Frie... zur Redaktion hinzu u. betreut ab 1924 die Rubrik ›Welt des Films‹, 1927 Ernst Fischergeb. am 3.7.1899 in Komotau/Böhmen – gest. am 31.7.1972 in Deutschfeistritz; Schriftsteller, Politiker (KPÖ) Ps.: F...., der die Rubrik ›Zwischenrufe links‹ etabliert. Am 12.5. 1933 druckt die AZ O.M. Grafs berühmten Protestaufruf Verbrennt mich! ab. Nach dem Tod von F. Austerlitz fungierte 1931 bis 1934 (und dann wieder ab 1945) Oscar Pollak als Chefredakteur.
Quellen und Dokumente
Die deutsche Republik. In: Arbeiter-Zeitung, 31.10.1918, S. 1, Die Mörder von Schattendorf freisprochen. In: Arbeiter-Zeitung, 15.7.1927, S. 1f., Oskar Maria Graf: Verbrennt mich. Ein Protest. In: Arbeiter-Zeitung, 12.5.1933, S. 1.
Archiv und Teilnachlass: VGA
Literatur
P. Pelinka, M. Scheuch: 100 Jahre AZ. Die Geschichte der Arbeiter-ZeitungGegr. 1889, verboten 1934, illegal 1934-1938, 1938 verboten, neugegr. 1945, eingestellt 1991 Aus: Arbeiter-Zeitung, 12.... (1989); B. Seyringer (Hg.): Schreiben für den Fortschritt. Die Feuilletons der
Arbeiter-Zeitung (2009).
Grundlegende Informationen der ONB. Eintrag bei dasrotewien.at.
(PHK)