Ehmann, Karl
geb. am 13.8.1882 in Wien – gest. am 1.11.1967 in Wien; (Film)Schauspieler, Regisseur
Ehmann, der aus einfachen Verhältnissen stammte, erlernte zunächst das Tapeziererhandwerk, bevor er sich für das Theater interessierte, privat Schauspielunterricht nahm und 1902 sein Debut am Stadttheater von Olmütz/Olomouc gab. Seine erste Hauptrolle hatte er im Sept. 1905 am Linzer Theater im Schauspiel Maskerade von L. Fulda. Ab März 1906 war er am Stadttheater in Graz tätig und spielte dort (Haupt)Rollen in Stücken von F. Schiller bis O. Wilde und K. Schönherrgeb. am 24.2. 1867 in Axams/Tirol – gest. am 15.3. 1943 in Wien; Schriftsteller, Arzt Das Porträtmodul von Johann Ho.... Von Graz aus wurde er, beginnend mit der Spielsaison 1908-09, ans Deutsche Volkstheater nach Wien verpflichtet, wo er in Onkel Toni von C. Karlweis im Sept. 1908 sein Debut gab, gefolgt von einer Nebenrolle in Wedekinds Frühlingserwachen. Im Okt. 1908 spielte er erstmals auch in einem Schnitzler-Stück, d.h. im Grünen Kakadu, mit. 1909 trat er vorwiegend in Komödien oder Volksstücken auf; 1910 ebenfalls, u.a. in Der Meineidbauer von Anzengruber oder in Nestroys Einen Jux will er sich machen. 1911 feierte er mit einer kleinen Rolle in Schönherrs bis 1912 im Repertoire stehendem Stück Glaube und Heimat einen Achtungserfolg und begann auch Rollen im Stummfilm zu übernehmen. Während des Ersten Weltkrieges verblieb Ehmann im Ensemble des Dt. Volkstheaters; ab 1917 übernahm er in Wiener Stummfilmen, oft nach literarischen Vorlagen und inszeniert von Louise Kolm sowie an der Seite von Liane Haid u.a. verschiedene Rollen. Dies verstärkte sich in den Folgejahren; im Film Die Jüdin (nach E. Scribe) stand er 1918 u.a. mit M. Neufeldauch Massimiliano, geb. am 13.2.1887 in Guntersdorf (Hollabrunn/NÖ), gest. am 2.12.1967 in Wien; Schauspieler, (Film)Re... vor der Kamera. 1919 spielte er in acht Filmen mit, in Großstadtgift u.a. mit Trude Wessely. Im verlorengegangenen Film Hemmungslos (nach H. Bettauergeb. als Hugo Maximilian Bettauer am 18.8.1872 in Baden – gest. am 26.3.1925 in Wien; Schriftsteller, Journalist, ...) führte er 1921 erstmals für die Vita-FilmGegründet 1919 von Anton (1865-1922) und Louise Kolm, beide auch als Regisseure tätig, als Nachfolgerin der Wiener Kun... Regie.
1922 trug er sich mit dem Plan, eine eigene Filmgesellschaft zu gründen (Der Filmbote 16/1922, 14), den er nach dem Tod seiner Gattin offenbar verwarf. Für 1923 wurde ebf. unter seiner Regie der „wissenschaftliche“ Film Die Tuberkulose angekündigt; ihm folgte 1923 der Doku-(Berg)Film Durch Nacht und Eis. Nebenher übernahm er auch Rollen an kleinen Bühnen im Unterhaltungssegment, z.B. in der sog. Prateroperette Der keusche Heinrich für das Theater im Wiener Wurstelprater sowie am RaimundtheaterDie Gründung des Raimundtheaters ging auf eine Initative von rund 500 Wiener Bürgern zurück, die sich 1890 zum „Wie..., u.a. in Der liebe Augustin von J. Bittner, an das er mit der Saison 1923-24 wechselte. Dort trat er u.a. in Shakespeares Komödie der Irrungen auf oder, im Nov. 1923, in H. Bahrs Lustspiel Der Star. Im Jänner spielte er in Franz Molnars Liliom mit, im März in Georg Kaisers Gas und im April 1924 wirkte er auch an der legendären deutschsprachigen Pirandello-Uraufführung von Sechs Personen suchen einen Autor mit. Ferner trat er Ende April in dem von Karlheinz Martinauch Karl Heinz Martin, geb. am 6.5.1886 in Freiburg/Br. - gest. am 13.1.1948 in Berlin; Schauspieler, Theater- und Film... inszenierten Bronnen-Stück Anarchie in Sillian auf. Im Sept. dess. Jahres hatte er zudem die Regie von Feldherrnhügel von Roda-Roda inne. Auch 1925 begann vielversprechend: zunächst mit der Hauptrolle in J.K. Jeromes Lady Fanny und die Dienstbotenfrage als Partner u. Gegenüber der Tanzikone Tilla Durieuxeigentl.: Ottilie Godeffroy, geb. am 18.8.1880 in Wien – gest. am 21.2.1971 in Berlin-West; Schauspielerin, Schriftste... (Der Tag, 11.1.1925,9), in der auch Lina Loos mitspielte, sowie der Mitwirkung in M. Lengyuels erfolgreichem Lustspiel Antonia. Ab der Spielsaison 1925-26 wurde Ehmann sowohl im Raimund- als auch Volkstheater-Ensemble eingesetzt, z.B. im Sept. 1925 in Schnitzlers Das weite Land. Daneben trat er noch im Lustspiel Der gläserne Pantoffel von Franz Molnar, im erfolgreichen amerikan. Stück Die weiße Fracht von L. Gordon (im Jänner 1927 auch über die Radiobühne ausgestrahlt) sowie in Possen von F. Arnold u. J. Nestroy auf. 1926 war ebf. ein abwechslungsreiches Jahr mit Rollen in Der Armendoktor von K. Schönherr (Regie: K. Martin), in Shakespeares Was ihr wollt, Schillers Egmont, Sternheims Bürger Schippel, in G. Hauptmanns College Crampton oder in G.B. Shaws Heuchler (u.a.m.). Ähnlich gestalteten sich auch die Spielsaisonen 1927 und 1928, in denen Ehmann häufig neben damaligen Schauspielergrößen wie Karl Forest, Ferdinand Onnoauch: Onofreczek, Onotschek, geb. am 19.10.1881 in Czernowitz – gest. am 18.8.1969 in Wien; Schauspieler, Rezitator, F... oder Hans Homma auftrat, u.a. 1927 im Stück Der Patriot des 1926 mit dem Kleist-Preis ausgezeichneten A. Neumann oder im März-Mai 1928 in der Groteske Hokuspokus von K. Götz, die auch als Gastspiel in Graz zur Aufführung kam.
Im Sept. 1928 unterzeichnete er eine Erklärung gegen in Umlauf gebrachte Gerüchte durch den Österr. Bühnenverein betr. die Wiener Theaterkrise. Im Jänner 1929 wirkte Ehmann in der Auff. von Lessings Miß Sara Sampson anlässl. dessen 200. Geburtstags im Dt. Volkstheater mit, im März in der österr. EA von Brechts Dreigroschenoper im Raimundtheater, anschließend in einer Maria Stuart-Inszenierung sowie im Einakter-Zyklus Vom anderen Ufer von F. Saltengeb. als Sziga bzw. Siegmund Salzmann am 6.9.1869 in Budapest, gest. 8.10.1945 in Zürich; österr. Schriftsteller, Jour... im Sept. dess. Jahres. Unter den Rollen des Jahres 1930 sind z.B. jene in Hamlet (an der Seite von A. Moissi) oder eine in Bruckners Elisabeth von England zu erwähnen, nebst zahlreichen anderen insbes. in Komödien. Im Jänner 1931 spielte er an der Seite von G. Werbezirkgeb. am 8.4.1875 in Pressburg – gest. am 10.4.1956 in Hollywood/Kalifornien; Schauspielerin, Kabarettistin Porträt v... im Schwank Die Frau Präsidentin von P. Verber wieder im Raimundtheater u. führte zugleich auch die Regie. Im März war er wieder am Dt. Volkstheater in Sokoloffs Bearb. von Dostojewskis Der Idiot zu sehen, im März an der Seite von Adele Sandrock in O. Wildes Bunburry, im September in der Komödie Phäa von F. v. Unruh, im Nov. in der Komödie Der Spiegel von G. Herzeg in den Kammerspielen oder im Dezember im Spielfilm Die große Liebe (Drehbuch S. Bernfeldgeb. am 7.5.1892 in Lemberg (heute L’viv, Galizien/Ukraine) – gest. am 2.4.1953 in Los Angeles; Reformpädagoge, Psy..., A. Bergergeb. am 27.5.1892 in Wien - gest. am 11.1.1981 in Moskau; (Film)Architekt, Szenenbildner Aus einer jüdischen Familie ko...). 1932 überzeugte er im Lustspiel Nina von Bruno Frank sowie im Kriminalstück Zweiter Stock, Tür 19 von L. Zilhaly und spielte in einer Reihe weiterer Stücke versch. Rollen. Die Engagements verlagerten sich Anfang der 1930er Jahre zunehmend auf Komödien und Schwänke, so auch 1933-1936, eine Tendenz, die sich auch in seinen Filmrollen, z.B. in Unser Kaiser, niederschlug. 1935 trat er auch im Funkkabarett der RavagDie Radio-Verkehrs-Aktiengesellschaft, kurz RAVAG, wurde im Februar 1924 als erste österreichische Rundfunkgesellschaft... auf (Wr. Tag, 21.2.1935) sowie in der R. Auernheimer-Komödie Weniger und die Gerechtigkeit, im Lustspiel Lebensfreude von F. Hellergeb. am 16.4.1889 in Obersiebenbrunn (Niederösterreich) - gest. am 12.4.1949 in Montevideo; Feuilletonist, Schriftstell... u. A. Schütz sowie in einer Nebenrolle im Film Fräulein Lilli, der fast durchwegs von deutschen Emigranten in Wien produziert wurde.
1937 war Ehmann wieder breiter und häufiger tätig: im Heller-Lustspiel Saison in Salzburg ebenso wie in J. Wenters Schauspiel Die Fürstin oder in F. Schreyvogls Mann in den Wolken (in der Regie von H. Schnitzler) und wirkte auch im Filmprojekt von K. Martin Konzert in Tirol (vollendet 1938) mit. Nach dem Anschluss bekannte sich Ehmann offen zum Nationalsozialismus, was auch ein Beitrag zu seinem dreißigjährigen Bühnenjubiläum am Dt. Volkstheater unterstrich, demzufolge er dort seit 1933 eine NS-Zelle aufgebaut hätte; er erhielt in der Folge auch Rollen in propagandistischen NS-Filmen von G. Ucickyeigentl. Učický, geb. 6.7.1899 in Wien, gest. 27.4.1961 in Hamburg; Kameramann, Regisseur G. Ucicky gilt als Sohn der ... wie Mutterliebe (1939), Der Postmeister (1940) und Schicksal (1942). Nach 1945 konnte Ehmann nach einer kurzen Pause wieder in den Theater- und Filmbetrieb einsteigen; das erste Projekt war der Film Ein Mann gehört ins Haus, dessen Dreharbeiten in der Inszenierung von Hubert Marischka, erfolbgreicher Schauspieler und Theaterdirektor bereits in den 1920er Jahren (Theater an der Wien), im Mai 1948 abgeschlossen waren.
Quellen und Dokumente
Debut am Stadttheater Graz in Schillers Kabale und Liebe. In: Grazer Tagblatt, 18.3.1906, S. 3; Plakat Collegia-Film, Ehmann-Mitwirkung. In: Kinematographische Rundschau, 15.12.1917, S. 49; Mitwirkung am Film Die Jüdin. In: Neue Kino-Rundschau, 29.6.1918, S. 49; Ankündigung von H. Bettauers Hemmungslos. In: Neue Kino-Rundschau, 19.3.1921, S. 11; N.N.: Prateroperette Der keusche Heinrich. In: Neues 8 Uhr Blatt, 30.3.1923, S. 5; O. A[chs] über Shakespeares Komödie der Irrungen. In: Wiener Morgenzeitung, 27.9.1923, S. 6; N.N.: Mitwirkung an der EA von Pirandellos Sechs Personen suchen einen Autor. In: Die Bombe, 15.4.1924, S. 7; Durieux u. Ehmann in J.K. Jeromes Lady Fanny. In: Die Bühne, H. 11/1925, S. 26; Theaterkrise-Debatte. In: Der Tag, 5.9. 1928, S. 7; F. R[osenfeld]: Kriminalkomödie in den Kammerspielen. In: AZ, 24.2.1932, S. 12; Plakat zu: Mein Kaiser. In: Mein Film, Nr. 403/1933, S. 17; Plakat zu: Bretter, die die Welt bedeuten. In: Das Kino-Journal, 5.1.1935, S. 5; H. W.: Lilli; In: NFP, 27.9.1936, S. 19-20; fp.: Vom Knieriem zum Stauffacher. Zum 30jährigen Wiener Bühnenjubiläum Karl Ehmanns. In: Kleine Volks-Zeitung, 22.11.1938, S. 11.
(PHK)