Internationale Vereinigung Revolutionärer Schriftsteller
Der Gründung der Internationalen Vereinigung Revolutionärer SchriftstellerDer Gründung der Internationalen Vereinigung Revolutionärer Schriftsteller (IVRS) gingen verschiedene literaturpolitis... (IVRS) gingen verschiedene literaturpolitische Bestrebungen der kommunistischen Bewegungen Europas voraus, etwa der 1918 geschaffene Internationale ProletkultDie erste Erwähnung des Begriffs Proletkult (PK) im österreichischen Raum erfolgte vermutlich in einem Bericht des Pes..., das 1920 eingerichtete Provisorische Internationale Büro für Proletkult um Anatoli Lunatscharski (1917-1929 sowjetischer Volkskommissar für das Bildungswesen), Max Barthel, John Reed und andere sowie v.a. die von Henri Barbusse und Romain Rolland angeführte internationale Clarté1919 veröffentlichte Henri Barbusse seinen Roman Clarté, der die Aus- u. Fortwirkungen des Krieges im Alltag von Krieg...-Bewegung, der u.a. auch Anatole France, Upton Sinclair, Stefan Zweiggeb. am 28.11.1881 in Wien – gest. am 23.2.1942 in Petrópolis, Rio de Janeiro, Brasilien; Schriftsteller, Übersetzer..., Heinrich Mann, Leonhard Frank und Ernst Toller angehörten. Vom V. Weltkongress der Kommunistischen Internationale 1924 ging der Impuls zu einer stärkeren Institutionalisierung der kommunistischen Literaturbewegungen im Sinne einer Literatur-Internationale aus. Dafür wurde 1926 das Internationale Büro für revolutionäre Literatur (IBRL) eingerichtet, dessen Präsidium u.a. Lunatscharski, Barbusse, Johannes R. Becher und F. C. Weiskopfmeist F. C. Weiskopf, geboren am 3.4.1900 in Prag – gest. am 14.9.1955 in Berlin; Schriftsteller, Journalist, Über... angehörten. Als leitender Sekretär fungierte der ungarische Schriftsteller Béla Illés. 1927 fand in Moskau die I. Internationale Konferenz proletarischer und revolutionärer Schriftsteller statt, an der dreißig Schriftsteller aus elf Nationen teilnahmen (u.a. Becher, Weiskopf, B. Lask, A. Gábor, A. Hollitscher, E. E. Kischgeb. am 29.4.1885 in Prag – gest. am 31.3.1948 in Prag; Journalist, Schriftsteller K., Sohn eines jüdischen Tuch... und F. Rubiner) und bei der die Einrichtung nationaler Verbände beschlossen wurde.
Im Oktober 1928 wurde der von Becher dominierte Bund der proletarisch-revolutionären Schriftsteller Deutschlands (BPRS) in Berlin gegründet, im Februar 1930 der BPRSÖAus: Die Rote Fahne, 9.2.1930, S. 8 In der Frühphase der KPÖ nach 1918-19 formierte sich zunächst weniger um die ehem... in Wien. Als Wiener Abordnung reisten im November 1930 Ernst Fabrigeb. am 5.5.1891 in Wien – gest. am 6.11.1966 in Moskau; Journalist, Schriftsteller Ps.: Ernst Breitenseer, Emiljan ..., Franz Janiczekgeb. am 17.1.1909 in Wien – gest. am 9.5.1989 in Salzburg; Lederarbeiter, kommunistischer Aktivist, Journalist, Schri..., Lili Körbergeb. am 25.2.1897 in Moskau – gest. am 11.10.1982 in New York; Schriftstellerin, Journalistin Pseudonym: Agnes Muth, ... und Hans Maiergeb. als Johann Mair am 27.3.1881 in Ottensheim – gest. am 22.3.1945 in Wien; Schriftsteller Ps.: Hamay, Hans&nbs... zur II. Internationalen Konferenz proletarischer und revolutionärer Schriftsteller nach Charkow, bei der ausgehend vom IBRL die IVRS gegründet wurde. Unter den rund einhundert Teilnehmern aus 22 Nationen aus Europa, Amerika, Asien und Afrika stellte der dominante deutsche BPRS, der in Berlin eine westeuropäisches IBRL-Dependance geschaffen hatte, mit vierzehn Personen (u.a. E. Glaeser, L. Renn, A. Seghers) nach der russischen Fraktion die größte Gruppe. Becher war als einer von sieben Hauptrednern der einzige Nichtrusse und stieg in das IVRS-Leitungsgremium um Illés auf. Die strikte marxistisch-leninistische Ausrichtung im Kampf gegen Faschismus, Imperialismus und Krieg erfuhr rund um den „Fall Barbusse“ (B. gab in der Zeitschrift Monde 1928-1935 auch Trotzkisten und Liberalen Raum) ab 1928 eine Aufweichung. Nach der Auflösung der russischen Gruppe (RAPP) des Verbandes proletarischer Sowjetschriftsteller (WAPP) und den Amsterdamer Schriftstellerkongress 1932 traten auch bürgerliche Vertreter einer antifaschistischen Literatur neben sozialistischen in Erscheinung. Bis Ende 1932 schlossen sich in der IVRS Gruppen aus sechzehn Nationen zusammen. Neben den Publikationsorganen der einzelnen Verbände wurden mit Bote ausländischer Literatur (1928/30), Literatur der Weltrevolution (1931) und Internationale Literatur (1931-1945) gemeinsame Zeitschriften eingerichtet, wobei letztere auf Russisch, Englisch, Französisch und Deutsch, später auch auf Chinesisch und Spanisch erschien. Als Redakteure fungierten u.a. Becher, Gábor, G. Lukács, S. Tretjakow und E. Weinert, Beiträge verfassten u.a. E. Bloch, L. Feuchtwanger, B. Freieigentlich Benedikt Freistadt, geb. am 11.6.1897 in Bratislava/Pressburg – gest. am 21.5.1988 in Klosterneuburg; Journ..., O. M. Grafgeb. am 1.10.1873 in Wien - gest. am 24.6.1958 in Wien; Musikkritiker und -schriftsteller, Professor, Kolumnist, Ex..., A. Holitscher, K. Kläber, H. Mann, K. Mann, Th. Mann, B. Viertelgeb. am 28.6.1885 in Wien – gest. am 24.9.1953 in Wien; Schriftsteller, Kritiker, Dramaturg, Theater- und Filmreg..., F. C. Weiskopf und St. Zweig. Zudem wurden Umfragen, Preisausschreiben, Protestaktionen sowie Russlandreisen organisiert.
Nach der Gründung der Internationalen Schriftstellervereinigung zur Verteidigung der Kultur (IVSK) in Paris wurde die IVRS und ihre noch bestehenden Unterorganisationen Ende 1935 aufgelöst.
Quellen und Dokumente
Verzeichnis der Artikel in Internationale Literatur 1933-1945: Exilpresse digital
Ernst Fabri: Über die Arbeit der österreichischen Sektion der IVRS. In: Internationale Literatur 3 (1933), H. 1, S. 144f. Abgedruckt bei Gerald Musger: Der “Bund der proletarisch-revolutionären Schriftsteller Österreichs (1930 – 1934). Eine Dokumentation. Graz, Univ. Diss., 1977, S. 291-294, N.N.: Bericht über die Tätigkeit des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller im Jahre 1929 [1930]. In: Zur Tradition der deutschen sozialistischen Literatur. Eine Auswahl von Dokumenten. Bd. 1: 1926-1935. Berlin, Weimar: Aufbau 1979, S. 180-194.
N.N.: Der Kongreß in Charkow. Der Rechenschaftsbericht der proletarischen revolutionären Schriftsteller. In: Die Rote Fahne, 20.11.1930, S. 3, h. g.: Der kulturelle Vormarsch des Bolschewismus. Interview mit Bela Illes, Sekretär der Internationalen Vereinigung revolutionärer Schriftsteller, Moskau. In: Die Rote Fahne, 1.11.1931, S. 9, h.g.: Die Literatur der Weltrevolution. Interview mit Bela Illes, Sekretär der Internationalen Vereinigung revolutionärer Schriftsteller, Moskau. In: Die Rote Fahne, 15.11.1931, S. 9.
Literatur
Doris Danzer: Zwischen Vertrauen und Verrat. Deutschsprachige kommunistische Intellektuelle und ihre sozialen Beziehungen (1918-1960) Göttingen: V&R unipress 2012, S. 174ff, Simone Barck: Internationale Vereinigung Revolutionärer Schriftsteller. In: S. B. et al. (Hg.): Lexikon sozialistischer Literatur. Ihre Geschichte in Deutschland bis 1945. Stuttgart [u.a.]: Metzler 1994, S. 223-226, Thomas Dietzel, Hans-Otto Hügel: Deutsche literarische Zeitschriften 1880-1945. Ein Repertorium. Bd. 1. München [u.a.]: Saur 1988, S. 753, N.N.: Internationale Vereinigung Revolutionärer Schriftsteller. In: Inge Diersen (Hg.): Lexikon sozialistischer deutscher Literatur. Von den Anfängen bis 1945. Leipzig: Bibliographisches Institut 1964, S. 257-261, Christa Streller, Volker Riedel: Internationale Literatur. Moskau, 1931-1945. Bibliographie einer Zeitschrift. Zwei Bde. Berlin: Aufbau 1985. Heinz Willmann: Antifaschistische Tribüne: „Internationale Literatur“. In: Streller/Riedel 1985, Bd. 1, S. 5-22.
(ME)