Einträge von litkultadmin

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Else Feldmann: Kulturarbeit

: Kulturarbeit (1919)              Wem sind noch die Augen blind? Wer glaubt noch, daß wir das für Kultur anzusehen haben, was uns vor dem Sommer 1914 Kultur bedeutete? Was war uns Kultur?              Ein herrlich strahlender Maimorgen. In der Reitallee der Ringstraße sprengten elegante Reiter daher. Das war Kultur. Oder der Blumenkorso im Prater. „Ah, […]

Joseph Aug. Lux: Die vierzehn Punkte des Kunst- und Kulturrates

Joseph Aug. Lux: Die vierzehn Punkte des Kunst- und Kulturrates. Mit Anwendung auf alle Städte und Länder. (1919)              Wenn die Dinge ihren bisherigen Gang gehen, dann ist leicht vorauszusehen, daß auch in der neuen Staatsform an der von den jetzigen Lebensmächtigen besetzten Tafel kein Platz für ideenschöpferischen, geistigen Menschen ist. Nur im Äußerlichen hat […]

Helene Scheu-Riesz: Appell an die Jugend

: Appell an die Jugend. (1928) Österreich hat noch kein Grabmal des unbekannten Soldaten. Dieses zerrissene, blutende, schwer heimgesuchte Land braucht kein äußeres Zeichen, um täglich und stündlich an den Krieg erinnert zu werden. Kein Marmorstandbild kann uns unsere Schuld so deutlich ins Gedächtnis rufen, wie sie in jeder Stunde in uns und um uns […]

E[rmers]: Große Protestaktion der österreichischen Künstlerschaft gegen den Regierungsentwurf [Schmutz- und Schundgesetz] und gegen ihre Übergehung

E[rmers]: Große Protestaktion der österreichischen Künstlerschaft gegen den Regierungsentwurf [Schmutz- und Schundgesetz] und gegen ihre Übergehung. (1928)              Schneller als es bei den sehr komplizierten Organisationsverhältnissen der österreichischen Künstlerschaft vermutet werden konnte, haben sich Schriftsteller, Dichter, Musiker, bildende Künstler aufgerafft, um die bedenkliche Aktion, die die Regierung mit dem beabsichtigten Schund- und Schmutzgesetz vom Zaune […]

Alfred Polgar: Synkope

: Synkope (1924)              Der Mann, der hinter dem Schlagwerk der Jazzband sitzt, hält es durchaus mit den Schwächeren. Ein Freund der geringen, der unbetonten Taktteile ist er. Er tut für seine Schützlinge, war er nur kann, klopft sie in den Vordergrund, rettet sie, mit markigen Schlägen den Rhythmus teilend, wenn sie in diesem untergehen […]

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Arnolt Bronnen: Sabotage der Jugend

Arnolt Bronnen: Sabotage der Jugend (1922) Nachdem vor etlichen Sonnenjahren mit großem Lärm sich neue Menschen und neue Geschehnisse angekündigt hatten, bemerkt der gütige Leser aus der großen Stille, daß wieder einmal mehr Worte den Zähnen entrannen, als mit der Schwäche der Lungen vereinbar war, und geht zur Tagesordnung über. Ihm sei im folgenden ein […]

Max Winter: Rundfahrt durchs rote Wien (1927)

: Rundfahrt durchs rote Wien[1] Selbst dem, dem oft Gelegenheit gegeben war, in die einzelnen Gemeindebauten zu kommen und alle ihrer Einrichtungen kennenzulernen, selbst dem, der häufig bei Eröffnungen der neuen Bauwerke, die die Gemeinde Wien aufgeführt hat, als Gast anwesend sein konnte, ist es wie eine Offenbarung, so eine Reise durch das rote Wien, […]

Else Feldmann: Hände (1925)

: Hände Es ist Sonntag nachmittag. Auf der Planke vor dem Gemeindepark sitzt Berta, die Heimarbeiterin. Sie näht Pelzstreifen für eine Pelzfabrik. Sie hat Halbschuhe an; es ist Herbst und sie friert. Über ihre dunkelgraue Jacke hat sie ein Wolltuch mit Fransen sie hüllt sich ein, sitzt, schaut und wartet; manchmal hustet sie ein wenig. […]

Karl Tschuppik: Kriegsliteratur

: Kriegsliteratur (1929) Zwei Bücher der letzten Tage, Ludwig Renns ‚Krieg‘ und Erich Maria Remarques ,Im Westen nichts Neues‘, beides Bekenntnisse der Frontgeneration, sind als die erfreuliche Gewähr dafür hingenommen worden, daß das Kriegserlebnis unverlierbar ist und fortwirken müsse, solange diese Generation atmet. Es war eine falsche Annahme, das Schweigen nach dem Kriege aus dem […]

Oskar Maurus Fontana: Antlitz des Krieges (1929)

: Antlitz des Krieges.              Der Krieg war nach einer kurzen expressionistischen Predigt aus dem Gesichtskreis des deutschen Geistes verwiesen worden. Die einen wollten ihn nicht wahrhaben. Die anderen schämten sich seiner. Die dritten wollten schweigen, vergessen. Man richtete sich auf ‚Frieden‘ ein. Man wollte so tun, als wäre nichts geschehen. Aber je länger dieser […]