Robert Neumann

Das Modul setzt sich mit der vielseitigen Produktion des literaturgeschichtlich marginalisierten Schriftstellers R. Neumann auseinander, der seit 1927 mit seinen Parodien, nachfolgenden Novellen und Romanen zu einer festen, wenngleich kontrovers aufgenommenen Größe im zeitgenössischen Literaturbetrieb in Österreich wie in Deutschland gezählt hat. Auch seine Leistungen im Umfeld der Exilliteratur-Diskussion, z.B. zur Frage des Sprachwechsels, sowie seine kulturpolitischen Interventionen und Vermarktungsstrategien nach 1945 kommen zu Wort, um die Eigenart Neumanns, aber auch die Bruchlinien zur jeweiligen Zeit und ihren Diskursen deutlich zu machen.

Von Evelyne Polt-Heinzl | April 2016

Inhaltsverzeichnis

  1. Brüche – Mystifikationen – Marginalisierung
  2. Start mit Hindernissen?
  3. Hochstapeln als Lebensform
  4. Vergessene Klassiker der Neuen Sachlichkeit
  5. Exil – Beheimatung – Heimat
  6. Keine Rückkehr
  7. Streitkultur

1. Brüche Mystifikationen Marginalisierung

Der vom Nationalsozialismus erzwungene Weg ins Exil war ein radikaler Bruch im Leben einer ganzen AutorInnengeneration, der neben psychischen, physischen und existentiellen Problemen eine nachhaltige Schädigung der literarhistorischen Positionierung zur Folge hatte. Das ist auch bei Robert Neumann der Fall – allerdings ist hier manches etwas anders nuanciert.

Neumanns Leben weist mit undurchsichtigen Spekulationsgeschäften und spontaneistischen Abenteuerreisen schon vor dem Weg ins Exil Brüche und Inkohärenzen auf. Als einem der Wenigen ist ihm im Exil der Sprachwechsel gelungen, er wurde in England ein erfolgreicher Autor, der als Mitarbeiter eines angesehenen Verlages und Mitbegründer des Exil-PEN eine gewisse Position im Literaturbetrieb wie in der Exil-Community inne hatte. Der Macht- und Bedeutungsverlust in den 1950er Jahren bzw. die Enttäuschung über die ausgebliebene Einbindung in den Nachkriegsbetrieb veranlassten ihn zu zahlreichen publizistischen Scharmützeln, die ihn, je nach Position der Betrachtung, als Intriganten oder Mahner erscheinen lassen.

Abb. 1: Vielleicht das Heitere. Cover

Für eine Verschleierung der Fakten hat Neumann mit seinen Autobiographien (Ein leichtes Leben, 1963; Vielleicht das Heitere, 1968) und autobiographischen Romanen (Mein altes Haus in Kent,1957; Oktoberreise mit einer Geliebten, 1970; Ein unmöglicher Sohn, 1972) selbst gesorgt. Die zahllosen Mystifikationen und Widersprüche, Beschönigungen und Umdeutungen machen seine Selbstmitteilungen zu einer äußerst ungewissen Quelle, die für manche Lebensphasen und Themen aber oft die einzige bleibt.

Seinen Ruf verdankt Neumann bis heute dem literarhistorisch wenig angesehenen Genre der Parodie, das sich nicht selten dem Kritiker-Urteil auch bei seinen Romanen einschrieb. Nach 1945 traf er in der Restauration des Kulturbetriebs in Deutschland und Österreich wie alle ExilautorInnen auf die Abwehrhaltung der Daheimgebliebenen, der re-etablierten Nationalsozialisten und der jungen Kriegsheimkehrer, die endlich zum Zug kommen wollten und dabei keine Konkurrenz wünschten. In Deutschland organisierte das die Gruppe 47, in Österreich sorgte die Kulturpolitik für ein radikales Ausblenden der NS-Vergangenheit, um den Weg frei zu machen für den Kampf gegen den neuen/alten Feind im Osten. Dafür waren ehemalige Anhänger des NS-Regimes die besseren Partner als die von ihm Vertriebenen. Auch wenn Neumanns Roman aus dem sibirischen Gefangenenlager Die Puppen von Poshansk (1952, hervorgegangen aus dem gleichnamigen Theaterstück, uraufgeführt 1931 am Stadttheater Zwickau) durchaus in diesen Trend passte, fand er doch immer wieder deutliche Worte, die Nachkriegsgesellschaft hartnäckig an das Geschehene zu erinnern und attackierte in diesem Kampf alle wichtigen Akteure im Feld ohne Rücksicht auf (Image-)Verluste.

Zusätzlich einzementiert wurde seine literarhistorische Außenseiterposition von Binnenproblemen des Fachs. Einige seiner zentralen Werke haben Anteil an Strömungen, die bis in die allerjüngste Vergangenheit für die österreichische Literaturgeschichte als Leerstelle markiert waren. Seine großen Romane der Zwischenkriegszeit Sintflut und Macht sind idealtypische Ausformungen der Literatur der Neuen Sachlichkeit, die von den Zeitgenossen als solche wahrgenommen wurden, nicht aber von der Forschung. Noch in dem 2000 erschienenen zweibändigen Kompendium Neue Sachlichkeit (SB) ist Neumann mit Rezensionen präsent, nicht aber mit seinen Romanen.

Die zweite angebliche Leerstelle in Österreich betrifft die sogenannte Trümmerliteratur. Diese fälschlich postulierte Absenz hat mit dem Kalten Krieg zu tun, der die österreichische Literaturgeschichtsschreibung nachhaltig beeinflusste, indem er die Interessenmarken vom Antifaschismus abzog und damit die realistische Erzählliteratur, die sich den Schrecken der NS-Herrschaft stellte, ins Abseits verwies. Nicht selten geschah das mit tatkräftiger Unterstützung der in die Redaktionen zurückgekehrten ehemaligen Nationalsozialisten, die diese Bücher aus politischen Gründen ignorierten oder auch in Misskredit brachten, wie das auch bei Neumanns Die Kinder von Wien (1948/ Neuausg. 2008, engl. Originalfassung Children of Vienna, 1946) geschah.

Wenig förderlich war einer Kanonisierung auch Neumanns Neigung, in großem Stil Erzählbausteine wieder zu verwenden und in neue Kontexte einzufügen. Das hat der Rezeption seines Werkes wohl ebenso geschadet wie die häufigen Titelwechsel, die eine Orientierung im Werk unnötig erschweren. Dazu kam die Affäre um den Desch Verlag wegen veruntreuter AutorInnenhonorare. 1973 musste Kurt Desch, mit dem Neumann seit 1950 einen Generalvertrag hatte, seinen Verlag verkaufen.

2. Start mit Hindernissen?

Geboren wurde Robert Neumann am 22. Mai 1897 in Wien als Sohn einfacher jüdischer Eltern. Der Vater war zunächst Mathematiklehrer, dann Bankangestellter, ab 1910 stellvertretender Direktor des Österreichischen Kreditinstituts für Verkehrsunternehmungen. Damit verbesserten sich die Lebensverhältnisse der Familie deutlich. Nach dem Gymnasium begann Neumann an der Universität Wien Medizin zu studieren, wechselte zur Chemie und dann kurz zur Germanistik. Er war aktiver Schwimmer und arbeitete kurz als Schwimmlehrer – dem Militärdienst und dem Ersten Weltkrieg entging er trotzdem wegen Untauglichkeit. Sein Interesse aber galt immer mehr der Literatur, die er im kleinen künstlerischen Salon kennenlernte, den seine ältere Schwester Viola im Elternhaus in Grinzing unterhielt.

1919 heiratete er Stefanie Grünwald, 1921 wurde sein Sohn Heinrich Herbert geboren, der 1944 an einer Sepsis verstarb, als die Ehe schon lange gescheitert war und Neumann mit seiner zweiten Frau zusammenlebte. 1920/21 war er Hilfsbuchhalter in einem Bankhaus und erhielt hier erste Einblicke in das Börsengeschäft, in das er im Taumel der Inflationsblase einzusteigen versuchte. Er gründete eine Lebensmittelimportfirma, die 1925 aufgrund dubioser Geschäfte mit abgelaufenen Konserven und verrotteten Zigaretten Konkurs anmelden musste – Erfahrungen die in seinen Roman Sintflut einfließen werden. Finanzielle Probleme blieben der jungen Familie ab nun fast durchgehend treu, und es begann eine unruhige Reisetätigkeit, die zum Teil mit der Suche nach billigeren Lebensorten in der südfranzösischen oder italienischen Provinz zu tun hatte.

Um 1918 begann Neumann zu schreiben, frühe Texte sind verloren gegangen, einige Briefe an Verlage aus dieser Zeit haben sich erhalten und zeigen einen beachtlich selbstbewussten, um nicht zu sagen hochstaplerischen Ton. 1919 erschien sein erstes Buch mit dem Titel Gedichte, vier Jahre später der Folgeband Zwanzig Gedichte. Protegiert wurde Neumann in seinen Anfängen von Ernst Lissauer, der seinen zweifelhaften Ruhm den kriegshetzerischen Hassgesängen Gott strafe England (1916) verdankt. Lissauer dürfte auch den Kontakt zum Stuttgarter Engelhorn Verlag vermittelt haben, wo 1927 Neumanns Erzählband Die Pest von Lianora und die Parodien-Sammlung Mit fremden Federn erschien, sein erster literarischer und auch ökonomischer Erfolg. Entgegen seinen Selbstdarstellungen konnte Neumann allerdings bereits ab 1926 Reportagen und Feuilletons bei diversen Zeitungen unterbringen und war für den Reclam Verlag tätig, wo 1927 zwei Sammelbände erschienen, zu denen er das Vorwort schrieb, und 1929 der Erzählband Die Blinden von Kagoll. Auch sein legendäres Abenteuer als Frachtaufseher auf einem Schiff nach Konstantinopel – die Keimzelle seiner späteren Beschäftigung mit dem Waffenschieber Zaharoff – dürfte er weniger aus Existenzproblemen angetreten haben, denn aus Abenteuerlust und Stoffhunger; die Erlebnisse der Reise verarbeitete er dann in Reportagen und in etlichen Erzählungen der 1928 erschienenen Sammlung Jagd auf Menschen und Gespenster (vgl. dazu: NG). 1926 lernte Neumann in Berlin Erich Kästner kennen, eine Freundschaft die den Nationalsozialismus überdauern sollte – hier hat Neumann über die Frage ideologischer Verstrickung großmütig hinweggesehen.

Das Erzählprinzip von Boccaccios Decamerone, das er bereits in Die Pest von Lianora nutzte, griff Neumann 1931 in seinem Roman Das Schiff ,Espérance‘ neuerlich auf, in dem er einige Texte aus seinen frühen Erzählbänden wieder verwertet. Erfolgreich aber waren vor allem die Parodien – 1928 erschien bereits eine zweite Auflage, begleitet von Abdrucken in Zeitungen und Zeitschriften –, und so ließ Neumann 1932 den Band Unter falscher Flagge folgen. Bis 1969 schrieb Neumann insgesamt mehr als 180 Parodien mit namentlich genannten Bezugsautoren, zehn davon betreffen Autorinnen. Die Parodierten reagierten unterschiedlich, Thomas Mann oder Waldemar Bonsels – mit dem Neumann bis 1938 befreundet war – zeigten sich amüsiert, andere wie Klabund oder Rudolf Herzog empört (HW 36f.).

3. Hochstapeln als Lebensform

1927 plante Neumann eine Serie von zehn „Impersonationen“, verstanden als das „Aufschließen eines Charakters von innen her mittels seiner eigenen Zunge“ (Neumann 1966, 401), so schrieb Neumann im Nachwort zum 1966 bei Desch erschienenen Band Karrieren, der drei der damals ausgeführten Novellen enthält. Das gemeinsame Thema sind die persönlichen Voraussetzungen aber auch die gesellschaftlichen Bedingungen für den Erfolg angemaßter Lebensentwürfen.

Den Beginn machte 1930 im Stuttgarter Engelhorn Verlag die Hochstaplernovelle. Emil, ein routinierter Falschspieler von perfektem Auftreten, pflegt vornehme Hotels – besonders geeignet aufgrund ihres transitorischen Ambientes – zu frequentieren und schlüpft jeweils in jene Rolle, die sich gerade anbietet, die ihm mitunter direkt zugewiesen wird. Als es im italienischen Nobelhotel mit den Betrügereien eng wird, reist er weiter auf die Insel Ceratosa, wo die Zauberin Kirke die Gefährten des Odysseus in Schweine verwandelt haben soll, also ein genuiner Ort arglistiger Täuschung. Wie Schnitzlers Leutnant Gustl fällt Emil in seinem Bericht immer wieder aus der Rolle, die er nach außen so gekonnt zu spielen versteht. Und wie Schnitzler den kleinen k.k. Leutnant unzensiert vor sich hin denken lässt und damit ein ganzes Milieu entlarvt, präsentiert Neumann die Gedanken und Motive seines Dandy-Hochstaplers und porträtiert damit nicht nur diesen Typus, sondern das gesamte Milieu und die Zeit (vgl. dazu: EPH 2012).

1931 folgte wiederum bei Engelhorn Verlag als zweiter Band die Novelle Karriere. Erna, Künstlerin in einem Varieté in Arad mit offenen Grenzen zum Bordell, ist temperamentvoll, ungebildet, aber gewitzt, und nutzt jede Chance für ein, stets über Herrenbekanntschaften vermitteltes Vorankommen. Ungewollt entlarvt sie mit ihren Interpretationen, die ihrem Herkunftsmilieu entstammen, die bürgerlichen und politischen Kreise, in die sie gerät. Als im Jahr darauf Irmgard Keuns Das kunstseidene Mädchen erschien, glaubte Kurt Tucholsky absurderweise darin ein Plagiat von Neumanns Erzählung zu sehen.

1935 publizierte Neumann, schon in der Schweiz, als Nummer drei der Reihe die Novelle Die blinden Passagiere, die das Thema Hochstapelei in einKurhotel verlagert. 1961 ließ Neumann mit dem Roman Olympia ein weiteres Beispiel einer „Impersonation“ folgen. Es ist die Lebensgeschichte von Krulls Schwester, mit der er gleichsam Thomas Manns Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull weiterschreibt. Wie Krull selbst und wie Erna in Neumanns Novelle Karriere schwindelt Olympia sich durch die Zeiten – als Abenteurerin, dem weiblichen Pendant zum Hochstapler. Wie sehr Verlag und Autor dabei ganz bewusst auf den Werbeeffekt eines Rechtsstreits und einer Plagiatsdebatte mit den Erben Thomas Manns gesetzt haben, hat erst die im Nachlass Neumanns in der Österreichischen Nationalbibliothek erhaltene Verlagskorrespondenz sichtbar gemacht (vgl. dazu: HP).

4. Vergessene Klassiker der Neuen Sachlichkeit

1929 startete die Zeitschrift Die literarische Welt eine Umfrage unter Autoren zum Thema Die Tagespresse als Erlebnis. Unter den Befragten wertete Robert Neumann – ebenso wie Joseph Roth, Lion Feuchtwanger oder Oskar Maria Graf – die Zeitung als unabdingbares Arbeitsinstrument für einen an der aktuellen Realität interessierten Schriftsteller:

Die Fülle des mir fast täglich durch die Zeitung (und zwar im Allgemeinen nicht durch ihren politischen, sondern durch ihren Lokal- und Gerichtsteil) vermittelten Erlebnismaterials ist so groß und so bunt, daß es mir schlechtweg unmöglich ist, aus diesem von mir in tausend Ausschnitten und Notizen bewahrten Material eine Episode zum Nachteil anderer auszusondern und hier ins Licht zu stellen. (Die literarische Welt. Jg. 5. 1929, Nr. 40, S. 3f.)

So formuliert Neumann in seiner Antwort, um dann doch einen Beispielfall zu schildern: Er habe aus dem Bericht über einen gewissen John Holmes, der die Leiche seines Vaters auf Eis legte, um dessen Pension weiter zu beziehen, eine Geschichte gemacht und wenig später in einem Gedichtband Theodor Kramers die Ballade John Holmes gefunden. (Der Titel besagter Ballade ist Die Rente, datiert 19.6.1927, sie ist enthalten im 1929 erschienen Band Die Gaunerzinke.)

Unmittelbar wirksam wurde dieser Umgang mit aktuellen Realien in seinen beiden großen Zeitromanen der Ersten Republik. Die Sintflut erschien 1929, wurde von Stefan Zweig in der NFP (8.3.1929) als außergewöhnliches Werk gelobt, in dem „die Darstellung des Wirklichen, die Abschilderung des Geschäftlich-Sachlichen die Genialität dieses Romans“ ausmache. Mit ihm landete Neumann auch international einen Erfolg – es erschienen Ausgaben in England, Amerika, Polen und Dänemark.Epizentrum des Romans ist ein Vorstadthaus im (ungenannten) Wien der Inflations- und Schieberjahre nach 1918. Aus den Schicksalen der Bewohner webt Neumann ein dichtes Sittengemälde der Zeit. Eine zentrale Stelle nimmt das dubiose Geschäftsgebaren der Abelwerke ein, das im abschließenden Prozess noch einmal aufgerollt wird. Am Beginn stehen kurrente Schiebergeschäfte mit Waggonladungen verdorbener Konserven oder Zigaretten. Den erschwindelten Gewinn nutzt der gewiefte Geschäftsmann zur Kapitalerhöhung der Aktiengesellschaft – in der Realität hatten derartige Geschäfte Neumann ruinöse Klagen der Betrogenen eingebracht. Zu den dichtesten Szenen des Romans gehören die Bilder vom Börsenbetrieb der Zeit, den Neumann aus eigener Anschauung kannte (vgl. dazu: EPH 2009, 106–108). Eingebaut sind darüber hinaus eine Fülle von zeittypischen Szenarien und Kriminalfällen, vom illegalen Spielsalon der Madame Café im Hintertrakt des heruntergekommenen Zinshauses bis zu erpresserischen Praktiken der Boulevardpresse wie man sie Imre Békessys Blatt Die Stunde vorwarf. Mit Békessys Sohn Hans Habe wird Neumann viele Jahre später eine seiner publizistischen Fehden austragen.

1932 erschien im Zsolnay Verlag der Roman Die Macht, in dem einige Figuren aus Sintflut wieder auftauchen, etwa die junge Mirjam Feuerbach, die nach der Demobilisierung als nicht mehr vermittelbare Krankenpflegerin zurückbleibt und ihre sozial abgestiegene Familie mit verdeckter Prostitution erhält; im zweiten Roman taucht sie als Geliebte des Fürsten Karachan wieder auf. Im Zentrum stehen hier die im großen Stil organisierten Defraudationen im Hintergrund agierender Finanzmagnaten und Rüstungsindustrieller. Sie nutzen die Naivität des nach einem gescheiterten Aufstand geflohenen georgischen Fürsten Karachan – er wird in dem 1950 erschienenen Roman Die dunkle Seite des Mondes noch einmal auftreten –, um in seinem Windschatten mit dem Druck gefälschter russischer Banknoten die nationale Rechte in Deutschland zu finanzieren. Neumann hat wohl nicht ganz zu Unrecht vermutet, dass dieser Roman nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 mit dazu beigetragen hat, dass sein Name und seine Bücher unverzüglich auf den Verbotslisten landeten.

5. Exil – Beheimatung – Heimat
Abb 2.: Die Freiheit und der General. Cover

Die Verbrennung seiner Bücher am 10. Mai 1933 bedeutete für Neumann den Verlust des deutschen Marktes. Einen Ausweg bot in dieser Situation das Angebot des Londoner Verlags Rich & Cowan, eine Biographie zu schreiben über den – noch lebenden – Waffenhändler Basil Zaharoff, Hauptaktionär des 1928 gegründeten britischen Rüstungskonzerns Vickers Ltd. Das Buch geriet zu einer Mischung aus Fakten und Fiktion, und als es 1934 in der Schweiz erschien, folgte ein langwieriger und kostenintensiver Prozess in England. Neumann lebte hier ab dem 21. Februar 1934, bis zum Einmarsch der Nationalsozialisten in Österreich noch ohne offiziellen Status eines Emigranten. Zuvor veröffentlichte er noch im Juli 1933 in der NFP eine aufschlussreiche Besprechung von drei ‚Frauenromanen‘ junger Autorinnen, darunter mit Lili Grüns Herz über Bord und Hilde Spiels Kathi auf der Brücke zwei Debuttexte; der dritte Roman war Viktoria Wolfs Mädchen wohin?, der wie die anderen vom Zsolnay-Verlag verlegt worden ist. Trotz problematischer Zuschreibungen im Einzelnen würdigte er diese Texte als wichtige dokumentarische Zeugnisse, als „Konfrontation der Jung-Frau mit der Realität“, die er als eine „sehr sachliche Form der Realität“ verstand. Er attestierte Spiel hohe poetische Qualität, prognostizierte aber Schwierigkeiten der Aufnahme bei den Leserinnen; im Fall Grün dagegen lobte Neumann die „literarische Qualität eines vom Leben verprügelten kleinen Mädchens“, die überzeugend den dokumentarischen Anspruch einlöse.

In der Überzeugung, damit am ehesten Anklang beim englischen Publikum zu finden, blieb Neumann auch mit seinen nächsten Büchern beim Genre Biographie. Freilich verstand er es wie viele Emigranten, in die historischen Kontexte Verweise auf aktuelle politische Entwicklungen einzubauen. 1935 erschien im renommierten Exilverlag Querido der Roman über die Karriere des Hofarztes in Dänemark unter Christian VII. Struensee. Doktor, Diktator, Favorit und armer Sünder – er erschien später unter dem Titel der Herrscher ohne Krone und wurde 1957 mit O. W. Fischer und Horst Buchholz verfilmt (Regie Harald Braun). 1938 folgte Neumanns Roman über den ungarischen Freiheitskampf von 1848 Eine Frau hat geschrien . . ., später unter dem Titel Die Freiheit und der General, für den Neumann eine Vorlage von Arthur Rundt verwendet hat.

In den kommenden Jahren widmete sich Neumann vor allem der Exilthematik. 1939 erschien in englischer Übersetzung By the Waters of Babylon – in Deutschland konnte eine erste Ausgabe erst 1954 erscheinen. Das Buch enthält die Lebensgeschichten von zehn jüdischen Exilanten, die das Schicksal zufällig in einem Bus vereint, dessen Absturz an der palästinensischen Grenze zwei Grenzsoldaten beobachten. Die zehn fiktiven Porträts – jene des Schriftstellers Marcus aus München trägt autobiographische Züge – ergeben gleichsam ein Porträt des jüdischen Volkes. Dass vielen der Figuren und ihren Lebenswegen etwas Dubioses anhaftet, hat Neumann auch heftige Kritik eingebracht. Doch letztlich bedeutete dieser Roman für Neumann den Durchbruch auf dem englischen Buchmarkt. Das nächste Buch Scene in Passing über eine Flüchtlingskolonie in einem kleinen englischen Dorf erschien 1942 und war der erste von insgesamt sechs Romanen, die er auf Englisch verfasste. Für den Parodisten Neumann bedeutete dieser Sprachwechsel auch eine Art Befreiung vom „Echo von hundert deutschen Sprachstilen im Ohr und im Gedächtnis“ (HK 1957, 18). Die englische Kritik war von der unorthodoxen, zu Originalität wie Überladenheit tendierenden Sprache überwiegend beeindruckt (HW 76f.). The Inquest (dt.: Bibiana Santis, 1950, später unter dem Titel Treibgut), die Rekonstruktion des Lebens einer Emigrantin nach ihrem Selbstmord, erschien 1944 bereits beim Verlag Hutchinson in London, für den Neumann in der Folge die Reihe Hutchinson International Authors betreute. Hier konnte er u. a. Arnold Zweigs Romane vermitteln, was ihm bei Werken von Hermann Broch, Franz Werfel oder Annette Kolb nicht gelang.

Abb. 3: The Inquest, London 1944/New York 1945. Cover

Wie fast alle Emigranten begann sich auch Neumann für das Filmgeschäft zu interessieren. 1935 wurde nach einer Erzählung Neumanns über den Aufstand der Jungtürken 1908 der Film Abdul the Damned – die Figur des Sultan Abdul Hamid taucht bereits in der Zaharoff-Biographie kurz auf – produziert, mit Fritz Kortner in der Titelrolle (vgl. dazu: CC). 1943 folgte These Are The Men, nach einer Idee von Neumann. Andere Projekte, darunter ein gemeinsames Drehbuch mit Stefan Zweig nach Prévosts Manon Lescaut (1936) wurden nicht verwirklicht.

Während Neumanns Leben in diesen Jahren von Frauengeschichten und Eskapaden genauso derangiert wurde wie von der traumatischen Erfahrung der Internierung als enemy alien vom Mai bis August 1940, setzte er sich in seiner Funktion im österreichischen Exil-PEN, der seit Februar 1942 an die Dachorganisation des Free Austrian Movement angeschlossen war, mit großem Einsatz und Idealismus für SchriftstellerkollegInnen in Not ein. 1943 zog er sich allmählich aus den Exil-Organisationen zurück, spätestens mit The Inquest war er ein erfolgreicher englischer Autor geworden. Bis 1945 arbeitete er für die BBC London, 1947 erhielt er schließlich die bereits 1939 beantragte britische Staatsbürgerschaft.

6. Keine Rückkehr

Die alte Heimat hat Neumann – wie die meisten anderen ExilautorInnen – nie zurückgerufen, denn „unter den Heimkehrern wären zu viele mit einem peinlicherweise guten Gedächtnis“ (Neumann 2013, 317). Er sah die fatalen Kontinuitäten der Restauration nach 1945 aus der Ferne sehr scharf, trotzdem bewarb er sich 1966 um die österreichische Staatsbürgerschaft und war betroffen von den bürokratischen Hürden.

Neumanns klassischer Beitrag zur österreichischen Trümmerliteratur, Die Kinder von Wien, erschien bereits 1946 im englischen Exil, zwei Jahre später in deutscher Übersetzung seiner zweiten Frau Franziska Becker im Exilverlag Querido. Der Roman schildert den Überlebenskampf einer Handvoll von Krieg, NS-Indoktrination und KZ entwurzelter Kinder in den Ruinen Wiens. Der aufgebrochen-verrohten Sprache dieser verwahrlosten Kinder schreibt Neumann die Implosion aller zivilisatorischen Werte ein. Die offizielle Zeitung Neues Österreich wehrte sich prompt gegen die „Überfülle von Widerwärtigem“ und die „abwegige, oft auch abstoßende und unappetitliche Diktion […]. Es geht nicht an, daß Österreich widerspruchslos ein Buch akzeptiert, das für das Land, für die Stadt, ihr millionenfaches Blutopfer und die jahrelange Bitterkeit gequälter Menschen nichts anderes übrig hat als ein zynisches Kaleidoskop“ (UW 198) Das spricht dem Emigranten Neumann prinzipiell das Recht ab, sich über die alte Heimat zu äußern, an deren „Blutopfern“ er nicht Schuld trug.

Abb. 4: Blind Man’s Buff. Cover

Noch in England lebend, publizierte Neumann den Roman Blind Man’s Buff (1949), der in einer komplexen Verflechtung von Themensträngen im Zeichen von Identitätsfälschung und Selbsttäuschungsstrategien zwei österreichische Schicksale vom ,Anschluss‘ 1938 bis ins Jahr 1946 verfolgt und bis heute nicht auf Deutsch erschienen ist (vgl. dazu: JT). 1952 folgte Insurrection in Poshansk, im selben Jahr aufgelegt bei Desch als Die Puppen von Poshansk. Das Buch wurde als Beweis seiner politischen Abkehr von „den Tagen der intellektuellen Volksfront“ (NN 29) gelesen und bescherte ihm prompt eine Titelgeschichte im Spiegel. Sieben Jahre später kehrt Neumann mit der Figur eines Rückkehrers aus sibirischen Lagern in Die dunkle Seite des Mondes noch einmal zu diesem Thema zurück, wobei hier im Zentrum eine Femme fatale steht, aber auch die schwierige Verständigung zwischen ehemals Verfolgten und Daheimgebliebenen. 1956 schrieb er gemeinsam mit seiner dritten Frau Evelyn Walewska unter dem Pseudonym „Mathilde Walewska“ den Roman Meine schöne Mama, wobei Stil und Erotomanie des Buches manche Kritiker sofort an Neumann als Verfasser denken ließen. Teile davon verwendete Neumann fünf Jahre später in seinem Roman Olympia.

Als er 1959 nach dem Tod seiner dritten Frau beschloss, auf den Kontinent in den deutschsprachigen Kulturraum zurückzukehren, wählte er die Schweiz zu seinem Domizil. In Monti bei Locarno im Tessin lebte er mit seinem Sohn aus dritter Ehe und bald schon mit seiner vierten Frau, wobei die Differenz in den Lebensaltern von Heirat zu Heirat größer wurde. Auch aus finanziellen Gründen begann er für deutsche Rundfunkanstalten zu arbeiten und in Zeitungen zu publizieren, vor allem in Die Zeit, konkret, pardon, Tribüne, Deutsche Zeitung, Christ und Welt, Spiegel und Stern. An seiner Position am Rande des Betriebs änderte das nichts Prinzipielles. Seine Bücher wurden zwar gedruckt, fanden aber wenig Absatz. 1948 erschien als erste deutsche Neupublikation die Übersetzung von Scene in Passing unter dem Titel Tibbs im kleinen Constanzer Verlag Curt Weller. 1949 wechselte er zu Kurt Desch, der 1950 als erstes Buch die Parodien neu auflegte, die wiederum ein Erfolg wurden, sodass Neumann 1955 einen zweiten Band Mit fremden Federn nachschob – es war sein erstes wieder in deutscher Sprache geschriebenes Buch.

Abb. 5: Mein altes Haus in Kent. Cover

1962 erschien sein erotischer Roman Festival über das Filmfestival von Locarno, bei dem ein lesbisches Liebesabenteuer manche Gemüter erregte. 1963 erschien seine Autobiographie Ein leichtes Leben – eine Erweiterung von Mein altes Haus in Kent , und 1966 Vielleicht das Heiter, ein Tagebuch aus dem Jahr 1964. Damit dokumentierte Neumann seine Arbeit an Der Tatbestand oder Der gute Glaube der Deutschen (1965), eine Art Schlüsselroman über den Umgang mit der NS-Vergangenheit, der mit unterkühlter ,Sachlichkeit‘ die vielen ,kleinen‘ Täter ohne schlechtes Gewissen porträtiert wie den feinsinnigen Kriminaloberinspektor und ehemaligen KZ-Aufseher Prohaska. „[E]r kam aus der Mitte der Gesellschaft, nicht aus einer dunklen, versteckten Nische“ (Neumann 1965, 196), und kann diesen Platz nach 1945 wie so viele ungehindert wieder einnehmen.

1970 bzw. 1972 folgten noch die beiden autobiographischen Romane Oktoberreise mit einer Geliebten und Ein unmöglicher Sohn – der sich mit den politischen Haltung der jungen 68er-Gerneration auseinandersetzt.

7. Streitkultur

Nach dem Zweiten Weltkrieg richtete sich Neumanns Kritik am Literaturbetrieb in Deutschland, Österreich und auch am Internationalen PEN vor allem gegen die blinde Unterordnung unter die Prinzipien des Kalten Krieges mit entsprechender Ächtung kommunistischer oder des Kommunismus verdächtiger AutorInnen. Schon beim ersten Internationalen PEN-Kongress in Zürich, bei dem es um die Auflösung des Exil-PEN und die Etablierung eines österreichischen PEN-Zentrums in Wien ging, schien Neumanns Rolle vielen österreichischen AkteurInnen dubios und intrigant. Tatsache ist aber auch, dass er als Ehrenpräsident immer wieder die Stimme erhob, wenn es darum ging, ehemalige Nationalsozialisten – neunzehn seiner Verwandten waren im KZ ermordet worden – durch ihre Aufnahme reinzuwaschen (vgl. RR 245–258, 293–400). Als 1951 die Aufnahme von Friedrich Schreyvogl, der sich in den 1930er Jahren bekanntermaßen als Agent der Reichsschrifttumskammer betätigt hatte, zur Debatte stand, drohte Neumann, sein Amt zurückzulegen und hatte mit seinem Widerstand Erfolg. Ein Jahr später, am 19. Februar 1952 wurde Schreyvogl – gemeinsam mit Heimito von Doderer – aufgenommen, und das Prozedere verlief schon reibungslos. Trotzdem oder auch deshalb versuchte Neumann seinen Einfluss auszubauen, scheiterte jedoch beim Kongress in Dublin 1983 mit seiner Kandidatur zum Präsidenten des Internationalen PEN; die Funktion als österreichischer Ehrenpräsident aber behielt er weiterhin.

Legendär sind Neumanns publizistische Attacken, allen voran gegen die Gruppe 47. Neumann warf ihr Klüngelbildung und Freunderlwirtschaft vor, vor allem aber die Vermeidung der Auseinandersetzung mit dem Dritten Reich und dem Fortleben des NS-Geistes durch die Propagierung eines fingierten Nullpunkts. Ihm selbst wurde dabei von Zeitgenossen wie in der Sekundärliteratur immer wieder vorgeworfen, sein eigentlicher Antrieb für die Polemik gegen die Gruppe 47 sei Gekränktheit gewesen, von den „Jungen“ nicht beachtet zu werden und nicht dazuzugehören. Über mangelnde Anerkennung zu klagen – Neumann hat zeit seines Lebens nie einen literarischen Preis erhalten, sehr wohl aber 1965 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse und 1967 die goldene Ehrenmedaille der Stadt Wien – hatte er zweifellos einigen Grund, und dieser Aspekt mag auch bei vielen seiner Fehden mitgespielt haben. Doch daneben ging es ihm wie bei den Auseinandersetzungen im PEN immer auch um Politisches: Er wollte das reibungsloses Übergehen zur Normalität ebenso wenig hinnehmen wie die politischen Implikationen des Kalten Krieges. „Mit den Siegern kam auch schon der Kalte Krieg; und die Sieger aus dem fernen Amerika waren primitiv genug, einen guten Reaktionär (und wäre er auch ein Ex-Nazi […]) für den besten Stock zu halten, mit dem man den Kommunisten schlägt. […] Es laufen zu viele Mörder frei herum“ (Neumann 2013, 317; zuerst in HK 1964, 126f.).

Dass es ihm dabei nicht um Rache, sondern um Erinnerungsarbeit ging, zeigt die Bildbiographie Hitler. Aufstieg und Untergang des Dritten Reiches. Ein Dokument in Bildern, die Neumann 1961 zusammenstellte, gemeinsam mit Helga Koppel, mit der er auch den Dokumentarfilm Das Leben Adolf Hitlers (Regie Paul Rotha) produzierte, der am 1. September 1961 in Hamburg uraufgeführt wurde. Evident ist freilich auch der radikale Generationsbruch und Neumanns Schwierigkeit im Umgang mit der jungen Generation.

Im Sommer 1974 muss sich Neumann nach einer Krebsdiagnose einer Chemotherapie unterziehen, ein letzter Funkdialog über den Nahost-Konflikt blieb Fragment, er starb am 3. Jänner 1975 in München und wurde am Friedhof München-Haidhausen beigesetzt.


Literaturangaben

Im Text genannte Primärliteratur (chronologisch)

  • Gedichte. Wien u. a.: Leonhardt-Verlag 1919.
  • Zwanzig Gedichte. Kassel: M. Ahnert 1923.
  • Die Pest von Lianora. Stuttgart: Engelhorn 1927 (Engelhorns Romanbibliothek. 1008).
  • Mit fremden Federn. Parodien. Stuttgart: Engelhorn 1927.
  • Jagd auf Menschen und Gespenster. Stuttgart: Engelhorn 1928.
  • Die Blinden von Kagoll. M. e. autobiogr. Nachw. Leipzig: Ph. Reclam jun. 1929 (Reclams Universal-Bibliothek. 7013).
  • Sintflut. Roman. Stuttgart: Engelhorn 1929.
  • Hochstaplernovelle. Stuttgart: Engelhorn 1930 (Blinde Passagiere. 1) (später: Die Insel der Circe).
  • Passion. Sechs Dichter-Ehen. Wien: Phaidon-Verlag 1930.
  • Panoptikum. Bericht über fünf Ehen aus der Zeit. Wien: Phaidon-Verlag 1930.
  • Karriere. Stuttgart: Engelhorn 1931 (Blinde Passagiere. 2).
  • Das Schiff ,Espérance‘. Erzählungen. Berlin: Zsolnay 1931.
  • Die Macht. Roman. Berlin u. a.: Zsolnay 1932.
  • Unter falscher Flagge. Ein Lesebuch der deutschen Sprache für Fortgeschrittene. Berlin, Wien, Leipzig: Zsolnay 1932.
  • Sir Basil Zaharoff. Der König der Waffen. Zürich: Bibliothek zeitgenössischer Werke 1934.
  • Die blinden Passagiere. Novelle. Zürich: Bibliothek zeitgenössischer Werke 1935.
  • Struensee. Doktor, Diktator, Favorit und armer Sünder. Roman. Amsterdam: Querido 1935 (später: Der Favorit der Königin).
  • Eine Frau hat geschrien … Roman. Zürich: Humanitas-Verlag 1938 (später: Die Freiheit und der General).
  • Scene in Passing. London: Dent 1942 (amerik.: Mrs. Tibbs Passes Trough; dt: Tibbs).
  • The Inquest. A Novel. London u. a.: Hutchinson 1944 (Hutchinson’s International Authors) (dt: Bibiana Santis, später: Treibgut).
  • By the Waters of Babylon. Übers.: Anthony Dent. London: Dent & Sons 1939 (dt: An den Wassern von Babylon).
  • Children of Vienna. A Novel. London: Gollancz 1946 (dt: Die Kinder von Wien).
  • Tibbs. Roman. Konstanz: C. Weller 1948.
  • Blind Man’s Buff. London u. a.: Hutchinson 1949 (Hutchinson’s International Authors).
  • Insurrection in Poshansk. London: Hutchinson 1952 (dt: Die Puppen von Poshansk).
  • Mathilde Walewska (d. s. Evelyn Walewska / Robert Neumann): Meine schöne Mama. München u. a.: Desch 1956.
  • Mein altes Haus in Kent. Erinnerungen an Menschen und Gespenster. München u. a.: Desch 1957.
  • Die dunkle Seite des Mondes. Roman. München u. a.: Desch 1959 (Gesammelte Werke).
  • Ausflüchte unseres Gewissens. Dokumente zu Hitlers „Endlösung der Judenfrage“ mit Kommentar und Bilanz der politischen Situation (Hefte zum Zeitgeschehen.). Hannover: Verlag für Literatur und Zeitgeschehen 1960.
  • Hitler. Aufstieg und Untergang des Dritten Reiches. Ein Dokument in Bildern. Mit Helga Koppel. München u. a.: Desch 1961.
  • Olympia. Roman. München u. a.: Desch 1961 (Gesammelte Werke).
  • Festival. Roman. München u. a.: Desch 1962 (Gesammelte Werke).
  • Ein leichtes Leben. Bericht über mich selbst und Zeitgenossen. München u. a.: Desch 1963
  • Der Tatbestand oder Der gute Glaube der Deutschen. Roman. München u. a.: Desch 1965.
  • Karrieren. Hochstaplernovelle. Karriere. Blinde Passagiere. Luise. München: Desch 1966 (Gesammelte Werke).
  • Vielleicht das Heitere. Tagebuch aus einem andern Jahr. München u. a.: Desch 1968 (Gesammelte Werke).
  • Vorsicht Bücher. Parodien, samt einem Lese-Leitfaden für Fortgeschrittene. München u. a.: Desch 1969 (Gesammelte Werke).
  • Oktoberreise mit einer Geliebten. Ein altmodischer Roman. München u. a.: Desch 1970 (Gesammelte Werke).
  • Ein unmöglicher Sohn. Roman. München u. a.: Desch 1972 (Gesammelte Werke).
  • Die Kinder von Wien. In eigener Bearbeitung. München, Zürich: Piper 1974.
  • Mit eigener Feder. Aufsätze. Briefe. Nachlassmaterialien. Hg.: Franz Stadler. Innsbruck u. a. StudienVerlag 2013.

Weitere Werke

Panoptikum. Bericht über fünf Ehen aus der Zeit (1930) – In the Steps of Morell. A Novel (1951, frz.: Sur les pas de Morell, dt. noch nicht publiziert) – Dämon Weib. Oder die Selbstverzauberung durch Literatur. Samt technischen Hinweisen, wie man dorthin gelangt (1969) – Nie wieder Politik. Eine Krankengeschichte mit vielen grausigen Beispielen samt einem unpolitischen Anhang. Konfrontationen. Oder von der Idiotie der Schriftsteller (1969) – Deutschland, deine Österreicher. Österreich, deine Deutschen (1970) – 2 x 2 = 5. Eine Anleitung zum Rechtbehalten (1974).

Zitierte Sekundärliteratur

  • AMJ = Anne Maximiliane Jäger (Hg.): Einmal Emigrant – immer Emigrant? Der Schriftsteller und Publizist Robert Neumann (1897–1975). München: Edition Text + Kritik 2006.
  • CC = Christian Cargnelli: Abdul the Damned (1936) und These are the Men (1943): Anmerkungen zu Robert Neumanns Filmarbeit im englischen Exil. In: AMJ, S. 102–121.
  • EPH 2009 = Evelyne Polt-Heinzl: Einstürzende Finanzwelten. Markt, Gesellschaft & Literatur. Nachw.: Wolfgang Polt. Ill.: Thomas Kussin. Wien: Sonderzahl 2009.
  • EPH 2012 = Evelyne Polt-Heinzl: Mit dem Hochstapler am Puls der Zeit. In: Robert Neumann: Hochstaplernovelle. Hg.: Alexander Kluy. Wien: Edition Atelier 2012 (Wiener Literaturen. 3), S. 106–112.
  • HK 1957 = Hermann Kesten: Der alte Schmerz des Humoristen. In: Robert Neumann. Stimmen der Freunde. Der Romancier und sein Werk. Zum 60. Geburtstag am 22. Mai 1957. Wien, München, Basel: Desch 1957, S. 15–23.
  • HK 1964 = Hermann Kesten (Hg.): Ich lebe nicht in der Bundesrepublik. München: List 1964.
  • HP = Holger Pils: Parodie, Plagiat oder nur PR? Robert Neumanns Olympia (1961) und der Rechtsstreit mit Thomas Manns Erben. In: AMJ, S. 204–230.
  • HW = Hans Wagener: Robert Neumann. Biographie. München: Fink 2007.
  • JT = Jörg Thunecke: Täuschung und Selbsttäuschung. Variationen über ein Thema in Robert Neumanns Roman Blind Man’s Buff (1949). In: AMJ, S. 122–149.
  • NG = Nikolaus Gatter: Rucksack, Handkoffer oder Aktenmappe? Über Robert Neumanns publizistische Anfänge seit 1926. In: AMJ, S. 41–60.
  • NN = Literatur / Parodie. Perversion des Glaubens. In: Der Spiegel. Jg. 6 (1952), Nr. 35, S. 29–33.
  • RR = Roman Roček: Glanz und Elend des P.E.N. Biographie eines literarischen Clubs. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2000.
  • SB = Sabina Becker: Neue Sachlichkeit. 2 Bde. Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2000.
  • UW = Ulrich Weinzierl: Lust und Laster der Pointe. In: Robert Neumann: Die Kinder von Wien. Roman. Frankfurt/M.: Eichborn 2008 (Die andere Bibliothek. 279), S. 197–235.

Weitere Sekundärliteratur (Auswahl)

  • – Hans Peter Althaus: Auf den zweiten Blick. Robert Neumanns Parodien als Spiegel der Literatur. Trier: Ed. Riveris 1994 (Trierer Schriften. 2).
  • Friedrich-Martin Balzer, Reinhard Hübsch (Hg.): „Operation Mauerdurchlöcherung“. Robert Neumann und der deutsch-deutsche Dialog. Bonn: Pahl-Rugenstein 1994.
  • Richard D. Critchfield: When Lucifer Cometh. The Autobiographical Discourse of Writers and Intellectuals Exiled During the Third Reich. New York u. a.: Lang 1994 (Literature and the Sciences of Man. 7).
  • Richard Dove: „Fremd ist die Stadt und leer …“. Fünf deutsche und österreichische Schriftsteller im Londoner Exil 1933–1945 (Max Hermann-Neiße, Alfred Kerr, Robert Neumann, Karl Otten, Stefan Zweig). Übers.: Hellmut Roemer. Berlin: Parthas 2004.
  • Anne Maximiliane Jäger-Gogoll: Zwischen Exil und Remigration. Robert Neumann: „Die dunkle Seite des Mondes“. In: treibhaus. Jahrbuch für die Literatur der fünfziger Jahre. Bd 5. München: Edition Text + Kritik 2009, S. 347–364.
  • Anne Maximiliane Jäger-Gogoll: Umschrift und Einmischung. Robert Neumanns Schreiben zwischen Selbst(er)findung, Parodie und Engagement. Heidelberg: Winter 2015.
  • Elke Nyssen: Geschichtsbewußtsein und Emigration. Der historische Roman der deutschen Antifaschisten 1933–1945. Wien, München: Fink 1974.
  • Sylvia M.Patsch: Österreichische Schriftsteller im Exil in Großbritannien. Ein Kapitel vergessene österreichische Literatur. Romane, Autobiographien, Tatsachenberichte auf englisch und deutsch. Wien, München: Brandstätter 1985, S. 33–72.
  • Ulrich Scheck: Die Prosa Robert Neumanns. Mit einem bibliographischen Anhang. Lang, New York u. a. 1985 (American university studies. 1; Germanic languages and literatures. 43).
  • Ulrike Schneider: Der biblische Exodus als literarisches Mittel. Eine Analyse der Romane „Die Blutsäule. Zeichen und Wunder am Sereth“ von Soma Morgenstern und „An den Wassern von Babylon“ von Robert Neumann. Potsdam: Universität Potsdam 2003.
  • Peter Paul Schwarz: Im „Starkstrom des west-ostdeutschen Spannungsfelds“. Über Robert Neumanns Marburg-Ostberlin-Projekt 1961 bis 1964. In: Günther Stocker, Michael Rohrwasser (Hg.): Spannungsfelder. Zur deutschsprachigen Literatur im Kalten Krieg (1945–1968). Wuppertal: Arco 2014 (Arco Wissenschaft. 17), S. 41–66.
  • Franz Stadler: „Wahlfeinde“ des Kalten Krieges. Friedrich Torberg kontra Robert Neumann. In: Michael Hansel, Michael Rohrwasser (Hg.): Kalter Krieg in Österreich. Literatur – Kunst – Kultur. Wien: Zsolnay 2010 (Profile. 17), S. 213–227.
  • Franz Stadler: Rechenschaftsbericht und Vertrauensfragen. Zu einigen Korrespondenzen Robert Neumanns nach 1945. In: Primus-Heinz Kucher, Johannes F. Evelein, Helga Schreckenberger (Hg.): Erste Briefe / First Letters aus dem Exil 1945–1950. (Un)mögliche Gespräche. Fallbeispiele des literarischen und künstlerischen Exils. München: Edition Text + Kritik 2011, S. 183–196.
  • Jörg Thunecke: „Dies irae, dies illa, solve saeculum in favilla!“ Das Nachkriegsösterreich in Robert Neumanns Roman „Children of Vienna / Kinder von Wien“. In: Jörg Thunecke (Hg.): Echo des Exils. Das Werk emigrierter österreichischer Schriftsteller nach 1945. Wuppertal: Arco 2006 (Arco Wissenschaft), S. 123–138.

Abbildungsverzeichnis

Sämtliche Covers stammen aus der Dokumentationsstelle für österreichische Literatur bwz. der Exilbibliothek/Literaturhaus Wien

  • Abb. 1: R. Neumann: Vielleicht das Heitere. Cover
  • Abb. 2: R. Neumann: Die Freiheit und der General. Cover
  • Abb. 3: R. Neumann: The Inquest. London 1944/New York 1945. Cover
  • Abb. 4: R. Neumann: Blind Man’s Buff. Cover
  • Abb. 5: R. Neumann: Mein altes Haus in Kent. Cover
  • Abb. 6: R. Neumann: Der gute Glaube der Deutschen. Cover