Ernst Lothar

Schriftsteller, Kritiker, Regisseur, Theaterdirektor und Kulturfunktionär, im Brotberuf zunächst für Staatsanwaltschaft und Handelsministerium in Wien tätig, später Kulturoffizier für die US-Behörde ISB: Vielgestaltig war das berufliche Profil Ernst Lothars, und das Gleiche gilt für sein künstlerisches Schaffen. Sein Œuvre umfasst an die 30 selbstständig erschienene Werke, z. T. übersetzt oder verfilmt, die durch ihre Zeitnähe und Aktualität – zumal in den 1920er Jahren – auffallen: Der oft reißerische Plot seiner Zeitromane etwa sollte die inhaltliche Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen nicht verdecken, das für Lothar typische In-eins-Setzen von Erzählerischem und ethischem Diskurs. Ungeachtet seiner Präsenz im Literatur- und Kulturbetrieb der 1920er bis 1970er Jahre zählt Lothar heute zu den wenig(er) Gekannten: Auch in seinem Fall muss der Gang ins Exil 1938 als Zäsur gesehen werden.

Von Dagmar Heißler | Juli 2016

Inhaltsverzeichnis

  1. Schriftstellerische Anfänge
  2. Gefühl vs. Neue Sachlichkeit
  3. Großstadtszenen und Zeitromane
  4. Gesellschaftspolitisches Engagement: Der Romanzyklus Die Menschenrechte
  5. Österreichbilder: Exil- und Rückkehrerroman

1. Schriftstellerische Anfänge

Ernst Lothar (eigentlich Lothar Ernst Müller) wurde am 25. Oktober 1890 als dritter Sohn eines jüdischen Rechtsanwalts in Brünn (Brno) geboren. Auf Wunsch seines Vaters studierte er nach Besuch des Wiener Franz-Joseph-Gymnasiums an der Universität Wien Jus. 1914 heiratete der promovierte Dr. iuris, konvertierte zum Katholizismus und trat als Schriftführer am Wiener Landesgericht in den Staatsdienst ein. Nach Kriegsausbruch meldete er sich als Einjährig-Freiwilliger zum k. u. k. Kavallerieregiment Nr. 6, wurde jedoch bald für kriegsdienstuntauglich befunden und als Gerichtsreferendar ins oberösterreichische Wels versetzt. Ende 1917 wurde Lothar als Richteramtsanwärter der Staatsanwaltschaft Wien dem Österreichischen Handelsmuseum zugeteilt und im Juni 1918 zum Konzipisten ernannt.

Bereits während seiner Studienzeit waren neben Novellen, Erzählungen und Gedichten, u. a. in den Zeitschriften Jugend, Der Merker, Donauland oder Velhagen & Klasings Monatshefte, auch zahlreiche Feuilletons und Rezensionen aus seiner Feder erschienen, etwa im Berliner Tagblatt, im Fremden-Blatt oder in der Münchner Allgemeinen Zeitung. Mit Empfehlungen seines älteren Bruders, des Burgtheaterautors Hans Müller-Einigen, und von Maximilian Harden versehen, wandte er sich 1910 an den Cotta-Verlag,1 der die Veröffentlichung eines Lyrikbandes des Studenten aber ablehnte. 1910 und 1913 erschienen die Gedichtbände Der ruhige Hain und Die Rast bei R. Piper in München, der 1912 auch Lothars Novellensammlung Die Einsamen herausgab. Lyrikabende und Lesungen (u. a. in der Lese- und Redehalle deutscher Studenten in Wien) sollten für ein größeres Publikum sorgen.2

Abb. 1: Porträt Ernst Lothar. In: Radio Wien, 10.10.1930, S. 12

In den Jahren 1915 bis 1918 setzte sich Lothar mehrfach in unterschiedlicher Weise mit dem »Ereignis Krieg« auseinander: 1915 erschien zunächst das Gedicht Italien in einer Auflage von 2000 Stück, das Österreichs südlichen Nachbarn wegen seines Kriegseintritts an der Seite der Entente des Verrats und Brudermords bezichtigte. Der Erlös aus dem Verkauf des Flugblatts, das als »Bereicherung der Kriegsliteratur« (Neuigkeits-Weltblatt, 20.8.1915, 12) angepriesen wurde, kam der Kriegsopferfürsorge und der »U-Boot-Aktion des Österreichischen Flottenvereins« zugute. In zwei kurzen Erzählungen, Vlaamsche Bauern und Der Überläufer (1915/16), schilderte er, zum Zeitpunkt der Veröffentlichung selbst im Feld, die Kriegsfolgen für den Einzelnen. Zwei Jahre nach Kriegsbeginn stand er Pauschalverurteilungen und Hetze, wie er sie noch in Italien selbst betrieben hatte, ablehnend gegenüber. Seinem Gesinnungswandel verlieh er in der Essaysammlung Österreichische Schriften. Weltbürgerliche Betrachtungen zur Gegenwart (1916), die zu Völkerversöhnung und -verständigung aufrief, Ausdruck. Für seinen in den Jahren 1914 bis 1917 geschriebenen Debütroman Der Feldherr (1918), der Aufstieg und Fall eines Generalstabschefs schildert und den seelischen Zusammenbruch des verbitterten Mannes psychologisch detailliert aufschlüsselt, erhielt er 1920 den Bauernfeldpreis.3

2. Gefühl vs. Neue Sachlichkeit

In den frühen Jahren der Ersten Republik blieb Lothar, inzwischen zweifacher Vater, dem Handelsministerium in verschiedenen Funktionen zugehörig, gegen Ende seiner Beamtenkarriere als Sektions- bzw. als Ministerialrat. Zu seinen Aufgaben gehörten u. a. die Exportförderung und das gewerbliche Schulwesen: Er war an der Gründung der Wiener Messe, an der Umwandlung der Exportakademie in die Hochschule für Welthandel (später Wirtschaftsuniversität Wien) sowie an der Gründung der Salzburger Festspiele beteiligt.4

Neben seiner Beamtenkarriere widmete er sich seinen publizistischen und schriftstellerischen Ambitionen: Von 1919 bis 1921 schrieb er für das Neue Wiener Tagblatt, in dem seine Feuilletons als eigenständige Reihe »Ausflüge ins Alltägliche« (z. B. Beamtendasein 1920, Gedanken über das Burgtheater 1921) abgedruckt wurden.

1922 wurde sein expressionistisches Theaterstück Ich! (1921) im Wiener Raimund-Theater uraufgeführt. Der Vierakter schildert, wie Eltern nach dem Bankrott des Vaters ihre Tochter zwingen, aus Vernunftgründen einen reichen, aber abstoßenden Geschäftsmann zu heiraten und auf ihren Geliebten zu verzichten. Auf der Hochzeitsreise bringt sie ihren im Schwimmen ungeübten Mann dazu, ins Meer zu gehen, wo er von ihrem Liebhaber erwürgt wird. Neben dem Handlungsstrang, der die Problematik Liebesheirat versus Vernunftehe zu behandeln versucht, stellt ein weiterer Altruismus und Egoismus einander gegenüber. Robert Musil, der die Aufführung für die Prager Presse besprach, verleitete dies zu der Kritik, das Stück habe »Weltanschauung« zelebriert (Prager Presse, 7.3.1922, 6), andere Theaterbesucher beurteilten es schlicht als »papieren-geschraubte[s] Problemdrama« (Brünner Tagesbote, 17.3.1922, 3). Das Schauspiel wurde zwar in den Zeitungen verrissen (»keinerlei künstlerische Qualitäten«, »Kolportageroman schlimmster Sorte«, »rückhaltlose Verherrlichung des krassesten Egoismus«, »endlose Tiraden gegen das Geld«),5 allerdings attestierten ihm manche Rezensenten, wie z. B. Ludwig Hirschfeld, »erstaunlich viel Kenntnisse des brutalen Theaters und seiner sichersten Wirkungen und Kniffe« (zum Text). Das im Dezember 1919 geschriebene Drama blieb Lothars einziges (aufgeführtes) Theaterstück.

1923 erschien der Roman Bekenntnis eines Herzsklaven im Berliner Ullstein Verlag. In einer für eine Disziplinarverhandlung verfassten Niederschrift eines »Edelbürokraten«, die ein »altösterreichisches Beamtenleben« widerspiegelt, bildet die Frage, ob man sich im Leben vom Herzen oder von der Vernunft lenken lassen sollte, das Leitmotiv. In dem Schriftstück wird die Seele zum Tribunal, »Leidenschaften, Imponderabilien, Regungen des Unbewußten treten auf und spielen ihre Rolle wie lebendige Personen« (AH 1923, 303). Als das Buch sieben Jahre später bei Zsolnay unter dem Titel Der Kampf um das Herz neu aufgelegt wird, wurde die als Kriminalroman angelegte Gefühlsanalyse u. a. als Bekenntnis gegen die Neue Sachlichkeit und den Zeitgeist verstanden (WSMZ 1930, 6). D. J. Bach, der dem Thema an sich skeptisch gegenüberstand – »kein Buch der Leidenschaft, die an sich selber verbrennt« –, rühmte an dem Roman und seinem Habitus allerdings auch den zeitgeschichtlichen Aspekt: Es sei »eine Geschichte der Zeit, des Österreichs nach der Jahrhundertwende bis knapp nach dem Krieg«, weshalb »aus der Einmaligkeit des Helden […] ein allgemein gültiger Fall [wird], der alle angeht« (AZ, 8.7.1930, 5). Das Grundthema des Romans beschäftigte Lothar noch länger, sowohl in Schriften als auch Reden. In seinem 1926 veröffentlichten programmatischen Feuilleton Sachlichkeit (NFP, 13.8.1926, 1 ff.), einem frühen Dokument zur (Neuen) Sachlichkeitsdebatte in Österreich, warnt Lothar vor der Verwechslung der Begriffe Sachlichkeit und Nüchternheit. Sachlichsein bedeute Objektivsein, aber nicht den »Boykott des Gefühls«. Problematisch sei, dass die Propagandisten der Neuen Sachlichkeit »Gefühl« mit Sentimentalität und Gefühlsduselei gleichsetzten und »Romantik« fast schon als Schimpfwort gebrauchten, doch nur das Gefühl allein mache »die Existenz existenzwürdig und noch im Katastrophendunkel erträglich«, so Lothar 1928 in einem Der Boykott des Gefühls betitelten Vortrag (s. Monotonisierungsdebatte) im Wiener Kulturbund (http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nfp&datum=19280119&seite=1). In dieselbe Kerbe schlugen auch zwei 1925 unter dem Titel Triumph des Gefühls bei Hartleben veröffentlichte Erzählungen (zuvor bereits 1920 in der Berliner illustrierten Wochenschrift Der kleine Roman und 1924 in der Halbmonatsschrift Moderne Welt abgedruckt). Beide Novellen, Die Vogelhandlung des Adam Dein und Partei: Mensch, lassen das Gefühl jeden Konflikt überbrücken und das Herz über die Vernunft triumphieren.

3. Großstadtszenen und Zeitromane

1925 trat Lothar 34-jährig als Hofrat aus dem Staatsdienst aus und verzichtete damit auf eine Laufbahn als pragmatisierter Bundesbeamter – zugunsten seines schriftstellerischen Schaffens. Die finanzielle Basis dazu hatte er mit seinem Eintritt in die Redaktion der Neuen Freien Presse gelegt: Seit 1923 war er freier Mitarbeiter der Tageszeitung, ab 1925 dann Redakteur und hauptsächlich für Theaterkritiken, Feuilletons, Film- und Literaturbesprechungen verantwortlich. Während beispielsweise Raoul Auernheimer die Aufführungen des Burgtheaters rezensierte, war Lothar für das Deutsche Volkstheater zuständig – manche der von ihm besprochenen Dramatiker (z. B. Beer-Hofmann, Schönherr, Zuckmayer, Schnitzler)6 ehrte er nicht nur mit Worten, sondern brachte einige Jahre später auch ihre Stücke selbst auf die Bühne. In seinen Rezensionen bemühte sich Lothar, für den Theater eine »militante Auseinandersetzung mit dem Leben, wo es am menschlichsten ist«, bedeutete und ein »geistiger Kampfplatz« war, um Sachlichkeit und vermied jegliche Art von Wortwitz. Theaterkritik solle dienen, sie habe »keine herrschende, sondern eine den Aufgaben des öffentlich urteilenden Richters verwandte Funktion« und müsse von »Unparteilichkeit« geleitet sein (EL 1960, 49 ff.). Diese Unparteilichkeit würde es auch verbieten, dass ein Kritiker gleichzeitig Autor des Theaters ist, das er zu beurteilen hat, meinte Lothar mehrfach (EL Kritik 1925, 53).

In der Neuen Freien Presse erschienen zudem Novellen und (Vor-)Abdrucke bzw. Auszüge aus seinen Romanen.Feuilletons, die von Erlebnissen seiner beiden Töchter berichten, brachte Lothar unter dem Titel Gottes Garten. Ein Buch von Kindern 1927 im Wiener Speidel Verlag zur Veröffentlichung.

Seine in den Jahren 1921 bis 1925 publizierte und als moderner Erziehungsroman angelegte Romantrilogie Macht über alle Menschen wurde großteils als »Produkt expressionistischer Romantik« (ASL 1922, 932) aufgefasst. Der erste Band, Irrlicht der Welt, erzählt die Geschichte des Henkers Vitus Gottvogt, der aus Rache an der Gesellschaft als »Herr über Leben und Tod« Macht gewinnen möchte. Der Scharfrichter als moderner Schelm von Bergen, als trotziger Verneiner der Gesellschaft und die Versinnbildlichung des Machthungers waren die Grundideen des Romans. Vitus Gottvogt führt ein Doppelleben: Bei Tag ist er der Wiener Henker, bei Nacht gibt er den adeligen Dandy, der die Liebe einer Prinzessin gewinnt. Seinen Lebensstil als Grandseigneur bestreitet er durch Glücksspiel und Hochstapelei. Doch es gelingt ihm nicht auf Dauer, sein Doppelleben aufrechtzuerhalten. Als der Henker über körperliche Gewalt, Betrug, Frauen und Geld nicht zur »höchsten Menschenmacht« gelangt, möchte er die Welt durch den Geist beherrschen.

Dieser Versuch wird im zweiten Band Irrlicht des Geistes näher ausgeführt: Seine Verblendung bringt Vitus dazu, Gotteslästerung zu begehen, als Sinnbild für die Entthronung Gottes den Papst während der Messe zu töten und Unruhen anzuzetteln. Er wird zum Tode verurteilt, doch durch die Gnade eines Geistlichen wird das Urteil in lebenslange Kerkerhaft umgewandelt. Die Katharsis ist dem dritten Band Licht vorbehalten, in dem der mittlerweile 40-jährige Gottvogt durch die selbstlose Liebe der 19-jährigen Kerkermeisterstochter geläutert wird. Als eine Art Messias predigt er nun Demut und Liebe; seine Begegnungen mit Narren, Toren, Wechslern, Spekulanten, Seelenschändern und Verbrechern ermöglichen satirisch scharfe Karikaturen der großstädtischen Gesellschaft.

Abb. 2: Verlagswerbung für den Roman Licht. In: Anzeiger, 5.6.1925, S. 4.

Der erste Band der Trilogie wurde von den Lesern offenbar als Schlüsselroman angesehen, zahlreiche Figuren des Romans waren dem Beobachter der Wiener Gesellschaft wohlbekannt: »Dadurch wird aber das Interesse des Publikums noch mehr geweckt und ein Kapitel, das erotischen Verwirrungen gewidmet ist, regt ganz besonders das Kombinationsvermögen der neugierigen und skandalliebenden Leute an« (Pester Lloyd, 21.11.1921, 5). Von den Kritikern wurde Irrlicht der Welt vor allem negativ als forciert expressionistischer Roman wahrgenommen. Geboten werde eine »Mischung von Kino- und Seelenausbrüchen, menschheitsschmerzlich garniert, mit allen üblichen Zutaten: grellste Sexualität, Spielhöllen, Orgien, […] liebestolle Prinzeßchen, das Wettrennen, der Börsenrummel« (PW 1921, 33).

All das scheint den Abenteuer- und Hochstaplerroman Irrlicht der Welt für den Film prädestiniert zu haben: 1924 erwarb die Berliner Licho-Film GmbH die diesbezüglichen Rechte. Der ungarische Regisseur und Drehbuchautor Alfred Fekete sollte für die Verfilmung verantwortlich zeichnen (die Neue Freie Presse druckte 1924 die Schlussszene aus dem Filmmanuskript ab), doch letztlich verlief sich das Projekt.

Als Film in die Kinos schaffte es aber ein anderes Lothar-Werk: der 1928 vollendete Zeitroman Der Hellseher, der 1931 ins Englische sowie 1932 ins Amerikanische übersetzt und 1934 unter dem Titel The Clairvoyant verfilmt wurde. Mit dem Hellseher griff Lothar die damals aktuellen Themen Graphologie und Hellsehen auf, was die zeitgenössische Leserschaft an reale Vorbilder wie Raphael Schermann oder Erik Jan Hanussen denken ließ. Der Roman wurde zunächst von Velhagen und Klasings Monatsheften zum Vorabdruck erworben und dann 1929 im Zsolnay Verlag veröffentlicht – von diesem Zeitpunkt an Lothars literarische Heimstätte. Der Roman verhandelt die in Schillers Kassandra-Ballade aufgeworfene Frage »Wer erfreute sich des Lebens, der in seine Tiefen blickt«: Der Hellseher Sebastian Trux kann aus Handschriften Vergangenes, Gegenwärtiges und auch Zukünftiges lesen, wodurch er u. a. bis dahin ungeklärte Kriminalfälle zu lösen vermag. Seine Fähigkeit führt ihn – einen »Parsifal inmitten der Verruchtheit, der Unmenschlichkeit, Verdorbenheit, Verelendung von 1929« (WZ 1929, 7) – in höhere Gesellschaftskreise, die sich für ihn als die falschen herausstellen. Er verpflichtet sich dem gerissenen Manager James Bimeter gegenüber, als Hellseher durch Europa zu touren und vor einem Massenpublikum aufzutreten. Die Erkenntnis, dass auch er in seinen Vorhersagen irrt bzw. dass sie teilweise erst den verhängnisvollen Gang der Geschehnisse auslösen, lässt ihn schließlich auf einen weiteren Gebrauch seiner Gabe verzichten.

Der Hellseher wurde schon kurz nach seinem Erscheinen als Buch der Saison gewertet, das »die Zeit des Tempos, des Gewinnes, des Kampfes, der Güter und Rekorde in zahllosen […] grell belichteten Bildern« meisterhaft einfange (EHR 1930, 12).

Auch die Mitte der 1920er Jahre zunächst in Fortsetzungen in der Neuen Freien Presse publizierte Novelle Drei Tage und eine Nacht versucht, ein Zeitbild zu skizzieren. Die »monologische Niederschrift der Schlußszenen eines Frauenschicksals« (MF 1927, 7) wurde vor allem als Schilderung des Getriebes der Großstadt interpretiert und wegen ihrer »knappen Sachlichkeit« und ihrer »minutiösen Gegenständlichkeit« gelobt; sie zeige die »sozialen Verästelungen, das Ambiente des vom Kriege zerrütteten Bürgertums, die Hintergründe einer Künstlerehe, die Perspektive des Theaters, der Großstadt und eines entfesselten Betriebes« (LTP 1926, 7). 1927 wurde die in Form des Inneren Monologs präsentierte Dreiecksgeschichte im Speidel Verlag in Buchform veröffentlicht. Hauptfigur ist die 26-jährige herzkranke Anna Wieser, die ein jahrelanges Verhältnis mit einem verheirateten Mann und Familienvater unterhält. Zu Beginn der wie ein fünfaktiges Drama konzipierten Erzählung erfährt sie, dass sie nur noch ein halbes Jahr zu leben hat. In den auf die Diagnose folgenden drei Tagen kommt Anna zu der Überzeugung, dass sie von ihrem Geliebten nicht verlangen könne, für sie seine Frau zu verlassen. In der dritten Nacht nimmt sie Unmengen des ihr verschriebenen Schmerzmittels ein, die Handlung klingt novellentypisch aus, die Zukunft der Figur bleibt offen, es ist nicht klar, ob die Protagonistin an der Überdosis stirbt oder nicht. Einige Leser der häufig mit Schnitzlers Fräulein Else verglichenen Erzählung schienen diese Frage für sich aber mit einem Suizid der Hauptfigur beantwortet zu haben und kritisierten Lothar für die Veröffentlichung eines »gefahrbringende[n] Rezept[s]«, womit er »nicht nur die künstlerische Linie, sondern auch die Grenze der Verantwortung« (MF 1927, 7) überschreite.

4. Gesellschaftspolitisches Engagement: Der Romanzyklus Die Menschenrechte

Parallel zu seiner Arbeit für die Neue Freie Presse war Lothar in verschiedenen Schriftstellerorganisationen aktiv und entfaltete eine rege Vortragstätigkeit: Er referierte in Volkshochschulen, im Radio – hier vor allem ab 1931 in der Sendung Gesprochene Schauspielkritik –, in diversen Künstlerorganisationen sowie im Kulturbund, wo er beispielsweise 1929 den vielbeachteten Vortrag Die Schande des Kunstkommerzes hielt (siehe hier).

Lothar war Mitglied im Presseclub Concordia, im Österreichischen P.E.N.-Club und auch in den Schutzverband deutscher Schriftsteller in Österreich eingebunden. Die Aktivitäten des Schutzverbandes zielten vorrangig auf eine Verbesserung der Rechtssituation der Autoren ab. Diesem Anliegen widmete sich Lothar ab 1927 auch als Präsident des Gesamtverbandes schaffender Künstler Österreichs. Neben der Gründung einer Künstlerkammer und der Werbung für das Buch (etwa durch den 1929 initiierten »Tag des Buches«) verschrieb sich diese Vertretung bildender Künstler, Komponisten und Schriftsteller hauptsächlich dem Kampf gegen das von der Regierung geplante »Schmutz- und Schundgesetz« (AZ, 18.4.1928, 4, 24.11.1929, 3). Da sich die Schriftstellerorganisation mit ihren Forderungen nicht durchsetzen konnte, legte Lothar Anfang 1930 sein Amt als Präsident des Gesamtverbandes nieder, blieb aber bis zu dessen Auflösung Ende 1934 Ehrenmitglied (Neues Wiener Tagblatt, 22.2.1930, 7).

Aufgrund seiner Aktivitäten für den Gesamtverband war Lothar als Vorsitzender in den erweiterten »Propaganda-Ausschuss« des Vereins der österreichischen Buch-, Kunst- und Musikalienhändler gewählt worden und entschied 1928 als Juror über die Vergabe des Preises der Stadt Wien für Dichtkunst mit; Preisträger waren Heinrich Suso Waldeck, Theodor Kramer, Hermann Heinz Ortner und Oskar Maurus Fontana (Die neue Literatur, 9 (1928), 463). 1937 war Lothar Mitglied der Jury zur Vergabe des Österreichischen Staatspreises für Literatur, mit dem Heinrich Suso Waldeck, Johannes Freumbichler sowie Erich August Mayer ausgezeichnet wurden.

Ende der 1920er, Anfang der 1930er Jahre trat Ernst Lothar zudem mit gesellschaftspolitischen Stellungnahmen und Aufrufen an die Öffentlichkeit: Er engagierte sich für die Reform des Strafvollzugs, für die Aufhebung des Homosexuellen-Paragraphen und im Rahmen der »Arbeitsgemeinschaft österreichischer Friedensvereine« gegen den drohenden Bürgerkrieg.7

Seine gesellschaftspolitischen Forderungen und Überlegungen spiegelten sich auch in seinen Schriften wider, etwa dem Romanzyklus Die Menschenrechte. In dessen erstem Teil, dem 1933 erschienenen und später in fünf Sprachen übersetzten Roman Die Mühle der Gerechtigkeit oder Das Recht auf den Tod, beschäftigte er sich mit dem Thema Euthanasie. Das von einer Zeitungsmeldung und einem Gerichtsprozess des Jahres 1925 inspirierte Buch ist in die Kapitel Tatbestand, Anklage und Urteil gegliedert. Der gestrenge und überaus korrekte Richter Anton Haushofer und seine unheilbar an Krebs erkrankte Frau Pauline wollen gemeinsam aus dem Leben scheiden. Anton verabreicht ihr eine tödliche Dosis des Schlafmittels Veronal; das Medikament versagt bei ihm aber die Wirkung: Er erwacht nach Bewusstlosigkeit neben seiner toten Frau. Er wird des Mordes angeklagt und vor ein Gericht gestellt, die Geschworenen sprechen ihn frei. Die Rezensenten beglückwünschten Lothar zu dem Einfall, »ein menschliches Dutzendleben doppelt zu zeigen: so, wie es wirklich gelebt wird und so, wie es dann in den Aktenprotokollen ›aufscheint‹.«8 Der Kriminalfall, der, wie oft bei Lothar, den Unterschied zwischen Justiz und Gerechtigkeit betont, bot sich für eine Verfilmung an. Sie wurde 1947 realisiert, 1948 kam der Film unter dem Titel An Act of Murder (Alternativtitel Live Today for Tomorrow) in die Kinos, 1949 wurde er bei den dritten Filmfestspielen in Cannes gezeigt.

Eine Frau wie viele oder Das Recht in der Ehe, den zweiten Band des Zyklus Die Menschenrechte, brachte der Zsolnay Verlag 1934 heraus. Eine nur noch von gemeinsamen Kindern künstlich zusammengehaltene Ehe zerbricht, »Abgründe der Scheidungshölle mit allen ihren Schrecknissen« und »Strindbergsche Haßorgien« (PW 1934, 26) stehen am Ende einer Beziehung, die einst in Liebe begann. Der Roman ist, abgesehen von der literarischen Verarbeitung der eigenen gescheiterten Ehe (Scheidung 1933), eine dichterische Auskleidung der Gedanken, die Lothar bereits 1925 im Zuge seiner Besprechung von Jakob Wassermanns Roman Laudin und die Seinen formulierte und die in der Forderung nach einer Novelle des Eherechts gipfelten: Nicht die Scheidung solle erleichtert werden, sondern die Eheschließung erschwert. Ein »Ehefähigkeitszeugnis« solle erstellt werden, in einer »hinreichend langen, faktischen Probeehe« sollten die Heiratswilligen prüfen, ob sie »seelisch, geistig, charakterologisch, körperlich« harmonieren (EL Ehe 1925, 4). Sollte diese Probeehe scheitern, so wären die ehemaligen Partner zu nichts verpflichtet, außer zur Erziehung der aus dieser Verbindung hervorgegangenen Kinder. Die Auswirkungen einer gescheiterten Ehe auf die gemeinsamen Kinder und deren seelische Konflikte schilderte Lothar in dem Roman Kleine Freundin (1931), der die Ehekrise aus der Perspektive einer von ihren Eltern instrumentalisierten Zwölfjährigen zeigt. Der Roman, von den Rezensenten als »Zeitbild«, »moralisches Genrebild« und »Wiener Gesellschaftsbild« rezipiert,9 war das bis dahin auflagenstärkste Werk Lothars. Es wurde in sieben Sprachen übersetzt und 1934 von Berthold Viertel in der Bearbeitung durch Christopher Isherwood unter dem Titel Little Friend für die Gaumont British Picture Corporation verfilmt.

Der dritte Teil des Zyklus Die Menschenrechte hätte sich nach dem Recht auf den Tod und dem Recht in der Ehe mit dem »Recht auf den eigenen Körper« befassen sollen. Mit Bezug auf einen internationalen Justizfall wollte Lothar dafür einerseits das Recht der Frau, über ihren Körper zu bestimmen, mit der Frage des Abtreibungskomplexes verbinden, andererseits das Recht auf eine selbstbestimmte Sexualität am Beispiel der Homosexualität abhandeln – ein Vorhaben, das er laut einem Schreiben an den Verleger Allert de Lange (1938) infolge seiner Regie- und Theaterverpflichtungen nicht habe ausführen können.10

Der Menschenrechte-Zyklus stellt die Gesellschaft kritisch dar, indem er aktuelle gesellschaftspolitische Fragestellungen aufgreift und verhandelt. Lothar war der Ansicht, dass die Künstlergemeinde aktiv am politischen Tagesgeschehen teilnehmen solle (»Heraus aus den Elfenbeintürmen!«, EL 1928, 3), und formulierte als Leitsatz in Hinblick auf das eigene Schaffen:

Sache des Schriftstellers […] ist es, das Gefühl, befreit von Sentimentalität und Wehleidigkeit, so überzeugend aufzurufen, daß es die vier höchsten Güter der Existenz unnachgiebig verteidigt: Liebe; Toleranz; Freiheit; Gerechtigkeit. Denn Schreiben heißt Gestalten und Kämpfen. (EL Rede 1963, 1)

5. Österreichbilder: Exil- und Rückkehrerroman

Sein gesellschaftspolitisches Engagement seit den 1920er Jahren machte Lothar zu einer Zielscheibe für Diffamierungen aus dem rechten Lager. Diese sollten sich nach dem Kongress des Internationalen P.E.N.-Clubs 1933 in Ragusa (Dubrovnik) aufgrund von Lothars Unterschrift unter die von Rudolf Jeremias Kreutz verfasste Protestresolution gegen die Schriftstellerverfolgung in Deutschland noch intensivieren: Lothar galt von diesem Moment an als »deutschfeindlicher Autor«, und in der deutschen Presse wurde dazu aufgerufen, seine Werke nicht mehr zu kaufen.111933 fielen einige seiner Publikationen den Bücherverbrennungen zum Opfer, 1938 standen sämtliche seiner Schriften auf der »Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums«.12

Mit dem Verlust der für österreichische Autoren so wichtigen Publikationsmöglichkeit in Deutschland zusammen fiel bei Ernst Lothar auch eine berufliche Neuorientierung. Bereits 1930 war er als aussichtsreicher Kandidat für den Posten des Burgtheaterdirektors gehandelt und zwischen 1932 und 1935 wiederholt als Gastregisseur, v. a. für Grillparzer-Inszenierungen, an das Haus verpflichtet worden.13 1935 übernahm Lothar die Direktion des Theaters in der Josefstadt und trat in den Lehrkörper des Max-Reinhardt-Seminars ein. 1938 wurde sein Direktionsvertrag zwar um weitere fünf Jahre verlängert: Am 19. März aber, wenige Tage nach der Okkupation Österreichs durch die deutsche Wehrmacht, musste er vor den Nationalsozialisten in die benachbarte Schweiz fliehen.

Über die Zwischenstation Paris gelangte er im April 1939 in die USA, wo er gemeinsam mit Raoul Auernheimer in New York »The Austrian Theatre«(1940) gründete. Die Bühne, die deutschsprachige Stücke aufführte, musste aufgrund finanzieller Probleme bereits 1941 schließen. Die folgenden Jahre verdiente Lothar sich seinen Lebensunterhalt als Lecturer am Bard College in Annandale-on-Hudson (New York) bzw. als Dozent für Dramaturgie und Theatergeschichte am Colorado College in Colorado Springs (Colorado).

Seine zwischen 1941 und 1945 bei Doubleday erschienenen Exilromane Die Zeugin, Unter anderer Sonne, Der Engel mit der Posaune und Heldenplatz, die sich in unterschiedlicher Weise mit den unmittelbaren politischen und zeitgeschichtlichen Ereignissen literarisch auseinandersetzen, wurden Bestseller. Allein vom Engel mit der Posaune, der die Geschichte des »Hauses Österreich« von 1880 bis 1938 mit der einer bürgerlichen Familie verknüpft, wurden in den USA hunderttausende Exemplare abgesetzt. Der Roman, der durch Zäsuren in der Geschichte Österreichs gegliedert ist – Selbstmord des Kronprinzen Rudolf 1889, der Tod Kaiser Franz Josephs 1916 und die Ermordung von Engelbert Dollfuß 1934 –, war auch in Österreich eines der meistgekauften Bücher der unmittelbaren Nachkriegszeit. Er wurde in mehr als zehn Sprachen übersetzt, 1948 in Österreich verfilmt, mit dem Sascha-Kolowrat-Filmpreis ausgezeichnet und bei den Filmfestspielen in Venedig gezeigt.

Seit 1939 stand Lothar mit österreichischen Exilorganisationen in Verbindung. 1942 wurde er Mitglied des »Austrian National Committee« (Austrian Action) und in dieser Funktion mit den Bereichen Kunst und Theater betraut. Seine Vorstellungen von Österreichs kultureller Rolle in einem Nachkriegseuropa hielt er in Beiträgen für die Exilzeitschriften Aufbau und Austro American Tribune fest:14 In ihnen sprach er sich u. a. für einen notwendigen Reinigungsprozess, also für Entnazifizierungsmaßnahmen im österreichischen Kulturbetrieb, aus, allerdings auch für eine unter dem Schlagwort »Goethes Erbe nach Wien« problematisch angesehene Rettung und Transferierung deutscher Kultur nach Österreich, die von anderen Exilanten, wie z. B. von Berthold Viertel, in dieser Form abgelehnt wurde, wie aus dessen Replik Austria Rediviva hervorgeht.15

1944 nahm Lothar die amerikanische Staatsbürgerschaft an, kehrte 1946 aber als Theatre and Music Officer im Auftrag der US-Behörde ISB (Information Services Branch) nach Österreich zurück. Zu seinen Agenden gehörten die Entnazifizierung, der Wiederaufbau des kulturellen Lebens in der US-Zone Österreichs sowie die Verbreitung amerikanischer Theater- und Musikstücke. Ende 1947 schied er aus dem US-Dienst aus.

Sein Auskommen und seinen weiteren Verbleib in Wien bis zur erneuten Annahme der österreichischen Staatsbürgerschaft 1955 sicherte sich Lothar mit Arbeiten als Gastregisseur (Burgtheater, Theater in der Josefstadt, Salzburger Festspiele). 1949 erschien sein Heimkehrerroman Die Rückkehr, der, gestützt auf Selbsterlebtes, die Auseinandersetzung zwischen »innerer und äußerer Emigration« und zwischen Tätern und Opfern thematisiert.

Von 1952 bis 1959 inszenierte Lothar den Jedermann auf dem Salzburger Domplatz und war Mitglied des Kunstrates der Salzburger Festspiele. Nach zweimaligem Scheitern einer Burgtheaterdirektion Ernst Lothar (1947 und 1954) blieb er bis 1962 als Oberspielleiter an dem Haus (Inszenierungen auch in München, Dublin, Zürich) und trat mit Bühnenbearbeitungen (v. a. von Schnitzler-Novellen) hervor. 1963, nach seiner Pensionierung als Burgtheaterregisseur, kehrte er wieder in den Zuschauerraum zurück und verfasste bis 1969 Theaterkritiken für die Tageszeitung Express. Einige seiner Rezensionen sowie seine Gedanken zum Theater fasste er unter dem Titel Macht und Ohnmacht des Theaters zusammen, die als sechster Band seiner Ausgewählten Werke 1968 vom Zsolnay Verlag herausgegeben wurden.

Wenige Tage nach seinem 84. Geburtstag verstarb Ernst Lothar hochdekoriert (u. a. Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse) am 30. Oktober 1974 in der Wiener Privatklinik, die er nach einem wenige Tage zuvor erlittenen Oberschenkelhalsbruch aufgesucht hatte.


Siglen
  • AZ = Arbeiter-Zeitung
  • NFP = Neue Freie Presse
  • WZ = Wiener Zeitung
  • AH 1923 = Auguste Hauschner: Ernst Lothars »Bekenntnis eines Herzsklaven«. In: Die Literatur, 26. Jg., Oktober 1923 – Oktober 1924, S. 303 f.
  • ASL 1922 = Armin Steinart-Loofs: Macht über alle Menschen. Roman. Von Ernst Lothar. In: Das literarische Echo. Halbmonatsschrift für Literaturfreunde 25 (1922–23). Stuttgart, Berlin: Deutsche Verlags-Anstalt, Sp. 932–933.
  • EHR 1930 = Erwin H. Rainalter: Ernst Lothar. In: Radio Wien, 10.10.1930, S. 12.
  • EL Kritik 1925 = Ernst Lothar: Kritik der deutschen Theaterkritik. In Brünner Tagesbote, 29.11.1925, S. 53.
  • EL Ehe 1925 = Ernst Lothar: Über die Ehe. Anläßlich des Romans »Laudin und die Seinen« von Jakob Wassermann. In: Neue Freie Presse, 1.11.1925, S. 1–4, hier S. 4.
  •  EL 1928 = Ernst Lothar: Der Künstler und der Staat. In: Neue Freie Presse, 12.8.1928, S. 1 ff.
  • EL 1960 = Ernst Lothar: Das Wunder des Überlebens. Erinnerungen und Ergebnisse. Hamburg, Wien: Zsolnay.
  • EL Rede 1963 = Aus der Rede über den Schriftsteller. Ernst Lothar: Biographische und bibliographische Angaben für den Almanach der Stadt Wien 1963 »Lebendige Stadt«. o. O. Werkmanuskript(e), 1963. 2 Bl., Typoksr. u. eh. Sign. Wienbibliothek im Rathaus (Wien), Handschriftensammlung, H.I.N. 206412.
  • LTP 1926 = Tages-Post (Linz), 1.12.1926, S. 7 [gez. Dr. Sagburg]
  • MF 1927 = Mina Forstner: Ernst Lothar. Drei Tage und eine Nacht. In: Reichspost, 14.2.1927, S. 7.
  • PW 1921 = Paul Wertheimer: Macht über alle Menschen. In: Neue Freie Presse, 11.12.1921, S. 32 f.
  • PW 1934 = Paul Wertheimer: Ernst Lothars neuer Eheroman. (»Eine Frau wie viele.« Paul Zsolnay-Verlag, Berlin-Wien.) In: Neue Freie Presse, 23.12.1934, S. 25 f.
  • WSMZ 1930 = e. g.: Der Kampf um das Herz. Ein neuer Roman von Ernst Lothar. In: Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, 3.2.1930, S. 6.
  • WZ 1929 = H–r.: »Der Hellseher«. Roman von Ernst Lothar. In: Wiener Zeitung, 17.3.1929, S. 6 f.
Literatur

Angeführte Werke:

  • 1910: Der ruhige Hain. Ein Gedichtbuch. München, Leipzig: R. Piper.
  • 1912: Die Einsamen. Novellen. München, Leipzig: Piper.
  • 1913: Die Rast. Gedichte. München: Piper & Co.
  • 1915: Italien. 2. Tsd. Wien: Kamönenverlag.
  • 1915/16: Vlaamsche Bauern. In: Licht und Schatten, 2 (1915/16), S. 2 ff.
  • 1915/16: Der Überläufer. In: Licht und Schatten, 18 (1915/16), S. 2 f.
  • 1916: Österreichische Schriften. Weltbürgerliche Betrachtungen zur Gegenwart. München, Leipzig: R. Piper.
  • 1918: Der Feldherr. Roman. 1.–5. Tsd. Leipzig, Wien: Freytag-Tempsky.
  • 1921: Ich! Ein Theaterstück in vier Akten. München: G. Müller.
  • 1921: Macht über alle Menschen. Roman. Band 1: Irrlicht der Welt. 1.–5. Tsd. München: Georg Müller.
  • 1923: Bekenntnis eines Herzsklaven. Roman. Berlin: Ullstein [Neuaufl. »Der Kampf um das Herz«, Zsolnay 1930].
  • 1923: Macht über alle Menschen. Roman. Band 2: Irrlicht des Geistes. München: G. Müller.
  • 1925: Macht über alle Menschen. Roman. Band 3: Licht. München: G. Müller.
  • 1925: Triumph des Gefühls. Zwei Erzählungen. Wien: A. Hartleben (Österreichische Bücherei; Bd 2).
  • 1927: Drei Tage und eine Nacht. Novelle. 1.–5. Aufl. Wien, Leipzig: F. G. Speidel.
  • 1927: Gottes Garten. Ein Buch von Kindern. 1.–3. Aufl. Wien, Leipzig: F. G. Speidel [Neuaufl. »Kinder. Erste Erlebnisse« 1932 bzw. »Die Tür geht auf. Notizbuch der Kindheit« 1950 bei Zsolnay und 1963 bei Stiasny].
  • 1929: Der Hellseher. Roman. 1.–10. Tsd. Berlin, Wien, Leipzig: Paul Zsolnay Verlag.
  • 1931: Kleine Freundin. Roman einer Zwölfjährigen. 1.–10.Tsd. Berlin, Hamburg, Wien, Leipzig: P. Zsolnay.
  • 1933: Die Mühle der Gerechtigkeit oder Das Recht auf den Tod. Roman. 1.–5. Tsd. Berlin, Wien, Leipzig: Zsolnay (Ernst Lothar: Die Menschenrechte. Zyklisches Romanwerk; Bd 1).
  • 1934: Eine Frau wie viele oder Das Recht in der Ehe. Roman. 1.–5. Tsd. Berlin, Wien, Leipzig: P. Zsolnay (Ernst Lothar: Die Menschenrechte. Zyklisches Romanwerk; Bd 2).
  • 1941: A Woman is Witness. A Paris Diary. Transl. by Barrows Mussey. Garden City, NY: The Book League of America 1941 [Dt.: Die Zeugin. Pariser Tagebuch einer Wienerin. Wien: Danubia 1951].
  • 1943: Beneath Another Sun. The Story of a Transplanted People. Transl. by Barrows Mussey. [1st ed.] Garden City, N. Y.: Doubleday, Doran & Co. [Dt.: Unter anderer Sonne. Roman des Südtiroler Schicksals. Hamburg, Wien: P. Zsolnay 1961 (Ausgewählte Werke/Ernst Lothar; Bd 1)].
  • 1944: The Angel with the Trumpet. Transl. by Elizabeth Reynolds Hapgood. Garden City: Doubleday, Doran & Co. [Dt.: Der Engel mit der Posaune. Roman eines Hauses. 1. Aufl. Cambridge, Mass.: Schoenhof Pub­lishers, Inc. 1946. Als Lizenzausgabe für Österreich 1947 im Salzburger Verlag »Das Silberboot« erschienen.].
  • 1945: The Prisoner. A novel. Transl. by James A. Galston. [1st ed.] Garden City, NY: Doubleday, Doran & Co. [Dt.: Heldenplatz. Roman. 1.–5. Tsd. Cambridge, Mass.: Schoenhof Publishers, Inc 1945].
  • 1949: Return to Vienna. New York: Doubleday & Co. [Dt.: Die Rückkehr. Roman. 1.–19. Tsd. Salzburg: Verlag »Das Silberboot« 1949].
  • 1968: Macht und Ohnmacht des Theaters. Reden, Regeln, Rechenschaft. Wien, Hamburg: Paul Zsolnay Verlag (Ausgewählte Werke/Ernst Lothar; Bd 6).

Weitere Werke:

  • 1935: Romanze F-Dur. Aus dem Tagebuch eines jungen Mädchens. Roman. 1.–5. Tsd. Wien: P. Zsolnay.
  • 1937: Nähe und Ferne. Länder, Leute, Dinge. Brünn, Wien, Leipzig: R. M. Rohrer.
  • 1951: Verwandlung durch Liebe. Roman. Wien: P. Zsolnay.
  • 1954: Das Weihnachtsgeschenk. Erzählung. Wien: P. Zsolnay.
  • 1955: Die bessere Welt. Reden und Schriften. Hamburg, Wien: Zsolnay.
  • 1960: Das Wunder des Überlebens. Erinnerungen und Ergebnisse. Hamburg, Wien: Zsolnay.

Links zu ausgewählten Beiträgen in Zeitungen:

Weiterführende Literatur:

  • 1964: Harry Zohn: Ernst Lothar. In: ders.: Wiener Juden in der deutschen Literatur. Essays. Tel Aviv: Olamenu, S. 83–88.
  • 1988: Edda Fuhrich-Leisler: Vom Wunder des Überlebens. Ernst Lothar als Theaterdirektor in Wien (1935–38). In: Geschichte und Gegenwart, 3 (1988), S. 213–222.
  • 1989: Donald G. Daviau und Jorun B. Johns: Ernst Lothar. In: John M. Spalek und Joseph Strelka (Hg.): Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Band 2: New York, Teil 1. Bern [u. a.]: Fancke, S. 520–553.
  • 1995: Susanne Maurer: Ernst Lothar. Leben und Werk. Diplomarbeit, Universität Wien.
  • 1999: Joseph P. Strelka: Ernst Lothar. In: Mährische deutschsprachige Literatur. Eine Bestandsaufnahme. Olomouc, S. 202–214.
  • 2006: Oliver Rathkolb: Ernst Lothar – Rückkehr in eine konstruierte Vergangenheit. Kulturpolitik in Österreich nach 1945. In: Jörg Thunecke (Hg.): Echo des Exils. Das Werk emigrierter österreichischer Schriftsteller nach 1945. Wuppertal: Arco, S. 279–295.
  • 2010: Julia Danielczyk: Trügerische Hoffnung. Ernst Lothars Theater in der Josefstadt als Spielort österreichi­scher Affirmationsdramatik. In: Gerald M. Bauer und Birgit Peter (Hg.): Das Theater in der Josefstadt. Kultur, Politik, Ideologie für Eliten? Wien: Lit (Wien – Musik und Theater; Bd 3), S. 81–92.
  • 2013: Dagmar Heißler: Ernst Lothar. Sein Leben, sein Werk und dessen Rezeption anhand von veröffentlichten und unveröffentlichten Texten. Dissertation, Universität Wien.
  • 2016: Dagmar Heißler: Ernst Lothar – Schriftsteller, Kritiker, Theaterschaffender. Wien, Köln, Weimar: Böhlau [= überarbeitete Fassung der Dissertation aus dem Jahr 2013. – Bibliographie der selbstständig und unselbstständig erschienenen Veröffentlichungen Lothars: S. 415–464, davon S. 428–464: Auflistung seiner Feuilletons, Rezensionen, Würdigungen, Essays, Theater-, Film- und Literaturkritiken] [Online verfügbar].

Abbildungsverzeichnis:


  1. Vgl. Brief von Ernst Lothar an die J.-G.-Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger. Wien, 19. Juni 1910. Deutsches Literaturarchiv (Marbach am Neckar), Handschriftensammlung, HS004396955.
  2. Vgl. z. B. Brünner Tagesbote, 19.10.1910, S. 10; Wiener Abendpost, 3.3.1911, S. 4.
  3. Das literarische Echo, 22 (1919/20), Sp. 1149; Die Literatur, 22 (1920), S. 1198.
  4. Ernst Lothar: Das Wunder des Überlebens. Hamburg, Wien: Zsolnay 1960, S. 45 f. – Lothar habe die rechtlichen Voraussetzungen für die Errichtung der Salzburger Festspiele geschaffen, so das Lexikon deutsch-jüdischer Autoren (Archiv Bibliographia Judaica: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. 21 Bde, Band 16: Lewi–Mehr. München, New York: K. G. Saur 2008, S. 173–183, hier S. 174).
  5. Deutsches Volksblatt, 26.2.1922, S. 6; vgl. auch Reichspost, 26.2.1922, S. 8; Neues 8 Uhr Blatt, 25.2.1922, S. 4; Die Bombe, 15.3.1922, S. 3.
  6. Zu Richard Beer-Hofmanns Trauerspiel Der Graf von Charolais siehe Neue Freie Presse, 22.2.1925, S. 14 f. und 24.5.1927, S. 8, zu Carl Zuckmayers Stücken Schinderhannes und Katharina Knie siehe NFP, 29.1.1928, S. 1 ff und 26.5.1929, S. 1 ff. Zu Schnitzlers Der einsame Weg siehe NFP, 17.11.1925, S. 1 ff, zur Komödie der Worte NFP, 18.6.1929, S. 7, zu Im Spiel der Sommerlüfte NFP, 22.12.1929, S. 1 ff, zum »Schnitzler-Nachlass«, fünf Einakter, siehe NFP, 1.4.1932, S. 1 ff. Zu Karl Schönherr siehe NFP, 31.1.1926, S. 1 ff, NFP, 24.2.1927, S. 1 ff sowie NFP, 24.3.1929, S. 14.

  7. Reichspost, 1.12.1928, S. 5; Arbeiter-Zeitung, 16.5.1930, S. 2 (in dieser Nr. nur Bezug auf den Appell für die Aufhebung der Strafverfolgung homosexueller Männer); Vorarlberger Wacht, 23.7.1929, S. 2.
  8.   F. L.: Ein Richter vor Gericht. Der neue Roman Ernst Lothars. In: Neues Wiener Journal, 10.9.1933, S. 11; vgl. auch: E.: Menschenrechte und Justiz. Ernst Lothar: »Die Mühle der Gerechtigkeit oder Das Recht auf den Tod.« Roman. (Paul Zsolnay Verlag, Wien.) In: Neues Wiener Abendblatt, 29.9.1933, S. 5.
  9. R. H.: »Kleine Freundin«. In: Wiener Zeitung, 30.4.1932, S. 1 f.; M. P.: Ein Kind versteht alles! In: Das Kleine Blatt, 25.11.1931, S. 14.
  10. Brief von Ernst Lothar an den Allert de Lange Verlag. Einigen am Thunersee, 10. April 1938. International Institute of Social History, Amsterdam, Uitgeverij Allert de Lange Archives, 29/263.
  11. Deutsche Zeitung, 21.11.1933; Berliner Börsenzeitung, 10.11.1933; Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, 16.11.1933, S. 877.
  12. Siehe bspw. Dietrich Aigner: Die Indizierung »schädlichen und unerwünschten Schrifttums« im Dritten Reich. Frankfurt am Main: Buchhändler-Vereinigung 1971, Sp. 933–1034, hier Sp. 961.
  13. Reichspost, 17.1.1930, S. 7; Arbeiter-Zeitung, 24.4.1932, S. 12.
  14. Ernst Lothar: Zum Thema Österreich. In: Austro American Tribune, Dezember 1944, S. 3 f.; ders.: Das neue Österreich. Irrtümer und Aufgaben. In: Aufbau, 6.7.1945, S. 5 f.; ders.: Totenrede auf Franz Werfel. In: Austro American Tribune, Oktober 1945, S. 7, S. 12.
  15. Berthold Viertel: Austria Rediviva. In: Austro American Tribune, Jänner 1945, S. 7 f. Auch in: Peter Roessler, Konstantin Kaiser (Hg.): Dramaturgie der Demokratie. Theaterkonzeptionen des österreichischen Exils. Wien: Promedia 1989, S. 78–83.