Stefan Großmann. Ein Chefredakteur führt Krieg

Journalist, Literat, Initiator der Freien Volksbühne in Wien, Mitarbeiter der „Vossischen Zeitung“, Gründer des „Tage-Buchs“: Der aus Wien gebürtige Stefan Großmann (1875-1935) war unleugbar einer der maßgebenden Akteure im Presse- und Literaturbetrieb der Weimarer Republik resp. der Ersten Republik, zwischen Berlin und Wien ‚behaust‘. Großmann rangierte unter den zu seiner Zeit populären Kommentatoren der (kultur-)politischen Ereignisse, die von Einfluss auf seine persönlichen ideologischen Dispositionen waren: In den 1920er Jahren nahm er eine parteilose linksliberale Position ein, während seine Jugendjahre die Entwicklung „von einem romantischen Anarchisten zu einem Sozialdemokraten“ (Wesemann-Wittgenstein I: 158) bestimmt hatte. In dem Roman „Die Partei“ (1919) verarbeitete Großmann seine Abkehr von der (Wiener) Sozialdemokratie, in dem Roman „Chefredakteur Roth führt Krieg“ (1928) seine Erfahrungen in und mit der (Berliner) Presse. Sein im Wiener Exil entstandener letzter Roman „Wir können warten“ über die Arisierung des Berliner Ullstein Verlags rief bei seinem Erst-Erscheinen 2014 Großmann, den nahezu Vergessenen, – zumindest – der Feuilleton-Öffentlichkeit wieder ins Gedächtnis.

Von Rebecca Unterberger | Oktober 2016

Inhaltsverzeichnis

  1. Vogel im Käfig
  2. Freie Volksbühne Wien
  3. „Der Fall Großmann“
  4. Die Partei (1919)
  5. Ein „großdeutscher“ Pazifist
  6. Das Tage-Buch
  7. Chefredakteur Roth führt Krieg (1928)
  8. Von der aufgehenden Sonne …
  9. … und Papierzwergen
  10. „Und Sie konnten schweigen?“
  11. Wir können warten: Ein Ullstein-Roman

1. Vogel im Käfig

Geboren wurde Stefan Großmann am 18.5.1875 – am offiziellen Geburtsschein ist der 19.5. als Geburtsdatum vermerkt – in der Wiener Wollzeile und zwar in eine verarmte jüdische Bürgerfamilie: Sein Vater, ein Kaufmann, war im Zuge der Wirtschaftskrise nach dem Börsenkrach von 1873 bankrottgegangen. Die Mutter betrieb in den 1880ern einen Branntweinladen in der Praterstraße, in dem der Heranwachsende mithelfen musste. Diesen Morgenstunden, unweit des „alten Karl-Theaters“ zugebracht, verdankte Großmann laut der Autobiografie von 1930 sein „geistiges und politisches Erwachen“:

„[D]ie Arbeiter brachten dem dreizehnjährigen Jungen die ersten sozialistischen Zeitungen. […] Eine merkwürdige Mischung von politischem Verschwörertum, sozialer Erbitterung und musikseliger Tanzfreudigkeit herrschte hier zwischen vier und sieben Uhr morgens.“ [IWB 19]

Von nachhaltigem Einfluss auf Großmanns geistige Inkubation war die Gründung der Sozialdemokratischen Partei Österreichs 1889: Im Gumpendorfer Arbeiterbildungsverein fand er sich unter Gleichgesinnten wieder – zum Missfallen der Eltern, die für den Sohn eine bürgerliche Existenz vorgesehen hatten. Dieser ging jedoch ein halbes Jahr vor der Matura von der Realschule ab und schlug sich nach Paris durch, wo er sich u.a. als Übersetzer über Wasser hielt. Als zentrales (Erweckungs-)Erlebnis an der Seine erinnerte Großmann späterhin die Reden des sozialistischen Politikers Jean Jaurès: [no-lexicon]„Der Tag[/no-lexicon], an dem ich Jaurès gehört hatte, hat den zölibatären Bann des isolierten Jünglings gebrochen.“ [IWB 44]

Eine schwere Erkrankung des Vaters rief Großmann zurück nach Wien: Am Sterbebett versprach er ihm zwar, „einen bürgerlichen Beruf anzunehmen“ [IWB 49], folgte aber 1896 seiner Jugend-(Kurz-)Liebe, der Wiener Schauspielerin Anna Reisner, nach Berlin. Quartier nahm Großmann bei Gustav Landauer. Nachdem Großmann schon von Wien aus für dessen Wochenschrift geschrieben hatte, wurde er nunmehr „als Gehilfe beim ‚Sozialist‘“ [IWB 66] angestellt. Der Sozialist war „das führende Blatt des jungen undogmatischen Sozialismus“ [IWB 65], in dem Landauer u.a. seine Kritik an einer am Marxismus orientierten Sozialdemokratie, die Proletarier zu philisterhaften Parteifunktionären erziehe, lancieren konnte; zudem trat der „gewaltlose Anarchist“ (Wesemann-Wittgenstein: 159) für die Autonomie der Kunst, gegen Auswüchse künstlerischer „Tendenzmeierei“ (ter Haar: 330) ein.

Wegen seiner Kontakte zu Landauer wurde Großmann nach nur wenigen Monaten als „lästiger Fremder“ [IWB 71] des Landes verwiesen. Während eines mehrmonatigen Aufenthalts in Brüssel erhielt er dann ein Angebot aus Wien, das er annahm: Gustav Schönaich bot ihm eine Stellung als Redakteur bei der neugegründeten Halbmonatsschrift Wiener Rundschau an.

Victor Adler war gleichfalls auf den jungen Journalisten aufmerksam geworden und rekrutierte ihn für die Arbeiter-Zeitung: Unter dem Pseudonym „Oblomow“ brachte Großmann im Leitorgan der österreichischen Sozialdemokratie Theaterkritiken und Feuilletons zur Veröffentlichung. Zudem kam er als ständiger Berichterstatter aus dem Gewerbegericht zum Einsatz:

„[I]ch habe diese Berichterstattung aus dem Gewerbegericht vier volle Jahre besorgt. Ich habe sie als eine Art Fortsetzung meiner Schnapsladenexistenz aufgefaßt. […] Ich bin Mitarbeiter fast aller Gewerkschaftsblätter geworden […]. Ich blickte wirklich durch viele Fenster in das Arbeitsleben des Wiener Proletariats, und ich würde Schriftstellern, die nicht reine Subjektivisten sein wollen, nur raten, in jungen Jahren eine solche Berichterstatterarbeit demütig auf sich zu nehmen.“ [IWB 100f.]

Seine Berichterstatter-Passion richtete Großmann, unterstützt von Adler, bald auch auf österreichische Strafanstalten: Ein Lokalaugenschein in Stein a.d. Donau hatte den Wunsch wachsen lassen, „Menschen [zu] sehen, die von der Justizmaschine erdrückt werden“ [IWB 140]. Resultat der Fahrt nach Stein war „die erste sachliche Beschreibung eines Zuchthauses“ [IWB 141], veröffentlicht in der [no-lexicon]Arbeiter-Zeitung[/no-lexicon], auf die Ministerpräsident Ernst von Koerber aufmerksam wurde: Von Koerber war als Justizminister daran gelegen, dass Großmann seine Recherchen systematisch fortsetzte. Die Eindrücke dieser in Reportagen für die Arbeiter-Zeitungeingefangenen „Zuchthausreisen“ [IWB 146] legte Großmann auch in Buchform vor: Die Studie Oesterreichische Strafanstalten (1905) half von Koerber, „Reformen im Verordnungswege“ durchzuführen. „Von der Zahnpflege angefangen bis hinaus zu dem entscheidenden Problem der Absonderung junger Sträflinge von alten, von der Monotonie des Speisezettels bis zur Berufserziehung der Gefangenen und zur Anlage der Gefängnisbibliotheken.“ [IWB 149f.]

Zudem fanden die Recherchen Eingang in das Theaterstück Der Vogel im Käfig (1906), in dem Großmann „den Vorhang von dem düsteren Geheimnis des Lebens in der Strafanstalt“ wegzog: Besonders angetan zeigte sich der Rezensent im Wiener Montagblatt vom 20.3.1916 gelegentlich einer Inszenierung am Wiener Stadttheater von der „packende[n] Milieuschilderung“.

2. Freie Volksbühne Wien

1901 lernte Großmann Ester Strömberg, eine schwedische Pastorentochter und von Beruf „Heilgymnastikerin“, kennen: Die beiden heirateten 1904 in Südschweden, 1909 und 1911 wurden die Töchter Maya und Birgit geboren.

Um 1905 war [no-lexicon]Stefan Großmann[/no-lexicon] v.a. dank seiner Strafanstalten-Reportagen ein anerkannter Journalist: Er fungierte als Korrespondent des Berliner Tagblattes sowie als Redakteur der Arbeiter-Zeitungund des wohl bedeutendsten satirischen Arbeiterblatts, Die Glühlichter (1889-1915), das im Stil des Münchner Simplicissimus gehalten war. Zudem hatte er Anschluss an die Literatenzirkel in den Cafés Griensteidl und Central, namentlich um Alfred Polgar und Peter Altenberg, gefunden und konnte erste Achtungserfolge als Autor und Dramatiker verbuchen: 1900 erschien die Novellensammlung Die Treue, 1904 der Geschichtenband Die Gasse. Das in Zusammenarbeit mit Max Winter verfasste Ehestück Eine gesunde Person wurde 1905 im Deutschen Volkstheater uraufgeführt, das Justizdrama Der Vogel im Käfig 1906 zugleich im Wiener Lustspieltheater und im Berliner Schillertheater gegeben.

Der Bühne galt um 1905 Großmanns Hauptaugenmerk: Er trug sich mit dem Gedanken der Gründung einer [no-lexicon]„Freien Volksbühne“[/no-lexicon] nach Berliner Vorbild – zu dem Zwecke, der Arbeiterschaft durch niedrige Eintrittspreise für ein qualitätsvolles Programm in angemieteten Spielhäusern das Theater näherzubringen. Victor Adler und der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Engelbert Pernerstorfer sicherten ihre Unterstützung zu.

Am 29.7.1906 veröffentlichte die Arbeiter-Zeitung einen Aufruf zur Gründung der Wiener Freien Volksbühne, am 13.9. fand die konstituierende Versammlung statt: Als Obmann wurde Pernerstorfer, als dessen Stellvertreter der sozialdemokratische Gemeinderat Leopold Winarsky bestellt. Großmann war als künstlerischer Leiter für die Auswahl der Stücke und des Personals, für die Erstellung des Spielplans sowie für die Herausgabe der Programmhefte und seit 1911 – gemeinsam mit Pernerstorfer und Arthur Rundt – der Vereinszeitschrift Der Strom verantwortlich. Gelegentlich versuchte er sich auch als Regisseur: 1911 z.B. inszenierte Großmann Gerhart Hauptmanns Elga für die Residenzbühne (vgl. Arbeiter-Zeitung, 11.4.1911).

Am 21.10.1906 fand mit Leonid Andrejews Zu den Sternen im Theater in der Josefstadt die erste Vorstellung der Volksbühne statt. Bis zur Spielzeit 1910/11 wurden 81 Inszenierungen aufgeführt – darunter die österreichische Erstaufführung von Hofmannsthals Elektra (1908) –, und um 1912 zählte der [no-lexicon]Verein Freie Volksbühne[/no-lexicon] bereits mehr als 25.000 Mitglieder. Aufgrund dieses Erfolgs fasste man 1910 den Bau einer eigenen Bühne ins Auge. Der deutsche Architekt Oskar Kaufmann entwarf gemeinsam mit Großmann einen für die Ecke Skodagasse/Laudongasse geplanten Theaterbau, der ohne Galerien und Logen auskommen und damit ein tatsächlich „klassenloses“ Theater vorstellen sollte. Im März 1913 aber war die [no-lexicon]Freie Volksbühne[/no-lexicon] gezwungen, die Liegenschaft zu verkaufen – an die Firma Fellner & Helmer, die das Projekt (erfolgreich) sabotiert hatte. Der Bau wurde ohne Rücksicht auf Kaufmanns Konzept fertiggestellt: Resultat war die Renaissancebühne, alsbald ein Spielort für ‚bekömmliche‘ Operetteninszenierungen (vgl. Wesemann-Wittgenstein: 167-169).

„Wir werden mit der Zeit eine ausgezeichnete Künstlerschar zusammenbringen und Vorstellungen herausbringen, die bisher selten in Wien erreicht wurden. Wir werden Stücke aufführen, die sonst in Wien kein Obdach finden“, hatte Großmann am 14.9.1906 in der Arbeiter-Zeitung proklamiert (zit. ter Haar: 327). Es gelang ihm tatsächlich, die Volksbühne als eine Art experimentelle Studiobühne zu etablieren, und (später) namhafte Künstler für sein Vorhaben zu gewinnen: Der junge Berthold Viertel wurde als Dramaturg engagiert, Alfred Kubin entwarf Bühnenbilder, die Schauspieler Raoul Aslan, Fritz Kortner, Max Pallenberg, die Tänzerin Grete Wiesenthal und andere mehr waren auf der Bühne zu sehen.

3. „Der Fall Großmann“

Bis zur Spielzeit 1911/12 konnte die [no-lexicon]Freie Volksbühne[/no-lexicon] ausgeglichen bilanzieren; von der sozialdemokratischen Partei erhielt sie keine finanziellen Zuwendungen. Ungeachtet dessen musste sich Großmann aus Parteikreisen Kritik an seiner „zu wenig politisch orientierten Führung“ (Wesemann-Wittgenstein: 10) gefallen lassen. Im April 1913 trat er schließlich als künstlerischer Leiter zurück, auch aus Enttäuschung über die Verhaltenheit, mit der die Partei in der Causa Theaterbau agiert hatte. Zudem nahm der vormalige „Kunstwart der Sozialdemokratie“ (Wiener Montags-Journal, 6.9.1909) Abschied von der Arbeiter-Zeitung – und von Wien.

Die katholisch-konservative Reichspost stürzte sich auf den „Rücktritt des sozialdemokratischen Parteihäuptlings und Parteidichters“ (17.3.1913), umso mehr, als 1914 erste Beiträge von Großmann im Feuilleton der Neuen Freien Presse erschienen (vgl. 24.1.1914, Nachmittagsausgabe): Großmann sei zum „feuilletonistische[n] Spaßmacher der liberalen Finanzpresse“ verkommen (1.5.1917). Noch 1916 wurde anlässlich einer Inszenierung von Der Vogel im Käfig an die Zeit erinnert, „zu welcher der [no-lexicon]Stefan Großmann[/no-lexicon] noch in Sozialdemokratie machte und über die Mängel unserer Justiz und die Unzulänglichkeit der Gefangenbehandlung schmockte, während er jetzt seine Talente bekanntlich in den Dienst der einst gehaßten Bourgeoisie stellt“ (16.3.1916).

Die Arbeiter-Zeitung vom 29.1.1914 hatte zum „Fall Großmann“ wie folgt Stellung genommen:

„Stefan Großmann ist vor einem Jahre aus unserem Blatte geschieden. Er ist seither auch aus der Leitung der Freien Volksbühne ausgetreten und hat von da jeden Zusammenhang mit der Partei und ihren Organisationen aufgegeben. Er hat überhaupt Wien verlassen und lebt in Berlin. Was er tut, ist seine Sache; wir haben keinen Einfluß darauf und keine Verantwortung dafür. Wenn er als freier Schriftsteller in bürgerlichen Blättern Feuilletons veröffentlicht, so haben wir darüber nicht zu rechten [sic]; daraus aber eine ‚Affaire‘ der österreichischen Sozialdemokratie zu machen, vermag wirklich nur ein Trottel.“


sich im „Fall Großmann“ zu Beschwichtigungen veranlasst sah, lässt dessen Exodus aus Wien – zumindest im Nachhinein – auch als eine Art „Affäre“ der Sozialdemokratie, als die ihn die Reichspostauszuschlachten bemüht war, erscheinen. Umso mehr, konsultiert man Großmanns Memoiren bezüglich der letzten Monate seiner Wiener Zeit 1913.

„Wenn ich im Abgeordnetenhaus die sozialistischen Abgeordneten an mir vorübergehen sah, brave Bürger, meistens dickbäuchig, mit einem wohlwollenden Allerweltslächeln, dann waren sie äußerlich von den Repräsentanten der bürgerlichen Welt beim besten Willen nicht zu unterscheiden. […] Der Proletarier selbst hatte Fett angesetzt und war zum Kleinbürger geworden. […] Ich habe in der sozialistischen Bewegung eine Jugendliebe gesehen, in deren Bann ich zwanzig Jahre lag. Nun wurde die Dame etwas dicklich und wollte zum Standesamt geführt werden. […] Im Sommer 1913 beschloß ich, Wien und die Partei für immer zu verlassen.“ [IWB 197f.]

Einzige Lichtgestalt im sozialdemokratischen Kosmos war – und blieb – für Großmann Victor Adler, der sich in parteiinternen Querelen, im „Kampf zwischen Radikalen und Gemäßigten […] für keines der beiden Lager entschieden“ habe: „Als man ihm diese für einen Revolutionär unpassende Bedenklichkeit vorwarf, sprach er das große Wort gelassen aus: ‚Das Gehirn ist ein Hemmungsorgan.‘“ [IWB 94] Das verkündete auch Doktor Schauer in dem 1919 veröffentlichten Roman Die Partei [vgl. P 137], einem Dokument für Großmanns endgültigen Bruch mit der sozialdemokratischen Partei Österreichs (vgl. Wesemann-Wittgenstein: 171).

4. Die Partei (1919)

Wahlkampf in der Leopoldstadt: Der Kreditbankangestellte Schiller kandidiert für die Arbeiterpartei, der Gastwirt Furtmüller für die Gegenseite.

Das ist der Ausgangspunkt für die Großmann’sche Partei-Handlung, die sich durch ein Arsenal an (typisierten) Figuren zu einem – wenig optimistischen – Blick auf die „Partei“ auswächst: Leopold Weiner, ein kleiner Handelsgehilfe, wird von Chefredakteur Helferich für die Volkszeitung – unschwer als [no-lexicon]Arbeiter-Zeitung[/no-lexicon] zu entdecken – rekrutiert; er verausgabt sich als Wahlkämpfer so sehr, dass er nach einem nervlichen Zusammenbruch in Wahn-Träumen ans Bett gefesselt bleibt. Doktor Schauer, sozialdemokratischer „Macher und Beherrscher des zweiten Bezirks“ [P 13], für den Victor Adler Pate gestanden hat, hält sich aus den parteiinternen Querelen zwischen gemäßigten und radikal-revolutionär gesinnten Genossen heraus. Distanz wahrt Schauer auch zu seinen potenziellen WählerInnen:

„[W]as für ein Unterschied zwischen den Arbeitern, die noch drinnen wohnen, und denen aus der Vorstadt, wieviel Krüppel, Hinkende, Einarmige, Bucklige, Einäugige! […] Wo, wo, wo ist ein athletischer Arbeiter? Und diese Eingefallenheit der Gesichter, diese Abgezehrtheit der Körper, diese Gebärden wie von tauben Menschen, dieser stiere leere Blick. […] Eine stumme leere Marschmine in allen [Gesichtern] […]. Diese [Arbeiterinnen] alle sind ja frühe Ruinen, fast lauter zerstörte Weiber, stadtbleich, schiefschultrig, engbrüstig, lungenkrank, magenleidend, ohne Frische, blatternnarbig, oft der ganze Kiefer zahnlos, und dazu dieser traurige Aufputz, diese geschmierten Haare, diese verdrehten Modehüte“ [P 323],

so Schauer im Angesichte einer Großdemonstration in der Wiener Innenstadt. Gemeinderat Doktor Wisgrill hat sich Fürst Schwarzenstein als Unterhändler zum Ministerpräsidenten für die anstehende Wahlreform rekrutiert; sein Herz schlägt aber nicht für die Wählerschaft, sondern für ein Döblinger Barockschloss: „Dorthin zieh‘ ich, wenn wir mit dem Kaiser gut stehen, nach der Wahlreform muß er mir das überlassen.“ [P 156] Schauers Gattin Dora ist von Schauer „langsam umgefälscht“ [P 213] worden – zur bescheidenen Politikergattin; eine Rolle, aus der sie an der Seite erst von Schiller, dann von Wisgrill nur allzu schnell fällt. Der ehrgeizige Bücheragent Runtz, der sich seiner Teilhabe an der Russischen Revolution rühmt, bringt es trotz seiner revolutionären Kampfreden im Dienste des Zukunftsstaates zum honorigen Kreditbank-Angestellten.

Auch Schiller ist bei der Kreditbank angestellt gewesen. Nachdem der bereits als „Kronprinz“ [P 146] der Partei Gehandelte im Wahlgang aber Furtmüller unterlegen ist, taucht er unter – zunächst mit Dora Schauer in Venedig, dann in einer ärmlichen Behausung im siebzehnten Bezirk. Dort widmet er sich kontrapunktischen Übungen und der Komposition einer „neue[n] Marseillaise“ [P 231]. Seine Frau Anna hat ihn wegen des Intermezzos mit Dora verlassen.

Schlussendlich findet der gänzlich abgewrackte Schiller durch Vermittlung Runtz‘ neuerdings eine Stellung bei der Kreditbank – und fügt sich nur widerwillig in seine neue alte Existenz. Gleich am ersten Arbeitstag muss Runtz ihn von dem erlösenden Sprung aus dem Bürofenster abbringen:

„Lieber Herr Schiller. Was sind denn das für Anwandlungen? Was fällt Ihnen denn ein? Glauben Sie mir, auch Sie werden sich an den regelmäßigen Dienst gewöhnen. […] Schauen Sie mich an, ich habe die Zeiten der Gärung vollkommen überstanden. Nein, mein lieber Schiller, Sie werden hier noch Ihr vierzigjähriges Beamtenjubiläum feiern.“ [P 382]

Unbeschadet hat die „Zeiten der Gärung“  dagegen Wisgrill überstanden, ausgestattet mit einem pragmatischen Visavis zur (Tages-)Politik: „Politik ist die wiederholte Wiederholung des wiederholt Gesagten. Wir sind in erster Linie tüchtige Phonographen“ [P 34], lautet sein Credo – „weil im politischen Geschäft eigentliche Produktivität, Selbstdenken und so weiter streng verboten ist“ [P 230]. Damit verkörpert Wisgrill prototypisch den Politiker, wie ihn der Partei-Nachwuchs nicht will: „Die Jugend der Partei ist sich darin einig, daß unsere Gottobersten den letzten Tropfen revolutionären Blutes verloren haben“ [P 275], und: „Wir sind eine soziale Veteranenpartei geworden!“ [P 275], wird da lautstark proklamiert.

Der Typus Wisgrill aber reüssiert: Mit Unterstützung von Fürst Schwarzenstein wird er „als parteiloser Mann, zwischen Liberalen und Christlichen, die gleich stark sind“ [P 297], zum Bürgermeister ‚gemacht‘. Die ihm seitens des „christlichen Wahlkomitees“ angetragene „Reichskandidatur für den vierzehnten Bezirk“ [P 354] lehnt Bürgermeister Wisgrill denn aber ab:

„‚Ah was, ehrend! … Erzählen S‘ doch keine Märchen, Durchlaucht [Fürst Schwarzenstein]! Schauen denn die Leute heutzutage den an, den sie wählen? Was er sich für eine Etikette angepickt, ob er einen roten Zettel an der Stirn kleben hat oder einen weißen, das ist entscheidend! Stellen S‘ einen Barrierestock auf und nennen Sie ihn einen streng christlichen Politiker, so wählen ihn die wackeren Bürger. Na, und wenn Sie ihm ein rotes Gewand anziehen und ihm eine Grammophonwalze über die Lage des arbeitenden Volkes in den Bauch stecken, so wählen ihn die anderen . . . Wer schaut noch auf das G‘sicht, auf den Habitus eines Kandidaten? Ehrend . . . ehrend! Daß ich nicht lach‘!‘“ [P 355]

Dergestalt vorgebrachte Bekenntnisse eines Realpolitikers verdichten sich zu einem insgesamt düsteren Zeit-Bild. Gleiches gilt für die antisemitische Atmosphäre, die Großmann eingefangen hat: Furtmüller etwa zeichnet sich als Politiker v.a. dadurch aus, ein Meister der „ordinäre[n] antisemitische[n] Agitation“ [P 55] zu sein.

5. Ein „großdeutscher“ Pazifist

Bald nach seiner Ankunft in Berlin im Herbst 1913 bot sich Großmann die Möglichkeit, im Presse- und Verlagshaus Ullstein mitzuarbeiten. „Nachdem ich einige Monate, ich kann sagen als Lehrling, durch das Ullsteinhaus mit offenen Augen und Ohren geschlichen war, bat ich Dr. Ullstein, mich ins Ausland zu senden.“ [IWB 222] Großmann machte zunächst in Frankreich Station, bis er nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs auf eigenen Wunsch hin als Korrespondent nach Wien entsandt wurde. Im Spätherbst 1914 für kriegsuntauglich erklärt, kehrte er nach Berlin zurück, um dort das Feuilleton der Vossischen Zeitung zu leiten. Der Ullstein-Konzern hatte die traditionsreiche Tageszeitung, „das politisch-kulturelle Renommierstück des Verlags“ (Schütz II: 5), erst 1913 aufgekauft.

In einem „Nachruf auf [no-lexicon]Stefan Großmann[/no-lexicon]“ wird Leopold Schwarzschild 1935 daran erinnern, dass es Großmann als Leiter des Feuilletons der Voss, „die damals stark in chauvinistischen Räuschen lag“, gelungen sei, „daß in diesen ganzen vier Jahren im Feuilleton […] nicht ein einziger kriegsbegeisterter Beitrag veröffentlicht war“ (zit. Wesemann-Wittgenstein: 171). An seiner pazifistischen Haltung zur Zeit des Ersten Weltkriegs ließ Großmann selbst im Rückblick gleichfalls keinen Zweifel: „[S]eine Novelle ‚Der Vorleser der Kaiserin‘, im September 1914 geschrieben, im Oktober 1914 in der ‚Neuen Rundschau‘ erschienen, war die erste literarische Arbeit, die in Deutschland die Herzen gegen den Krieg weckte“ [LD 186], gab er in der Skizze Nachruf von 1925 zu Protokoll. Mit: „Ich will nicht leben in einer Welt, wo das Töten wichtiger ist als das Denken!“ [VK 24], hatte Großmann den (Zeitungs-)Vorleser Professor Laurenz Maier in dieser „erste[n] deutschen Friedensnovelle“ [IWB 243] seinen Selbstmord bei Kriegsausbruch begründen lassen.

Vor Gewaltexzessen und blinder „Revolutionsseligkeit“ [ET 5] warnte Großmann auch in der 1919 erschienenen Studie Der Hochverräter Ernst Toller. Toller hatte sich bekanntlich an der bayerischen Novemberrevolution von 1918 beteiligt und sich nach der Ermordung Kurt Eisners als Abschnittskommandant der gerade aufgestellten Roten Armee für die Münchner Räterepublik engagiert. Nach deren Niederschlagung war er verhaftet und wegen Hochverrats im Juli 1919 zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt worden. Als „Versuch, den Hochverräter Ernst Toller zu begreifen und sein inneres Wesen als ein repräsentatives aufzuzeichnen“ (ebd.), wollte Großmann seine Ende Juli 1919 fertiggestellte Studie verstanden wissen – angestachelt von, glauben wir einer in der Einleitung wiedergegebenen Anekdote, einer Bekannten, die sich gewünscht habe, Großmann „selber auf den Dächern“, d.h. unter den „spartakistischen Dachschützen“, zu finden:

„Die ältliche Freundin bewies, daß sie mich […] nicht gekannt hat, denn ich bin niemals, auch nicht einen Tag lang, maschinengewehrgläubig gewesen. Richtig ist, daß es mir widerstrebte, im November eine allzu pompöse rote Nelke anzustecken, und daß ich auch im Januar mich nicht entschließen konnte, den Zwanzigjährigen zu spielen. Im Gegenteil, ich errötete, wenn ich einem dieser plötzlich rot gewordenen Literaten begegnete, aber nicht für mich. Nichts Widerwärtigeres als diese jähe Revolutionsseligkeit der passiven Mitbürger, die bis nun von den Samtstühlen ihrer Zuschauerloge dem Ringen der anderen zugeschaut hatten. Applaudieren zur Revolution – ist dies eine manneswürdige, geschweige denn eine revolutionäre Beschäftigung? Und gibt es eine kläglichere Unwissenheit über sich selbst, als mit vierzig Jahren den Zwanzigjährigen darzustellen?“ [ET 5]

Indes: Großmann beschied sich unmittelbar nach Kriegsende mitnichten auf die Rolle eines (passiven) Beobachters der Zeitläufe. Er war federführend bei der Gründung des „Österreich-Deutschen Arbeitsausschußes“, der im November 1918 mit einer Versammlung in der Berliner Hochschule für Musik an die Öffentlichkeit trat.

„In der tiefen Niedergeschlagenheit des Herbstes 1918 ist der Gedanke an die Realisierung des alten großdeutschen Gedankens […] der einzige helle Punkt am grauen Firmament. […] In dieser dunklen Stunde muß aus allen Teilen des Deutschen Reiches der Ruf ertönen: ‚Oeffnet die Tore den Brüdern, die in unserer schwersten Zeit zu uns wollen‘. Das Ziel der Einigung Deutsch-Oesterreichs ist aus dem Herzen des politisch denkenden Deutschen nicht mehr herauszureißen“ [GK 3],

war in dem von Großmann verantworteten Vorwort zu der 1919 veröffentlichten Sammlung der „Reden über den Anschluß Deutsch-Oesterreichs an die Deutsche Republik“ Großdeutsch oder Kleindeutsch? mit Beiträgen von u.a. Hermann Kienzl, Werner Sombart und Konrad Haenisch zu lesen. Großmanns Rede feierte den möglichen „Anschluß an die Deutsche Republik“  als „Traum unserer Vorväter von 1848“ und „ein Ziel, das Liebknecht, Bebel, Adler und Pernerstorfer erstrebten“ [vgl. GK 14-17].

Mit seinen Ausführungen erwies Großmann aber v.a. dem am 11.11.1918 verstorbenen Victor Adler seine Reverenz (vgl. ebd.). Dessen letzte Rede in der Nationalversammlung, wie in der Autobiografie von 1930 zu lesen sein wird, „war eine Begründung, warum Österreich für sich allein nicht, wohl aber im Rahmen des geeinten deutschen Reiches bestehen könne. […] Merkwürdig der Gedanke, daß das letzte Bekenntnis dieses Internationalisten ein nationales gewesen ist.“ [IWB 285]

6. Das Tage-Buch

1919 verließ Großmann die Vossische Zeitung: Er trug sich mit dem Gedanken, eine eigene Zeitschrift herauszugeben, und wurde dabei von dem Berliner Verleger Ernst Rowohlt unterstützt. Im Jänner 1920 erschien die erste Nummer der Wochenschrift Das Tage-Buch, wie folgt von Großmann eingeleitet:

„Diese Zeitschrift rechnet mit urteilsfähigen Lesern.

Das ‚Tage-Buch‘ kann und wird keiner Partei dienen, wohl aber hoffe ich auf eine Verschwörung der schöpferischen Köpfe neben, über, trotz den Parteien. Wenn es gelänge, diesen Geheimbund der Sachkenner zu schaffen, die urteilen, ohne nach rechts oder links zu schielen und zu schieben, dann würden die Diskussionen über Verwirklichung des Sozialismus, über die aristokratische Durchäderung der Demokratie, über die Erziehung und Erzielung unverstümmelter Menschen, ohne den Ballast der Schwarmgeister leichter und ergebnisreicher werden.“

Großmann gelang es, das Tage-Buch tatsächlich als „notwendige[n] politische[n] Stachel“ und zugleich „Kulturzeitschrift von Format“ (Wesemann-Wittgenstein: 174), die z.B. auch neusachlichen Diskussionen ein Forum bot (vgl. Bertschik), zu positionieren. Zu den Beiträgern in „dem – neben der Weltbühne – wichtigsten linksliberalen Organ“ (Schütz II: 9) der Weimarer Republik zählten u.a. Walter Benjamin, Bert Brecht, Egon Friedell, Hugo von Hofmannsthal, Walter Mehring, Walter Hasenclever, Richard Dehmel, Soma Morgenstern, Walter Rathenau, Joseph Roth und Alfred Polgar. Carl von Ossietzky fungierte von 1923 bis 1926, bis zu seinem Engagement für die Weltbühne, als verantwortlicher Redakteur.

„Das ‚Tage-Buch‘ war allmählich eine öffentliche moralische Berufungsinstanz geworden. Ich stand in der Zeit gegen die Zeit. Ich war Sozialist gegen die Sozialdemokraten, ich war unter den Internationalisten ein Deutscher und unter den Deutschen international. Ich war Zuschauer und Raufer, mitten im Getümmel und plötzlich ganz allein.“ [IWB 317]

Nicht zuletzt aufgrund von Großmanns eigenen Beiträgen, die z.T. unter den Pseudonymen Thomas Wehrlin und Carlotto Graetz erschienen, vermochte das Tage-Buch an politisch-ideologischen Diskussionen maßgebend Anteil zu nehmen resp. solche zu entfachen. 1924 etwa berichtete die Grazer Zeitung Arbeiterwille über eine gegen Großmann zielende „Beleidigungsklage“ Adolf Hitlers, „weil dieser in seinem Tagebuch behauptet hatte, die nationalsozialistische Bewegung werde größtenteils mit ausländischem, darunter französischem Gelde, großgezogen und erhalten“ (8.10.1924). Die 1923 eingereichte Klage wurde fallengelassen.

Damals war Großmann erstmals Zielscheibe wüster nationalsozialistischer Verunglimpfungen: „Dieser freche Jude gehört (…) wegen Förderung französischer Interessen und Verhöhnung des um sein Dasein ringenden deutschen Volkes zum Tode verurteilt“ (zit. Schütz I: 24), war im Völkischen Beobachter zu lesen. Zum Schweigen wurde das Tage-Buch damit nicht gebracht: 1924 äußerte sich Jan van Berg „Zur Psychologie der Hitlerei“, und Ernst Bloch räsonierte über „Hitlers Gewalt“ (vgl. ter Haar: 338). Großmann selbst nahm sich 1925 „Hitlers Memoiren“ Mein Kampf vor. „Klappt man dieses dicke und doch armselige Buch zu, so fragt man sich, wie es möglich war, daß ein besessener Psychopath, wie es Hitler unzweifelhaft ist, Tausende um sich sammeln konnte“ [MP 146], lautete das Resümee: Nicht nur Mein Kampf als in Großmann’scher Wahrnehmung besonders entlarvendes Zeugnis von (künstlerischer) Selbstüberschätzung und Anti-Intellektualismus galt das Interesse, sondern v.a. auch der Frage, wie es der Memoirenschreiber, an dessen „geistige[r] Intaktheit“ (ebd.) Zweifel gehegt wurden, schaffe, Tausende in seinen Bann zu ziehen:

„[E]r hat die Neurasthenie des Kriegsinvaliden, er ist einer von den besoffenen Soldaten, die noch immer nicht Frieden geschlossen haben, und diese Hysterie des armen Teufels, der immer noch irgendwie im Schützengraben liegt, hat unzweifelhaft ansteckende Wirkung gehabt.“ [MP 141]

Seit Jänner 1921 stand Großmann der Wirtschaftsjournalist Leopold Schwarzschild als Mitherausgeber und Teilhaber des Tage-Buchs zur Seite. Das Verhältnis der beiden wurde zunehmend distanzierter, bis Großmann 1928 schließlich seine Geschäftsanteile an Schwarzwald verkaufte. Als Schwarzwald 1931 die Zahlung der dafür vereinbarten Rente einstellte, sollte ein langwieriger Rechtsstreit folgen. 1933 transferierte Schwarzwald das Tage-Buch ins Pariser Exil, wo es bis 1940 als Das Neue Tage-Buch weitererscheinen konnte.

7. Chefredakteur Roth führt Krieg (1928)

Der sich seit Mitte der 1920er zunehmend verschlechternde Gesundheitszustand war mit ein Grund dafür, dass Großmann sich aus dem Zeitungstagesgeschäft weitgehend zurückzog [vgl. IWB 309; 318]. Ein in der Novellen-Sammlung Lenchen Demuth 1925 erschienene autobiografische Skizze mit dem Titel Nachruf, in der Großmann selbst ‚hart‘ mit sich ins Gericht ging, zeugt von dieser neuerlichen Zäsur in seinem Schaffen:

„Ich brauche eine Formel für ihn. War er ein Zeitungsschreiber? […] Er verpfuschte seine Zeitungsarbeit durch seine Phantasie, und er verdarb seine Phantasie durch Meinungsmache. […] Vom Standpunkt des Journalisten gesehen, war Großmann unzuverlässig. Vom Standpunkt seines dichterischen Talentes gesehen hat Großmann sich selbst zu oft verlassen. Er hat, zugegeben, seiner Zeit gedient, aber die Zeit mußte auch ihm dienen. Er fraß die Ereignisse, aber die Ereignisse haben auch ihn gefressen. Als sein einziger Roman ‚Die Partei‘ erschien, schrieb Paul Ernst, Großmann müsse sich hinsetzen und in einigen großen Romanen das Bild der deutschen Großstadt malen, den unbarmherzigen Journalistenroman, den von keinem auch nur angefangenen Richterroman, den Roman der demolierten Ehe. Großmann hat all das nicht einmal versprochen, dennoch ist er es schuldig geblieben.“ [LD 185-187]

Den bis dato schuldig gebliebenen Großstadt-, Journalisten- und Justiz-Roman legte Großmann 1928 vor: Zentral steht in Chefredakteur Roth führt Krieg Leopold Roth als Mastermind der Boulevardzeitung Die Flamme, deren Redaktion, „wie es sich gehört, im Zentrum“ [CR 59] einer ungenannten Großstadt liegt. „Fette Lettern helfen immer! Mit fetten Lettern entthrone ich Gott“ [CR 188], lautet die Roth’sche Überzeugung. Mit der Schlagzeile: „Der Stadttheaterskandal! Der Harem des Herrn Direktor Witkowski!“ [CR 15], sucht er demgemäß den amtierenden Stadttheaterdirektor zu entthronen. Zugleich stachelt die Flamme mit ihrer Berichterstattung einen Streik der Warenhausangestellten [vgl. CR 47] an.

Wer meint, Roth führe damit einen aufreibenden Mehrfrontenkrieg, der irrt: Schnittmenge zwischen den beiden Kriegsschauplätzen ist ein gewisser Diamantidi. „[I]n hunderttausend Exemplaren“ orientiert die Flamme die ganze Stadt über den aus Mailand gebürtigen „Blutsauger“, der während des Krieges von der Schweiz aus italienische Autos an Deutschland verkauft und damit den Grundstein für seinen unermesslichen Reichtum gelegt habe. Heute gehört ihm ein Zehntel der Stadt. Zudem ist Diamantidi Hauptaktionär bei der „Warenhaus-A.-G.“ [CR 141-143], und auch Witkowski seine Marionette: Der Theaterdirektor wird von Diamantidi bestochen, um die Karriere der jungen Schauspielerin Agnes Willessen zu sabotieren, ist für sie doch die Rolle der künftigen Frau Diamantidi vorgesehen. In Flamme-Diktion lautet das Schicksal der Willessen wie folgt: „‚Von einem Spekulanten geraubt, von einem Schreckensmenschen gefangengehalten.‘ (Die Leserinnen der ‚Flamme‘ schluchzten, als sie das lasen.)“ [CR 149]

Roths Kampagnen zeitigen  Erfolge: „Unter dem Titel: ‚Der Beginn des Volksgerichtes‘ brachte die ‚Flamme‘ eine hymnische Schilderung der aufregenden Nacht“ [CR 147], in der das wütende Volk vor Diamantidis Villa demonstriert hat. „Roth zündet die ganze Stadt an“ [CR 153], zeigt sich Stadtrat Klipp deshalb besorgt: Verließe Diamantidi nämlich die Stadt, würden fünfzig Firmen „zusammenkrachen“ [CR 157].

Roth aber ist längst nicht zufrieden mit solchen Etappensiegen. „Ihr möchtet am liebsten in die neue Gesellschaft hinüberschlafen“ [CR 218], wirft er Frau Speyer, Anführerin der Warenhausangestellten, und Gewerkschaftssekretär Koch vor, die er für das allmähliche Abebben der Streik-Lust im Warenhaus verantwortlich macht:

„Unser schlimmster Feind ist das Phlegma. […] Nach dem Artikel dachte ich oder fürchtete ich oder hoffte ich, ein junger Mensch werde ein paar Schüsse gegen Diamantidi abgeben, Schüsse, die fehl gehen, sie hätten doch getroffen. Wir brauchen ein kleines mißglücktes Attentat oder zwei Ladenmädchen, die verhungert sind, oder wenigstens einen Riesenbrand im Warenhaus.“ [CR 167f.]

Bald sieht sich Diamantidi ohnedies gezwungen, sich als Aktionär aus der Warenhaus A.G. zurückzuziehen, und Koch kann als Unterhändler der Warenhausangestellten eine Gehaltserhöhung um zehn Prozent herausschlagen.

8. Von der aufgehenden Sonne

Roths Sieg ist aber nur ein vorübergehender: Allerortens wird eine neue Zeitung, die Sonne, als Alternative zur Flamme angepriesen. Hinter dem Unternehmen steckt wieder Diamantidi, der als Chefredakteur für die Konkurrenzunternehmung Roths Bruder Rudolf, genannt Raoul, gewinnen hat können:

„Untätig konnte er [Roth] dem Lärm, der für die aufgehende ‚Sonne‘ auf den Plakatsäulen, in elektrischen Wanderschriften abends auf den Dachgiebeln, auf den Zwischenvorhängen in den Theatern und Lichtspielhäusern gemacht wurde, nicht länger zusehen. In den meisten Ankündigungen war von dem Chefredakteur Roth die Rede, manchmal war dem Zunamen ein kleines R. vorangestellt. Eine Etage des Warenhauses am Bahnhofplatz war geräumt worden, riesige Leinenwände verkündeten lachenden Gaffern: ‚Hier geht die ‚Sonne‘ auf!‘“ [CR 371]

Soweit wird es nicht kommen: Bei einem Gerangel stürzt Raoul in einen Fluss, und Roth wird als Brudermörder festgenommen. Diamantidi flieht nach Mailand, und die Sonne ist damit untergegangen.

Die Usancen des Unternehmens Ullstein standen zweifellos Pate für Großmanns Skizzierungen des (deutschen) Pressewesens, zumal für die dem Launch der Sonne gewidmeten Passagen. Zu Beginn der 1920er Jahre hatte Ullstein inmitten der Berliner Innenstadt, im sogenannten Zeitungsviertel, drei Straßenzüge mit Büro- und Produktionsgebäuden belegt (vgl. Oels/Schneider: 6); die Sonne-Hauptzentrale sollte ein modernes, innerstädtisches Warenhaus sein. Insbesondere bei dem erstmaligen Erscheinen des UHU hatte Ullstein 1924 bis dato ungekannte Werbestrategien, die das Stadtbild Berlins mit konturierten, aufgewandt: So wurden etwa aus rotem Blech ausgestanzte Uhus als Reklame für das neue Massenmagazin entlang aller Bahnstrecken aufgestellt (vgl. ebd.: 4f.).

Raoul Roth, der designierte Sonne-Chefredakteur, verkörpert als Bonvivant ohne berufliche Ambitionen – und publizistische Grundkenntnisse – die von Großmann 1928  in einem Beitrag für die Literarische Welt angeprangerte Entprofessionalisierung im Journalismus (vgl. Schütz I: 28). Raoul ist einer der zahllosen „modernen Landsknechte von der Feder“ [FL 223], um  eine Formulierung aus einer Rede von Ferdinand Lassalle aus dem Jahr 1863 aufzugreifen.

Unter dem Titel Gegen die Presse hatte Großmann diesen Vortrag in seiner 1923 erschienenen Monografie Ferdinand Lassalle – „klug zusammengefaßte Lebensdokumente, aus welchen sich ein Charakterbild Lassalles musivisch zusammensetzt“ (Raoul Auernheimer, Neue Freie Presse, 1.6.1924) – wiederveröffentlicht. Lassalle zielte darin gegen das Zeitungsgeschäft als „einem durch und durch heuchlerischen Geschäfte, welches unter dem Scheine des Kampfes für große Ideen und für das Wohl des Volks betrieben wird“ [FL 218]. Qualitätsvolle „Zeitungsschreiber“ haben sich längst zurückgezogen, und die Presse sei zum „Sammelpunkt aller Mittelmäßigkeiten, aller ruinierten Existenzen, aller Arbeitsscheuen und Nichtswisser“ [FL 223] verkommen.

Leopold Roth dagegen hat das Zeitungsgeschäft sehr wohl von der Pike auf gelernt, als Reporter bei der sozialistischen Volkszeitung. „Könnten ihn nicht die Sozialisten bändigen“ [CR 32], wirft Witkowski daher auch beim Ausarbeiten eines Schlachtplans gegen den Flamme-Roth ein. „Sie werden sich hüten. Zuerst haben sie versucht, ihn als Kettenhund zu benutzen und gelegentlich loszulassen, allmählich wurde der Hund mächtiger als der Herr, nun liegt die Partei an seiner Kette“ [CR 33], wird er dafür von Justizrat Bauer belehrt.

Roth zu ‚bändigen‘, das scheint anfänglich Adam Würz, vormals „Dramaturg oder Sekretär oder Regiegehilfe oder Librettist“ [CR 8], zu gelingen. Nach seinem Rauswurf aus dem Stadttheater bietet Roth Würz einen Job als Redakteur an: „Ich brauche gerade jemanden, der mich kritisch ansieht, ich brauche jemanden, mit dem ich abends hier sitze und der die Dinge anders sieht wie ich.“ [CR 65] Würz aber verweigert sich dem „Flamme-Menschen“, der mithilfe seiner „Auskunfterei“ Persönlichkeiten durch Enthüllungen pikanter Details über Nacht zum Fall bringt: Einen fixen Vertrag mit der Flamme unterzeichnet er nicht; er besteht darauf, dass seine Beiträge ausschließlich anonym erscheinen, und nur selten – und widerwillig – findet er sich in der Redaktion ein. „[W]enn ich hier bin, so habe ich vielleicht die Hoffnung, daß ich wenigstens hier die schlimmsten journalistischen Exzesse werde verhindern können“ [CR 376], so Würz dann zu Raoul, der ihn für die Sonne verpflichten möchte.

9. … und Papierzwergen

„[E]r nimmt an uns allen für etwas Rache, das wir gar nicht begangen haben. […] Ich glaube, er hat es als Kind sehr schwer gehabt, solche Menschen rächen sich ein Leben lang für den Entgang und die Verdunkelung ihrer Jugend.“ [CR 30] Mit dieser Analyse versucht Justizrat Bauer den vom „Flammen-Menschen“ Attackierten, die oftmals nicht wissen, warum sie Ziel seiner Diffamierungen werden, die Motive Roths auseinanderzusetzen. Dass Leopold im Fürther Waisenhaus aufgewachsen ist und sich – anders als der wohlbehütet von einer Tante aufgezogene Raoul – zeitlebens durchkämpfen hat müssen, wird denn auch der Verteidiger im Brudermordprozess zugunsten des Angeklagten vorbringen. Mit Erfolg: Roth wird nicht als Mörder verurteilt, sondern kommt mit  zwei Jahren Haft wegen Totschlags davon.

Dass Großmann mit Chefredakteur Roth führt Krieg „nicht der Roman der Presse, wie ‚Die Partei‘ der Roman der politischen Vereinigung genannt werden könnte“, gelungen sei (Alfred Zohner, Wiener Zeitung 27.5.1928), dass begründete der Rezensent der Zeitschrift Der Zeitungs-Verlag v.a. mit den von dem Protagonisten angewandten journalistischen Waffen:

„Rein persönliche Kampfmethoden […] können für die Presse von heute, die kaum jemals noch Sprachrohr einer Persönlichkeit, eines Willens ist, nicht mehr charakteristisch sein, nicht einmal mehr sehr wichtig. So ist alles, was Großmanns Buch von der modernen Zeitung gibt, höchstens Ausschnitt und Andeutung, meist aber nur Beiläufiges, Nebensächliches und zum Teil Vergangenes.“

Resultat sei ein „für das Zeitungswesen des 20. Jahrhunderts sicher zu romantisch“ gehaltener „Zeitungsroman“ (Der Zeitungs-Verlag, 14.4.1928). Es greift aber zu kurz, Roths revolutionären Furor im Dienste der ‚Unterdrückten‘ einzig mit einer ‚schweren Kindheit‘, und seine (zu) persönliche Fasson der Kampfführung als anachronistisch abzutun. Großmann hat seinen sozialistischen Idealen nahestehenden Chefredakteur Roth diese Kampfführung nämlich als einzige der Zeit angemessene Methode erläutern lassen:

„Es gab ein einziges Volk, das die Welt umkrempelte. Warum? Weil sie ihre Verschworenen am Zarenhof hatten, weil sie Bescheid wußten über jede Stunde dieser schäbigen Großfürsten, mitsamt ihren schmuckbehängten Gänsen. Wenn ich Krieg führe […], dann weiß ich wenigstens, wo ich meine Minen legen soll.“ [CR 177]

Apropos „persönliche Kampfmethoden“: Dass Redakteur Großmann sich selbst auf solche verstand, davon zeugen u.a. seine an Karl Kraus adressierten Glossen. Im Tage-Buch widmete er sich 1923 z.B. unter dem Titel der „Der Papierzwerg“ dem Wiener „Lokalhumorist[en]“, v.a. dessen

„revolutionäre[m] Ingrimm gegen die wienerisch-jüdische Bourgeoisie, der er beinahe entsprossen ist. Kraus stammt nämlich […] aus Gitschin in Böhmen. Dort hatte der alte Kraus eine Papiersäckefabrik; […] die Sträflinge in den österreichischen Zuchthäusern klebten, wie ich damals auf meinen Wanderungen durch die Strafanstalten immer wieder klagen hörte, zu Schundlöhnen Papiersäcke für den alten Kraus. Aus diesem zusammengeklebten Vermögen entspringt Krausens innere Freiheit.“ [MP 112f.]

Kraus reagierte in der Fackel mit einer Charakterisierung Großmanns als journalistischem Kriegsgewinnler und – mit Blick auf dessen Feuilletons über das Wien der Inflationszeit – als Vertreter einer „Schäkerei, die mit der Tragödie einer Stadt feuilletonistisches Schindluder treibt“ (zit. Fetz: 187).

Die lebenslange Feindschaft der beiden, die ihren  Ursprung noch zu Jugendzeiten im Café Griensteidl genommen hatte, wurde wiederholt v.a. als Kampf zwischen zwei unvereinbaren publizistischen Konzepten interpretiert; ein Kampf, der anhand der unterschiedlichen Konzeptionen des Tage-Buchs und der Kraus’schen Fackel veranschaulicht wurde (vgl. Wesemann-Wittgenstein: 161): „hier der rastlose Großmann, der wohl für mehr als 50 Zeitungen geschrieben hat und immer neue Projekte gebar; dort der Einzelkämpfer Kraus, früh gepanzert in den Nimbus der Einsamkeit, der alle seine Kräfte grandios auf ein einziges Lebensprojekt bündelte, die ‚Fackel‘“ (Gauß).

10. „Und Sie konnten schweigen?“

Zu Beginn der 1930er Jahre kehrte Großmann als Dramatiker auf die deutschen Bühnen zurück.

„Es ist herrlich, mit Großmann zusammen und um die Wette zu dichten. Nie hätte ich mich an richtiges Theaterstück und gar ein Volksstück und Zeitstück gewagt, wenn ich nicht Großmann an seinem gegenüber gesessen, nicht mit ihm durch den Garten seiner Launen und Ideen gegangen wäre.“ (zit. Nieradka: 133)

Das verlautbarte Franz Hessel, der mit dem Band Spazieren in Berlin soeben sein „besonderes Gefühl für die Atmosphäre der großen Städte“ (Hans Bethge, Wiener Zeitung 7.9.1929) bewiesen hatte, 1930 in der Ullstein-Tageszeitung Tempo gelegentlich der Uraufführung des Stücks Apollo, Brunnenstraße an der Berliner [no-lexicon]Volksbühne[/no-lexicon]. Nicht nur für dieses ursprünglich Sturm auf Apollo betitelte Berliner Volksstück zeichnete das Gespann Großmann-Hessel verantwortlich. Am Weihnachtsfeiertag 1931 wurde das Große Berliner Schauspielhaus mit dem Raub der Sabinerinnen eröffnet: „Dieses Stück wird zu diesem Zweck von Stephan Großmann und Franz Hessel modernisiert und bearbeitet, so daß es als heutiges Volksstück wirkt. Für die Rolle des Striefe ist Max Pallenberg vorgesehen“ (Reichspost, 1.9.1931).

1931 gelangte zudem das Drama Die beiden Adler an der Berliner Volksbühne zur Uraufführung, „das die Geschicke der beiden österreichischen Politiker Viktor Adler uns seines Sohnes Friedrich Adler behandelt“. Zentral stand darin ein Prozess des Jahres 1916: Friedrich hatte nämlich „den letzten Friedens-Ministerpräsidenten Grafen Stürgkh meuchlings erschossen“ (Linzer Tages-Post, 30.9.1930). In Die beiden Adler legte Großmann neuerdings Zeugnis von seiner „Verehrung“ für das politische Idol und den väterlichen Freund Victor Adler ab. Gleiches gilt auch für die 1930 erschienene Autobiografie Ich war begeistert  [vgl. z.B. IWB 92]. Mit 17 der insgesamt 21 Kapitel führte Großmann darin in die Zeit vor den Ersten Weltkrieg zurück. Die Gegenwart von 1930 blieb – auffallend – unbelichtet.

Nach Hitlers Machtübernahme 1933 war Großmann umgehend Zielscheibe von SA-Übergriffen: Bei einer ersten Hausdurchsuchung blieb er aufgrund seiner gesundheitlichen Verfassung vor Abtransport und Internierung „verschont“. Kurze Zeit später traf er mittellos und schwerkrank in Wien ein, wo er auch während seiner journalistischen Hoch-Zeit in der Weimarer Republik nie ganz verstummt war: Regelmäßig erschienen seine Beiträge aus bzw. über Berlin – insbesondere Theaterkritiken, Rezensionen, Gerichtssaalreportagen und Stimmungsbilder – im Neuen Wiener Journal und im Prager Tagblatt, v.a. aber im Feuilleton der Neuen Freien Presse,
 für das er auch von seinen Reisen, 1926 etwa „Im Auto sausend durch Palästina“, berichtete (s. Dokumente).

Aus Großmanns letzten Veröffentlichungen ragen zwei Beiträge der Jahre 1933/34 hervor. Im Juni 1933 veröffentlichte er – in der („persönlichen“ Kampf-)Manier seines Chefredakteurs Roth – in der Arbeiter-Zeitung
einen „Offenen Brief an Gerhart Hauptmann“: „Ihr Schweigen in dieser Zeit ist eine der bittersten Enttäuschungen, die wir in diesem von Feigheit und Eigennutz beherrschten Zeitalter erfahren haben“, so Großmann zu dem Dramatiker, der nicht öffentlich für seinen jüdischen Kollegen Max Reinhardt eingetreten war, der sich nicht öffentlich gegen die Bücherverbrennungen ausgesprochen hatte und der auch nach dem Rauswurf von Heinrich und Thomas Mann, Leonhard Frank, Alfred Döblin und Jakob Wassermann Mitglied der Preußischen Dichterakademie blieb – „neben Hanns Johst und anderen Johsten“.

„Was jetzt in Deutschland geschieht, das ist die Zerstörung der deutschen Literatur für ein Menschenalter. Die Sache wird sehr gründlich organisiert. […] Der ‚Schlageter‘ mit dem Zeitungspathos von Hanns Johst ist […] auf dreihundert deutschen Bühnen zur Aufführung angesetzt. […] Diese nationalistische Produktion und die Zwangskonsumation des Theaters, die Ernennung der nicht als gesinnungsreichen Theaterleiter wie die Abfütterung des zwangsmäßig zum Genuß abkommandierten Theaterpublikums, das ist ein Teil des Zerstörungswerkes. Das freie Theater, die wirklich [no-lexicon]freie Volksbühne[/no-lexicon] wurde gemeuchelt. Und Sie konnten schweigen?“ [MP 177-181]

In dem 1934 anonym in Klaus Manns Exilzeitschrift Die Sammlung erschienenen Beitrag „Unabhängiges Österreich“ spürte Großmann den „Ursachen der vernichtenden Niederlage der Wiener Arbeiter“ [MP 193] bei den Februarkämpfen von 1934 nach. Er schloss mit einem düsteren, vorausahnenden Blick in die Zukunft eines angeschlossenen Österreichs:

„Innerpolitisch betrachtet muß man sagen, daß die Nutznießer dieses Bürgerkrieges allein die österreichischen Nationalsozialisten sind. […] Schon sind die ersten Symptome dieser Verständigung sichtbar. Herr Starhemberg war so freundlich zu erklären, daß er die Juden keineswegs ausrotten, sondern nur ihrer ‚Übermacht und Vorherrschaft‘ ein Ende bereiten wolle. […] Schon sitzen die Naziführer mit den Heimwehrleuten wieder bei mitternächtlichen Konferenzen, und diesmal wird kein Polizist die Abgesandten Starhembergs von den Abgesandten Hitlers wegholen. Die Kanonen, die Herr Dollfuß gegen die Wiener Arbeiterhäuser auffahren ließ, haben nicht nur die proletarische Front zerstört, sie haben die Grundmauern des kleinen Österreich erschüttert. Wir sind Mussolinis sterbende Kolonie geworden.“ [MP 195f.]

Die Regierung Dollfuß nahm den Beitrag zum Anlass, Die Sammlung in Österreich zu verbieten.

Am 3.1.1935 verstarb Großmann an Herzversagen – in Wien, seiner Heimatstadt, die ihm nach 1933 zum Exilort geworden war.

11. Wir können warten: Ein Ullstein-Roman

Im Wiener Exil arbeitete Großmann an seinem letzten, erst 2014 unter dem Titel Wir können warten erschienenen Romanprojekt, gewidmet dem sogenannten Kronstein-Verlag im Jahrfünft vor Hitlers Machtübernahme.

„Wir waren bis zum Kriege wie ganz Deutschland kaisertreu und bürgerlich. […] Im Kriege haben wird wie ganz Deutschland an Hindenburg und Ludendorff geglaubt und dementsprechend die Blätter geführt. […] Nach der Revolution von 1918 schien es, dass die Sozialdemokraten die Massen hinter sich haben. Damals haben wir [Redakteur] Klotz engagiert […]. Wir nahmen neue hunderttausende Leser aus den Reihen der Sozialdemokraten“, [RU 40]

gibt Friedrich Kronstein Einblick in die Verlagsgeschichte. Er, „der politische Leiter aller Blätter“, steht gemeinsam mit seinen fünf Brüdern – Heinrich als Hausjuristen, Philipp als technischem Leiter, August als Leiter des Inseratengeschäfts, Emil als Leiter des Buchverlags und der illustrierten Blätter, und Simon als „Finanzgenie“ [RU 23f.] – an der Spitze des Familienunternehmens, das sich unter dem Eindruck der politischen Entwicklung zu einem umfassenden Revirement gezwungen sieht.

„Die Deutschen sind der sozialdemokratischen und der weltversöhnenden Reden müde. Ganz aufrichtig: Wir brauchen eine starke nationale Rechtsregierung“, und laut Staatssekretär Freiherr von Schollwitz vom Reichsfinanzministerium soll der Kronstein-Verlag „bei diesem Werk mithelfen“ [RU 71]. Man entledigt sich Klotz‘, der lautstark vor einem Hinübersegeln in die „deutschnationale Politik“ warnt [RU 33]. Zum „Chef des gesamten Tagesdienstes“ wird ein vormaliger Zahnarzt berufen: „Neuburger war politisch neutral, das heißt er hatte keine Meinung“ [RU 88].

Die firmeninternen Spannung aufgrund der politischen Neu-Justierung werden intensiviert durch einen privaten Bruderzwist: Friedrich verlobt sich mit der weitaus jüngeren Kunsthistorikerin Evelyne Goldscheider, die auf die Verlagsgeschäfte Einfluss nehmen möchte. Die Brüder lancieren daraufhin eine Pressekampagne gegen Evelyne als vermeintlicher „Spionin in französischen Diensten“ [RU 121]. Friedrich, gesundheitlich bereits schwer angeschlagen, verstirbt, nachdem Evelyne die Verlobung aufgelöst hat und in die USA emigriert ist.

Nach Friedrichs Tod fassen die Brüder allmählich den Verkauf des Verlags an die Deutsche Bank ins Auge, um Deutschland in näherer Zukunft verlassen zu können. Denn die Regierung versucht mit immer neuen Schikanen Einfluss insbesondere auf das Tageszeitungsgeschäft zu gewinnen, um Schollwitz als Verlagschef einsetzen zu können. Der aber hält als Verlagsleiter nicht, was seine anfänglichen deutschnationalen Parolen erwarten haben lassen, und versagt sich dem „beginnende[n] Säuberungswerk an der vielfach entarteten Großstadtpresse“ [RU 239]: Schollwitz, ohnedies bei Hitler, „dem Anstreicher“, „unbeliebt“ [RU 181], ist kein „Judenfresser“ [RU 244], und kündigt, zu Einsparungen angehalten, jüdischen und „arischen“ Redakteuren gleichermaßen. Als Willi Krause, der Anführer der „deutschblütigen Schriftleiter“ [RU 239], bei einer hitzigen Betriebsversammlung – Hitler ist soeben zum Reichskanzler gewählt worden – einen jüdischen Redakteur totschlägt, richtet Schollwitz bei dem Begräbnis folgende Worte an die Trauergemeinde:

„Wer aus dem Boden des deutschen Volkes den Juden roh entwurzeln, aus Deutschland hinaus und in eine andere Erde drängen will, der weiß nicht, um wie viel er Deutschland ärmer macht.“ [RU 382]

Als Vertrauensmann der neuen Regierung denunziert Krause Schollwitz wegen „jüdischer Sympathie“ [RU 353]: Schollwitz hat sich mit der jüdischen Sekretärin Ruth Berger verlobt. Das Paar beschließt, sich von Berlin auf den Schollwitz’schen Landsitz in Mecklenburg zurückzuziehen, und der Fragment gebliebene Roman schließt mit Schollwitz‘ Worten:

„Es wird vielleicht ein paar Jahre dauern, bis uns das andere, das ewige Deutschland zurückrufen wird, dich und mich. Aber wir können warten.“ [RU 384]

Roman Ullstein lautet der Arbeitstitel, den Großmann für sein letztes Werk gewählt hat – nicht ohne Grund: Der Ullstein Verlag wird in den 1920er Jahren bzw. bis zur erzwungenen „Arisierung“ tatsächlich von den fünf Söhnen des Firmengründers Leopold geführt, die um die Macht im Verlag und um dessen Ausrichtung konkurrieren. Die firmen- bzw. familieninternen Spannungen eskalieren, als Franz Ullstein ankündigt, die jüngere Dr. Rosie Gräfenberg zu heiraten; die Brüder kontern, indem sie Rosie der deutsch-französischen Doppelspionage während des Ersten Weltkriegs bezichtigen. Christian Jäger und Erhard Schütz als der Herausgeber von Wir können warten haben den realen Vorbildern, die sich auch für Angestellte des Kronstein-Verlags bzw. für die Politiker, die die Verlagsgeschicke allmählich lenken, ausmachen lassen, nachgespürt (vgl. Jäger bzw. Schütz I, II).

Durch den Rückgriff auf authentische Ereignisse resp. Persönlichkeiten ist Großmanns Roman als, im besten Sinne, Zeit-Roman einzuschätzen. Das vermag die Betroffenheit, die den Leser mitunter – und insbesondere bei den für die Zeit lange vor 1933 dokumentierten antisemitischen Übergriffen – befällt, noch zu befördern. So hat Großmann etwa Friedrichs Leibarzt am (Sterbe-)Bett seines Patienten drakonisch konstatieren lassen: „Bei Ariern habe ich diese Freude an Klagelauten nicht beobachtet.“ [RU 226]


Literaturverzeichnis
Primärliteratur (in chronologischer Reihung)

inkl. Siglen, vorangestellt in []

  • Stefan Großmann: Oesterreichische Strafanstalten. Wien-Leipzig: Wiener Verlag 1905. Online unter: http://gutenberg.spiegel.de/buch/oesterreichische-strafanstalten-7655/1
  • [VK] _ Ders.: Der Vorleser der Kaiserin. Novellen. Berlin: Fritz Gurlitt 1918.
  • [P] _ Ders.: Die Partei. Berlin: Ullstein 1919.
  • [ET] _ Ders.: Der Hochverräter Ernst Toller. Die Geschichte eines Prozesses. Mit der Verteidigungsrede von Hugo Haase. Berlin: Ernst Rowohlt 1919 (= Umsturz und Aufbau. Eine Folge von Flugschriften).
  • [FL] _ Ders.: Ferdinand Lassalle. Berlin: Ullstein 1919 (= Menschen in Selbstzeugnissen und zeitgenössischen Berichten).
  • [GK] _ N.N.: Großdeutsch oder Kleindeutsch? Reden über den Anschluß Deutsch-Oesterreichs an die Deutsche Republik von Hermann Kienzl, Professor Dr. Heinrich Herkner, Stefan Großmann, Minister Konrad Haenisch, Professor Alois Brandl, Dr. Hermann Ullmann und Professor Werner Sombart. Mit einem staatsrechtlichen Nachwort von Professor Heinrich Triepel. Berlin: Verlag für Sozialwissenschaft 1919.
  • [LD] _ Stefan Großmann: Lenchen Demuth und andere Novellen. Berlin: Propyläen 1925.
  • [CR] _ Ders.: Chefredakteur Roth führt Krieg. Berlin-Wien-Leipzig: Zsolnay 1928.
  • Ders.: Die beiden Adler. Schauspiel in fünf Akten. Bühnenausgabe. Bühnenvertreib: Drei Masken-Verlag, Berlin. Berlin-Wien-Leipzig: Paul Zsolnay 1931.
  • [IWB] _ Ders.: Ich war begeistert. Eine Lebensgeschichte. Mit einem Vorwort von Egon Schwarz und einem Nachwort von Carel ter Haar. Königstein/Ts.: Scriptor 1979 (= Reihe Q. Quellentexte zur Literatur- und Kulturgeschichte; Bd. 7).
  • [MP] _ Ders.: Die Schultern der Mizzi Palme. Hg. v. Traugott Krischke. Mit einem Vorwort von Christina Wesemann-Wittgenstein. Wien: Kremayr & Scheriau 1995.
  • [RU] _ Ders.: Wir können warten oder Der Roman Ullstein. Hg. von Erhard Schütz. Berlin: Verlag für Berlin-Brandenburg 2014 (= Medias in res; Bd. 1).
Sekundärliteratur (in alphabetischer Reihung)

inkl. Kurzbelegen, vorangestellt in ()

  • (Bertschik) _ Julia Bertschik: „Mr. Ford nimmt Pferde in Zahlung…“ Reklame als Alltagsdiskurs neusachlicher Ästhetik in Stefan Großmanns Zeitschrift Das Tage-Buch (1920-1933). In: Primus-Heinz Kucher/Dies. (Hgg.): „baustelle kultur“. Diskurslagen in der österreichischen Literatur 1918-1933/38. Bielefeld: Aisthesis 2011, S. 331-348.
  • (Fetz) _ Bernhard Fetz: Tagebuch einer Beziehung: Wien oder Berlin? Der Feuilletonist Stefan Großmann. In: Ders./Hermann Schlösser (Hgg.): Wien – Berlin. Mit einem Dossier zu Stefan Großmann. Wien: Paul Zsolnay 2001 (= Profile, Bd. 7), S. 185-200.
  • (ter Haar) _ Carel ter Haar: Nachwort, in: Stefan Großmann: Ich war begeistert. Eine Lebensgeschichte. Königstein/Ts.: Scriptor 1979 (= Reihe Q. Quellentexte zur Literatur- und Kulturgeschichte; Bd. 7), S. 323-339.
  • Stefan Jäger: Vom Warten der Brüder. Historische Rekonstruktionen zu einem unveröffentlichten Roman. In: Fetz/Schlösser, Wien – Berlin, S. 219-236.
  • (Nieradka) _ Magalin Laure Nieradka: Der Meister der leisen Töne. Biographie des Dichters Franz Hessel. Hamburg: Igel ²2014.
  • (Oels/Schneider) _ David Oels/Ute Schneider: Masse, Mobilität, Moderne – Zur Einleitung, in: Dies. (Hgg.): „Der ganze Verlag ist einfach eine Bonbonniere“. Ullstein in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Berlin-München-Boston: de Gruyter 2015 (= Archiv für Geschichte des Buchwesens – Studien; Bd. 10), S. 1-15.
  • (Schütz I) _ Erhard Schütz: „Wir, jawohl wir formen das geistige Antlitz der Nation“. Stefan Großmanns Roman Ullstein (1933/34) zwischen Schlüsselroman, Zeitdiagnose und Wunschdenken. In: David Oels/Ute Schneider (Hgg.): „Der ganze Verlag ist einfach eine Bonbonniere“. Ullstein in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Berlin-München-Boston: de Gruyter 2015 (= Archiv für Geschichte des Buchwesens – Studien; Bd. 10), S. 19-43.
  • (Schütz II) _ Ders.: „Die Zeitung ist mächtiger als die Bücher…“ Vorwort, in: Stefan Großmann: Wir können warten oder Der Roman Ullstein. Hg. von Erhard Schütz. Berlin: Verlag für Berlin-Brandenburg 2014 (= Medias in res; Bd. 1), S. 5-18.
  • Johan Warren: „Das Gehirn ist ein Hemmungsorgan“. Stefan Großmanns Schauspiel Die beiden Adler. In: Fetz/Schlösser, Wien – Berlin, S. 201-218.
  • (Wesemann-Wittgenstein I) _ Christina Wesemann-Wittgenstein: Stefan Großmann: Publizist, Theatermacher und Schriftsteller zwischen Wien und Berlin. In: Fetz/Schlösser, Wien – Berlin, S. 158-184.
  • (Wesemann-Wittgenstein II) _ Dies.: Vorwort, in: Stefan Großmann: Die Schultern der Mizzi Palme. Hg. v. Traugott Krischke. Wien: Kremayr & Scheriau 1995, S. 7-15.
Online-Quellen

(Stand: April 2016)

Zeitgenössische Quellen
  • N.N.: Vom sozialdemokratischen Parteitheater. In: Reichspost (17.3.1913), S. 3.
  • N.N.: Aus den Wiener Morgenblättern. In: Reichspost (Nachmittagsausgabe, 24.1.1914), S. 1f.
  • N.N.: „Der Fall Großmann.“ In: Arbeiter-Zeitung (29.1.1914), S. 6.
  • N.N.: Stadttheater [zu: Der Vogel im Käfig]. In: Reichspost (16.3.1916), S. 9.
  • N.N.: Stadttheater [zu: Der Vogel im Käfig]. In: Montags-Zeitung (20.3.1916), S. 2.
  • E.: Wiener Stadttheater [zu: Der Vogel im Käfig]. In: Wiener Montagblatt (20.3.1916), S. 2.
  • N.N.: Die Ehrenbeleidigungsklage des Direktors Wallner. In: Reichspost (1.5.1917), S. 8.
  • Raoul Auernheimer: Lassalle und die Gräfin. In: Neue Freie Presse (1.6.1924), S. 1-4.
  • N.N.: Die Hakenkreuzler mit französischem Gelde großgezogen. In: Arbeiterwille (8.10.1924), S. 4.
  • N.N.: „Chefredakteur Roth führt Krieg.“ In: Der Zeitungs-Verlag (14.4.1928), S. 21.
  • Alfred Zohner: „Chefredakteur Roth führt Krieg.“ In: Wiener Zeitung (27.5.1928), S. 6.
  • N.N.: Das Ausscheiden Stefan Großmanns. In: Das Tage-Buch 9 (1928), H. 41, S. 1707.
  • Hans Bethge: „Spazieren in Berlin.“ Von Franz Hessel. In: Wiener Zeitung (7.9.1929), S. 4.
  • N.N.: Viktor Adler und Sohn auf der Bühne [zu: Die beiden Adler]. In: Linzer Tages-Post (30.9.1930), S. 13.
  • Arnold Winkler: „Ich war begeistert.“ Eine Lebensgeschichte von Stephan Großmann. Verlag S. Fischer, Berlin. In: Wiener Zeitung (19.5.1931), S. 7.
  • N.N.: Pallenberg als Striefe. Die Eröffnung des Großen Berliner Schauspielhauses. Von unserem Korrespondenten [zu: Apollo, Brunnenstraße]. In: Reichspost (1.9.1931), S. 6.
Zeitungs-, Zeitschriften-Beiträge von Stefan Großmann
  • [gem. mit Engelbert Pernerstorfer, Leopold Winarsky, Karl Höger, Hans Kulhanek, Georg Emmerling] An die organisierte Arbeiterschaft Wiens! In: Arbeiter-Zeitung (29.7.1906), S. 8.
  • Im Militärzug. In: Prager Tagblatt (4.8.1914), S. 2.
  • Ein Journalist. In: Das Tage-Buch 1 (1920), H. 13, S. 434-436.
  • Die Schultern der Mizzi Palme. In: Das Tage-Buch 1 (1920), H. 18, S. 623f.
  • Pariser Wählerversammlungen. In: Neue Freie Presse (12.5.1924), S. 1f.
  • Französische Wahlbilder. Gespräch mit dem Friseur. In: Neue Freie Presse (14.5.1924), S. 1-3.
  • Hauptmanns „Veland“ (Uraufführung im Deutschen Schauspielhaus zu Hamburg). In: Neue Freie Presse (25.9.1925), S. 1f.
  • S. Fischer. In: Das Tage-Buch 6 (1925), H. 42, S. 1550-1554.
  • Im Auto sausend durch Palästina. In: Neue Freie Presse (27.3. bzw. 10.4.1926), S. 11 bzw. 10f.
  • Jaffé, der Brandstifter. In: Neue Freie Presse (9.5.1926), S. 28-30.
  • Letzter Rettungsversuch. Gespräch mit einem entlassenen Sträfling. In: Neue Freie Presse (18.7.1926), S. 23.
  • Zeitungsschreibende Dichter. In: Das Tage-Buch 7 (1926), H. 27, S. 946f.
  • Brecht siegt endlich! In: Das Tage-Buch 9 (1928), H. 37, S. 1546f.
  • Väter und Töchter. In: Prager Tagblatt (21.10.1928), S. 3f.
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