Geb.19.2.1884 in Wien, gest. 19.2. 1950 in London. Publizist, Schriftsteller, Übersetzer, Exilant.

Materialien und Quellen:

Walt Whitmann. Zu seinem 100. Geburtstag. In: Wiener Morgenzeitung, 31.5.1919, S. 2-3;

(in preparation)

geb. am 18.1.1900 in Wien – gest. am 26.4.1961 ebenda; Maler, Holzschneider, Grafiker

Als dritter Sohn einer Postbeamtenfamilie absolviert S. die Wiener Kunstgewerbeschule u. a. bei Oskar Strnad. 1920 präsentiert der Kunsthändler Max Hevesi in der Eröffnungsausstellung seiner Galerie erstmals Arbeiten von S. 1922 entstehen in Zusammenarbeit mit dem Kunstkritiker Arthur Roessler erste Buchprojekte, u. a. 13 Druckplatten zu Johannes von Saaz’ Der Ackermann aus Böhmen und 20 zu Roesslers Dialogstück Die Stimmung der Gotik. 1923 gab Erica Tietze-Conrat das Mappenwerk O. R. Schatz. 12 Holzschnitte heraus. Im selben Jahr ist S. zum ersten Mal Gast bei bei der Frühjahrsausstellung des Künstlerbundes Hagen, dem er 1928 beitritt, und bei der Winterausstellung der Secession (mit Kleidelithografien zu Ch. Morgensterns Galgenlieder), wo er, so Roessler, großes Aufsehen erregte (Cabuk, 2018, 33). Bald danach wechselt Schatz zum Galeristen Otto Kallir-Nirenstein, der ihn fortan großzügig unterstützt. 1925 erhält S. den österreichischen Staatspreis. Um 1925 kommt S. in Kontakt mit der österreichischen Arbeiterbewegung. 1925/26 gestaltet S. die Bücher des sozialdemokratischen Kulturfunktionärs Josef Luitpold Stern Der entfesselte Prometheus und Der entwurzelte Baum, 1927 folgen der Prachtband Die neue Stadt und Die Rückkehr des Prometheus, beide nach Texten Josef Luitpolds. 1926 entstehen acht Holzschnitte für das Märchen Im Satansbruch von Ernst Preczang, dem Mitbegründer der Büchergilde Gutenberg. Es ist S.’ erste Arbeit für die Büchergilde, der weitere folgen, 1937 noch Upton Sinclairs Co-op, der letzten Band der Büchergilde, der im Prager Exil noch erscheinen konnte. 1929/30 arbeitet S. auch für die Initiative des Verlags Der Strom, mit der „Roman-Rundschau“ bekannte Werke im Zeitschriftenformat zugänglich zu machen. S. illustriert insgesamt vier Nummern u. a. nach Texten von Stefan Zweig, H. G. Wells und Jack London. 1927/28 wendet sich S. in einer Holzschnittserie dem Thema Arbeitswelt zu, wobei er viele der Motive auch als Aquarell ausführt. In seinen Holzschnitten wie seinen Ölbildern übernimmt S. das Dramatische des Expressionismus, das seine von Schiele herkommenden Aktbilder prägt, in die klare Linienführung seiner Bildkompositionen. Auch wo seine Bilder der Neuen Sachlichkeit mit der Eliminierung des Pinselduktus, der nüchternen Detailtreue und dem strengen Aufbau nahestehen, enthalten sie häufig ein Element der Dynamisierung und einen sozialkritischen Kommentar. Während des Zweiten Weltkrieges lebte S., in zweiter Ehe verheiratet mit der Tochter eines jüdischen Industriellen, in Brünn und Prag, am 16. November 1944 wird S. von der Gestapo verhaftet und in verschiedene Arbeitslager verschleppt, zuletzt ins Lager Bistritz. Das Wien der Nachkriegsjahre hält Schatz in Holzschnitten, Ölbildern und Aquarellen fest. Gefördert wird er von Viktor Matejka, der 1947 das Vorwort zu S.’ Mappe mit 18 Holzschnitten nach Peter Roseggers Roman Jakob der Letzte schreibt. 1949 erscheint im Globus Verlag eine Buchausgabe von S.’ 1941 entstandener Mappe Prater mit 48 Aquarellen. Im Rahmen der Initiative „Kunst am Bau“ schuf Schatz bereits in der Ersten Republik Fresken in der Bücherei der Wohnanlage Sandleitenhof im 16. Bezirk und in der später ausgebombten Arbeiterhochschule im 19. Bezirk. Nach 1945 entstehen Mosaike und Wandbilder an sechs Wiener Gemeindebauten und einer Volksschule. Die Kachelmosaike für den Wiener Westbahnhof bleiben unrealisiert, obwohl S. für sein Projekt prämiert wird. Ein 40 qm großes Fresko über das Druckerei- und Zeitungswesen befand sich bis zum Abriss des Kurierhauses in der Wiener Seidengasse im siebten Bezirk.


Literatur

Arthur Roessler: Einiges von und über Otto Rudolf Schatz. In: Österreichische Monatshefte, Nr. 16 (1930), S. 62–75; Fritz Karpfen: „… gesandt zu verkünden …“ O. R. Schatz, Österreichs Maler der Gegenwart, Kämpfer um der Gerechtigkeit Willen. In: Die Zeit. Jg. 2, H. 10 (1949), S. 11–13; Otto Rudolf Schatz: Ein Künstler erzählt von sich selbst. In: Der schöne Brunnen. Jg. 1; H. (1949), S. 352; Jörg Lampe: Die Fresken in der Großdruckerei Waldheim-Eberle. In: Graphische Revue Österreichs H. 11/12 (1953), beigel. Leporello; Wilfried Daim: Otto Rudolf Schatz, Grafik (1978); Wilfried Daim: Otto Rudolf Schatz, Kriegsbriefe (1982); Otto Rudolf Schatz. In: Klaus Schröder: Neue Sachlichkeit, Österreich 1918–1938 (1995), S. 86–105; Wilfried Daim: Meine Kunstabenteuer. Geschichte einer Sammlung (1997); Ernst Presczang: Die Stimme der Arbeit. Ill.: O. R. Schatz. Hg. u. rekonstruiert von Wilfried Daim (1999); Mayr, Brigitte: Otto Rudolf Schatz – Das graphische Werk der Zwischenkriegszeit 1918-1938 (Dip.arb., Innsbruck 1999); Klaus Türk: Bilder der Arbeit. Eine ikonografische Anthologie (2003); Dietrich Kraft, Matthias Boeckl: Otto Rudolf Schatz. 1900–1961 (2010); Hagenbund. Ein europäisches Netzwerk der Moderne 1900 bis 1938 (2014), Cornelia Cabuk: O.R. Schatz. Monografie und Werkverzeichnis. = Belvedere Werkverzeichnisse, Bd. 7, Hgg. von Stella Rollig u. Christian Huemer. Wien 2018.

Quellen und Dokumente

Otto Rudolf Schatz bei Kunsthandel Widder; Otto Rudolf Schatz bei Artnet;

(EPH)

geb. am 27.5.1874 in Brünn/Brno – gest. am 10.10.1942 in Wien; Schriftsteller, Essayist, Übersetzer

Sch. entstammt einer väterlicherseits tschechischen, mütterlicherseits einer deutschspr. Kaufmannsfamilie, die in Brünn einen Drogerieladen betrieb. Während die Mutter seine frühe Begeisterung für die Lit. teilte u. förderte, blieb das Verhältnis zum Vater, für Sch. die Inkarnation aus Provinzialität u. Verachtung von Bildung, zeitlebens gespannt u. distanziert. Nach dem Besuch des humanist. Gymnasiums in Brünn stud. Sch. von 1892-1897 an der Univ. Wien Jus u. wurde 1898 zum Dr. iur. promoviert. Danach trat er in den Verwaltungsdienst in Brünn, anschl. in Mährisch-Weißkirchen (Hranice) ein, bevor er ab 1903 in Wien im Ministerratspräsidium Karriere machte. Bereits 1893 ersch. ein erster Bd. Gedichte, den u.a. K. Kraus besprach; mit den nachfolg. Bdn. Meine Gärten (1896) u. Tage und Träume (1899) erschrieb sich Sch. einen festen Platz in der zeitgenöss. impressionist. Fin de Siècle-Lyrik, die von französ. Vorbildern wie Gautier u. Verlaine beeinflusst war. Er schloß Bekanntschaft mit R. M. Rilke u.  H. v. Hofmannsthal, dem er bewundernd wie fallweise auch abschätzig ablehnend folgte. Um 1900 trat Sch. verstärkt mit Kurzprosa hervor wie z.B. den Skizzen Intérieurs aus dem Leben der Zwanzigjährigen (1901) oder die Novellen Eros-Thanatos (1906). Zudem betätigte er sich als Literaturkritiker, u. a. des Frühwerks von Th. Mann, der mit ihm bis 1905 auch im briefl. Austausch stand. Der wirkungsmächtigste Text aus jener Zeit war zweifellos der Bd. Leben und Meinungen des Herrn Andreas von Balthesser (1907, letzte Neuaufl. 2013), in welchem sich Sch. als Verächter bürgerl. Normen u. Verfechter anarch.-aristokratischer, dandyhafter Freiheiten u. Gesten zeigte, indem er, auch satirisch u. mit Neigung zum Paradoxon, die ästhet. Oberfläche als existentielle Tiefe inszenierte. 1914-18 trat er mit propagand. Kriegslyrik u. Essays hervor u. stand ab 1918 der Republik von Beginn an skeptisch gegenüber. Noch vor Kriegsende nobilitiert, trat Sch. 1919 aus dem Staatsdienst aus u. zog sich als pensionierter Beamter u. Schriftsteller ins Privatleben zurück. Mit dem Novellenbd. Dinonys-bácsi (1922) bricht Sch.s. poet. Prosa ab; es folgen noch ein Bd. Ausgewählte Gedichte (1924) sowie mit Herbsthöhe ein abschließender (1933). Seit den 1920er Jahren widmet sich Sch. vorwiegend der essayist. Prouktion sowie Dichter-Biogr. (z.B. zu E.T.A. Hoffmann, A. Stifter, K. Kraus) u. Übers. aus dem Englischen u. Französischen, darunter zu Shakespeare, Flaubert u. Mallarmé. Zudem exponierte sich Sch. massiv gegen die Form der parlamentar. Demokratie, z.B. in Erkenntnisse und Betrachtungen (1934), wirkte ab 1933 an der Zs. Der Christliche Ständestaat mit u. veröffentl. in dezidiert kulturpolit. kathol. Ztg. u. Zs. wie Reichspost, Der Gral, Schönere Zukunft seit Ende der 1920er Jahre Essays u. Kritiken mit z.T. offenen antisemitischen Spitzen u. Argumentationen, die sich zwar vom Nationalsoz. nach außen hin abgrenzten, wie eine Polemik mit W. Vesper dokumentiert, aber de facto erhebliche strukturelle Gemeinsamkeiten aufwiesen. 1929 wurde in Wien durch seine Tochter die Schaukal-Gesellschaft gegründet.


Werke (Auswahl)

Mimi Lynx. Novelle (1904); Literatur. Drei Gespräche (1907); Schlehmile. Drei Novellen (1907); Zettelkasten eines Zeitgenossen (1913); Zeitgemäße deutsche Betrachtungen (1916); Das Buch Immergrün (1916); Jahresringe. Neue Gedichte (1922); Gedanken (1931); Beiträge zu einer Selbstdarstellung (1934); Einsame Gedankengänge (1934-1939; 1947)

Quellen und Dokumente

In der Mediathek: Richard von Schaukal: Studentenrecht und Judenfrage. Tatsachen und Grundsätzliches. In: Schönere Zukunft, Nr. 13, 27.12.1931, S. 303-304.

S.: Erlebte Gedanken. Aus einem neuen Aphorismenbuche R. S.s. In: Neues Wiener Journal, 6.9.1918, S. 3, Rudolf List: R. S. In: Radio Wien, 30.5.1930, S. 10, Josef Nadler: S.s lyrisches Werk. In: Wiener Zeitung, 26.5.1932, S. 1-4.

Nachlass: Wien-Bibliothek (155 Boxen).

Literatur

V. Suchy: Die „österreichische Idee“ als konservative Staatsidee bei Hugo von Hofmannsthal, Richard von Schaukal und Anton Wildgans. In: F. Aspetsberger (Hg.): Staat und Gesellschaft in der modernen österreichischen Literatur (1977), 21–43; J. Sonnleitner: »Eherne Sonette«. Richard von Schaukal und der Erste Weltkrieg. In: K. Amann, H. Lengauer (Hgg.): Österreich und der große Krieg. Die andere Seite der Geschichte (1989), 152-157; C. Girardi-Warum: Schwüle Leidenschaft. Richard Schaukal und der Simplicissimus. In: Literatur in Bayern; Sonderheft Simplicissimus, 1996, 67–69; D. Pietzcker: Richard v. Schaukal. Ein österreichischer Dichter der Jahrhundertwende (1997); A. Wicke: „Schaukal ist ein kurioser Kauz“. Zum Verhältnis Thomas Manns zu Richard Schaukal. In: Eros Thanatos. JB der Schaukal-Gesellschaft, 1 (1997), 105–113; F. Krobb: „denn Begriffe begraben das Leben der Erscheinungen“. Über Richard Schaukals „Andreas von Balthesser“ und die „Eindeutschung“ des Dandy. In: Eros Thanatos; 3/4 (1999/2000), 89–111; F. Zeder: ›Erlebtheit‹ versus ›Mache‹. Die Richard Schaukal-Thomas Mann-Kontroverse im Spannungsfeld zwischen ›Dichter‹ und ›Literat‹. In: Ebd., 51-70, Werner Frizen: 74 von 25 000 Briefen Thomas Manns [IASL online]; David Axmann: von Schaukal, Richard: Leben und Meinungen des Herrn Andreas von Balthesser, eines Dandy und Dilettanten. In: Wiener Zeitung, 10.4.2014.

Eintrag bei wien.gv.at.

(PHK)

geb. als Helene Riesz am 18.9.1880 in Olmütz (Mähren), gest. am 8.1.1970 in Wien; Verlegerin, Schriftstellerin, Journalistin, Übersetzerin

Sch.-R., aufgewachsen in einem jüd. „assimilierten liberalen, bildungsorientierten, gutbürgerlichen Elternhaus (Stumpf-Fischer, S. 16), absolvierte die erste Gymnasiale Mädchenschule des Vereins für erweiterte Frauenbildung (gegr. 1892 u. bis 1908 die einzige allg. bildende höhere Schule für Mädchen in Wien). 1904 Heirat mit dem Rechtsanwalt und soz.dem. Kommunalpolitiker Gustav Scheu (gest. 1935). 1905 Geburt des Sohnes Friedrich, 1912 der Tochter Elisabeth. Umzug in das 1912/13 nach Entwürfen von Adolf Loos errichtete, als erstes modernes Terrassenhaus des Architekten bekannte Haus Scheu in Hietzing (13., Larochegasse 3), wo Sch.-R. einen u.a. von Loos, Alban Berg, Oskar Kokoschka, Yvette Guilbert u. Anton v. Webern frequentierten Salon unterhielt. Befreundet mit Eugenie (Genia) Hoffmann – Schriftstellerin u. Vorsitzende d. Wohnungskomitees der Internationalen Frauenstimmrechtskonferenz i. Wien –, der Pädagogin u. Schulgründerin Eugenie Schwarzwald, dem Journalisten Max Winter (seit 1925 Präsident der Sozialistischen Erziehungs-Internationale) u. Franz Čižek; in seiner an der Wr. Kunstgewerbeschule eingerichteten Jugendkunstklasse setzte Čižek bei der Kinderkunsterziehung auf die Entfaltung eigener Neigungen/Begabungen und wird damit als Vorbild v. ReformpädagogInnen (ein-)geschätzt (vgl. Blumesberger 2009, S. 26f.).

In ihren journalist. Arbeiten (für Die Zeit – seit 1903 verantwortlich für die Sonderbeilage „Die Kinder-Zeit“ –, das Feuilleton derNeuen Freien Presse, die Zeitschrift Das Neue Frauenleben u. die Arbeiterinnen-Zeitung, in der Sch.-R. auch für die Redigierung der Beilagen „Häuslicher Ratgeber“ u. „Für unsere Kinder“ verantwortlich zeichnete) widmete sich Sch.-R. bs. den Themenfeldern Pädagogik/Erziehung, Kinder- und Jugendliteratur u. der Gleichberechtigung der Frau. Anfangs involviert in die bürgerliche Frauenbewegung (u.a. beteiligt an Aktivitäten des Wiener Frauenklubs), wurde Sch.-R. dann Mtgl. in soz.dem. Frauenorganisationen u. eine Unterstützerin der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF).

Während einer Englandreise auf sogenannte „Pennybüchlein“ gestoßen, nahm Sch.-R. sich vor, vergleichbar günstige und dabei Qualität-volle Kinderbücher auch in Österreich herauszugeben, denn: „Wer mit Franz Hoffmann, Christoph von Schmid und Karl May großgezogen wird, fällt später als leichte Beute dem Schundroman zu und geht vielleicht sein Leben lang an den Schöpfungen der größten Dichter vorüber“ (zit. Blumesberger 2009, S. 31), so Sch.-R. 1906 in den Neuen Blättern für Literatur und Kunst. Für diese (nur in einer Nr. erschienene) Zeitschrift zeichnete der Wr. Buchhändler Hugo Heller verantwortlich, bei dem denn auch die Reihe „Jugendspiegel“ (1905-07, insg. 4 Bde.) erschien. Für den „Jugendspiegel“ und (ab 1910) die Reihe „Konegens Kinderbücher. Eine Weltliteratur für die Jugend“ in Konegens Jugendschriftenverlag zeichneten als Herausgeberinnen Sch.-R. u. E. Hoffmann verantwortlich. Bis 1917 wurden 57 je ca. 38 Seiten starke Bde. „Konegens Kinderbücher“ veröffentlicht, deren Pappeinbände v. KünstlerInnen wie der österr. Graphikerin Mela Köhler (d.i. Melanie Köhler-Broman), die an der Wr. Kunstgewerbeschule bei Kolo Moser studiert hatte, gestaltet wurden und die v.a. via Annoncenschaltungen für Spielwaren, Wäsche o. Kakao finanziert wurden. Als Herausgeberin – d.h. im Kampf gegen „Kitsch“ in der Kinder- u. Jugendliteratur, dem Sch.-R. z.B. den programmatischen Arbeiter-Zeitung-Beitrag „Jugendlektüre“ (19.12.1906) widmete (vgl. Blumesberger 2009, S. 26) – war Sch.-R. beeinflusst v. dem Lehrer Heinrich Wolgast (1860-1920), der sich u.a. in der Schrift Das Elend unserer Jugendliteratur zur Literaturpädagogik geäußert hatte (vgl. Blumesberger 2009, S. 28-30). Diese literaturpädagog. Ambitionen verband Sch.-R. nach Kriegsende 1919 auch mit ihrem karitativen Wirken, indem sie Kakao u. Dosenmilch einer schwed. Hilfsorganisation an die Wr. Kinder verteilte und bei dieser Gelegenheit auch (Vor-)Lesestunden anbot (vgl. Stumpf-Fischer, S. 25). Als Übersetzerin v. Kinder-(Welt-)Literatur leistete Sch.-R. zudem Pionierarbeit, etwa, indem sie Lewis Carrolls Through the looking glass 1923 erstmals ins Dt. übertrug (Alice im Spiegelland) (vgl. ebd., S. 22).

Seit 11.12.1920 waren Sch.-R. u. Hoffmann auch als Gesellschafterinnen an Konegens Jugendschriftenverlag beteiligt. Bereits 1923 hatte Sch.-R. zudem einen eigenen Verlag gegründet, in dem sie u.a. die bei Konegen in insg. 115 Bde. verlegten Kinderbücher als “Bunte Sesam-Bücher” (1923-28) gem. mit G. Hoffmann neu herausgab. Daneben erschienen im sogenannten Sesam-Verlag die “Kleinen Sesam-Bücher” mit unter der Aufsicht v. Čižek gestalteten Umschlagzeichnungen, “Sesam-Liederbücher”, “Sesam-Bilderbücher” u. fremdsprachige Reihen. Geschäftsführer waren u.a. Emil Hertzka u. Hugo Winter, beide auch Direktoren bei der Universal-Edition. 1926 erschien das letzte Buch im Sesam-Verlag, der 1930 gelöscht u. 1932 vom Dt. Verlag für Jugend und Volk übernommen wurde.

Im englischsprachigen Briefroman Gretchen discovers America bewies Sch.-R., die 1904 mit dem Roman Werden lit. debütiert hatte, 1934 Affinität zur (anglo-)amerikanischen Lebenskultur (s. auch Sch.-R.s Beitrag zum ‘Vorspann’ der Monotonisierungsdebatte). Die USA, wo ihre Tochter seit 1932 lebte, wurde denn auch zum Exilort für Sch.-R., die unter dem Eindruck der polit. Entwicklungen Wien 1937 verlassen hatte (Sohn Friedrich emigrierte im März 1938 nach London). In New York gründete sie den Verlag Island Workshop [Press] (1941-54) u. gab die Reihe „United World Books“, analog zu den “Kleinen Sesam-Büchern”, in engl. Sprache und versehen mit engl.-dt. Vokabellisten heraus. Ende der 1940er Jahre Versuche, wieder Beziehungen nach Wien zu knüpfen. Als Friedrich 1954 aus dem Londoner Exil zurückkehrte, um auf Einladung Oskar Pollaks das Außenpolitikressort der Arbeiter-Zeitung zu übernehmen (und sich mit der Familie wieder im „Scheu-Haus“ niederließ), kehrte Sch.-R. nach Wien zurück. Mitinitiatorin der „Dramatischen Werkstatt“ i. Salzburg, die nach Vorbild der Drama Departments an US-amerik. Universitäten Autoren u. Regisseuren das Sammeln praktischer Erfahrungen u. internationalen (Kultur-)Austausch ermöglichen wollte (vgl. Blumesberger 2009, S. 25). 1960 verkaufte Sch.-R. das Loos-Haus. 1970 an den Folgen einer Lungenentzündung verstorben, wurde sie auf dem Wr. Zentralfriedhof beigesetzt.


Werke (Auswahl)

Werden [Roman] (1904) – In Memoriam [Gedichte] (1910) – Gedichte (1912) – Klein Friedels Tag. Künstler. Steinzeichnungen von Mela Koehler. Verse von Helene Scheu-Riesz (= Wiener Bilderbücher, Bd. 2; Wien o.J.) – Zirkus, ein buntes Bilderbuch. Verse von Helene Scheu-Riesz zu Bildern von A. Zangerl (Sesam-Verlag, o.J.) – Der Revolutionär. Eine Lebensgeschichte [Roman] (Wien: Konegen 1918) – Wege zur Menschenerziehung [Essay] (= Bücher für Frieden und Freiheit, Bd. 2; Wien 1921) – Frühlingsreigen [Drama] (1924) – Der Verführer [Drama] (1930) – Gretchen discovers America [Roman in engl. Sprache] (1934)

Herausgeberschaft: u.a. Konegens Kinderbücher (gem. mit E. Hoffmann etc.) 1910ff., Kleine Sesam-Bücher 1922-1928 (insg. 61 Bd.e), Sesam-Liederbücher (Bd. 1-14), Bunte Sesam-Bücher. Eine Weltliteratur der Jugend (gem. mit E. Hoffmann; ersch. Bd. 1-129; Bd. 1-115 ehemals Konegens Kinderbücher), Sesame Books (ersch. Bd. 3-5, 7 9/10 und Bd. 30 in engl. Sprache), World Library for Children (English Edition; ersch. Bd. 1-39)

Übersetzungen: u.a. Charlotte Perkins Gilman: Kinder-Kultur. Üs. aus dem Engl. Berlin: Deutscher Kulturverlag 1906. – Elisabeth Barrett Browning: Die Sonette aus dem Portugiesischen und andere Sonette. Üs. aus dem Engl. Berlin: Axel Juncker 1911. – Robert Browning: Pippa geht vorüber. Ein Drama. Üs. aus dem Engl. Wien u.a.: Frisch 1921. – Lewis Carroll: Alice im Wunderland. Üs. aus dem Engl., Wien 1923.

Quellen und Dokumente

Helene Scheu-Riesz: Jugendlektüre. In: Arbeiter-Zeitung (19.12.1906), S. 1-3.

Dies.: Kultur im Werden. In: Neue Freie Presse (24.1.1925), S. 11.

Dies.: Ein Jungmädchenbuch – „Die Jagdhunde des Frühlings“. In: Neue Freie Presse (20.6.1925), S. 31; Susanne Blumesberger (Hg.): Helene Scheu-Riesz (1880-1970). Eine Frau zwischen den Welten. Wien: Praesens 2005 (= biografiA. Neue Ergebnisse der Frauenbiografieforschung; Bd. 1). – Dies.: „Ich hoffe, den Tag noch zu erleben, wo jedes Kind Anspruch auf eigene Bücher hat genau so wie den Anspruch auf eigenes Brot“. Helene Scheu-Riesz – Verlegerin und Visionärin. In: Gerhard Renner+, Wendelin Schmidt-Dengler+, Christian Gastgeber (Hgg.): Buch- und Provenienzforschung. Festschrift für Murray G. Hall zum 60. Geburtstag. Wien: Praesens 2009, S. 23-42. – Dies.: Scheu-Riesz Helene, geb. Riesz [Biogramm] (Online verfügbar);Murray G. Hall: Der Rikola-Konzern. (Online verfügbar); N.N.: Tagung zur Schriftstellerin Helene Scheu-Riesz. Eine Frau zwischen den Welten [organisiert v. S. Blumesberger, Wien 2004]. (Online verfügbar); N.N.: Helene Scheu-Riesz [Biogramm]. Online auf “WienGechischteWiki”; Ernst Seibert: ‚Gretchen discovers America‘ – ein Adoleszenroman von Helene Scheu-Riesz mit großen Vorbildern. In: Blumesberger (2009), S. 79-91. – Edith Stumpf-Fischer: Wer war Helene Scheu-Riesz? Eine Antwort aus Literatur und Familienerinnerungen. In: Ebd., S. 13-29. – Daniela Wessely: Der Verlag von Carl Konegen in Wien unter Berücksichtigung der Verlagslandschaft im ausgehenden 19. Jahrhundert. Dipl. Univ. Wien 1997 (Online verfügbar); Ein Kurzaufriss zu Sch.-R.s Leben, ausgewählte Bilder, Publikationen bzw. Quellentexte sowie eine Übersicht über (Nachlass-)Materialien in Archiven und Sammlungen ist auf der Homepage „Frauen in Bewegung: 1848-1938“, kuratiert von der Österreichischen Nationalbibliothek, zu finden (Stand: Jänner 2016).

(RU)

geb. am 27.12.1886 in Focsani (Rumänien) – gest. 29.3.1949 in Belvès (Frankreich); Kritiker, Journalist, Pazifist, Schriftsteller

Der Sohn eines wohlhabenden Kauf- u. Geschäftsmanns wuchs zunächst in Rumänien auf, übersiedelte mit der Familie aber schon während der Gymnasialzeit nach Wien, wo er, nach einem Semester in Prag, die Universität zwischen 1906 u. 1909 besuchte u. 1911 in Jurisprudenz promovierte. Bereits 1909 erscheint ein erster literar. Text Sch.s. in der Anthologie Deutsche Arbeit, 1911-12 folgen weitere in der Zs. Ton und Wort, in der u.a. auch H. Hesse, F. Dörmann oder O. Wiener vertreten waren sowie erste Reisefeuilletons im Pester Lloyd. Er befreundete sich mit A. Schnitzler, St. Zweig u. B. Walter. Um 1914-1915 begann Sch. für das Neue Wiener Tagblatt zu arbeiten (NWTbl). Dem Kriegsausbruch trat er von Beginn an ablehnend gegenüber u. veröffentl. in der AZ am 17.11.1914 das kriegskritische Gedicht Einsames Schlachtfeld. Ab 1916 publiz. Sch. Reiseberichte, z.B. aus Südamerika, sowie (sporadisch) Kommentare zum Kriegsschauplatz Rumänien im NWTbl. Ende 1919 ersch. im E. Strache-Verlag ein Essaybd. Europäer und Exoten, den H. Menkes hymnisch besprach und als „Suche nach der leidvollen Seele“ würdigte. Zuvor veröffentl. Sch. im NWTbl. ein Feuilleton über Die Schweiz und der Bolschewismus, das u.a. interessante Facetten des Schweizer Exils von Lenin behandelte.

1923 verf. er zu einer Werkmappe des früh verstorb. galizischen Malers Malycy Gottlieb eine Einleitung, die er auch als Feuilleton veröffentl. Im Jahr 1925 ehelicht Sch. Margarethe Schwarzwald, Ende 1926 folgt der schmale Bd. Schrei aus der Tropennacht, den ein Rezensent als „an Flaubert geschult“ würdigt. Bald darauf folgt der Band Flucht ins Gestern, den A.Fr[iedmann] als „feingeschliffene Studien“ bezeichnet hat. Ab 1929 fand Sch. auch ins Radioprogramm Aufnahme, einerseits mit einer Eigenvorlesung, andererseits mit einleitenden Worten zu einer K. Hamsun-Sendung oder 1930 wieder mit Einleitungen zu einer G. Flaubert- bzw. F. Werfel-Sendung, 1931 mit der Vorrede zu einer Sil Vara-Lesung sowie mit mehreren Reiseskizzen. Während Sch. im NWTBl. 1931-32 kaum mehr veröffentlichte, brachte Radio Wien auch 1932 zahlreiche Einführungen oder eigene Beiträge, u.a. einen zu Schnitzlers Erzählungen seit Fräulein Else; eine Tendenz, die 1933-35 mit abnehmender Frequenz Fortsetzung fand, als er 1933 u.a. Leidenschaft in Algier von A. J. Koenig einleitete oder eine Stendhal-Lesung sowie eine V. Hugo- und eine L. Tolstoi-Sendung 1935. Sch. zählte auch zu den Unterzeichnern der von R. J. Kreuz vorgelegten Protestresolution des österr. PEN gegen die Unterdrückung der Geistesfreiheit im NS-Deutschen Reich vom 27.6.1933. In den Jahren 1936-37 stiegen seine Radiobeitr. wieder signifikant an, neben mehrmaliger Gestaltung der ›Bücherstunde‹ und des ›Feuilletons der Woche‹ stellte er so unterschiedl. Autoren wie P. Verlaine, O. Wilde und J.F. Perkonig vor. Nach dem Anschluss flüchtet Sch. nach Frankreich, wo er 1939 u.a. mit einem Nachruf auf J. Roth an der Zs. Nouvelles d’Autriche mitarbeitete u. den Krieg trotz Internierungen tw. in einem Kloster versteckt überlebte. Nach 1945 geriet Scheyer bald in Vergessenheit; nur wenige Bezugnahmen auf ihn (Volksstimme) sowie Abdrucke von Texten (Wiener Kurier) sind dokumentiert.


Werke

Tralosmontes (1922);  Menschen erfüllen ihr Schicksal (1930); Erdentage des Genies (1933); Asylum (2016, engl.) bzw. Selbst das Heimweh war heimatlos. Bericht eines jüdischen Emigranten 1938-1945 (2017)

Quellen und Dokumente

Notre Dame du sleeping car. Randglossen eines Alleinreisenden. In: Pester Lloyd, 14.2.1912, S. 5f., Einsames Schlachtfeld. In: Arbeiter-Zeitung, 17.11.1914, S. 4, Bulgarisches. Die Feinde ihres Volkes. In: Neues Wiener Tagblatt, 2.9.1916, S. 3f., Ein jüdischer Maler (über Maurycy Gottlieb). In: Neues Wiener Journal, 10.4.1923, S. 3f.,

Hermann Menkes: Europäische Persönlichkeiten. In: Neues Wiener Tagblatt, 7.2.1920, S. 5, Hans Wantoch: Schrei aus der Tropennacht. In: Wiener Sonn- und Montagszeitung, 14.2.1927, S. 6, A. Friedmann: Flucht ins Gestern. In: Wiener Zeitung, 6.1.1928, S. 6, PEN-Resolution des Jahres 1933, neu abgedruckt in: Wiener Zeitung, 5.7.1946, S. 3.

Literatur

M. Grill: Eintrag in: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 47, 1991), S. 102 [Online verfügbar], Eintrag zu M. S. bei pnsinger.com; Gavin Jacobson: Under the Protection of Holy Sisters. In: The New Republic, 31.3.2016.

(PHK)

Geb. 20.3.1894 in Wien, gest. 6.11.1956 in Wien. Journalist, Herausgeber, Schriftsteller, Sexualforscher, Sportfunktionär, Verleger.

Materialien und Quellen:

Eintrag in Geschichtewikiwien;

Leo Schidrowitz Verlag. Eintrag bei M.G. Hall: Österreichische Verlagsgeschichte.

(PHK, in preparation)

Geb. 22.3.1896 in Wien, gest. 21.4. 1964 in New York. Theater- und Filmschauspieler.

Materialien und Quellen:

(in preparation)

Geb,10.11. 1880 in Wien, gest. 15. 12. 1943 in New York. Kritiker, Redakteur, sozialdemokratischer Funktionär, Exilant.

Materialien und Quellen:

Eintrag in Geschichtewiki.wien;

(PHK, in preparation)

geb. als Wilhelm Siegmund Schlamm am 10.6.1904 in Przemyśl, Galizien – gest. am 1.9.1978 in Salzburg; Journalist, Schriftsteller

Ps.: Wilhelm Stefan

S., Sohn eines Kaufmanns, engagierte sich als Jugendlicher gemeinsam mit dem späteren Psychoanalytiker Wilhelm Reich in der antibürgerlichen Wandervogel-Bewegung und schloss sich nach dem Weltkrieg der Kommunistischen Jugend um Richard Schüller sowie Hugo und Erwin Zucker an. 1920 reiste er erstmals nach Moskau, noch vor seinem 18. Geburtstag wurde er Ende März 1922 am fünften Parteitag als Jugendvertreter in den Vorstand der KPÖ gewählt. Zwischen 1922 und 1927 absolvierte er das Studium der Staatswissenschaften in Wien und trat zugleich in die Redaktion der Roten Fahneein. Im Herbst 1927 wurde er als verantwortlicher Redakteur des Parteiblattes geführt. S. geriet dabei zunehmend in den Fokus der Justiz. Ende Juli 1927 erfolgten nach dem Brand des Justizpalastes, von dem er in der Inprekorr berichtete, Hausdurchsuchung, im Oktober 1928 wurde S. wegen des Verdachts auf Hochverrat mit Karl Tomann und Franz Koritschoner u.a. vorübergehend festgenommen. Zählte S. innerparteilich zunächst zur linken Fraktion um Josef Frey, gehörte er ab 1925 der Mittelgruppe um Johann Koplenig und ab 1928 der rechten Minderheit an. 1929 wurde er als „Rechtsabweichler“ aus der KPÖ ausgeschlossen und in der Folge Mitbegründer der Kommunistischen Opposition Österreichs, der er bis 1931 angehörte. Als Publizist trat er in den Zs. Gegen den StromSimplicissimus und Jugend in Erscheinung. In der von Carl von Ossietzky geleiteten Weltbühne veröffentlichte er 1932 einen Beitrag über faschistische Publizistik in Österreich und wurde Chefredakteur des 1932/33 erscheinenden Schwesterorgans Die Wiener Weltbühne. Nach Ossietzkys Verhaftung in Berlin fungierte der nach Prag emigrierte S. 1933 als Mitbegründer und Chefredakteur der Neuen Weltbühne. Als streitbarer Trotzkist Anfang 1934 aus der Redaktion ausgeschieden, gab er bis 1938 in Prag die Europäischen Hefte heraus, arbeitete aber u.a. auch für Das Neue Tagebuch. 1937 erschien in Zürich die unter dem Eindruck der ersten stalinistischen Schauprozesse 1936 entstandene Schrift Diktatur der Lüge, eine Abrechnung. In Prag verkehrte S. mit Milena Jesenská, zwischen 1936 und 1955 stand er zudem in regem Briefverkehr mit Alfred Polgar und Friedrich Torberg.

1938 emigrierte S. in die USA, wo er ab 1939 als William S. Schlamm u.a. für Time, Life, Fortune (alle im Verlag Henry R. Luces, dessen persönlicher Assistent S. 1943 wurde), die Deutsche Volks-ZeitungThe New LeaderThe NationSaturday Review of LiteratureThe New Republic und die New York Times arbeitete. Das gemeinsame Bemühen mit Torberg um eine deutsche Ausgabe der Time unter dem Titel Umlaut scheiterte 1944. 1949-1951 wirkte er als Pariser Korrespondent der Zs. Fortune sowie bis zur Übersiedlung nach Lugano 1957 als Herausgeber der Zs. National Review. Neben reger Vortragstätigkeit wirkte S. fortan für den Stern und die Welt am Sonntag als CDU-naher Kolumnist, nach dem Bruch mit dem Springer-Konzern gründete er 1972 mit Otto von Habsburg die Zs. Zeitbühne. 1971 wurde er mit dem Konrad-Adenauer-Preis der Deutschland-Stiftung ausgezeichnet


Werke

Die Diktatur der Lüge – eine Abrechnung (1937), Die Grenzen des Wunders. Ein Bericht über Deutschland (1959), Wer ist Jude? Ein Selbstgespräch (1964), Vom Elend der Literatur. Pornographie und Gesinnung (1966), Glanz und Elend eines Jahrhunderts. Europa von 1881 bis 1971 (1971), Zorn und Gelächter. Zeitgeschichte aus spitzer Feder (1977)

Quellen und Dokumente

Beiträge W. S.s.: Die Kommunistische Jugendinternationale und die Einheitsfront. In: Die Rote Fahne, 20.9.1922, S. 3f., Politische Probleme des Parteitages. In: Die Rote Fahne, 19.6.1927, S. 6f., „Lenin“. Eröffnungsvorstellung der „Schauspiele im Carl-Theater“. In: Die Rote Fahne, 28.9.1928, S. 3f., Bemerkungen eines „Amnestierten“. In: Die Rote Fahne, 11.11.1928, S. 3, Zum Parteitag. Ist der Austromarxismus bankrott? In: Die Rote Fahne, 1.2.1929, S. 7, Antifascistische Agitation auf dem Holzweg. In: Die Weltbühne 28 (1932), Nr.29, S. 80-84.

Schlamm bei den bürgerlichen Pazifisten gelandet. In: Die Rote Fahne, 29.9.1932, S. 5.

Alfred Polgar: Lieber Freund! Lebenszeichen aus der Fremde (1981), Friedrich Torberg: Eine tolle, tolle Zeit. Briefe und Dokumente aus den Jahren der Flucht 1938 – 1941. Zürich, Frankreich, Portugal, Amerika (1989).

Literatur

Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert, Bd. 1, 1206 (2002), Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Bd. 1, 649f. (1980), Alexander Gallus: Der Amüsanteste unter den Renegaten. William Schlamms Wandlungen vom Kommunisten zum Konservativen. In: Michael Hochgeschwender (Hg.): Epoche im Widerspruch, 52–73 (2011), Susanne Peters: William S. Schlamm. Ideologischer Grenzgänger im 20. Jahrhundert (2013).

Franz Krahberger: Doomsday, kalter Krieg und eiskalte Publizisten. In: e.journal [Online verfügbar], N.N.: Heilskünder / Schlamm. Chuzpe. In: Der Spiegel, 11.5.1960, S. 28-42, Hanns Jürgen Küsters: Nie angekommen… In: FAZ, 15.9.2013.

(ME)

geb. am 6.6.1863 in Wien – gest. am 5.6.1940 in Blois (Frankreich); Publizistin, Politikerin, Feministin

S. (geb. Eckstein) entstammte einer jüdischen großbürgerlichen Familie und engagierte sich seit 1894 im „Allgemeinen österreichischen Frauenverein“, einer radikalen bürgerlichen Frauenbewegung, die 1843 von Auguste Fickert gegründet worden war. Seit 1897 war S. Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) und begann in der Arbeiter-Zeitung zu publizieren. Ihr gewerkschaftliches Engagement eröffnete ihr Einblicke in die Lebensumstände des Proletariats, deren Verbesserung sie u.a. durch angemessene Bildung als möglich erachtete. Während des ersten Weltkriegs schloss sie sich der pazifistischen Linksopposition um Friedrich Adler an.

S. wurde als eine der ersten Sozialdemokratinnen 1919 im österreichischen Parlament für die Konstituierende Nationalversammlung angelobt. Von 1920 bis 1923 fungierte sie als Nationalratsabgeordnete, von 1923 bis 1930 war sie im Bundesrat, wo sie sich in erster Linie für den Mutter- und Kinderschutz einsetzte. 1926 formulierte sie die frauenspezifischen Punkte des „Linzer Programms“ der SDAP, die sie bereits in Beiträgen für die Programmzeitschrift Der Kampf, die Arbeiterinnen-Zeitung bzw. deren Nachfolgeorgan Die Frau skizziert hatte. Ein zentrales Anliegen stellte hierbei die Gleichberechtigung im Sinne eines ganzheitlichen Konzepts dar, welches von pädagogisch-didaktischen Bildungsgrundlagen ausgehend über die Abschaffung diskriminierender Gesetze zur vollständigen politischen Gleichstellung von Mann und Frau führen sollte. Neben dieser bildungs- und frauenpolitischen Arbeit trat Schlesinger auch als Psychologin und Kritikerin hervor. Nachdem sich S. nach der Auflösung der SDAP 1934 aus der Politik zurückgezogen hatte, emigrierte sie 1939 nach Frankreich, wo sie ein Jahr später verstarb.


Werke

Die Frau im 19. Jahrhundert (1902); Was wollen die Frauen in der Politik? (1909); Die geistige Arbeiterin und der Sozialismus (1919); Wie will und wie soll das Proletariat seine Kinder erziehen? (1921); Die Frau im sozialdemokratischen Parteiprogramm (1928).

Quellen und Dokumente

Beiträge T. S.s: Der Sieg des Frauenwahlrechts. In: Arbeiter-Zeitung, 24.2.1919, S. 3, Familienrecht und Diktatur. In: Der Kampf, 1920, S. 133-136, Die Frau und die Revolution. In: Der Kampf, 1921; Die Frauen in der Republik. In: Arbeiterinnen-Zeitung, 2.10.1923, S. 2-3, Die Machtverschiebung zwischen den Geschlechtern. In: Arbeiter-Zeitung, 1.1.1925, S. 23f., Sozialismus und Erziehung. In: Die Frau, Nr. 4, 1.4.1925, S. 3, Psychologie der Geschlechter. In: Der Kampf, 1925, 225-230; Dostojewskis revolutionäre Sendung. In: Der Kampf, 1926, S. 126-129; Geburtenbeschränkung und Justiz. Ebd. S. 253-256, Zum Problem der Mutterschaft. In Der Kampf, 1927, 475-479; Zur Befreiung der Irren. In: Der Kampf 1928, 223-225, Jetzt erst recht: fort mit dem §144! In: Arbeiter-Zeitung, 7.1.1933, S. 2.

Literatur

Gabriella Hauch: Vom Frauenstandpunkt aus. Frauen im Parlament 1919-1933 (1995), 311-315; G. H.: Schlesinger, Therese. In: A Biographical Dictionary of Women’s Movements and Feminism (2006), 650-655; Eva Geber: Der Typus der kämpfenden Frau: Frauen schreiben über Frauen in der Arbeiterzeitung (2013) Franz Menges: Schlesinger, Therese. In: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 65 [Onlinefassung].

Therese Schlesinger bei univie.ac.at

(MA)