Geb. 17.7.1899 in Wien, gest. 12.1.1976 in Wien.

Schriftsteller, Redakteur, katholisch-nationaler Literatur- und Kulturpolitiker, Mitglied der NSDAP (illegal bzw. ab 1938) und des BDÖ.

Materialien und Quellen:

Eintrag von R. Müller auf ASGÖ: hier.

L. Ullmann: Schreyvogel hat es erreicht. In: Allgem. Wiener Ztg. 5.7.1933, S. 5;

(PHK, in Vorbereitung)

Geb. 10.5.1898 in Wien, gest. 11.4.1972 in Bad Segeberg, Bundesrepublik Deutschland; Grafikerin, Kunsthandwerkerin, Malerin, Kunstpädagogin.

Materialien und Quellen:

Eintrag Schröder-Ehrenfest Anny. In: Ilse Korotin (Hg.): biografıA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 3: P–Z. Wien-Köln-Weimar: Böhlau, 2016, S. 2979.

Eintrag bei Kunsthandelwidder: hier.

(in Vorbereitung)

geb. am 30.4.1901 in Wien – gest. am 14.6.1957 in Linz; Publizist, kommunistischer Funktionär

Der Sohn eines Rechtsanwalts gehörte im Ersten Weltkrieg der sozialistischen Mittelschülervereinigung und neben Ernst Fabri und Friedrich Hexmann der linksradikalen Opposition im Verband jugendlicher Arbeiter an. Er wirkte am Jännerstreik 1918 mit, entging aber anders als u.a. Franz Koritschoner, Leo Rothziegel und Johannes Wertheim einer Haftstrafe. Nach der KPÖ-Gründung im November 1918 wurde er Sekretär des Kommunistischen Jugendverbandes(KJVÖ) sowie Initiator und Leiter des Wiener Büros der Kommunistischen Jugendinternationale (KJI), für deren Integration in der Kommunistischen Internationale (KI) er sich gemeinsam mit dem Berliner Verleger Willi Münzenberg engagierte. Bereits 1919 Augenzeuge der ungarischen Räterepublik, knüpfte S. in der kommunistischen Bewegung europaweit Kontakte, nahm als Vertreter der KJI in der Tschechoslowakei und in Frankreich an Parteitagen teil und reiste u.a. nach Großbritannien und Skandinavien. Ab 1921 als KJI-Vertreter Mitglied des Exekutivkomitees der KI (EKKI), gehörte S. 1922/23 und 1924-26 dessen Organisationsbüro an. Als Sekretär der KJI war S. einer der ranghöchsten österreichischen Funktionäre innerhalb der KI.

1927 berichtete er vom Brand des Justizpalastes in der Moskauer Prawda, ehe er Ende 1928 nach Wien zurückkehrte und die redaktionelle Leitung des KPÖ-Organs Die Rote Fahne übernahm, die er bis zum Verbot im Juli 1933 innehatte. Als sein Stellvertreter fungierte Alfred Klahr. Zudem wurde S. Mitglied des Politbüros des Zentralkomitees der KPÖ. Sprach er sich am 10. Parteitag im Februar 1929 1929 in Gewerkschaftsfragen noch vehement für eine Abgrenzung von den Sozialdemokraten aus, forcierte er zusehends eine Annäherung der linken Lager, etwa zwischen der KJI und der Opposition innerhalb der Sozialistischen Arbeiterjugend. Der von S. geführten Roten Fahne wurde trotz anhaltender Kritik an der SDAP innerparteilich vorgeworfen, sich nicht mit ausreichender Schärfe von der Sozialdemokratie abzugrenzen, S. isolierte sich politisch bis 1933 zusehends. Als Publizist und Redner trat er weiter auf und geriet dabei wiederholt in den Fokus der Justiz. Anfang September 1932 sprach S. bei der Antifaschistischen Kundgebung in der Wiener Engelmann-Arena vor kolportierten 10.000 Teilnehmern. 1932/33 war er als Dozent an der neu eingerichteten Marxistischen Arbeiterschule in Wien tätig, wo er Vorträge über das Werk Lenin ebenso abhielt wie Kurse zur Geschichte der österreichischen Arbeiterbewegung.

Nach dem Februaraufstand 1934 emigrierte S. nach Prag und bereitete das illegal verbreitete Grünbuch der KPÖ gegen Kanzler Kurt Schuschnigg und die Vaterländische Front vor. Nach der Ausweisung 1935 folgte die Übersiedlung nach Moskau, wo er wie auch Ernst Fischer, Ruth Fischer, Friedl Fürnberg, Johann Koplenig und Erwin Zucker-Schilling im Hotel Lux lebte. S. war 1935-37 Referent in der Redaktions- und Verlagsabteilung des EKKI und arbeitete als Redakteur und Übersetzer im Verlag für ausländische Literatur. In der Moskauer Verlagsgenossenschaft ausländischer Arbeiter veröffentlichte er unter dem Titel Sowjetunion 1936 anlässlich der neuen sowjetischen Verfassung eine deutschsprachige Sammlung von Reden Stalins, Molotows und anderer. In Moskau studierte und lehrte Französisch am Institut für Philosophie, Literatur und Geschichte. Ab Sommer 1941 diente er dem Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten (NKWD) sowie in der Roten Armee, ehe er 1942-45 als Sprecher und Redakteur bei Radio Moskau für Österreich arbeitete. Nach der Rückkehr nach Österreich wirkte S. ab November 1945 als Redakteur der Volksstimme sowie ab 1947 Chefredakteur der oberösterreichischen KP-Zeitung Neue Zeit und gehörte ab 1949 wieder dem Zentralkomitee der Partei an.


Werke

Wirtschaftliche Lage und wirtschaftlicher Kampf der Arbeiterjugend (1923), Kommunistische Jugend und Krieg (1927), Geschichte der kommunistischen Jugendinternationale, Band 1: Von den Anfängen der proletarischen Jugendbewegung bis zur Gründung der kommunistischen Jugendinternationale (1931)

Quellen und Dokumente

Der Weltkongreß der Kommunistischen Jugend. In: Die Rote Fahne, 27.7.1921, S. 5f., Das proletarische Petrograd und das kapitalistische Wien. In: Die Rote Fahne, 23.9.1922, S. 2, Der chinesische Karl Marx. In: Die Rote Fahne, 7.5.1922, S. 6, „Tod den Göttern!“ Weihnachten in Moskau. In: Die Rote Fahne, 23.1.1923, S. 2f., Stuttgart – Berlin – Moskau. In: Die Rote Fahne, 21.8.1927, S. 5, Die Wahrheit über die Wahlen in Frankreich. In: Die Rote Fahne, 3.5.1928, S. 1f., 10 Jahre Kommunistischer Jugendverband. In: Die Rote Fahne, 16.12.1928, S. 5, Die Dritte Front. W. Münzenberg: 15 Jahre proletarische Jugendbewegung. In: Die Rote Fahne, 19.1.1930, S. 11.

Moskau lobt die österreichischen Kommunisten. In: AZ, 23.7.1927, S. 1, Ein Gewaltstreich der Klassenjustiz gegen die „Rote Fahne“. In: Die Rote Fahne, 24.11.1929, S. 1, Zwischenfälle nach einer kommunistischen Versammlung. In: NFP, 5.9.1932, S. 3, Die Kundgebung der 10.000 Antifaschisten. In: Die Rote Fahne, 6.9.1932, S. 1, Die Bilanz der Creditanstalt war gefälscht. In: Die Rote Fahne, 5.10.1932, S. 3.

Literatur

Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Bd. 2, 671 (1983), Barry McLoughlin, Hannes Leidinger, Verena Moritz: Kommunismus in Österreich 1918-1938 (2009), Manfred Mugrauer: „Kundgebung der 10.000 Antifaschisten“. Die „Antifaschistische Kundgebung“ der KPÖ in der Engelmann-Arena am 4. September 1932. In: Mitteilungen der Alfred-Klahr-Gesellschaft 4 (2012), 11-17 [Digitalisat], Herbert Steiner: Die Kommunistische Partei Österreichs von 1918-1933. Bibliographische Bemerkungen (1968), Juri Tutotschkin: Mentalität und Persönlichkeit in dokumentarischen Materialien. Exemplarische Fälle. In: Michael Buckmiller, Klaus Meschkat (Hg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte der Kommunistischen Internationale (2007), 170-191.

N.N.: R. S. (1901-1957). Bei: Linksruckzuck, Webauftritt der KPÖ Oberösterreich.

(ME)

geb. am 26.4.1870 in Wien – gest. am 27.5.1933 ebd.; Journalist, Militärhistoriker

S. wuchs in einfachen Verhältnissen in Wien auf, wo er die Mittelschule besuchte. Wegen seiner frühen Mitwirkung an der Arbeiterbewegung verlor er das Einjährigenrecht beim Militär und musste strafweise zwei weitere Jahre dienen. Die Dienstzeit an der montenegrinischen Grenze bis 1894 verschaffte ihm große militärpolitische Expertise, mit der er sich fortan publizistisch wie auch politisch positionieren sollte. Am Parteitag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei 1911 hielt er eines der Hauptreferate zur Wehrreform. Neben militärhistorischen sowie -politischen Schriften trat S. u.a. auch mit der Studie Die Indianer (1911) [Digitalisat] in der von Josef Luitpold Stern herausgegebenen Reihe Die junge Welt hervor.

Mit der Umstellung auf ein Tagblatt trat er gemeinsam mit Max Winter am 1. Jänner 1895 in die Redaktion der Arbeiter-Zeitung (AZ) ein, der er mit Winter und Emil Kralik als Lokalredakteur wie auch als Kriegsberichterstatter im Balkankrieg sowie später im Kriegspressequartier diente. Ab 1902 verfasste S. auch Beiträge für den Arbeiterkalender sowie ab 1907 für die Programmzeitschrift Der Kampf. 1913 leitete er vorübergehend die Redaktion der Satirezeitschrift Glühlichter und schrieb den Nachruf auf Franz Schuhmeier. Bereits 1908 hatte S. öffentlich Partei für Max Winter ergriffen und Emil Klägers Veröffentlichung Durch die Wiener Quartiere des Elends und Verbrechens scharf kritisiert, im Krieg gaben sie gemeinsam in zwei Bänden Feldpostbriefe heraus. Unter genauer Beobachtung der christlich-sozialen Presse berichtete S. im Juni 1918 distanziert über die bolschewistische Republik Odessa und ging damit durchaus auf Distanz zum Flügel um Otto Bauer.

Nach dem Krieg wurde S. Zivilkommissär im Heeresministerium, blieb aber weiter für die AZ aktiv. Ende November 1919 verfasste er eine umfangreiche Besprechung von Karl Kraus‘ Die letzten Tage der Menschheit, in der er Kraus zum „einzige[n] Krieger unter bloßen Anklägern oder raunzenden Tachenierern [!]“ erhob. Von 1920 bis 1924 wirkte er als Presseattaché in Berlin. In dieser Funktion hob S. bei einer Kundgebung in Hamburg Mitte Juli 1920 die Angehörigen der SDAP als letzte verbliebene Gruppe als Fürsprecher des Anschlusses hervor. Noch bei der Reise einer Gruppe österreichischer Journalisten in die Weimarer Republik im September 1925 trat S. bei einer Rede in Frankfurt/M. für den Anschluss ein. In Wien wieder für die AZ tätig, fungierte S. 1925/26 als verantwortlicher Redakteur. In dieser Funktion wurde er im Oktober 1925 wegen einer medialen Kampagne der AZ gegen Oberst Hermann Hirtl verurteilt. 1931 erfolgte seine Pensionierung.


Werke

Blut und Eisen. Krieg und Kriegertum in alter und neuer Zeit (zwei Bde., 1907), Großkampftage der Revolution 1848/49 (1928)

Quellen und Dokumente

Das Deutschtum in der Armee. In: Der Kampf 1 (1907), H. 3, S. 111-116, „Durch die Quartiere des Elends und Verbrechens“. In: Arbeiter-Zeitung, 12.1.1908, S. 8f., Friedrich Engels über den österreichischen Feldzug im Jahre 1859. In: Der Kampf 3 (1909), H. 1, S. 11ff, Die Bolschewikiherrschaft in Odessa. In: Arbeiter-Zeitung 9.6.1918, S. 6, Das Weltgericht des Satirikers. In: Arbeiter-Zeitung, 26.11.1919, S. 2-4, Aus den Flegeljahren. In: Arbeiter-Zeitung, 1.1.1925, S. 3-5, Der apostolische Führer. In: Arbeiter-Zeitung, 11.4.1925, S. 2, Rassenokultismus. In: Arbeiter-Zeitung, 12.5.1925, S. 6f., Eine Vorlesung von Karl Kraus. In: Arbeiter-Zeitung, 10.12.1925, S. 4, Berichtigung dazu am 20.12.1925, S. 5, Versunkene Herrlichkeit. Erinnerungen an die Alserkaserne. In: Arbeiter-Zeitung, 4.4.1926, S. 20, Was uns Pernetstorfer war. In: Arbeiter-Zeitung, 7.11.1926, S. 8f., Wehrmacht und Demokratie. In: Arbeiter-Zeitung, 8.6.1927, S. 2, Der eine für alle. In: Arbeiter-Zeitung, 11.11.1928, S. 8f., Die Frauen bei der Maidemonstration – vor 40 Jahren. In: Die Unzufriedene, 4.5.1929, S. 2.

Ein Blick in den sozialistischen Zukunftsstaat. In: Christlich-soziale Arbeiter-Zeitung, 15.6.1918, S. 2f., Alfred H. Fried: Vom „sentimentalen“ Pazifismus. In: Arbeiter-Zeitung, 13.12.1919, S. 4, Eine Kundgebung in Hamburg für Österreichs Anschluß. In: Arbeiterwille, 15.7.1920, S. 1f., Rund um den Frontkämpferprozeß. In: Reichspost, 25.10.1925, S. 6, Im Namen der Republik Österreich! In: Arbeiter-Zeitung, 12.2.1926, S. 9, O. P.: Großkampftage der Revolution. In: Arbeiter-Zeitung, 2.9.1928, S. 17, Großkampftage der Revolution. Dem Andenken der Freiheitskämpfer des Jahres 1848. In: Volkspost, 9.3.1929. S. 1, Karl Leuthner: H. S. In: Arbeiter-Zeitung, 26.4.1930, S. 3f., H. S. [Nachruf]. In: Arbeiter-Zeitung, 29.5.1933, S. 1f.David Josef Bach: Unser Freund H. S. Beiträge zu einem Lebensbild. In: Arbeiter-Zeitung, 30.5.1933, S. 3, Max Winter: Der junge H. S. In: Arbeiter-Zeitung, 31.5.1933, S. 4f.

Literatur

Eintrag in ÖBL 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 54, 1999), S. 346 [online verfügbar] sowie bei wien.gv.at.

(ME)

Geb. 26.12. 1892 in Wien, gest. 28. 10. 1972 in Wien. Chefarchitekt des Österreichischen Verbands für Siedlungs- und Kleingartenwesen der Gemeinde Wien, Professor an den Kunstgewerbeschulen von Wien (1926-27) und Frankfurt (1928-1933).

Materialien und Quellen:

Eintrag im Architekturlexikon: hier.

(in Vorbereitung)

geb. Nußbaum, 4.7.1872 in Polupanowka bei Tarnopol (Galizien) – gest. 7.8.1940 in Zürich

Germanistin, Pädagogin, Schulreformerin

Nach dem Besuch der Volksschule in Wien, einer höhere Mädchenlehranstalt in Czernowitz und schließlich einer Lehrerinnen-Bildungsanstalt studierte die aus einer jüdischen Familie kommende Eugenie Nußbaum von 1895 bis 1900 Philosophie und Literatur in Zürich, da zu diesem Zeitpunkt Frauen an österreichischen Universitäten noch nicht zum Studium zugelassen waren. Direkt nach ihrer Promotion zog sie nach Wien, wo sie im Dezember 1900 Hermann Schwarzwald heiratete.

Im Jahr darauf übernahm sie von Eleonore Jeiteles, einer Vorreiterin auf dem Gebiet der Mädchenbildung, gegen eine geringe Ablöse das Mädchenlyzeum 1 am Franziskanerplatz, das sie in der Folge Schritt für Schritt zu einem reformpädagogisch geprägten Schulzentrum erweiterte. Neben einer koedukativ geführten Volksschule (ab 1903/04) und einer Kleinkinderschule für 3- bis 6-Jährige (ab 1913/14) bot der Standort seit 1911 auch ein achtklassiges Mädchenrealgymnasium und damit die erste Schule in Österreich, an der Mädchen ihre Matura ablegen konnten. Zudem wurden auch humanistische und allgemeine gymnasiale Fortbildungskurse angeboten. Ab dem Schuljahr 1916/17 – die Ausbildungsstätte war inzwischen in die Wallnerstraße übersiedelt – gab es auch eine Rechtsakademie für Frauen.

Da Schwarzwalds in der Schweiz erlangter akademischer Grad in Österreich nicht anerkannt wurde, musste sie die Schulleitung pro forma an männliche Kollegen übertragen; die inhaltliche und organisatorische Ausgestaltung oblag aber weiterhin ihr selbst. Kernpunkte ihres pädagogischen Ansatzes, der sich u.a. im Austausch mit Maria Montessori entwickelt hatte, waren Gewaltfreiheit, die Förderung von Kreativität, eine positive Lernatmosphäre sowie eine ausgewogene Verteilung von Lern- und Freizeit. Zudem waren Besuche in der Oper und im Burgtheater, Spaziergänge in der Natur und Turnen am hauseigenen Dachgarten integrale Bestandteile des Unterrichtsgeschehens. Zum Lehrkörper der Schwarzwaldschule zählten u. a. Adolf Loos (Architektur), Hand Kelsen (Soziologie und Volkswirtschafslehre), Otto Rommel (Literatur), Arnold Schönberg (Musik) und Oskar Kokoschka (Malen und Zeichnen).

Ihr Konzept diente als Grundlage für die von Otto Glöckel ab 1919 Schritt für Schritt durchgesetzte Schulreform im „Roten Wien“.

Seit dem Ersten Weltkrieg engagierte sich Schwarzwald verstärkt auch karitativ, indem sie Tages- und Ferienheime für Kinder und Erwachsene einrichten ließ, u.a. in der Südsteiermark, am Semmering, in Reichenau und am Grundlsee. 1917 eröffnete zudem in Wien eine Gemeinschaftsküche auf genossenschaftlicher Basis („Akazienhof“) und übertrug dieses Konzept ab 1923 auch auf Berlin, wo im Rahmen der „Österreichischen Freundeshilfe“ vier Gemeinschaftsküchen entstanden. Zur Verwaltung ihrer mannigfaltigen Tätigkeiten gründete sie bereits 1922 das Schwarzwaldsche Wohlfahrtswerk; die finanziellen Mittel lukrierte sie zum Teil über kommerzielle Betriebe, wie z. B. eine Gemüsefarm und ein Taxiunternehmen.

Schwarzwald arbeitete mit dem Allgemeinen Österreichischen Frauenverein zusammen, in dessen Rahmen sie Vorträge hielt und Fortbildungskurse für Frauen anbot.

Ihr Haus im 8. Bezirk wurde zu einem Treffpunkt junger Künstler und Kulturschaffende, die Schwarzwald gemeinsam mit ihrem Mann förderte. Zu ihnen zählten etwa Elias Canetti, Robert Musil

Literatur

Paul Stefan: Frau Doktor: Ein Bildnis aus dem unbekannten Wien, München 1922; Alice Herdan-Zuckmayer: Genies sind im Lehrplan nicht vorgesehen, Frankfurt/Main 1979; Robert Streibel (Hg.): Eugenie Schwarzwald und ihr Kreis, Wien 1996; Felix Czeike, „Eugenie Schwarzwald“. In: Historisches Lexikon Wien, Bd. 5, Wien 1997, 178; Renate Göllner: Kein Puppenheim. Genia Schwarzwald und die Emanzipation, Frankfurt/Main 1999 (Europäische Hochschulschriften, Reihe 3: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, Bd. 853); Renate Göllner: „Schwarzwald Eugenie, geb. Nußbaum“. In: Neue Deutsche Biographie, Bd. 24, Berlin 2010, 34f. [Online verfügbar]; Susanne Blumesberger, Michael Doppelhofer, Gabriele Mauthe: Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft, 18. bis 20. Jahrhundert, Bd. 3, München 2002, 1246; Robert Streibel, Alexander Emanuely (Hgg.): Die unentbehrliche Eugenie Schwarzwald. (Dossier) In: Zwischenwelt. Literatur/Widerstand/Exil Nr.3-4/2019, 35-89.

Quellen und Dokumente

K. Towska: Das Haus in der Sonne. In: Neues Wiener Tagblatt, 13.6.1918, S. 10f.; Wiener Kinder in der Ischler Kaiservilla. In: WZ, 26.7.1919, S. 3; Eugenie Schwarzwald, Der Onkel aus Amerika. In: Neues Wiener Tagblatt, 20.6.1919, S. 7f; ; Eugenie Schwarzwald, Ein halbes Jahr Rädda Barnen in Wien. In: Neues Wiener Tagblatt, S. 4f; Eugenie Schwarzwald, Amerikahilfe. In: Neues Wiener Tagblatt, 4.11.1920, S. 4f; Die Schwarzwaldküchen. In: WZ, 6.11.1921, S. 3; Österreichisches Erholungsheim in Lobenstein. In: WZ, 4.8.1923, S. 5; Eugenie Schwarzwald, Der große Fischzug. In: Neues Wiener Tagblatt, 19.5.1920, 2f; Helene Scheu-Riesz, Ein Frauenbildnis: Eugenie Schwarzwald. In: Neue Freie Presse, 19.6.1922, S. 6; Österreichische Freundeshilfe. In: AZ, 6.11.1924, S. 6; Eugenie Schwarzwald, Wie aus Radioschlagern eine Dichtung werden kann. In: Neues Wiener Journal, 27.12.1928, S. 8; Eugenie Schwarzwald, Karins Mutter. In: Neue Freie Presse, 16.9.1929, S. 1f; Eugenie Schwarzwald, Das Cello und der Fetzenbinkel. In: Neue Freie Presse, 17.11.1929, S. 11. Eugenie Schwarzwald, Der Stützsprung aus dem Fenster. Eine Aschermittwochsgeschichte. In: Neue Freie Presse, 13.2.1929, S. 10f. Die „Österreichische Freundeshilfe“ in Berlin. Eine Aktion von Dr. Eugenie Schwarzwald. In: Neue Freie Presse, 26.1.1925, S. 6; Eugenie Schwarzwald, Shaw und die Frauen. In: Die Bühne, H. 428 (1935), S. 38f; Eugenie Schwarzwald, Kuhwarme Milch. In: Die Bühne, H. 466 (1938), S. 12-14; Eugenie Schwarzwald, Josefa. In: Die Bühne, H. 449 (1937), S. 20f; Egon M. Salzer, Dr. Eugenie Schwarzwald. In:  Die Frau und Mutter, H. 1 (1927), S. 9. Eugenie Schwarzwald, Erziehung? Nein, Aufsicht! In: Die Frau und Mutter, H. 5 (1926), S. 7. Eugenie Schwarzwald, Warnung vor der Liebe? In: Die Frau und Mutter, H. 4 (1933), S. 11; Eugenie Schwarzwald, Wiener Karneval, 1903-1933. In: Moderne Welt, Jg. 14, H. 5 (1933), S. 15-18; Karikatur der Woche. In: Der Morgen. Wiener Montagsblatt, 13.12.1926, S. 5;

(MK)

Geb. 7.8. 1875 in Wien, gest. 29.5. 1936 in Wien. Arzt, Feuilletonist, Librettist, Psychoanalytiker (Ps. Mevisteros)

Materialien und Quellen:

Eintrag in: ÖBL;

(in preparation)

Geb. 28.5. 1881 in Salzburg, gest. 3.3. 1960 in Salzburg. Maler, Grafiker, Galerriebesitzer, Schriftsteller, Offizier.

Materialien und Quellen:

Eintrag auf: Salzburgwiki;

Stefania Homanova, Georg Hupfer: Arisierung der Galerie Würthle: http://www.murrayhall.com/files/referate/hupfer–halmgoldmann.pdf

(PHK, in preparation)

Geb. 27.5.1869 in Wien, gest. 3.2.1950 in Wien. Politiker, Abgeordneter, Präsident der provisorischen Nationalversammlung 1919-1920, Bürgermeister der Stadt Wien bis 1934.


Materialien und Quellen

Eintrag auf: Das rote Wien: hier.

(in preparation)

geb. am 2.4.1862 in Wien – gest. am 13.12.1945 in Wien; Maler, Kunstkritiker, Feuilletonist, Schriftsteller

Ps.: Plein Air

Nach Ablegung der Matura studierte der Sohn des Medizinhistorikers Romeo Seligmann (1808-1892) zuerst an der Akademie der bildenden Künste in Wien von 1880 bis 1884 Malerei und setzte seine Studien anschließend bis 1887 an der Münchener Akademie der Künste fort. Bekannt u. geschätzt wurde er als Historienmaler, aber auch für seine Porträts. Internationales Aufsehen erregte sein Gemälde über den Chirurgen Billroth im Hörsaal am Operationstisch (1890). Seit den späten 1890er Jahren arbeitete er für mehrere Zeitungen und Zeitschriften als Kunstkritiker, u.a. für die Zs. Die Wage, für die NFP und ab 1918 für die Moderne Welt (MW). Ab 1897 lehrte er an der als Verein organis. ›Wiener Kunstschule für Frauen und Mädchen‹, deren späterer Direktor (1926) er auch werden sollte. An ihr lehrte u.a. auch Tina Blau. 1913 wurde er zum Prof. ernannt und übernahm auch Kurse für Kostümkunde an der Akademie für Musik und darstellende Kunst. 1917 wurde auf der Volksoper sein Opernspiel Der Vagabund und die Prinzessin (nach einer Vorlage von Andersen) aufgeführt.

Seit Einrichtung der Zs. Moderne Welt (MW, 1918) arbeitete Seligmann an ihr mit u. verfasste zahlreiche Kunstkritiken bzw. Porträts zu Künstlern. Auch beteiligte er sich an verschiedenen Goethe gewidmeten Initiativen, so z. B. der Errichtung eines Goethe-Museums (1921), zu dem er etliche im Familienbesitz befindliche Briefe von Ottilie Goethe u.a. m. beisteuerte. In seinen MW-Beiträgen widmete er sich mitunter auch Themen, die in die Literatur hineinreichten oder aktuelle habituelle Aspekte aufgriffen und diese mitunter polemisch kommentierten, 1921 in der NFP zunächst gegen den Expressionismus, dann auch gegen eine Ausstellung des Österreichischen Museums, in dem auch Arbeiten der Cizek-Klasse (Kinetismus) gezeigt wurden, welche er in die Nähe eines bolschewistischen Kunst- und Kulturverständnisses rückte; 1922 widmete sich Seligmann in der MW dagegen dem Thema Kunst und Erotik oder 1923 dem Medialen Zeichnen. Im selben Jahr war er auch Co-Protagonist einer Polemik gegen ein Kunstwerk, das den Niedergang der habsburg. Dynastie thematisierte und an der Außenmauer der Kapuzinergruft angebracht hätte werden sollen. Gegen dieses von einer prominent besetzten Jury prämiertes Kunstwerk polemisierte er im Verein mit anderen Kunstkritikern der NFP und der Reichspost, was wieder die AZ zu einer scharfen Replik motivierte. Auch 1924 verstrickte er sich in eine Polemik mit der Wiener (sozialdemokrat.) Kunstpolitik anlässlich einer von H. Tietze kuratierten Ausstellung im Künstlerhaus über Neuankäufe der Gemäldegalerie des Kunsthistor. Museums. Unter seinen Beiträgen für die MW, meist auf Porträt- und Fotokunst begrenzte und tendenziell konservative Ansichten vertretende, wurden immerhin jene über den damals in den Niederlanden tätigen österr. Porträtmaler Dario Rappaport (1896-1964) sowie über eine Miniaturen-Ausstellung in der Albertina (weibl. Kleinporträts, darunter das Brautporträt von M. v. Ebner-Eschenbach) und jene über die Egger-Lienz-Ausstellung im Künstlerhaus breiter wahrgenommen bzw. geschätzt. Trotz seiner umstrittenen Position wurde er im Dez. 1925 zum Vorsitzenden der ›Vereinigung der Kunstreferenten der Wiener Tagespresse‹ gewählt (Vorstandsmitglieder waren u.a. Arthur Roessler, Alfred Markowitz u. Max Ermers). 1926 kuratierte er eine Ausstellung von „Originalkostümen exotischer Völker“ (NFP, 3.6.1926,9) im Naturhistorischen Museum für den jährlichen Empfang des Hauses. In den Jahren 1927-30 verfasste Seligmann wohl einige Beiträge für Festgaben, Kataloge, z.B. zum Programm der Wiener Festwochen 1927, eine Kurzbiographie über Heinrich v. Angeli für die Neue Österr. Biographie (Biographie), das Vorwort zum Katalog über die 50. Jahresausstellung des Künstlerhauses (1929), Illustrationen zu einem Kochbuch sowie einige Beiträge für Radio Wien, jedoch keine bedeutendere Schrift.

Aus: Neue Freie Presse, 21.2.1921, S. 1

In den Folgejahren beschränkt sich das Wirken Seligmanns auf Berichte über und Mitwirkungen an Ausstellungen der Wiener Frauenakademie, z.B. 1933 in einem Beitrag für die MW über die Mode im Wandel der Zeit. Anlässlich seines 75. Geburtstages 1937 wurde er zum Ehrenmitglied des Verbandes der Kunstkritiker Wiens gewählt. Seligmann bewahrte auch die von seinem Vater übernommenen Schädelfragmente Beethovens bis 1936 in seiner Wiener Wohnung auf, danach hielt er sie an einem unbekannten Ort versteckt. Das NS-Regime und den Krieg überstand Seligmann trotz seiner jüdischen Herkunft väterlicherseits unbeschadet in Wien.


Quellen und Dokumente

Aus den Erinnerungen eines Malers. In: Neue Freie Presse, 20.2.1918, S. 1-3, Der sterbende Expressionismus. In: Neue Freie Presse, 21.2.1921, S. 1-4, Kunstausstellungen. In: NFP, 17.6.1921, Abendblatt, S. 5; Kunst und Erotik. In: Moderne Welt 3 (1922), H. 12, S. 16f., Miniaturen. In: Moderne Welt 6 (1924), H. 1, S. 3f., Aus der Egger-Lienz-Ausstellugn im Künstlerhaus. In: Moderne Welt 6 (1925), H. 23, S. 10, Mode im Wandel der Jahrhunderte. Eine Veranstaltung der Wiener Frauenakademie. In: Moderne Welt 14 (1933), H. 7, S. 10.

Anzeige in: Oesterreichische Buchhändler-Correspondenz, 1.2.1924, S. 56,

r.: Volksoper [zu Der Vagabund und die Prinzessin]. In: Neue Freie Presse, 12.10.1917, S. 9f., Wilhelm Wertbecker: Vom Wiener Goethe-Museum. In: Neue Freie Presse, 10.6.1921, S. 1-3, Eine Monarchiehetze, die sich als Kunstinteresse verkleidet. In: Arbeiter-Zeitung, 20.6.1923, S. 4, Kunsthistoriker und Künstler. In: Arbeiter-Zeitung, 20.5.1924, S. 8.

Literatur

M. Kaiser (Hg.): Adalbert Franz Seligmann. Essays und Kritiken (1918–1933). Wien 2015.

Eintrag in: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 152f. (Online verfügbar).

(PHK)