in Vorbereitung

Geb. 3.6. 1873 in Innsbruck, gest. 9.11. 1946 in Salzburg. Feuilletonist, Kritiker, Schriftsteller.

Materialien und Quellen:

Eintrag in: LiteraturTirol sowie in: Brenner-Archiv (Nachlassbestand)

(PHK, in preparation)

Geb. 8.12. 1897 in Wien, gest. 1983 in Wien. Kunsthistoriker, Ingenieur, Kulturpublizist.

Materialien und Quellen:

(in preparation)

Geb. 17.3.1877 in Gniebig/Steiermark, gest. 13.2.1920 in Berlin. Mediziner, Psychoanalytiker, Anarchist.

Der Sohn des Begründers der Kriminalistik (im deutschsprachigen Raum) Hans Groß und dessen Gattin Adele wuchs ab 1881 in Graz auf und besuchte weitgehend Privatschulen. 1899 promovierte er aus Medizin und heuerte 1900 zunächst als Schiffsarzt auf einer deutschen Südamerika-Linie an. Dort kam er in Kontakt mit Kokain, woraus sich eine lebenslange Drogenabhängigkeit ergab. Trotzdem gelang es ihm, sich 1905 zu habilitieren und Privatdozent für Psychopathologie zu werden. 1903 kam es zur Eheschließung zwischen Otto Gross und Frieda Schloffer, einer Nichte des Philosophen Alois Riehl. 1906 war bereits die zweite Entziehungskur (der später viele weitere folgten) nötig und zwar in Ascona im Monte Verità-Kreis. Dort lernte Gross u.a. Erich Mühsam kennen, zog nach München, wo er als Assistenzarzt arbeitete und u.a. Johannes R. Becher in Behandlung hatte. Während seiner Zeit in München unterhielt Gross intensive Kontakte zur Münchner Anarchistenszene und zur Schwabinger Bohème. Am Ersten Psychoanalytischen Kongress in Salzburg (April 1908) kam es zu einem wenig beachteten, jedoch folgenschweren Konflikt: Otto Gross, der sich schon seit Jahren öffentlich für S. Freud eingesetzt hatte, wollte in einem Vortrag gesellschaftspolitische Schlussfolgerungen aus ihr ziehen. Freud, der sich kurz zuvor in seiner Schrift Die ‚kulturelle‘ Sexualmoral und die moderne Nervosität konträr geäußert hatte, antwortete knapp und abschätzig, dies sei nicht Aufgabe von Ärzten, und sorgte dafür, dass Gross aus der Psychoanalyse gedrängt und aus ihren Annalen getilgt wurde. Zwischen 1909 und 1912 folgten mehrere Entziehungskuren, die Übersiedelung nach Berlin, aber auch Strafverfahren, die Franz Jung u.a. durch Solidarisierungsaufrufe zu einem öffentlichen Fall machten. 1913 kam er über F. Pfemfert in den Kreis der Zs. Aktion, wo er auch drei Beiträge über Psychoanalyse veröffentlichte. Als Folge seiner Strafverfahren wurde Gross nach Österreich abgeschoben, wo ihn sein Vater übernahm und in eine psychiatrische Anstalt sowie unter Kuratell stellte, wogegen er jahrelang ankämpfte. Im Ersten Weltkrieg zwar freigestellt, arbeitete Gross zeitweise als landsturmwilliger Zivilarzt in Vinkovsci (Slawonien/Kroatien), bevor er im Mai 1917 dienst- und landsturmuntauglich erklärt wurde. 1917 hielt er sich in Prag auf, traf dort Kafka und Werfel (der ihn später in Barbara oder die Frömmigkeit für die Figur des Gebhardt als Vorbild genommen hatte). 1918 wurde die Entmündigung aufgehoben, und er begann ein unstetes Pendeln zwischen Wien, München und Berlin, wo er bei Jung wohnen konnte und an verschiedenen Zeitschriften mitwirkte wie z.B. an den Zs. Erde oder Sowjet. 1919 wechselte er wiederholt den Wohnort zwischen Wien und Berlin; am 11.2. 1920 wurde er, unter Entzugssymptomen leidend, bei einer Lagerhalle in Berlin aufgefunden und verstarb wenige Tage danach.

Weitere Werke:

Ludwig Rubiners „Psychoanalyse“. In: Die Aktion. 3/1913, Sp. 506–507; Vom Konflikt des Eigenen und Fremden. In: Die freie Straße. 4, S. 3–5; Zum Problem: Parlamentarismus. In: Die Erde. 1, 22./23. Heft, 1919 S. 639–642.

Forschungsliteratur:

Thomas Anz, Christina Jung (Hgg.): Der Fall Otto Gross. Eine Pressekampagne deutscher Intellektueller im Winter 1913/14. Marburg 2002; Walter Fähnders: Die multimediale Präsenz von Otto Gross. In: Psychoanalyse & Kriminologie. Hans & Otto Gross – Libido & Macht. 8. Internationaler Otto Gross Kongress, Graz 14.–16. Oktober 2011, Marburg 2015, 314-337; Verena Hofeneder: Revolution und Literatur. Russland-Diskurse in der Zeitschrift Sowjet. In: P.-H. Kucher, R. Unterberger (Hgg.): Der lange Schatten des ›roten Oktober‹. Berlin 2019, 351-368.

Materialien und Quellen:

Raimund Dehmlow, Gottfried Heuer: Otto Gross. Werkverzeichnis und Sekundärschrifttum. Hannover 1999; online verfügbar und aktualisiert: hier.

Anton Kuh: Die Lehre des Otto Groß. In: NWJ, 21.1.1921, S.5; Wilhelm Stekel: Sammelbesprechung, darin über Groß’s Drei Aufsätze über den inneren Konflikt. Bonn 1920. In: Medizinische Klinik H. 1/1920, Berlin, S.707-708; Anton Kuh: 1000 Jahre und ein Tag oder Habsburgs Ende im Spiegel des Literaturcafés. In: Der Tag, 28.10. 1928, S. 17-18;

(PHK, work in progress)

geb. am 6.2.1903 in Teplitz-Schönau – gest. 1944 in Lyon (?); Journalist

Ps.: Oskar, Alexander Schönau, Lucien

G., in Wien aufgewachsen und beruflich zunächst als Postangestellter tätig, gehörte innerhalb des Kommunistischen Jugendverband Österreichs (KJVÖ) neben Richard Schüller, Alfred Klahr, Hugo und Erwin Zucker der Wiener Parteileitung an. 1930 wurde er ins Zentralkomitee der KPÖ gewählt und war als KPÖ-Vertreter zwischen Juni 1932 und November 1935 Mitglied des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale. G. fungierte auch als Delegierter am 7. Weltkongress der Komintern.

Unter Schüller, ab 1928 Chefredakteur der Roten Fahne, wurde G. 1930 Redakteur des Zentralorgans der KPÖ und veröffentlichte als „Oskar“ u.a. ab Mitte 1931 Sozialreportagen in der Serie Streifzüge durch das „rote“ Wien. Nach dem Verbot der Roten Fahne 1933 publizierte G. in den Zs. Basler Rundschau und Kommunistische Internationale, für die er zudem unter dem Pseudonym Alexander Schönau die Broschüre Februaraufstand als Einzelnummer zu den Februarkämpfen 1934 gestaltete. Im selben Jahr flüchtete er in die Tschechoslowakei und veröffentliche fortan Beiträge in der ab 1935 erscheinenden KPÖ-Zs. Weg und Ziel. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in der Tschechoslowakei übersiedelte 1939 mit der Exil-Parteileitung der KPÖ nach Paris und infolge des Vorrückens der deutschen Truppen weiter nach Südfrankreich. In der Résistance übernahm G. die Chefredaktion der kommunistischen Exil-Zs. Nouvelles d’Autriche, an der u.a. Bruno Frei, Fritz Brügel und Erwin Zucker mitarbeiteten, wie auch der antifaschistischen Zs. Soldat im Mittelmeer. G. betätigte sich unter dem Decknamen Lucien als Leiter des österreichischen Widerstands in Südfrankreich aber auch politisch im Kampf gegen den Nationalsozialismus. Am 27. Mai 1944 wurde er bei einer Bombenexplosion nahe Lyon schwer verletzt, erblindete und wurde von der Gestapo festgenommen. Nach Lyon überstellt, verlieren sich seine Spuren.


Quellen und Dokumente

Aus der Reihe Streifzüge durchs „rote“ Wien: Zwei Stunden durch Ottakring. In: Die Rote Fahne, 24.5.1931, S. 7, Morsche Gemeindehäuser. Sandleiten, ein zerbröckelndes Wahrzeichen des „roten“ Wien. In: Die Rote Fahne, 7.6.1931, S. 7, Obdachlos auf der Wiese. Das „rote Wien”, wie es leibt und lebt. In: Die Rote Fahne, 9.10.1931, S. 3, Im Ziegelofen und im Kanal. Polizeirazzia auf den Reporter der „Roten Fahne”. In: Die Rote Fahne, 1.11.1931, S. 8.

Sozialistische Seelensanierung. In: Die Rote Fahne, 4.11.1924, S. 4, Zum Parteitag. Der Bankrott der austromarxistischen Gewerkschaftspolitik. In: Die Rote Fahne, 22.1.1929, S. 5, Moskaus Komsomol marschiert. Am XVIII. Internationalen Jugendtag in Moskau. In: Die Rote Fahne, 16.9.1932, S. 7, Frauentag im Hungerlande Oesterreich. In: Die Rote Fahne, 4.3.1933, S. 5.

Literatur

Gerhard Moser: Zwischen Autonomie und Organisation: Die Arbeiterkorrespondentenbewegung der „Roten Fahne“ in den Jahren 1924 bis 1933. Eine Studie zur Kommunikationspolitik der KPÖ in der 1. Republik. Phil. Diss., 188 (1988).

Eintrag auf der Homepage der Alfred-Klahr-Gesellschaft, bei dasrotewien.at, bei kominform.at.

(ME)

Geb. 18.5.1875 in Wien, gest. 3.1.1935 in Wien; Dramaturg, Herausgeber, Kritiker, Schriftsteller.

siehe dazu das Porträtmodul von Rebecca Unterberger: hier.

Materialien und Quellen:

St. Großmann: Die beiden Adler (Schauspiel). Auszüge in: Der Morgen, 2.3. 1931, S. 6;

(PHK, in Vorbereitung)

geb. am 3.2.1904 (1907?) in Wien – gest. 1.6.1942 in Maly Trostinez, Weißrussland; Erzählerin, Lyrikerin, Schauspielerin

Lili Grün, Tochter eines jüd. Kaufmanns und aufgewachsen im ärmlichen 15. Arbeiterbezirk Wiens, wurde noch vor ihrem 18. Geburtstag zur Vollwaisen. Den frühen Verlust ihrer Eltern versuchte sie literarisch zu verarbeiten, indem sie Protagonistinnen ihrer Werke das gleiche Schicksal ereilen ließ. Kurz vor Hilde Spiel, die nach 1945 als einzige auf G. aufmerksam machte, gab sie mit dem Roman Herz über Bord 1933 ihr Debüt bei Zsolnay – sowohl dieses als auch die weiteren Werke G.‘s zeugen von ihrer Sympathie mit den fortschrittlichen Ansichten Hugo Bettauers, der sich u.a. für die Rechte der Frauen eingesetzt hatte.

Mit 17 Jahren gab Grün, ihrer Leidenschaft Ausdruck gebend, ‚Theaterelevin‘ als ihren Beruf an und spielte im Wien der zwanziger Jahre an der Bühne der sozialistischen Arbeiterjugend. Aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit ging sie Ende der zwanziger Jahre nach Berlin und gründete mit weiteren jungen Künstlern 1931 das politisch-literarische Kabarett-Kollektiv Die Brücke. Neben den von der Presse größtenteils gelobten Vorstellungen schrieb G. Gedichte und Kurzgeschichten für das Berliner Zeitgeist-Blatt Tempo, das Berliner Tageblatt und das Prager Tagblatt.

Die in Berlin während der Weltwirtschaftskrise herrschende Armut zwang G., neben dem Kabarett in einer Konditorei zu arbeiten. Durch Doppelbelastung und Mangelernährung erlitt sie schließlich eine Lungenkrankheit und kehrte 1931 nach Wien zurück. Gleichzeitig verarbeitete G. die Berlin-Erlebnisse in ihrem ersten Roman, unterstützt und vermittelt durch Robert Neumann. Es folgten Aufenthalte in Prag und Paris, zusammen mit ihrem Lebensgefährten, dem Journalisten und Schriftsteller Ernst Spitz. Geldnot und der schlechte Gesundheitszustand zwangen sie 1935 zur Rückkehr nach Wien. Der Zsolnay Verlag ermöglichte G. einen durch Spenden finanzierten Kuraufenthalt, worauf 1935 der Theater-Roman Loni in der Kleinstadt und 1936/37 Junge Bürokraft übernimmt auch andere Arbeit, ein Angestelltenroman aus dem Wien der zwanziger Jahre, erschienen. G. hatte durch Verarmung und Krankheit keine Möglichkeit zur Emigration. Sie wurde am 27. Mai 1942 in das weißrussische Maly Trostinec deportiert und noch am Tag ihrer Ankunft ermordet.


Weitere Werke (Auswahl)

Gedichte Man kann so tun (1937); Lied einer Ehefrau (1937); Gespräch vor meinem Spiegel (1937)

Kurzprosa Es ist immer dasselbe (In: Der Wiener Tag 1931); Sieben Jahre Fegefeuer (In: Wiener Mode 1932); Selbstmord ganz vergeblich (In: Der Wiener Tag 1933); Die Tränen der Kollegin (In: Der Wiener Tag 1933); Man hat gelacht (In: Der Wiener Tag 1935); Glückliche Ehe (In: Die Stunde 1936)

Dokumente und Quellen

o.: “Brücke” in die Katakombe. In: Unterhaltungsblatt der Vossischen Zeitung, Nr. 105, 7.5.1931, S. 15; Friedrich Lorenz: Junge Mädchen lernen leben. In: NWJ, 4.4.1933, S. 8; Fritz Rosenfeld: Blick in die Bücher. Herz über Bord. In: AZ, 4.5.1933, S. 6; Schiller Marmorek: Von alten und neuen Büchern. Die Zwanzigjährigen. In: Das Kleine Blatt, Nr. 308, 8.11.1933, S.12; J. K.: Von neuen Büchern. In: Das interessante Blatt, 11.05.1933, S. 15; Alfred Zohner: „Kati auf der Brücke.“ Roman von Hilde Spiel. „Herz über Bord.“ Roman von Lili Grün. In: Wiener Zeitung, 11.06.1933, S. 9; Max Springer: Lili Grün: Herz über Bord. Roman. In: Reichspost, 20.08.1934, S. 7; Milo‘: Kleine Schauspielerin. In: NFP, 13.11.1935, S. 12.

Literatur

Katharina Achtsnith: Von Indianermädchen und Schafen. Die “Neue Frau” zwischen Realität und Fiktion in Lili Grüns Romanen “Herz über Bord”, “Loni in der Kleinstadt” und “Junge Bürokraft übernimmt auch andere Arbeit“. Diplomarbeit, Wien, 2014. [Online verfügbar]; Siglinde Bolbecher, Konstantin Kaiser: Lexikon der Österreichischen Exilliteratur (1999), Eckart Früh: Lili (Elisabeth) Grün (2005), Hans Giebisch, Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart (1964), Anke Heimberg (Hg.): Nachwort. In: Lili Grün: Alles ist Jazz. Roman [vormals Herz über Bord] (2009), Corinna Prey: Leben und Werk der Schriftstellerin Lili Grün. Diplomarbeit, Wien, 2011 [Online verfügbar], Hilde Spiel (Hg.): Die zeitgenössische Literatur Österreichs (1976).

Nachlass: Konvolut Lili Grün: Österreichische Nationalbibliothek; Signatur 289/B364.

(SK)

geb. am 7.4. 1880 in Brünn/Brno – gest./ermordet am 14.1.1941 im KZ Dachau; (Drehbuch)Autor, Conferencier, Kabarettist, Kabarett-Direktor, Regisseur, Theater- und Filmschauspieler

Der Sohn eines Kunsthändlers mit jüdischem Familienhintergrund studierte 1899-1903 Jus an der Universität Wien ohne abzuschließen, denn er wandte sich bald dem Kabarett zu. Erstmals trat er 1906 im gerade neueröffneten Kabarett ›Die Hölle‹ (Linke Wienzeile 6) mit lustigen Geschichten und Sketches auf und war auf Anhieb erfolgreich. Nach Gastspieljahren in Berlin und Erfolgen im ›Chat noir‹ (ab 1907), ersten Libretti für Operetten, z.B. Die Dollarprinzessin (Musik: Leo Fall), Liebeswalzer (gem.mit Robert Bodansky, 1908) oder Der Zigeunerprimas (für Emmerich/Imre Kálmán, 1912) kehrte Grünbaum nach drei Jahren nach Wien zurück und trat dort v.a. im Simpl auf, wo er u.a. auf Karl Farkas traf. 1915 wurde sein Lustspiel Sturmidyll in St. Pölten aufgeführt, danach auch an anderen kleinen Bühnen wie z.B. in Marienbad, wo es „außerordentlich gefiel“ (Humorist, 1.8.1915,3); im Sept. 1916 folgte die gem. mit Willy Sterk geschriebene Operette Mein Annerl (UA im Carltheater), 1917 eine weitere (gem. mit Alexander Engel verfasste) unter dem Titel Die Puppenbaronessen (Apollotheater), welche die AZ als „nicht ganz so dumm wie die meisten Operettentexte“ einstufte (AZ, 7.9.1917, 6), sowie seine erste Ausstattungsrevue Hallo Femina aus Anlass der Wiedereröffnung der Femina-Revuebühne (NFP. 31.10.1917,1). Darüber hinaus wirkte er am Varietè-Programm des Apollo-Theaters mit; dasselbe gilt auch für 1918. Grünbaum war mit Singspielen und Operetten im Ronacher wie z.B. Das Busserlschloß bzw. Der rote Graf, mit Revuen in der Femina, Kabarettstücken im Simplizissimus und im Apollotheater an maßgeblichen Stätten der Wiener Kabarett-, Revue- und Operettenszene aktiv und arbeitete darüber hinaus noch bei weiteren Projekten in unterschiedlichen personellen Konstellationen mit, 1919 u.a. auch am Programm der Künstlerspiele Pan.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, an dem er als Freiwilliger teilgenommen hatte, entstanden im Simpl ab Silvester 1918 (regelmäßig dann ab Juli 1921) die berühmten Doppelconférencen mit Karl Farkas sowie gemischte Programme mit der Chanconette Mitzi Dressel; ab Mitte der 1920er arbeitete das Duo Grünbaum/Farkas auch für größere Ausstattungs-Revue-Programme regelmäßig zusammen. 1920 verfasste er ferner das Libretto für die Operette Donaukinder von Edmund Eysler, 1921 unternahm er eine Auslandstournee, 1922 begann die Zusammenarbeit mit Beda (Fritz Löhner), woraus Der Keuschheitsapostel entstand (UA in den Kammerspielen), das erfolgreich war, aber eher gemischt aufgenommen wurde. Ende Juli vermeldete das NWJ (29.7.) die Annahme des neuen Lustspiels Dorinne und der Zufall (Musik: J. Gilbert) durch das Neue Theater am Zoo in Berlin, das im Sept. 1923 als Gastspiel im Wiener Bürgertheater, anschließend im Apollo und danach noch am Linzer Landestheater und im Jänner sowie im Juni 1924 am Grazer Opernhaus gegeben wurde und den intensiven Austausch zwischen Wiener und Berliner Lustspiel- bzw. Operettenszene anzeigt. 1922-23 wirkte Grünbaum auch an den Nachtkabarett-Veranstaltungen im Großen Konzerthaussaal mit, womit die Reichweite und Resonanz des zeitgenöss. Kabaretts über die bekannten Bühnen hinaus deutlich wird. Die Vielseitigkeit Grünbaums schlug sich auch in seiner Schauspiel-Tätigkeit nieder; 1924 spielte er z.B. Hauptrollen in der Kalman-Operette Ein Herbstmanöver sowie im Schwank Baronin Fritzi; für das J. Strauß Theater verfasst er gem. mit W. Sterk die Operette Des Königs Nachbarin oder für das Renaissancetheater das Kindermärchen Max und Moritz reisen ins Schlaraffenland, das von F. Lehár vertont wurde. Darüber hinaus wirkte er auch in Berlin im Kabarett der Komiker (KadeKo), sondierte Möglichkeiten, in der Berliner Szene sich stärker zu verankern, stellte für das Winterprogramm die deutsch- amerikan. Operette Schirin (wieder mit W. Sterk) fertig und eröffnete im Sept. 1924 in Wien eine eigene Kleinkunstbühne, das ›Pavillon‹ in der Walfischgasse, wozu er auch den programmt. Text Mein Kabarett verfasste. Auf ihm traten mit Arnold Korff, Karl Farkas, und Armin Berg weitere bekannte Größen auf, aber auch Hans Liebstoeckl und immer wieder deutsche (Berliner) Gäste, während Elsie Artmann neueste amerikanische, verwienerte Songs bei steuerte und Josma Selim Chancons, die von Ralph Benatzky am Piano begleitet wurden. 1925 wandte sich Grünbaum, „der witzigste aller Sprachjongleure“ (Der Tag, 12.2.1925) neben seinem eigenen Pavillon-Programm wieder stärker dem Revue-Genre zu, z.B. mit Rund um den Mittelpunkt (für: Hölle) oder An alle… (Ronacher), welche, parallel zu den Aufführungen, auch in einschlägigen Verlagen (Boheme-Verlag; Wiener Operettenverlag) zum Druck gelangten.

1926 folgte zunächst Ende Jänner die Operetten-Revue Journal der Liebe (gem. mit Farkas); wenige Wochen danach führte die Mitwirkung des Concordia-Präsidenten E. Wengraf am Pavillon-Programm zu einer öffentlichen Polemik, die Wengraf zur Niederlegung seines Amtes bewegen sollte. Grünbaum bearbeitete aber auch Operetten für Stummfilme, die dann auch in den Wiener Kinos liefen. Im Juni dess. Jahres wurde er, gem. mit K. Farkas, künstlerischer Direktor der Revuebühne Wiener Stadttheater, die zum Marischka-Theaterkonzern (auch die Raimundbühne ab 1926) gehörte. Auch im Folgejahr war Grünbaum recht umtriebig; zuerst unterzeichnete er im April den Wahlaufruf Kundgebung des geistigen Wien für die SDAPÖ, sah im Mai auf der Rolandbühne seine Operette Meine Tochter Otto und im Juni auf dem J. Strauß-Theater Die Rose aus Schiras aufgeführt, beide gemeins. mit W. Sterk verfasst. Ende August brachte er schließlich die Revue heraus, die immer mit seinem Namen verbunden blieb: Hallo, hier Grünbaum! Fred Heller schrieb über sie im Tag, sie sei „ungefähr Faust III. Teil, und noch viel lustiger als der zweite.“ (Der Tag, 31.8.1927). An der Revue, die voriwiegend in ’seinem‘ Boulevard-Theater aufgeführt wurde, wirkten auch zwei Girl-Truppen sowie die Tänzerinnen Claire Bauroff und Maria Ley, im Nov.-Dez. Nina Payne, mit. Ab Oktober spielte zudem am Bürgertheater die mit Farkas verfasste Revue Wien lacht wieder, die zuvor bereits 430 Mal am Stadttheater gegeben wurde. Ende Jänner 1928 folgte die nächste Premiere: Weltgeschichte fällig? Ein Spiel von Helden und Verbrechern in 26 lustigen Bildern (gem. mit Armin Friedmann, unter Mitwirkung von A. Berg, R. Gilbert u.a.m.), – „einfallsreich, gewagt, frech, immer Überraschungen servierend“ sowie mit guter Jazzkapelle (Die Stunde, 22.1.1928,8), während der Tag zurückhaltender urteilte. Mit Flirt und Jazz, gem. verf. mit Farkas, gelang ihm im Dez. wiederum ein Achtungserfolg auf dem nicht einfachen Revue-Terrain. 1928-29 hielt er sich längere Zeit in Berlin auf, was Spekulationen nährte, er würde dort ein Kabarett oder eine Revuebühne eröffnen. Im Okt. 1929 wirkte er aber wieder am Simplizissimus-Programm sowie in den Kammerspielen mit, wo er 1930 auch eine neue hybride Operetten-Revue, Intermezzo im Zirkus, zur Aufführung brachte, zu der wieder Benatzky die Musik komponierte. Nach fast zweijähriger Unterbrechung nahm er auch seine Conférencier-Tätigkeit im Pavillon wieder auf. Im Juni 1931 folgte die Revue (gem. mit G. Herczeg u. K. Farkas) Der Traumexpress, im Okt. seine erste Mitwirkung als Schauspieler in einem Tonfilm (gem. mit H. Rühmann), nämlich in der Ufa-Produktion Meine Frau, die Hochstaplerin und im Dez. verf. Roda-Roda mit ihm gemeins. die Filmoperette Liebeskommando.

Dem Film blieb er auch 1932 verpflichtet u. zwar als Produzent von Ein Lied, ein Kuß, ein Mädel, den F. Rosenfeld in der AZ jedoch als eher „einfallslos“ besprach, während seine Mitwirkung im Ufa-Film Mensch ohne Namen nach einer Balzac-Vorlage sowie seine Gastauftritte in Stücken am Dt. Volkstheater begrüßt wurden, z.B. in Hasenclevers Napoleon greift ein. Im Zuge des Tonfilm-Komikerabends 1933 war Grünbaum im Beitrag Rosmarin im Glück zu sehen, vorwiegend spielte er aber im sozialkrit. Lustspiel Geld ist nicht alles im Dt. Volkstheater die männl. Hauptrolle; im Sept.1933 präsentierte er dann die neue mit A. Kaps verfasste Revue Verlieb dich täglich im Moulin Rouge, die im Okt. auch von Radio Wien ausgestrahlt wurde. Dieser erfolgreichen Revue folgte im März 1934 mit Herz ist Atout die nächste und zeitgleich nahm er auch seine Mitwirkung am Ronacher wieder auf; 1935 präsentiert er wieder mit Farkas gemeins. gleich drei Revuen, Bediene dich selbst bzw. Die gestohlene Revue sowie Theater zu verkaufen in den Kammerspielen. Aus Anlass des 25jährigen Bestehens des Simpl kehrte Grünbaum 1936 dorthin (gem. mit Farkas) zu Gastauftritten zurück und zwar mit Gangster über Wien. Danach präsentierte er im Bürgertheater die sog. Volksrevue Was kostet Wien? und spielte in der Josefstadt in der Hollywood-Reportage Happy neben H. Thimig mit. Sukzessive gehen unter den Bedingungen des Ständestaates die Aufführungen und neuen Stücke zurück; 1937 bringt die Volksoper noch die Lustspieloperette Sie Johann, die Ztg. Der Morgen (bis Ende Jänner 1938) eine Reihe von Sketches, die Grünbaum und Farkas gemeinsam zeichnen, u.a. auch den bissigen Heureka – Nichts gefunden! Am 22.2.1938 fand im Simpl noch die Premiere der letzten Revue, eine „höhnenden Wochenschau“ von Grünbaum und Farkas statt; wenige Wochen später, im Zuge des Anschlusses versuchten beide zu flüchten, standen sie nämlich seit längerem unter NS-Beobachtung: Farkas gelang dies, Grünbaum und seiner Frau nicht.


Weitere Operetten und andere Werke (Auswahl):

Miß Dudelsack (Operette, 1909 mit H. Reichert ); Der Favorit (Operette 19 16, mit W. Sterk, Musik R. Stolz); Die Csikosbaronesse (Operette 1919; Tonfilm 1930), Der Kanari als Erzieher (Ged., Mocca 1/1930); Fritz Grünbaum gegen Grünbaum (1930)

Quellen und Dokumente

Zwei Humorschlager (Inserat Löwitt-Verlag). In: Österr. Buchhändler-Correspondenz, 4.4.1917, S. 8; O.K.[oenig]: Keuschheitsapostel. In: AZ, 27.1.1922, S. 7; Des Königs Nachbarin. Premiere. In: Der Tag, 8.6.1924, S. 11; K. Marilaun: Gespräch mit F. Grünbaum. In: NWJ, 25.9.1924, S.5-6; F. Grünbaum: Mein Kabarett. In: Die Stunde, 4.9.1924, S. 5;Pavillon-Programm. In: Die Stunde, 12.11.1924, S. 6; Pavillon-Inserat. In: NWJ, 1.12.1924; S. 1; Liedtexte zur Revue An Alle... (Inserat des Boheme-Verlags); in: Österr. Buchhändler-Correspondenz, 13.3.1925, S. 5; P. Stefan: Fritz Grünbaum als Sammler. In: Die Bühne, H. 20(26.3.)1925, S. 29-30; Schlagertexte der Revue Rund um den Mittelpunkt (Verlagsinserat). In: Österr. Buchhänder-Correspondenz, 10.4.1925, S. 11; Der Fall Wengraf. In: Die Stunde, 18.2.1926, S. 11; Bespr. zu: Meine Tochter Otto. In: Der Tag, 8.5.1927, S.18; F.H[eller]. Bespr. zu Rosen aus Schiras. In: Der Tag, 26.6.1927, S. 14; N.N.: Bespr. zu Rosen aus Schiras (mit Szenenfotos). In: Die Bühne, H. 138 (30.6.1927), S. 8; Ankündigungsplakat der Revue Hallo! hier Grünbaum. In: Die Bühne, H. 146 (1927), S. 59; Plakat zu: Boulevard-Theater. In: Der Tag, 27.8.1927, S. 13; F. Heller über Hallo, hier Grünbaum! In: Der Tag, 31.8.1927, S. 7; N.N. über Hallo, hier Grünbaum! In: Die Bühne, H. 148 (8.9.1927), S. 10-11; Weltgeschichte gefällig? (Premiere-Inserat). In: Die Stunde, 19.1.1928, S. 7; F. H[eller]: Revue im Boulevardtheater. Weltgeschichte fällig. In: Der Tag, 22.1.1928, S. 7; F.H[eller]: Revue in den Kammerspielen. Flirt und Jazz. In: Der Tag, 12.12.1928, S. 9; Flirt und Jazz (Szenenfotos). In: Die Bühne H. 215 (20.12.)1928, S. 54; F.K.: Fritz Grünbaum, der Fünfziger. In: Die Bühne, H. 278 (15.4.)1930, S. 52; R [Holzer] Über Intermezzo im Zirkus. In: Wiener Zeitung, 18.11.1930, S. 5; F. Grünbaum: Der „Kanari“ als Erzieher. In: Mocca Nr.1/1930, S. 34; F.H.: Der Traumexpress (Uraufführung). In: Der Tag, 6.6.1931, S. 8; F. Porges: Liebeskommando. Eine Filmoperette. In: Der Wiener Tag, 20.12.1931, S. 22; F.R[osenfeld]: Ein Lied, ein Kuß, ein Mädel (Film). In: AZ, 22.5.1932, S. 20; N.N.: Mein Film-Wochenschau (Tonfilm-Mitwirkungen von F.G.); in: Mein Film, H. 315/1932, S. 5; Tonfilm-Komikerabend (Verlagsinserat). In: Kino-Journal, 4.3.1933, S. 9; N.N.: 25. Mal ‚Herz ist Atout‘. In: Die Stunde, 12.4.1934, S .4; F. Fischer über: Theater zu verkaufen. In: NWJ, 24.8.1935, S. 11; F. Grünbaum u. K. Farkas: Greta Garbo und Pagat ultimo. In: Der Morgen, 4.10.1937, S. 6; F.Grünbaum u. K. Farkas: Heureka – Nichts gefunden! In: Der Morgen, 25.10.1937, S. 6;

Literatur

F. Grünbaum: Hallo, hier Grünbaum! Hg. und mit einem biographischen Vorwort von Pierre Genée, Wien-München 2001; Marie-Theres Arnbom, Christoph Wagner-Trenkwitz (Hgg.): Grüß mich Gott! Fritz Grünbaum. Eine Biographie 1880–1941, Wien 2005; Ch. Hütterer: „Viel zu schade für Wien“. Kleiner Mann mit großem Humor: Vor 75 Jahren starb Fritz Grünbaum, einer der bedeutendsten Kabarettisten, im KZ Dachau. In: Wiener Zeitung 9.-10.1.2016; online verfügbar unter: https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Essays/Kultur/Fritz_Gr%C3%BCnbaum; H. Veigl: Fritz Grünbaum und das Wiener Kabarett. Wien 2019.

(PHK)

Geb. 22.1.1885 in Wien als Bertold Grünwald, gest. 1.10. 1962 in Bornemouth/GB. Schauspieler, Regisseur, Filmproduzent, Exilant.

Materialien und Quellen:

Der Mädchenhirt. Grunes erster Stummfilm nach der Romanvorlage von E. E. Kisch.

Der Mann, die Frau und der Dritte. Nach einer Vorlage von Paul Czinner. Besprechung in Wiener Morgenzeitung, 12.2.1926, S.10;

(PHK, in preparation)

Geb. 17.3.1884, gest./ermordet 9.9. 1942 KZ Auschwitz.

Schriftsteller (vorwiegend Lyrik, Aphorismen)

Weitere Werke:

Materialien, Literatur und Quellen:

Rezension in der FAZ: hier.

Volker Bühn: Alfred Grünewald : Werk und Leben. Köln-Weimar-Wien: 2016.

(work in progress, PHK)