Das Konzept der Würfelbühne(WB) wurde von dem aus Hall (Tirol) gebürtigen Architekten und Bühnenbildner Hans Fritz seit 1919 für die Innsbrucker Kammerspiele unter Ferdinand Exl erarbeitet und deren Einsetzbarkeit an so unterschiedlichen Stücken wie solchen von Franz Kranewitter oder Oscar Wild erfolgreich erprobt. Am 19.4. 1922 wurde sie erstmals außerhalb Innsbrucks in einem mit Lichtbildern angereicherten Vortrag in der Wiener Sezession öffentlich vorgestellt, bei dem auch Vertreter des Unterrichtsministeriums sowie der Bundes- und mehrerer privater Theater anwesend waren. Dabei betonte Fritz, dass die WB zunächst vor allem ein Versuch sei, die „so brennende materielle Knappheit zu überwinden“ (WZtg. 20.4.1922), weil sie mehrfach verwendbar sei und dem Prinzip des „Baukastens“ folge. Darüber hinaus orteten die ersten Kritiken als ästhetischen Faktor die „neue plastische Wirkung“.

aus: Bau- und Werkkunst 1924 (L. W. Rochowanski)

Fritz erläuterte ferner die multifunktionalen Aspekte des Würfel-Prinzips (z.B. im Hinblick auf Lager-, Zuschauerraum, aber auch für den Film). Auf der Internationalen Ausstellung neuer Theatertechnik im Rahmen des Musik- und Theaterfestes der Stadt Wien im Sept.-Okt. 1924 erregte die WB neben der Raumbühne und dem radikalen Konzept des Theaters ohne Zuschauer große Aufmerksamkeit. L. W. Rochowanski setzte sich mit ihr in der Zs. Bau- und Werkkunst eingehend auseinander und meinte, die WB habe „das Gesicht des Theaters vollständig verändert.“ Die WB wurde daher auch auf der Internationalen Kunstgewerbeausstellung in Paris im Sommer 1925 neben Projekten von F. Kiesler, O. Strnad, F. Rosenbaum u.a. gezeigt (NFP, 30.8.1925, 1-3). Auch bei der Internationalen Theaterausstellung in New York im Frühjahr 1926 stieß die WB auf beachtliche Resonanz, so ein kurzer Bericht im Tag vom 19.4.1926. Im darauffolgenden Jahr 1927 hat C. Holzmeister im Zuge des Umbaus der Bühne des Salzburger Festspielhauses auf das Konzept der WB zurückgegriffen und 1930 wurde dieses auf der Ausstellung ›Theater aus Österreich‹ in München noch einmal gezeigt. In der Theaterpraxis kam es Ende der 1920er und zu Beginn der 1930er Jahre dann allerdings nicht mehr zur Verwendung. Das Grundkonzept des Kubus kam von H. Fritz allerdings 1936 in seinem Siedlungsprojekt Neu-Rum nochmals und auf Wohnbedürfnisse adaptiert zur Verwendung.


Quellen und Dokumente:

R. : Vortrag. In: Wiener Zeitung, 20.4.1922, S.10,

Literatur:

D. Bogner: Wien 1920-1930. „Es war als würde Utopia Realität werden“ Wien 2017, 343; B. Lésak: Die österreichische Theateravantgarde 1918-1926. Ein Experiment von allzu kurzer Dauer. In: P-H. Kucher (Hg.): Verdrängte Moderne-vergessene Avantgarde. Göttingen 2016, 60-62.

(PHK)

Am 20.5.1927 um 7:54 Uhr startet der US-amerik. Pilot Charles Augustus Lindbergh jr. (1902-1974) in der eigens dafür entwickelten Maschine Spirit of St. Louis am New Yorker Roosevelt Field zu seinem Nonstopflug nach Paris, wo er nach 33,5 Stunden Flugzeit am Flughafen Le Bourget empfangen wird.

Die erste Alleinüberquerung des Atlantiks wird auch in Österreich von ausführlicher Berichterstattung begleitet: Eine sportliche Höchstleistung und eine Großtat menschlichen Mutes titelt die Neue Freie Presse vom 22.5.: Der Leitartikel ist dem Lindbergh-Flug als Symptom für das begrüßenswerte Näherrücken von Alter und Neuer Welt gewidmet, von dem man sich eine Strahlkraft auch im (Welt-)Politischen erhofft: „Wie nahe sind Amerika und Europa einander gerückt! Es wäre unfaßbar, wenn die Generation, der solche Leistungen gelingen, nicht auch imstande wäre, den Aufstieg zu einem Rekord des Friedens zu wagen.“

Laut der Kleine Blatt-Redaktion hinwiederum lässt Lindberghs Reüssieren keinen Zweifel (mehr) an der Durchschlagkraft der vergleichbar ‚unfassbaren‘ sozialistischen Vision(en): Gleich Galileo Galileis Wirken künde Lindberghs Tat „den Trotz, der unausrottbar die Menschen beseelt und sie zu ihren Zielen vorwärtsbringt. Was heute etwas noch Einziges ist, […] wird etwas Gewöhnliches sein. So werden auch die Ideen, die jetzt noch als unverwirklichbar so vielen gelten, dann, wenn der Mut, der Trotz gesiegt haben, selbstverständlich sein.“

Über die Rückkehr des gefeierten Piloten wird am 3.7.1927 u.a. Ann Tizia Leitich aus New York berichten: Für Leitich, die dafür auf aus der Debatte über die Monotonisierung der Welt bekannte Motive zurückgreift, verkörpert Lindbergh prototypisch den amerikanischen Helden: „Er vermeidet das ominöse Wort ‚Ich‘. ‚We‘ sagt er statt dessen und meint sich und den Plan. […] Ist es nicht wunderbar – ein Held, an dessen Händen kein Blut klebt, hinter dem keine Tränen geweint, keine Gräber geschaufelt werden. Wer kann im Angesichte dieses Triumphes der Maschine und des Menschen noch sagen, unsere Zeit sei erbärmlich? […] [Z]u Columbus‘ Zeiten schien solche Tat noch zum Teil Hexerei. Heute aber ist Technik und der ungeheure Horizont, den sie erschließt, Gemeingut aller. [D]ieser Held der Maschine, dieser reine Typus eines neuen Menschen mußte aus Amerika kommen“.

Unter dem Titel We hat Lindbergh 1927 tatsächlich seine Erinnerungen an das Abenteuer Nonstopflug zur Veröffentlichung gebracht; Wir Zwei. Im Flugzeug über den Atlantik lautet der Titel der noch im gleichen Jahr besorgten dt. Übertragung, aus der etwa das Wr. Volksblatt für Stadt und Land seiner Leserschaft in der Weihnachtsbeilage einen Auszug präsentieren wird.

Auf We greift auch Bert Brecht für Der Lindbergh-Flug zurück, ein „musikalisches Hörbild“, das in der Vertonung von Kurt Weill (als „Kantate für Soli, Chor und Orchester“) am 5.12.1929 an der Berliner Krolloper uraufgeführt wird. Eine von Weill und Paul Hindemith in gleichen Teilen erarbeitete Fassung gelangt im selben Jahr im Rahmen des Baden-Badener Musikfests zur Aufführung.

Brecht überarbeitet den Ozeanflug schließlich zu einem „Radiolehrstück für Knaben und Mädchen” (Der Flug der Lindberghs, 1930). 1950 sieht er als Bedingung für eine Rundfunkaufführung die Abänderung des Titels zu Der Ozeanflug dafür vor: Laut neuem Prolog hat Lindbergh, ein Sympathisant des Nationalsozialismus, den „Hitler-Schlächtern” das „Fliegen mit tödlichen Bomben” gezeigt.


Quellen und Dokumente

N.N.: In: Neue Freie Presse (22.5.1927), S. 1, N.N.: In: Das Kleine Blatt (22.5.1927), S. 2, Ann Tizia Leitich: Der Held. In: Neue Freie Presse (3.7.1927), S. 11.

(RU)

Das Zeitschriftenspektrum der österreichischen Zwischenkriegszeit war überraschend vielgestaltig, dynamisch und in der Ausrichtung alle Bereiche des politisch-sozialen wie des kulturell-künstlerischen Lebens umfassend.

Eine umfassende analytische Bibliographie der (spät)expressionistischen Zeitungen und Zeitschriften liegt seit der zweibändigen Arbeit von A.A. Wallas vor, für die Perioden danach existieren weder vergleichbare Studien noch vollständige Überblicke und Bibliographien.

Im Anno-Programm der ÖNB sind im Moment mehrere hundert Zeitungen und Zeitschriften digitalisiert (http://anno.onb.ac.at/alph_list.htm), die im Zeitraum der Zwischenkriegszeit erschienen und von (alltags)kultur-, kunst- und literaturwissenschaftlicher Relevanz sind.

Das litkult.1920er-Stichwortverzeichnis (Lexikon) weist Einträge zu nachfolgenden Titeln auf (in ihrer jeweiligen alphabetischen Zuordnung):

  • Bildungsarbeit
  • Daimon
  • Das Flugblatt
  • Der Friede
  • Der Kampf
  • Der Merker
  • Der Zeitgeist
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  • Die Wahrheit
  • Europäische Revue
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  • Wiener Magazin
  • Das Wort (1927-28)

Quellen und Dokumente

Armin A. Wallas: Zeitschriften und Anthologien des Expressionismus in Österreich. Analytische Bibliographie und Register. München 1995; A. Holzer: Kaiser, Sex and Crime. Jahrzehnte war „Das interessante Blatt“ Österreichs größte Wochenillustrierte. In: Wiener Zeitung, 29.5. 2016; online verfügbar unter: https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Essays/Medien/Zeitungsgeschichte  ; Auswahl Mediathek der Univ. Graz: https://public.sharepoint.uni- graz.at/sites/ub/OeffentlicheDokumente/Auswahl_digitalisierter_Zeitungen.pdf

(PHK)