Fred Heller: Zwischen vorgestern und übermorgen (1919)

Fred Heller: Zwischen vorgestern und übermorgen

Der Zukunft kann man einstweilen noch nichts Gutes nachsagen.

Warum die Ein- und Zweikronennoten keinen Stempel erhalten? Armutszeugnisse sind stempelfrei.

Den Hungernden hilft’s wenig, wenn etliche des trockenen Tones satt werden.

Ein neuer Chamisso müßte dichten: Der B ü r g e r ist kein Spielzeug. Und er brauchte nicht erst ein Riesenfräulein bemühen.

Wieder höhere Anforderungen an das Publikum: die Theatersperre ist aufgehoben.

Das Alte vor der Welt schlecht machen, genügt nicht; man muß das Neue besser machen.

Es ist allerdings schwer, der Welt den Kopf zurecht zu setzten, während sie auf ihm steht.

Es hat alles seine Grenzen, Deutschösterreich aber hat noch ein paar mehr.

»Liebe deinen Nächsten wie dich selbst« scheint noch nicht in alle Kultursprachen übersetzt worden zu sein.

Die Katz‘ für alles gewesen ist männlichen Geschlechts.

Mancher Held der Zeit gemahnt an einen Tragödiendichter: sich würde er gewiß nicht töten, wenn ihm das Malheur seines Helden passierte.

Die neue Ausrede: Ah was, v o r  uns die Sintflut!…

In: Die Muskete, 6.3.1919, S. 10.