Berthold Viertel

Berthold Viertel, als junger Mann gut vernetzt in der Wiener Kulturszene um 1900, fühlte sich einer »Opposition in Kunst und Leben« zugehörig und stellte sich in eine Traditionslinie der »kritischen und revolutionären Geister« Österreichs. Insbesondere Karl Kraus, Lehrer und bald enger Freund, beeinflusste sein Leben, sein Schreiben und auch seine Theaterarbeit. Moderne Ideen hatten Viertel auf vielfache Weise geprägt –als er 1948 aus dem Exil zurückkehrte, wollte er in seinem Schreiben und seinen Inszenierungen diese verlorene Modernität nach Österreich zurückbringen und dabei zum Nachdenken über die Wurzeln der Konflikte und Katastrophen des 20. Jahrhunderts anregen.

Von Katharina Prager | Oktober 2018

Inhaltsverzeichnis

  1. Herkunft und kritische Modernität
  2. Karl Kraus, Wiener Freie Volksbühne und Weltkrieg
  3. Expressionismus in Deutschland
  4. Hollywood, Exilnetzwerk und Zeitgedichte
  5. Rückkehr in die Stadt der Kindheit


1. Herkunft und kritische Modernität

Als Anna Klausner (1861–1932) und Salomon Viertel (1860–1932) am 10. Februar 1884 im Wiener Stadttempel in der Seitenstettengasse 4 (Wien I) heirateten, verbanden sich zwei jüdische Familien, die beide erst in vor wenigen Jahren aus dem habsburgischen Kronland Galizien und Lodomerien (genauer: aus Tarnów) in die Hauptstadt der Monarchie zugezogen waren. Die Ehe war wahrscheinlich arrangiert worden und Berthold Viertel beschrieb seine Eltern als vereint in ihrem Willen zur materiellen »Verbesserung« und ihrem »Sinn für bürgerliche Ordentlichkeit«.1 Er wurde am 28. Juni 1885 als erstes Kind geboren und wuchs in Mariahilf auf. In den Jahren um seine Geburt machten sich die Eltern selbstständig: Anna Viertel eröffnete ein Geschäft für Sonn- und Regenschirme in der Mariahilfer Straße 119, Salomon Viertel führte ein Möbelgeschäft in der Seidengasse 26. Später besaß er eine Möbelfabrik in der Millergasse 22 und Geschäfte mit wechselnden Adressen innerhalb des 6. und 7. Wiener Gemeindebezirks. Die ständigen Umzüge, auf der Suche nach besseren Räumlichkeiten für das in Schwung kommende Geschäft und für die wachsende Familie, bilden den ruhelosen Aufstiegswillen ab, den der Sohn später heftig kritisierte. 1889 starb Berthold Viertels einziger Bruder Ludwig wenige Tage nach der Geburt. 1890 und 1897 wurden seine Schwestern Paula und Helene geboren. Namen und Anzahl der Kinder deuten darauf hin, dass sich die Familie Viertel als modern und akkulturiert wahrnahm – die Kinder hatten deutsche

Namen und katholische Ammen, Kinder- und Dienstmädchen. Diese Hausangestellten beschrieb Berthold Viertel als Vermittlerinnen deutschen (Volks-)Kulturguts »mit viel Anklang an die österreichische Mundart«.2 Eines von Viertels bekanntesten Gedichten – Das graue Tuch – verdichtet diese Geborgenheit im katholischen Wien, in der deutschen Sprache und Kultur, die auch Vertreibung und Exil nicht kappen konnten:

Zurück, zurück, ein Kind zu sein! / Schon hüllt das graue Tuch mich ein. / Ich liege auf dem Küchenschrank, / Die Köchin wäscht die Teller blank, / Marie! Fast jede hieß Marie. / Wien war katholisch, so wie sie.

Ich lag auf ihrem Tuch. / Sie wusste um des Sängers Fluch, / Die Bürgschaft und den Taucher, und / Es geht ein Rad im Wiesengrund, / Es plätschert die Forelle, / Hinaus zog der Geselle.

Da wuchs der alte Lindenbaum, / Da träumten wir so manchen Traum, / Wir schnitten’s in die Rinde; / Wir weinten’s in die Winde. / Ich spür es ewig am Geruch / Vom grauen Tuch, Marientuch, / Wie warm ich dort gelegen, / Und ohne mich zu regen.3

In dieser gesicherten häuslichen Umgebung habe er lange nicht gewusst/wahrgenommen, dass er ein »Judenkind« war, so Viertel später. Erst 1890 – als der christlichsoziale Politiker Karl Lueger aufgrund seines populistischen Antisemitismus große Wahlerfolge feiert – wurde Berthold Viertel auf seinem Weg in die Volksschule in der Zieglergasse 23 als Jude angegriffen. In diesem Erlebnis lagen für ihn bereits die Ansätze dessen, »was in dem Österreicher Hitler reif und welthistorisch wurde«4 Weitere Wurzeln des Nationalsozialismus sah Viertel in den Schulbüchern, die Rassenkunde lehrten, in Jugendbüchern und -spielen, die romantischen Fiktionen von Völkern und Nationen verbreiteten (Karl May, Felix Dahn etc.), insgesamt aber auch in der »Ambivalenz« oder »Doppelgesichtigkeit« der deutschen Kultur, die für ihn zwischen einem »ideellen, nie durchgesetzten Weltbürgertum« und einer »nationalistischen Rabies« pendelte.5

Wie viele seiner Zeitgenossen beklagte auch Berthold Viertel – in einer Zeit, in der Frauen um Zulassung zu höheren Schulen kämpften – die Monotonie des klassisch-humanistisch ausgerichteten Unterrichts am Mariahilfer- oder Amerlinggymnasium, das er 1894 bis 1903 besuchte. Spätestens ab 1899 ein unangepasster Schüler, bildete er sich selbst durch »Lesen unter der Bank« zum »Kulturanarchisten« aus/heran. Er las Strindberg, Wedekind, Schopenhauer,

Kant, Ibsen, Zola, Hauptmann und vor allem Hamsun. Vom ersten Heft an las Viertel auch Karl Kraus‘ Fackel und begann schon als 14-Jähriger mit dem 25-Jährigen Herausgeber zu korrespondieren. Noch tiefere wirkten in dieser Zeit allerdings Peter Altenberg und seine Suche nach neuen Lebens- und Kunstformen auf Berthold Viertel. Seine Verehrung für Altenberg – »Späthellene und Urchrist, Säufer und Asket, Romantiker und Hyperrealist, Hygieniker, Eugeniker […], Narr und Weiser, Sünder und Apostel in einer Person«6 – verband Viertel mit Karl Adler, dem jüngsten Sohn des sozialdemokratischen Politikers Victor Adler.

Abb. 1: Berthold Viertel um 1906

In der Nacht auf den 9. Juli 1903, nachdem sie beide bei ihrer Reifeprüfung durchgefallen waren, verließen die Freunde heimlich ihre Elternhäuser, um am Westbahnhof einen Zug zu besteigen, der sie in die Welt und ins Leben hinaus führen sollte und »zum Volke – zum Proletariat, das den Wurzeln der Dinge näher wohnen musste«.7 Sie kamen bis Paris, von wo aus sie – hungrig und ohne Geld – schließlich Victor Adler telegrafierten. Dieser ermöglichten beiden die Vorbereitung auf eine externe Reifeprüfung am Zürcher Reformgymnasium des erst 23-jährigen Rudolf Laemmel. Am 19. Dezember 1903 bestand Berthold Viertel die kommissionelle Maturaprüfung.

2. Karl Kraus, Wiener Freie Volksbühne und Weltkrieg

»Ich sollte unbedingt ein Rechtsanwalt werden […]. Dieses war das Ideal jüdischer Väter aus dem Mittelstande, die selbst nur eine geringe Schulbildung genossen hatten«.8 Ein Universitätsstudium war für Berthold Viertel aufgrund der bereits erfolgten Ausbildungsinvestitionen der klar vorgezeichnete Weg.

Schon wenige Wochen nach seiner Rückkehr aus Zürich inskribierte er sich für das Sommersemester 1904 an der juridischen Fakultät der k.k. Universität zu Wien: »So bezog ich die Universität, um zum Schein Jus zu studieren, in Wahrheit zu bummeln und meinen sonderbaren Interessen nachzugehen.« 9

Im Frühjahr 1904 geriet die Familie Viertel in eine Krise – Salomon Viertels Firma, die nach Russland exportierte, ging am Beginn des russisch-japanischen Krieges in Konkurs. In Auseinandersetzungen mit dem Vater, der weder besonders autoritär, noch liberal war, behielt Berthold Viertel meist die Oberhand. Eine Szene, die Viertel öfter beschrieb, macht deutlich, wie sehr Salomon Viertel dabei an seine Grenzen kam:

Er rannte mit kurzen Schritten zum Fenster, riß es auf und machte Miene, sich aus dem dritten Stock aufs Pflaster der Straße zu stürzen. Da hörte der Sohn sich sagen, und seine Stimme klang uralt: ›Aber wozu dieses Theater?‹ Er sah den Rücken des Vaters sich aufrichten und unbeweglich werden. Und dann – ja, dann verließ der Vater das Zimmer fliehenden Schrittes, und ohne sich umzusehen. Das Fenster blieb offen.10

Die veränderten Umstände ab 1904 gaben Berthold Viertel wohl die Möglichkeit, sein Leben freier vom Aufstiegsdruck der Familie zu gestalten. Nach nur einem Semester Jus wechselte er an die philosophische Fakultät. Es waren nämlich intellektuelle Kreise, die Viertel in jener Zeit wesentlicher prägten als die universitäre Lehre. Die Universität wurde, so Viertel, damals von katholischen und deutschnationalen Verbindungen dominiert und so entwickelten sich in Kaffeehäusern und privaten Kreisen jene Ideen, die sich dort nicht entfalten konnten. Viertel war bereits in seiner Schulzeit gut vernetzt und hatte Kontakte zu Richard A. Bermann, der Familie Lang, Leo Perutz, Alfred Polgar und vielen mehr. Die Freundschaft mit Karl Adler endete nach dem Pariser Abenteuer zwar rasch, doch es entstand eine enge Bindung an Otto Soyka. 1905/06 schrieb Soyka, offenbar in enger Kooperation mit Viertel, Jenseits der Sittlichkeits-Grenze. Ein Beitrag zur Kritik der Moral.

Es ging Soyka und seinem ungenannt bleibenden Mitarbeiter um einen Angriff auf die vorherrschende Sexualmoral und die »Forderung nach freier Sinnlichkeit« – auch in Sadismus, Masochismus, Sodomie, Fetischismus, Exhibitionismus und Homosexualität äußere sich »die Kraft der Liebe, über deren Wesen nur ungewisse Theorien möglich sind«.11 Obgleich Soyka für Viertel »der Rebell gewesen [war], der die Autorität von Karl Kraus nicht mehr gelten ließ, der sie […] durch eine fortlaufende vernichtende Analyse […] zu unterhöhlen trachtete«,12, in : Rotes Heft, o.D. [1948], o.S., NK16, A : Viertel, DLA.] war er es auch, der 1905, nach der von Kraus produzierten, geschlossenen Erstaufführung von Die Büchse der Pandora (Frank Wedekind), Berthold Viertel und Karl Kraus im Café Europa persönlich miteinander bekannt machte. Zwar vertiefte sich die Bekanntschaft erst nach 1908 zu einer Zusammenarbeit, davor hatte man aber immerhin »Umgang« miteinander und es ist keine Übertreibung, diese Begegnung zu den folgenreichsten in Viertels Leben zu zählen. Um 1909 förderte Kraus verstärkt begabte Dichter der expressionistischen Generation, und gerade Viertels Gedichte nahmen ihn offenbar rasch für den jungen Mann ein und führten zu intensiverem Austausch.

So wurde ich in den Jahren 1910, 1911, Mitarbeiter der Fackel. Was das bedeutete, was es für mich bedeuten musste, wissen heute nur noch wenige Überlebende – es gibt diese Wenigen in vielen Ländern – zu schätzen. Es war kein Zufall, dass ich zu Karl Kraus fand, dass er mich aufnahm und auch später noch, trotz meiner unbezähmbaren Neigung zum Widerspruch, als einen jüngeren Freund behielt.13

Am 21. März 1910 erschien Viertels erstes Gedicht in der Fackel.

Den fünfzehnjährigen Selbstmördern

[…]

Das Heute hat euch nicht gekannt.

Eine Ahnung hat euch das Herz verbrannt.

Die Angst hat aufrichtig zu euch gesprochen.

Ein Kuß im Traum hat euch zerbrochen.14

Er gehörte nun zum »inneren Kraus-Kreis«, wie Albert Ehrenstein neidvoll festhielt: »Dem Viertel telegraphiert und schreibt Kraus – er hat vor mir den Vortritt.« Da sich Karl Kraus in seiner »Offensive gegen den Zeitgeist« jeder parteipolitischen und programmatischen Anbindung wie auch den üblichen Ritualen des Networkings verweigerte, positionierte man sich als sein Mitarbeiter recht eindeutig im kulturellen Wien. Zwar betonte Berthold Viertel, dass er sich stets die »Harmlosigkeit des eigenen Schaffens« gewahrt habe und sich auch immer wieder herausgenommen habe, Kraus zu widersprechen.15 Dennoch galt er als »Krausianer« oder »Kraus-Jünger«, als Kraus 1911 beschloss, die Fackel fortan allein zu schreiben und seine Mitarbeiter entließ. Viertel publizierte inzwischen auch in anderen wichtigen Zeitschriften wie März, Merker oder Simplicissimus und er fand schließlich neue berufliche Möglichkeiten im Umfeld von Kraus’ »Gegensatz« Alfred Polgar:

Mit K. K. [Karl Kraus] dauernd gute Beziehungen. A. P. [Alfred Polgar] liebe ich immer noch, und er ist mir, glaube ich, gut bis zur Aufrichtigkeit. K. K. arbeitet zielbewusst auf die Nachwelt hin, A. P. lebt weniger sinnvoll. Von K. K. kann man mächtig lernen, für A. P. habe ich eine, wie ich glaube, durch seine Freiheit berechtigte Schwäche. Es waren allerhand Krisen. Stehe aber jetzt in gutem Verhältnis zu den Meisten.16

Berthold Viertel ging 1911 als Dramaturg zur Wiener Freien Volksbühne unter der künstlerischen Leitung von Stefan Großmann, mit dem Polgar seit früher Jugend befreundet war – beiden hatten sich, ähnlich wie Karl Adler und Berthold Viertel, als Jugendliche einem Anarchismus mit sozialistischer Tendenz, Peter Altenberg und Knut Hamsun verschrieben. Für Kraus wiederum war Großmann seit 1900 als »Repräsentant des Zeitgeistes« in seiner Vermischung von Kunst/Geist und Kommerz, Korruption und Cliquenwesen zu einer satirischen Figur geworden. Obwohl es vielfache Berührungspunkte und wohl auch Kontakt gab, hielt Viertel Stefan Großmann vorerst wahrscheinlich für eher unseriös – seine Wiener Freie Volksbühne, die im Oktober 1906 eröffnet worden war, vereinte dann aber doch bestechend viele von Viertels Anliegen.

[…] von den Vorstellungen, die Stefan Großmann […] an Sonntagnachmittagen an verschiedenen bourgeoisen Theatern – also im wechselnden fremden Rahmen und mit wechselndem fremdem Ensemble – abzuhalten pflegte, eine erfrischende […] Kraft aus, die der eigenartig lähmenden, abflauenden Wirkung der sonstigen […] Wiener Theater-Narrheit sehr unähnlich war.17

Dennoch sah Berthold Viertel auch die problematischen Seiten der neuen Volksbühne – etwa ihren Ruf als »Parteitheater«. Im Dezember 1910 hatte die Wiener Freie Volksbühne die Gründung einer literarisch-künstlerischen Zeitschrift namens Der Strom beschlossen. Ihre Herausgeber waren Engelbert Pernerstorfer, Stefan Großmann, und neuerdings Arthur Rundt. Bereits ab der zweiten Nummer war Viertel Mitarbeiter des Strom und begann sich in Folge für die Volksbühne zu interessieren, an der auch Freunde wie Rudolf Forster engagiert waren und die bald ein eigenes Haus haben sollte. Wenig später schloss Viertel mit dem von Arthur Rundt begründeten Konsortium Wiener Schauspielergesellschaft einen Vertrag ab – er trat als Dramaturg und Redakteur des Strom ein und sollte auch Regie führen lernen. Großmann war stolz auf seinen jungen Dramaturgen, den er, Viertels bisherige Arbeit für Kraus schlicht ignorierend, »fast vom Gymnasium weg« engagiert haben wollte.18 Tatsächlich war Viertel 1912 bereits 27 Jahre alt und in der Szene kein Unbekannter mehr. Und er setzte sein Netzwerk erfolgreich ein, um Autoren wie Albert Ehrenstein, Anton Wildgans oder Hermann Essig für den Strom und die Volksbühne zu gewinnen. Es gelang ihm sogar, der Volksbühne die Rechte an Gerhart Hauptmanns neuem Werk Gabriel Schillings Flucht gleich nach dessen Uraufführung in Lauchstädt zu sichern. Als Dramaturg der Volksbühne kam Viertel endlich auch in seine Sehnsuchtsstadt Berlin, er ging im Herbst 1912 das Experiment einer antibürgerlichen »weißen Ehe« mit der Chemiestudentin Grete Ružička (1888–unbekannt) ein.19 Sein erster Gedichtband Die Spur sollte bald im Kurt Wolff-Verlag, herausgegeben von Franz Werfel, erscheinen. Insgesamt fühlte er sich »ganz am richtigen Platz«, wie er seinem Freund Hermann Wlach im Oktober 1912 mitteilte.20

Abb. 2: Cover Die Spur

Schon wenig später, am 19. März 1913 hatte Viertels erste Inszenierung – Eugen Heltais Die Modistin – an der Volksbühne Premiere. Der Regieanfänger sollte sich erst einmal mit Unterhaltungsdramatik bewähren. Gerade in diesem März 1913 stellte sich nun heraus, dass der Baugrund in der Skodagasse und mit ihm das unfertige Theater von Rundts Schauspielhausgesellschaft verkauft worden waren und es kein »großes Haus« für die Volksbühne geben würde. Stefan Großmann schied aufgrund persönlicher Differenzen mit Arthur Rundt aus dem Unternehmen aus. Berthold Viertel blieb – »befangen in dem jungen Glück, Regie führen zu dürfen«.21

In seiner nächsten Inszenierung, Herbert Eulenbergs Alles ums Geld, arbeitete Viertel mit zwei noch völlig unbekannten, zukünftigen Stars des deutschsprachigen Theaters: Vor allem der junge Fritz Kortner machte die Premiere am 6. Mai 1913 zum Sensationserfolg. Den neben Kortner noch unauffällig agierenden Prager Ernst Deutsch hatte Viertel angeblich selbst entdeckt.

Im Abstand von nur wenigen Wochen inszenierte Viertel daran anschließend Bürger Schippel von Carl Sternheim (11. Oktober 1913), Die lange Jule von Carl Hauptmann (26. November 1913), Clavigo von Goethe (27. Jänner 1914), Die von nebenan von Thaddäus Rittner und Das Gnadenbrot von Turgenjew (27. Februar 1914), Mutter Landstraße von Wilhelm Schmidtbonn (16. April 1914), Schwanenweiß von Strindberg (2. Mai 1914), Der Zigarettenkasten von John Galsworthy (23. Mai 1914) und Die Milchbrüder von Oskar Maurus Fontana (10. Juni 1914).

Berthold Viertel selbst meinte im Rückblick, dass er in diesen zwei Jahren »ohne jedes Vorbild das wagte, was man später als Expressionismus bezeichnete.«22, o.D., 139, K14, A : Viertel, DLA.]

Abb. 3: Berthold Viertel im Ersten Weltkrieg

Aufgrund zunehmender Differenzen mit Arthur Rundt und auch weil er sich offenbar wieder vermehrt dem Schreiben zuwenden wollte, plante er die Volksbühne zu verlassen, als ihn die Nachricht von der Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajewo erreichte. Was auch immer er in den folgenden Wochen für Pläne machte, sie wurden am 3. August mit seiner Einberufung in den Weltkrieg zunichtegemacht. Als Leutnant der Traindivision Nr. 14 nahm Berthold Viertel zunächst an der Serbienoffensive teil und verfasste, von Korpsgeist und Heldenromantik erfüllt, martialische Gedichte wie Plänkler und Kote 708. Nur wenige Wochen später erlebte er Spionagehysterie, Hinrichtungen und den Winterrückzug aus Serbien, der ihm die Absurdität seiner Schützengrabenpoesie vor Augen führte. Mit Jänner 1915 wurde Viertel an die ungarisch-galizische Karpatenfront versetzt und begann in einem Kriegstagebuch, in Briefen an Albert Ehrenstein und vor allem in seinem Essay Karl Kraus. Ein Charakter und die Zeit seine veränderte Haltung zum Krieg zu reflektieren. Er entschuldigte sich bei Karl Kraus, dessen Haltung und Arbeit ihn erneut tief beeindruckten – und Kraus verzieh ihm. Während eines Fronturlaubs im Dezember 1916 lernte Berthold Viertel in Wien die 27-jährige Schauspielerin Mea (eigentlich: Salomea Sara, genannt Salka) Steuermann kennen, die er Ende April 1918, nach der Scheidung von Dr. Grete Viertel heiratete.

Der jüngste Tag hatte inzwischen Dichterkollegen wie Franz Werfel zu lyrischen Beststellern gemacht, während Viertel seiner Einschätzung nach ein »unbekannter Österreicher« geblieben war – »Die Prager Sinnigkeit hat draußenin Deutschland das Rennen gemacht«, schrieb er im Februar 1916 an seinen Freund Hermann Wlach und:

Ich für meine Person habe wenig Lust, mich nach dem Kriege, wenn ich davonkommen sollte, wieder vom Theater einschlucken zu lassen. […] An ein Wiener oder Berliner Theater sehne ich mich nicht. Schon deshalb nicht, weil sich das Dichtende bei mir nicht länger unterdrücken lässt. Es war lange genug gehemmt. […] Das Theater war immer meine zweite Möglichkeit gewesen. Mein zweiter Stein im Brett.23

Berthold Viertels Zwiespalt zwischen Theaterarbeit und Dichtung, den er später auch als produktive Verbindung erleben wird, setzte sich fort, wobei ihm das Theater (wie auch der Film) als das sozial und politisch wirksamere Medium erschien. Als sich 1917/18 ein Ende des Krieges, jedenfalls für Viertel an der Ostfront, abzuzeichnen begann, hoffte er, bald als Zivilist und Theaterkritiker in Prag zu sein, und bemerkte: »Ich scheine doch schicksalsmäßig fürs Theater bestimmt zu sein.«24

3. Expressionismus in Deutschland

Nachdem er ein halbes Jahr als Feuilletonredakteur und Theaterkritiker beim Prager Tagblatt gearbeitet und vor Ort die Gründung des tschechoslowakischen Staates miterlebt hatte, nahm Berthold Viertel noch 1918 das Angebot an, als Oberspielleiter an das sich demokratisierende Hoftheater in Dresden zu gehen. Deutschlands Kulturszene war schon immer ein Sehnsuchtsort für ihn gewesen. In Dresden und München (wo Salka Viertel ein Engagement als Schauspielerin hatte) erlebte er die Novemberrevolution, die für ihn auch aufgrund freundschaftlicher Verbindungen zu Kurt Eisner, Gustav Landauer, Ernst Toller und anderen zentraler war als die österreichischen Entwicklungen, und die er, im Gegensatz zu Karl Kraus, begrüßte.

Mit November 1918 wurde auch das Dresdner Hoftheater in ein ›Sächsisches Staatstheater‹ umgewandelt und nach dem Rätemodell kollektiv geführt, dem u.a. auch Kurt Wolff angehörte. Mit Wolff zusammen war Viertel auch Mitglied des Redaktionskollegiums der Zeitschrift Der Zwinger, die sich zu einem anspruchsvollen Blätter in Deutschland entwickelte und für die Stefan Zweig, Richard Dehmel, Rainer Maria Rilke und viele mehr schrieben. In den drei Jahren seines Wirkens gab es am Sächsischen Staatstheater 18 Ur- und Erstaufführungen unter Viertels Regie– Stücke von Sternheim, Ibsen, Hamsun, Strindberg wie auch bahnbrechende expressionistische Inszenierungen, darunter Georg Kaisers Von Morgen bis Mitternacht, Walter Hasenclevers Jenseits, August Stramms Die Haidebraut/Erwachen und Friedrich Wolfs Das bist du. Berthold Viertel machte sich einen Namen als einer der wichtigsten expressionistischen Regisseure des Landes. Seine Inszenierungen (junger Dramatik) waren sehr erfolgreich und wurden als adäquater Ausdruck der veränderten sozialen und politischen Lage rezipiert.

Um 1920 wurde Viertel Vater von zwei Söhnen – 1919 kamen Johann Jakob (Hans) Viertel und 1920 Peter Viertel in Dresden zur Welt. Die beiden Kinder wuchsen zwischen München, Dresden, Hamburg, Leipzig und Berlin auf, da auch Salka Viertel ihre eigene Karriere als Schauspielerin weiterverfolgte.

1921 erschien Berthold Viertels zweiter Gedichtband Die Bahn bei Jakob Hegner und wurde breiter rezipiert. Nicht zuletzt schrieb Viertel auch Gedichte und Essays für Die neue Schaubühne, Die Weltbühne und andere Blätter.

Abb. 4: Berthold Viertel vor dem Dresdner Zwinger

Im April 1922 übersiedelten die Viertels nach Berlin, wo Max Reinhardt Berthold Viertel ans Deutsche Theater engagierte. Besonders seine Inszenierung von Arnolt Bronnens Vatermord an der Jungen Bühne erregte Aufmerksamkeit und festigte Viertels Ruf als Regisseur. Im selben Jahr gelang ihm mit Nora auch sein (Stumm)Filmregie-Debüt.

Berthold Viertel hatte nicht nur kontinuierliche Erfolge mit expressionistischer Dramatik – auch der sozialistische Theatergedanke wirkte aus der Wiener Volksbühnenzeit fort und wurde durch den »Schauspieler-Sozialismus« der deutschen Revolutionstage weitergedacht.

1923 gründete Viertel mit der »Truppe« ein eigenes, genossenschaftlich organisiertes, avantgardistisches Ensembletheater in Berlin, das sich in ideeller Fortsetzung des Volksbühnengedankens der Aufführung gesellschaftskritischer und literarischer Dramatik gegen Schund und Startheater verschrieb. »Truppen«, die in der Krisis des »kapitalistischen Theaters« den Ensemblegeist gegen die »Machtfülle des Startums« hochhielten, waren für Berthold Viertel jene »lebendigen« Organismen, die das Theater durch gemeinschaftliches Agieren, Experimentieren und Philosophieren »retten« konnten.25

Mit der Gründung der Truppe erreichte Viertels Überzeugung, dass Theater auf die Gesellschaft wirken konnte und sollte, einen ersten Höhepunkt. Auch alte Kollegen von der Wiener Freien Volksbühne – wie Rudolf Forster und Fritz Kortner, die inzwischen als »Stars« galten – schlossen sich dieser idealistischen Unternehmung an. Viertels Truppe scheiterte in Zeiten der Inflation zwar materiell, gilt aber bis heute als hochinnovatives

Theaterexperiment der Weimarer Republik. Das Scheitern dieses Projekts traf den 40-jährigen Berthold Viertel persönlich und finanziell – er stürzte sich in eine hektische Inszenierungstätigkeit am Theater, drehte zwei Filme und publizierte in den folgenden Jahren zwei Komödien und eine Novelle, die allerdings nie ein breites Publikum erreichten. Bei den Komödien handelte es sich um eine freie Übertragung von Die Bacchantinnen des Euripides sowie um das Stück Die schöne Seele, das den erotischen Aufbruch von Intellektuellen im Wiener Kaffeehausmilieu karikierte. Die Novelle Das Gnadenbrot wiederum spielte im Theatermilieu Berlins und behandelte die Probleme des alternden »schlechten« Charakterspielers Ullrich.

Abb. 5: Cover Das Gnadenbrot

Kurzfristig versprach ein Angebot von Luise Dumont und Gustav Lindemann, die das Düsseldorfer Schauspielhaus leiteten, einen nochmaligen Neuanfang an einem »Theater der Erneuerung«. Doch auch diese Zusammenarbeit misslang 1927, nach einem knappen Jahr, aufgrund von persönlichen Differenzen.

Gewissermaßen nebenbei hatte sich Berthold Viertel seit 1921 einen Namen in der noch jungen Filmszene der Weimarer Republik gemacht. Besonders sein heute verschollener Film Die Abenteuer eines Zehnmarkscheins nach einem Drehbuch von Béla Balázs, gedreht von dem bekannten Kameramann Helmar Lerski, erregte internationales Aufsehen. Zudem hatte Viertel wiederholt mit Friedrich Wilhelm Murnau zusammengearbeitet, dessen erster Hollywoodfilm Sunrise 1927 um die Welt ging und das Kino revolutionierte. Im Sommer jenes Jahres erreichte Berthold Viertel durch Murnau ein Angebot der Film Fox Corporation aus Hollywood. Ohne seine Familie in die Entscheidung einzubinden, nahm Viertel das Angebot an. Seine Vorstellungen vom Theater als gesellschaftliche Notwendigkeit und Wirkmacht nahm Viertel mit nach Hollywood und ins Exil. Über den Expressionismus allerdings äußerte er sich im Rückblick skeptisch:

In Deutschland – in den Zeiträumen zwischen Krieg, Revolution und dem ›Dritten Reich‹ […] – versuchte sich das neue Drama, das weder für die Theater noch für die geschäftsmäßige Vergnügungsindustrie hergestellt war, sondern von Dichtern geschrieben, um ihre Hoffnungen, Wünsche und ihren Glauben auszudrücken, versuchte dieses neue Drama eine neue und jähe Wendung in das Soziale und in den politischen Idealismus. […] Die Epoche selbst, Ende und neues Beginnen, war das Thema all dieser Kriegs- und Friedensstücke. […] Expressionismus wurde diese kurze Periode des Theaters benannt. […] Es war Versuchstheater, aber es beeinflusste die Bühne überall. Die übernaturalistische Tendenz dieser Bemühungen brachte keine Erfüllung […].26

4. Hollywood, Exilnetzwerke und Zeitgedichte

Die Viertels gehörten zu den vielen gebildeten und aufgeschlossenen EuropäerInnen, die nur sehr vage Vorstellungen von den USA hatten, als sie 1928 in Hollywood ankamen. Architektur und Kultur, Landschaften und Mentalitäten versetzten sie in Staunen – ebenso wie die gesellschaftlichen Gepflogenheiten, die Bedeutung des Konsums, des Gangstertums, des Sex Appeals und der Reklame. Obgleich Berthold Viertel zwischen 1929 und 1932 neun Filme in Hollywood drehte und mit Fox, Warner Brothers und Paramount für wichtige Studios arbeitete, konnte er sich in diesen Jahren, in denen der Tonfilm die Möglichkeiten der zugezogenen Filmschaffenden zugleich erweiterte und beschränkte, als Filmregisseur keinen Namen machen. Seine Filme sind heute vergessen und teilweise sogar verloren.

Aber in Hollywood wurde mir vollends klar, dass ich eine Ware war, die dem, der sie verkaufen wollte, unerwartete und unnütze Schwierigkeiten bereitete. Wenn von zweien, die miteinander arbeiten, der eine nur an die Endgestalt des Produktes, der andere nur an den finanziellen Ertrag denkt, so werden sie sich umso tiefer missverstehen, je mehr sie beide Fanatiker ihrer Pflicht sind […].27

Auch für die Beziehung des Ehepaares Viertel waren diese Jahre krisenhaft. Salka Viertel litt darunter, dass sie als Schauspielerin in einem neuen Medium und in einer fremden Sprache kaum Arbeitsmöglichkeiten hatte. Sie begann sich dann aber um 1932 höchst erfolgreich als Drehbuchautorin bei MGM und in die (intellektuelle) Community Hollywoods zu integrieren. Während Berthold Viertel an der Filmindustrie scheiterte, war sie es, die ihr Haus in der Mabery Road 165 zu einem gesellschaftlichen Mittelpunkt machte und in den folgenden Jahren auch den Hauptanteil des Familienunterhalts verdiente.

In Hollywood waren die Viertels ins Umfeld einiger Projekte gekommen, die sich abseits des Mainstreams bewegten: Das wichtigste davon war Sergei Eisensteins Mexico-Film, dessen Scheitern sie um 1932 aus nächster Nähe mitansehen mussten.

Anfang 1932 wurde Viertel zudem, nach heftigen Auseinandersetzungen mit der Paramount, die Regie von The Cheat entzogen. Nach vier Jahren in Hollywood verspürte er das Bedürfnis, nach Europa zurückzukehren, wo er insgesamt doch mehr Anerkennung für seine künstlerische Integrität erfahren hatte. Der Tod seiner Mutter und die lebensbedrohliche Krankheit seines Vaters boten Berthold Viertel Mitte 1932 Anlass für diese Reise. Auch erhoffte er sich als Hollywoodregisseur eine gute Aufnahme in der europäischen Filmszene. Berthold Viertels Briefe des zweiten Halbjahres 1932 waren ein einziges Schwanken zwischen Europa und Amerika, diversen Filmchancen und Theaterarbeiten, dem Vorausahnen kommender Krisen und der Hoffnung, dass es schon nicht so schlimm werden würde.

Er hielt sich im Herbst und Winter 1932/33 lange in Berlin auf, wo er für die Robert-Neppach-Filmproduktion GmbH die Regie der Hans-Fallada-Verfilmung Kleiner Mann, was nun? übernehmen sollte. Und er war immer wieder in Wien, wo er sich wegen seiner Diabetes behandeln ließ, Zeit mit seiner und Salka Viertels Herkunftsfamilie verbrachte und Abschied von seinem Vater nahm, der am 30. Dezember 1932 verstarb.

Am 14. Jänner 1933 – etwa zwei Wochen nach dem Tod seines Vaters und zwei Wochen vor Hitlers Ernennung zum Reichskanzler – hielt Berthold Viertel einen Vortrag über seine Heimkehr nach Europa im Offenbachsaal. Diese »große, prinzipielle Rede […] über Europa – Amerika – die Krise – Wien – alles überhaupt«, die Berthold Viertel zu einem »Prosabuch« ausgestalten wollte, beinhaltete in nuce bereits fast alle wesentlichen Themen und Motive eines autobiografischen Projekts, das Viertel nun bis zu seinem Lebensende begleitete, aber nie vollendet und publiziert wurde.28

Am 29. Jänner 1933, war Berthold Viertel wieder in Berlin, um seine dortigen Verhandlungen zu einem positiven Abschluss zu bringen und erfuhr wenig später, dass er als Jude nicht mehr »berechtigt« war, beim deutschen Film zu arbeiten. Es war die erste Konfrontation mit dem nun offiziellen Antisemitismus der neuen MachthaberInnen. Fluchtartig und tief geschockt verließ Berthold Viertel einige Tage nach dem Reichtagsbrand die Stadt in Richtung Prag, das sich bereits in ein »Flüchtlingslager« verwandelte: »Es war notwendig, Bescheid zu wissen, dazu musste das alles mit eigenen Augen gesehen, mit eigenen Ohren gehört werden! Nun ist die Richtung im Leben, Arbeiten, Schreiben festgelegt.«29

In den folgenden Jahren beobachtete er aus dem Ausland, wie jene Faschismen, deren Wurzeln ihm tief vertraut waren, in Europa endgültig zur vorherrschenden Ideologie wurden. In Essays, Gedichten und vor allem seinem autobiografischen Schreiben reflektierte er, wie es dazu gekommen war, was davon er »vorausgeahnt« oder gar selbst mitbefördert hatte.

Im September 1933 ließ Berthold Viertel sich – nach einem »hingeschmissenen« Jahr30 zwischen Wien, Berlin und Paris und nach einem kurzen Aufenthalt in Kalifornien – in London nieder und arbeitete die folgenden drei Jahre als Regisseur für die Gaumont British. Seine Familie blieb in Los Angeles. Berthold Viertel hatte sich kaum in London akklimatisiert, als ihn im Februar 1934 die Nachrichten von der blutigen Niederwerfung des österreichischen Arbeiteraufstandes durch die Dollfuß-Diktatur erreichten. Er drehte gerade mit der sprachlichen und moralischen Unterstützung des jungen englischen Schriftstellers und Berlin-Kenners Christopher Isherwood den Film Little Friend. Die britische Bevölkerung maß den Ereignissen in Österreich wenig Bedeutung bei, und umso greller wirkte Berthold Viertels verzweifelte Empörung, die Isherwood etwa zehn Jahre später in seinem Schlüsselroman Prater Violet festhielt, der Viertel als Dr. Friedrich Bergmann porträtiert.

Am 12. Juni 1936 starb Karl Kraus, und wahrscheinlich verstärkte der Tod seines geistigen »Vaters«, für ihn zugleich die wichtigste Figur der kritischen Opposition Wiens, Viertels autobiografische Impulse. Auch das »finis Austriae« 1938 markierte für Viertel einen schmerzhaften Abschied von Österreich, der sich zwar schon seit 1933 angekündigt hatte, aber nun definitive Gestalt annahm. Vorerst entstanden vor allem Essays über die Lage in Österreich (Selbstmörder, Ein Wiener, Heil dem Sieger!), über die mangelnden oder falschen Reaktionen Großbritanniens (Der englische Friede) und über Möglichkeiten, sich gegen »die politische Verbiesterung ohnegleichen« zu wehren (Ein Kollektiv von Gedichten).

1939 wurde es für Viertel notwendig, Europa endgültig zu verlassen. Schon seit 1936 stieß er auf Probleme , in London finanziell gesicherter Arbeit nachzugehen, obwohl er sich in der jungen englischen Kulturszene durch seine Freundschaft mit Christopher Isherwood und durch seine Beziehung mit der Schauspielerin Beatrix Lehmann gut etabliert hatte. Nun erhielt er keine Aufenthaltsgenehmigung mehr und brach im Mai 1939 nach Amerika auf – nur wenige Monate vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges. Obwohl Viertel kein »Hitlerflüchtling« im engeren Sinn des Wortes war, weil er Deutschland schon Jahre vor der erzwungenen Emigration verlassen und sich in den USA einen möglichen Lebensraum geschaffen hatte, hatten ihn inzwischen nicht nur der Verlust seiner Lebenswelt, sondern auch seine zunehmend schwierigen Existenzbedingungen anderen ExilantInnen angeglichen und Viertel nannte sich daher einen Exilanten honoris causa. Aufgrund seiner transnationalen Erfahrungen war er schon in London zu einem hochgeschätzten Netzwerker der österreichischen und deutschen ExilantInnen-Community geworden. Auch in den USA rückte er rasch zu einer wichtigen Bezugsperson des deutschsprachigen Exils auf, –wegen seiner Kenntnis der Kultur und Politik des Exillandes, aufgrund seiner »spezifischen Menschenfreundlichkeit« und weil er es verstand, »gemeinsame kulturelle Interessen wahrzunehmen, ohne sich über die Unterschiede einfach hinwegzusetzen.«31

Abb. 6: Berthold Viertel am Fenster des Santa Fé Chief, 1944

Viertel engagierte sich in zahlreichen Institutionen und Initiativen des Exils – etwa im Freien Deutschen Kulturbund, German-American Writers Association, Tribüne für Freie Deutsche Kunst und Literatur in Amerika, Council for a Democratic Germany, Aurora Verlag (Mitbegründer), Austro American Tribune usw. – und beteiligte sich am Entwurf von Konzepten für eine demokratische Neugestaltung Europas nach dem Krieg. Aufgrund der begrenzten Öffentlichkeit der Exil-Community war das aber vorwiegend von ideellem Wert und wenig lukrativ. Nach einer Serie von beruflichen Misserfolgen und gescheiterten Projekten war er allerdings zumeist auf die finanzielle Unterstützung Salka Viertels angewiesen, der es ab 1943 beruflich ebenfalls zunehmend schlechter ging: Die Zeiten des Weltstars Greta Garbo waren vorüber, und Salka Viertel hatte sich durch ihr antifaschistisches Engagement der Filmindustrie verdächtig gemacht. Ab Januar 1942 überwachte das FBI das bald als »Internal Security-R« eingestufte Ehepaar Viertel.

Im Jahr 1941 erschien der erste der beiden Gedichtbände, die als Berthold Viertels wichtigster Beitrag zur deutschen Exilliteratur angesehen werden. Er trug den Titel Fürchte dich nicht! Auch Viertel hatte sich die Frage gestellt, ob man in dieser Zeit überhaupt noch Gedichte schreiben dürfe. Er begriff sein Dichten schließlich als Pflicht, denn Gedichte sollten »Kampf und Hilfe« sein bzw. bieten.

Abb. 7: Cover Fürchte dich nicht!

Am 1. November 1943 wurde mit der ›Moskauer Deklaration‹ der Gedanke eines zukünftigen Österreich wieder konkret. Berthold Viertel erhoffte sich ein selbstständiges, demokratisches Österreich, doch er sah auch die Probleme, die sich ergeben könnten, den »Pariafluch der Deutschheit« allzu leicht »von sich abzuwälzen«. Er erklärte sich »vor und trotz Hitler« zum »Schüler und Meister einer deutschen Kultur«, die er nicht verloren geben wollte.32, o.D., o.S., K19, A : Viertel, DLA.]

Diese Haltung machte Viertel 1944 in einer öffentlichen Auseinandersetzung mit dem Juristen, Regisseur und Schriftsteller Ernst Lothar in der Austro American Tribune auch deutlich. 1946 erschien Berthold Viertels vierter Gedichtband Der Lebenslauf im von ihm mitbegründeten Aurora-Verlag – eigentlich hätten diese Zeitgedichte schon 1937 noch in Wien bei Richard Lányi herauskommen sollen.

5. Rückkehr in die Stadt der Kindheit

Obwohl eine Rückkehr nach Österreich in den ersten Nachkriegsjahren ein schwieriger und bürokratisch langwieriger Prozess war, beschloss Berthold Viertel sehr bald, dass er jedenfalls nach Europa zurückkehren wollte. Viertel, aufgrund einflussreicher Fürsprecher seit März 1944 übrigens amerikanischer Staatsbürger, war 1945

von der Prominenz des deutschen und österreichischen Exils anlässlich seines 60. Geburtstages als »Erkenner«, »Prophet« und »Antifaschist« gefeiert worden. Im selben Jahr forderte ihn KPÖ-Unterrichtsminister Ernst Fischer formell zur Heimkehr auf – wegen seiner »hervorragenden literarischen Leistungen« und seiner »bewährten antifaschistischen Haltung«.

Bald trafen auch berufliche Angebote aus Deutschland, Großbritannien, der Schweiz und Österreich ein. Viertel entschied sich zunächst, ein Angebot des German Departments der BBC in London anzunehmen und kam am 2. Oktober 1947 wieder in Europa, genauer gesagt in Southampton, an. Wenige Wochen später notierte er über Großbritannien:

Bald ist es so, daß, wohin ich auch immer ginge, ich in ein fremdes Land einwandern würde. Während ich über dieses letzte halbe Jahrhundert hingelebt habe, ist überall, wo ich je gewesen, ein neuer Menschentypus gewachsen, der kaum noch die Sprache mit mir gemeinsam hat.33

Ende Februar 1948 sah er – im Rahmen einer Reportagereise für die Londoner BBC – Deutschland zum ersten Mal nach 15 Jahren wieder. Seine Eindrücke der nervenaufreibenden Wiederbegegnung hielt Viertel in Briefen an seine Exfrau Salka Viertel fest, die er 1944 zuletzt gesehen hatte und von der er eben auf dem Postweg geschieden worden war, um einen Neuanfang in Europa zusammen mit der Schauspielerin Elisabeth Neumann, mit der Viertel seit etwa sechs Jahren liiert war, bürokratisch zu erleichtern.

Mehr als zuvor dürfte es Berthold Viertel nach dieser Reise darum gegangen sein, möglichst vor Ort »als Kritiker und Lehrer [zu] wirken und so [zu] versuchen, neue Grundlagen zu legen und zu festigen.«34

Im Sommer 1948 lag schließlich ein Angebot vor, am Wiener Burgtheater als Regisseur zu arbeiten. Es war Viertels eben zum Burgtheaterdirektor ernannter Schwager Josef Gielen, der ihn nach Wien rief. Berthold Viertel nahm das Angebot an und brach von London vorerst nach Zürich auf, wo er am Schauspielhaus erstmals wieder in deutscher Sprache inszenierte.

Am 4. Dezember 1948 kam Berthold Viertel in Wien an. Es erschien ihm selbst »absurd«, dass es »geradezu« das alte, traditionsreiche und von ihm oft verachtete Burgtheater war, für das er nun »lebte und starb«. Wenige Monate vor seinem Tod schrieb er an Salka Viertel: »Das lässt sich nicht erklären, außer so, dass kein Mensch sich seinen Weg aussuchen kann, und dass man vom Leben so konsumiert wird, wie man eben verbrauchbar und verdaulich ist […].«35

Abb. 8: Berthold Viertel vor dem Wiener Burgtheater, um 1950.

Viertel versuchte als Gastregisseur, der nie in ein festes Anstellungsverhältnis übernommen wurde, dieses Burgtheater endlich in »Fühlung mit der Kunst der Zeit« zu bringen. Er brachte neue Dramatik – vorwiegend aus dem englischsprachigen Raum – nach Wien, die sich kritisch mit der Gesellschaft und ihren Problemen auseinandersetzte. Gegen den von ihm diagnostizierten »Reichskanzleistil«, nachwirkendes akustisches Symbol der nationalsozialistischen Herrschaft, entwickelte er in 13 Inszenierungen einen eigenen wegweisenden Stil, durch den er zur »Sensibilisierung und Humanisierung der Nachkriegsgesellschaft« beitragen wollte, und sammelte um sich eine »Viertel-Truppe« bestehend aus Käthe Gold, Eva Zilcher, Josef Meinrad, Curd Jürgens und anderen, die seinen eigenwilligen Arbeitsstil, basierend auf langen Einzelgesprächen, schätzten. So bewirkte Berthold Viertel zumindest auf der Bühne einen »langsamen, aber entscheidenden Stilwandel, der im Rückblick sogar als »Triumphzug« erscheinen konnte.

Tatsächlich stieß Viertel auf vielfältige Schwierigkeiten. Dazu gehörte die Besetzung des NS-Stars Werner Krauß in einer (Haupt)Rolle von Strindbergs Die Kronbraut – ein Zugeständnis, um die Weiterarbeit am Burgtheater zu ermöglichen. Dazu gehörten auch allerhand Verdächtigungen in der spannungsaufgeladenen Atmosphäre des Kalten Kriegs. Berthold Viertel inszenierte zwar an der Hochkulturinstitution Burgtheater, behielt sich aber vor, Kontakt zu »sozialistischen« Theaterinstitutionen zu halten. So besuchte er als Zuschauer das als »Russentheater« diffamierte Neue Theater in der Scala beziehungswiese führte Regie an Bertolt Brechts jungem Berliner Ensemble, wo Brecht ihn gern als Hausregisseur übernommen hätte. Dafür wurde er Zielscheibe von offenen und verdeckten (Presse-)Angriffen – etwa durch Hans Weigel, Friedrich Torberg und Rudolf Holzer. Angegriffen wurde er auch für seine Vorstandstätigkeit im neu gegründeten »kommunistisch unterwanderten« PEN-Club, der damals in Auseinandersetzungen um die Aufnahme von SchriftstellerInnen verwickelt war, die vor 1945 der Reichschrifttumskammer angehörten. Die Diffamierung als »heimatloser Linker«, »Krypto-Kommunist« und sogar »Stalins Brückenkopf« durchzog Viertels letzte Jahre – etwa als er mit Brecht-SchauspielerInnen Kleists Der zerbrochene Krug bei den Salzburger Festspielen 1951 inszenierte und diese Inszenierung in Folge ans Burgtheater holte. Dies war ja auch schon der Fall, als in seiner Inszenierung von Frankie und die Hochzeit (1950) eine Passage über die Atombombe missdeutet wurde und nochmals, als 1952 das Projekt einer deutschen Erstaufführung von Seán O’Caseys Der Preispokal scheiterte, nachdem O’Casey im Vorfeld des Völkerkongresses für den Frieden als Kommunist denunziert worden war.

Im September 1950 heiratete Berthold Viertel in dritter Ehe Elisabeth Neumann. Aufgrund seines enormen Arbeitspensums als Regisseur, aufgrund ständiger Wohnungswechsel, bürokratischer Hürden und zunehmender gesundheitlicher Probleme füllten zwar neue Texte und das Konzepte seines autobiografischen Projekts Viertels Schreibtischschubladen, doch es kam nicht mehr zu einer Ausarbeitung oder Publikation. Abseits von Restitutionsangelegenheiten bemühte sich Berthold Viertel schließlich um die Wiedererlangung der österreichischen Staatsbürgerschaft. Unterrichtsminister Ernst Kolb hatte sein im Juni 1951 eingereichtes Ansuchen vorerst als »typisch« für eine »Sorte gewisser Leute« – »In der Not laufen sie davon und dann kommen sie zurück und wollen die österreichische Staatsbürgerschaft« – verzögert und im Ministerrat abgelehnt. Erst durch eine Intervention des Bundespräsidenten Theodor Körner wurde Berthold Viertel im Oktober 1952 wieder österreichischer Staatsbürger.

Am 24. September 1953 starb Berthold Viertel 68-jährig in Wien.


PRIMÄRWERKE (CHRONOLOGISCH)

  • Die Spur, Leipzig 1913.
  • Karl Kraus. Ein Charakter und die Zeit, Dresden 1921.
  • Die Bahn, Hellerau 1921.
  • Karl Kraus zum fünfzigsten Geburtstag, Wien 1924.
  • Die Bacchantinnen des Euripides. Frei übertragen, Hellerau 1925.
  • Die schöne Seele, Hellerau 1925.
  • Das Gnadenbrot, Hellerau 1927.
  • Fürchte dich nicht!, New York 1941.
  • Der Lebenslauf, Berlin 1947.

POSTHUM

  • Bolbecher, Siglinde und Kaiser, Konstantin (Hg.), Berthold Viertel, Kindheit eines Cherub. Autobiographische Fragmente, in: Berthold Viertel – Studienausgabe in vier Bänden, Bd 2, Wien 1990.
  • Fetzer, Günther (Hg.), Berthold Viertel, Daß ich in dieser Sprache schreibe. Gesammelte Gedichte, München 1981.
  • Ginsberg, Ernst (Hg.), Berthold Viertel, Dichtungen und Dokumente. Gedichte – Prosa – Autobiographische Fragmente, München 1956.
  • Heidenreich, Gert (Hg.), Berthold Viertel, Schriften zum Theater, unter Mitarbeit von Manfred Nöbel, mit einem Geleitwort von Herbert Jhering, München 1970.
  • Kaiser, Konstantin und Roessler, Peter (Hg.), Berthold Viertel, Die Überwindung des Übermenschen. Exilschriften, in: Berthold Viertel – Studienausgabe in vier Bänden, Bd 1, Wien 1989.
  • Kaiser, Konstantin (Hg.), Berthold Viertel, Das graue Tuch. Gedichte, in: Berthold Viertel – Studienausgabe in vier Bänden, Bd 3, Wien 1994.
  • Pfäfflin, Friedrich (Hg.), Tribüne und Aurora. Wieland Herzfelde und Berthold Viertel. Briefwechsel 1940–1949, Mainz 1990.

SEKUNDÄRLITERATUR (AUSWAHL)

  • Adunka, Evelyn u.a. (Hg.), Exilforschung: Österreich. Leistungen, Defizite & Perspektiven, Wien 2018.
  • Aufricht, Ernst Josef, Und der Haifisch, der hat Zähne. Aufzeichnungen eines Theaterdirektors, Berlin 1998.
  • Bergfelder, Tim und Cargnelli, Christian (Hg.), Destination London, German-speaking Emigrés and British Cinema, 1925–1950, New York / Oxford 2008.
  • Bolbecher, Siglinde, Viertels Welt – der Regisseur, Lyriker, Essayist Berthold Viertel, Wien 1988. Katalogbroschüre der Ausstellung „Viertels Welt“ im Österreichischen Theatermuseum, Wien.
  • Bolbecher, Siglinde und Kaiser, Konstantin (Hg.), Lexikon der österreichischen Exilliteratur, Wien 2000.
  • Cargnelli, Christian und Omasta, Michael (Hg.), Aufbruch ins Ungewisse, Bd 1–2, Wien 1993.
  • Critchfield, Richard D., When Lucifer Cometh. The Autobiographical Discourse of Writers and Intellectuals Exiled During the Third Reich, New York 1994.
  • Forster, Rudolf, Das Spiel mein Leben, Berlin 1967.
  • Haider-Pregler, Hilde und Roessler, Peter (Hg.), Zeit der Befreiung. Wiener Theater nach 1945, Wien 1998.
  • Hakel, Hermann, Dürre Äste, Welkes Gras. Begegnungen mit Literaten – Bemerkungen zur Literatur, Wien 1991.
  • Isherwood, Christopher, Prater Violet, New York 1945.
  • Isherwood, Christopher, Diaries 1939–1960, London 1996.
  • Isherwood, Christopher, Christopher and His Kind, Minnesota 2001.
  • Jansen, Irene, Berthold Viertel. Leben und künstlerische Arbeit im Exil, Wien 1992.
  • Kolb, Alois, Aus den Karpathen und Ostgalizien. Mit dem Korps Hofmann, Wien 1917.
  • Kortner, Fritz, Aller Tage Abend, München 1969.
  • Krenek, Ernst, Im Atem der Zeit. Erinnerungen an die Moderne, Hamburg 1999.
  • Lackmann, Thomas, Das Glück der Mendelssohns. Geschichte einer deutschen Familie, Berlin 2005.
  • Langkau-Alex, Ursula und Ruprecht, Thomas M. (Hg.), Was soll aus Deutschland werden? Der Council for a Democratic Germany in New York 1944–1945. Aufsätze und Dokumente, Frankfurt am Main, 1995.
  • Laugwitz, Uwe, Albert Ehrenstein. Studien zu Leben, Werk und Wirkung eines deutsch-jüdischen Schriftstellers, Frankfurt 1987.
  • Lichtblau, Albert (Hg.), Als hätten wir dazugehört. Österreichisch-Jüdische Lebensgeschichten aus der Habsburgermonarchie, Wien 1999.
  • Mayerhöfer, Josef (Hg.), Berthold Viertel, Regisseur und Dichter (1885–1953), Katalog zur Ausstellung „Berthold Viertel und Wien“ in den Pausenräumen des Burgtheaters, Wien 1975.
  • Neumann-Viertel, Elisabeth, Du musst spielen. Das schöne Leben der Schauspielerin Elisabeth Neumann-Viertel. Autobiographische Erinnerungen aufgezeichnet von einem alten Freund, Wien 1994.
  • Nickel, Gunther (Hg.), Literarische und politische Deutschlandkonzepte. Beiträge zu einer Tagung des Deutschen Literaturarchivs Marbach und der Evangelischen Akademie Tutzing, Zuckmayer-Jahrbuch, Bd 7, Göttingen 2004.
  • Parker, Peter, Isherwood. A Life, London 2005.
  • Pfäfflin, Friedrich, Aus großer Nähe. Karl Kraus in Berichten aus Weggefährten und Widersachern, Göttingen 2008.
  • Pfäfflin, Friedrich, Berthold Viertel. 28. Juni 1885–24. September 1953. Zur 80. Wiederkehr seines Geburtstages, Flugblatt, München 1965.
  • Pfäfflin, Friedrich, Berthold Viertel (1885–1953). Eine Dokumentation, Sonderheft der Nachrichten aus dem Kösel-Verlag, München 1969.
  • Pfäfflin, Friedrich, Berthold Viertel im amerikanischen Exil, Marbacher Magazin 1978/79, Marbach 1978.
  • Prager, Katharina, „Ich bin nicht gone Hollywood!“ Salka Viertel – Ein Leben in Theater und Film, Wien 2007.
  • Prager, Katharina und Straub, Wolfgang (Hg.), Bilderbuch-Heimkehr? Remigration im Kontext, Wuppertal 2017.
  • Prager, Katharina, Berthold Viertel. Eine Biografie der Wiener Moderne, Wien/Köln/Weimar 2018.
  • Roberts, Ian, German Expressionist Cinema. The World of Light and Shadow, London/New York 2008.
  • Roessler, Peter und Kaiser, Konstantin (Hg.), Dramaturgie der Demokratie. Theaterkonzeptionen des österreichischen Exils, Wien, 1989.
  • Rogowski, Christian (Hg.), The Many Faces of Weimar Cinema. Rediscovering Germany’s Filmic Legacy, New York 2010.
  • Schick, Paul, Karl Kraus in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbeck bei Hamburg, 1981.
  • Singer, Peter, Mein Großvater. Die Tragödie der Juden von Wien, Hamburg 2003.
  • Stadler, Friedrich und Weibel, Peter (Hg.), Vertreibung der Vernunft/The Cultural Exodus from Austria, 2nd, rev. and enlarged edition, Wien 1995.
  • Straub, Wolfgang, Die Netzwerke des Hans Weigel, Wien 2016.
  • Stephan, Alexander, Im Visier der FBI. Deutsche Exilschriftsteller in den Akten amerikanischer Geheimdienste, Stuttgart 1995.
  • Steuermann, Eduard, The Not Quite Innocent Bystander, Writings of Edward Steuermann, edited by Clara Steuermann, David Porter and Gunther Schuller, Nebraska 1989.
  • Theodor-Kramer-Gesellschaft (Hg.), Traum von der Realität. Berthold Viertel, Zwischenwelt 5, Wien 1998.
  • Thunecke, Jörg (Hg.), Echo des Exils. Das Werk emigrierter österreichischer Schriftsteller nach 1945, Wuppertal 2006.
  • Timms, Edward, Karl Kraus. Satiriker der Apokalypse. Leben und Werk 1874 bis 1918, Frankfurt am Main 1999.
  • Timms, Edward, Karl Kraus. Apokalyptic Satirist. The Post-War Crisis and the Rise of the Swastika, London 2005.
  • Timms, Edward, Dynamik der Kreise, Resonanz der Räume. Die schöpferischen Impulse der Wiener Moderne, Weitra 2013.
  • Ulrich, Rudolf, Österreicher in Hollywood, Wien 2004.
  • Viertel, Peter, The Canyon, New York 1940.
  • Viertel, Peter, Bicycle on the Beach, New York 1971.
  • Viertel, Peter, Dangerous Friends – Hemingway, Huston, and others, London 1993.
  • Viertel, Peter, Gefährliche Freunde. Unterwegs mit Hemingway, Huston, Welles und anderen Legenden des 20 Jahrhunderts, Zürich 2005.
  • Viertel, Salka, The Kindness of Strangers, New York u.a. 1969.
  • Viertel, Salka, Das unbelehrbare Herz. Ein Leben mit Stars und Dichtern des 20. Jahrhunderts, Hamburg 1970.
  • Viertel, Salka, Das unbelehrbare Herz. Ein Leben mit Stars und Dichtern des 20. Jahrhunderts, Hamburg 1979.
  • Viertel, Salka, Das unbelehrbare Herz. Erinnerungen an ein Leben mit Künstlern des 20. Jahrhunderts, Frankfurt am Main 2011.
  • Weiß, Norbert (Hg.), Berthold Viertel zum Hundertzwanzigsten Geburtstag. Im Scheitel die Bahn = Signum Sonderheft 7, 6. Jahrgang, 2005.
  • Würtz, Herwig (Hg.), Karl Kraus contra …: die Prozeßakten der Kanzlei Oskar Samek in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, bearb. u. kommentiert von Hermann Böhm, Wien, Bde 1–4, 1995–1997.

  1. Berthold Viertel (in Folge: BV), Familie und Kindheit in Wien (grünes Heft), o.D., o.S., K19, A: Viertel, Deutsches Literaturarchiv Marbach (in Folge: DLA).
  2. BV, Österreichische Illusionen/Der Knabe Robert Fürth, o.D., o.S., NK12, A: Viertel, DLA.
  3. BV, Das graue Tuch, in : Kaiser (Hg.), Viertel, Das graue Tuch, 1994, 159.
  4. BV, Österreichische Illusionen/Der Knabe Robert Fürth, o.D., o.S., NK12, A: Viertel, DLA.
  5. BV, o.T., o.D., o.S., K14, A : Viertel, DLA.
  6. BV, Heimkehr nach Europa, geschrieben um den 9. November 1932, 296, K19, A : Viertel, DLA.
  7. BV, Heimkehr nach Europa, in : Bolbecher/Kaiser (Hg.), Viertel, Cherub, 1990, 276.
  8. BV, Zürich, in : Bolbecher/Kaiser (Hg.), Viertel, Cherub, 1990, 148–149.
  9. Ebenda.
  10. BV, Die Stadt der Kindheit, in : Bolbecher/Kaiser (Hg.), Viertel, Cherub, 1990, 122–125.
  11. Otto Soyka, Jenseits der Sittlichkeits-Grenze. Ein Beitrag zur Kritik der Moral, Wien und Leipzig 1906, 61–78 und 84–85.
  12. BV, o.T. [Zürich, 4. August 1948
  13. BV, Heimkehr, o.D., o.S., NK09, A : Viertel, DLA.
  14. BV, Den fünfzehnjährigen Selbstmördern, in: Die Fackel 298–299, 33.
  15. BV, Erinnerung an Karl Kraus, in : Bolbecher/Kaiser (Hg.), Viertel, Cherub, 1990, 188.
  16. BV an Hermann Wlach, April 1911, H.I.N. 227983, HS, WBR.
  17. BV, Volksbühne 1911, in : Heidenreich (Hg.), Berthold Viertel Schriften, 1970, 230.
  18. Großmann, Stefan, Ich war begeistert. Eine Lebensgeschichte, Berlin 1931, 181–183.
  19. BV, Österreichische Illusionen/Der Knabe Robert Fürth, o.D., o.S., NK12, A : Viertel, DLA.
  20. BV an Hermann Wlach am 7. Oktober 1912, H.I.N. 227989, HS, WBR.
  21. BV, Volksbühne 1911, in : Heidenreich (Hg.), Berthold Viertel Schriften, 1970, 230.
  22. BV, o.T. [Meine Kenntnis des Berliner Theaters
  23. BV an Hermann Wlach am 25. Februar 1916, H.I.N. 227992, HS, WBR.
  24. BV an Hermann Wlach am 2. Dezember 1917, H.I.N. 227994, Sammlung BV, HS, WBR.
  25. BV, Werbeschrift für die Gründung eines Theaters in Berlin bzw. Wege zur Truppe, in : Heidenreich (Hg.), Berthold Viertel Schriften, 1970, 247–254.
  26. BV, Der Kampf um das Drama, in : Kaiser/Roessler (Hg.), Viertel, Überwindung, 1989, 81–82.
  27. BV, o.T. Der amerikanische Horizont, o.D., o.S., K13, A : Viertel, DLA.
  28. BV an Salka Viertel, 15./16.1.1933, 78.862/1, K34, A: Viertel, DLA; BV, Heimkehr nach Europa, in: Bolbecher/Kaiser (Hg.), Viertel, Cherub, 1990, 280.
  29. BV an Salka Viertel, 15. Februar 1933, 78.862/9, K34, A : Viertel, DLA.
  30. Salka Viertel, Das unbelehrbare Herz, 1970, 218.
  31. Roessler/Kaiser, Nachwort, in: Kaiser/Roessler (Hg.), Viertel, Überwindung, 1989, 405–408.
  32. BV, o.T. [Die Erklärung der Selbständigkeit Österreichs
  33. BV, Tagebuchnotiz 10. Januar 1947, in: Bolbecher/Kaiser (Hg.), Viertel, Cherub, 1990, 247.
  34. BV an Alice Herdan-Zuckmayer, 1. Juli 1947, o.S., K47, A: Viertel, DLA.
  35. BV an Salka Viertel, 19. Mai 1953, 78.886/5, K35, A: Viertel, DLA.