geb. am 8.5.1870 in Székesfehérvár (Österreich-Ungarn) – gest. am 29.11.1923 in Wien; Buchhändler, Galerist, Journalist, Verleger, Inhaber einer Konzertdirektion und der BUKUM-AG (Buch-Kunst-Musikalien).

(in Vorbereitung)

geb. am 18.3. 1876 in Wien – gest. 30.1.1941 in Prag; Feuilletonist, Kritiker, Librettist, Redakteur, Schriftsteller

Der aus einer in Teplitz (Teplice) seit Generationen lebenden Kaufmannsfamilie (Export- u. Kommissionshandel) stammende Leo H. zeigte bereits in seinen Jugendjahren wenig Interesse, in die Fußstapfen des väterlichen Geschäfts zu treten. Nach dem Abschluss der Handelsakademie in Prag wird er zwar zunächst Beamter bei der Böhmischen Union-Bank, kündigt diese Stelle aber nach vier Jahren, um in der Lokalredaktion des Deutschen Prager Abendblatts die Grundlagen einer journalistisch-feuilletonistischen Karriere zu legen und in literarischen Zirkeln, z.B. dem Verein Jung-Prag, Kontakte aufzubauen. 1901 übersiedelt er nach Berlin, wo er für das Kabarett Überbrett’l, begründet von Ernst v. Wollzogen, Texte verfasst und rasch in verschiedenen Zeitungsredaktionen, auch überregionaler Ausrichtung wie z.B. im Simplicissimus, Fuß fassen kann. 1902 veröffentlicht Heller sein erstes Buch, eine Sammlung von „Brett’l-Lieder“-Texten, die als „Perlen der modernen Lyrik“ hymnisch begrüßt (NWJ, 20.10.1901, 10) und bald auch vertont wurden, z.B. durch Oscar Straus. 1906 ehelicht er Regina Friedländer, die in Berlin einen Hut-Salon betreibt und tritt im Jahr 1907 aus der Jüdischen Gemeinde Berlins aus.

Als er 1910 freier Mitarbeiter des renommierten und vielgelesenen Berliner Tageblatts wird, darf er sich zu den nachgefragteren Feuilletonisten und Kritikern mit literarischen Ambitionen rechnen, die sich u.a. in Gedichten und kabarettistischen Texten für die Wilde Bühne von Trude Hesterberg, aber auch in Texten für Max Reinhardts Schall und Rauch, ferner in Schwank- und Singspielkompositionen niederschlagen sowie in zahlreichen Interviews mit Prominenten aus dem Theater- Literatur- und Kunstbereich für das 8-Uhr Abendblatt, in dem er ab 1917 als Redakteur angestellt wird. Für dieses (und andere Zeitungen) erschließt er feuilletonistisch die soziale Peripherie der rasant wachsenden Großstadt Berlin (vgl. Müller, 179f.). Zuvor verbringt er die ersten Kriegsjahre im k.u.k. Kriegspressequartier in Wien und entgeht auf diese Weise dem Militärdienst. In den 1920er Jahren wird Heller nicht nur zum Chronisten der Amerikanisierung Berlins mit einem deutlichen Akzent auf seine Subkulturen, seine Gleichzeitigkeit von glitzernder Oberfläche, Spekulation und Innovation ebenso wie des Massenelends in allen seinen Schattierungen, sondern auch zu einem der wichtigsten Vermittler dieser Realitäten nach Wien/Österreich als Berlin-Korrespondent des Neuen Wiener Journal. Für dieses verfasste er zwischen 1914 und 1928 über 200 Beiträge, viele davon reportagehaften Charakters bereits lange bevor dieses Genre als solches sich durchzusetzen begann, insbesondere im Umfeld von Texten über das Berliner Nachtleben, Kriminalität und Polizeirazzien (erster Beitrag Eine Nacht im Zimmer 86: hier), über habituelle Veränderungen (z.B. im Massen- und Unterhaltungssport) und Genrebilder. Seine Aufmerksamkeit galt aber auch Veränderungen im Kunst-, Theater- und Literaturbereich, und zu seinem Bekanntenkreis zählten politisch exponierte Persönlichkeiten wie z.B. Rosa Luxemburg, über die er für das NWJ einen persönlich gehaltenen Nachruf verfasste (NWJ, 28.1.1919, 3). Neben dem NWJ belieferte Heller auch die humoristische Wochenzeitschrift Die Muskete zwischen 1905 und 1937 mit zahlreichen (Gelegenheits)Gedichten und einzelnen Prosaskizzen.


Weitere Werke (Auswahl)

Jasmin (Singspiel, Berliner Volksoper, 1910); Polente, Ganoven und ich! Bilder aus dem gestrigen und heutigen Berlin. Dresden 1923; Aus Ecken und Winkeln. Düstere und heitere Großstadtbilder. Dresden 1924; Berliner Razzien (gem. mit Ernst Engelbrecht) Berlin 1924 (Neuausgabe mit Untertitel: Reportagen aus der Unterwelt der 1920er Jahre. Hg. u. mit Nachwort von Bettina Müller. Berlin 2021)

Literatur

(PHK, work in progress)

geb. am 14.12.1897 in Brünn – gest. am 24.3.1945 in Ebensee; Schriftsteller, Journalist

Der Sohn einer wohlhabenden jüdischen Familie absolvierte nach dem Kriegsdienst als Frontoffizier 1918-20 das Studium der Rechtswissenschaften in Wien und Prag und wurde 1918 SDAP-Mitglied. Ab 1919 fungierte H. als Sekretär des von Josef Luitpold Stern geleiteten Reichsbildungsamtes im Volkswehrbataillon, organisierte die Parteischule der Deutschen Sozialistischen Arbeiterbewegung in Teplitz-Schönau und publizierte in der Zs. Bildungsarbeit. Zunächst im Vorstand der Sozialistischen Jugend, war H. 1921 Mitbegründer der deutschen Gruppe der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei und Redakteur der Zs. Vorwärts in Reichenberg.

Nach der Ausweisung aus der Tschechoslowakei 1926 übersiedelte H. nach Berlin, wo er Kontakte u.a. zu Egon Erwin Kisch, F. C. Weiskopf, Anna Seghers, Johannes R. Becher knüpfte, damit im Umfeld des 1928 gegründeten Bundes der proletarisch-revolutionären Schriftsteller Deutschlands agierte und für Die Rote Fahne arbeitete. Als Vertrauensmann der Komintern wurde H. Redakteur der Boulevardzeitung Welt am Abend. Nach ideologischen Abweichungen wurde er vom Inhaber Willi Münzenberg auf Druck der KPD abgesetzt und später von Paul Friedländer, 1918/19 Chefredakteur von Der Weckruf und Die soziale Revolution, Vorläufer der Wiener Roten Fahne, ersetzt. Zudem lehrte H. an der von Hermann Duncker eingerichteten Marxistischen Arbeiterschule, an der u.a. auch Albert Einstein, Walter Gropius, John Heartfield, Erwin Piscator und Friedrich Wolf tätig waren. Auf Vermittlung Münzenbergs unternahm H. 1929 als Sonderberichterstatter von Berlin am Morgen eine erste Reise in die Sowjetunion, der bis 1933 weitere folgten. Dabei entstanden Reportage-Serien, die auch in Wien in der Die Rote Fahne, aber auch im Prager Tagblatt in Auszügen abgedruckt wurden und unter dem Titel Sibirien. Ein anderes Amerika 1930 erstmals in Buchform erschienen. Trotz H.s Anknüpfen an tagespolitische Themen und deutliche Agitation für die Sowjetunion gestalteten sich seine russischen Reiseberichte sachlicher als jene Kischs und Weiskopfs.

H. trat zudem mit dem gegen den Zionismus gerichteten Werk Der Untergang des Judentums. Die Judenfrage, ihre Kritik, ihre Lösung durch den Sozialismus (1932, überarbeitet 1933), das er im Wiener Verlag für Literatur und Politik veröffentlichte, in Erscheinung. Darin sprach er sich für die Auflösung des Judentums im Kommunismus aus. Trotz der kritischen Aufnahme wirkte die Schrift prägend auf die kommunistische Opposition zum Nationalsozialismus.

1933 emigrierte H., im April wie u.a. Lion Feuchtwanger, Alfred Kerr, Egon Erwin Kisch und Bruno als jüdischer Kommunist aus dem Schutzverband deutscher Schriftsteller ausgeschlossen, über Prag in die Schweiz und 1934 nach Moskau, wo er nach Publikationen für die Neuen Deutschen Blätter und die Inprekorr Außenpolitikchef der Deutschen Zentral-Zeitung sowie Gastdozent am Marx-Lenin-Institut wurde. Ab 1936 zunächst im Auftrag der Partei in Paris und in Kontakt zur exilierten KPÖ-Führung und den Widerstandskämpferinnen Margarete Schütte-Lihotsky und Elisabeth Freundlich, war H. als Propagandist im Spanischen Bürgerkrieg tätig. Nach der Festnahme und erfolgreicher Flucht in Frankreich wirkte H. unter dem Pseudonym Raymund Brunet als Dolmetscher für die Deutsche Wehrmacht in Lille, wurde 1943 neuerlich festgenommen und nach Auschwitz deportiert, wo er sich der Widerstandsgruppe um Bruno Baum, deren Berichte nach London gesandt wurden, anschloss. 1945 wurde H. ins Außenlager Ebensee des KZ Mauthausen überstellt, wo er verstarb.


Weitere Werke

Wladi Wostok! Der Kampf im Fernen Osten (1932), Das Geheimnis der Mandschurei (1932), Die rote Fahne am Pazifik (1933), Auf zum Baikal! Der sozialistische Aufbau in Ostsibirien und die Fantasien des Herrn Kamaitzi (1933)

Dokumente und Quellen

Ein Jahr Republik. Eine Vortragsdisposition. In: Bildungsarbeit 5-6 (Dezember) 1919, S. 1, Klassenkampf, Kulturkampf, Wahlkampf. Eine Rededisposition. In: Bildungsarbeit 1 (Jänner) 1920, S. 27, Der deutsche Normalmensch. In: Die Rote Fahne, 9.12.1926, S. 4, Die Sowjet-Polarexpedition 1929. Gespräch mit Professor Samollowitsch. In: Prager Tagblatt, 14.7.1929, S. 5, Maxim Gorki spricht in Leningrad. In: Die Rote Fahne, 24.7.1929, S. 6, Mätresse des Kardinals. Als Mussolini noch Romane schrieb. In: Die Rote Fahne, 23.3.1930, S. 6, 300 Jahre Zeitung. 1630-31 erschienen in Paris die ersten modernen Zeitungen. In: Die Rote Fahne, 27.4.1930, S. 6, Wladiwostok, das Tor zur Sonne. In: Die Rote Fahne, 23.11.1930, S. 7, Moskauer Wochenende. In: Die Rote Fahne, 7.5.1931, S. 7, Der Aufmarsch der Milliarden. Brief aus Ostsibirien, dem Lande der unbegrenzten Möglichkeiten. In: Die Rote Fahne, 24.7.1932, S. 9.

N.N.: Sibirien, ein anderes Amerika. Der Bericht einer „Krassin“-Fahrt ins Eismeer. In: Die Rote Fahne, 23.3.1930, S. 4, Karl Hans Sailer: Otto Heller: Sibirien, ein anderes Amerika. In: Arbeiterbücherei. Beilage zur Bildungsarbeit XVII (1930), S. 63, Otto Koenig: Sibirien. In: Arbeiter-Zeitung, 24.6.1930, S. 5, N.N.: “Untergang des Judentums”. In: Die Rote Fahne, 13.12.1931, S. 10, Zum Vortrag Otto Heller. In: Die Rote Fahne, 26.1.1932, S. 5, Bruno Frei: Der Untergang des Judentums. In: Die Weltbühne 28 (1932), 1, 14-17, A. N.: “Der Untergang des Judentums”. O. H.s Buch. In: Die Rote Fahne [Berlin], 6.2.1932, S. 10, Eva Reichmann-Jungmann: „Der Untergang des Judentums“ [Rezension]. In: Der Morgen. Monatsschrift der Juden in Deutschland (1932), H. 1, S. 64-72.

Literatur

Inge Diersen (Hg.): Lexikon sozialistischer deutscher Literatur. Von den Anfängen bis 1945 (1964), 211f., Babette Gross: Willi Münzenberg. Eine politische Biographie (1967), 175f, Lexikon deutsch-jüdischer Autoren, Bd. 11 (2002), 60-65, Eintrag bei DÖW.

(ME)

Geb. 10.5.1897 in Göpfriz, Niederösterreich, gest. 12.2.1987 in Wien. Kulturpolitiker, Schriftsteller.

Nach Ablegung der Matura am k.k. Staatsgymnasium in Hollabrunn trat Henz in die Kadettenschule der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt ein und wurde dort 1916 zum Leutnant ausgemustert. Die nächsten Jahre verbrachte er als Adjutant des Kommandanten des (bosnisch-kroatischen) Infanterieregt. Nr. 2. Nach dem Ende des Krieges studierte er an der Univ. Wien die Fächer Germanistik und Kunstgeschichte und schloss das Studium 1923 mit einer Promotion ab.

In den 1920er Jahren war er über Vermittlung von Friedrich Funder, dem Chefredakteur der christlichsozialen Reichspost, im katholischen Volksbildungswesen tätig, wo er u.a. auch die katholisch organisierte Radiohörerschaft im Beirat der RAVAG vertrat und ab 1929 in den Programmbeirat entsandt war. 1931 wechselte er in die RAVAG, wo er für die wissenschaftliche Ausrichtung zuständig wurde und sich v.a. mit dem Schulfunk befasste. 1934 übernahm Henz die Leitung des Kulturreferats der (austrofaschistischen) Vaterländischen Front und wurde (bis 1938) auch zum Bundeskulturrat bestellt.

1931 erschien sein Wächterspiel, 1932 erschien sein erster Roman Die Gaukler.

Nach dem Anschluss 1938 verlor er seine Anstellung; er betätigte sich danach vorwiegend als Glasmaler und Restaurator, trat aber schon 1939 der Reichsschrifttumskammer bei und konnte somit wieder an seine schriftstellerische Arbeit anknüpfen und auch publizieren.

Materialien und Quellen:

Eintrag bei Diskurse des Kalten Krieges, verf. von D. Hebenstreit, St. Maurer u. D. Neumann-Rieser: hier.

Literatur:

(in Arbeit, PHK)

geb. am 3.10. 1877 in München – gest. am 28.10.1966 in Wien; Regisseur, Film- und Theater-Schauspieler, Direktor des Burgtheaters

Nach einem Studium der Kunstgeschichte schlug Herterich die Schauspieler-Laufbahn ein mit ersten Stationen in Leipzig (1910) sowie ab 1912 in Berlin, aber auch in Wien und kleineren Theatern (z.B. am Stadttheater Baden). 1918 gehörte er der Wiener Helios-Film Gesellschaft an, welche in ihrem Programm u.a. eine Verfilmung von Grillparzers Die Jüdin von Toledo ankündigte; 1919 spielte er eine der Hauptrollen im P. Czinner-Film Inferno. Neben seiner Film- und Theater-Schauspielertätigkeit wandte er sich in dieser Zeit auch grundlegenden Fragen der Kunst sowie der Regie zu. So findet er sich auch als Verf. eines Beitrags über Das Kunstwollen der Gegenwart in den ›Blättern des Burgtheaters‹ (Nov. 1919). Sein Regiedebut gab er im Mai 1920 in der Burgtheaterinszenierung von Die Troerinnen von F. Werfel, für L. Jacobson eine „Regieleistung außerordentlicher Art“ (NWJ, 21.5.1920). 1921 übernahm er die Regie für Schillers Die Braut von Messina am Burgtheater, spielte ferner im „klinischen Drama“ Gehirne eine der (Film)Hauptrollen, nahm aber auch an Rezitationsabenden am Ottakringer Volksbildungsheim teil (AZ, 10.12.1921). 1922 zählte er zu den Hauptdarstellern in den Sascha-Monumentalfilmen Sodom und Gomorrha (Regie-Produktion: Vajda-Kertesz) sowie Kinder der Revolution. 1923 bezeichnete er in einem vielbeachteten Vortrag über Moderne Inszenierungskunst das expressionistische Theater als zwar im Abklingen, als Episode, aber noch immer wirkmächtig für die Regiearbeit (Der Tag, 19.4.1923, 6) und positionierte sich auch in der Debatte über das Verhältnis zwischen dem Theater und dem Film (NFP, 21.9.1923,13). Am 24. 7. desselben Jahres wurde er, auf dem Höhepunkt der finanz. u. künstler. Krise des Burgtheaters zu dessen provisor. Direktor berufen, eine Funktion, die im Okt. 1923 bestätigt wurde, nicht zuletzt in Anerkennung seiner Regieleistungen, die sich 1923-24 vorwiegend in Inszenierung von Calderon und Raimund-Stücken zeigten, also von seinen expressionist.-experimentellen frühen Regieleistung doch deutlich abrückten. Anfang 1926 spitzte sich die Burgtheaterkrise neuerlich zu, Herterich demissionierte, wurde aber mit der Fortführung der Direktion weiterbetraut; im Mai wurde ihm gem. mit Anton Bettelheim der Kunstpreis der Stadt Wien für die Sparte Musik zuerkannt. Zur Jahreswende 1926/27 wurde der bereits länger schwelende Konflikt wegen der Nichtverlängerung der bekannten Schauspielerin Ida Roland öffentlich, wozu Herterich in einer Erklärung in der Ztg. Der Tag Stellung bezog (Der Tag, 8.1.1927, 7), im Mai 1927 kam Werfels Paulus unter den Juden zur Erstaufführung, die sehr zwiespältige Kritiken nach sich zog (O.M. Fontana vs. O. Abeles, D.J. Bach u. L. Jacobson z.B.).

Geb. 4.2. 1873 in Wien, gest. 13.11.1948 in Wien. Frauenrechtsaktivistin, Publizistin, Verlegerin.

Materialien und Quellen:

Lydia Jammerneg: Y. Hertka-Biographie. In: Frauen in Bewegung: hier.

Corinna Oesch: Yella Hertzka (1873-1948). Innsbruck-Wien-Bozen 2014.

(in preparation)

Lebensdaten nicht bekannt. Geb. zirka 1896 in Wien gest.-? Feuilletonistin, Kritikerin, Sozialpädagogin.

Die aus einer jüdischen Familie stammende I. H. legte 1910 am Mädchenlyzeum am Kohlmarkt (Wien) ihre Matura ab, studierte anschließend an der Univ. Wien, wo sie 1914 promovierte. Während des Ersten Weltkriegs fing sie an zu schreiben, u.a. Reiseskizzen und arbeitete an Hofmannsthals Reihe Österreichische Bibliothek mit. Dort gab sie den Bd. Prinz Eugen. Aus seinen Briefen und Gesprächen heraus. 1920 wird sie erstmals als Mitarbeiterin der sozialdemokrat. Zs. Bildungsarbeit fassbar, wo sie im Heft 1 einen kurzen Beitrag zum Arbeiterdichter Karl Adolph verfasst. 1921 folgt diesem eine Reihe von Buchbesprechungen in der Rubrik Bücherschau, die sich dem Europäischen Buch sowie kriegskritischen Texten (Clartè-Gruppe, Latzko u.a.) widmet. Ab Dezember 1924 wird sie, inzwischen verehlicht (Hift-Schnierer) Mitarbeiterin der Zs. Die Mutter. (HalbmonatsZs. für alle Fragen der Schwangerschaft), in der sie sich v.a. mit pädagogischen u. schulischen Fragen auseinandersetzt, aber auch couragiert gegen den § 144 Position bezieht. Um 1930 wechselt sie in die Redaktion der Zeitung Der Abend und hält mehrere Vorträge in/für Radio Wien. 1933 arbeitete sie am Heft 10 der Zeitschrift für psychoanalytische Pädagogik mit (Tag, 13.2. 1933, 9), zugleich war sie mit einer Reihe von Beiträgen in der Wochenbeilage Bunte Woche der Zeitung Kleines Blatt mit mehreren Beiträgen vertreten. Ab 1935-37 war sie für die Ztg. Die Stunde tätig, 1937 auf für die Gerechtigkeit, und begleitend zu ihrer populärwissenschaftlichen Journalistik mit pädagogisch ausgerichteten Beiträgen im Programm von Radio Wien präsent. Eindrücklich etwa ihre Verarbeitung eines Kriegsmuseumsbesuchs im Text Schau und Wirklichkeit. Ihren letzten Radiovortrag hielt sie am 25.2. 1938 zum Thema Erziehungsschwierigkeiten bei Heranwachsenden.

Materialien und Quellen:

I.H.: Die Unmoral des § 144. In: Die Mutter, 15.7.1925, S. 3; Kindertagebücher. In: Radio Wien, 28.8. 1931, S. 9; Reiseeindrücke aus dem Süden. In: Die Stunde, 11.7. 1935, S. 8; Die Welt in der Kaffeeschale. In: Mocca, April 1936, S. 14-15; Schau und Wirklichkeit. In: Gerechtigkeit, 2.12.1937, S. 6;

(PHK, in Vorber.)

geb. am 21.5.1882 in Wien – gest. nach November 1942 im KZ Auschwitz (?); Schriftsteller, Kritiker, Übersetzer, Komponist

Der in Wien aufgewachsene Sohn eines jüdischen Kaufmanns brach ein Chemie-Studium ab und gab bereits 1902/03 neben einer ersten Erzählung (Der junge Fellner. Ein junger Mensch aus gutem Hause, 1902) die Zs. Das Varieté. Organ für die gesamte Artistenwelt und 1905-1908 Die Kritik. Monatsschrift für das gesamte Kunstleben heraus. Ab 1906 publizierte H. regelmäßig Feuilletons, Theater- und Operettenkritiken in der Neuen Freien Presse (NFP). 1907 wurde er ständiger Mitarbeiter, 1922 Redaktionsmitglied. Sein Essay Heine als Feuilletonist, in dem er Heine als „erste[n] Prosaschreiber ohne Perücke und Zopf“ hervorhob, wurde zum Stichwortgeber für Karl Kraus‘ Um Heine (1906) sowie Heine und die Folgen (1910). Bereits vor 1914 stieg H. zum maßgeblichen Lokalfeuilletonisten der NFP auf, gehörte dem Kriegspressequartier an und berichtete u.a. aus Südtirol und Galizien.

Aus: Neue Freie Presse, 10.6.1923, S. 10

1918-26 übernahm er die Position des verantwortlichen Redakteurs des neugegründeten Magazins Die Moderne Welt, veröffentlichte im Lokalteil der NFP aber bis unmittelbar vor dem „Anschluss“ weiterhin neben Kritiken nahezu wöchentlich Feuilletons zum bürgerlichen Wiener Gesellschaftsleben und alltagskulturellen Phänomenen. Als Ombudsmann der NFP leitete H. zwischen September 1925 und November 1932 zudem die zunächst meist zweimal wöchentlich im Lokalteil, später in der Sonntagsbeilage erscheinende Rubrik Beschwerdebuch. Hermann Broch stellte H. bereits 1921 in eine Reihe mit den Lokalfeuilletonisten Eduard Pötzl und Daniel Spitzer, anlässlich H.s Buch von Wien (1927) resümierte Felix Salten sein Werk; er zeige sich „fast immer als Schriftsteller von ausgesprochen journalistischem Temperament“. H. war u.a. Mitglied des PEN-Clubs, der Concordia sowie des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller.

Neben seiner publizistischen Tätigkeit verfasste H., 1910-13 mit Hans Grünecker Leiter des Possentheaters Max und Moritz, auch Lustspiele wie das in Wien, Berlin und Prag aufgeführte Stück Die verflixte Liebe (1914) sowie Libretti u.a. für Julius Bittner, Edmund Eysler, Oscar Straus und Robert Stolz, Revuen u.a. mit Karl Farkas (Die Reise in die Halbwelt in 120 Minuten, 1925, auch mit Kompositionen H.s), Paul Frank (u.a. Geschäft mit Amerika, 1929) und Rudolf Oesterreicher (u.a. Viel Liebe – wenig Geld, 1935 mit Hans Moser im Deutschen Volkstheater uraufgeführt). Weiters schrieb H. mit Curt Siodmak und Billy Wilder das Drehbuch zu Der Mann, der seinen Mörder sucht (1931 mit Heinz Rühmann verfilmt) und besorgte zahlreiche Übersetzungen und Bearbeitungen von Bühnenstücken.


Weitere Werke (Auswahl)

Wir kennen uns. Gemütliche, gereizte und nachdenkliche Skizze aus Wien (1909); Die plötzliche Insel. Novellen (1912); Die klingende Stadt. Skizzen aus dem lauten und aus dem stilleren Wien (1912); Wo sind die Zeiten … Zehn Jahre Wien in Skizzen (1921), Tennis, Bridge und Eheglück. Die Geschichten von Manzi und Mully (1927); Wien in Moll. Ausgewählte Feuilletons 1907-1937 (hg. v. P. Payer, 2020).

Dokumente und Quellen

Weitere Beiträge L. H.s: Heine als Feuilletonist. In: Neue Freie Presse, 25.2.1906, S. 31-33, Bilder vom Tage der Nationalversammlung. In: Neue Freie Presse, 13.11.1918, S. 1f., Das schadhafte Wien. Material für die Wiedergutmachungskommission. In: Neue Freie Presse, 14.9.1919, S. 9f., Großstadt zu verkaufen. Offert an einen Ausländer. In: Neue Freie Presse, 12.10.1919, S. 10, Premieren von Aussen. Rand- und Füllbemerkungen eines Theatermüden. In: Moderne Welt III (1920), H. 3, S. 22f., Artur Schnitzler, der Arzt. Ein ungeschriebenes Kapitel seiner Biographie. In: Neue Freie Presse, 15.5.1922, S. 1f., Beschwerdebuch. Eine Rubrik für alle. In: Neue Freie Presse, 20.9.1925, S. 12, Brief an die mondäne Dame. Skeptisch-galante Bemerkungen. In: Moderne Welt VII (1926), H. 20, S. 4, 17, Das häusliche Kino. Filmtagebuch eines Ehemanns. In: Photo-Sport, April 1927, S. 6-8, Der Auto-Baedeker. Gemütlicher Reiseführer für Eilige. In: Neue Freie Presse, 10.7.1932, S. 10f., “G’schichten aus dem Wiener Wald”. In: Neue Freie Presse, 29.9.1934, S. 10, Was halten Sie von 1938? Ein Gespräch um null Uhr null. In: Neue Freie Presse, 1.1.1938, S. 10.

Karl Kraus: Ein loser Scherzbold. In: Die Fackel XIV (1912), H. 363-365, 60-62, N.N.: Der ewige Feuilletonist. In: Arbeiter-Zeitung, 20.8.1915, S. 6, N.N.: Der wohlgenährte Herr Ludwig Hirschfeld. In: Arbeiter-Zeitung, 7.7.1916, S. 4, Hermann Broch: Ludwig Hirschfeld: Wo sind die Zeiten. In: H. B.: Schriften zur Literatur I: Kritik (1975), S. 375f., Kurt Sonnenfeld: Was nicht im Baedeker steht. Ludwig Hirschfelds „Buch von Wien“. In: Neue Freie Presse, 13.8.1927, S. 6, Felix Salten: Das Buch von Wien. In: Neue Freie Presse, 27.11.1927, S. 14, -r [Edwin Rollett?]: “Quer durch Wien.” Ein Sommerstück von Karl Farkas und L. H. In: Wiener Zeitung, 1.6.1930, S. 10.

Literatur (Auswahl)

Nina-Kathrin Behr: H., L. In: Lutz Hagestadt (Hg.): Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert. Bd. 18 (2012), Sp. 595-597, Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert. Bd. 1 (2002), 554, Dietmar Goltschnigg: Die Fackel ins wunde Herz. Kraus über Heine, eine „Erledigung“? Texte, Analysen, Kommentar (2000), 51f., Andrea-Maria Jánosi: Theaterkritiker als Theaterschriftsteller. Journalismus und Theater in Wien von der Jahrhundertwende bis 1933. Diss. phil. (1987); Peter Payer: L. H. Humorist und Sonntagschroniquer. In: Wien in Woll. Ausgewählte Feuilletons 1907-1937 (2020), S. 247-262, ders.: L. H. Anmerkungen zu einem (fast) vergessenen Wiener Feuilletonisten. In: Wiener Geschichtsblätter. Heft 3/2020, S. 205-217 [online verfügbar]; Peter Payer: Ludwig Hirschfeld (1882-1942) Journalist – Schriftsteller – Komponist. In: DAVID, Jüdische Kulturzeitschrift, H. 129-06/2021.

N.N.: Liebe Eltern, es ist jetzt sehr schön in Wien. Wien vom „Anschluss“ bis zum Novemberpogrom 1938. In: Die Presse, 8.11.2008.

(ME)

Geb. 9.1.1877 in Wien, gest. 19. 5. 1947 in London. Literaturhistoriker, Herausgeber, Dramaturg, Exilant.

Materialien und Quellen:

Eintrag in: Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus der Universität Wien: hier.

(PHK, in preparation)

ab 1927: Moshe Ya’akov Ben-Gavriêl; geb. am 15.9.1891 in Wien – gest. 17.9.1965 in Jerusalem; Schriftsteller, Kritiker, Redakteur, Aktivist der Haganah

Der in eine assimilierte Wiener jüdische Familie geborene E.H., der Vater war k.k. Medizinalrat, besuchte das Piaristengymnasium u. anschl. die Handelshochschule, wo er auch Arabistik studierte. Wegen seiner sozialistischen Einstellung wurde er von dieser mehrmals relegiert u. schloss das Studium nicht ab. Nach versch. Arbeiten, u.a. im Versicherungsbereich u. ersten Schreibversuchen wie z.B. für die Ztg. ›Der Morgen‹ (5.5.1913,6), ›Die Wage‹ (H.12/1914) oder die Grazer 1. Mai-Festschrift 1914, nahm er ab 1914 am Ersten Weltkrieg teil, wurde 1915 schwer verwundet, kehrte erst 1917 wieder in den Militärdienst zurück u. zwar als Kdt. einer österr. Kompanie in Jerusalem. Diese Funktion musste er jedoch aufgrund englischer Interventionen, die seine panasiatische Propaganda missbilligten, aufgeben und nach Wien zurückkehren. Im Tagebuch notierte er, dass er sich in jener Zeit „in die Idee des unbedingten Asiatismus des Judentums verbissen“ habe (Wallas, 1999,574).

In Wien wandte er sich wieder der literar. u. publizist.-zionist. Arbeit zu, etwa in der Zs. Selbstwehr (Prag) oder im Daimon sowie im Frieden. 1918 erschienen seine Palästina-Erinnerungen Der Weg in das Land. Zugleich arbeitete er am Drama Jerubbaal, das er mit M. Brod, B. Viertel u.J. Urzidil intensiv besprach. Nach einem Vortrag von M. Buber wandte sich H. dem Kulturzionismus zu; gleichzeitig kommentierte er krit.-sarkastisch die Ausrufung der Republik und die revolutionären Umtriebe: „es ist lächerlich, was geschieht […] Alles ist lächerlich, selbst die ‚rote Garde‘, die sich bildete, deren Führer Literaten, das heisst Juden, aus Kaffe[e]häusern sind, die mit unklaren Begriffen […] hantieren“ (TB, 1918,59f.). Aufgrund des aufflackernden Antisemitismus schlug er die Grd. einer Selbstwehr-Gruppe in Wien vor (Jüdische Legion), bei der er 1918 tätig wurde. Mit dem befreundeten S. Bernfeld propagierte H. die Gründung eines ›Kulturrates für Palästina‹; im Dez. wurde er Mitglied des jüd. Forscher-, Künstler- u. Schriftstellervereins ›Haruach‹, und nach den NR-Wahlen vom Feb. 1919 engagierte er sich in der zionist.-sozialistischen Hapoël Hazair (Der junge Arbeiter), leitete dann die Zs. Esra des Jüdischen Hochschulausschusses und veröffentlichte seinen ersten Gedichtbd. Der rote Mond, von dem einige Ged. bereits in der Wiener Morgenzeitung erschienen waren. Aufmerksam verfolgt er die polit. Ereignisse u. kommentiert diese im Tagebuch, d.h. die Putschversuche in Wien, die ungar. Räterepublik, deren kurze Existenz er auf die Formel „Keine grandiose Flamme: ein klägliches Verenden“ (2.8.1919) bringt, aber auch Begegnungen im Zshg. mit seiner Redaktionstätigkeit, u.a. auch mit Beer-Hofmann. Neben seiner panasiat. Orientierung, sichtbar im Essay Paris, Arabien und Jerusalem (Esra, H.1/1919, 2-8) legte H. auch mit Bolschewismus, Judentum und die Zukunft in ders. Zs. (H2/1919,41-47) einen weiteren ungewöhnlichen Beitrag zum Verhältnis von Judentum u. Sozialismus vor. 1920 folgte der Skizzenband Feuer im Osten im E.P. Tal-Verlag, bei dem H. hoffte, eine Anstellung zu finden, bezeichnete er seine Lebensverhältnisse denn auch als „absolut hoffnungslose“. Ebenfalls 1920 hörte er E .Lasker-Schüler im Volksbildungshaus Stöbergasse lesen. Aus existent. Gründen trat er Anfang 1921 eine kaufmännische Stelle an („Ich habe kapituliert“, TB 22.2.1921), heiratete die Schauspielerin Mirjam (Martha Schnabel), übernahm im Sept. dess. Jahres die Wiener Vertretung der ›Presszentrale Zürich‹ und wurde schon im Okt. 1921 Sekretär der Wiener ›Freien Jüdischen Volksbühne‹. In dieser Funktion organisierte er das Gastspiel der jidd. ›Wilnaer Truppe‹ (Okt. 1921-Feb. 1922),das im März 1922 aufgr. ökonom.-finanz. Probleme (Defizite in  Folge der Inflation) abgebrochen werden musste, im Okt. aber wieder auf der Rolandbühne spielen konnte. Tief beeindruckt war H. auch vom Besuch von Rabindraganath Tagore im Juni 1921 in Wien, dessen Bd. Die Nacht der Erfüllung er auch in der Wr. Morgenzeitung besprach; dagegen belasteten ihn die Nachrichten von den blutigen Kämpfen zwischen Arabern und Juden in Jaffa schwer. 1922 verf. er die Novelle Der Mörder, die aber erst 1925 in der angesehenen amerikan.-jüd. Zs. ›Menorah‹ erschien, während die Novelle Der Meister von der Neuen Rundschau angenommen wurde („der größte Erfolg als Schriftsteller; TB, 10.5.1922) u. 1923 erscheinen konnte; auch M. Buber lud ihn zur Mitarbeit an seiner Zs. Der Jude ein und der Löwit-Verlag stellte ihn für einige Monate als Lektor an. Im Dez. 1922 schloss H. Die Pforte des Ostens ab, die 1923 erschien (als Überarb. von Der Weg in das Land) u. schloss über M. Lowenthal Kontakte zur Zs. Menorah, für die er dann sog. Wiener Briefe verfasste. Im Jänner 1923 notiert H. sehr beunruhigt „Hakenkreuzlerumtriebe“ in Wien, im Dez. dess. Jahres jene von München und das sog. Berliner Pogrom vom Scheunenviertel ins TB; am 25.4. besuchte ihn Nahum Goldmann, Ende Mai wurde er an der Galle operiert. Ab Juli arbeitete H. am (unvollendet gebliebenen) Romanprojekt Tanzende Propheten, Auszüge davon erschienen in versch. Zs. Kritisch äußerte sich H. zum Zionistenkongress in Karlsbad (TB 15.8. 1923: „Jämmerlichkeit“), im Bes. zur Linie von Jabotinsky, die für H. die Idee einer arab.-jüd. Koexistenz in Palästina gefährdete. Im Sept. 1923 wird er Redakteur der in Grd. befindl. Zs. ›Das Zelt‹ (mit Gehalt von 1.5 Mio Kr./mtl.). 1924 beginnt H. Hebräisch zu lernen u. muss alsbald wieder mit zahlreichen Widrigkeiten, auch im Zshg. mit der Zs. Zelt u. deren Weiterführung, kämpfen. Er macht aber auch Bekanntschaft mit Berl Locker, dem Grd. der österr. u. inzwischen Führer der internat. Poale Zionisten. Nach einer Prag-Tournee seiner Frau, die H. nutzt, um Brod, R. Fuchs,. R. Weltsch u.a. zu treffen, sowie einer Begegnung mit A. Holitscher verfasste H.  anlässl. der Eröffnung des hebräischen Theaters in Tel Aviv u. der Auff. von Beer-Hoffmanns Jaakobs Traum für die Zs. Die Bühne einen Beitrag über das künftige Jüd. Nationaltheater, das ihm als Symbiose aus europ. Moderne u. oriental. Judentum vorschwebte. Im Aug. 1925 nahm er noch am 14. Zionistenkongress in Wien teil, zeigte sich aber über die Ergebnisse hinsichtl. der Araberfrage enttäuscht; im Dez. verstarb sein Vater, sodass sich H. entschloss, seinen Palästina-Traum zu realisieren. 1926 erschienen in der AZ einige Texte, die H.s. panasiat. Ideen in literar. mehrteiligen Erzählungen zu gestalten unternahmen, z.B. Ein Beduine Ahmed oder Orientbilder wie z.B. Damaskus in der Wr. Morgenzeitung. Am 8. März 1927 traf H. in Jerusalem ein und, so das TB, „hörte auf Eugen Hoeflich zu sein“, um Moshe Ya’kov Ben Gavriël zu werden. Dort vertiefte er seine bereits bestehenden Kontakte zu arab. u. asiatischen Intellektuellen gem. seiner Idee des östlichen Ursprungs des Judentums, engagierte sich aber auch in der jüd. Untergrundbewegung Haganah. Bis 1933 arbeitete H. für deutsche Zs. wie die ›Literarische Welt‹ sowie als Korrespondent für das ›Deutsche Nachrichtenbüro‹. Im 2. Weltkrieg diente er in der engl. Armee, nahm 1948 am Unabhängigkeitskrieg u. 1956 am Sinai-Krieg teil. Den literar. Durchbruch erzielte H/BG in den 1950er Jahren mit Romanen wie Krieg und Frieden des Bürgers Mahashavi (1952) sowie Das Haus in der Karpfengasse (1958), einer Hommage auf das ‚goldene Prag‘ knapp vor dem deutschen Überfall und der Okkupation im Jahr 1939.


Weitere Werke

Der Weg in das Land (1918); Kleines Palästinabuch für empfindsame Reisende (1938); Kumsits. Geschichten aus der Wüste (1956); Der Mann im Stadttor (1960); Die sieben Einfälle der Thamar Dor (1962); Die Flucht nach Tarsisch (1963); Kamele trinken auch aus trüben Brunnen (1965); Tagebücher 1915 bis 1927 (Hg. u. komment. von A.A. Wallas, 1999); Jerusalem wird verkauft oder Gold auf der Strasse (Hg. von S. Schirrmeister, 2016)

Quellen und Dokumente

Zwei Gedichte. In: Wiener Morgenzeitung, 4.6.1919, S. 4, Bolschewismus, Judentum und die Zukunft. In: Esra 1 (1919), H. 2, S. 41ff, Rabindranath Tagore: „Die Nacht der Erfüllung“. In: Wiener Morgenzeitung, 18.9.1921, S. 9, Die Wilnaer. In: Neue Freie Presse, 10.11.1922, S. 7, Die jüdische Nationalbühne in Palästina. In: Die Bühne (1925), H. 53, S. 25, Damaskus. In: Wiener Morgenzeitung, 6.2.1926, S. 4,  Ein Beduine Ahmed. In: Arbeiter-Zeitung, 7.4.1926, S. 11.

25 Jahre Maifeier. In: Arbeiterwille, 3.4.1914, S. 8, Rudolf Holzer: Neue Lyrik. In: Wiener Zeitung, 14.1.1922, S. 9f., Bücher als Weihnachtsgeschenk. In: Prager Tagblatt, 6.12.1930, S. 8.

Literatur

A.A. Wallas: Eugen Hoeflich/ M. Y. Ben Gavriel. In: LuK, 1993, 101-106; ders.: Der Pförtner des Ostens. Eugen Hoeflich – Panasiat und Expressionist. In: M.H. Gelber u.a. (Hg.): Von Franzos zu Canetti. Jüdische Autoren aus Österreich (1996), 305-344; ders.: Ben-Gavriël, M. Y.; in: A. B. Kilcher (Hg.): Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur (2000), 51-53; P. Bollag: Doppeladler an der Klagemauer. In: Neue Zürcher Zeitung, 1.9.2016; G. Hristeva: Nichts Neues in Jerusalem (Rez. zu: Jerusalem wird verkauft). In: literaturkritik.de, Nr.12/2016; Ingo Way: M.Y. Ben-Gavriels Tagebuchroman. In: Jüdische Allgemeine, 14.3.2016; S. Schirrmeister: Begegnungen auf fremder Erde. Verschränkungen deutsch- und hebräischsprachier Literatur in Palästina/Israel nach 1933. = Exil-Kulturen Bd.1, hg. von D. Bischoff, Berlin 2019, 155-169.

Eintrag in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 314-316 [Online-Version], Eintrag bei encyclopedia.com.

(PHK)