als Schriftsteller
häufig als Josef Luitpold, geb. am 16.4.1886 in Wien – gest. am 13.9.1966 in
Wien; Schriftsteller, Funktionär der Arbeiterbildung
J. L. S. entstammte
einer jüdischen Handwerkerfamilie. Sein Vater Moriz ermöglichte ihm als
Administrator der Arbeiter-Zeitung den Gymnasialbesuch. Nach dem
frühen Tod des Vaters 15-jährig als Hauslehrer tätig, engagierte sich S.
im Verband Jugendlicher Arbeiter und trat früh publizistisch
in Erscheinung. Seit dem Studium der Rechtswissenschaften in Wien und
Heidelberg (1904-1909) durch Kontakte zu Victor Adler, Robert Danneberg,
Ludo Hartmann, Emil Reich und Max Winter rascher Aufstieg
in der Sozialdemokratie, zunächst Tätigkeit als Bibliothekar und Vortragender
im Ottakringer Volksheim, ab 1911 zahlreiche literarische wie publizistische
Veröffentlichungen in der Arbeiter-ZeitungGegr. 1889, verboten 1934, illegal 1934-1938, 1938 verboten, neugegr. 1945, eingestellt 1991 Aus: Arbeiter-Zeitung, 12.... und in Der
Kampf, maßgebliche Mitwirkung an der Wiener Freien Volksbühne1906 nach dem Vorbild der 1890 gegr. Berliner Volksbühne, die unter der Leitung von Otto Brahm u. Bruno Wille maßgebli...,
1913/14 Redakteur von deren Publikationsorgan Der Strom. 1912 wurde
S. Leiter der Abteilung Büchereien der Arbeiterbildungszentrale, 1914/15 gab er
die pazifistische Satirezeitschrift Glühlichter heraus. Im
Ersten Weltkrieg ab 1915 als Soldat an der Isonzofront sowie als
Antikriegsdichter aktiv (Gedichtsammlung Herz im Eisen 1917,
illustriert von Alfred Kubin), übernahm S. 1918/19, eingesetzt von Julius
Deutsch, neben der Leitung der Bildungszentrale die Position des
Bildungsoffiziers der Deutsch-Österreichischen Volkswehr. 1919 gründete er
die Sozialdemokratische Kunststelle mit David J. Bachgeb. am 13.8.1874 in Lemberg (Lviv) – gest. am 30.1. 1947 in London; Kulturfunktionär, Journalist, Kritiker Aus:..., als
dessen ideologischer Gegenspieler er sich bereits vor 1914 positioniert,
strebte S. wie Richard Wagner und Otto Felix Kanitz (doch) die
Überwindung der Überreste liberaler Programmatik in der sozialistischen
Kulturpolitik sowie die deutliche Abgrenzung von einer bürgerlichen Kultur an.
S. forcierte in- und ausländische Arbeiterliteratur, etwa von Franz Michael
Felder, Alfons Petzold, Johan Falkenberget und Martin Andersen Nexø. Der
Bruch mit Mitstreitern führte 1922 zur Übersiedlung in die Tschechoslowakei, wo
er die Leitung der Zentralstelle für Bildungswesen der Deutschen Sozialdemokratischen
Arbeiterpartei übernahm. 1923 hielt er am Aussiger Parteitag die
programmatische Rede Klassenkampf und Massenschulung.
1926 kehrte S. als
Rektor der neugegründeten Arbeiterhochschule nach Wien zurück, an der
u.a. Karl SeitzGeb. 27.5.1869 in Wien, gest. 3.2.1950 in Wien. Politiker, Abgeordneter, Präsident der provisorischen Nationalversammlu..., Otto Bauer1881 als Sohn des wohlhabenden jüdischen Textilindustriellen Philipp Bauer in Wien geboren, setzte er sich bereits wäh..., Karl Renner, Max Adler und Otto
Neurath lehrten. Neben der Mitbegründung der Büchergilde
Gutenberg in Österreich, der Herausgabe des Arbeiter-Kalenders und
mehreren von O. R. Schatz illustrierten literarischen Arbeiten
rege Publikationstätigkeit in Der KampfGegründet im Okt. 1907, Wien bis H. 12/1933; ab H. 1/1934 vereinigt mit der Zs. Tribüne bis Mai 1938, Brünn/Brno; dan... und BildungsarbeitUntertitel: Blätter für das Bildungswesen der deutschen Sozialdemokratie in Österreich (1909-1913), Blätter für das...,
dabei Dispute mit Karl Kraus, Theodor Kramer und Rudolf
Brunngraber. 1932 wurde er erneut Leiter der Bildungszentrale, 1933
Mitbegründer und Vorsitzender der Vereinigung Sozialistischer
Schriftsteller. 1934 floh er nach Brünn/Brno, später in die USA. 1948
Rückkehr nach Österreich. Nach 1945 zahlreiche Auszeichnungen, u.a. 1958 der
Staatspreis für Volksbildung und Ernennung zum Professor.
Werke (Auswahl)
Das Wiener
Volksbildungswesen (1910), Soziale Balladen (1911), Klassenkampf und
Massenschulung (1924), Der entwurzelte Baum. In Holz geschnitten von Otto-R.
Schatz. (1926), Die neue Stadt. Mit einem Holzschnitt von O. R. Schatz
(1927), Die Rückkehr des Prometheus (1927), Das Josef-Luitpold-Buch. Lyrik und
Prosa aus vier Jahrzehnten. Herausgegeben von Alfred Zohner (1948)
Jürgen Doll:
Proletarische Gegenkultur? Zu J. L. S.s Versuch, das Konzept einer proletarischen
Klassenkultur auf sozialdemokratischer Basis zu begründen. In: Konstantin
Kaiser et al. (Hg.): Rote Tränen. Die Zerstörung der Arbeiterkultur durch
Faschismus und Nationalsozialismus, 28-43 (2017), Ernst K. Herlitzka: Josef
Luitpold Stern (1886-196). Versuch einer Würdigung. In: Gerhard Botz et al.
(Hg.): Bewegung und Klasse. Studien zur österreichischen Arbeitergeschichte
(1978), 119-157, Norbert Leser: Josef Luitpold Sternals Schriftsteller häufig als Josef Luitpold, geb. am 16.4.1886 in Wien - gest. am 13.9.1966 in Wien; Schriftsteller, F.... 1886-1966. In: N. L.:
Grenzgänger. Österreichische Geistesgeschichte in Totenbeschwörungen.
Band II (1982), 209-224, Sabine Lichtenberger: „Der unermüdliche
Trommler“ – Josef Luitpold Stern (1886-1966). In: Zwischenwelt 28 (2011), H.
1/2, 15-22, Hugo Pepper: Josef Luitpold Stern. Versuch einer Bibliographie. In:
Mit der Ziehharmonika. Zeitschrift der Theodor-Kramer-Gesellschaft 9 (1992), H.
3, 21-23, Alfred Pfoser: Literatur und AustromarxismusDer AM gilt vielfach zwar als nicht exakt umrissener Begriff, zugleich aber als anerkanntes und kennzeichnendes politisc... (1980), Daniela Strigl:
Stern gegen Kramer, Kraus gegen Stern. Widersprüche zur sozialdemokratischen
Lyrik der Ersten Republik. In: Wendelin Schmidt-Dengler (Hg.): Konflikte –
Skandale – Dichterfehden in der österreichischen Literatur (1995) 151-162,
Marcus Strohmeier: Lernen um zu kämpfen. Kämpfen um zu siegen. Josef Luitpold
Stern (1886-1966) (2011) [Online verfügbar].
(ME)
http://litkult1920er.aau.at/wp-content/uploads/2018/06/body.png00http://litkult1920er.aau.at/wp-content/uploads/2018/06/body.png2018-09-13 16:01:302018-09-13 16:10:33Stern, Josef Luitpold
Geb. 8.11.1868 in Wien, gest. 28.6.1945 in Havanna (Cuba). Theater- und Literaturkritiker, Redakteur, Anwalt
Der Sohn eines Bankbeamten studierte nach Absolvierung des Gymnasiums ab 1887 Jus an der Universität Wien, wo er 1895 zum Dr. jur. promoviert wurde. Bereits um 1890 wurde Sternbergals Schriftsteller häufig als Josef Luitpold, geb. am 16.4.1886 in Wien - gest. am 13.9.1966 in Wien; Schriftsteller, F... als Mitarbeiter verschiedener Zeitungen tätig wie z.B. des Wiener Tagblatts oder der Deutschen Zeitung. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft geriet er 1892 ins Visier einer antisemitischen Kampagne, die eigentl. vom nordbühm. Provinzblatt Warnsdorfer Volkszeitung unter dem Titel Die Macher der öffentlichen Meinung losgetreten und von mehreren anderen österr. Ztg. übernommen wurde (Linzer Volksblatt, Deutsches Volksblatt etc.). Seit Ende 1894 war er, nach dem Austritt aus der Dt. Zeitung, die im Juli von der antisemit. Dt. Volkszeitung übernommen wurde, für das Feuilleton des Organs der ‚Produktion‘ (Industrie), ›Die Arbeit‹, tätig. Ab 1898 engagiert sich Sternberg auch in der Journalisten- und Schriftstellervereinigung ›Concordia‹ und tritt in die Lokalredaktion der NFP ein. Ende 1901 war St. wegen eines von ihm in der Breslauer Ztg. veröffentlichten Wiener Briefs über das Stück Der neue Simson sowie damit verknüpfter Herausgeberallüren in einen Ehrenbeleidigungsprozess verwickelt, den Karl Kraus gegen ihn angestrengt hat; ihm folgten in den Jahren bis 1910 verschiedene andere Ehrenbeleidigungsscharmützel mit lokalen Persönlichkeiten. 1908 trat Sternberg aus der Israelitischen Kultusgemeinde aus (Staudacher, 592); ab 1910 firmierte Sternberg im Herausgeber-Impressum der NFP. Während des Ersten Weltkrieges trat Sternberg nicht besonders in Erscheinung. Im April 1918 nahm er an der Gründungsversammlung des Deutsch-österreichischen Theatervereins teil, dessen Vorstand u.a. so unterschiedliche Persönlichkeiten wie D. J. Bachgeb. am 13.8.1874 in Lemberg (Lviv) – gest. am 30.1. 1947 in London; Kulturfunktionär, Journalist, Kritiker Aus:..., W. Brecht, K. Glossy oder O. Kattan angehören sollten. Am 12. Nov. 1918 befand er sich just zu dem Zeitpunkt in den Redaktionsräumen, als die NFP kurzzeitig von der Roten GardeDie R. G. war eine in Anlehnung an die bewaffneten bolschewistischen Arbeiterverbände der russischen Oktoberrevolution ... besetzt wurde, wovon er tags darauf im NWTBl. berichtete. Im Juni 1919 verehelichte sich Sternberg mit Blanche Schnitzer, geb. Paris. Seit 1921 (bis 1927) verf. Sternberg Literaturkritik in Form von zirka 200 Buchbesprechungen in der Rubrik ‚Bücher von denen man spricht‘, für die Zs. Moderne WeltEine illustrierte Revue (ab 1926 Untertitel: Das Blatt der eleganten Dame, ab 1931 Almanach der Dame) Redakteur: Ludwig .... Er war damit ein wichtiger Kritiker und eröffnete seine Karriere mit einem Nachruf auf Th. Rittner oder Buchbesprechungen wie z.B. zur Traumpeitsche von O. Soyka oder Erzählungen von F. K. Ginzkeygeb. 8.9.1871 in Pola, Küstenland, Österreich-Ungarn (heute: Pula, Kroatien) - gest. am 11.4.1963 in Wien; Offizier, K..., 1922 des verqueren Revolutionsromans Die gelbe Fahne von L. Fischmann oder zu Büchern im Umfeld zeitgenöss. Okkultismus-Texte wie z.B. von Paul Busson und Gustav Meyrink. 1923 folgten u.a. die Besprechung von St. Zweigs Amok sowie des neuaufgel. Bd. Die Patrizierin von J. V. Widmann, ferner von F. Saltens „wundersam aufregendes […] Jugendbuch“ Bambi oder E. Lothars Irrlicht des Geistes; 1924 eine Reihe herausragender Texte wie z.B. H. Manns Novellenband Der Jüngling, Th. Manns Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, Turlupin von L. Perutzgeb. am 2.11.1882 in Prag – gest. am 25.8.1957 in Bad Ischl; Schriftsteller Als Sohn einer jüdischen Textilfabri..., J. Wassermanns Der Geist des Pilgers oder F. Werfels Verdi. Sternberg ließ sich aber auch G. Hirschfelds Das Blut der Messalina ein, das er den „Niederungen der Kolportage“ zurechnete, auf Ernst Kleins Romane, für ihn positive Überraschungen sowie auf L. Winders Hugo, der zwar Züge einer „krankhaften Erotik“ trage, aber dennoch eine „starke epische Verheißung“ sei. Unter den Büchern, die in der MW 1925 besprochen werden, ragen, so Sternberg, Schnitzlers Fräulein Else und Th. Manns Zauberberg heraus, ihnen nähert er sich respektvoll und bespricht sie zugleich treffend. Daneben galt seine Aufmerksamkeit, auch seine Kritik, Büchern von Roda-Roda, Paul Bourget, R. J. Kreutzeigentlich Rudolf Krisch, geb. am 2.2.1876 in Rozdalowitz, Böhmen - gest. am 3.9.1949 in Grundlsee, Steiermark; Schrift... oder den von R. Fülöp-Millergeb. als René Philipp Müller am 17.3.1891 in Caransebes (heute Rumänien; ehem. Österreich-Ungarn) – gest. am... hg. Lebenserinnerungen der Witwe von F. Dostojewski, 1926 neben St. Zweigs Verwirrung der Gefühle, Th. Manns Unordnung und frühes Leid, J. Wassermanns Der Aufruhr um den Junker Ernst und F. Werfels Der Tod des Kleinbürgers wiederum auch Autoren wie Hans Adler, Oskar Jellinek oder Max Scheyer sowie, in krit. Distanz, H. Manns Mutter Marie, J. Galsworthy und seiner Fortsetzung der Forsyte-Saga, S. Lagerlöf oder P. Benoit. Im letzten Jahr seiner Tätigkeit als Literaturkritiker besprach er u.a. Neuerscheinungen von W. Angel, P. Busson, G. Fröschel, Roda-Roda, A. Schnitzlergeb. am 15.5.1862 in Wien - gest. am 21.10.1931 in Wien; Schriftsteller, Kritiker, Arzt Der älteste Sohn des angesehene... und L. Slezak. Nach dem Ende dieser Tätigkeit für die MW konzentrierte sich Sternberg vorwiegend auf Redaktionsarbeiten in der NFP, wobei er in zahlreiche Presseverfahren verwickelt war. U.a. denunzierte er 1927 den Republikanischen Schutzbund, Kontakte zum jugoslawischen Generalstab aufgenommen zu haben, wurde aber verurteilt, die Richtigstellung durch J. Deutschgeb. am 2.2.1884 in Lackenbach, Burgenland - gest. am 17.1.1968 in Wien; Politiker, Publizist Deutsch, am 2. Februa... zu veröffentlichen. 1930 engagierte er sich aber auch gegen die neue Preßgesetzvorlage (mit Ansätzen einer Vorzensur) durch die Regierung, was ihm Anerkennung über die versch. Lager hinweg, selbst seitens der Roten Fahne, eintrug. 1931 war Sternberg in den Wien-Besuch des Zeppelin-Luftschiffes involviert, den die NFP mitorganisiert hatte; darüber hinaus auch wieder in mehrere Presseverfahren. Eines der kurioseren Verfahren war jenes, das der zuständige Staatsanwalt im Zuge einer Beschlagnahmung gegen ihn einleitete, als Sternberg aus einschlägigen Quellen die dubiosen Kontakte und Putschvorbereitungen des Heimwehr-Majors Papst in einem Artikel anprangerte (s. Der AbendTageszeitung, begründet im Juni 1915 durch Carl Colbert, die aufgrund zensurmäßiger Eingriffe und ihrer tendenziell l..., 30.9.1932,4). Im Zuge der Einführung der sog. Notverordnung im März 1933, welche auch presserechtl. Einschränkungen zur Folge hatte, formulierte Sternberg namens der ConcordiaIn Vorbereitung/ in preparation schriftl. einen scharfen Protest, der allerdings wirkungslos geblieben ist. 1934-35 trat er außer in seiner Funktion als verantwortl. Redakteur der NFP kaum mehr öffentlich in Erscheinung; 1936 berief ihn BK Schuschnigg in den sog. Standesstrafsenat für Pressewesen, dem F. Funder (Chefred. der Reichspost) vorstand; nach dem Anschluss wurde er aus der Redaktion entlassen und musste sich alsbald aufgr. seiner jüd. Familienherkunft um ein Ausreisevisum kümmern. Ein erster Versuch 1939 misslang, erst (vermutl.) im Sept. 1941 gelang ihm über Barcelona die Flucht nach Havanna.
Geb. 5.5.1870 in Wien, gest. 24.2.1947 in Wien; Schriftstellerin, Kritikerin, Kulturpublizistin.
Die Tochter des Neurologen und Psychiaters Theodor Meynert (1833-1892), der seit 1870 an der Univ. Wien lehrte, u.a. auch S. Freud, wuchs in einem liberalen Elternhaus aus, in dem maßgebliche VertreterInnen des Wiener Kultur- und Literaturlebens (A. v. Frankl-Hohenwart, F. v. Saar, W. v. Wertheimstein u.a.) verkehrten. Sie begann um 1900 in der Wiener Zeitung sowie der Wiener Hausfrauenzeitung und ab 1903 auch im Neuen Wiener Tagblatt mit literarischen und feuilletonistischen Arbeiten ihre schriftstellerische Laufbahn, die 1903 in die Veröffentl. eines ersten Romans Grenzen der Kraft einmündeten, gefolgt von Sabine. Tragödie einer Liebe (1905), die zeitgenössische Frauenbilder und Weiblichkeitsprojektionen thematisierten. Zugleich engagierte sie sich in bürgerlichen Vereinigungen zur Frauen-Frage wie z.B. im Wiener Hausfrauenverein sowie im Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen. Gemeinsam mit Rosa Mayreder, Eugenie Schwarzwald, Helene Scheu-Rieszgeb. als Helene Riesz am 18.9.1880 in Olmütz (Mähren), gest. am 8.1.1970 in Wien; Verlegerin, Schriftstellerin, Journa... und vielen anderen engagierten Protagonistinnen des kulturellen Lebens unterzeichnete sie 1905 einen Aufruf zur Gewährung des Wahlrechts für Frauen (Die Zeit, 8.12.1905, 6). 1906 veröffentlichte sie in der NFP (5.8.1906) Briefe, die Saar an Sie gerichtet hat und kommentierte dessen letzten Lebensmonate. 1907 veröffentlichte sie in der angesehenen Ztg. Die Zeit einen Essay über den Kinderschutz; 1908 folgte das Volksstück Die Blinde, das im RaimundtheaterDie Gründung des Raimundtheaters ging auf eine Initative von rund 500 Wiener Bürgern zurück, die sich 1890 zum „Wie... einiges Echo im Zuge einer Wohltätigkeitsaufführung hervorrief, u.a. auch einen harschen Verriss durch die Zeit, während sich das Neue Wr. Tagblatt auf die Auflistung des „sehr vornehmen Publikums“ beschränkte und die AZGegr. 1889, verboten 1934, illegal 1934-1938, 1938 verboten, neugegr. 1945, eingestellt 1991 Aus: Arbeiter-Zeitung, 12.... immerhin davon sprach, es sei zwar „rührselig“ aber auch „nicht ganz ohne Talent“. Im Nov. 1909 wurde sie zur Vorsitzenden des Neuen Frauenclubs gewählt, dem sie schon einige Jahre angehörte (Die Zeit, 10.11. 1909,5), 1911 engagierte sie sich auch beherzt gegen die Teuerungswellen in Wien und gegen öffentliche Verunglimpfungen der sich organisierenden Frauen durch hochrangige Vertreter des Großgrundbesitzes (NFP, 12.5.1911, 29). Für den für Sept. 1914 geplanten, dann abgesagten Weltfriedenskongress in Wien, war Dora Stockert-Meynert im vorbereitenden Aktionskomitee (unter der Leitung von B. v. Suttner) nominiert. Während des Weltkrieges konzentrierte sie sich auf Wohltätigkeitsinitiativen, u.a. 1916 im Zuge eines Einakterabends an der Neuen Wiener Bühne mit einer Groteske (NFP, 14.4.1916, 12) zugunsten von Kriegsfürsorgeasyl-Anstalten und dem Kinderschutz. Im Mai 1919 übernimmt sie von Marie Herzfeld die Präsidentschaft im Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen und betätigt sich – insb. für die Wiener Zeitung – fortan auch als Literaturkritikerin, wobei sie sich v.a. Texten von Frauen (Gisela Berger, Elsa v. Bonin, Margarete Kalthammer) widmete, aber auch der „von Sinnlichkeit durchwühlten“ Novelle Liebe von H. Kaltnekergeb. am 2.2.1895 in Temesvár, Österreich-Ungarn - gest. am 29.9.1919 in Gutenstein, Niederösterreich; Lyriker, Dramat... Respekt zollte (Wr. Ztg., 26.10.1921, 6). Ab 1920 etwa verstärkte sich ihre konservative, im Katholizismus Halt suchende, die Ereignisse der Zeit pessimistisch kommentierende Haltung, z.B. im feuilletonist. Essay Die Zeit und die Sibyllen im Neuen Wr. Journal.
Weitere Werke:
Quellen und Dokumente:
I. Nawrocka-E. Offenthaler: Dora Stockert-Meynert. In: ÖBL: hier.
Work in progress!
http://litkult1920er.aau.at/wp-content/uploads/2018/06/body.png00Primus-Heinz Kucherhttp://litkult1920er.aau.at/wp-content/uploads/2018/06/body.pngPrimus-Heinz Kucher2020-11-17 10:37:402023-10-10 23:20:54Stockert-Meynert, Dora (auch: Theodora, von)
geb. am 2.5.1875 in
Wien – gest. am 15.9.1936 in Wien; Schriftsteller, Kritiker, Beamter
Der älteste Sohn eines
Kinderarztes, der früh verstarb u. später in Texten als bewunderte Vaterfigur
häufig auftaucht, inskribierte nach abgelegter Matura 1893 an der Univ. Wien
Jurisprudenz u. begann für Zs. u. Ztg. als Kritiker u. im Feuilleton tätig zu
werden, insbes. in der Zeit, in der WageEine Wiener Wochenschrift. (1898-1925), Begr. u. Hg. von Rudolf Lothar (1898-1902, urspr. R. Spitzer), ferner von Ernst ... und
in der Neuen Freien Presse. Ab 1897 stand er im Kontakt mit Vertr. der
Wiener Moderne wie z.B. P. Altenberg, A. Kubin, K. Kraus, R.
Scheu, aber auch mit S. Lublinksi. Gemeinsam mit Robert Scheu verf. St. 1897-98
erste Dramen, u.a. Waare, das durch die Zensur verboten wurde u.
eine heftige Debatte, auch in Form einer parlamentar. Anfrage, auslöse. Nach
Abschluss seiner Studien trat St. 1900 als Beamter bei der Kaiser
Ferdinands Nordbahn ein. Seit 1906 Mitarb. an der Fackel veröffentl.
er dort bis 1911 rund 25 Beiträge, darunter den satir. Essay Der
Germanist (F.264/1908). In der romanartigen Erz. In den Mauern
(1907) gestaltet St. die Gesch. einer Wiener Bürgerfamilie anhand eines
Generationsmodells, in Sonjas letzter Name (1908) eine die
sozialen Grenzen u. nat. Grenzen überschreitende Beziehung zwischen der
poln.-jüd. und der k.k. Offiziers-Welt oder in Egon und Danitza (1911)
eine ungewöhnl. Ausstiegsgesch. einer Frau aus dem sie demütigenden, auf
Hochstapelei gründenden bürgerl. Milieu. Seit 1909 auch mit Beitr. in der Österreichischen
Rundschau, im Simplicissimus sowie in versch.regionalen
k.k. Ztg., z.B. in der Agramer Zeitung, vertreten, zählte St. bald
zu den anerkannten und verbreiteten Schriftstellern u. Feuilletonisten u.
konnte bis 1914 auf ein beachtl. Werk u. eine ebenso beachtl. Präsenz in der
literar. Öffentlichkeit blicken. Dies dokumentieren auch Texte, die ab 1910 in
der ProgrammZs. des Berliner Expressionismus, Der Sturm,
erschienen, wo auch seine Neuersch. angekündigt wurden, z.B. Negerkönigs
Tochter (1910) ebenso wie der 1912 veröff. Roman Morgenrot.
Wegen Kurzsichtigkeit untauglich, konnte St. den Ersten Weltkrieg als
Zivilist überstehen.
1919 erhielt St. für
sein essayist. Werk, insbes. für Lebensform und Dichtungsform die
Bauernfeld-Ehrengabe, im selben Jahr wurde er zum Burgtheaterkritiker der Wiener
Zeitung; 1920 wurde die dramat. Sage Der Hirt als Gott uraufgeführt,
die kontrovers aufgenommen wurde. Als sein Hauptwerk gilt Das Haus
Erath, ein Roman, der den Verfall einer Weberei-Fam. durch drei
Generationen hindurch bis 1918 gestaltet. Ihn hat Martina Wiedeigentl.: Alexandrine Martina Weisl, geb. am 10.2.1882 in Wien als Alexandrine Martina Schnabl – gest. am 25.1.1957 in... mit Th.
Manns Buddenbrooks verglichen; unter dem Titel Bürgerhausgeschichten erschien
der Roman bereits 1919 in einer Erstfassung im Neuen Wr. Tagbl. als Fs-Roman.
1922 erschien der Novellenbd. Irrwege; im selben Jahre kam
auch Egon und Danitza in der AZ als Fs-Erz. zum
Abdruck. 1923 erhielt St. den Preis der Stadt Wien, ließ sich pensionieren u.
widmete sich fortan auschließl. seinen literar. u. feuilletonist.-kritischen
Interessen. Die AZ veröffentl. noch vor der Buchfassung ab 11. Mai
1923 den Roman Sonnenmelodie, der sich der Außenseitergestalt der
Musikmoderne J. M. Hauer widmet, als Fortsetzungsroman. 1927 fand
sich Stoessl in der Debatte über die katholische vs. interkonfess. Ausrichtung
rund um die an ein kathol. Lesepublikum gerichtete Zs. Orplid verwickelt,
in der z.B. die Reichspost eine Stoessl-ablehnende Haltung bezog,
vermutl. auch wegen St.s. Präsenz im Arbeiter-Jahrbuch 1928. Ebf. 1928 wurde
das Haus Erath bei Langen Müller neu aufgelegt; 1929 folgte
der Erz. Bd. Menschendämmerung. Trotz mehrfacher Interventionen
gegen den ‚roten‘ Stoessl (er wirkte auch bei Literaturveranstaltungen
der VHSOttakring mit) als Burgtheaterreferent bei der amtlichen WZ,
konnte St. seine Position behaupten, u.a. durch profunde Kritiken wie z.B. zu
Grillparzers Jüdin von Toledo (1930), Werfels Das
Reich Gottes in Böhmen (1930) St. Zweigs Das Lamm der
Armen der Hofmannsthalschen Ödipus-Bearbeitung (beide
1930) oder F. Bruckners Timon (1932). Eine Griechenland-Reise
nützte St. 1931 für nachfolg. Radiovorträge; 1932 lieferte er für die Rubrik
Gesprochene Schauspielkritik mehrere Beiträge. 1934 begann im Wiener
Saturn-VerlagGegründet im März 1926 (gem. Anzeige in der Österreichischen Buchhändler-Correspondenz) von Fritz Ungar (ab 1939 im ... eine auf 10 Bde. Angelegte Werkausgabe (Bd.: 1. Arkadia) zu erscheinen,
die aber über vier Bde. nicht hinauskam. 1935 folgte als letztes Werk der
Theaterroman Nora die Füchsin. Knapp vor seinem Tod konnte St. noch
die UA seines Sendespiels Raimunds Wiederkehr am
5.9.1936 hören.
Werke
Tote Götter (1898,
Dr.); Leile (1898, Erz.); In den Mauern (1907, Erz.); Adalbert Stifter (1902),
Gottfried Keller (1904); Kinderfrühling. Novellen (1904); C.F. Meyer
(1906); Allerleirauh (1911); Basem der Goldschmied (1917); Unterwelt (1917);
Johannes Freudensprung. Nov. (1923); Opfer. Zwei Novellen (1923); Weg und
Opfer. Symbol u. Wirklichkeit. Ein psycholog. Fragment (1925); Die Schmiere.
Nov. (1927); Antike Motive. Ged. (1928); Der bedenkliche Kauf oder Der
verlorene Kopf (Nw. A. Kubin, 1930).
F. Stoessl: O.
Stoessl. Ein Porträt, ÖGL 1973, 231-250; C. Fritsch: Der Kritiker O.
Stoessl. Lebensphilosophie u. Kunstauffassung. Diss. maschinschr. 1985; F.
Derré: Ist der Roman Das Haus Erath von O. Stoessl noch aktuell? In: A.
Schnitzler u. seine Zeit, 1985, 302-313. H.H. Hahnl: O. Stoessl. In:
ders.: Vergessene Literaten, 1984, 123-126; J.P. Strelka: Der
Erzähler O. Stoessl. Ein vergessener großer Humorist. In: Die österr.
Literatur. Hg. von W. Zeman u.a. 1989, 847-864; W.M. Bauer: Ursprung
und Identität. Zu den Essays von O Stoessl. In: E. Thurnherr (Hg.): Kakanien.
1991, 367-399; G.J. Carr: Zwischen Neoklassik und Satire. O. Stoessl
– S. Lublinksi. In: MAL 2/1994, 21-38.
(PHK)
http://litkult1920er.aau.at/wp-content/uploads/2018/06/body.png00Primus-Heinz Kucherhttp://litkult1920er.aau.at/wp-content/uploads/2018/06/body.pngPrimus-Heinz Kucher2018-09-13 16:07:572023-08-01 00:54:23Stoessl , Otto
geb. am 11.9.1870 in Krakau – gest. am 15.10.1935 in Wien; Journalist, Politiker
S., Sohn einer
Eisenbahnerfamilie, engagierte sich bereits als Gymnasiast in Wien für soziale
Fragen und lernte dabei den sozialdemokrat. Parteivorsitzenden Viktor Adler
kennen, der ihn für die Lokalredaktion der Arbeiter-Zeitungverpflichtete.
Nach der Matura studierte S. Rechtswissenschaften in Wien und Zürich (ohne
Abschluss). 1905 wurde S. von Adler mit der Leitung der Zs. Freigeist (ab
1911 Vorwärts) in Reichenberg betraut, wo er Teil der sog. Reichenberger
Linke wurde und nationalistische Tendenzen in Böhmen bekämpfte. Mit
seinem Manifest der österreichischen Radikalen geriet er in
Konflikt mit Otto Bauer1881 als Sohn des wohlhabenden jüdischen Textilindustriellen Philipp Bauer in Wien geboren, setzte er sich bereits wäh..., erhielt aber auch Unterstützung durch Karl
Kautsky, Rosa Luxemburg und Lenin. 1912 veröffentlichte er die
Studie Der Arbeiter und die Nation, die in der österreichischen
Sozialdemokratie eine breite Diskussion auslöste. 1913 nach Wien zurückgekehrt,
publizierte er für die AZGegr. 1889, verboten 1934, illegal 1934-1938, 1938 verboten, neugegr. 1945, eingestellt 1991 Aus: Arbeiter-Zeitung, 12...., die satirische Zs. Glühlichter sowie
die Zs. Der Kampf und engagierte sich für die BildungsarbeitUntertitel: Blätter für das Bildungswesen der deutschen Sozialdemokratie in Österreich (1909-1913), Blätter für das....
Enttäuscht über das Verhalten der SDAP im August 1914 distanzierte
sich S. zusehends von der Sozialdemokratie und schloss sich 1916 dem Verein
Karl Marx um Friedrich Adler an. Dort traf er auf Franz
Koritschoner und geriet mit der Zimmerwalder Linken in
Kontakt. Bis 1917 für die AZ tätig, trat S. 1919 der KPDÖ bei
und wurde noch im selben Jahr in den Parteivorstand gewählt. Zugleich fungierte
er als führender Redakteur des Parteiorgans Die Rote FahneDas Zeitschriftenmodul von Martin Erian finden Sie hier. Bereits im Mai 1918 erschien als Der Weckruf ein Organ der komm.... Leo Laniaeigentl. Hermann Lazar, geb. am 13.8.1896 in Charkow - gest. am 9.11. 1961 in München; Journalist, Schriftsteller ...,
selbst Redakteur der Roten Fahne, bezeichnete S. später in seiner
Autobiographie inmitten des 1918/19 von den revolutionären Strömungen erfassten
Café Central als den „einzigen professionellen Revolutionär in einer Gruppe
von Amateuren“.
Durch Kritik am
ultralinken Kurs der Parteiführung weitgehend isoliert, legte S. 1921 die
Funktion des Chefredakteurs nieder und wurde 1922 aus der Parteiführung
entfernt, arbeitete aber ab 1923 an der Zs. Die Internationale und,
unterbrochen von einem Moskauaufenthalt, später auch wieder für die Rote
Fahne. In brieflichem Kontakt mit Trotzki stehend, verlor er in seinen
letzten Lebensjahren jedoch endgültig die Bindung zur Partei.
Quellen und
Dokumente
Die Musterpartei der internationalen Sozialdemokratie. In: Die Kommunistische Internationale (1925), H. 2 [online einsehbar], Vom AustromarxismusDer AM gilt vielfach zwar als nicht exakt umrissener Begriff, zugleich aber als anerkanntes und kennzeichnendes politisc.... Was er war und was er ist. In: Die Rote Fahne, 26.4.1927, S. 2, Das Ende des Austromarxismus. In: Unser Wort (Prag), Juni 1933 [online einsehbar]
Literatur
Leo Lania:
Today We Are Brothers. The Biography of A Generation. Boston: Riverside Press Cambridge 1942, S. 141,
Herbert Steiner: Die Kommunistische Partei Österreichs von 1918-1933.
Bibliographische Bemerkungen (1968), Isa Strasser: J. S. – Ein
Lebensbild. In: J. S.: Der Arbeiter und die Nation, 101-107 (1982).
Th. Venus: S., J. In: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 363f. [Onlinefassung]
(ME)
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