Individualpsychologie und Literatur

Die Individualpsychologie, heute im literatur- und kulturwissenschaftlichen Diskurs marginalisiert, war in der Zwischenkriegszeit keineswegs eine Randerscheinung, sondern vor allem im Kontext der bildungsreformatorischen Bestrebungen des Roten Wien die wichtigste psychologische Strömung. Darüber hinaus unterhielt ihr Begründer Alfred Adler freundschaftliche wie professionelle Kontakte zu vielen SchriftstellerInnen der Zeit, interpretierte mit seinen SchülerInnen literarische Werke und verfasste auch selbst literaturpsychologische Arbeiten. Im folgenden Modul werden grundsätzliche individualpsychologische Konzepte vorgestellt und anhand von Fallbeispielen konkreter AutorInnen und Texte Anknüpfungspunkte zur zeitgenössischen Kultur- und Literaturszene aufgezeigt.

Von Veronika Hofeneder | Dezember 2018

Inhaltsverzeichnis

  1. Alfred Adler und Literatur
  2. Alles Individualpsychologie!
  3. Kernthesen der Individualpsychologie
  4. Fallbeispiel I: Wiener Verein für Individualpsychologie – Gina und Otto Kaus
  5. Fallbeispiel II: Austromarxismus – Veza Canetti
  6. Fallbeispiel III: Genossenschaftsverlag – Albert Ehrenstein
  7. Fallbeispiel IV: Mela Hartwig
  8. Ausblick

1. Alfred Adler und Literatur

Heinsheimer war ein großer, sehr starker Mann von etwa sechzig Jahren. Er trug einen schwarzen, unmodern geschnittenen Anzug und hielt die Hände in den Hosentaschen. Sein rundes gemütliches Gesicht erinnerte an einen wohllebigen Landpfarrer – jedenfalls solange er, was er für gewöhnlich tat, die Augen ziellos und blicklos ins Weite gerichtet hielt. Sah er aber einem Menschen ins Gesicht, und das geschah immer ganz plötzlich, unversehens, dann überraschte ein leuchtender Blick voll Güte und Klugheit. (GK 1940, 149)

Die Beschreibung des Arztes Dr. Heinsheimer stammt aus Gina Kaus’ Roman Der Teufel nebenan (1940), dessen Protagonisten auf fatale Weise durch Minderwertigkeitskomplexe und Eifersuchtsneurose miteinander verbunden sind und als Paradeneurotiker im individualpsychologischen Sinne gelten können. In der Romanfigur des Dr. Heinsheimer setzt die Adler-Schülerin und im Kontext der Individualpsychologie engagierte Gina Kaus dem zwei Jahre vor Erscheinen des Romans verstorbenen Adler ein literarisches Denkmal. Über die äußerlichen Ähnlichkeiten hinaus entspricht aber vor allem Heinsheimers Analyse der Verhaltensweisen der Romanfiguren individualpsychologischen Theoremen. Heinsheimer spricht den unter Psychoterror zum Mörder gewordenen Ehemann von der Schuld am Tod seiner neurotischen Frau frei und animiert ihn zu einem tätigen Leben, was Adlers Auffassung, verbrecherisches Handeln nicht durch Buße zu bestrafen, sondern mittels Therapie zu heilen, entspricht.

Dass Adler wiederholt literarisch porträtiert wird – er soll auch für die Figur des Dr. Condor in Stefan Zweigs Roman Ungeduld des Herzens Pate gestanden haben (MW) –, passt gut zu seinem eigenen Interesse für Literatur und seinem Naheverhältnis zur zeitgenössischen Schriftstellerszene. In einem autobiographischen Entwurf schreibt er: „Ich hatte große Liebe zur Musik […] und zu Literatur und Theater. Letzte beide zogen mich hauptsächlich an, weil ich ungemein interessiert war zu sehen, wie große Männer Lebensprobleme lösen. Ich halte diese Bedeutung der Literatur für ausschlaggebend.“ (zitiert nach RS 38)

Adler pflegte zeitlebens freundschaftliche Kontakte zu vielen SchriftstellerInnen (wie z. B. zu Peter Altenberg, Franz Blei, Albert Ehrenstein, Else Feldmann, Gina Kaus, Otto Kaus, Jakob Moreno Levy, Robert Musil, Hugo Sonnenschein, Manès Sperber, Friedrich Torberg, Franz Werfel, Stefan Zweig) und behandelte auch zahlreiche Schriftsteller therapeutisch (z. B. Robert Musil, Albert Ehrenstein oder Otto Soyka); mit seinen SchülerInnen interpretierte er Prozesse und Figuren literarischer Werke individualpsychologisch und trat selbst als Verfasser literaturpsychologischer Arbeiten in Erscheinung (AA 1913, AA 1920, AA 1928). Seine Analyse der Novelle Hofrat Eysendhardt Alfred von Bergers ist die erste individualpsychologische Literaturinterpretation, die 1913 in der Zeitschrift für Psychotherapie und medizinische Psychologie erschien, und mustergültig für die literaturpsychologischen Auseinandersetzungen seiner zahlreichen SchülerInnen werden sollte (JBH 83f.; LS 2003, 167–169; JR/GD, 74–77). Der Verfasser der Novelle, Alfred von Berger (1853–1912), war in Tiefenpsychologie und Kulturszene des frühen 20. Jahrhunderts kein Unbekannter: Er rezensierte 1895 die Studien über Hysterie von Josef Breuer und Sigmund Freud sehr positiv, war Direktor des Wiener Burgtheaters (1910–1912) und Schriftsteller. Seine Erzählung handelt von einer historischen Figur des 19. Jahrhunderts, dem Juristen Franz Ritter von Eysenhardt, in dessen Biographie Adler das theoretische Modell der Individualpsychologie bestätigt sah. Eysenhardt verfolgt als Richter den Lebensplan, seine Mitmenschen zu erniedrigen, indem er sie erbarmungslos anklagt und verurteilt, um sich selbst zu erhöhen, und endet durch Suizid, als seine pädophilen Neigungen (dieses Delikt verfolgte er zuvor beruflich) bekannt werden. Für Adler ist er ein idealtypischer Fall von nervösem Charakter,

dessen Lektüre ich allen Psychotherapeuten empfehlen möchte. Man wird in dieser Schilderung den ganzen von uns gezeichneten Typus von einem Dichter geschaut wiederfinden. Der allzu starke Elan des Vaters, das Minderwertigkeitsgefühl des Knaben mit dem kompensatorischen männlichen Protest. – Steigerung des Sexualbegehrens, des Willens zur Macht, Vorbereitung zum Vatermord, Fetischismus, richterliche Laufbahn; – verstärkte Sicherungen bei einer Niederlage; – Konstruktion von Reue, Gewissensbisse, Halluzinationen und Zwangsvorstellungen als rachsüchtige Verwerfung des staatlichen Autoritätsgedankens; Verlust eines Zahnes und verstärkte Furcht vor der Frau als Ursache eines weiter gesteigerten männlichen Protestes und damit abermals das Arrangement gesteigerten Sexualbegehrens – alles eindrucksvoll und durchsichtig, eine Schilderung des neurotischen Umweges, die an die Bilder Dostojewskis erinnert und keiner weiteren Erklärung bedarf. (AA 2008, 255)

Von den 1910er- bis in die späten 1930er-Jahre sind vor allem in der Internationalen Zeitschrift für Individualpsychologie zahlreiche literaturpsychologische Artikel zu finden, die auch von literaturwissenschaftlich gebildeten Adler-SchülerInnen wie Carl Furtmüller, David Ernst Oppenheim oder Alice Rühle-Gerstel stammen. In diesen Artikeln werden vor allem psychologische Analysen von literarischen Figuren sowie von Schriftstellerbiographien quer durch die Literaturgeschichte vorgenommen: Angefangen bei den antiken Tragödien über mittelalterliche Versromane werden Märchen und Sagen auf ihren individualpsychologischen Gehalt hin befragt; bei Marlowe und Shakespeare werden „Menschenkenntnis“ und „Macht“ untersucht. Sophie Lazarsfeld analysiert Kleists Penthesilea, Oppenheim Schillers Novelle Der Verbrecher aus verlorener Ehre und Furtmüller attestiert Schnitzlers Protagonist Friedrich Hofreiter aus dem Weiten Land einen ausgeprägten männlichen Protest, den dieser durch sexuelle Aggression kompensiert. Weitere Textinterpretationen widmen sich u. a. Stifters Brigitta, Schönherrs Weibsteufel, den dramatischen Charakteren von Strindberg und Ibsen sowie exemplarischen Romanfiguren von Hamsun, Dostojewski, Tolstoi und Duhamel. Neben grundlegenden Texten zur Einführung in eine individualpsychologische Drameninterpretation oder in das prinzipielle Verhältnis von Individualpsychologie und Literatur gilt ein besonderes Interesse der Individualpsychologen den Biographien der SchriftstellerInnen, – hier arbeitet man sich vorwiegend an den französischen und deutschen Klassikern ab, wie Hebbel, Goethe, Nietzsche, Stendhal und Gide.

Trotz dieser beeindruckenden Fülle und inhaltlich-historischen Bandbreite an literaturpsychologischen Arbeiten in den Anfängen der Individualpsychologie bricht diese Tradition in der Mitte des 20. Jahrhunderts jäh ab, nur noch sehr vereinzelt sind dann dezidiert als solche ausgewiesene individualpsychologisch-literaturwissenschaftliche Studien zu finden. Zu nennen sind hier die umfangreicheren Arbeiten von Oliver Brachfeld (1953), Joachim Bernd Hoefele (1986), Leopold Schimmer (2001), Bernd Rieken (2004ff.) sowie Josef Rattner und Gerd Danzer (2010) (OB, JBH, LS 2001, BR 2004, BR 2011, BR/BS/TS, JR/GD). Bemerkenswert hierbei ist allerdings, dass diese Arbeiten zumeist einem psychotherapeutischen bzw. psychotherapiewissenschaftlichen Kontext entstammen und von literaturwissenschaftlicher Seite kaum rezipiert wurden. Als literaturwissenschaftliches Analysekriterium spielt die Individualpsychologie bis heute kaum eine Rolle, hier dominiert die Freud’sche Psychoanalyse. Die Gründe für die Verdrängung der Individualpsychologie aus den (kultur)wissenschaftlichen Diskursen liegen zum einen sicherlich in Exil und Zerstreuung der Individualpsychologen in alle Welt infolge des Zweiten Weltkrieges und zum anderen wohl hauptsächlich darin, dass Adlers Lehre im Vergleich zur Psychoanalyse nicht institutionalisiert und weniger straff organisiert war. Adler war im Gegensatz zu Freud nicht akademisch verankert (seine Habilitation wurde von Julius Wagner-Jauregg verhindert), seine Verbreitungsmethoden bestanden mit Therapiegesprächen und Vorträgen vor allem in persönlichem Kontakt und waren eher auf Breitenwirksamkeit sowie Praxisnähe als auf Wissenschaftlichkeit hin ausgerichtet (LS 2001, 91–98; KK/GM 3f.). Die Vermittlung seiner Lehre war stark mit der Ausstrahlung und Faszination seiner Person verbunden. Das bestätigt auch Gina Kaus in ihrer Autobiographie: „Er [Adler] schrieb schlecht; das war ein Grund unter anderen, warum er nicht so berühmt wurde wie Freud, der ein glänzender Stilist war. Adler hatte einen unmittelbaren Kontakt zu Menschen, eine bestechende Wärme, er begriff auf Anhieb jedes Problem, das ihm vorgetragen wurde.“ (GK 1990, 85)

2. Alles Individualpsychologie!
Abb. 1: Individualpsychologische Beratungsstellen, Aus: Neue Freie Presse, 15.10.1927, S. 7 [erste Spalte Mitte].

Im Roten Wien war die Individualpsychologie „unangefochten die wichtigste psychologische Richtung.“ (ABB 1999, 65) Ihre praktische Pädagogik ließ sich inhaltlich optimal mit den sozialdemokratischen Erziehungsinhalten verbinden und dominierte daher sowohl in ideologischer als auch personeller Hinsicht die Reformen der Wiener Sozialdemokraten. Das Kernstück der Neuerungen im Bereich des Erziehungs- und Bildungswesens war die Schulreform, die maßgeblich durch das individualpsychologische Konzept, das Kind als aktives und soziales Wesen aufzufassen, geprägt wurde. Begleitend zur Schulreform war die Aus- und Weiterbildung der Lehrer notwendig, die am 1923 errichteten „Pädagogischen Institut der Stadt Wien“ angeboten wurde, an dem namhafte Wissenschaftler und Psychologen wie Charlotte und Karl Bühler, Hans Kelsen, Wilhelm Jerusalem und Alfred Adler selbst lehrten, sowie in zahlreichen Erziehungs- und Schulberatungsstellen, die auf Initiative von Individualpsychologen gegründet wurden.

Und auch abseits der (reform)pädagogischen Szene war die Individualpsychologie in aller Munde, was sich gut in den für ein breites Publikum geschriebenen Zeitungstexten ablesen lässt, in denen Erfolgsschriftstellerinnen – auch ironisch – auf sie Bezug nehmen: So nennt Vicki Baum in der Dame in ihrem Anforderungskatalog an die moderne Frau unter dem Titel Kleine Ansprüche an die Frau 1930 neben sportlichen, intellektuellen, hausfraulichen, ästhetischen und mütterlichen Vorzügen explizit die „Individualpsychologie“ als Fundament eines zeitgemäßen Erziehungskonzepts:

Kinder? Natürlich auch Kinder! Zwei zumindest.
Grade als Mutter beweist sich die moderne Frau –
neue Erziehungsmethoden, Individualpsychologie –
überhaupt ist Bildung sehr wichtig. (VB 183)

Und Irmgard Keun rät im Querschnitt Frauen, die im psychoanalytischen Berufsfeld auf Männerfang gehen, sich im tiefenpsychologischen Schulenstreit zwischen Freud und Adler nur ja nicht festzulegen (IK). Rezensionen zu Adlers Schriften und individualpsychologisch geprägter Literatur erscheinen nicht nur in psychologischen Fachblättern, sondern genauso in Lifestyle-Magazinen wie der Dame oder der intellektuellen Literarischen Welt (z. B. GK 1927, GK 1930, ARG 1928, ARG 1929). Adler selbst ist in der Neuen Freien Presse mit einer Artikelserie über die Individualpsychologie vertreten wie auch im Querschnitt, wo er in zwei Beiträgen Grundthesen seines psychologischen Konzepts vorstellt: In einem Schwerpunktheft zum Thema „Körper“ im September 1930 erörtert er seine These der Organminderwertigkeit, die physische Defizite als Ursache psychischer Störungen ansieht; und in seinem Beitrag im Heft zum Thema des Verhältnisses der Geschlechter unter dem Titel „Er und Sie“ im November 1931 schreibt er über die kulturell bedingte Benachteiligung von Frauen, die er als „männlichen Protest“ bezeichnet (AA 1929, AA 1930, AA 1931).

Abb. 2: Alfred Adlers Artikelserie in: Neue Freie Presse, 13.6.1929, S. 12.
3. Kernthesen der Individualpsychologie

Zentrale Termini in Adlers Individualpsychologie sind das real oder subjektiv erfahrene Minderwertigkeitsgefühl und dessen Kompensation durch die fiktive Leitlinie und den ›Lebensplan‹ (vgl. zur Einführung ABB 169–221, JR 37–62). Im Lebensplan sind alle Charakterzüge und Äußerungen eines Individuums zusammengefasst. Das jedem Säugling und Kind innewohnende Gefühl der Minderwertigkeit drängt es zu Wachstum und Entwicklung, spornt es zu Leistungen an und macht es erziehbar. Die Kompensation orientiert sich als selbstregulativer Prozess an gesellschaftlichen Vorbildern und ist durch die soziale Position (mit)determiniert. Die Kausalität des Minderwertigkeitsgefühls und die Finalität der Kompensation konstituieren die Einheit der Persönlichkeit. Der Minderwertigkeitskomplex ist das Resultat einer nicht gelungenen Kompensation, die Neurose wird zum Lebensplan. Der nervöse Charakter verharrt in der juvenilen Phase, in der die Umwelt als überlegen und feindlich erscheint.

In Adlers früher Neurosenlehre sind soziale und geschlechtliche Machtkämpfe zentral. Nach Adler basiert ein nervöser Charakter auf der Überkompensation des Minderwertigkeitsgefühls, wobei der Ursprung der Neurose ein organischer Defekt aber auch eine kulturell bedingte Minderwertigkeitsposition sein kann. Adler betrachtet die Frau als dem Mann intellektuell ebenbürtig und sieht die Privilegierung des Männlichen als Hauptproblem der Gesellschaft. Reaktionen wie die männliche Abwertung des weiblichen Geschlechts und die weibliche Orientierung an der männlichen Leitlinie, die sich in übertriebenem Machtstreben oder der Wahl eines männlichen Berufsideals manifestieren kann, fasst er als „männlichen Protest“ zusammen: Bereits Kinder nähmen die Herabsetzung der Frau und die Überbewertung alles Männlichen als Norm ihrer sozialen Umgebung wahr. So werde die weibliche Rollenzuweisung als „unten“ und minderwertig empfunden und daher abgewehrt, während die als „oben“ und stark angesehene Männlichkeit als anstrebenswertes Ziel angesehen werde.

Abb. 3: Besprechung von Alfred Adlers Schriften. Aus: Bildungsarbeit 9/10, 1920, S. 80.

Den Antrieb der Neurose verortet Adler in der zukunftsorientierten Psyche, neurotische Verhaltensweisen wie Eifersucht, Neid oder Aggression werden zum Zweck der Machterhöhung und des Strebens nach Oben, dem „männlichen Protest“, bestimmt. Als Regulativ für diesen „Willen zur Macht“ fungiert das Gemeinschaftsgefühl, das durch den Umgang mit den ersten Kontaktpersonen (besonders der Mutter) geprägt wird. Mitmenschlichkeit definiert Adler als Grundstruktur der menschlichen Existenz, kultureller Fortschritt ist nur auf Grund gemeinschaftlicher Lebensweise möglich. Als „Lebensaufgabe“ des Einzelnen postuliert er den Abbau des persönlichen Machtstrebens hin zur Erziehung zu Gemeinschaft.

4. Fallbeispiel I: Wiener Verein für Individualpsychologie – Gina und Otto Kaus

Die Verbindungen zwischen Literatur und Individualpsychologie beschränken sich allerdings keineswegs auf individualpsychologische Literaturinterpretationen oder Analysen symptomatischer Schriftstellercharaktere, vielmehr haben auch viele individualpsychologische Konzepte wie Minderwertigkeitsgefühl, Geltungsstreben, Aggressionstrieb, Organminderwertigkeit oder der männliche Protest Eingang in die Texte von Adlers schreibenden Zeitgenossen gefunden. Hier wäre als erster Ansatzpunkt der Wiener Verein für Individualpsychologie zu nennen, von dessen Mitgliedern nicht wenige auch schriftstellerisch tätig waren (s. dazu v. a. CK). Neben der nach China emigrierten Klara Blum (Zhu Bailan) (1904–1971), Alfred Farau (Fred Hernfeld) (1904–1927), Erwin Otto Krausz (1887–1968), Manès Sperber (1905–1984) und Arthur Zanker (1890–1957) sind auch Gina und Otto Kaus in diesem Umfeld aktiv. Letzterer tritt vor allem als Verfasser individualpsychologischer Literaturinterpretationen in Erscheinung, die jedoch von der Forschung bis dato völlig unbeachtet geblieben sind. Neben einer Tragödie Phaethon (1914) schreibt Kaus vor allem literaturwissenschaftliche Abhandlungen über Gogol, Dostojewski und Strindberg in monographischer Form. Außerdem verfasst der politisch aktive Marxist Kaus zahlreiche journalistische Texte, firmiert als Mitherausgeber der Zeitschrift Summa und gründet die kommunistische Zeitschrift Sowjet, in der ebenfalls literaturpsychologische Artikel erscheinen.

Er ist es auch, der seine damalige Ehefrau Gina Kaus Anfang der 1920er-Jahre mit Adler bekanntmacht. In der Folge verarbeitet Gina Kaus die Individualpsychologie nicht nur in ihren Romanen, Erzählungen und Dramen, sondern engagiert sich auch selbst im Sinne der Individualpsychologie: Sie betreibt im Wien der Zwischenkriegszeit eine Erziehungsberatungsstelle nach Adlers Vorbild und arbeitet im Exil in den USA zeitweise auch als Psychologin. 1924 gründet sie, gerade schwanger mit ihrem zweiten Sohn, die Zeitschrift Die Mutter. Eine Halbmonatsschrift für alle Fragen der Schwangerschaft, Säuglingshygiene und Kindererziehung, für die sie selbst, individualpsychologischen Theoremen folgend, zahlreiche Artikel über die Entwicklung, Psychologie und Erziehung von Kindern verfasst. Sie gewinnt namhafte Frauen- und Kinderärzte, Wissenschaftler, Pädagogen und Psychologen für ihre Zeitschrift, so schreibt z. B. Erwin Wexberg regelmäßig Artikel für die ersten Nummern der Zeitschrift, auch Alice Rühle-Gerstel und Otto Rühle sind unter den Beiträgern. Darüber hinaus schreibt sie zahlreiche psychologische Artikel, die nicht nur in einschlägigen Fachzeitschriften erscheinen, sondern auch in internationalen Tageszeitungen und mondänen Magazinen, wo sie von einem großen Laienpublikum rezipiert werden können (VH 2013, 103–140).

Die individualpsychologische Fokussierung auf die Kindheit als Vorbereitung für das spätere Leben und die damit verbundene Bedeutung pädagogischer Bestrebungen demonstriert Kaus in zahlreichen Charakterporträts ihrer literarischen Neurotiker. Minderwertigkeitsgefühle sowie das Konzept des „männlichen Protests“ bestimmen die Figurenkonzeption vieler ihrer literarischen Texte, wie z. B. Der Aufstieg (1920), Toni (1926), Im Hause der Tugend (1926), Die Unwiderstehlichen (1927), Katharina die Große (1935), Der Teufel nebenan (1940) (s. dazu Kap. 6. Individualpsychologie im Porträtmodul zu Gina Kaus). Auch die Figuren in ihrem Roman Die Verliebten (1928) sind exakt ausgearbeitete Charakterporträts nach der Adler’schen Neurosenlehre, darüber hinaus korreliert die Anlage des Romans im Theatermilieu zusätzlich mit seiner individualpsychologischen Struktur. Denn nicht nur eine der ProtagonistInnen ist Schauspielerin von Beruf, sämtliche Romanfiguren spielen auch abseits der Bühne Rollen und geben vor, (jemand) anders zu sein als in Wirklichkeit, um sich gegen Schwierigkeiten und Enttäuschungen des realen Lebens zu schützen. Adlers Frühwerk ist maßgeblich von der zeitgenössischen Lebensphilosophie und Phänomenologie beeinflusst, er selbst nennt als seine philosophische Basis Hans Vaihingers Standardwerk Die Philosophie des Als Ob (1911). Sie besteht im Wesentlichen in der Annahme, dass es eine in sich widersprüchliche Fiktion gibt, um die Wirklichkeit vorstellbar zu machen und sich in ihr zurechtzufinden. Adler übernimmt Vaihingers Denkfiguren und wendet sie auf die Neurose an, der Neurotiker handelt dann „so, ‚als ob‘ sein Ideal Wirklichkeit werden könnte“ (ARG 1924, 38 und AC 151). Kaus dekonstruiert in ihrem Roman menschliches Miteinander, mit der multiperspektivischen Darstellung der unterschiedlichen individuellen Erfahrungen zeigt sie die Unmöglichkeit des Verstehens der anderen. Ihre neurotischen Protagonisten haben die bühnenwirksame Theatralik des Als-Ob verinnerlicht und nehmen eher die Einsamkeit in Kauf, als auf ihre Selbstbestimmtheit und Freiheit verzichten zu müssen (VH 2017, 17–20).

5. Fallbeispiel II: Austromarxismus – Veza Canetti

Im weiteren Kontext des Roten Wien und des Austromarxismus kann auch Veza Canetti verortet werden, die sich in der Ausgestaltung ihrer literarischen Frauengestalten stark an den von (der ebenfalls schriftstellerisch tätigen) Alice Rühle-Gerstel in Das Frauenproblem der Gegenwart (1932) theoretisch ausgeführten Frauentypen orientiert (s. dazu VA 87–138). In ihrem in den frühen 1930er-Jahren entstandenen Roman Die gelbe Straße (1990) überformt Canetti Rühle-Gerstels verschiedene Frauenkategorien wie die ideale Frau, die Künstlerin, die Barmherzige oder die Kapitalistin literarisch, setzt sich mit den Bedeutungsfeldern Mütterlichkeit und Allmütterlichkeit auseinander und macht auch vor der Selbstanalyse ihres lebenslangen Konflikts zwischen barmherziger Dichtersgattin und eigenständiger Dichterin nicht Halt. So leiden Canettis Frauenfiguren auch in Rühle-Gerstels Sinne weniger daran, kein Mann zu sein oder nicht dieselben Rechte wie ein Mann zu haben, sondern vielmehr an ihrem inferioren Status in der kapitalistischen Klassengesellschaft. Vor allem in ihrem Spätwerk reflektiert Canetti dann die Rolle des Dichters und Künstlers in der Gesellschaft. Mit Ernst Fischer und Manès Sperber, die Kultur als unabdingbare Voraussetzung für den Sozialismus sehen, geht es ihr darum, die Welt durch die Änderung der gesellschaftlichen Verhältnisse besser zu machen. Sie setzt jedoch weder auf eine messianische Hoffnung oder eine revolutionäre Aktivität, sondern darauf „daß nur der Künstler die Menschenwürde noch zu retten vermag“ (VC 66).

6. Fallbeispiel III: Genossenschaftsverlag – Albert Ehrenstein

Eine weitere Fundgrube für SchriftstellerInnen im Kontext der Individualpsychologie ist der 1919 gegründete ‚Genossenschaftsverlag‘, unter deren Gründungsmitgliedern, den Schriftstellern Albert Ehrenstein, Franz Werfel, Jakob Moreno Levy, Hugo Sonnenschein und Fritz Lampl, auch Alfred Adler aufscheint (MGH 152f.).In diesem Verlag, der für die Sozialisierung von Literatur und Autorschaft eintrat, erschien unter anderem die Zeitschrift Der Daimon (sowie deren Fortsetzung Der Neue Daimon) und die von Albert Ehrenstein herausgegebene Schriftenreihe Die Gefährten, die der jungen, ikonoklastischen Generation der Expressionisten ein wichtiges Publikationsforum bot. Ehrenstein war Anfang 1911 selbst in psychotherapeutischer Behandlung bei Adler und 1917 in Zürich vorübergehend als Sekretär des dortigen Vereins für Individualpsychologie tätig. Hier gab er auch gemeinsam mit dem Schweizer Psychiater und Schriftsteller Charlot Strasser und mit Ludwig Rubiner die Kriegsausgabe der Internationalen Zeitschrift für Individualpsychologie des Jahres 1916 heraus. Über Ehrensteins Einladung hielt Adler im März 1918 in Zürich einen Vortrag über Dostojewski. Adlers Aufenthalt in Zürich und seine dortigen Kontakte mit der expressionistischen – kriegsgegnerisch eingestellten – Avantgarde veranlassten ihn zum Überdenken der eigenen Position und bewegten ihn schließlich zum Pazifismus (ABB 2012, 125f.). Vermutlich ebenfalls über Ehrenstein lief Adlers Kontakt zu Oskar Kokoschka, der jenen 1912 porträtierte.

Ehrenstein selbst verfasste auch individualpsychologische Literaturinterpretationen, u. a. in der Internationalen Zeitschrift für Individualpsychologie, und integriert die Individualpsychologie in sein literarisches Werk, in dem er sich konsequent für einen humanistischen Sozialismus als Gesellschaftsordnung der Zukunft einsetzt. So sind die individualpsychologischen Kernbegriffe wie Minderwertigkeitsgefühl und Gemeinschaftsgefühl in den frühen Erzählungen Zigeuner (1911), Selbstmord eines Katers (1911) und Frühes Leid (1913) zentral, in der sich die selbstanklägerische Einsicht in die eigene menschliche Unzulänglichkeit mit der Forderung nach der moralischen Verantwortlichkeit des Intellektuellen gegenüber den von der Gesellschaft Geächteten verbindet. Auch die Erzählung 241 ist nach einem Brief Ehrensteins an Stefan Zweig dezidiert unter dem Einfluss Freud’scher und Adler’scher Lektüren entstanden (AE 1989, 105). Der Text ist eine freie Assoziation zur Zahl 241, die sowohl Uhrzeit, Haus- oder Fiakernummer, Marathonbestzeit oder ein Logarithmus sein kann und durch die Prophezeiung des verärgerten Hausmeisters, der den Ich-Erzähler um 2:41 in der Früh einlassen muss, individuelle Schicksalshaftigkeit für den Protagonisten gewinnt: Er soll von einem Wagen mit der Nummer 241 überfahren werden. Dieser reagiert darauf mit Bezug auf Adlers männlichen Protest: „Von einem Wagen überfahren werden, das hieße: wehrlos unten liegen, ein Weib sein.“ (AE 1991, 166) Und antithetisch zum ziellosen – dem Tubutsch nicht unähnlichen – Herummäandern in der Stadt trifft der Ich-Erzähler im Café auf einen Gast mit Namen „Zielstreb“ (AE 1991, 167), der auf das teleologische Prinzip der Individualpsychologie verweist.

Im Umfeld des Genossenschaftsverlages ist auch Otto Soyka zu finden, der 1910/11 ebenfalls Adlers Patient gewesen war und „dann zum literarischen Verfechter seiner Lehre“ (RS 119) wurde, sowie Franz Blei, mit dem Adler seit seiner Jugend auf vielfältige Weise verbunden war. Eine ausführliche wissenschaftliche Untersuchung individualpsychologischer Bezüge bei diesen Autoren steht bis dato noch aus.

7. Fallbeispiel IV: Mela Hartwig

Bislang ebenfalls nicht im individualpsychologischen Kontext rezipiert wurden die Texte von Mela Hartwig, auch wenn Adlers Terminologie, wie z. B. das Minderwertigkeitsgefühl, in vielen Analysen bemüht wird, jedoch ohne seine Herkunft zu benennen (WF 175f.; MR). Einzig bei Julia Bertschik findet sich bei einer vergleichenden Lektüre der beiden zeitgleich entstandenen Wien-Romane Morgen um Neun (1932) von Kaus und Bin ich ein überflüssiger Mensch? (MH 2001) von Hartwig der explizite Hinweis auf die ihnen gemeinsame Bezugnahme auf die „sozial ausgerichtete[] Wiener Individualpsychologie Alfred Adlers“ (JB). Dabei kommt gerade in diesem Roman zwei zentralen individualpsychologischen Termini – nämlich dem ausgeprägten Minderwertigkeitsgefühl in Verbindung mit einem übersteigerten Ehrgeiz – eine geradezu leitmotivische Funktion zu: „Ich bin ehrgeizig, ich wiederhole es. Ich bin verzweifelt ehrgeizig, obwohl ich Ursache genug hätte, bescheiden zu sein. Ich muß zugeben, daß ich alle Ursache hätte, das Defizit, das zwischen meinen Fähigkeiten und meinen Ansprüchen besteht, durch Genügsamkeit auszugleichen.“ (MH 2001, 5)

Die Gründe für den Minderwertigkeitskomplex der sich selbst als Mängelwesen charakterisierenden Protagonistin Luise Schmitt liegen auch in ihrer Kindheit: Im vorstädtischen Milieu sozialisiert, begeht sie, da sie von ihren Eltern wenig beachtet wird, vorsätzlich „Untaten“ und „Bosheiten“ (MH 2001, 7), um deren Aufmerksamkeit zu erlangen. Unterdurchschnittlich sind auch ihre schulischen Leistungen und symptomatisch ihre Erwähnung, dass ihr die von der Mutter selbstgeschneiderten Kleider nie wirklich passen. Selbst- oder fremdgesteckten Zielen begegnet sie mit Argwohn und Abwehr. Die Notwendigkeit, einer Arbeit nachzugehen, um für sich selbst sorgen zu können, erfüllt sie mit Angst. Ihre Arbeitsengagements überdauern daher auch immer nur wenige Monate und sind genauso wie ihre Beziehungen zu Männern von der Fixierung auf die eigene Mangelhaftigkeit bestimmt. Von dauernder Angst beherrscht, nicht zu genügen, entwickelt sie ein fundamentales Misstrauen gegen Umwelt und Mitmenschen, was jeglicher Beziehungsfähigkeit im Wege steht. Luise ist unfähig eine positive Leitlinie und das Gemeinschaftsgefühl, das nach individualpsychologischem Verständnis für eine gesunde Charakterentwicklung notwendig ist, auszubilden, da ihr die Zielgerichtetheit fehlt: „Mein Leben hätte vielleicht so etwas wie einen Zweck, so etwas wie ein Ziel, wenn ich mich nur selbst vergessen könnte, wenn ich mich nur in irgendeine Gemeinsamkeit hineinschmelzen, mich darbringen und aufopfern könnte.“ (MH 2001, 143)

Hartwigs „Fallstudien“ nachempfundenen Novellen der Ekstasen (1928), die bislang in erster Linie als Kritik an der Freud’schen Psychoanalyse und deren patriarchal geprägten Diskursen rezipiert wurden (zuletzt z. B. JF, SP), weisen ebenfalls Bezüge zu Adlers Theoremen auf. Anknüpfungspunkte wären hier die soziale Bedingtheit der Traumata der weiblichen Protagonistinnen, die Organminderwertigkeit oder der Aggressionstrieb, den Adler dem Freud’schen Sexualtrieb als ebenbürtigen Primärtrieb zur Seite stellt und der dem Organismus eine aktive, einheitliche und zielgerichtete Stellungnahme gegenüber der Außenwelt ermöglicht (JBH 36–40; LS 2003, 163f.; BR 2011). So entwickelt sich im Verbrechen Agnes, die die Tätigkeit schon im Namen führt – ihr Name kann durch minimale Buchstabenumstellung auch als Partizip Präsens von lat. agere ‚bewegen, (vorwärts) treibenʻ – gelesen werden, vom Opfer väterlicher Gewalt und Suggestion zur Vatermörderin und durchbricht damit ihre Handlungshemmung. Agnes’ Machtkampf mit ihrem Vater, ihr in der Novelle explizit genannter „Lebenstrieb“ (MH 2004, 26) und „ihre Opposition“ (MH 2004, 27) führen zu ihrem Entschluss, diesen zu verlassen. Der Vatermord ist für Agnes eine Erlösung, der Beginn eines neuen Lebens. So endet auch die Novelle entgegen der düsteren Prognose des anwesenden Arztes, der das baldige Eintreffen der Exekutive ankündigt, mit Agnes’ jubelnden Worten „Mein Leben beginnt!“ (MH 2004, 61).

Abb. 5: Individualpsychologie und Musikunterricht. Aus: Die Stunde, 14.1.1932, S. 6.
8. Ausblick

Sind die Bezüge zwischen Individualpsychologie und Literatur nur in den wenigsten Fällen einigermaßen gründlich erforscht bzw. zumindest festgestellt worden (vgl. zuletzt im Wiener Kontext ABB 2019), fehlt nach wie vor eine umfassende Darstellung und eingehende Analyse dieser Vernetzungen. Von dieser längst überfälligen Grundlagensicherung der Literaturszene rund um Alfred Adler profitieren die beiden Disziplinen Individualpsychologie und Literatur-/wissenschaft gleichermaßen: Zum einen trägt sie wesentlich zur Aufarbeitung der Geschichte der Individualpsychologie bei, indem der Blick auf bisher in diesem Kontext noch unbeachtete Personen oder unbekannte Texte gelenkt wird. In einem weiteren Schritt kann auch die aktuelle individualpsychologische Praxis auf praktisch-klinischer, beraterischer sowie psychotherapeutischer Ebene von diesen Erkenntnissen profitieren, da die literarisch-künstlerische Perspektive oftmals ein subtileres Verständnis innerseelischer Befindlichkeiten und zwischenmenschlicher Beziehungskonstellationen anzubieten versteht (vgl. auch PW 113). Auch der Gewinn für die Literaturwissenschaft liegt auf der Hand: Hier ist die Untersuchung der Rolle der Individualpsychologie sowohl literaturhistorisch als auch methodologisch (im Vergleich zur Psychoanalyse) ein echtes Desiderat. Neben der Entdeckung bisher nicht kanonisierter SchriftstellerInnen und verloren geglaubter Texte sowie bis dato un- bzw. wenig bekannter individualpsychologischer Aspekte im Werk von im wissenschaftlichen Diskurs verankerten AutorInnen kann mit dieser Aufarbeitung eine Grundlage geschaffen werden, um die Individualpsychologie auch als literaturwissenschaftliches Analysekriterium fruchtbar zu machen.


Literaturverzeichnis
Primärliteratur
  • AE 1989 = Albert Ehrenstein an Stefan Zweig, 9.8.1912. In: Albert Ehrenstein: Werke. Hg. v. Hanni Mittelmann. Bd. 1: Briefe. München: Boer 1989, S. 104f.
  • AE 1991 = Albert Ehrenstein: 241. In: Albert Ehrenstein: Werke. Hg. v. Hanni Mittelmann. Bd. 2: Erzählungen. München: Boer 1991, S. 166–170.
  • GK 1940 = Gina Kaus: Der Teufel nebenan. Amsterdam: Allert de Lange 1940.
  • GK 1990 = Gina Kaus: Von Wien nach Hollywood. Hg. v. Sibylle Mulot. Frankfurt/Main: Suhrkamp 1990.
  • IK = Irmgard Keun: System des Männerfangs. In: Querschnitt 12, 4, April 1932, S. 259–261.
  • MH 2001 = Mela Hartwig: Bin ich ein überflüssiger Mensch? Graz und Wien: Droschl 2001.
  • MH 2004 = Mela Hartwig: Das Verbrechen. In: dies.: Das Verbrechen. Novellen und Erzählungen. Graz und Wien: Droschl 2004, S. 19–61.
  • VB = Vicki Baum: Kleine Ansprüche an die Frau 1930. In: dies.: Makkaroni in der Dämmerung. Feuilletons. Hg. v. Veronika Hofeneder. Wien: Edition Atelier 2018, S. 182–184 (EA unter Mix in: Die Dame 57, 21, Erstes Juliheft 1930, S. 18f.).
  • VC = Veza Canetti: Die Schildkröten. München und Wien: Carl Hanser 1999.
Sekundärliteratur
  • AA 1913 = Alfred Adler: Neuropsychologische Bemerkungen zu Freiherr Alfred von Bergers „Hofrat Eysenhardt“. In: Zeitschrift für Psychotherapie und medizinische Psychologie 5, 2, Juni 1913, S. 77–89.
  • AA 1920 = Alfred Adler: Dostojewski. In: Praxis und Theorie der Individualpsychologie. München u. a.: Bergmann 1920, S. 195–202.
  • AA 1928 = Alfred Adler: Tolstoi und unsere Zeit. In: Wiener Allgemeine Zeitung 11.9.1928, S. 5.
  • AA 1929 = Alfred Adler: Amerika und die Individualpsychologie. In: Neue Freie Presse, 13.6.1929, S. 12; Was ist Individualpsychologie? In: Neue Freie Presse, 4.8.1929, S. 22; Was ist Individualpsychologie? [Fortsetzung] In: Neue Freie Presse, 11.8.1929, S. 23.
  • AA 1930 = Alfred Adler: Körperform, Bewegung und Charakter. In: Der Querschnitt 10, 9, September 1930, S. 569–573.
  • AA 1931 = Alfred Adler: Mann und Frau. In: Der Querschnitt 11, 11, November 1931, S. 730f.
  • AA 2008 = Alfred Adler: Über den nervösen Charakter. [1912] Grundzüge einer vergleichenden Individualpsychologie und Psychotherapie. Hg. v. Karl Heinz Witte u. a. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2008.
  • ABB 1999 = Almuth Bruder-Bezzel: Geschichte der Individualpsychologie. [1991] Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 21999.
  • ABB 2012 = Almuth Bruder-Bezzel: Individualpsychologie und Expressionismus. In: Zeitschrift für Individualpsychologie 37, 2, 2012, S. 116–139.
  • ABB 2019 = Almuth Bruder-Bezzel: Alfred Adlers Wiener Kreise in Politik, Literatur und Psychoanalyse. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2019.
  • AC = Andrea Capovilla: Entwürfe weiblicher Identität in der Moderne: Milena Jesenská, Vicki Baum, Gina Kaus, Alice Rühle-Gerstel. Studien zu Leben und Werk. Oldenburg: Igel 2004.
  • ARG 1924 = Alice Rühle-Gerstel: Freud und Adler. Elementare Einführung in Psychoanalyse und Individualpsychologie. Dresden: Am anderen Ufer 1924.
  • ARG 1928 = Alice Rühle-Gerstel: Gina Kaus: Die Verliebten. In: Die Literarische Welt 4, 51/52, 20.12.1928, S. 13f.
  • ARG 1929 = Alice Rühle-Gerstel: Gina Kaus: Die Verliebten. Toni, Eine Schulmädchenkomödie. In: Internationale Zeitschrift für Individualpsychologie 7, 3, Mai/Juni 1929, S. 69f.
  • BR 2004 = Bernd Rieken: Die Individualpsychologie Alfred Adlers und ihre Bedeutung für die Erzählforschung. In: Fabula 45, 1/2, Jänner 2004, S. 1–32.
  • BR 2011 = Bernd Rieken: Das „Böse“ im Menschen. Goethes Sicht auf Mephisto und Adlers Aufsatz über den Aggressionstrieb. In: ders.: (Hg.): Alfred Adler heute. Zur Aktualität der Individualpsychologie. Münster, New York: Waxmann 2011, S. 207–219.
  • BR/BS/TS = Bernd Rieken, Brigitte Sindelar und Thomas Stephenson (Hgg.): Psychoanalytische Individualpsychologie in Theorie und Praxis. Psychotherapie, Pädagogik, Gesellschaft. Wien: Springer 2011.
  • CK = Clara Kenner: Der zerrissene Himmel. Emigration und Exil der Wiener Individualpsychologie. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2007.
  • GK 1927 = Gina Kaus: Individual-Psychologie. In: Die Dame 55, 1, 1. Oktoberheft 1927, Beilage: Die losen Blätter, S. 16.
  • GK 1930 = Gina Kaus: Ein bißchen Psychoanalyse. In: Die Dame 57, 11, 2. Februarheft 1930, Beilage: Die losen Blätter, S. 175.
  • JB = Julia Bertschik: Die Dame. Illustrierte Modezeitschrift 1911–1943.
  • JBH = Joachim Bernd Hoefele: Individualpsychologie und Literatur. Zur Literaturästhetik Alfred Adlers und seiner Schule. Frankfurt/Main u. a.: Peter Lang 1986.
  • JF = Julia Freytag: Die Tochter Elektra. Eine verdeckte Figur in Literatur, Psychoanalyse und Film. Wien u. a.: Böhlau 2013, S. 161–177.
  • JR = Josef Rattner: Alfred Adler. [1972] Reinbek bei Hamburg, Rowohlt 91994.
  • JR/GD = Josef Rattner und Gerhard Danzer: Literatur und Psychoanalyse. Würzburg: Königshausen & Neumann 2010.
  • KK/GM = Katharina Kaminski und Gerald Mackenthun (Hgg.): Individualpsychologie auf neuen Wegen. Grundbegriffe – Individualpsychologie als angewandte Ethik – Psychotherapie – Charakterkunde. Würzburg: Königshausen & Neumann 1997.
  • LS 2001 = Leopold Schimmer: Individualpsychologische Literaturinterpretation. Alfred Adlers Individualpsychologie und ihr Beitrag zur Literaturwissenschaft. Frankfurt/Main u. a.: Peter Lang 2001.
  • LS 2003 = Leopold Schimmer: Psychopathologisches in der Literatur. Der Beitrag der frühen Individualpsychologie zur Klärung psychopathologischer Phänomene bei Dichtern, Dichtung und Publikum. In: Zeitschrift für Individualpsychologie 28, 2, 2003, S. 158–173.
  • MGH = Murray G. Hall: Österreichische Verlagsgeschichte 1918–1938. Bd. 2: Belletristische Verlage der Ersten Republik. Wien u. a.: Böhlau 1985.
  • MR = Markus Reitzenstein: „Bin ich ein überflüssiger Mensch?“ Konstitutive Merkmale des weiblichen Depressionsromans der Moderne anhand der prototypischen Beispiele Mela Hartwigs und Sylvia Plaths. In: Comparatio 8, 2016, 1, S. 119–141.
  • MW = Margarete Wagner: Brüchige Verhältnisse. In: Wiener Zeitung, 12.5.2012 (Online verfügbar).
  • OB = Oliver Brachfeld: Minderwertigkeitsgefühle beim Einzelnen und in der Gemeinschaft. Stuttgart: Klett 1953.
  • PW = Pit Wahl: Editorial. Literatur, Kunst und Kultur. In: Zeitschrift für Individualpsychologie 37, 2, 2012, S. 113–115.
  • RS = Rüdiger Schiferer: Alfred Adler. Eine Bildbiographie. München und Basel: Ernst Reinhardt 1995.
  • SP = Sarah Painitz: Lunacy and the Law: Mela Hartwig’s The Crime and The Fantastical Paragraph. In: Rebecca S. Thomas (Hg.): Crime and Madness in Modern Austria: Myth, Metaphor and Cultural Realities. Newcastle: Cambridge Scholars Publishing 2008, S. 117–135.
  • VA = Vreni Amsler: Veza Canetti im Kontext des Austromarxismus. Würzburg: Königshausen & Neumann 2017.
  • VH 2013 = Veronika Hofeneder: Der produktive Kosmos der Gina Kaus. Schriftstellerin – Pädagogin – Revolutionärin. Hildesheim: Olms 2013.
  • VH 2017 = Veronika Hofeneder: Männlicher Protest, Eifersucht und Rollenspiel – Individualpsychologische Einflüsse bei Gina Kaus. In: Zeitschrift für Individualpsychologie 42, 1, 2017, S. 7–21.
  • WF = Walter Fähnders: Über zwei Romane, die 1933 nicht erscheinen durften: Mela Hartwigs Bin ich ein überflüssiger Mensch? und Ruth Landshoff-Yorcks Roman einer Tänzerin. In: Axel E. Walter u. a. (Hgg.): Regionaler Kulturraum und intellektuelle Kommunikation vom Humanismus bis ins Zeitalter des Internet. Amsterdam: Rodopi 2005, S. 161–190.
Abbildungsverzeichnis
  • Abb. 1: Individualpsychologische Beratungsstellen, Neue Freie Presse, 15.10.1927, S. 7 [erste Spalte Mitte]. ANNO, Österreichische Nationalbibliothek, Wien.
  • Abb. 2: Alfred Adlers Artikelserie in: Neue Freie Presse, 13.6.1929, S. 12. ANNO, Österreichische Nationalbibliothek, Wien.
  • Abb. 3: Besprechung von Alfred Adlers Schriften in: Bildungsarbeit 9/10, 1920, S. 80. ANNO, Österreichische Nationalbibliothek, Wien.
  • Abb. 4: Cover Die Mutter 1, 2, 16.12.1924, ANNO, Österreichische Nationalbibliothek, Wien.
  • Abb. 5: Individualpsychologie und Musikunterricht. In: Die Stunde, 14.1.1932, S. 6. ANNO, Österreichische Nationalbibliothek, Wien.